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Molières „Der Geizige“ – Wenn Geld wichtiger ist als alles andere (sogar die Familie!)
Ein Mann. Ein Schatz. Ein Chaos: Harpagon liebt sein Geld – und zwar mehr als seine Kinder, mehr als gutes Essen und definitiv mehr als den Gedanken, auch nur einen einzigen Cent auszugeben. Doch als sein Sohn und seine Tochter sich verlieben und dabei seine knauserigen Heiratspläne durchkreuzen, gerät seine geordnete Welt ins Chaos.
Familienkrise mit Lachgarantie!
Während Harpagon um seine geliebte Schatztruhe bangt, spinnen seine Kinder, ihre heimlichen Liebsten und ein paar listige Diener ein Netz aus Intrigen. Missverständnisse, irrwitzige Wendungen und Molières unnachahmlicher Witz machen dieses Stück zu einer der besten Komödien aller Zeiten.
Jetzt als eBook – garantiert preiswert! (Harpagon würde es trotzdem nicht kaufen.)Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Molière
Der Geizige
Komödie in fünf Akten
aionas
VORWORT
PERSONEN
ERSTER AKT
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
ZWEITER AUFZUG
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
DRITTER AUFZUG
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene
Siebente Szene
Achte Szene
Neunte Szene
VIERTER AUFZUG
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene
Siebente Szene
FÜNFTER AUFZUG
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene
ZEITTAFEL: MOLIÈRE-BIOGRAFIE
IMPRESSUM
Geld allein macht nicht glücklich, aber es bringt einen immerhin in die delikate Lage, sich sein eigenes Unglück leisten zu können – oder, im Falle Harpagons, es mit eiserner Faust zu bewachen. "Der Geizige" ist eine der köstlichsten und zugleich bissigsten Komödien Molières, eine meisterhafte Demaskierung der menschlichen Besessenheit vom Mammon. Hier begegnen wir einem Mann, der sich nicht an Reichtum erfreut, sondern in ständiger Angst lebt, ihn zu verlieren. Eine tragische Ironie, die Molière mit all der Eleganz, Boshaftigkeit und Treffsicherheit eines wahren Bühnenzauberers inszeniert.
Uraufgeführt 1668, verbindet "Der Geizige" klassische Motive der Commedia dell’arte mit der feinsinnigen Gesellschaftssatire, für die Molière berühmt ist. Harpagon, der titelgebende Geizhals, ist nicht bloß ein wohlhabender Mann mit einer Vorliebe für Sparsamkeit – er ist das personifizierte Horten, ein wandelnder Tresor mit menschlichem Antlitz, dessen Herz enger geschnürt ist als seine prall gefüllte Geldkassette. Sein größtes Problem? Dass seine eigenen Kinder sich erdreisten, ihre Zukunft nicht nach der Rentabilitätslogik des Familienoberhauptes auszurichten. Die Liebe steht gegen den Profit, und Harpagon kämpft mit Zähnen, Klauen und einem schier endlosen Strom an Misstrauen gegen den drohenden finanziellen und moralischen Bankrott.
Die Tragikomik des Stücks liegt darin, dass Harpagon nicht etwa ein Monster ist, sondern ein Mensch, dessen Besessenheit ihn zur Karikatur seiner selbst macht. Seine Ängste, seine Schrullen, seine verzweifelten Versuche, sein Geld vor Dieben, der Familie und sogar sich selbst zu schützen – all das ist nicht nur zum Lachen, sondern auch von beunruhigender Aktualität. In einer Welt, in der das Streben nach Besitz oft das Menschliche verdrängt, bleibt Harpagon ein unsterbliches Symbol für jene, die über das Horten das Leben vergessen.
"Der Geizige" ist also weit mehr als eine einfache Komödie über einen geldgierigen Alten. Es ist eine durch und durch kluge, spöttische und scharfsichtige Auseinandersetzung mit der ewigen Frage: Wann wird der Besitz zum Besitzer? Molières Genie besteht darin, aus einer erbärmlichen Tragödie eine strahlende Komödie zu machen – und damit das Publikum in eben jener Doppeldeutigkeit zu fesseln, die sein Werk so einzigartig macht. Lachen und Nachdenken gehen hier Hand in Hand, während sich die Münzen in Harpagons Gedanken unaufhörlich klappernd drehen.
Am Ende bleibt der Reichtum sicher verwahrt – aber zu welchem Preis? Molière gibt darauf eine Antwort, die ebenso unterhaltsam wie nachdenklich stimmt: Wer sein Herz an den Mammon verkauft, bleibt am Ende womöglich nicht reicher, sondern nur ärmer an Leben.
Molière
Der Geizige
Komödie in fünf Akten
(1668)
HARPAGON, Vater von Cleant und Élise, in Mariane verliebt
CLÉANTE, Sohn von Harpagon, Geliebter von Mariane
ÉLISE, Tochter von Harpagon, Geliebte von Valer
VALÈRE, Sohn von Anselm, Geliebter von Élise
MARIANE, Geliebte von Cléante, von Harpagon geliebt
ANSELME, Vater von Valer und Mariane
FROSINE, Heiratsvermittlerin
MEISTER SIMON, Makler
MEISTER JACQUES, Kutscher und Koch von Harpagon
LA FLÈCHE, Diener von Cleant
FRAU CLAUDE, eine Magd im Hause Harpagons
BRINDAVOINE, LA MERLUCHE, Lakaien Harpagons
Ein POLIZEIKOMMISSAR und sein SCHREIBER
Die Szene spielt in Paris.
VALERE, ÉLISE.
VALÈRE. Wie, meine bezaubernde Élise, Sie sind betrübt, nachdem Sie eben die Güte hatten, mir Ihre Treue zu schwören? Ach, seh ich Sie, mitten in meiner Freude seufzend? Tut es Ihnen leid, mich glücklich gemacht zu haben? Und bereuen Sie das Versprechen, zu dem meine Leidenschaft Sie überredet hat?
ÉLISE. Nein, Valère, ich kann nichts bereuen, was ich für Sie getan habe. Ich fühle mich durch eine allzu sanfte Gewalt dazu hingezogen, und will nicht einmal wünschen, dass dies alles nicht geschehen ist. Aber wenn ich Ihnen die Wahrheit gestehen soll, die Zukunft beunruhigt mich, und ich fürchte manchmal, dass ich Sie mehr liebe, als ich sollte.
VALÈRE. Aber, Élise, was können Sie bei Ihrer Güte zu mir befürchten?
ÉLISE. Ach, hundert Dinge gleichzeitig: den Zorn meines Vaters, die Vorwürfe der Familie, das Urteil der Gesellschaft; mehr aber als dies alles, Valère, die Wandelbarkeit Ihres Herzens und die schnöde Kälte, mit der ihr Männer so oft die zu warmen Äußerungen einer unschuldigen Zuneigung vergeltet.
VALÈRE. Um alles in der Welt, tut mir nicht das Unrecht an, mich nach anderen zu beurteilen. Traut mir alles Mögliche zu, teure Élise, nur nicht, dass ich meine Pflicht Ihnen gegenüber vergessen könnte. Dazu liebe ich Sie zu sehr, und meine Liebe wird nur mit meinem Leben enden!
ÉLISE. Ach, Valère, das sagt jeder. Alle Männer gleichen sich in ihren Reden und nur ihre Taten unterscheidet sie.
VALÈRE. Wenn wir nur an unseren Taten erkannt werden, so wartet wenigstens, bis Sie mein Herz nach meinem Tun beurteilen können, und lassen Sie Ihre ungerechtfertigte Furcht, die nur auf einer unglücklichen Vorausschau beruht, mir nicht Verbrechen andichten, die meiner Seele fernliegen. Erspart mir, ich bitte Sie, die tödlichen Hiebe eines kränkenden Verdachts, und gönnt mir Zeit, Sie durch tausend und aber tausend Beweise von der Aufrichtigkeit meiner Liebe zu überzeugen.
ÉLISE. Wie leicht lässt man sich überreden, wenn man liebt! Ja, Valère, ich halte Sie für unfähig, mich zu betrügen. Ich glaube, dass Sie mich wirklich lieben und mit treu bleiben werden, ich will nicht länger zweifeln und meinen Kummer auf die Angst vor dem Tadel beschränken, der mich treffen wird.
VALÈRE. Warum aber sich Sorgen machen?
ÉLISE. Zu sorgen hab ich nicht, Valère, wenn die ganze Welt Sie mit meinen Augen betrachtete; und ich finde in Ihrer Person die besten Gründe für mich, zu handeln, wie ich es tue. Meine Herzenswahl wird gerechtfertigt durch Ihr Verdienst und stützt sich außerdem auf eine Dankbarkeit, zu der der Himmel selbst mich Ihnen gegenüber verpflichtet hat. Jede Stunde denke ich an die entsetzliche Gefahr, in der wir uns zuerst einander begegneten; an die bewundernswürdige Güte, mit der Sie Ihr Leben wagten, um das meinige den tobenden Wellen zu entreißen; an die zärtliche Sorgfalt, die Sie mir erwiesen haben, nachdem Sie mich aus den Fluten retteten, und an das fortdauernd dargebrachte Erweisen Ihrer Liebe, die weder Zeit noch Schwierigkeiten erschüttern konnten, und die Sie dazu gebracht hat, Eltern und Heimat zu vergessen und hier zu bleiben. Sind Sie doch, um mich sehen zu können, so weit gegangen, eine Anstellung im Haus meines Vaters anzunehmen! Das alles musste einen unwiderstehlichen Eindruck auf mich machen und ist in meinen Augen mehr als hinreichend, um das Gelöbnis zu rechtfertigen, in das ich gestern eingewilligt habe; aber es genügt vielleicht nicht für die anderen, und ich bin nicht sicher, ob diese meine Ansichten gutheißen werden.
VALÈRE. Von allem, was Sie eben gesprochen haben, ist es nur meine Liebe, durch die ich hoffe, Ihnen etwas zu bedeuten; und was Ihre anderen Zweifel betrifft, sorgt leider Ihr Vater selbst am Besten dafür, Sie vor der ganzen Welt zu rechtfertigen; denn sein übertriebener Geiz und die Strenge, mit der er seine Kinder behandelt, könnten noch ganz andere Dinge entschuldigen. Verzeihen Sie mir, geliebte Élise, wenn ich so vor seiner Tochter spreche. Sie wissen, man kann ihn in dieser Beziehung kein Lob aussprechen. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, meine Eltern wiederzufinden, und wenn mir das gelingt, wird es nicht schwer sein, ihn für uns zu gewinnen. Ich erwarte mit Ungeduld Nachrichten von ihnen und will, wenn diese nicht bald eintreffen, mich selbst aufmachen, um sie mir zu holen.
ÉLISE. Ach, Valère, ich bitte Sie, verlassen Sie mich nicht und denken Sie nur daran, sich die Gunst meines Vaters zu verdienen.
VALÈRE Sie sehen ja, wie mir es bisher gelungen ist und durch welche geschickte Nachgiebigkeit ich es durchgesetzt habe, in seinen Dienst zu kommen; wie ich unter der Maske gleicher Zuneigungen und Gesinnungen es dahin gebracht habe, ihm zu gefallen, und welche Rolle ich täglich spiele, um mir seine Gewogenheit zu sichern. Ich habe auch schon die überraschendsten Fortschritte in seiner Gunst gemacht und überzeuge mich, dass es kein besseres Mittel gibt, sich bei den Menschen beliebt zu machen, als mit ihren eigenen Ansichten vor ihnen schön zu tun, ihre Grundsätze zu verteidigen, ihre Fehler zu vergöttern und alles zu bewundern, was sie tun. Man braucht nicht zu fürchten, diese Schmeichelei könnte ihnen übertrieben erscheinen; die Art, wie man sie zum Besten gibt, mag noch so augenscheinlich sein, selbst die Klügsten sind einem Schmeichler gegenüber überaus verblendet, und es gibt nichts so Geschmackloses und Lächerliches, das sie nicht schlucken, wenn man es mit Lob würzt. Sicher kommt die Ehrlichkeit bei solchem Tun, das ich jetzt treibe, ein wenig zu kurz; doch wenn man die Menschen braucht, muss man sich schon nach ihnen richten; und da man sie nur auf diese Weise gewinnen kann, sind nicht die Schmeichler die Schuldigen, sondern sie selbst, die nach Schmeicheleien lechzen.
ÉLISE. Warum bemüht Ihr Euch aber nicht auch um die Unterstützung meines Bruders; schon für den Fall, dass die Magd unser Geheimnis verrät?
VALÈRE. Das lässt sich nicht vereinigen; Vater und Sohn sind in ihrer Gesinnung so überaus verschieden, dass es mir unmöglich scheint, sich mit beiden gutzustellen. Sie aber tun das Ihrige bei Ihrem Bruder, und benutzt seine Freundschaft für Sie, um ihn für unsere Interessen zu gewinnen. Er kommt und ich entferne mich. Der Augenblick ist günstig; sprechen Sie mit ihm, doch sagen Sie ihm nur über unser Verhältnis, was Sie für notwendig erachten.
ÉLISE. Ich weiß noch nicht, ob ich den Mut haben werde, es ihm anzuvertrauen.
CLÉANTE, ÉLISE.
CLÉANTE. Es ist gut, Sie allein zu treffen, Schwester, denn ich konnte es nicht erwarten, mit Ihnen zu sprechen, um Ihnen ein Geheimnis zu offenbaren.
ÉLISE. Ich bin ganz Ohr, lieber Bruder. Was haben Sie mir zu sagen?
CLÉANTE. Sehr viel, Schwester. Und doch umschließt das alles ein einziges Wort: Ich liebe.
ÉLISE. Sie lieben?
CLÉANTE. Ja, ich liebe. Ehe ich aber fortfahre, ich weiß, dass ich einen Vater habe, von dem ich abhänge, und dass der Name Sohn mich seinem Willen unterwirft; dass wir unser Herz nicht ohne die Einwilligung unsrer Eltern verschenken dürfen; dass der Himmel sie als Gebieter über unsere Wünsche eingesetzt hat, und dass es unsere Pflicht ist, uns ihrer Führung zu überlassen; dass sie, von keiner törichten Leidenschaft beherrscht, in der Lage sind, sich weit weniger als wir selbst zu täuschen, und viel besser zu beurteilen, was uns frommt; dass wir uns sicherer auf ihre Einsicht und ihr Urteil verlassen können, als auf unsere blinde Leidenschaft, und dass die stürmische Heftigkeit der Jugend uns nur zu oft in die gefährlichsten Abgründe stürzt. Das alles sage ich Ihnen, meine gute Schwester, damit ich Ihnen die Mühe erspare, es mir zu sagen, denn meine Liebe will nichts hören, und ich bitte Sie, mich mit allen Gegenvorstellungen zu verschonen.
ÉLISE. Haben Sie sich schon mit Ihrer Geliebten verlobt, Bruder?
CLÉANTE. Nein, aber ich bin dazu entschlossen, und ich beschwöre Sie noch einmal, kommen Sie mir nicht mit Gründen, um mir’s auszureden.