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Der bekannte Familientherapeut Jesper Juul hat für das unschöne Wort »Stiefeltern« ein neues Wort geprägt: Bonuseltern. »Was wir über Patchwork wissen? Es ist nicht einfach. Aber es ist ja in keiner Familie einfach.« Meine Kinder, deine Kinder, unsere Kinder: Ein kluges, Mut machendes Unterstützungsbuch für moderne Familien.
»Beim Übersetzen dieses Buches war ich geradezu beschämt darüber, mit welcher Treffsicherheit Jesper Juul all die Probleme beschreibt, die ich mit meiner eigenen Patchwork-Familie erlebt habe.
Hätte es mir geholfen, wenn ich das Buch schon früher gekannt hätte? Aber ja! Nicht nur, um den allgegenwärtigen Fallgruben auszuweichen, sondern vor allem, um die vielfältigen Chancen zu nutzen, die sich jedem bieten, der sich in einer neuen Familie zurechtfinden muss. Und ich bin Jesper Juul unglaublich dankbar für das Wort ›Bonus-Vater‹ statt ›Stiefvater‹. Das ist ein wirklich guter Begriff, mit dem man sich gerne identifiziert.«
Knut Krüger, Übersetzer der Bücher von Jesper Juul
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Seitenzahl: 148
Wer mit einem Partner zusammenlebt, der bereits Kinder hat, wurde noch vor einer Generation »Stiefvater« oder »Stiefmutter« genannt. Man war eine Art Stellvertreter für die biologische Mutter oder den biologischen Vater. Der Ausdruck Stiefvater oder Stiefmutter stammt aus einer Zeit, in der die Ehe noch eine moralische und ökonomische Notwendigkeit war, und aus mancherlei Gründen hat er einen negativen Beigeschmack bekommen. Da die Ehe in emotionaler wie in existenzieller Hinsicht inzwischen nur eine von vielen Möglichkeiten darstellt, ist der moderne Ausdruck »Bonusmutter« oder »Bonusvater« sowohl passender als auch optimistischer. Er bedeutet nicht, dass diese besondere Rolle in der Familie stets idyllisch ist, deutet aber zumindest eine konstruktive Richtung an.
»Bonuseltern«: ein Begriff, der optimistischer und passender ist als »Stiefeltern«.
Da es in den meisten europäischen Ländern heute an der Tagesordnung ist, dass die biologischen Eltern auch nach einer Trennung ein gemeinsames Sorgerecht für ihre Kinder ausüben, erleben mehr und mehr Kinder, dass sie »aufgeteilt« werden, während Eltern und Bonuseltern sich in gewisser Hinsicht als Teilzeiteltern empfinden. Für die Kinder getrennt lebender Eltern heißt dies unter anderem, dass sie sich mit drei oder vier Elternteilen auseinandersetzen müssen, was für keinen der Beteiligten eine einfache Sache ist.
Doch hier stehe ich nun als Mann oder Frau und wünsche mir nichts sehnlicher, als mit diesem Menschen, in den ich mich verliebt habe, zusammenzuleben. Er/sie hat ein oder mehrere Kinder, mit denen er/sie ständig oder beispielsweise an jedem zweiten Wochenende zusammenwohnt.
Betrachte ich dies als Bonus oder als notwendige Begleiterscheinung unserer Liebesbeziehung?Bin ich dazu bereit, diese Kinder anzunehmen, zusätzlich zu denen, die ich vielleicht selbst habe?Bin ich darauf eingestellt, mit meinem Liebsten zusammenzuleben, auch wenn ich mit einem Kind um seinen Körper, seine Aufmerksamkeit und seine Liebe konkurrieren muss?Oder betrachte ich diesen Umstand vielmehr als letzte Chance, eng mit einem Kind zusammenzuleben und all die Freude zu empfinden, die es mit sich bringt, die Entwicklung eines jungen Menschen zu begleiten? Und falls dem so ist – gehe ich somit zwei romantische Beziehungen ein, die womöglich abkühlen, wenn die Banalität des Alltags einkehrt?Aus beiden dieser möglichen Szenarien erwächst eine besondere Verantwortung, die verschiedene Fragen aufwirft. Wie stehe ich selbst zu meiner Verantwortung? Welche Bilder und Vorstellungen hat meine Liebste im Kopf, und stimmen sie mit meinen überein? Darüber hinaus muss ich eine Einstellung zum anderen Elternteil meines Bonuskindes entwickeln. Wie wichtig ist es für mich, dass mein Bonuskind in meine Großfamilie integriert wird, und was sagen gegebenenfalls meine eigenen Kinder dazu?
Zu diesen und vielen anderen Fragen müssen wir Stellung beziehen, was einen Ernst in unsere Liebesbeziehung bringt, der zunächst fremd und verstörend wirken kann. Doch es ist eine Tatsache, dass selbst die leidenschaftlichste Verliebtheit und tiefste Liebe nicht alle Probleme löst.
Während meiner vielen Jahre als Familientherapeut habe ich die unterschiedlichsten Patchworkfamilien – oder wie auch immer man diese zusammengesetzten Familien bezeichnen will – kennengelernt. Sie müssen sich vor denselben Fallgruben in Acht nehmen wie die traditionelle Kernfamilie. Ich beschreibe in diesem Buch, wie diese Fallgruben aussehen und was man tun kann, um sie zu umgehen, beziehungsweise wie man aus ihnen wieder herauskommt. Da es aber vom Leben selbst handelt, kann ich Ihnen nicht einfach »10 praktische Tipps« an die Hand geben, die Sie automatisch vor der Mühsal des Alltags und seinen mitunter schmerzhaften Erfahrungen bewahren.
Für Ihre Reise brauchen Sie Liebe, Verantwortungsgefühl, Konfliktfähigkeit, Ihren Verstand und den Willen zu persönlicher Entwicklung.
Bringen Sie also nicht nur Liebe und Verantwortungsgefühl in Ihre neue Familie mit ein – packen Sie für diese Reise auch den Willen zu persönlicher Entwicklung, Ihren Verstand und Ihre Konfliktfähigkeit mit in den Koffer.
Dieses Buch beschäftigt sich nicht mit den vielfältigen juristischen Konflikten, die eine Scheidung mit sich bringt. Nach einigen Jahrzehnten, in denen Scheidungen allmählich sozial akzeptiert und Väter mehr und mehr in die Familien integriert wurden, begreifen wir erst jetzt, wie traumatisch eine Scheidung für die beteiligten Kinder ist.
Die Gesetzgebung bemüht sich in zunehmendem Maße, dieser Erkenntnis gerecht zu werden, wenngleich ihr das nicht immer gelingt. Das liegt nicht nur am Konservativismus, sondern auch daran, dass die Aufgabe in gewisser Hinsicht unlösbar ist. Wir können unsere elterliche Verantwortung nicht an den Staat delegieren und darauf setzen, dass er unsere Probleme löst. Wenn wir selbst uns verantwortungslos und kindisch benehmen, greifen (hin und wieder) die Behörden ein, doch geschieht dies oft zu spät und zu undifferenziert.
Wenn sich Rechtsprechung und Psychologie auf Kollisionskurs befinden, bleibt fast immer die Psychologie auf der Strecke, was alle Beteiligten teuer bezahlen müssen. Bonuseltern können in diesem Konflikt eine mehr oder eine minder konstruktive Rolle spielen – realistisch betrachtet bleibt ihr Einfluss aber auf Erste-Hilfe-Maßnahmen beschränkt.
(Hinweis: In diesem Buch ist häufig von »Ihrem Partner« bzw. »Ihrer Partnerin«, »seinen« bzw. »ihren Kindern« etc. die Rede. Um sowohl eine angenehme Lesbarkeit zu gewähren als auch die unterschiedlichen Paar-Konstellationen angemessen wiederzugeben, werden die männliche und die weibliche Form im Text abwechselnd verwendet.)
Der erste Konflikt zwischen Herz und Verstand zeigt sich oft als Konflikt zwischen dem eigenen Drang, die Kinder seines Partners kennenzulernen, und den vielen Rücksichten, die der Partner als wichtig erachtet. Daher ist es nützlich, etwas von den kindlichen Reaktionen zu wissen, die durch die Scheidung der Eltern ausgelöst werden und von deren guten oder schlechten Zusammenarbeit in der Zeit nach der Trennung.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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