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Molières berühmte Komödie mit allen Vor- und Zwischenspielen, dem Epilog, einer Kurzbiografie und einer Interpretation des Texts. »Der eingebildete Kranke« ist eine der beliebtesten Komödien von Molière; es ist seine gründlichste Medizinkritik und Ärztesatire und schlichtweg die Komödie der Todesfurcht. Inhalt Argan leidet unter dem Wahn, krank zu sein, dabei erfreut er sich bester Gesundheit. Seine wahre Krankheit ist die Manie des Medizinierens und des blinden Vertrauens auf Ärzte und Arzneien. Er glaubt, dass man sich mithilfe der Medizin vor Krankheiten, ja selbst vor dem Tode schützen kann. Als seine Tochter Angélique Cléante heiraten möchte, will er dies verhindern, denn sie soll einen Arzt zum Mann nehmen. Seine zweite Frau Bélise erwartet derweil ungeduldig seinen Tod. Sie hat sich als aufopfernd fürsorgliche Gattin getarnt, damit er ihr sein ganzes Vermögen verschreibt. Argans Bruder Béralde und die Dienerin Toinette müssen geschickt zu Werke gehen, damit dem eingebildet Kranken endlich die Augen aufgehen. Das eBook enthält: • den vollständigen Text der Komödie, • alle Vor- und Zwischenspiele sowie den Epilog mit der Doktorpromotion, • Wort- und Sacherklärungen insbesondere zu lateinischen Phrasen, • ein ausführliches Nachwort zur Interpretation der Komödie und • eine ausführliche Zeittafel mit Angaben zur Biografie Molières.
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Veröffentlichungsjahr: 2019
Molière
Der eingebildete Kranke
Komödie in drei Aufzügen
Vollständige Textausgabe mit allen Vor- und Zwischenspielen sowie dem Epilog der Doktorpromotion und einem Kommenar zum Text
aionas
Molière
Der eingebildete Kranke
Komödie in drei Aufzügen
Argan, der eingebildet Kranke
Béline, die zweite Frau Argans
Angélique, Argans Tochter und Geliebte von Cléante
Louison, kleine Tochter Argans und Schwester von Angélique
Béralde, Argans Bruder
Cléante, Angéliques Geliebter
Dr. Diafoirus1, ein Arzt
Thomas Diafoirus, dessen Sohn und Bewerber um Angélique
Dr. Purgon2, Argans Arzt
Herr Fleurant3, ein Apotheker
Herr Bonnefoi4,ein Notar
Toinette, Dienstmädchen
Die Szene spielt in Paris.
Nach den ruhmvollen Mühen und siegreichen Erfolgen unseres erhabenen Monarchen ist es billig, dass alle, die die Feder führen, zu seiner Verherrlichung oder zu seiner Zerstreuung das Ihre beitragen. Dies wurde hier versucht, und der folgende Prolog ist der Entwurf eines Lobgesangs auf diesen hohen Fürsten und zwar als Ouvertüre zum Lustspiel vom eingebildeten Kranken, das zu seiner Erholung nach dieser glorreichen Unternehmung gedichtet wurde.
Die Szene stellt eine ländliche Gegend mit anmutiger Landschaft dar.
FLORA, PAN, CLIMENE, DAPHNE, TIRCIS, DORILAS, Zwei ZEPHIRE, Gruppe von Hirtinnen und Hirten.
Flora. Lasset eure Herden weiden;Schäfer, Schäferinnen, eilt!Kommt herbei; im Schatten dieser WeidenWird euch frohe Botschaft mitgeteilt,Die die Weiler füllt mit Freuden.Lasset eure Herden weiden;Schäfer, Schäferinnen, eilt,Sammelt euch im Schatten dieser Weiden.
Climene und Daphne.Schäfer, lass dein LiebesklagenHörst du? Flora ruft uns dort.
Tircis und Dorilas.Hartherzige, ein Wort!
Tircis. Soll der Hoffnung ewig ich entsagen?
Dorilas. Bleibst du unempfindlich fort und fort?
Climene und Daphne.Hört ihr? Flora ruft uns dort.
Tircis und Dorilas.Acht sprich ein Wort, ein einzig Wort!
Tircis. Muss ich denn ewig Sterbenspein ertragen?
Dorilas. Erreich’ ich niemals meines Glückes Port?
Climene und Daphne. Hört ihr? Flora ruft uns dort.
Ballettauftritt: Die Schäfer und Schäferinnen bewegen sich rhythmisch sich um Flora.
Climene. Welche Botschaft, hehre Göttin,Welche Freude kündest du?
Daphne. Alle brennen wir vor Neugier,Schmachtend hören wir dir zu.
Dorilas. Vor Erwartung seufzen wir.
Alle. Wir vergehn vor Spannung schier.
Flora. Höret denn und haltet Ruh'!Ihr seid erhört, der König kehrt zurück,Und seinen Spuren folgen Lieb’ und Glück;Beendet sind die schweren Sorgen wieder.Nichts widerstand des mächt’gen Armes Hieb.Die Waffen legt er nieder, Weil ihm kein Feind mehr blieb.
Alle. O liebliche Kunde!O fröhliche Stunde!Frohlockt und singt und lacht!So Großes ward vollbrachtDer Himmel hat unser gedacht.O liebliche Kunde!O fröhliche Stunde!
Zweiter Ballettauftritt: Die Schäfer und Schäferinnen drücken ihre Freude in Tänzen aus.
Flora. Auf! Entlockt den HirtenpfeifenTöne, süß, wie ihr nur könnt;Ludwigs Taten zu erheben,Ist als Stoff euch heut gegönnt.Bereitet euchZum Wettkampf gleich,Mit euren Weisen,Was in der SchlachtSein Arm vollbracht,Würdig zu Preisen.
Alle. Bereitet euchZum Wettkampf gleich,Ludwig zu preisen.
Flora. Zephir, mein Geliebter, wandEinen Kranz als Siegespfand,Er, der Es Blumenreich belebt.Und mit diesem krön' ich,Wer am würdigsten erhebtUnsern hehren König.
Climene. Sollte Tircis ihn gewinnen,
Daphne. Wenn ihn Dorilas erhält,
Climene. Lohn’ mit Liebe ich sein Minnen,
Daphne. Bin ich sein vor aller Welt.
Tircis. Holde Verheißung!
Dorilas. Beglückendes Wort!
Beide. Kann schönrer Stoff, kann süßere BelohnungEin Herz zur Tat begeistern?
Geigenspiel muntert die beiden Hirten zum Wettgesang auf. Flora setzt sich als Preisrichterin in den Schatten eines Baumes, rechts und links von ihr ein Zephir; die Schäfer und Schäferinnen gruppieren sich als Zuschauer umher.
Tircis. Wenn vom geschmolznen Schnee der Bergbach schwillt,Und er die Fluten schäumend rollt und wild,Gebietet nichts ihm Aufenthalt.Fort schwemmt er Dämme, Städte, Wald,Reißt Buren, Menschen, Herden mit sich,Unbändig stürzt die Wasserflut;Nicht minder ungestüm und hitzigFolgt Ludwig seinem Siegesmut.
Ballett: Die Schäfer und Schäferinnen auf Tircis' Seite tanzen um ihn herum, um ihm ihren Beifall auszudrücken.
Dorilas. Der Blitzstrahl, wenn er ans der DunkelheitDer schwarzen Wolke flammend sich entwindet,Verbreitet Furcht und Bangigkeit,Wohin er zuckt und Unheil kündet:So wirkt der Schrecken weit und breit,Der sich an Ludwigs Fahnen bindet.
Ballett: Die Schäfer und Schäferinnen auf Dorilas’ Seite tun desgleichen.
Tircis. Die Heldentaten, die die Griechen sangen,Sind übertroffen durch die Wirklichkeit,Ihr Glanz ist und ihr Ruhm vergangen;Und die Heroen jener Zeit,So hochberühmt in der Geschichte,Ihr Nachruf wird durch das zunichte,Was Ludwig unsern Augen beut.
Ballett: Die Schäfer und Schäferinnen auf Tircis’ Seite wiederholen ihre Kundgebung.
Dorilas. Was Ludwig leistet, ist so unerhört,Dass, was uns Sage und Geschichte lehrt,Uns heute leicht begreiflich scheint.Doch wer wird unsern Enkeln raten,Wenn sie des Königs HeldentatenIn den Annalen sehn vereint?
Ballett: Die Schäfer und Schäferinnen auf Dorilas’ Seite wiederholen ihren Tanz, worauf sich die beiden Gruppen vereinen.
Pan (tritt mit sechs Faunen auf). Lasst ab, ihr Schäfer, lasst von dem Beginnen!Wohin strebt euer Sinnen?Von Ludwigs Taten wollt ihr wohlAus den Schalmeien singen,Was auf der Leier selbst ApollMit seinem Sang so wundervollNur schwerlich könnt’ gelingen.Der Glut, die euch erfüllt, traut ihr zu sehr,Steigt himmelan mit wachsgefügten Schwingen,Um abzustürzen tief ins Meer.Um Ludwigs unerschrocknen Mut zu preisen,Ist keine Stimme zu gelehrt;Zu schildern ihn, bedarf’s der Hand der Weisen.Das Schweigen noch am besten ehrtDie Heldentat, die so sich mehrt.Freut seines stolzen Siegs euch anderweit;Von eurem Mund kann Loh ihm nicht genügen:Lasst ihn in seiner Herrlichkeit,Und denkt an fein Vergnügen.
Alle. Lasst ihn in seiner Herrlichkeit,Denkt nur an sein Vergnügen.
Flora. Um seine Tugend würdig zu erheben,Ist eurem Geist die Kraft versagt.Doch will ich gern den Preis euch beiden geben:Denn bei so hohem StrebenIst schon zu loben, wenn man wagt.
Ballettauftritt: Die beiden Zephire tanzen mit den beiden Blumenkränzen und reichen sie den Schäfern.
Climene und Daphne(die Schäfer bei der Hand fassend).Bei so erhobnem StrebenIst schon zu loben, wenn man wagt.
Tircis und Dorilas.Steht unserm Eifer solcher Lohn bereit?
Flora und Pan.Was man für Ludwig tut, ist nie vergebens.
Tircis und Dorilas.Zu dienen ihm, sei das Ziel unsres Lebens.
Flora und Pan.O glücklich, glücklich, wer sich ganz ihm weiht!
Alle. Lasst durch des Waldes HallenVereint die Stimmen schallen,Wie es gebeut die Zeit.Das Echo weckt und ruft ihm zu volltönig,Dass Ludwig ist der größte König,Und glücklich, glücklich, wer sich ganz ihm weiht.
Letzter Ballettauftritt: Faunen, Schäfer und Schäferinnen kommen alle zusammen und führen verschiedene Tanzspiele auf, dann bereiten Sie sich für das Lustspiel vor.
Die Szene stellt einen Wald dar.
Der Vorhang des Theaters hebt sich zu angenehmer Instrumentenalmusik. Eine Hirtin tritt auf und klagt ihr Liebesleid, sie fände kein Mittel, um ihr Leiden zu beenden. Fanne und Ägipane haben sich zu ihren Spielen und Vergnügungen zusammengefunden und treffen die Hirtin. Sie hören ihr Wehklagen und veranstalten ein illustres Spektakel.
All eure Heilkunst ruht ja nur auf Schein.Ihr eitlen Ärzte, bar an Wissen.Ihr heilt mit großen Worten und LateinDie Herzen nicht, die Leid zerrissen.All eure Heilkunst ruht ja nur auf Schein.Ich wage, ach! nicht zu gestehn,Wie schrecklich mich die Liebe peinigt,Dem Schäfer, der all das vereinigt,Was lindern würde meine Wehn.Zu euch kann ich um Rat nicht gehn;Ihr Ärzte könnt nichts gegen LiebespeinAll eure Heilkunst ruht ja nur auf Schein.Traut eurer Kunst das Volk auch ohne WankenUnd glaubt an eurer Mittel Wirksamkeit,Für meine Heilung werd’ ich nie euch danken,Ihr imponiert mit der GeschwätzigkeitNur eingebildet KrankenAll eure Heilkunst ruht ja nur aus Schein.Ihr eitlen Ärzte, bar an Wissen.Ihr heilt mit großen Worten und LateinDie Herzen nicht, die Leid zerrissen.All eure Heilkunst ruht ja nur aus Schein.
Argan(sitzt vor einem Tisch und revidiert mit Spielmarken die Rechnung seines Apothekers). Drei und zwei ist fünf und fünf ist zehn und zehn ist zwanzig; drei und zwei ist fünf. »Weiter, den Vierundzwanzigsten, ein insinuatives, präparatives und erweichendes kleines Klistier zur Schmeidigung, Anfeuchtung und Erfrischung der Eingeweide des Herrn.« Was mir an Herrn Fleurant, meinem Apotheker, besonders gefällt, ist, dass seine Rechnungen immer so höflich stilisiert sind. »Zur Erfrischung der Eingeweide des Herrn; dreißig Sous.« Ja; aber mein lieber Herr Fleurant, es ist nicht genug, dass man höflich ist; man muss auch billig sein und die Kranken nicht schinden. Ein Klistier dreißig Sous! Gehorsamer Diener, das habe ich Ihnen schon gesagt; Sie haben mir es in anderen Rechnungen mit zwanzig Sous angesetzt, und zwanzig Sous in der Apothekersprache bedeuten zehn; schreiben wir also zehn Sous. »Weiter, von selbigem Datum, ein gutes purifizierendes Klistier, nach Vorschrift zusammengestellt aus doppeltem Katholikon, Rhabarber, Rosenhonig und anderen Ingredienzen, um den Unterleib des Herrn auszufegen, zu spülen und zu reinigen, dreißig Sous.« Mit Ihrer Erlaubnis, zehn Sous. »Weiter, von selbigem Datum, ein hepatischer, soporativer und Schlaf bringender Julep6, um die Nachtruhe des Herrn zu verschaffen, fünfunddreißig Sous.« Gegen den Julep will ich nichts sagen, denn ich schlief vortrefflich darauf. Zehn, fünfzehn, sechzehn, siebzehn Sous und sechs Deniers. »Weiter, den Fünfundzwanzigsten, eine gute reinigende und stärkende Mixtur, bestehend aus frischer Quassia nebst levantischen Sennesblättern und anderen Ingredienzen nach der Verordnung von Herrn Dr. Purgon, um Herrn Argan die Galle auszuscheiden und zu vertreiben, vier Livres.« Ei, mein guter Herr Fleurant, das heißt die Leute zum Besten halten; man muss leben und leben lassen. Herr Purgon hat Ihnen nicht verordnet, vier Livres anzuschreiben: Seien Sie so gut und setzen Sie drei Livres. Zwanzig und dreißig Sous. »Weiter, dasselbe Datum, ein anodiner adstringierender Trank, um Herrn Argan eine wohlschlafende Nacht zu verschaffen, fünfunddreißig Sous.« Gut; zehn und fünfzehn Sous. »Weiter, am Sechsundzwanzigsten, ein karminatives Klistier, um Herrn Argan die Blähungen zu vertreiben, dreißig Sous.« Zehn Sous, Herr Fleurant. »Weiter, Herrn Argans Klistier, am Abend wiederholt, wie oben, dreißig Sous.« Zehn Sous, Herr Fleurant! »Weiter, am Siebenundzwanzigsten, eine wohltätige Medizin, um den Stuhlgang zu beschleunigen und Herrn Argan von seinen bösen Säften zu befreien, drei Livres.« Gut, zwanzig und dreißig Sous: es freut mich, dass Sie so billig sind. »Weiter, am Achtundzwanzigsten, eine Portion abgeklärte und versüßte Molke, um Herrn Argan das Blut zu mildern, zu besänftigen, abzukühlen und zu erfrischen, zwanzig Sous.« Gut, schreiben wir zehn Sous. »Weiter, ein herzstärkender und präservativer Trank, versetzt mit zwölf Gran Bezoar, Sirup von Limonen und Granatäpfeln und allerlei anderen Zutaten, nach Vorschrift, fünf Livres.« Sachte, sachte, mein lieber Herr Fleurant, wenn es gefällig ist; wenn Sie so mit den Leuten umgehen, wer wird denn da noch krank sein wollen? Begnügen Sie sich mit vier Franken; zwanzig und vierzig Sous. Drei und zwei macht fünf und fünf macht zehn und zehn macht zwanzig; dreiundsechzig Livres, vier Sous, sechs Deniers. Folglich hätte ich denn in diesem Monat gebraucht: eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht Mixturen und eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf Klistiere; und letzten Monat waren es zwölf Mixturen und zwanzig Klistiere. Da ist es natürlich kein Wunder, wenn ich mich diesen Monat weniger wohlfühle als im vorigen. Ich muss es Herrn Purgon sagen, damit er beizeiten vorbeugt. Heda! Räumt mir das alles hier weg. (Er bemerkt, dass niemand kommt und niemand im Zimmer ist.) Niemand hier! Ich mag noch soviel sagen, sie lassen mich immer allein; da hilft nichts, sie lassen sich nicht halten. (Er schellt mit einer Handklingel nach seinen Leuten.) Niemand hört mich, und meine Klingel ist nicht laut genug. (Er schellt ein weiteres Mal.) Da rührt sich nichts. (Schellt abermals.) Sie sind alle taub! Toinette! (Schellt so laut er kann.) Gerade als wenn ich gar nicht klingelte. Spitzbübin! Galgenbrut! (Bemerkt, dass er vergeblich läutet.) Aus der Haut möchte man fahren! (Er schellt nicht mehr, sondern schreit.) Klingling, klingling, klingling! Zum Teufel mit dir, du Rabenaas! Gehört es sich denn, einen armen Kranken so allein zu lassen? Klingling, klingling, klingling! Das ist doch wahrhaftig zum Erbarmen. Klingling, klingling, klingling! Ach, du lieber Gott! Sie werden mich hier sterben lassen! Klingling, klingling, klingling!
Argan, Toinette.
Toinette (das Zimmer betretend). Ich komme schon!
Argan. Warte, du Göre! Warte, du Spitzbübin!
Toinette(stellt sich, als habe sie sich an den Kopf gestoßen). Zum Teufel mit Ihrer Ungeduld! Sie hetzen einen so ab, dass ich mich draußen gewaltig mit der Stirn am Fensterladen gestoßen habe.
Argan(zornig). Ah, du Ausbund ...!
Toinette(unterbricht ihn, um ihn am Schimpfen zu hindern, und beklagt sich fortwährend und murrt). Pah!
Argan. Es ist schon ...
Toinette. Pah!
Argan. Schon mindestens eine Stunde ...
Toinette. Pah!
Argan. Dass ich hier allein ...
Toinette. Pah!
Argan. Schweig doch, Spitzbübin, ich will dir die Leviten lesen.
Toinette. Nun ja, bei meiner armen Seele! Das kommt mir gerade noch recht, nachdem ich mir eben so wehgetan habe!
Argan. Deinetwegen schrei ich mir den Hals heiser, du Aas?
Toinette. Und ich habe mir Ihretwegen den Kopf zerstoßen; das ist wohl eines so schlimm wie das andere. Wenn es Ihnen recht ist, wollen wir es miteinander aufwiegen.
Argan. Was, du Spitzbübin ...
Toinette. Wenn Sie weiterschimpfen, weine ich.
Argan. Mich allein zu lassen, Verräterin ...
Toinette (weiter, um ihn zu unterbrechen). Pah!
Argan. Was! Du Kröte, du willst ...
Toinette. Pah!
Argan. Was! Soll ich auch nicht einmal die Freude haben, dich auszuschimpfen?
Toinette. Meinetwegen, schimpfen Sie nur immer, soviel Sie Lust haben.
Argan. Du lässt mich ja gar nicht dazu kommen, Hündin, du fällst mir alle Augenblicke ins Wort.
Toinette. Wenn Sie die Freude haben zu schimpfen, so ist es doch nur billig, dass ich mir das Vergnügen mache zu klagen. Jedem das Seine, so gehört es sich. Pah!
Argan. Kann es denn sein, dass man sich alles gefallen lassen muss.