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Eine Bande in Boston plant den Überfall auf eine Schule, um dort ganze Klassen als Geiseln zu nehmen. Das Lösegeld sollen dabei die betuchten Eltern einiger Schüler aufbringen. Eine solch große Aktion läßt sich natürlich nicht verheimlichen und daher steht und fällt der Plan mit dem Fluchtweg.
Doch der Anführer der Verbrecher ist ein Schlaukopf und hat sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen.
In der Reihe "Schnelles Geld" erscheinen voneinander unabhängige, abgeschlossene Erzählungen, in denen Verbrecher im Mittelpunkt stehen. Das Leitmotiv liegt dabei auf möglichst schnellem Gelderwerb, wobei Planung und Durchführung genauestens geschildert werden.
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Liebe Leser,
In zwei Dingen unterscheidet sich dieser Kurzroman von den anderen Episoden der Serie: erstens ist er kostenlos und zweitens interessiert jetzt wahrscheinlich schon niemanden mehr. Normalerweise würde eine Episode der Reihe nicht gegen Mitte des Monats erscheinen, sondern erst zu Beginn. Angesichts der Tatsache, daß der Dezember ein ganz besonderer Monat ist, ziehe ich die Herausgabe dieses Werks vom Januar nächsten Jahres vor, um allen Lesern eine Art literarisches Weihnachtsgeschenk zu machen.
Auf Grund einer gewissen nötigen Vorlaufzeit seitens des Verlags - die müssen alle noch Geschenke kaufen - wird das Werk bereits deutlich vorher erscheinen. Ich bitte allerdings alle Leser frühestens am 25.12. mit dem Lesen zu beginnen, weil sich erst zu diesem Zeitpunkt die volle literarische Qualität entfalten kann. Denn was als Geschenk für den Heiligen Abend gedacht ist, das sollte man nicht vorher schon konsumieren. Vielleicht bin ich da etwas altmodisch, aber so bin ich eben.
Der nächste Band der Reihe wird erst im Februar erscheinen, weil das hier ja bereits die vorgezogene Januarepisode darstellt. Thematisch geht es dann um eine Bande, die Falschgeld produziert. Leider wird der nicht mehr kostenlos erhältlich sein, weil wenn alles umsonst zu haben ist, dann weiß das niemand mehr zu schätzen. So ist das leider im Leben. Das, was nichts kostet, das sollte man eigentlich besonders schätzen, denn einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
Viel Vergnügen beim Lesen und schöne Weihnachten!
Der Autor
Mein Name ist Jack Smith, geboren am 7.3.1971 in Boston, Massachusetts, wo ich auch zur Schule gegangen war. Nach der Grundschule folgte eine mehrjährig dauernde Periode an der Boston Latin School, wo ich am 1991 meinen Abschluß mit einem guten 2er Schnitt abschloß. Man ahnt es – dort mußte ich auch Latein lernen.
Auf Grund meines regen Interesses für Psychologie entschied ich mich schon frühzeitig Psychologie an der Boston University zu studieren. Da ich wenig Lust hatte, in der Großstadt auf Wohnungssuche zu gehen, pendelte ich immer zwischen der Uni beziehungsweise meiner Wohnung etwas auswärts hin und her.
Meine reichlich vorhandene Freizeit – wozu ist man denn Student – verwendete ich für PC-Spiele (Strategie, Action) sowie für Paintball sowie Laserdoom. Bei ersterem schießt man mit Farbkugeln aufeinander, bei letzterem mit speziellen Lichtpistolen, die Treffer auf der Jacke automatisch signalisieren. Vom Stil her also Militärspiele, aber jeder hat nun mal seine Vorlieben. In diesen Kreisen lernte man auch allerhand lustige Typen kennen. So kam es, daß sich im Lauf der Zeit eine feste Gruppe bildete, in deren Gesellschaft ich immer die besagten Spiele durchführte.
Als wir eines Tages nach unserem Gruppenkampf wie gewohnt noch beisammen saßen, um Bier zu trinken und über die Kampfergebnisse zu diskutieren, brachte Theodore, der Betriebswirtschaft studierte, einen abstrusen Gedanke zu Tage:
„Wäre es nicht mal geil, gemeinsam eine Bank zu überfallen?“
„Wie kommst du denn darauf?“ entgegnete Karl, der mit 22 Jahren mit Abstand der jüngste unserer Gruppe. „Hast du Angst, daß du später keine Arbeit bekommst?“
„Nein, aber das hätte doch irgendwie was. Einfach mit Knarren in die Bank marschieren und abkassieren. Das wäre alles ganz einfach und hätte den Hauch von Abenteuer.“
„Ein richtiger Nervenkitzel wäre schon mal kraß“, stimmte Robert mit ein. „Kein Spiel, wie wir es hier immer machen, sondern Realität ...“
„Aber dann sollten wir das mit der Bank vergessen“, meinte ich. „Das ist zu unsicher – außerdem springt da zu wenig für jeden heraus. Zumindest für das hohe Risiko, das wir eingehen.“
„Was schlägst dann du vor?“ wollte Ralph, Ex-Fallschirmspringer während seiner Armeezeit, wissen, der gemeinsam mit mir Abitur gemacht hatte.
„Also eigentlich habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht, aber halt irgend etwas, wo man richtig absahnen kann und das Risiko möglichst gering ist. Eine Erpressung beispielsweise.“
„Ist doch im Prinzip egal. Hauptsache Action!“ mischte sich nun auch Olaf ein, der als Bankkaufmann arbeitete und einen besonderen Hang zu Schwarzenegger-Filmen hatte. Terminator 1-3 hatte er mindestens schon viermal gesehen, alle wichtigen Zitate konnte er auswendig aufsagen.
„Stellt euch das mal vor, Jungs“, schwärmte Theodore. „Nur wir sechs gegen den Rest der Kapitalisten-Gesellschaft. Das wäre doch affengeil!“
„Erinnert mich beinahe an Rambo“, grinste Robert. „Nur das wir besser bewaffnet sind als der gute Onkel Sylvester.“
„Eigentlich ist das ein absurdes Thema, das wir hier führen.“ Karl äugte skeptisch von einem zum anderen. „Oder meint ihr das etwa ernst?“
Eine kleine Pause entstand, in der ich einen tiefen Schluck aus meiner Bierflasche nahm, ehe ich zu einer kollektiven Antwort ansetzte.
„Was wäre denn schon dabei, wenn wir uns gewaltsam ein Stück vom großen Kuchen nehmen? Wir können ja aufpassen, daß keiner verletzt wird, falls jemand von euch moralische Hemmungen hat. Aber überlegt doch mal, wie oft wir von den Scheiß-Kapitalistenschweinen verarscht werden, die uns indirekt regieren. Ist es da nicht reine Gerechtigkeit im Stil von Robin Hood selber für etwas Ausgleich zu sorgen?“
„Genau meine Meinung!“ prostete mir Theodore zu. Auch Robert nickte mir bestätigend zu, die Bierflasche schräg in der Hand haltend, mit dem Daumen auf der Öffnung verhindernd, daß etwas von der wertvollen Flüssigkeit herausspritzte.
„Seht ihr es denn ein, euer ganzes Leben lang zu arbeiten, nur damit euch dann die verfickten Bonzen, die die Regierung schmieren, zu höheren Steuern verhelfen, damit sie selbst nichts zum Staatshaushalt beitragen müssen?“
Wieder erntete ich allgemeinen Beifall, weshalb ich sogleich fortfuhr:
„Die reichen Arschkriecher meinen, sie können sich alles mit uns erlauben. Schaut doch mal, wieviel Steuern beispielsweise dieser Bill Gates bezahlt hat. Praktisch nichts! Und unsereinem zieht man es vorn und hinten aus der Tasche. Denkt allein an die Mehrwertsteuererhöhung, die man uns aufbürdet, ferner die Mineralölsteuer, Ökosteuer, Tabaksteuer und was weiß ich an was noch alles. Studiengebühren habe ich vergessen. Wird ja ab nächstem Jahr nochmal erhöht. Es kommt echt noch so weit, daß nur noch die Wohlhabenden es sich leisten können, ihre verzogenen Schratzen studieren zu lassen. Aber glaubt nur nicht, daß diese 'Gebühren' den Studenten zu Gute kommt – das ist zum Stopfen des Haushaltslochs gedacht, das die Bonzen verursacht haben, weil sich die einen Dreck um das Volk scheren, sondern in erster Linie ihre eigenen Taschen füllen wollen. Das kotzt mich echt dermaßen an! Diesen Scheißern sollte man echt mal ordentlich eine verpassen ... mit einer Schrotflinte wie in Doom!“
„Bravo!“ rief Theodore. „Ich spendiere eine Runde Bier für alle!“
Jeder nahm sich eine Flasche aus Theos Bierkasten, den er herumreichte.
„Also ich bin dabei“, erklärte Ralph enthusiastisch. „Mir egal, ob es jetzt eine Bank oder sonst was ist. Den besten Beruf habe ich jetzt auch wieder nicht. Schlechte Bezahlung, viel zu tun ... darauf kann ich auch verzichten.“
Ralph arbeitete in einem Supermarkt als Verkäufer.
„Ich bin auch dabei. Ist doch logisch!“ Theodore schlug sich mit den Handinnenseiten auf die Oberschenkel. „Jungs, das wird eine Gaudi ...“
„Von Banken kann ich nur abraten“, meinte Olaf skeptisch. „Da sind heutzutage die Sicherheitsvorkehrungen ziemlich gut. Aber ich bin natürlich auch dabei – will euch doch nicht im Stich lassen.“
„Was ist mit dir, Robert?“ wandte ich mich direkt an unseren Informatik-Studenten. „Bist du auch dabei oder läßt du uns im Stich?“
„Ein wenig Schiß habe ich ja schon – was ist, wenn sie uns dabei schnappen?“
„Mach dir nicht in die Hose“, beruhigte ich ihn grinsend. „Wenn ich die Planung übernehme, dann kann gar nichts passieren. Du weißt doch, daß ich eine Schwäche für Strategiespiele habe. Mir entgeht nichts ...“
„Ja, schon“, zögerte Robert. „Aber was ist, wenn uns die Polizei trotzdem auf die Schliche kommt?“
„Dann sind wir schon längst so reich, daß wir uns bis nach Australien absetzen können, wenn wir wollen“, versprach ich. „Oder willst du ewig in deinem Kaff – wie heißt das gleich wieder? Cohasset?!? – herumlungern?“
„Ok, ihr habt mich überredet. Ich bin auch dabei.“
Karl schien etwas nachdenklich zu sein. Er war von uns sechs überhaupt der vorsichtigste. Beim Paintball wagte er sich nur selten aus seiner Deckung heraus und ging auch ansonsten kein großes Risiko ein.
„Eigentlich will ich nicht von hier weg“, erklärte er. „Ihr wißt doch, daß ich eine Freundin habe, die hier wohnt.“
„Mein Gott“, erwiderte Theodore lächelnd. „Dann nimm sie halt mit nach Hawaii, wenn wir fliehen müssen. Außerdem ist dies ja sehr unwahrscheinlich, denn wenn Jack den Plan ausarbeitet, dann kommt uns eh keiner auf die Spur. Die Bullen sind doch eh viel zu blöd, um bis zehn zu zählen. Geschweige denn, daß sie uns auf die Schliche kommen.“
Ganz überzeugen konnten wir ihn nicht, aber er versprach es sich zu überlegen.
„Mensch, wir sind schon tolle Hunde. Wir überlegen uns, ob wir eine räuberische Vereinigung gründen sollen oder nicht. So geil!“ amüsierte sich Ralph. Tja, das war es in der Tat.
Der Gedanke aus der Routine-Welt des Studiums auszubrechen, gefiel auch mir in der Tat und beschäftigte mich auch die kommenden Tage. Unser nächstes Treffen würde erst am Samstag nachmittag sein. Bis dorthin konnte ich mir schon mal was überlegen bezüglich eines Objekts.
*
Am besagten Samstag veranstalten wir erneut eine ausgedehnte Paintball-Orgie. Theo, Olaf und ich gegen Karl, Robert und Ralph. Mit einer Gesamtabschußzahl von 26 zu 17 setzte sich meine Kampfgruppe schließlich durch. Danach beim gemeinsamen Besäufnis brachte Karl die Diskussion auf den Punkt.
„Ich habe nochmal über das nachgedacht, was wir beim letzten Mal besprochen haben. Ich mache mit.“
„Sehr gut“, freute sich Theodore. „Dann sind wir vollzählig. Hast du dir schon Gedanken gemacht, Jack?“
„Ja. Wir überfallen eine Schule.“
„Eine Schule?“ blickte er mich ungläubig an. „Was willst du denn da klauen? Stühle? Tische? Oder willst du mich verarschen, Mann?“
Grinsend stellte ich mein Bier zur Seite.