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Molières „Der Menschenfeind“ – Ein zeitloses Meisterwerk über Ehrlichkeit, Liebe und Gesellschaft
Tauchen Sie ein in Molières brillante Komödie Der Menschenfeind – ein Stück, das mit scharfem Witz und treffsicherer Gesellschaftskritik bis heute begeistert.
Alceste, der Titelheld, verachtet die Heuchelei seiner Mitmenschen und schwört radikale Ehrlichkeit. Doch was passiert, wenn er sich ausgerechnet in die charmante, aber kokette Célimène verliebt, die genau das verkörpert, was er verabscheut? Zwischen satirischen Dialogen, amüsanten Missverständnissen und tiefgründigen Reflexionen über Moral entfaltet sich ein unterhaltsames Drama, das aktueller nicht sein könnte.
Ob als unterhaltsame Lektüre oder als tiefsinnige Gesellschaftsanalyse – dieses eBook gehört in jede Bibliothek!
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Molière
Der Menschenfeind
Komödie in fünf Aufzügen
Illustrierte Ausgabe
aionas
VORWORT
PERSONEN
ERSTER AKT
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
ZWEITER AKT
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
DRITTER AKT
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
VIERTER AKT
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
FÜNFTER AKT
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
ZEITTAFEL
FUSSNOTEN
IMPRESSUM
Was passiert, wenn ein Mann beschließt, sich nie wieder anzupassen, zu taktieren oder zu schmeicheln? Er wird zum Menschenfeind. Alceste, die Hauptfigur von Molières brillanter Komödie "Der Menschenfeind", ist genau das: ein Mann, der die Gesellschaft zutiefst verachtet – und sich dennoch nicht von ihr lösen kann. Das Ergebnis ist eine der scharfsinnigsten und zugleich tragikomischsten Figuren, die Molière je geschaffen hat.
Uraufgeführt 1666, ist "Der Menschenfeind" eine Abweichung von Molières sonst eher turbulenten Komödien. Es gibt keine Verkleidungen, keine wilden Intrigen – stattdessen ein scharfer, fast schon bitterer Blick auf die Gesellschaft und ihre scheinheilige Höflichkeit. Alceste hasst jede Form von Heuchelei, doch dummerweise liebt er Célimène, eine Frau, die mit genau diesen gesellschaftlichen Spielen brilliert. Sein unermüdliches Streben nach Wahrheit prallt auf eine Welt, die auf Lügen, Schmeichelei und strategischem Schweigen aufgebaut ist – und natürlich ist klar, wer am Ende den Kürzeren zieht.
Das Faszinierende an Alceste ist, dass er einerseits völlig überzogen wirkt, andererseits aber genau den Nerv trifft: Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, die Maskerade der Gesellschaft mit einem wütenden Monolog zu zerreißen? Doch während Alceste sich in seiner radikalen Aufrichtigkeit verstrickt, zeigen die anderen Figuren, dass ein wenig Diplomatie oft der klügere Weg ist. Die Welt gehört eben nicht den Prinzipienreitern, sondern denen, die wissen, wann sie eine Wahrheit besser für sich behalten.
Molière lässt die Zuschauer in einem spannenden Zwiespalt zurück: Ist Alceste ein tragischer Held oder einfach nur ein unerträglicher Nörgler? Ist Célimène bewundernswert klug oder schlicht berechnend? "Der Menschenfeind" ist kein einfaches Lustspiel, sondern eine feinfühlige Gesellschaftssatire, die zeigt, dass absolute Ehrlichkeit ebenso absurd sein kann wie völlige Verstellung. Es ist eine Komödie, die vielleicht mehr zum Nachdenken als zum lauten Lachen anregt – aber gerade das macht sie zu einem der faszinierendsten Werke Molières.
So bleibt am Ende die Frage: Ist es besser, ehrlich und einsam oder angepasst und beliebt zu sein? Molière gibt darauf keine klare Antwort – aber er zeigt mit scharfer Ironie, dass die Wahrheit manchmal schwerer zu ertragen ist als die schönste Lüge.
Der Menschenfeind
Komödie in fünf Akten(1665)
ALCESTE
PHILINTE, sein Freund
ORONTE
CÉLIMÈNE
ÉLIANTE, ihre Cousine
ARSINOÉ, ihre Freundin
ACASTE,
CLITANDRE, Marquis
BASQUE, Diener von Célimène
Ein Botedes Marschallamtes
DU BOIS, Diener von Alceste
Schauplatz: Paris, in Haus von Celimene
PHILINTE, ALCESTE.
PHILINTE. Was ist? Was gibt es?
ALCESTE. Lassen Sie mir Ruh!
PHILINTE. Nein wahrlich, welche sonderbare Grille ...?
ALCESTE. Sie sollen gehn, sofort; das ist mein Wille.
PHILINTE. Eh’ man sich ärgert, hört man doch erst zu.
ALCESTE. Ich will mich ärgern und ich will nichts hören.
PHILINTE. Wo soll nur dieser wilde Zorn hinaus?Die beste Freundschaft muss es stören,Wenn ...
ALCESTE (steht schnell auf). Ich Ihr Freund? Nein, streichen Sie mich aus!Das Band, das uns gefesselt, ging in Stücke;Nachdem sich heut verraten hat Ihr Sinn,Erklär ich, dass ich nicht Ihr Freund mehr binUnd nichts gemein will haben mit der Tücke.
PHILINTE. Was ist’s denn, was Sie mir so übel nehmen?
ALCESTE. Fürwahr, zu Tode sollten Sie sich schämen.Ein solches Tun verdient das schärfste Wort,Muss jeden Ehrlichen in Harnisch bringen! Ich sehe, wie Sie jenen Menschen dortMit Artigkeit und Süßigkeit umringen;Sie häufen auf dies feurige BetragenBeteuerungen, Anerbieten, SchwüreUnd können mir, nachdem er aus der Türe,Nicht einmal seinen Namen sagen.Verschwunden ist das herzliche Gefühl;Sie reden über ihn gleichgültig kühl.Potz Wetter, das ist elend, feig, gemein,Die eigne Seele so mit Schmutz zu mengen,Und sollte mir das widerfahren sein,Ich eilte, mich vor Ekel aufzuhängen.
PHILINTE. Je nun, mir scheint der Fall nicht hängenswert;Ich bitte Sie recht freundlich um die Liebe,Dass mir für diesmal Gnade widerfährt,Und dass ich’s mit dem Hängen noch verschiebe.
ALCESTE. Wie schlecht doch dies Gewitzel Ihnen steht!
PHILINTE. Im Ernst, ich weiß nicht, was Sie wollen.
ALCESTE. Die Wahrheit will ich; dem CharaktervollenEntschlüpft kein Wort, das nicht von Herzen geht.
PHILINTE. Wenn jemand uns mit Freundesgruß begegnet,Dann mein’ ich, dass man sich erkenntlich zeigt,Zu seiner Liebenswürdigkeit nicht schweigtUnd ihn für seinen Segen wieder segnet.
ALCESTE. Unleidlich ist mir dieser feige Schacher,Den ihr zum guten Ton gehören lasst!Nichts ist mir so im Innersten verhasstWie diese kunstgerechten Phrasenmacher,Die Schmeichler, stets zum Liebesgruß bereit,Die uns mit leerem Redeschwall bedecken,Die mit derselben süßen HöflichkeitDen ernsten Mann behandeln wie den Gecken.Was frommt es noch, wenn jemand hoch und hehrUns Treue schwört, Hingebung, Freundesglut,Mit Lob uns überschüttet und nachherDem ersten besten Tropf ein Gleiches tut?Wer noch gesund empfinden kann,Der dankt für solche feilgebotnen Ehren,Und wenn sie noch so überschwänglich wären,Er teilt nicht gern mit jedermann.Auf ein Verdienst muss sich Verehrung gründen;Wer jeden achtet, achtet keinen;Und weil auch Sie der Knecht sind dieser Sünden,Drum sind wir fertig, ein für alle Mal.Mir widerstrebt’s, mich Leuten zu vereinen,Die sich verschenken ohne Wahl.Ich fordere, dass man mich höher stellt;Der Allerweltsfreund kann mir nicht genügen.
PHILINTE. Wir leben doch nun einmal in der Welt,Und ihren Sitten müssen wir uns fügen.
ALCESTE. Brandmarken, sag ich, muss man ohn ErbarmenDies falsche Händedrücken und Umarmen.Ein Mann sei männlich und in jedem FallSoll er in seinem Wort sein Denken spiegeln;Nie soll des Herzens echter WiderhallMit leeren Floskeln sich verriegeln.
PHILINTE. Doch was die Offenheit zum Lohn erhält,Ist meistenteils Verfolgung und Gelächter,Und manches Mal, Herr Weltverächter,Verlangt die Klugheit, dass man sich verstellt.Ists schicklich, ist es wohlerzogen,Wenn man zu jedermann die Wahrheit spricht?Und wenn ich einem Menschen nicht gewogen,Soll ich es ihm bekennen ins Gesicht?
ALCESTE. Ja!
PHILINTE. Würden Sie der alten Schönheit sagen,Dass es in ihren Jahren nur empört,Wenn Frau’n sich schminken und kokett betragen?
ALCESTE. Gewiss!
PHILINTE. Dem Dorilas, wie sehr es jeden stört,Wenn er bei Hof mit prahlender BetonungVon seinen Taten, seinen Ahnen spricht?
ALCESTE. Jawohl!
PHILINTE. Sie scherzen.
ALCESTE. Nein, ich scherze nichtUnd kenn in diesem Punkte keine Schonung.Was Hof und Stadt mir vor die Augen brachte,Reizt mir die Galle, raubt mir meinen Schlummer,Und Schwermut überfällt mich, tiefer Kummer,Wenn ich das Treiben dieser Welt betrachte.Ich sehe, wie ich meinen Blick auch schärfe,Nur Unrecht, Selbstsucht, Lüge, falschen Sinn;Mir wird’s zu viel; es macht mich toll; ich werfeDem ganzen Menschenvolk den Handschuh hin.