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Franz von Falkenstein

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Beschreibung

Das Leben des Fischers Xalion hätte ewig so weitergehen können wie bisher. Doch dann kam eine Fremde ins Dorf und behauptete, ihn aus einem früheren Leben zu kennen. Dabei war das doch totaler Unsinn, denn so etwas wie Reinkarnation gibt es nicht, das weiß doch jeder. Dann aber bemerkt Xalion eine sehr ungewöhnliche Veränderung an seiner Frau ... Gewalt : indirekte Darstellung Sex : keine Darstellung, nur vage Andeutung

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Franz von Falkenstein

Wiedergeboren

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags und des Rundfunkvortrags, auch einzelner Abschnitte.BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Xalion, der Fischer

In meinem Netz zappelten etliche Dutzend Fische, die ich mit großer Kraftanstrengung in mein kleines Boot hievte. Ein guter Fang. Normalerweise war die Ausbeute um diese Jahreszeit eher mäßig, doch auf Grund meiner jahrelangen Erfahrung kannte ich einige Stellen, wo sich die Fische häuften. Nach dem Einholen des Netzes benutzte ich die Ruder, um zurück an Land zu kommen. Zwar hatte mein Boot auch ein kleines Segel, aber meistens konnte man es nicht verwenden, da es einfach zu windstill war, besonders um diese Jahreszeit. Der Winter hatte nämlich die Natur mit kalten Temperaturen in einen Winterschlaf versetzt. Selbst der Wind, der im Herbst mitunter stürmisch brausen konnte, schien jetzt wie eingeschlafen. Das machte mir aber wenig aus, denn ich ruderte gern. Soeben schrammte der Kiel des Schiffes ans Ufer. Ich hängte mir meinen Fang über die Schulter, um ihn zu meiner Behausung zu tragen, die sich etwa fünfhundert Meter vom See entfernt am Rande eines Wäldchens befand. Zwei große Birken flankierten das Holzhaus, aus dem grauer Rauch emporstieg. Ich öffnete die Tür und warf die Fische auf den Tisch.

„Liebling, ich bin wieder da“, meldete ich mein Kommen.

Aus dem einzigen Nebenraum kam eine schlanke Frau hervor. Blonde Haare wallten über ihre Schultern, in ihrem Gesicht formte sich ein freundliches Lächeln.

„Das Essen ist gleich fertig“, versprach Laila, meine Ehefrau, mit ihrer sanften Stimme. Wir hatten vor zwei Jahren auf Wunsch unserer Eltern geheiratet, ich, der Sohn des Fischers, sie, die Tochter eines Bauern. Anfangs war ich nicht besonders begeistert gewesen, von meinem Vater eine Verlobte zugeschanzt zu bekommen, doch im Lauf der Zeit hatte ich so etwas wie Zuneigung entwickelt. Als mein Vater nach langer Krankheit schließlich starb, war Laila für mich die einzige Bezugsperson. Meine Mutter war nämlich schon während meiner Geburt am Kindbettfieber gestorben. Ich hatte Laila wirklich lieben gelernt, zudem verstand sie es auch wie keine Zweite einen Haushalt zu führen. Das heutige Mittagessen war wieder mal hervorragend. Zwar gab es wie so oft bei Fischern üblich ein Fischgericht, aber sie verstand es, die Beilagen perfekt zu wählen, so daß man sich dennoch nicht daran störte. Mit großem Appetit machte ich mich über den gebratenen Hering mit Bohnen her. Wie jeden Tag fragte mich meine Frau grundlos, ob es mir schmeckte. Natürlich tat es das. Sah sie das nicht von allein? Aber vielleicht wollte sie nur eine verbale Bestätigung haben, die ich ihr mit blumigen Worten gab. Pappsatt erhob ich mich, um einen kleinen Spaziergang zum Dorf zu machen, während sich Laila um die Säuberung des Geschirrs kümmerte, ganz im Sinne der Arbeitsteilung. Ich brachte ihr etwas zum Essen, sie bereitete es für uns zu und kümmerte sich um den Rest. Das ist die von der Natur auferlegte Trennung der Aufgaben für Mann und Frau. So war es seit Urzeiten und so würde es auch in Zukunft immer sein.

Da unsere Fischerhütte am äußersten Rande des Dorfes lag, musste ich die gesamte Siedlung durchqueren, um zum Wirt zu gelangen. Der alte Bertrand betrieb eine Kneipe, in der Reisende eine Unterkunft fanden, Ansässige holten sich hier ihren Alkohol ab. Nun gut, eigentlich kümmerte sich sein Sohn um alles, aber offiziell war er der Besitzer. Auf dem Weg dorthin begegnete ich einer Bauersfrau, die ich höflich grüßte.

„Wie geht es deiner Frau?“, fragte sie mich ebenso zuvorkommend.

„Gut wie immer. Sie ist ja erst im fünften Monat. Aber ihren Bauch sieht man schon deutlich.“

„Das erste Kind ist immer das aufregendste. Ab dem zweiten gewöhnt man sich daran.“

„Ja“, meinte ich abschätzend. „Ich weiß nicht, ob ich zehn Kinder ernähren könnte. Dazu müssten wohl wesentlich mehr Fische ins Netz gehen.“

„Du kannst ja bei uns als Knecht anfangen“, machte die Bäuerin einen Scherz.

„Ja, das mache ich“, witzelte ich mit. „Dann reicht es aber nicht mal für ein Kind.“

„Sag deiner Frau einen schönen Gruß von mir. Einen schönen Tag noch!“

„Ebenso!“, gab ich zurück, ehe ich die Wirtschaft ansteuerte.

Drinnen saßen nur zwei Personen an einem Tisch, die ich nicht kannte. Offenbar Reisende. Als der Wirt mich sah, stellte er wie immer zwei Flaschen Met auf den Tresen.

„Was machen die Fische?“, fragte er mich zwinkernd.

„Die schwimmen fröhlich im See herum“, meinte ich. „Aber ein paar landen bei mir.“

Ich legte drei Münzen als Bezahlung auf den Tisch, ehe ich die beiden Flaschen einsteckte. Da ich schon seit Jahren immer am selben Tag immer die gleiche Menge mitnahm, bedurfte es keiner Worte mehr zwischen mir und Kalle, dem ältesten Sohn vom alten Bertrand, der wie gesagt de facto Wirt war. Wenn ich in der Mitte der Woche vorbeikam, stellte er mir unaufgefordert zwei Flaschen hin. Falls er es nicht tat, weil er vielleicht gerade andere Gäste bediente, legte ich meine drei Münzen hin, ebenfalls ohne ein Wort. Das ist eben das Schöne in einem kleinen Dorf, wo man alles über die anderen weiß. In größeren Siedlungen soll es angeblich ganz schlimm sein, weil niemand die anderen kennt. Wie man unter solchen Bedingungen zusammenleben kann, das war mir eh schleierhaft. Nein, ich würde mein Geburtsdorf garantiert nicht verlassen.

Gerade steckte ich die Flaschen unter mein Wams, als mich eine Frau von hinten ansprach.

„Nedos!“

Mich umdrehend musterte ich erst einmal die mir unbekannte Person. Es handelte sich um ein junges Fräulein mit schwarzen Haaren und blauen Augen. Schön, aber fremd.

„Du verwechselst mich“, gab ich freundlich, aber bestimmt zurück, denn ich kannte sie nicht.

„Nedos, erkennst du mich nicht wieder?“, fragte sie mich flehend. Ich hatte sie mit Sicherheit noch nie gesehen. Wo denn auch? An sie hätte ich mich bestimmt erinnert.

„Nedos, bitte, sieh mich an. Was siehst du?“

„Eine Frau“, antwortete ich. „Aber ich kenne dich nicht. Tut mir leid. Außerdem ist mein Name Xalion. Xalius, der Fisch – ich bin von Beruf Fischer.“

„Ich bin Soria“, versuchte sie erfolglos mein Gedächtnis zu unterstützen. „Du musst dich an mich erinnern.“ Sie berührte meinen Arm, woraufhin ich verlegen einen Schritt zurückwich.

„Ich gehe jetzt lieber“, wollte ich die Szene beenden. Doch Soria schien damit nicht einverstanden, denn sie überredete mich letztlich doch, ihr zuzuhören. „Machen wir vielleicht einen kleinen Spaziergang? Dann erkläre ich dir alles.“

„Bitte“, wies ich mit der Hand zur Tür der Kneipe. Draußen angekommen erzählte sie mir auf dem Weg zum Olandforst, einem großen Waldgebiet östlich des Dorfes, eine merkwürdige Geschichte:

„Du kannst dich jetzt vielleicht nicht mehr an mich erinnern, aber wir kennen uns. Wir sind uns in einem früheren Leben begegnet. Nein, bitte widersprich mir jetzt nicht. Höre mich zuerst ganz an, ehe du Einwände äußerst. Also, in einem früheren Leben warst du Nedos und ich war Soria. Wir haben uns sehr geliebt und suchten nach einem Weg, unsere Liebe auf Dauer aufrechtzuhalten. Denn alles Glück auf Erden ist vergänglich und der Tod trennt diejenigen, die zueinandergehören. In einer alten Ruine entdeckten wir eine Quelle, die ein seltsam blau gefärbtes Wasser ausspie. Die Flüssigkeit hatte die Macht eine Seele von einem Körper in einen anderen zu transferieren. Ich nahm ein Glas mit, doch als du starbst, befanden wir uns in der großen Wüste. Weit und breit gab es außer uns kein anderes Lebewesen. In meiner Not versuchte ich deine Seele auf meinen Körper zu übertragen, damit wenigstens du überleben kannst, doch es klappte nicht. Anfangs befürchtete ich, du seiest für immer tot, doch dann fühlte ich deine Anwesenheit. Ich spürte die Energie deiner Seele, doch sie war sehr schwach, sehr weit entfernt. Jahrelang wanderte ich durch die Länder, denn ich wusste, daß du irgendwo am Leben warst. Jetzt habe ich dich gefunden! Zwar hast du einen Körper, den ich nicht kenne, aber darin steckt Nedos Seele, ich kann es fühlen. Du bist Nedos!“

Eine mehr als abenteuerliche Geschichte, der ich anfangs keinen Glauben schenken wollte.

„Das klingt sehr verrückt“, kommentierte ich prompt. „Du willst mir also weismachen, daß wir in einem vorherigen Leben ineinander verliebt gewesen wären. Warum kann ich mich dann überhaupt nicht an dich erinnern?“

„Das ist logisch. Du kamst zwar wieder auf die Welt, aber dir gingen alle Erinnerungen an dein Vorleben verloren, weil ich dich nicht in einem bestimmten Körper reinkarnieren konnte.“

„Das hört sich vollkommen krank an. Wieso bist du dann um so vieles jünger als ich?“

„Das kann ich dir auch erklären. Ich habe zweimal an mir die Reinkarnation vollzogen, damit ich sicher weiß, wie es funktioniert, wenn ich dich treffe. Verdammt, verstehst du nicht? Ich will nicht, daß du stirbst! Wenn du stirbst, dann erlischt deine Seele! Ich musste dich innerhalb deines normalen Menschenlebens finden, was mir jetzt gelungen ist. Wenn du jetzt stirbst, dann kann ich dich wiedererwecken.“

Irgendwie war das zuviel für mich. Als Fischer führt man ein relativ ruhiges Leben. Hinaus auf den See paddeln oder segeln, sofern die Winde es zulassen, die Netze auswerfen, geduldig warten, die Netze wieder einholen, auf guten Fang hoffen. Tagein, tagaus, dasselbe Spiel. Was sollte ich jetzt von dieser Frau mit ihren seltsamen Theorien halten?

„Also ich gehe wieder nach Hause“, wollte ich mich kurzerhand verabschieden.

„Halt!“, hielt sie mich am Ärmel fest. „Du kannst doch jetzt nicht einfach weggehen!“

In ihren Augen las ich Verzweiflung. Sie meinte alles ernst, was sie gesagt hatte. Ich kam in einen Zwiespalt bezüglich der Frage, ob sie verrückt war oder ob alles der Wahrheit entsprach. Laut unserer Religion konnte das gar nicht sein, denn nach dem Tod kamen wir in den Humulus, wo man die verstorbenen Verwandten treffen würde.

„Kannst du mir beweisen, daß deine Geschichte stimmt?“, fragte ich vorsichtig.

„Klar kann ich das“, meinte Soria. „Zeig mir den Körper eines Mannes und ich werde dich in ihm wiedererwecken, so daß du dich daran erinnern kannst.“

„Das hört sich lustig an. Wie wäre es mit dem Sohn des Holzfällers?“, deutete ich in ironischer Absicht auf einen Jüngling, der etliche hundert Meter weiter am Waldrand einen Stamm hackte. Es handelte sich um Ulias, den jungen, aber faulen Nachwuchs des Holzfällers.

„Kein Problem“, versprach Soria, ein Messer zückend.

„Wozu brauchst du das denn?“

„Um dich wiederzuerwecken musst du vorher natürlich tot sein.“

„Ach du Scheiße“, fasste ich zusammen. „Soll das dein Beweis sein?! Wenn du Recht hast, was ich nicht glaube, dann komme ich als Holzfällersohn zurück und falls du Unrecht hast, was ich stark vermute, dann bin ich tot. Das ist wirklich ein umwerfender Beweis …“

Soria sah das Dilemma dieser Situation ein. „Aber wie soll ich es dir sonst verdeutlichen?“

„Weiß ich nicht“, zuckte ich mit den Schultern. „Ist mir auch egal.“

„Ich hab’s! Ich werde mich selbst töten, dann musst du die Prozedur durchführen. Also, du musst folgendes machen: das Wasser aus der Quelle …“

„Schluß damit!“, beendete ich das Gespräch. „Soweit kommt es noch, daß du dich wegen einer fixen Idee umbringst. Bitte, ich will nicht mehr darüber sprechen. Es ist besser, wenn ich gehe.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte ich mich um, den Weg nach Hause nehmend. Soria folgte mir nicht, was mich innerlich beruhigte. Trotzdem legte ich einen Zahn zu und erreichte mein Zuhause außer Atem gekommen. Laila empfing mich an der Tür. „Na? Hast du dich mit dem Wirt verratscht?“

„Ja, ja“, murmelte ich nur, sie umarmend. „Einen schönen Gruß von der Elmer-Bäuerin.“

„Danke. Hast du sie auch getroffen?! Hat ihre Kuh schon gekalbt?“

„Habe ich gar nicht gefragt. Aber ich vermute mal, noch nicht.“

Hinein gehend setzte ich mich an den Tisch, wo ich eins der Netze flickte. Zwischendrin dachte ich immer wieder an die merkwürdige Begegnung mit der jungen Frau. Die musste im Kopf wirklich nicht ganz dicht sein. Eine höchst ungewöhnliche Geschichte, die sie mir da aufgetischt hatte.

„Das Vordach ist immer noch undicht“, wies mich meine Frau auf eine nötige Reparatur hin. Es hatte nämlich zum Regnen angefangen und der Dachabschnitt vor der Tür, wo bei schlechtem Wetter normalerweise die Wäsche zum trocknen hing, war nun völlig frei. Der Grund: Wasser sickerte durch die morsche Decke herab und bildete eine große Pfütze auf dem Boden, die sich langsam Richtung Tür vergrößerte.

„Morgen repariere ich das“, versprach ich.

„Wenn bis dahin nicht das Haus überschwemmt wird …“

Weitaus wichtiger war die Instandsetzung der Netze. Ohne Netze keine Fische. Ohne Fische nichts zu essen geschweige denn zum handeln. Was kümmerte mich da ein löchriges Vordach? Dieses „Problem“ konnte man irgendwann erledigen – wenn ich nichts Besseres zu tun hatte.

An diesem Abend legte ich mich früh schlafen, weil ich ziemlich müde war. Meine Frau kroch zu mir unter die Decke, wo wir noch etwas kuschelten, ehe wir den Tag beendeten.

Anderntags begab ich mich wie üblich nach dem Frühstück zum See, um mit dem Boot hinauszufahren. Die Fische fingen sich schließlich nicht von alleine. Doch an diesem Vormittag blieb die Ausbeute ziemlich dürftig, obwohl ich einige Geheimplätze ansteuerte. Lediglich eine Handvoll kleiner Barsche zappelte im Netz, die ich freimachte, um sie wieder ins Wasser zu werfen.

„Ihr müsst erst noch ein bisschen wachsen, Freunde.“

Enttäuscht kehrte ich zurück, wo ich mit den Worten „da liegt irgendwas in der Luft, die Fische verkriechen sich“ ins Haus kam. Von Laila keine Spur zu sehen. Komisch, normalerweise kochte sie um diese Zeit das Mittagessen. Gefühlsmäßig musste es dafür eigentlich schon spät genug sein, denn mein Magen knurrte unüberhörbar. Ob sie sich noch beim Pilzsuchen im Wald befand? Wenn ich es recht überlegte, wir hatten schon lange kein Pilzgericht mehr gehabt. Das musste es wohl sein. Mich vor das Haus begebend, hackte ich Holz, denn unser Brennvorrat ging schon zur Neige. Ins Schwitzen gekommen setzte ich ab, als ich Laila kommen sah. Sie trug einen kleinen Korb in der Hand, in dem ich die hier heimischen Pfifferlinge vermutete.

„Ich war beim Pilze sammeln“, erklärte sie mir. „Tut mir leid, daß es etwas später geworden ist. Bist du schon fast verhungert, du Armer?“

„Ich röchle in meinen letzten Zügen“, scherzte ich, ehe ich meine Arbeit fortsetzte. Da machte man was mit. Der heutige Fang war ein Totalausfall gewesen, das Holzhacken schlauchte mich mehr als üblich. Langsam wurde ich offenbar alt. Keine sehr schöne Erkenntnis. Lag vielleicht wirklich am Wetter. Sah nach schwerem Regen aus, womöglich gar ein Unwetter. Ob ich das Vordach besser gleich reparieren sollte? Ach, so schlimm würde es schon nicht werden. Hmm, nach dem Mittagessen hatte ich vielleicht Lust … obwohl, eigentlich nicht.

Sorias Verwandlung

„Das Essen ist fertig“, riss mich meine Frau aus den arbeitsamen Gedanken. Das zerteilte Holz liegen lassend, eilte ich ins Haus. Eine duftende Pilzsuppe stand auf dem Tisch. Mensch, hatte ich jetzt einen Hunger! Gierig löffelte ich meine erste Portion, gefolgt von zwei weiteren. Mit einem wohlwollenden Blick bedachte ich Laila. Ohne sie wäre ich wohl schon längst verhungert, denn allein konnte ich mir höchstens einen Fisch über offenem Feuer braten. Wenn man das jeden Tag essen musste, war der Abwechslungsgrad nicht sehr groß. Doch dank meiner tüchtigen Ehefrau musste ich mir diesbezüglich keine Sorgen machen. Die hatte ich eher in anderer Hinsicht – wieso bissen die Fische heute so spärlich? Diese Frage ließ mir keine Ruhe und so fuhr ich noch einmal hinaus, um mein Glück zu versuchen. Nach langem erfolglosem Netzauswerfen dämmerte es bereits am Horizont. Immerhin hatte ich zwei mittelgroße Welse gefangen, besser als nichts. Zwar mochte ich deren Geschmack eher weniger, aber man konnte sie ja auch auf dem Markt verkaufen. Dennoch ein bescheidener Lohn für viele Stunden auf dem Wasser. Bloß gut, daß ich der einzige Fischer am See war. Mehr könnte der nämlich an manchen Tagen wirklich nicht ernähren.

Ermüdet schlurfte ich zum Haus, aus dem Kerzenschein fahl nach draußen schien. Die Tür öffnend, schlenderte ich hinein, die zwei Welse auf den Tisch legend. Laila kam aus dem Nebenraum, dem Schlafzimmer, herein.

„Spät kommst du. Willst du gleich essen oder gehen wir kurz nach nebenan?“ Sie zeigte mit dem Daumen hinter sich. Eigentlich konnte das Essen einen Moment warten …

Ihr folgend, legte ich mich aufs Bett. Sie beugte sich über mich und hielt plötzlich einen Dolch in ihrer Hand. Verdutzt blickte ich sie an. „Was wird das jetzt?“