Auch schöne Frauen müssen sterben - Franz von Falkenstein - E-Book

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Franz von Falkenstein

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Zwei mäßig erfolgreiche Künstler in San Francisco steigen ins Zuhältergewerbe ein. Am Anfang beschäftigen sie nur eine Dame, doch schnell werden es mehr und die Kunst wird in finanzieller Hinsicht nur noch nebensächlich. Doch dann verkomplizieren echte Gefühle zu einer Angestellten die Arbeit. Ein Zuhälter kann sich so etwas wahrlich nicht leisten und die Lage eskaliert.

In der Reihe "Schnelles Geld" erscheinen voneinander unabhängige, abgeschlossene Erzählungen, in denen Verbrecher im Mittelpunkt stehen. Das Leitmotiv liegt dabei auf möglichst schnellem Gelderwerb, wobei Planung und Durchführung genauestens geschildert werden.

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Franz von Falkenstein

Auch schöne Frauen müssen sterben

Schnelles Geld 4

Die auf dem Titelbild dargestellte Person steht in keinem Zusammenhang mit dem Romantitel und dem Inhalt dieses Kurzromans.BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorwort

Liebe Leser,

zwei Maler befinden sich in arger Geldnot, weil sie nur von Kunstbanausen umgeben sind - das ist in der Literatur auch nicht recht viel anders, aber das wissen die beiden natürlich nicht. Doch auch sie müssen sich etwas einfallen lassen, um ihre Ausgaben zu decken. Dem einen kommt die Idee, sein Atelier auf Provisionsbasis an eine Prostituierte zu vermieten. Daraus entwickelt sich der Einstieg in die Zuhälterei. Ob das gut gehen kann?

 

Band 5 dieser Reihe wird Ende Dezember erscheinen und rechtzeitig zur Feier des heiligen Abends gratis veröffentlicht werden. Das ist dann sozusagen mein Weihnachtsgeschenk an meine Leser. Worum es dabei geht, das soll eine Überraschung bleiben. In jedem Fall um Verbrechen, denn sonst wäre die "Stille Zeit" wohl doch etwas zu ruhig. An dieser Stelle wünsche ich viel Freude beim Schmökern des vorliegenden Kurzromans, denn der ist fertig, während der nächste erst fertiggeschrieben werden muß, damit er bis Weihnachten auch wie versprochen fertig ist.

Der Autor

Auch schöne Frauen müssen sterben

Es war einer jener zahlreichen Abende, die Frank und ich in seinem Atelier in Tenderloin verbrachten. Wir trafen uns eigentlich meistens bei ihm, was primär daran lag, daß es bei mir immer ziemlich chaotisch aussah, wodurch man kaum einen freien Sitzplatz fand. Dadurch hatte sich das so eingebürgert, daß er mich meistens anrief und fragte, ob ich Bock hätte, auf einen Sprung vorbei zu kommen. Wie so oft debattierten wir auch an diesem Tag über unsere Kunst, tranken Bier dazu und ergossen uns in hochtrabende Ausführungen zur Malerei im Allgemeinen, unserer eigenen im Speziellen.

„Das neue Gemälde, an dem du arbeitest, das hat was“, meinte ich anerkennend. „Diese Kombination aus Farbtiefe und schrägem Lichteinfall, das ist sehr gelungen.“

„Ja, ich denke, das habe ich ganz gut hinbekommen. Mir bereiten die Häuser im Hintergrund etwas Schwierigkeiten. Hast du da vielleicht einen Ratschlag?“

„Paß auf, Alter, du kennst doch mein Werk 'Nackte Frau am Teich'? Da tauchen auf dem Hügel schräg rechts auch einige Häuser auf. Warum machst du das nicht genauso? Also halb verschwommen, so daß man nicht genau differenzieren kann.“

„Hmm“, machte Frank grübelnd. „Einen Versuch wäre es wert. Prost!“

Er hielt mir seine Bierdose hin und wir stießen an, gekühltes Bier lief meine Kehle hinunter. Da nur noch ein einziger Schluck übrig war, trank ich die Dose aus und warf sie zusammengeknüllt in eine Ecke des Zimmers. Das war keine Unhöflichkeit, sondern bei Frankie so üblich. Er machte es genauso. Im Gegensatz zu mir hatte er nämlich eine Art Ordnung. Die Raumecke rechts neben dem Sofa, auf dem wir herum lümmelten, war die Müllecke. Dort flog alles hin, was weggeworfen werden sollte und irgendwann tat er das dann auch. Künstler sind eben etwas eigen. Dafür muß man schon Verständnis haben.

Frankie seufzte tief, als quäle ihn eine drückende Last.

„Ich bin mit der Miete drei Monate im Rückstand“, jammerte er. „Was soll ich bloß machen?“

„Mehr Bilder verkaufen. Aber ich habe selbst Probleme. Gestern war ein Typ bei mir und hat sich einige Gemälde zeigen lassen, gekauft hat er dann aber doch keins, obwohl ich ihm jedes einzelne detailliert erklärt habe.“

„Vielleicht war es ihm zu teuer.“

„Nein, daran lag es wohl nicht, weil der hat gar nicht erst nach dem Preis gefragt. Dem haben meine Werke nicht gefallen. Kunstbanause, Stümper, Perlen vor die Säue. Aber wenigstens konnte ich die 'Nackte' verhökern.“

„Für wieviel?“ wollte mein Gastgeber wissen.

„220 Dollar. Ich hätte ganz gern 300 dafür gehabt, aber ich habe schnell gemerkt, daß der mir sonst abgesprungen wäre. Ist ein miserabler Stundenlohn, wenn man bedenkt, daß ich da an die zwei Wochen hingearbeitet habe, aber was soll es...“

Vielleicht wundert man sich, daß wir beide als Maler befreundet waren, wo wir doch eigentlich in Konkurrenz um die Kunden zueinander standen. Das lag zum Teil daran, daß ich in einem anderen Stadtviertel wohnte und primär an der Verschiedenartigkeit unseres Stils. Frank sehr expressionistisch, ich eher impressionistisch. Daher waren unsere Kunden eh nicht dieselben. Keine Ahnung, ob wir so gute Freunde gewesen wären, wenn wir die gleiche Kunstform ausüben würden. Vermutlich schon, aber womöglich wären wir dann gar nicht zu Freunden geworden. Ein schwieriges Thema, das mit einem halben Dutzend Dosen Bier intus nicht mehr so ganz leicht zu bewältigen ist.

Das Leben in San Francisco war sauteuer und wenn man so unregelmäßige Einnahmen hatte wie wir als Maler, dann sitzt du immer mit einem Fuß in der Gosse. Wenn ich daran dachte, daß mein Atelier in Sea Cliff im Nordwesten der Stadt mich annähernd 300 Dollar im Monat kostete, dazu noch Essen und Bier, dann kam ich locker auf 400 Dollar, die ich einnehmen mußte, nur damit ich all meine Rechnungen zahlen konnte. Ein Auto konnte ich mir aktuell einfach nicht leisten, so daß ich immer mit dem Bus fahren mußte, wenn ich irgendwo hin wollte. Scheiß Situation, Scheiß Auftraggeber, Scheiß Land!

In dieser Woche suchte ich wieder mal eine Kunstgalerie im Stadtteil Soma (Kurzwort für: South of Market) auf, um dort eines meiner Werke anzubieten. Im Büro des Direktors enthüllte ich mein Bild mit dem Titel „Morgendämmerung an der Küste“, das einen verlassenen Küstenabschnitt zeigte, an dem die Sonne aus dem Meer auftauchte und die Szenerie in ihr zartes Licht einhüllte. Besonders dadurch hervorstechend, daß eine Eidechse auf einem Sandhügel aufgeschreckt zum Betrachter blickte. Der Geschäftsmann hinter dem dicken Eichenschreibtisch hatte für diese innovative Technik aber kein Verständnis und brummelte nur irgendwas in der Art, er habe solche Bilder im Dutzend vorrätig. Da kam man sich regelrecht wie ein Bittsteller vor. Den wahrlich bescheidenen Preisvorschlag von 100 Dollar lehnte ich kategorisch ab, weil da kosteten mich Farbe und Bier schon fast mehr, als zur Herstellung nötig gewesen waren. Der Direktor zuckte nur mit den Schultern. „Nehmen Sie mein Angebot an oder lassen Sie es bleiben. Das liegt ganz bei Ihnen.“

Da es noch ziemlich früh am Vormittag war und ich auch noch keinen Hunger hatte, suchte ich eine andere Kunstgalerie auf, wo ich vor einigen Monaten mal ein Bild hatte verkaufen können. Hier empfing man mich erst gar nicht, weil „andere Aufgaben“ wichtiger seien. Gedemütigt fuhr ich mit dem Bus zurück zu meiner Wohnung. Etwas Besonderes hatte ich nicht mehr im Haus, weshalb ich mich zum Mittagessen mit Bohnen begnügen mußte. Die waren billig, leicht zuzubereiten und stillten den Hunger. Außerdem wurden die in unverarbeitetem Zustand praktisch nie schlecht, egal wie lange man sie aufhielt. Deshalb hatten sie sich wohl auch bei den Cowboys des Wilden Westens großer Beliebtheit erfreut. Nun gut, wahrscheinlich nicht in Hinblick auf emotionale Verbundenheit, aber in ökonomischer Hinsicht.

Während ich meine Bohnen mampfte, blickte ich zu dem Bild, das ich in die Türschwelle der Küche gestellt hatte. Was sollte ich jetzt damit machen? Aufhalten oder die Leinwand für ein anderes Werk benutzen? Doch mir gefiel das Gemälde zu gut, denn es hatte etwas. Was für Pfuscher waren das doch nur in den Galerien, die diese Qualität nicht erkannten. Wer, wenn nicht ich, hatte solch grandiose Bilder auf Lager? Ohne jetzt auf Frankie herumhacken zu wollen, aber rein vom ästhetischen Gesichtspunkt aus betrachtet waren meine Werke viel wertvoller als seine. Zugegeben, ich konnte mit Expressionismus wenig anfangen, vielleicht lag es daran.

Enttäuscht schritt ich nach dem kargen, da einseitigen, Mittagsmahl zu meiner Staffelei. Nichts desto trotz begann ich mit einem neuen Bild. Eine Vision hatte ich schon mal. Reh an der Lichtung. Ein guter Titel, der eine melancholische Grundstimmung vermuten ließ. Genau so etwas hatte ich auch optisch im Kopf. Eine freie Fläche mitten im Wald, die durch ein Reh ihre besondere Kraft erhalten würde. Ein schönes Motiv, doch recht viel mehr als die Grundfläche ansatzweise auszumalen schaffte ich an diesem Tag nicht. Laien gehen irrtümlich immer davon aus, man könne ein ein mal ein Meter großes Bild problemlos an einem Nachmittag fertigstellen. Weit gefehlt. Die Kunst braucht einfach seine Zeit. Irgendeinen Scheißdreck kann man natürlich schon innerhalb einer Stunde hinferkeln, aber ein Kunstwerk dauert etwas länger.

Am Abend rief mich Frankie an. „Alles klar bei dir?“

„Naja“, relativierte ich. „Habe heute versucht ein Bild zu verkaufen, aber ist nichts daraus geworden. Außer Spesen für den Bus nichts gewesen.“

„Das Gefühl kenne ich. Ist richtig scheiße. Hast du Lust vorbei zu kommen? Dann trinken wir eine Runde und scheißen auf den ganzen Mist.“