Aus erster Ehe - Hedwig Courths-Mahler - E-Book

Aus erster Ehe E-Book

Hedwig Courths-Mahler

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Beschreibung

Es beginnt als tragische Familiengeschichte. Nachdem Freiherr Rudolf von Woltersheim die Schauspielerin Felicitas Sonntag geheiratet hatte, wird er von seinem Vater verstoßen. Die Ehe zerbricht. Felicitas zieht nach Amerika und Rudolf geht eine zweite, standesgemäße Ehe ein. Ihr gemeinsames Kind Eva wächst in einfachen Verhältnissen bei einer alten Tante auf. Als junges Mädchen holt Rudolf jedoch seine Tochter wieder zu sich. Dort lernt Eva ein für sie neues Leben und auch die Liebe kennen... -

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Hedwig Courths-Mahler

Aus erster Ehe

Roman

Saga

Aus erster Ehe

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1913, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726950373

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

„Es ist gleich vier Uhr. Eva. Du kannst den Kaffee fertig machen.“

„Sofort, Tante Klarissa; nur noch wenige Stiche an meinem Stickereistreifen,“ antwortete das junge Mädchen, mit verträumten Augen von ihrer Arbeit aufsehend.

Die beiden Damen sassen sich an den Fenstern des Wohnzimmerchens gegenüber und hatten die letzte Stunde fast stumm an ihren Stickereien gearbeitet.

Nachdem Eva ihre Arbeit beendet hatte, legte sie diese in ein Körbchen, welches auf dem Nähtisch stand. Sorgsam breitete sie ein gesticktes Deckchen darüber. In dem kleinen, peinlich sauber gehaltenen Altjungfernheim des Fräuleins Klarissa Sonntag war jeder Gegenstand, der sich nur irgend dazu eignete, mit Stickereien verziert. Das ganze Dasein der beiden Frauen schien nur den einen Zweck zu haben, Handarbeiten unter dem Richtwinkel: „Schmücke dein Heim“ anzufertigen.

Fräulein Klarissa fand jedenfalls die einzige Befriedigung ihres Lebens in diesen zahllosen gestickten Blumen und Arabesken. Die dunklen Augen ihrer jungen Nichte verrieten jedoch manchmal, dass ihre Gedanken sehnsüchtig nach einem anderen Zwecke und Ziele Ausschau hielten.

So, wie das kleine Wohnzimmer, waren auch der noch kleinere, anstossende Salon, das gemeinsame Schlafzimmer der beiden Damen, und sogar die blitzblanke Küche, die eher einer Puppenküche glich, mit Zeichen der fleissigen Hände bis zum Ueberflusse geschmückt. Eva ging hinaus in die Küche, um den Auftrag, der ihr geworden war, auszuführen. Das hübsche, schlanke Mädchen war neunzehn Jahre alt. Etwas Unfreies, Gebrücktes lag in der Haltung der in ein sehr geschmackloses, einfaches Kleid gehüllten Gestalt.

Das Gesicht hatte feine Züge und wurde von den grossen, dunklen Augen beherrscht, die in Form und Farbe vollendet schön waren. Leider war ihr Ausdruck meist schüchtern und leblos, wie bei allen Menschen, die gewöhnt sind, ihr Innenleben zu verbergen. Jugendlust und Frohsinn wohnten nicht in diesen Augen. Sie vertieten, dass das junge Mädchen eine jener Schattenpflanzen war, denen zum rechten Gedeihen die Sonne und der richtige Boden fehlt. Als Eva mit ihrer fast müden Haltung durch das Zimmer geschritten war, hatte ihr die Tante mit einem versonnenen Blick nachgesehen. Ueber dem blassen Leidensgesicht der Fünszigjährigen lag jener freudlose, mürrische Ausdruckt, den kränkliche Personen fast immer annehmen. Sie erhob sich langsam und schwerfällig und ergriff den neben ihrem Sessel stehenden Krückstock, den sie selbst auf dem kurzen Weg durch das Zimmer benutzen muss.

Von Geburt an war Klarissa Sonntag vertrüppelt. Ihr rechtes Bein war nicht nur bedeutend verkürzt und in der Entwicklung zurückgeblieben, sondern auch völlig traftlos. Durch die stete Benutzung der Krücke hatte sich die ganze Gestalt verschoben und war schief geworden.

Das Gesicht war nicht unschön Es zeigte noch jetzt feine Züge und war von schönen, grauen Augen belebt, die zuweilen, wenn Klarissa nicht gerade von Schmerzen und Leiden geplagt war, Herzensgüte verrieten. Meist blickten sie freilich matt und mürrisch.

Es war kein Wunder, dass Eva trotz ihrer Jugend so still und in sich gekehrt war. Im steten Umgang mit der kränklichen Tante lebte sie seit ihrer frühesten Kindheit in deren kleinem Heim. Alles, was sie von der Welt kannte, war das kleine Städtchen am Ausgang des Thüringer Waldes, in dem sie wohnte. Fast nie kam sie mit gleichalterigen, fröhlichen Menschen zusammen. Tante Klarissa mied jede Gesellschaft ihres Leidens wegen, und so isolierte sie auch Eva ganz von selbst. Auch hinaus ins Freie kam Eva nur, um Besorgungen zu machen. Den Wald kannte sie nur von ferne, und über Fluss und Wiesen flog ihr Auge, wenn sie einmal bis zur Stadtgrenze kam, sehnsuchtsvoll nach den grünen Bäumen, die so nah und doch so unerreichbar schienen.

Eng begrenzt war ihr Leben wie der Ausblick aus ihrem Fenster. Man sah da auf eine schmale Gasse mit unschönen, grau oder steingrün getünchten Häusern. Das war ihre Heimat.

Heimat!

Eva sah immer ganz verträumt aus, wenn sie dieses Wort hörte oder las. Heimat! Das klang wie etwas Liebes, Herrliches, Trautes, — wie etwas, das sie nicht fassen konnte, weil es viel zu schön war.

Wo war ihre wahre Heimat?

Vater und Mutter lebten da draussen — irgendwo in der weiten Welt. Der Vater kam wohl einmal im Jahre, um nach ihr zu sehen. Dann erschien er ihr aber so fremd, als ob sie gar nicht zu ihm gehörte.

Und die Mutter? — Von ihr wusste Eva noch viel weniger als von dem Vater. Sie hatte sie nie gesehen, und nur selten einmal früher von ihr gehört. Seit langen, langen Jahren hatte man keine Nachrichten, und Tante Klarissa sprach schon lange nicht mehr von ihr. Auch den Vater erwähnte sie nie. — Und doch suchten Evas Gedanken oft voll Sehnsucht da draussen in der Welt ihre Heimat — bei Vater und Mutter. — — —

Tante Klarissa war langsam im Zimmer auf und ab gehumpelt. Das tat sie vor jeder Mahlzeit. Es war ihre einzige Bewegung. Nur sehr selten verliess sie ihre Wohnung. Ihr Leiden hatte sie menschenscheu gemacht. Nun blieb sie stehen am offenen Fenster und sog in tiefen Atemzügen die frische Luft ein, bis Eva das Geschirr auf dem Tische geordnet und ein Körbchen mit Hörnchen und Zwieback, sowie die gefüllte Kaffeekanne hereingeholt hatte.

Nach der Kaffeepause sagte die Tante:

„Du kannst nachher gleich erst zu Geschwister Jülemann gehen, ehe du wieder zu sticken anfängst. Ich brauche rote Stickseide und eine neue Vorlage.“

„Es ist gut, Tante Klarissa; ich will mich dann gleich fertig machen.“

„Kannst gleich mit zum Kaufmann gehen; wir brauchen Kerzen und Zucker. Die Kuhnke hat morgen früh die Fussböden gründlich zu reinigen; da hat sie keine Zeit zum Einholen.“

„Die Kuhnke“ war die Aufwärterin der beiden Damen, die jeden Vormittag die groben Arbeiten im Haushalt besorgte.

„Soll ich etwas Obst für dich mitbringen, Tante?“

„Ja, das tue nur. Fehlt sonst noch etwas?“

„Ich wüsste nichts.“

Eva breitete, nachdem sie den Tisch abgeräumt hatte, die grüne Tischdecke mit den gestickten Rosenranken wieder darüber. Dann machte sie sich im Schlafzimmer zum Ausgehen fertig.

Sie sah in dem ungeschickten Kleid, mit dem sehr unkleidsamen Hut weder elegant noch jugendlich aus Ihre Kleider und Hüte wurden nach Tante Klarissas Angaben von „Klippers Julchen“, einer sicher nicht sehr talentvollen Hausschneiderin, angefertigt. „Julchen“ stand augenscheinlich mit der neuesten Mode auf gespanntem Fusse, obwohl sie fortwährend versicherte, dass sie genau nach der neuesten Pariser Mode arbeite. Da Klippers Julchen fast alle Damen im Städtchen „einkleidete“, fiel indessen Evas Kostümierung niemand sonderlich auf. Nur die wohlhabende Schlächtersfrau am Marktplatz rümpfte immer ein wenig die Nase und sagte zu ihren Kundinnen, wenn Eva vorüberging:

„Der sieht man’s auch nicht an, dass ihr Vater ’n Adliger ist und auf einem Majorsgute sitzt.“

Sie meinte damit ein Majorat. Und ihr Missfallen galt nicht den Schneiderkünsten von Klippers Julchen, sondern dem billigen Wollstoff, aus dem Evas Kostüm hergestellt war.

Eva ahnte nichts von dieser abfälligen Kritik. Sie wusste nichts von neuen Moden und Seidenstoffen. Es war ihr so gleichgültig was sie trug. Für wen hätte sie sich auch schmücken sollen? Junge Männer traten nicht in ihren Gesichtskreis. Sie war noch wie ein Kind in dieser Beziehung und wusste nicht, dass Kleider Leute machen und dass ein geschmackvoller Anzug selbst hässliche Frauen verschönen kann.

Eva besorgte schnell die nötigen Einkäufe. Wie das in kleinen Städten, wo sich alles kennt, üblich ist, wurde sie überall von den Ladenbesitzern oder Verkäufern in eine Unterhaltung verstrickt. Das eine Fräulein Jülemann erzählte ihr, dass sie süsse, junge Kätzchen bekommen hätten, und wollte Eva unbedingt eines schenken. Eva wehrte aber erschrocken ab. Tante würde es nicht leiden. Die Kaufmannsfrau fragte das junge Mädchen, ob Klippers Julchen zu ihrem Kleide auch fast vier Tage gebraucht hätte, und die Obsthändlerin zeigte ihr stolz die Schreibhefte ihres Aeltesten, der wieder eine Eins nach Hause gebracht hatte.

Damit war die geistige Anregung erschöpft, die Eva auf ihren Ausgängen in sich aufnahm. Auf dem Marktplatz hatte sie noch den interessanten Anblick, dass Polizeidiener Lebohm einen betrunkenen Landstreicher auf der Wache ablieferte; ein Ereignis, das die ganze Schuljugend des Städtchens in Aufregung versetze.

Seufzend ging sie weiter. Wie schon oft, befiel sie mit Macht das Gefühl der Enge, der grenzenlosen Nichtigkeit ihres Lebens. Sie grübelte zu viel über sich selbst und das Leben, das sie führte, um sich über das inhaltslose Vegetieren hinwegsetzen zu können. Noch waren trotz allem zu viel Jugendkraft und Tatendrang in ihr, und sie war noch nicht stumpf genug geworden, um sich ruhig zu bescheiden.

Kurz bevor sie in die Gasse einbog, die zu ihrer Behausung führte, sah sie vor einer Haustür eine junge Mutter mit ihrem Kinde tändeln und kosen. Gerade als sie vorüberging, sagte die Frau mit weichen, zärtlichen Mutterlauten:

„Mein goldener Schatz, mein ganzes grosses Glück, mein Herzensmädel.“

Es war, als ob diese Worte sich bis in die tiefste Seele des jungen Mädchens senkten. Heisse Röte stieg in die blassen Mangen; die Augen umflorten sich, und die Lippen bebten. Wie auf der Flucht vor sich selbst lief sie weiter. Erst im Hausflur verhielt sie den Schritt und lehnte sich einen Augenblick mit geschlossenen Augen an die kahle, getünchte Wand.

,,Mutter, Mutter! Warum hab ich keine Mutter?“ flüsterte sie, und nie hatte sie sich so einsam, so arm an Liebe gefühlt, wie in diesem Augenblick.

Langsam stieg sie die eine Treppe empor, und als sie nach einer Weile zu Tante Klarissa ins Zimmer trat, war ihr Gesicht wieder still und beherrscht.

Die alte Dame hatte schon sehnlichst auf das Stickgarn gewartet. Sie liess sich über die Stadtneuigkeiten Bericht erstatten. Dann sagte sie:

„Nun kannst du ein Stündchen musizieren, Eva.“

Eva nickte mechanisch. Sie setzte sich an den Flügel, der einen grossen Teil des Zimmers einnahm. Ihr Vater hatte ihr denselben vor Jahren geschenkt, weil sie viel musikalische Begabung hatte. Durch Zufall war ein vorzüglicher Musiklehrer in das Städtcher verschlagen worden. Dessen Lieblingsschülerin war Eva gewesen, bis er vor wenig Monaten starb. Der alte Sonderling hatte Eva alles gelehrt, was er zu geben hatte. Auch ihre Stimme hatte er mit Liebe und Sorgfalt gebildet. Die Musik war das einzige, was Eva über ihren engen Kreis hinaushob. In Tönen sprach sie aus, was ihr Mund verschwieg. Das gab ihrem Spiel etwas wundervoll Beseeltes und ihren Liedern, die sie mit ihrer weichen, süssen Stimme sang, etwas Ergreifendes.

Auch heute suchte sie Befreiung in der Musik. Aber es wollte ihr nicht gelingen wie sonst. Mitten im Spiel hörte sie plötzlich auf und drehte sich nach der alten Dame um. In ihrem blassen Gesicht brannten die dunklen Augen mit unruhigem Ausdruck.

„Tante Klarissa!“

Das alte Fräulein schrak zusammen. Ihr Name klang wie ein Notschrei an ihr Ohr.

„Mein Gott, Eva — hast du mich erschreckt! Was willst du denn? Weshalb hörst du mitten im Stück auf?“

Eva erhob sich und trat vor sie hin.

„Ich möchte dich etwas fragen, Tante. Glaubst du, dass meine Mutter noch lebt?“

Auf Klarissas Wangen erschienen rote Flecken der Erregung.

,,Aber Kind — diese Frage hat doch nicht so grosse Eile.“

Eva drückte die Hände jäh an das Herz und atmete tief auf. Ihr Gesicht wurde noch bleicher.

„Doch Tante! — Ich konnte es plötzlich nicht mehr aushalten; ich musste dich danach fragen. Du sprichst nie mehr von meiner Mutter, schon seit langen Jahren nicht. Aber ich muss immerzu an sie denken, und ich habe oft eine so qualvolle Sehnsucht, wenigstens von ihr zu sprechen. Du sagtest nur, als ich noch zur Schule ging, Mutter sei verschollen, in Amerika. Ich solle nicht mehr von ihr sprechen, nicht an sie denken. Aber das kann ich nicht. Tante—glaubst du, dass meine Mutter noch lebt?“

Klarissa lehnte wie erschöpft den Kopf zurück. Betroffen schaute sie in Evas erregtes Gesicht. So hatte sie das Kind noch nie gesehen, nie solche Worte von ihr gehört.

,,Was ist nur geschehen, Kind? Weshalb forderst du plötzlich so leidenschaftlich eine Antwort auf diese Frage?“

Ein mattes, gequältes Lächeln huschte schattenhaft über Evas Gesicht. Sie glitt in einem Stuhl nieder. Die Knie zitterten ihr und trugen sie nicht mehr. Mit einer heftigen Gebärde warf sie die Arme auf den Tisch und barg darin ihr Gesicht.

So blieb sie einige Augenblicke ruhen in tiefster, seelischer Erschöpfung. Dann richtete sie sich wieder auf. In dem weichen, kindlichen Gesicht lag ein Ausdruck grosser Traurigkeit.

„Warum? Ach Tante, ich sah vorhin auf der Strasse eine Frau mit ihrem Kinde. Sie herzte und küsste es und hielt es fest und warm in ihren Armen. Und siehst du, — da fragte ich mich: Warum hat dich deine Mutter nicht so gehalten und so geliebt, warum gab sie dich hin, als du noch so ein kleines, hilfloses Wesen warst — kaum älter als ein Jahr? Und warum lässt meine Mutter nichts von sich hören? Kann es sein, dass eine Mutter ihr Kind vergisst?“

Klarissa Sonntag zuckte nervös mit den Augenbrauen, ein Zeichen grosser Erregung. Evas plötzliches Ungestüm erschreckte sie. Seufzend richtete sie sich empor.

,,Kind, es wäre besser, du quältest dich und mich nicht mit solchen Fragen. Du warst doch bisher glücklich und zufrieden.“

Eva ballte die Hände fest zusammen.

,,Glücklich und zufrieden? Ach nein, Tante Klarissa. Das war ich eigentlich nie. Sei nicht böse — du hast es gewiss immer gut mit mir gemeint, hast mich als hilfloses Kind bei dir aufgenommen. Fast nie habe ich ein rauhes Wort von dir gehört; und wenn dich deine Schmerzen nicht plagten, bist du auch manchmal lieb und zärtlich zu mir gewesen. Aber trotzdem — schilt mich nicht undankbar — trotzdem habe ich doch am Besten gedarbt, was der Mensch haben kann: ich hatte nicht Vater und Mutter — keine eigentliche Heimat. Ich muss mir das alles einmal von der Seele sprechen, kann es nicht länger stumm mit mir herumtragen. Du hast mir einmal erzählt, dass meine Mutter meinen Vater nach zweijähriger Ehe verlassen hat, um wieder Schauspielerin zu werden, wie zuvor. Mein Vater hat sich von ihr scheiden lassen. In Amerika hat sich meine Mutter bald darauf wieder verheiratet; sie hat uns nicht einmal mitgeteilt, welchen Namen sie führt. Seitdem hörtest du nichts von ihr, nicht wahr?“

„Nein —nicht ein Wort.“

,,Und mein Vater hat auch eine zweite Frau genommen. Er sieht wohl jedes Jahr einmal nach, wie es mir geht. Dann wechseln wir wenige höfliche Worte. Zwei Menschen, die zueinander gehören und sich doch so fremd sind. In der Zwischenzeit wechseln wir wenige Briefe über alltägliche Aeusserlichkeiten. Das ist alles, was ich von meinem Vater habe, den ich doch von Herzen lieben möchte. Ach, Tante — ich bin ärmer als das ärmste Bettelkind!“ Sie schlug die Hände vor das Antlitz und schluchzte krampfhaft auf.

Fräulein Klarissa sass beklommen und hilflos diesem leidenschaftlichen Ausbruch gegenüber. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was in Eva vorging. Kränkliche Menschen sind sehr egoistisch. Klarissa machte darin keine Ausnahme. Als sie Eva zu sich nahm, hatte sie es nur getan, um ihr ödes Leben inhaltsvoller zu gestalten. Immer hatte sie nur daran gedacht, wie gut es war, dass sie dies junge Mesen bei sich habe, dass sie nicht allein sei.

Der Gedante, Eva könne neben ihr an leib und Seele darben, war ihr gar nicht gekommen. Jetzt zum ersten Male wurde sie wachgerüttelt aus dem Wahn, dass Eva bei ihr glücklich und zufrieden sei. Erschrocken schaute sie den Jammer, der aus ihrem sonst so verschlossenen Wesen hervorbrach wie ein Strom, der sich nicht mehr eindämmen lässt.

Ihr im Grunde gütiges Herz suchte nach Trost und Hilfe für dies junge Wesen. Unbeholfen legte sie ihre Hand auf den braunen Mädchenkopf. Evas reiches Haar hatte die Farbe reifer Kastanien. Rötliche Lichter spielten darauf. Klarissa musste daran denken, dass ihre einzige Schwester, Evas Mutter, auch diesen seltsam glänzenden Schimmer über ihrem Haar gehabt hatte.

Die Erinnerung an die Schwester wurde dadurch heraufbeschworen. Felicitas hatte sie geheissen, und beneidenswert glücklich war sie der älteren, verkrüppelten Schwester erschienen in ihrer jugendfrischen, gesunden Schönheit. Felicitas hatte einen unruhigen, ehrgeizigen Sinn gehabt. Sie hatte ehrgeizig gestrebt und träumte von Glanz und Herrlichkeit.

Den ängstlichen nüchternen Eltern hatte sie abgetrotzt, dass sie Schauspielerin werden durfte. Halb gegen deren Willen zog sie hinaus in die Welt. Ihre Schönheit half ihr schnell zu glänzenden Erfolgen; und da sie kühl und berechnend war, gelang es ihr, einen ihrer glühendsten Verehrer so weit zu bringen, dass er sie, gegen den Willen seiner Familie heiratete. Freiherr Rudolf von Woltersheim wurde der Gatte von Felicitas Sonntag.

Der junge, etwas leichtsinnige Mann hatte in seiner blinden Leidenschaft darauf gehofft, dass seine Familie seine Heirat nachträglich anerkennen würde. Felicitas war in dem Glauben, eine glänzende Partie gemacht zu haben. Aber mit seiner Heirat hatte der junge Freiherr jedes Band mit seiner Familie zerschnitten. Man verzieh ihm nicht und versagte ihm die Mittel, die ihm bisher von verschiedenen Familienmitgliedern zugeflossen waren. Er musste mit einer für seine Verhältnisse lächerlich kleinen Summe auskommen. Da er seiner Frau nicht gestattete, wieder aufzutreten, war bald Somalhans Küchenmeister.

Felicitas hatte das nicht lange mit angesehen. Das war nicht der Zweck ihres Lebens gewesen, in Armut und Not zu leben. Die Leidenschaft verrauschte in heftigen Szenen auf beiden Seiten schnell. Und eines Tages ging Felicitas ihrem Gatten auf und davon, um in Amerika ihr Glück zu versuchen. Er forderte sie zur Rückkehr auf: sie weigerte sich, und so liess er sich von ihr scheiden. Seine Familie hatte ihm Verzeihung versprochen, wenn er sich von ihr befreit hätte.

Das Kind wurde Woltersheim zugesprochen. Er wusste nicht, was er mit dem kleinen, mutterlosen Wesen anfangen sollte. In seiner Familie fand es keine Aufnahme. Da trat Klarissa an ihn heran mit dem Wunsch, er möge ihr das Kind in Obhut geben. Sie wollte es aufziehen, um einen Lebensinhalt zu haben, denn ihre Eltern waren inzwischen gestorben, und sie stand allein in der Welt

Mit Freuden willigte Woltersheim ein. Er zahlte Klarissa einen kleinen Erziehungsbeitrag, der ihr mit ihrem eigenen kleinen Vermögen ein zwar bescheidenes, aber sorgloses Leben sicherte.

Und so kam Eva in ihrem zweiten Lebensjahr zu ihrer Tante.

Herr von Woltersheim war froh, der Sorge um das Kind enthoben zu sein. Seine geschiedene Frau hatte in Amerika insofern Glück gehabt, als sie einen Dollars millionär durch ihre Reize fesselte und seine Gattin wurde. Seit dieser Zeit blieb jede Nachricht von ihr aus. Wahrscheinlich wollte sie ihre Vergangenheit vergessen. Auch nach ihrem Kinde hatte sie nie mehr gefragt.

Herr von Woltersheim wurde wenige Monate nach seiner Scheidung durch den Tod eines Vetters Majoratserbe seines grossen Familienbesitzes. Auf Wunsch seines Oheims, des derzeitigen Majoratsherrn, verheiratete er sich ein Jahr nach seiner Scheidung mit der jungen Witwe des Barons Herrenfelde. Trotzdem diese gleichfalls eine Tochter aus erster Ehe hatte, war keine Rede davon, dass Eva nun bei ihrem Vater Aufnahme finden sollte. Dem Sprössling des Barons standen die Türen von Woltersheim offen; vor dem Kinde der Schauspielerin blieben sie verschlossen. Eva blieb unbeachtet in dem bescheidenen Heim ihrer Tante. Die zweite Frau ihres Vaters hatte sie bisher vollständig unbeachtet gelassen. Nur einmal im Jahre kam der Vater, meist kurz vor Weihnacht, um nach seiner Tochter zu sehen. Es waren förmliche Pflichtbesuche. Vater und Tochter wussten nichts miteinander anzufangen. Er fragte nach ihren Weihnachtswünschen, die immer sehr bescheiden waren — bis auf den Flügel, den sie sich brennend wünschte. Dann erkundigte er sich nach ihren Schulfortschritten, plauderte ein wenig mit Klarissa und war heilfroh, wenn er der Pflicht genügt hatte und wieder abreisen konnte. Eva verbarg in ihrer scheuen Art, was in ihr vorging. Sie beantwortete tonlos seine Fragen und schien fühl und unberührt durch seine Anwesenheit. Der Vater hielt sie deshalb für kalt und oberflächlich wie ihre Mutter und erwärmte sich nicht für diesen Spross einer in leidenschaftlichem Rausch geschlossenen Ehe. Er ahnte nicht, dass Eva bei seinem Anblick das Herz bis zum Hals hinauf schlug und dass sie sich am liebsten an ihn geklammert hätte mit der heissen Bitte: „Hab mich lieb und gestatte mir, dich zu lieben; denn mein Herz ist einsam und von Sehnsucht erfüllt nach einem Menschen, zu dem ich gehöre.“

Sie sprach es nie aus; und er hielt sie für indolent und gefühlsarm. Dazu kam noch, dass seine zweite Gattin ihn darin bestärkte, dass Eva bei der Tante am besten aufgehoben sei. Seiner zweiten Ehe entstammte abermals eine Tochter. Sein Wunsch nach einem Majoratserben blieb unerfüllt. Nach seines Oheims Tod war er Herr auf Woltersheim geworden. Und da ihm männliche Erben versagt blieben, hatte er den Sohn eines jüngeren Vetters, der dem Erbrecht zufolge nach ihm Majoratsherr sein würde, nach Woltersheim berufen, um an ihm eine Stütze zu haben bei der Bewirtschaftung der Güter.

Eva hatte keine Ahnung von dem Leben und Treiben in ihres Vaters Hause. Sie wusste nur, dass er wieder verheiratet war und dass sie eine Schwester hatte, die Jutta hiess und drei Jahre jünger war als sie selbst.

Nach dieser Schwester sehnte sie sich im Stillen unsagbar. Sie hätte Jahre ihres Lebens dahingegeben, um sie einmal zu sehen. Aber noch nie hatte sie gewagt, diesen Wunsch, der doch so natürlich war, zu äussern. —

Klarissa streichelte eine Weile in ihrer unbeholfenen Art das Haar des jungen Mädchens.

„Ich habe nicht gewusst, dass du so unter den Verhältnissen leidest, unter welchen du aufgewachsen bist,“ sagte sie leise, und ein gequälter, kranker Zug lag auf ihrem Gesicht.

Eva sah es und trocknete schnell ihre Tränen.

„Du hast wieder deine Nervenschmerzen, Sante Klarissa — und daran bin ich diesmal schuld mit meinem Ungestüm. Verzeihe mir, es tut mir so leid,“ sagte sie hastig.

„Lass nur, Kind, ich bin ja an Schmerzen gewöhnt. Und du sollst mir nicht umsonst deine Herzensnot gebeichtet haben. Arme Eva! Mir ist es erst in diesem Augenblick klar geworden, dass du gedarbt hast an meiner Seite. Ich glaubte, du seiest glücklich. Mir scheint es ja das höchste Glück, gesund zu sein, mit gesunden Gliedern laufen und springen zu können und keine Schmerzen zu haben. Daneben schien mir alles andere so unbedeutend. Aber nun sehe ich, dass auch ein gesunder Mensch Schmerzen haben kann.“

Eva zwang sich zur Ruhe.

,,Du hast recht, Tante Klarissa. Ich hätte mich nicht hinreissen lassen sollen von meinen Gefühlen. Deine Leiden sind viel grösser, und du trägst sie mit Geduld. Vergiss, was ich dir sagte.“

,,Nein, nein — das will ich nicht. Du hast mich wachgerüttelt; ich werde nun immer wissen, dass du nicht zufrieden und glücklich bist. Arme Eva — wenn ich dir nur helfen könnte! Aber von deiner Mutter kann ich dir wirklich nichts sagen. Nie habe ich wieder von ihr gehört, seit sie mir mitteilte, dass sie eine zweite Ehe eingehen und alles, was hinter ihr lag, vergessen wollte. Einen leichten Sinn hatte sie immer — und einen unbändigen Trieb, empor zu kommen auf die Höhen des Lebens. Ich kann mir denken, dass sie dich vergessen hat. Du warst ihr nichts als eine Rast, zu klein, als dass sie dir irgend welche Wichtigkeit beigemessen hätte. Und dann glaubt sie dich wohl bei deinem Vater. Meine Schwester hatte immer ein grosses Talent, Störendes von sich fern zu halten. Ich muss dir das alles sagen, zu deinem Besten. Lass keine Sehnsucht in dir gross werden, die Mutter wiederzusehen. Du würdest bitter enttäuscht sein. Ich glaube auch nicht, dass es je geschieht, trotzdem wir annehmen müssen, dass sie noch lebt. Sonst hätten wir wohl Kunde von ihrem Tode erhalten.“

Eva hatte bewegungslos zugehört. Auf ihrem weichen, jungen Gesicht lag ein Ausdruck schmerzlicher Trauer. Nun sah sie die Tante forschend an.

„Und mein Vater, Tante? Warum hat mein Vater mich nicht zu sich genommen?“

Klarissa strich sich über die Stirn. „Zuerst, als ihn deine Mutter verlassen hatte, wusste er nicht, wohin mit dir. Als er dann später wieder heiratete, ist ihm wohl der Gedanke gekommen, dich zu sich zu nehmen. Aber vielleicht erlaubte das seine Frau nicht.“

,,Sie hat aber doch selbst eine Tochter aus erster Ehe mit in meines Vaters Haus gebracht.“

,,Ja, ja — aber diese Tochter ist das Kind eines Barons, du dagegen die Tochter einer bürgerlichen Schauspielerin, die ihrem Manne davongelaufen war. Ich will dir heute alles ganz offen sagen, damit du klar sehen kannst. Viel mehr kann ich nicht für dich tun. Also dein Vater ist wegen seiner Heirat mit deiner Mutter bei seinen Angehörigen in Ungnade gefallen. Man hat ihn erst wieder aufgenommen, nachdem er geschieden war. Dich haben seine Verwandten vollständig vergessen; und dein Vater war froh, als seine erste Ehe in Vergessenheit geriet. In seinen Kreisen weiss man heute nichts mehr davon, dass er schon einmal verheiratet war und eine Tochter aus erster Ehe hat.“

Eva richtete sich mit starren Augen empor.

,,So weiss wohl auch am Ende meine Schwester Jutta nicht, dass ich lebe?“

„Das kann ich dir nicht sagen — aber es ist wahrscheinlich. Ich spreche stets nur über dich mit deinem Vater. Nie berühre ich seine jetzigen Verhältnisse. Das, was ich weiss, hat er mir freiwillig erzählt; gefragt habe ich ihn nie um etwas. Dein Vater ist kein gefühlloser Mensch. Ich halte ihn im Gegenteil für sehr warmherzig. Aber er ist ein Opfer seiner Verhältnisse. Seine leichtsinnig geschlossene erste Ehe hat ihm lange wie eine Kette angehangen, auch noch, als er geschieden war. So ist er schliesslich froh gewesen, als sie in Vergessenheit geriet. Das ist alles, was ich dir berichten kann. Ich war ja froh, dass er mir versprach, du solltest bei mir bleiben bis ich sterbe oder bis du dich einmal verheiratest.“

Eva fuhr hastig empor.

,,Was würde aber aus mir, wenn du sterben solltest?“

,,Dann nimmt dich dein Vater in sein Haus auf — das hat er mir versprochen.“

,,Das hat er versprochen?“ fragte Eva mit glänzenden Augen.

Klarissa lächelte bitter.

„Nun wünschest du wohl, dass ich recht bald sterben möchte?“

,,Das junge Mädchen wurde dunkelrot.

,,Aber Tante Klarissa, wie kannst du so etwas sagen!“

Die alte Dame seufzte.

„Kind, es wäre dir beinahe nicht zu verdenken. Was Hast du an mir alten, grämlichen Person? Und was verlöre ich an meinem jammervollen Leben? Dass es einmal schnell mit mir zu Ende geht, weiss ich. Mein Leiden bringt das mit sich: und mein schwacher Körper vermag nicht viel Widerstand zu leisten. Deshalb habe ich deinem Vater das Versprechen abgenommen. Ich wollte über dein Schicksal beruhigt sein. Freilich, ob du dich sehr viel wohler fühlen würdest in seinem Hause, das ist fraglich. Deine Stiefmutter ist eine stolze, vornehme Dame, die sich nicht sonderlich erfreut aufnehmen würde. Aber vielleicht täusche ich mich auch.“

Eva stützte den Kopf in die Hand und sah sinnend vor sich hin. Dann sagte sie leise:

,,Ob mich meine Schwester lieb gewinnen würde? Ob sie gut zu mir wäre?“

,,Das kann ich dir auch nicht sagen. Ich kenne sie ebensowenig wie du.“

Das junge Mädchen seufzte tief auf.

,,Müsste ich nur wenigstens, wie sie aussieht! Hätte ich ein Bild von ihr, könnte ich mir vielleicht ihren Charakter ausdenken. Schon längst hätte ich meinen Vater gern um eine Photographie von Jutta gebeten. Aber ich wage es nicht. — Meinst du, dass er sie mir schenken würde?“

,,Sicher. Diese Bitte kann er dir nicht abschlagen.“

Eva sprang auf.

,,So werde ich ihm in meinem nächsten Briefe meinen Wunsch mitteilen. Auszusprechen wage ich ihn nicht in seiner Gegenwart.“

,,Du solltest nicht so bange sein, Eva. Menn er hier ist, bist du immer so scheu und stil. Er ist doch nicht böse und Hartherzig.“

,,Nein — aber fremd ist er mir, ach, furchtbar fremd. Und so vornehm und zurückhaltend. Ich habe immer all meinen Mut nötig, wenn ich mit ihm spreche. Mehr als das, wonach er mich fragt, bringe ich überhaupt nicht heraus.“

Klarissa sah schweigend durch das Fenster auf die Gasse. Sie schien einem Gedanken nachzuhängen. Endlich sagte sie, sich umwendend:

„Vielleicht versuchst du es einmal, ihm näher zu kommen, wenn er wieder hier ist. Am Ende ist das gar nicht so schwer.“

„Meinst du, es wäre möglich, ihm ein wenig Liebe abzuringen?“ fragte Eva erregt und mit glühenden Wangen. Sie sah sehr hübsch aus, da sich ihre Züge belebt hatten, ganz anders als zuvor.

Tante Klarissa musste das auch bemerken. Sie blickte fast betroffen in das junge Gesicht.

„Warum nicht? Er ist doch dein Vater, und sein Herz ist nicht von Stein,“ sagte sie tröstend, obwohl sie der Ansicht war, dass Rudolf von Woltersheim Eva gegenüber recht gleichgültig sei.

Eva sah verträumt vor sich hin. Dann setzte sie sich wieder an den Flügel und spielte so herrlich, wie Klarissa es noch nie gehört hatte. Zum ersten Male achtete sie so recht auf den Ausdruck, den Eva den Tönen gab. Und sie verstand, dass diese junge Seele eingeengt war und sich nach Freiheit sehnte — nach Freiheit und Liebe.

Sie nahm sich vor, Herrn von Woltersheim mitzuteilen, dass Eva unter den unerquicklichen Verhältnissen litte. So schwer es ihr auch sein würde, sich von ihr zu trennen — vielleicht könnte sie wenigstens zuweilen einige Wochen im Hause ihres Vaters zubringen, damit sie ihre Schwester kennen lernte. —

Die Aufregung war zu gross gewesen für Klarissa. Am Abend bekam sie einen heftigen Anfall ihres Leidens. Sie musste zeitiger noch als sonst zu Bett gehen. Eva war sehr betrübt.

,,Daran bin ich diesmal ganz gewiss schuld, arme Tante,“ sagte sie leise.

Klarissa schüttelte den Kopf.

„Nein, nein — ich habe wieder zu viel starken Kaffee getrunken. Du weisst, dass ich das nicht vertragen kann.“

„Das solltest du auch nicht mehr tun, Tante. Der Arzt hat es dir oft verboten.“

Klarissa lächelte bitter.

„Es ist meine einzige Leidenschaft, Kind; und auch die bösesten Folgen heilen mich nicht von dieser Schwäche.“

Eva umsorgte die Leidende mit mehr Hingabe als sonst und küsste ihre bleiche Stirn.

,,Arme Tante.“

Diese sah mit mattem Blick zu ihr auf.

„Kind, wenn du wüsstest, wie reich du bist — trotz allem — mit deinen gesunden Gliedern, deiner frischen Jugend! Ach — beneidenswert reich gegen mich.“

Eva erfasste in dieser Stunde zum ersten Male voll und ganz das Martyrium dieses armen Geschöpfes, das die Natur so stiefmütterlich behandelt hatte. Sie streichelte zart und tröstend über das dünne graumelierte Haar und schalt sich undankbar und schlecht, dass sie ihr nicht mehr Liebe geben konnte.

***

Auf der Terrasse des Woltersheimer Herrenhauses hatten sich die Mitglieder der Familie zum zweiten Frühstück zusammengefunden. Es war ein herrlicher, klarer Sommermorgen mit Blütenpracht und Vogelgesang.

Der grosse, runde Frühstückstisch stand dicht an der steinernen Balustrade, die mit Blumen geschmückt war. Er war einladend gedeckt, und man sass mit behaglichen Gesichtern in bequemen Korbsesseln ringsum.

Da war zuerst der Hausherr, Rudolf von Woltersheim — eine vornehme, stattliche Erscheinung von fast fünfzig Jahren. Das graumelierte, noch volle Haar und der etwas dunklere Lippenbart gaben seinem gut geschnittenen Gesicht einen militärischen Anstrich. Schöngeformte Hände und massvolle Bewegungen verrieten den Aristokraten.

Neben ihm sass seine Gattin Helene. Sie mochte im Anfang der Vierzig stehen, war hellblond, kühl, formell und gut gewachsen. Ihre blassblauen Augen blickten scharf und nüchtern in die Welt und bedeckten sich halb mit den etwas schweren Lidern, wenn sie durch irgend etwas chokiert war oder jemand abweisend begegnen wollte.

Die zwanzigjährige Dame ihr gegenüber war eine so gut gelungene jüngere Kopie von ihr, dass man sie sofort als ihre Tochter erkannte. Es war Baroness Silvie, Frau von Woltersheims Tochter aus erster Ehe. Die Ühnlichkeit zwischen beiden war beinahe lächerlich, zu: mal sie auch dieselbe hochmoderne Frisur trug, wozu beide einiger Hilfsmittel bedurften, da sie nicht mit üppigem Haarwuchs gesegnet waren. Baroness Silvie sah ausserdem noch ein wenig kühler und vornehmer aus als ihre Mutter und liess die schweren Lider viel öfter über die blassblauen Augen fallen.

Ein prachtvolles Gegenstück voll Leben und Jugendfrische war die jüngste Tochter Woltersheims, der Backfisch Jutta. An ihr lebte und sprühte alles. Die dunklen Augen, die sie vom Vater geerbt, lachten daseinsfroh in die Welt. Die weissen Zähne bissen kräftig und ohne Ziererei in die knusperigen Brötchen; und die rosigen Mangen verrieten der gesunden Appetit der Jugend.

Ein dicker goldblonder Hängezopf baumelte wie ein Perpendikel über den Rücken, denn Jutta sass nie still. Sie trug ein weisses Stickereikleid wie ihre Halbschwester Silvie. Es war aber entschieden noch etwas kindlich gehalten, trotz der schon kräftig entwickelten Gestalt, während das Silvies sehr damenhaft und nach der neuesten Mode gearbeitet war.

Zwei Diener servierten das Frühstück in tadelloser Weise. Der Haushalt in Woltersheim hatte einen sehr vornehmen, glänzenden Zuschnitt. Dafür sorgte Frau von Woltersheim, wenn auch ihr Gatte wiederholt Sparsamkeit anempfahl. Wohl war Woltersheim ein grosser und einträglicher Besitz und gut bewirtschaftet. Aber es waren schlechte Zeiten, und man musste rechnen. Woltersheim war Majorat, und der jetzige Besitzer musste dafür sorgen, dass für seine Töchter etwas zurückgelegt wurde. Denn nach seinem Tode ging der Besitz in andere Hände über; und für seine Frau und seine Töchter blieb dann nur ein bescheidenes Unterkommer in dem Woltersheimer Witwenhäuschen jenseits des Waldes.

Aber trotzdem das Frau von Woltersheim wusste, wollte sie nichts vom Sparen hören. Noch war ihr Gatte gesund und rüstig; er konnte noch dreissig Jahre leben. Und sie hoffte, ihre Tochter gut zu verheiraten; es war ihr innigstes Bestreben. Silvie hatte von ihrem Vater nichts geerbt, als ein sehr anspruchsvolles Auftreten. Sie und ihre Mutter fanden es ganz selbstverständlich, dass Herr von Woltersheim für seine Stieftochter sorgte wie für ein eigenes Kind. Zwar bezogen die beiden Damen eine unbedeutende Rente, die ihnen der jetzige Besitzer des Herrenfelder Gutes, Götz Herrenfelde, auszahlen musste. Herrenfelde war Majorat wie Woltersheim; und nach dem Tode des ersten Gatten der Frau von Woltersheim hatte es ein entfernter Verwandter übernommen. Herrenfelde war aber so verschuldet und heruntergewirtschaftet, dass Baron Götz kaum das Leben fristen und nur mit Mühe die kleine Rente an Silvie und ihre Mutter auszahlen konnte. Diese Rente reichte gerade aus, um Silvies Bedarf an Handschuhen, Fächern und ähnlichen Kleinigkeiten zu decken. So blieb Woltersheim nichts anderes übrig, als auch für seine Stieftochter zu sorgen.

Es war ihm daher nicht zu verdenken, wenn er seine Frau immer wieder zur Sparsamkeit mahnte.

Sein Nachfolger in der Erbfolge war, da er keine männlichen Erben hatte, Fritz von Woltersheim, der Sohn eines frühverstorbenen jüngeren Vetters. Dieser war bis vor einem Jahre Offizier gewesen, hatte aber, da er arm war, immer in allerhand Schwierigkeiten gesteckt. Herr von Woltersheim hatte den jungen Mann sehr gern und machte ihm schliesslich den Vorschlag, schon jetzt nach Woltersheim zu kommen, seinen Abschied zu nehmen, und ihm in der Bewirtschaftung des Majorats, das doch einst ihm gehören würde, zu helfen.

Fritz von Woltersheim nahm freudig und vergnügt dies Anerbieten an und war seither mit Lust und Liebe als Landwirt tätig.

Frau von Woltersheim war erst sehr wenig erbaut davon, dass ihr Gatte sich seinen Erben schon jetzt ins Haus holte. Sie sah in ihm einen lästigen Eindringling. Dann aber überlegte sie, dass Fritz eine famose Partie für ihre Silvie sei. Silvie war entschieden ihr Liebling; und es war ihr ein verlockender Gedanke, dass diese eines Tages Majoratsherrin von Woltersheim sein würde.

Silvie erklärte sich damit sehr einverstanden, als die Mutter sie in ihre Pläne einweihte. Fritz war ein hübscher, stattlicher Mensch und als künftiger Majoratserbe eine Partie.

Die beiden Damen kamen nun plötzlich Fritz mit viel Liebenswürdigkeit entgegen. Silvie machte ihm schöne Augen und tokettierte sehr deutlich mit ihm.

Wie Fritz darüber dachte, wusste niemand. Er merkte sehr wohl die Absicht und fand Silvie einfach schauberhaft mit ihrem unnatürlichen, gezierten Wesen und ihren nichtssagenden ausdruckslosen Augen. Sein leichtlebiger, aber gutherziger und impulsiver Charakter fühlte sich direkt von ihr abgestossen. Viel sympathischer und lieber war ihm die kleine Jutta mit ihrer natürlichen Offenherzigkeit. Es bestand zwischen ihm und ihr eine drollige Kameradschaft. Jutta nahm ihm gegenüber einen mütterlich erziehenden Ton an, als wäre sie mindestens zwanzig Jahre älter als er. Und er liess sich gern von ihr abkanzeln. Mit einem Spitzbubengesicht hielt er still und zeigte eine tiefzerknirschte Miene. Trotzdem sie sich beide famos verstanden und sehr gut leiden mochten, waren sie immer in einem gewissen Kriegszustand, hauptsächlich in Gegenwart der anderen. —

Gerade, als man mit dem Frühstück begonnen hatte, sprengte Fritz von Woltersheim mit fröhlichem Gruss an der Terrasse vorbei. Er kam von einem Inspizierungsritt über die Felder heim. Nachdem er sein Pferd einem Stallburschen übergeben hatte, eilte er auf sein Zimmer, um sich für den Frühstückstisch umzukleiden. Frau von Woltersheim hielt auf gute Formen.

Zehn Minuten später erschien er und küsste der Hausfrau die Hand.

„Verzeihung für meine Unpünktlichkeit, verehrteste Tante. Ich wurde auf dem Vorwerk aufgehalten,“ sagte er artig.

Sie lächelte ihm gnädig zu.

,,Wenn dich die Pflicht fernhält, bist du immer entschuldigt, lieber Fritz.“

Fritz begrüsste die anderen Familienmitglieder und nahm zwischen Silvie und Jutta seinen Platz ein. Natürlich zog er Jutta erst in aller Eile an ihrem Zopf, worauf sie ihm ebenso natürlich einen energischen Klaps auf die Hand gab. Er klappte wie kraftlos auf seinem Stuhl zusammen und schrie „Au“, worauf Frau von Woltersheim Jutta strafend anblickte und Silvie ihm mit grosser Liebenswürdigkeit die Frühstücksplatte reichte. Sie wollte ihn auch sofort in ein Gespräch verwickeln, aber Fritz ging nicht darauf ein, sondern erstattete seinem Oheim Bericht über seine Tätigkeit am Morgen.

Die Herren fanden kein Ende, und Frau von Woltersheim machte ein unzufriedenes Gesicht.

,,Aber bitte, aeschäftliche Dinge könnt ihr doch nachher erledigen, wenn ihr allein seid. Für uns ist das nicht gerade amüsant,“ sagte sie ärgerlich.

Die Herren entschuldigten sich sofort. Herr von Woltersheim liebte den Hausfrieden und gab seiner Gattin nicht gerne der Anlass zur Unzufriedenheit. Silvie machte einen neuen Versuch, Fritz in ein Gespräch zu ziehen. Diesmal vereitelte Jutta ihr Vorhaben, indem sie sich mit Fritz neckte. Silvie warf ihr einen wütenden Blick zu.

„Spielst du nachher eine Partie Tennis mit mir, Fritz?“ fragte sie hastig.

Fritz hatte schon einen anstrengenden Morgenritt hinter sich, während Silvie, gleich ihrer Mutter, bis zum zweiten Frühstück zu schlafen pflegte. Er hätte sich lieber ein Stündchen auf seinen Diwan geworfen. Aber als Kavalier durfte er Silvie keinen Korb geben.

„Gewiss Silvie, gern,“ antwortete er artig, wenn auch nicht wahrheitsgemäss.

,,Dann spiel’ ich aber auch mit,“ erklärte Jutta energisch.

Jutta „maulte“ entschieden.

Silvie und ihre Mutter sahen Jutta zu gleicher Zeit ärgerlich an.

,,Du hast doch noch eine Lektion bei Mademoiselle, Jutta,“ sagte Silvie scharf.

„Ach — die kann ich auf später verschieben.“

„Nein, Jutta, der Unterricht geht vor,“ erklärte ihre Mutter mit Nachdruck.

„Aber ich spiele doch so gern mit Fritz, Mama.“

,,Dann warten wir einfach, bis du deine Lektion intus hast, Jutz,“ beeilte sich Fritz zu versichern.

Er hatte ihren Vornamen in „Jutz“ verstümmelt, weil er so viel besser für sie passe als das anspruchsvolle „Jutta“. Sie hatte sich anfangs dagegen gewehrt, aber es hatte nichts genützt. Er fand „Jutz“ prachtvoll für sie und liess sich nicht belehren.

„Ach ja, Fritz, bitte tue das,“ bettelte Jutta.

,,Später ist es mir zu heiss,“ rief Silvie, wütend auf ihre Schwester. Sie wollte mit Fritz allein sein. Fritz wusste sehr wohl die Absicht und wünschte sie zu vereiteln.

„Der Platz liegt ja im Schatten, Silvie,“ überredete er die Zürnende. Frau von Woltersheim kam Silvie jedoch zu Hilfe.

„Jutta muss nicht überall dabei sein. Sie ist noch ein Kind und muss sich bescheiden.“

„Ich bin doch schon 16 Jahre, Mama.“

,,Trotzdem bist du noch ein Kind und zwar ein sehr unartiges. Es bleibt dabei. Silvie und Fritz spielen ohne dich, gleich nach dem Frühstück, schon um dich zu strafen für deine Unart.“

Jutta würgte krampfhaft die Tränen hinunter und sah hilfeflehend zu ihrem Vater hinüber. Er vermied jedoch, sie anzusehen wie immer, wenn seine Frau nach seiner Ansicht Jutta falsch behandelte. Er wollte nicht offiziell Partei nehmen, des lieben Friedens halber. —

Nach dem Frühstück erhob sich Jutta sofort, um auf ihr Zimmer zu gehen. Fritz sprang ebenfalls auf.

„Warte, Jutz, ich komme mit hinein. Ich will mich zum Tennis fertig machen, Silvie: in einer Viertelstunde bin ich auf dem Platz.“

Er verneigte sich vor den Damen und folgte Jutz ins Haus.

Silvie war bereits im Tennisdress und blieb bei den Eltern auf der Terrasse sitzen.

Fritz schob seinen Arm unter den Juttas und sah ihr, sich vorneigend, ins Gesicht.

,,Sei doch nicht betrübt, Jutz. Ich spiele heut abend mit dir,“ sagte er tröstend.

Sie blitzte ihn ärgerlich an mit ihren prachtvollen dunklen Augen. „Ach — was liegt mir an dem dämlichen Tennis. Ich will nur nicht, dass du mit Silvie spielst,“ stiess sie erregt hervor.

„Warum denn nicht, Jutz?“

„Weil sie dich durchaus heiraten will. Denkst wohl, ich merke nicht, dass sie dir schöne Augen macht?“

Fritz legte ihr lachend die Hand auf den Mund.

,,Enfant terrible, schrei das doch nicht in die Welt hinaus, dieses tiefe Geheimnis einer schönen Mädchenseele.“

„Pöh, hat sich was — schöne Mädchenseele! Silvie hat überhaupt keine Seele, dass du es nur weisst.“

Er verbiss sich das Lachen.

„Jutz, du bist der geborene Diplomat.“

Sie sah ihn misstrauisch an.

,,Willst du mich vielleicht verulken?“

,,Keine Spur,“ beteuerte er mit scheinheiliger Miene.

„Na, das ist dein Glück. Aber sag mir nur, musst du denn immerfort mit Silvie irgendwo allein stecken?“

Er seufzte tragikomisch.

„Wenn ich nicht müsste, täte ich es doch nicht, dummer Jutz.“

Sie kniff ihn vor Wonne in den Arm.

,,Du machst dir nichts draus?“

„Entre nous — aber hüte es wie ein tiefes Geheimnis — nein. Momentan bin ich nämlich todmüde und legte mich viel lieber eine Stunde aufs Ohr, als dass ich mit Silvie Tennis spielte.“

„Und wenn du nicht müde wärst — hm? Dann wärst du wohl gern mit ihr allein?“

„Ebenfalls „hm“ — das ist eine Gewissensfrage. Und wenn ich sie dir beantworte, dann schreist du diese Antwort vielleicht ebenso diskret in die Welt, wie eben Silvies Geheimnis.“

„Ach du, ich weiss doch, Diskretion ist —‘

„Nebensache,“ fiel er lachend ein. Sie stampfte zornig mit dem Fusse.

,,Nein, Ehrensache natürlich. Aber wenn du mich ärgern willst, so gehe gefälligst allein.“

Sie riss sich los von seinem Arm und rannte durch die grosse Halle nach der breiten Treppe, die zum ersten Stock hinauf führte. Mit wenigen Sätzen war Fritz hinter ihr her und hielt sie am Zopf fest.

„Stillgestanden! Hier wird nicht ausgerissen,“ sagte er; und sie bei beiden Schultern fassend, sah er ihr mit einem eigentümlichen Blick in die Augen. „Jutz, dummer Jutz, verstehst du keinen Spass?“

,,Lass mich los, du,“ fuhr sie ihn kratzbürstig an.

„Wenn du hübsch ruhig neben mir die Treppe hinauf gehst.“

,,Pöh! Bedingungen habe nur ich zu stellen.“

,,Nun also?“

,,Beantworte mir meine Frage: Bist du gern mit Silvie allein?“

,,Also, Diskretion Ehrensache?“

,,Selbstverständlich.“

Fritz zog wieder ihren Arm durch den seinen.

„Offenes Geständnis: nein. Ich bin nicht gern mit ihr allein.“

,,Und wirst sie auch nicht heiraten?“

Er blickte sie amüsiert an.

„Jutz, hast du etwa Absichten auf mich?“

Sie tippte ihm sehr ausdrucksvoll auf die Stirn.

,,Du bist wohl? Hm? Nein, dich möchte ich nicht um die Welt zum Mann haben.“

,,Warum denn nicht?“

„Weil du unausstehlich übermütig bist und gar keinen Respekt vor mir hast. Aber Silvies Mann sollst du auch nicht werden. Sie hat dich gar nicht lieb. Es ist ihr nur um das dämliche Majorat. Ich habe selbst gehört, wie sie es mit Mama besprach. Sie hatten natürlich keine Ahnung, dass ich über ihnen auf einem Baum sass. Und ich leide es nicht, dass du dich so wie in einem Rechenexempel verheiraten lässt. Du sollst aus Liebe heiraten. Weisst du, ich lese jetzt einen himmlischen Roman, — damit sass ich nämlich auf dem Baume, weil ich wie ein Baby keine Romane lesen soll. Und in dem Roman ist eine Heldin — wonnig sage ich dir. Sie heisst Jadwiga und ist einfach süss. So ’ne Frau musst du haben. Ich selbst werde dir eine aussuchen, die ihr gleicht, hörst du?“