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»Der Arzt wider Willen« ist eine der stimmungsvollsten und frischesten Komödien Molières und der erste Meilenstein unter seinen Arztkomödien. Martine will sich an ihrem Mann Sganarelle, ein Holzhacker, Rumtreiber und Trunkenbold, rächen, weil er sie verprügelt hat. Als ihr zwei Herren über den Weg laufen, die Hände ringend nach einem Arzt suchen, empfiehlt sie ihnen Sganarelle und behauptet, er wäre der besten Arzt der Welt, der sogar Tote zum Leben erwecken könne. Nur eine Macke hätte er: Er hält seine Kunst bedeckt. Nur mit einer Tracht Prügel könne man ihn dazu bringen, zuzugeben, dass er ein großer Arzt ist. Während er seiner Weinflasche ein Klagelied singt, erscheinen die Herren. Und nachdem er sich redlich geweigert hat, ein Arzt zu sein, bläuen ihm die beiden seine neue Rolle schmerzlich ein. Doch schon bald lernt er sie zu schätzen. Dieses ebook enthält: • eine vollständige Neuübersetzung des Origiinaltextes, • Textillustrationen zu verschiedenen Szenen, • eine ausführliche Zeittafel über das Leben Molières, • ein Nachwort mit weiteren Angaben zum Text und • ein detailliertes Inhaltsverzeichnis.
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Veröffentlichungsjahr: 2019
Molière
Der Arzt wider Willen
Eine Komödie in drei Akten
mit Illustrationen von Tony Johannot, Horace Vernet und anderen
aionas
(Le Médecin malgré lui)
Eine Komödie in drei Akten
(1666)
GÉRONTE, ein reicher Bürger
LUCINDE, seine Tochter
LÉANDRE, ihr Geliebter
SGANARELLE
MARTINE, Sganarelles Frau
HERR ROBERT, sein Nachbar
Valère, Verwalter des Géronte
LUCAS
JACQUELINE, Frau des Lucas und Amme bei Géronte
THIBAUT, Bauer
PERRIN, dessen Sohn
Ein Wald.
SGANARELLE, MARTINE.
Sie streiten miteinander.
SGANARELLE. Nein, ich sage dir, ich bin der Herr im Haus. Und du hast nicht dazwischen zu quatschen.
MARTINE. Und ich sage dir, dass du nach meiner Pfeife tanzen sollst. Ich habe dich nicht geheiratet, damit ich deine Dummheiten ertragen muss.
SGANARELLE. Ach, was ist das doch für eine Last, ein solches Weib zu haben! Aristoteles hat recht, wenn er sagt: Ein Weib ist schlimmer als der Teufel!
MARTINE. Da sehe mir einer den grundgescheiten Mann an! Was juckt mich dein dämlicher Aristoteles!
SGANARELLE. Ja, ja, ein grundgescheiter Mann! Das bin ich. Finde mir doch einmal einen Holzhacker, der wie ich über alles mitschwatzen kann, der sechs Jahre lang bei einem berühmten Arzt gedient hat und der schon als Knabe die Lateinfibel auswendig wusste!
MARTINE. Ach, hol dich der Henker, du dummer Halunke!
SGANARELLE. Soll dich doch der Henker holen, du Hexe!
MARTINE. Verflucht sei die Stunde, in der ich dir ja sagte!
SGANARELLE. Verflucht sei der Trottel von Notar, der mich mein Verderben unterschreiben ließ!
MARTINE. Ausgerechnet du beklagst dich? Jeden Augenblick sollst du Gott auf den Knien danken, dass du mich zur Frau bekommen hast? Verdienst du etwa eine Frau wie mich?
SGANARELLE. Ja wahrhaftig, du hast mir allzu viel Ehre angetan, das hab ich bereits in unserer Hochzeitsnacht bemerkt. Zum Henker auch! Bring mich nur ja nicht auf dieses Thema, ich könnte sonst Geschichten erzählen ...
MARTINE. Oha! Was könnte das denn sein?
SGANARELLE. Schon gut, lassen wir das Kapitel! Genug, dass wir wissen, was wir wissen. Es war ein großes Glück, dass du mich bekommen hast!
MARTINE. Was faselst du da von großem Glück, dass ich bekommen haben soll? Ein Kerl, der mich ins Armenhaus bringt, einen Vielfraß, einen Taugenichts, der alles verfrisst, was ich habe!
SGANARELLE. Das stimmt nicht, die Hälfte vertrinke ich.
MARTINE. Der mir Stück für Stück alles verkauft, was ich im Haus habe!
SGANARELLE. So lässt sich wirtschaftlicher leben.
MARTINE. Der mir sogar das Bett unterm Hintern weg verkauft hat!
SGANARELLE. Damit du früher aufstehen kannst.
MARTINE. Der mir nichts mehr im Haus gelassen hat!
SGANARELLE. So lässt es sich leichter umziehen.
MARTINE. Und der vom Morgen bis zum Abend nichts anderes tut, als spielen und saufen!
SGANARELLE. Na hör mal! Ich muss mir doch die Zeit vertreiben.
MARTINE. Und was soll ich indessen mit meinen Kindern anfangen?
SGANARELLE. Alles, was dir gefällt.
MARTINE. Vier kleine Kinder hängen mir am Hals.
SGANARELLE. Dann stell sie auf den Boden.
MARTINE. Die alle Augenblicke nach Brot schreien.
SGANARELLE. Dann gib ihnen die Rute. Wenn ich gut gegessen und getrunken habe, dann sollen auch alle anderen in meinem Hause satt werden.
MARTINE. Glaubst du etwas, dass dies ewig so weitergehen kann, du Säufer du?
SGANARELLE. Nur ruhig Blut, mein liebes Weib.
MARTINE. Soll ich mir deine Frechheit und deine dummen Streiche etwa bis in alle Ewigkeit gefallen lassen?
SGANARELLE. Lass uns nicht zu aufbrausend werden, mein liebes Weib.
MARTINE. gibt es denn ein Mittel, dich an deiner Pflichten zu erinnern?
SGANARELLE. Du weißt doch, mein liebes Weib, dass ich von Natur aus jähzorig bin und dass ich, wenn’s drauf ankommt, meine Faust einzusetzen weiß.
MARTINE. Zum Henker mit deinen Drohungen!
SGANARELLE. Mein liebes kleines Weiblein, Täubchen, dir scheint die Haut wieder einmal zu jucken!
MARTINE. Du wirst schon sehen, dass ich mich nicht vor dir fürchte!
SGANARELLE. Meine bessere Hälfte, willst du etwa ein Andenken von mir bekommen?
MARTINE. Glaubst du, dein Gerede macht mir Angst?
SGANARELLE. Liebster Gegenstand meiner Zärtlichkeiten, ich werde dich bei den Ohren packen!
MARTINE. Du Saufbold, du!
SGANARELLE. Du bekommst Keile!
MARTINE.