Auswahlband Urlaubsromane mit Herz 1/2023 - Fred Wiards - E-Book

Auswahlband Urlaubsromane mit Herz 1/2023 E-Book

Fred Wiards

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane: (399XE) Sandy Palmer: Die Insel der lustvollen Tträume Fred Wiards: Liebesfehde am Nordseestrand Anna Martach: Michael allein auf der Welt Anna Martach: Die richtige Frau für Papa Anna Martach: Jenny und der neue Vater „Wo bekommt man einen Zauberstab? Das möchte ich auch lernen!“ Die Stimme von Jenny Hillersen klang wehmütig. Das zwölfjährige Mädchen hockte, wie schon oft vorher, auf dem kleinen Hocker am Schmökertisch in der Buchhandlung von Björn König, dem sympathischen Mittdreißiger. Der erfolgreiche Buchhändler hatte eine Vorliebe für Kinder, die hier nach Herzenslust in den Büchern lesen durften – und ganz besonders hatte er Jenny ins Herz geschlossen. Das Mädchen las für sein Leben gern, und sie verstand es auch, die Figuren aus den Büchern in ihren Erzählungen lebendig werden zu lassen. Björn machte das Spaß, denn er war der Meinung, dass Bücher die besten Freunde sein konnten. Aus diesem Grunde hatte er in seinem Geschäft überhaupt diese Leseecke eingerichtet, jeder hatte so die Möglichkeit, sich Bücher, die er vielleicht kaufen wollte, erst einmal näher anzusehen. „In den Zauberkästen, die man im Spielwarengeschäft...“ „Ach nee, Herr König, so was meine ich doch nicht“, unterbrach ihn das Mädchen empört. „Ich rede doch nicht von so einem Kinderkram. Das ist doch kein Zaubern. Und außerdem sind das alles nur Tricks, die schummeln doch. Ich will so einen richtigen Zauberstab, mit dem man was tun kann, was...“ Sie brach ab, stocke und drehte dann den Kopf weg. Die braunen warmen Augen des Mannes richteten sich fragend, aber auch verständnisvoll auf die Kleine. Schon längst hatte er bemerkt, dass Jenny offensichtlich daheim Probleme hatte, sie wirkte oft bedrückt und unglücklich. Und das waren dann die Zeiten, in denen sie hier noch länger saß als sonst und die Bücher fast in Rekordzeit verschlang. Doch im Grunde ging ihn das nichts an, er bedauerte nur, dass ein so aufgewecktes und meist auch fröhliches Mädchen wie Jenny darunter leiden mussten, dass ihre Eltern Streit hatten miteinander. „Weißt du“, versuchte Björn sie jetzt zu trösten. „Manchmal hilft es schon, wenn man sich ganz stark etwas wünscht. Dann geht das auch ohne Zauberstab in Erfüllung.“

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Anna Martach, Sandy Palmer, Fred Wiards

Auswahlband Urlaubsromane mit Herz 1/2023

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Inhaltsverzeichnis

Auswahlband Urlaubsromane mit Herz 1/2023

Copyright

Die Insel der lustvollen Träume

​Die Liebesfehde am Nordseestrand:

Michael allein auf der Welt

​Die richtige Frau für Papa

Jenny und der neue Vater

Auswahlband Urlaubsromane mit Herz 1/2023

Anna Martach, Fred Wiards, Sandy Palmer

Dieser Band enthält folgende Romane:

Sandy Palmer: Die Insel der lustvollen Tträume

Fred Wiards: Liebesfehde am Nordseestrand

Anna Martach: Michael allein auf der Welt

Anna Martach: Die richtige Frau für Papa

Anna Martach: Jenny und der neue Vater

„Wo bekommt man einen Zauberstab? Das möchte ich auch lernen!“ Die Stimme von Jenny Hillersen klang wehmütig. Das zwölfjährige Mädchen hockte, wie schon oft vorher, auf dem kleinen Hocker am Schmökertisch in der Buchhandlung von Björn König, dem sympathischen Mittdreißiger. Der erfolgreiche Buchhändler hatte eine Vorliebe für Kinder, die hier nach Herzenslust in den Büchern lesen durften – und ganz besonders hatte er Jenny ins Herz geschlossen. Das Mädchen las für sein Leben gern, und sie verstand es auch, die Figuren aus den Büchern in ihren Erzählungen lebendig werden zu lassen.

Björn machte das Spaß, denn er war der Meinung, dass Bücher die besten Freunde sein konnten. Aus diesem Grunde hatte er in seinem Geschäft überhaupt diese Leseecke eingerichtet, jeder hatte so die Möglichkeit, sich Bücher, die er vielleicht kaufen wollte, erst einmal näher anzusehen.

„In den Zauberkästen, die man im Spielwarengeschäft...“

„Ach nee, Herr König, so was meine ich doch nicht“, unterbrach ihn das Mädchen empört. „Ich rede doch nicht von so einem Kinderkram. Das ist doch kein Zaubern. Und außerdem sind das alles nur Tricks, die schummeln doch. Ich will so einen richtigen Zauberstab, mit dem man was tun kann, was...“ Sie brach ab, stocke und drehte dann den Kopf weg.

Die braunen warmen Augen des Mannes richteten sich fragend, aber auch verständnisvoll auf die Kleine. Schon längst hatte er bemerkt, dass Jenny offensichtlich daheim Probleme hatte, sie wirkte oft bedrückt und unglücklich. Und das waren dann die Zeiten, in denen sie hier noch länger saß als sonst und die Bücher fast in Rekordzeit verschlang.

Doch im Grunde ging ihn das nichts an, er bedauerte nur, dass ein so aufgewecktes und meist auch fröhliches Mädchen wie Jenny darunter leiden mussten, dass ihre Eltern Streit hatten miteinander.

„Weißt du“, versuchte Björn sie jetzt zu trösten. „Manchmal hilft es schon, wenn man sich ganz stark etwas wünscht. Dann geht das auch ohne Zauberstab in Erfüllung.“

Copyright

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Alfred Bekker

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© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Die Insel der lustvollen Träume

Liebesroman

von Sandy Palmer

Ein CassiopeiaPress E-Book

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© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Palmen, Traumstrände, kristallklares Wasser, in dem sich bunte Fische tummeln - und ein Mann, der Ellen von der ersten Sekunde an fasziniert. Dabei hatte sie sich geschworen, sich nach der Pleite mit Jo nicht so rasch wieder zu verlieben. Aber Bernhard Beck war genau der Typ, der sie schnell alle guten Vorsätze vergessen ließ...

„Wieder mal eine Fehlinvestition“, murmelte Ellen und stopfte die schwarze Korsage und die hauchzarte rote Reizwäsche, die sie sich extra für Jo gekauft hatte, in die hinterste Schublade ihres Wäscheschranks.

„Sag so was nicht, Schätzchen. Damit kannst du immer mal wieder punkten.“ Lucia Perlmann lachte. „Die Kerle stehen alle drauf, das weißt du doch.“

„Ich bin aber kein Sexobjekt! Ich will um meiner selbst willen geliebt werden!“ Ellen trat ans Fenster und sah in den regennassen Spätsommertag hinaus.

„Romantikerin.“

„Ja, bin ich. Was ist denn falsch dran?“

„Nichts. Aber zur Liebe gehört nun auch mal guter Sex. Vergessen?“

Ellen schüttelte den Kopf. Nein, natürlich hatte sie das nicht vergessen. Und sie mochte auch ordentlichen Sex. Sehr sogar. Leider hatte Jo nach einem halben Jahr zugegeben, dass er noch mehr wollte, als nur mit ihr ins Bett zu gehen. Einen flotten Dreier hatte er vorgeschlagen. Und Fesselspiele der ganz harten Art.

„Nicht mit mir“, murmelte Ellen. „Das läuft nicht.“

Sie hatte das auch Jo sehr entschieden klar gemacht - und ihn schließlich verloren. Er war nicht bereit, sich allein mit ihr zu vergnügen. Er brauchte diesen ganz speziellen Kick, wie er es ausdrückte. Dazu gehörten mehrere Mädchen, eventuell sogar Koks und sein so genanntes „Amüsierkabinett“, das er sich auf dem Speicher des kleinen Einfamilienhauses, das er geerbt hatte, eingerichtet hatte.

Zwei Mal war Ellen mit ihm dort oben gewesen, und in der Erinnerung an das, was er dort mit ihr getrieben hatte, wurde ihr auch jetzt noch übel. Nein, sie war kein Typ fürs Auspeitschen, für irgendwelche Sexspielzeuge, die ihr eingeführt wurden. Und sie war erst recht nicht bereit, es mit irgendwelchen fremden Typen zu treiben, damit sie so Jos Lust auf sie noch steigern konnte.

„Das ist doch krank“, hatte sie ihn angeschrien, als er sie wieder einmal zu einem solchen Treffen hatte überreden wollen. „Lass mich da raus.“

„Dann lass ich dich ganz aus meinem Leben. Überleg es dir“, hatte er gedroht.

„Gut. Dann ist es aus.“ Leicht waren ihr diese Worte nicht gefallen, aber es musste sein! Das, was Jo wollte, konnte sie ihm nicht geben.

„Ich muss hier raus.“ Sie drehte sich zu Lucia um. Die Freundin war die Einzige, der sie sich anvertraut hatte. „Ich hab noch ein paar Wochen Urlaub zu kriegen, den werde ich jetzt nehmen und irgendwo hin fliegen, wo ich all den Scheiß hier vergessen kann.“

„Tu das.“ Lucia nickte zustimmend. „Am besten fliegst du in die Sonne. Das macht Laune.“

„Aha. Und wohin soll ich, deiner Meinung nach, fliegen?“

„In die Karibik am besten.“ Lucia lachte. „Geld hast du genug, und du musst jetzt unbedingt nach allen Regeln der Kunst verwöhnt werden. Vielleicht von so einem heißen dunkelhäutigen Typen auf Jamaika? Man hört da so einiges.“

„Das fehlte gerade noch!“ Ellen schüttelte den Kopf. „Kommt ja gar nicht in Frage. Ich buche mir irgendein nettes Wellness-Hotel. Das ist alles, was ich brauche.“

„Du bist verrückt“, meinte Lucia nur, doch sie widersprach nicht länger. Hauptsache war ja, dass Ellen überhaupt bereit war, abzuschalten und einen Tapetenwechsel vorzunehmen.

Aber die Idee, Ferien in der Karibik zu machen, ließ sich nicht mehr aus Ellens Kopf vertreiben. Sie ließ sich im Reisebüro einige Wellness-Hotels vorschlagen - und verwarf eins nach dem anderen wieder.

Und nachdem es dann in Hamburg drei Tage lang Bindfäden regnete und von der Nordsee her eine steife Brise jede Wärme vertrieb, stand ihr Entschluss fest: „Ich fliege in die Sonne!“

Ihre Freundin war begeistert, als sie von diesem Entschluss hörte.

„Super, meine Süße! Aber erst mal gehen wir shoppen.“

Ellen schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Ich hab genug zum Anziehen.“

„Ach ja?“ Lucia sah sie kritisch an. Ellen trug zum dunkelblauen Kostüm eine taubenblaue Seidenbluse. Eine Perlenkette und die dazu passenden Ohrstecker vervollständigten den seriösen Business-Look. Ellen arbeitete als Anlageberaterin in einer großen Privatbank, da war distinguiertes Auftreten ein Muss.

„So willst du ja wohl nicht verreisen“, meinte Lucia.

„Ich hab einfach im Moment keinen Drive“, gab Ellen zu. „Die Sache mit Jo steckt mir noch in den Knochen.“

„Umso wichtiger ist es, abzuschalten und ganz neue Eindrücke zu gewinnen. Und dazu gehört auch ein neues Outfit.“ Lucia nickte energisch. „Keine Widerrede. Wir gehen jetzt erst mal ins Reisebüro und suchen dir eine Top-Reise aus. Danach wird eingekauft.“

Sie ließ einfach keine Widerrede zu, und Ellen fügte sich. Irgendwie tat es sogar gut, nicht selbst denken und entscheiden zu müssen.

Und so kam es, dass sie noch am selben Nachmittag eine Reise nach Barbados buchte.

„Super soll es da sein“, schwärmte Lucia. „Mein Chef hat da mit seiner Frau den zehnten Hochzeitstag gefeiert. Die beiden waren total begeistert.“ Lucia strahlte, als wäre sie es, die in die Karibik fliegen könnte. „Bar-ba-dos...“ Sie ließ die drei Silben genüsslich auf der Zunge zergehen. „Ich seh die Insel schon vor mir: Sandstrand, blaues Wasser, Palmen... das Paradies auf Erden.“

„Für Eva allein.“ Ellen zuckte mit den Schultern. „Aber mir soll’s recht sein. Vielleicht stimmt ja, was du sagst: Ich brauche einfach Tapetenwechsel.“

„Hundertprozentigen!“ Lucia grinste. „Und deshalb wird eingekauft! Keine Widerrede!“

„Einverstanden. Du hast gewonnen. Gegen dich komm ich ja doch nicht an“, stimmte Ellen schließlich zu.

„Richtig erkannt, meine Süße! Ich will nur dein Bestes!“

Und so gingen die Freundinnen drei Abende hintereinander in die angesagtesten Boutiquen der Stadt, und Ellen wurde völlig neu ausgestattet. Statt der klassischen Kostüme erstand sie leichte, luftige Strandkleider, drei Bikinis statt des klassischen schwarzen Einteilers, mit dem sie hin und wieder schwimmen ging. Ein paar modische Leinenhosen, Tops und flotte Blusen in frischen Farben komplettierten die neue Urlaubsgarderobe.

„Ich werde Übergepäck haben, wenn ich das alles mitnehme“, seufzte sie.

„I wo. Das sind alles leichte Sachen. Du brauchst ja nichts anderes. Weder einen Wettermantel noch feste Schuhe.“ Lucia grinste. „Ich muss wohl neue Gummistiefel kaufen, wenn das da draußen nicht bald besser wird.“

„Komm doch mit.“ Ellen, die gerade vom Frisör kam, wo sie sich eine modische Frisur hatte schneiden lassen, sah die Freundin bittend an. „Wenn’s nur am Geld scheitern sollte... ich kann dir was leihen. Oder dich einladen.“

Aber Lucia schüttelte den Kopf. „Geht nicht. Muss arbeiten.“ Sie verschwieg, dass es in ihrer Firma einen neuen, höchst attraktiven Mitarbeiter gab, der sie so intensiv anschaute, dass es wohl nur noch eine Frage von Tagen war, bis er sie zum ersten Date einlud.

„Flieg du mal schön allein - und genieße die Tage!“ Sie zwinkerte Ellen zu. „Ich bin sicher, dass du nicht allzu lange allein bleiben wirst. So, wie du jetzt aussiehst, wird dir jeder zweite Mann am Strand den Hof machen. Darauf verwette ich meine neuen Schuhe!“

*

Ellen schob sich die Sonnenbrille aufs helle Haar und bückte sich nach der großen Muschel, die soeben von einer großen Welle an den Strand gespült worden war. Es war ein fast rosafarbenes Kunstwerk der Natur, auf dem, sternförmig angeordnet, viele kleine Korallenstückchen klebten.

Lucia hat recht gehabt, dachte sie, während sie die Muschel im warmen Wasser sauber wusch. Hier ist wirklich ein Stück vom Paradies.

Seit dem gestrigen Abend war Ellen auf Barbados, und das, was sie bisher von der Insel gesehen hatte, kam ihr wie ein einziger blühender Garten vor. Der Bungalow, in dem sie wohnte, lag in einer lang gestreckten Anlage, von der aus man einen Blick aufs Meer hatte. Ellen war froh, die beiden Zimmer im ersten Stockwerk zugewiesen bekommen zu haben, so konnte sie von ihrem Balkon aus bis zum Horizont sehen.

Die Touristen, die unter ihr wohnten, hatte sie noch nicht zu Gesicht bekommen, nur, dass es wohl Deutsche waren, wusste sie, denn am frühen Morgen hatte sie deutschsprachige Nachrichten aus der offenen Terrassentür klingen gehört.

Jetzt, am frühen Nachmittag, machte sie ihren ersten Ausflug an den Strand, nachdem sie morgens das weitläufige Terrain der Hotelanlage erkundet und an der Poolbar einen ersten Drink genossen hatte.

Ihre Füße wurden von smaragdgrünem Wasser umspielt, und flüchtig schoss ihr durch den Kopf, dass das Wasser die gleiche Farbe hatte wie ihr neuer Bikini, zu dem sie den passenden Pareo um die Hüften geschlungen hatte.

„An Ihrer Stelle würde ich diese Muschel mitnehmen. Sie ist ungewöhnlich und sicher ein Souvenir, das noch ins Fluggepäck passt“, sagte eine dunkle Männerstimme hinter ihr.

Langsam drehte sich Ellen um. Der Mann, der sie angesprochen hatte, trug zu den dunkelblauen Badeshorts ein ärmelloses Shirt, das viel von seinem gut gebauten Körper sehen ließ. Dunkles Haar fiel ihm in nassen Strähnen in die Stirn. Er war wohl gerade aus dem Wasser gekommen.

„Sie müssen sich besser eincremen, man holt sich gerade hier am Wasser leicht einen Sonnenbrand“, fuhr er fort.

„Hab ich schon getan. Danke.“ Ellen ärgerte sich über die Ermahnung. Sie war schließlich kein Kind mehr und wusste, wie sie ihre Haut schützen musste.

„Die Reflektion des Wassers ist gefährlich, glauben Sie mir.“ Er lächelte ihr knapp zu. „Wir sind übrigens Nachbarn, glaube ich. Ich wohne unter Ihnen.“

„Ach ja...“

„Ich denke schon. Deshalb möchte ich mich kurz vorstellen: Bernhard Beck. Sie können Bernd zu mir sagen.“

„Ich bin Ellen Schafmeister.“

„Hey, Ellen. Auf eine schöne Zeit hier auf der Insel.“ Er hob kurz die Hand. „Wir sehen uns sicher später noch. Und nicht vergessen: eincremen!“ Damit drehte er sich um und schlenderte davon.

Ellen ersparte sich eine Antwort. So ein Besserwisser! Sie schlenderte weiter den weiten, herrlich weißen Sandstrand entlang. Außer der Muschel mit den Korallensprenkeln fand sie noch einen vom Wasser rund gewaschenen Stein, der die Form eines Herzens hatte. Auch ihn wollte sie mitnehmen. Sie stellte sich vor, dass die beiden Stücke auf der Fensterbank ihres privaten Arbeitszimmers sich bestimmt gut ausmachen würden - und auch eine nette Erinnerung an den Urlaub waren.

Zwei Stunden später spürte sie die heiße Rötung auf der Haut und war froh, eine kühlende Lotion auftragen zu können. Verflixt, dieser Bernhard hatte recht gehabt - der Wind und das Wasser verstärkten die Sonneneinstrahlung um etliches!

Sie lag auf dem Balkon und sah hinüber zum Horizont, der sich in der unendlichen Weite des Himmels verlor. Die Sonne senkte sich, küsste das Wasser und malte dunkelrote und violette Muster an den Himmel.

„Kommen Sie mit zum Essen?“, rief Bernhard Beck von unten. „Ich muss nur noch duschen, hab einen Bärenhunger.“

Ellen zögerte, dann stand sie auf und trat an die Brüstung.

Unten auf dem Rasen stand ihr Mitbewohner des Bungalows. Wieder trug er Badeshorts, diesmal in einem wirren Muster aus Weiß und Grün. Der Oberkörper, perfekt geformt, war braun gebrannt. Der Hautton verriet, dass Bernhard Beck wohl schon eine Weile hier auf Barbados war.

„Na, was ist?“ Er lachte zu ihr auf. „Wir Hamburger müssen zusammenhalten. Die meisten Gäste sind Engländer. Und Bayern. Was mindestens so schlimm ist.“

„Ich mag Bayern.“

„Na ja, jedem das Seine.“ Er lachte. „Also, in einer halben Stunde hier im Garten!“ Ihre Zustimmung wartete er gar nicht erst ab, hob kurz die Hand und verschwand dann im Innern des Hauses.

Ellen ertappte sich dabei, dass sie sich für das Abendessen besonders sorgfältig zurechtmachte. Zur engen gelben Hose wählte sie eine gelb-weiß gemusterte Seidenbluse. Das helle Haar, das sie im Büro zu einem lockeren Knoten geschlungen trug, fiel ihr jetzt in weichen Wellen auf die Schultern.

Die tiefblauen Augen wurden durch einen Kajalstift betont, der Schwung der Lippen mit einem hellen Stift nachgezeichnet. Jetzt noch die weißen Sandalen mit den halbhohen Absätzen... fertig.

„Na, das ist doch mal eine nette Begleitung!“ Bernhard wartete schon auf sie. Er trug zur dunkelblauen Leinenhose ein offenes weißes Leinenhemd, das seinen dunklen Teint noch betonte. Das Haar war geföhnt und man sah, dass es perfekt geschnitten war. Hellbraune Slipper passten zum hellbraunen Gürtel einer französischen Luxusmarke.

All das sah Ellen mit einem Blick. Beruflich hatte sie fast ausschließlich mit gut situierten Kunden zu tun, die sich oft auch durch Luxuskleidung definierten. Also erkannte sie gleich, dass Bernhards Outfit exklusiv war.

Sie bekamen einen ausgezeichneten Tisch zugewiesen, der Oberkellner des Lokals, das zum Hotelkomplex gehörte, kannte Bernhard und begrüßte ihn wie einen guten Bekannten.

„Sie sind wohl schon länger hier“, stellte Ellen fest.

„Gerade erst eine Woche. Aber ich komme häufiger her.“ Er hob kurz die Hand, und gleich darauf standen zwei Champagnergläser vor ihnen. „Auf einen wundervollen Urlaub für Sie“, wünschte er. „Ich hoffe, ich kann einiges dazu beitragen, dass er besonders schön wird.“

Ellen antwortete nicht. Seine Art irritierte sie. Er wirkte souverän, und doch ließ er keinen Zweifel daran, dass er sich für sie interessierte. Aber er sprach während des Essens nur über die Insel, ein paar Reisen, die er bereits unternommen hatte, über den guten Wein, den man hier im Restaurant bekam - und von einer kleinen Bar am Ende der Bucht.

„Dahin müssen wir unbedingt mal gehen.“ Er goss ihr noch ein Glas Wein ein. „Das ist ein Geheimtipp von mir.“

„Und den verraten Sie mir gleich am ersten Abend.“

„Nur dir.“ Er lächelte ihr zu. „Wir sollten uns duzen.“

„Einverstanden.“ Die beiden Gläser Wein, die Ellen zum Essen getrunken hatte, dazu der Champagner lösten ihre Verkrampfung. Sie lachte leise. „Da bin ich gerade mal 24 Stunden hier - und hab schon einen Geheimtipp verraten bekommen.“

„Ich wüsste noch so einiges, das ich dir verraten könnte. Aber das spar ich mir noch auf.“ Er winkte dem Kellner und zeichnete die Rechnung ab, die der grauhaarige Mann ihm vorlegte.

„Ich möchte nicht, dass Sie... dass du für mich bezahlst. Meine Rechnung möchte ich selbst begleichen“, erklärte Ellen.

„O.k., ganz wie du willst. Morgen zahlst du, dann sind wir quitt.“ Er lachte und stand auf. „Komm, wir gehen jetzt zum Strand runter, bevor es anfängt zu regnen. Das Wasser ist jetzt am schönsten.“

„Jetzt noch zum Strand?“ Ellen schüttelte den Kopf. „Nein, nicht mit mir. Ich bin müde.“

„Aber du weißt nicht, was dir entgeht!“

„Der Sand und das Meer sind morgen auch noch da.“ Sie war entschlossen, nicht klein beizugeben. „Außerdem... wieso sollte es regnen?“

„Wart’s ab.“ Bernhard lachte leise. „Kann ich dich wirklich nicht zu einem Strandspaziergang überreden?“

„Nein.“

„Dann aber noch zu einem Schlummertrunk an der Bar.“

„Dagegen ist nichts einzuwenden.“

Sie wählte einen leichten Fruchtcocktail, während Bernd sich einen Whisky geben ließ. Von der Terrasse am anderen Ende der Hotelanlage klang Musik zu ihnen herüber, übertönte kurzfristig die dezente Barmusik.

„Heute ist Showabend. Danach Tanz.“ Bernhard hob sein Glas. „Aber du bist ja zu müde.“

Sie nickte nur. Müde war sie tatsächlich, die Klimaumstellung machte ihr ein bisschen zu schaffen.

„Morgen ist auch noch ein Tag“, meinte sie. „Ich muss mich erst mal erholen. Der Flug war lang und anstrengend.“

„Verzeih.“ Er legte ihr kurz die Hand auf den Arm, eine Berührung, die wie Feuer auf ihrer Haut brannte. „Ich vergaß, dass du gerade erst angekommen bist. Ruh dich also erst mal aus.“

„Zu gütig von dir“, spottete sie.

Als sie aufbrachen, wurde es schlagartig dunkel. Die Dämmerung, die sie von daheim kannte, gab es hier nicht. Ellen war froh, dass die Lampen, die entlang der Wege angebracht waren, aufleuchteten.

Und dann, von einer Sekunde zur anderen, ging einer der für die Tropen typischen Regenschauer nieder!

Ellen schätzte, dass sie noch etwa dreihundert Meter bis zu ihrem Bungalow brauchten, doch bis sie dort ankamen, waren sie beide bis auf die Haut durchnässt.

Ellens Haar, das sie vor ein paar Stunden erst frisch gewaschen und kunstvoll geföhnt hatte, hing ihr in Strähnen auf die Schultern. Die Kleidung zeichnete ihren Körper so genau nach, als hätte sie gar nichts an.

Bernhard, der am liebsten Bernd genannt werden wollte, sah sie grinsend an. Auch er war klatschnass, doch es schien ihn nicht im geringsten zu stören.

„So ein Tropenguss hat was“, grinste er.

„Ja, er kühlt ab. Und das hat so mancher nötig“, konterte Ellen und verschränkte im Gehen die Arme vor der Brust.

Wenn er es wagt, noch weitere Bemerkungen zu machen oder mich auszulachen, kann er was erleben, nahm sie sich vor und ihre Miene, eben noch ganz entspannt, verhärtete sich zu einer undurchdringlichen Maske.

Aber Bernd dachte nicht daran, irgendetwas Anstößiges zu sagen. Er wies auf die Terrasse des Bungalows und meinte: „Setz dich eine Weile zu mir. Wir werden im Nu wieder trocken sein.“

„Aber...“

„Glaub mir. Doch ich kann dir schnell ein Handtuch für die Haare holen.“ Ehe sie widersprechen konnte, war er schon im Zimmer verschwunden. Ellen fiel auf, dass er die Glastür, die den Terrassenbereich vom Innern des Hauses trennte, gar nicht abgeschlossen gehabt hatte.

Der Kerl hat Gottvertrauen, schoss es ihr durch den Sinn. Als sie Bernd auf dieses leichtsinnige Verhalten ansprach, meinte der nur:

„Ach was, bei mir ist nicht viel zu holen. Außerdem ist die Anlage sicher, von außen kommt da niemand rein.“

„Wenn du meinst...“ Ellen sagte nichts weiter, doch sie hielt das für eine falsche Einstellung. Sie selbst, das stand fest, würde die wenigen Wertsachen, die sie auf die Reise mitgenommen hatte, gut im Safe verschließen! Und ihre Türen blieben auch zu!

„Hier, noch ein Handtuch. Und ein letzter Drink.“ Bernd reichte ihr eins der flauschigen Tücher aus dem Bad, dazu einen Mochito. „Mit wenig Alkohol, dafür mit viel Minze und Limette“, sagte er dabei.

„Danke. So mag ich ihn.“ Ellen nippte an dem Glas, in dem das zerstoßene Eis leise knirschte.

Und dann, wie auf ein geheimes Kommando, gingen überall in den Bäumen und Sträuchern winzige Lämpchen an, die alle Blumen und Büsche in ein feenhaftes Licht tauchten. Gleichzeitig setzte ein ohrenbetäubendes Konzert ein.

„Was ist denn das?“, stieß Ellen hervor und sah sich irritiert um.

Bernd lachte leise. „Das sind Zykaden. Milliarden von Zykaden“, klärte er sie auf. „Hör genau zu, es ist immer dasselbe: Eins der Tierchen fängt mit dem Pfeifkonzert an, es stößt den ersten Ton aus - und sofort fallen alle anderen ein. Ich bin schon fast zwei Wochen hier, und es ist jeden Abend dasselbe.“ Er lachte. „In den ersten beiden Nächten ist es nicht leicht, Schlaf zu finden bei diesem nächtlichen Inferno. Aber man gewöhnt sich dran.“

Ellen musste an die vielen schlaflosen Nächte denken, die sie in ihrem eigenen Bett bei völliger Stille verbracht hatte, und unwillkürlich schnitt sie eine Grimasse.

„Man muss eben bis tief in die Nacht aufbleiben und diese wunderbar milden Tropennächte bis zur Neige auskosten“, fuhr Bernd Beck fort und ließ sich in den zweiten Rattansessel sinken. „Stets ist Musik in der Luft. Entweder wird sie von den Tieren verursacht oder von einer Band. Die Menschen hier haben die Musik ebenso im Blut wie die Zykaden.“

„Das ist auch eine Einstellung“, murmelte Ellen.

„Eine gute“, gab Bernd lachend zurück und strich sich übers Haar, das inzwischen wieder trocken war. Wie so oft fiel ihm eine der dunklen Haarlocken in die Stirn. „Sie sollten sie sich zu eigen machen. Ich bekomme nicht genug von dieser Atmosphäre.“

Ellen fand, dass sie sich schon viel zu lange mit ihm unterhalten hatte. Schließlich kannten sie sich kaum. Zudem war sie ehrlich müde.

„Ich muss ins Bett“, erklärte sie und gab ihm die Hand. „Danke für den Abend. Und fürs Handtuch.“ Sie wickelte sich das weiße flauschige Tuch, das sie zu einem Turban geschlungen hatte, vom Kopf.

„Dafür nicht“, erwiderte er und warf das Tuch einfach auf den Boden. „Aber es wäre schön, wenn wir uns morgen wieder sehen könnten. Ich warte auf dich. Was hältst du von einem ganz privaten Frühstück hier auf der Terrasse? Ich lasse alles kommen, was wir brauchen.“

„Meinetwegen.“ Sie nickte ihm noch einmal zu. „Gute Nacht.“

Er erhob sich und machte einen Schritt auf sie zu. „Gute Nacht. Träum was Schönes, Ellen. Du weißt doch... die Träume, die man in der ersten Nacht in einem fremden Bett träumt, werden Wirklichkeit.“

Sie zog es vor, darauf nicht zu antworten. Allerdings fand sie es wunderbar, dass er so höflich aufgestanden war.

Er ist so ganz anders als Jo, schoss es ihr durch den Kopf. Jo hatte nur wenig gute Manieren besessen. Das war eines der Dinge, die sie an ihm von vornherein gestört hatten.

Komisch, dass ihr das jetzt wieder einfiel!

Sie ging die wenigen Stufen zu ihrer kleinen Wohnung hoch, öffnete erst einmal weit die Balkontür, dann legte sie sich so, wie sie war, aufs Bett und streckte weit die Arme von sich.

Sie dachte an Jo, den Egoisten, der mit so vielem geizte, wenn es nicht ihn selber betraf. Vor allem mit Zärtlichkeiten war er stets sparsam gewesen. Sie dachte auch an Georg, ihre erste große Liebe. Gerade neunzehn war sie damals gewesen und hatte geglaubt, mit Georg alt werden zu können. Er aber hatte diese Liebelei für Spielerei gehalten. Exakt ausgedrückt hatte er mit seinen zwei besten Freunden gewettet, dass es ihm innerhalb weniger Tage gelingen würde, die schöne Ellen „zu knacken“.

Der Gedanke an diese bittere Enttäuschung tat auch jetzt noch weh.

Ellen schloss die Augen. Von draußen drang der Gesang der Zykaden ins Zimmer, mischte sich mit den leisen Klängen einer Steelband, die irgendwo im Hinterland spielte.

Von einer Sekunde zur anderen schlief Ellen ein.

*

„Hallo, Schlafmütze! Das Frühstück ist serviert!“ Die dunkle Männerstimme, die unter ihrem Balkon laut zu ihr hoch rief, war nicht zu überhören.

Ellen strich sich das vom Schlaf zerzauste blonde Haar aus dem Gesicht und stand auf.

„Ich komme gleich! Gib mir zehn Minuten!“

„Auch mehr! Lass dir Zeit! Ich trinke nur schon mal die erste Tasse Kaffee!“

Sie war versucht, auf den Balkon hinaus zu treten, unterließ es dann aber. Sie trug immer noch die zerknitterten Sachen vom gestrigen Abend. Unmöglich, sich Bernd so zu präsentieren!

In Windeseile machte sie sich frisch und zog dann eins der neuen Kleider an, die sie gemeinsam mit Lucia gekauft hatte. Jetzt war sie der Freundin dankbar, dass sie sie überredet hatte, mehr als zwei, drei neue Sachen zu kaufen. Das hellblaue Leinenkleid mit dem dezenten Ausschnitt betonte ihre schlanke Taille und zeigte einiges von ihren perfekt geformten Beinen.

Noch schnell das Haar nach hinten gekämmt, mit einer blauen Spange festgebunden - fertig.

„Wow! Das war Rekordzeit!“, stellte Bernd fest und sah sie bewundernd an. „Setz dich.“ Er rückte ihr galant einen der Rattansessel zurecht.

„Du hast das halbe Büffet hier aufbauen lassen“, stellte Ellen fest und sah auf den großen, seitlich aufgebauten Tisch, auf dem sich alle nur erdenklichen Köstlichkeiten bogen. Vom frisch gepressten Orangensaft über eine halbe Flasche Champagner, vom Kaffee bis zum Müsli... alles war da.

„Die Marmelade kann ich nur empfehlen. Die kocht eine der hiesigen Frauen extra für dieses Hotel ein“, sagte Bernd. „Und der Schinken ist super.“ Er reicht ihr den Korb mit der Brotauswahl.

„Himmel, Bernd, das ist mehr, als eine zehnköpfige Familie verputzen kann.“

„Mag sein. Aber ich weiß ja noch nicht, was du am Morgen bevorzugst.“

Sie registrierte genau, dass er „noch nicht“ gesagt hatte. Dazu kam sein Blick, der unter die Haut ging. Ellen spürte, dass sich ihre Haut rötete - und das hatte nichts mit dem Rouge zu tun, das sie leicht auf ihren noch blassen Wangen verteilt hatte.

„Normalerweise esse ich nur ein Brötchen mit etwas Marmelade. Höchstens mal ein bisschen Obst zusätzlich.“

„Das geht ja gar nicht!“, lachte er. „Ich glaube, ich muss einiges unternehmen, um deine Gewohnheiten zu ändern.“

Ellen runzelte die Stirn. Was meinte er damit?

Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, legte er ihr schon ein paar köstliche Erdbeeren auf den Tisch. „Trink erst mal einen Schluck Champagner mit mir. Ich finde, wir sollten feiern, dass wir uns hier begegnet sind.“

Sie erwiderte nichts, hob nur ihr Glas und trank ihm zu.

„Die Erdbeeren“, mahnte er. „Sie geben doch dem Schampus erst den richtigen Kick.“ Und noch ehe sich Ellen wehren konnte, hatte er ihr eine der köstlichen Früchte in den Mund gesteckt.

So ging es in der nächsten halben Stunde immer wieder. Wenn Ellen zauderte, wenn sie nicht mehr essen mochte, fand Bernd einen Weg, sie mit irgendeiner Köstlichkeit zu füttern.

Es war ganz selbstverständlich, dass sie nach dem Frühstück zusammenblieben. Erst einmal gingen sie zum Strand, und Bernd sah bewundernd zu, als Ellen das korallenrote Strandkleid auszog und in einem gleichfarbigen Bikini, der verriet, wie gut sie gebaut war, vor ihm stand.

„Perfekt“, murmelte er und streckte die Hand aus. „Lass dich eincremen, bevor wir zum ersten Mal ins Wasser gehen.“ Wie selbstverständlich nahm er die Lotion zur Hand und machte sich hingebungsvoll daran, ihren Rücken einzucremen.

Ellen schloss die Augen. Es war wunderschön, die Männerhände auf der Haut zu spüren! Sie streichelten ihren Nacken, glitten hin zu den Armen, blieben dann wieder in ihrem Nacken liegen, wo sie sacht mit einer weiteren Massage begannen.

Und dann, ehe sie recht wusste, was geschah, drehte Bernd sie um und küsste sie.

Es war ein zärtlicher Kuss, der einiges versprach.

Gerade, als Ellen beschloss, sich ganz in diese Zärtlichkeit hineinfallen zu lassen, löste sich Bernd von ihr.

„Ich muss jetzt ganz dringend ins Wasser“, lachte er und zog sie einfach mit sich.

Das Wasser war weich und warm, der Sand unter ihren Füßen fast schneeweiß. Man konnte bis auf den Grund schauen, und Ellen schwamm erst einmal ein paar Meter hinaus. Es war einfach herrlich, das Wasser auf der Haut zu spüren! Sie hatte das Gefühl, dass alles, was sie bedrückt hatte, jetzt von ihr abfiel.

Bernd blieb dicht neben ihr, und als er merkte, dass sie nicht aufhören wollte mit ihren Kraulbewegungen, griff er nach ihr und küsste sie erneut.

„Du... was machst du nur mit mir“, murmelte er, während er unter Wasser sein Knie zwischen ihre Beine drückte.

Ellen bog den Kopf zurück. „Was wohl“, lachte sie.

„Biest!“ Er hob sie hoch und trug sie ein paar Meter weiter. Jetzt erst merkte Ellen, dass sie sich einer Sandbank genähert hatten. Bernds Hände gingen auf Erkundungstour, während er sie wieder küsste. Sacht streichelte er ihren Rücken, dann glitten die Finger der rechten Hand unter ihr Bikinioberteil, er streifte die Träger ab und begann an ihren Brustwarzen zu saugen, bis Ellen vor Lust aufstöhnte.

Sie bog den Kopf zurück und konzentrierte sich ganz auf das, was hier und jetzt mit ihr geschah.

Und das war einfach wundervoll!

Bernd verstand es, ihre Lust noch zu steigern, indem er zwar weiterhin an ihren Brustwarzen saugte, doch eine Hand glitt zwischen ihre Schamlippen, begann ganz sacht ihren Kitzler zu stimulieren.

Das Wasser stieg leicht an, bedeckte jetzt ihre Körper bis zu der Taille.

„Ich will nicht, dass irgendein Spanner sieht, was wir treiben“, murmelte Bernd, als er kurz aufhörte, ihren Busen zu liebkosen. Er lachte leise. „Verdammtes kleines Biest... mach endlich die Beine breit!“

Ellen gehorchte. Wollte er sie wirklich hier vögeln?

Ja, er wollte!

Mit einer raschen Bewegung hob er ihren Po hoch und setzte sie auf seinen steifen Penis, der trotz des Wassers hart und groß war.

Fest umklammerte Ellen mit ihren Beinen seinen Körper, während sie einen sanften Rhythmus begann.

„Das klappt nicht“, keuchte Bernd nach einer Weile. „Wir müssen...“ Er sprach nicht weiter, machte ein paar Schritte, ohne Ellen aus den Armen zu lassen.

Das Wasser wurde flacher, sie hatten die Spitze der Sandbank erreicht.

Für einen kleinen Moment sah sich Ellen um - niemand war in der Nähe.

„Leg dich“, flüsterte Bernd, und schon bog er Ellens Körper nach hinten. Sie spürte den Sand im Rücken, hob den Kopf, der halb von den kleinen Wellen umspielt wurde.

Und dann, endlich, kam Bernd dazu, sie mit kräftigen Stößen zu verwöhnen! Das Wasser spritzte auf, und Ellen hatte Mühe, den Kopf aus dem Nass zu halten.

„Zu früh“, keuchte Bernd, als er seinen ersten Orgasmus bekam. „Verdammt, ich kann mich einfach nicht abstützen!“

Ellen lachte auf. „Und ich ertrinke noch.“

„Nur nicht.“ Er hob sie hoch. „Wir sind noch lange nicht fertig miteinander.“

„Hoffentlich.“ Sie stieß sich von ihm ab. „Wer zuerst an Land ist!“ Und schon schwamm sie los.

Bernd folgte ihr, und noch bevor sie an Land waren, holte er sie ein. „Ich hab dein Höschen“, lachte er und schwenkte das kleine Teil wie eine Trophäe in der Luft.

Verflixt! Das hatte sie ganz vergessen!

„Gib her!“ Sie griff nach dem kleinen Stofffetzen und versuchte ihn so anzuziehen, dass keiner der anderen Schwimmer, von denen es jetzt hier viele gab, etwas merkte.

Eine große Welle spülte sie an Land, fast gleichzeitig mit Bernd kam sie auf die Füße. Er streckte ihr die Hand hin und zog sie die letzten Meter mit sich hinüber zur Liege.

Schwer atmend lagen sie dann dicht nebeneinander.

„Ich geb dir genau zehn Minuten“, murmelte Bernd.

„Wofür?“

„Um dich abzutrocknen und ein bisschen zu erholen.“

„Und was dann?“ Sie sah ihn an. In seinen dunklen Augen loderte ein Feuer, das sie nur zu gut deuten konnte. Er war ganz wild darauf, das Spiel, das sie im Wasser begonnen hatten, fortzusetzen.

Nun, an ihr sollte es nicht liegen!

*

Während sie sich für das Abendessen zurecht machte, das sie heute auf der Hotelterrasse einnehmen wollten, dachte Ellen immerzu an Bernd. Er war ein toller Typ, und im Bett war er klasse. Sie hatte lange keinen Sex mehr gehabt, und so gut wie Bernd hatte es ihr niemand zuvor besorgt, das stand fest. Er war zärtlich, ausdauernd, leidenschaftlich - und fantasievoll. Dabei achtete er darauf, dass sie mindestens so viel Lust empfand wie er selbst.

Von unten ertönte ein leiser Pfiff. „Fertig, Hexchen?“

„Bin ich ein Hund, nach dem man pfeift?“, murmelte Ellen vor sich hin. Aber dann beeilte sie sich doch, ihm zu antworten.

„Noch fünf Minuten brauch ich.“

„Wozu?“

Sie ersparte sich eine Antwort. Er musste nicht wissen, dass sie sich noch schnell die Beine gewachst und eine besonders gute Bodylotion aufgetragen hatte.

Das wadenlange mintgrüne Kleid, das nur von zwei Spaghettiträgern gehalten wurde, saß perfekt und ließ viel von ihrem kleinen, festen Busen sehen.

Sie bürstete ihr Haar, bis es glänzte. Jetzt noch die weißen Riemchenschuhe mit den schwindelerregend hohen Absätzen, die neue weißgoldene Clutch... fertig!

Sie war froh, dass sie auf ihre Freundin Lucia gehört hatte. Diese Tasche allein hatte ein kleines Vermögen gekostet. Und auf den Schuhen hatte sie daheim erst einmal Gehen geübt. Aber das zahlte sich jetzt - hoffentlich - aus!

Bernds Augen blitzte es auf, als er sie sah. Kurz zog er sie an sich und küsste sie.

„Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, auf der Hotelterrasse zu essen“, murmelte er.

„Und warum nicht?“

„Erstens bin ich jetzt schon wieder so scharf auf dich, dass ich dich gleich hier nehmen könnte. Zweitens will ich nicht, dass dich andere Männer ansehen.“

„Ach nein?“ Sie lachte leise. „Eifersucht steht dir nicht. Außerdem - du hast nicht den geringsten Anspruch auf mich.“

„Hab ich nicht?“ Er blieb stehen und zog sie an sich. Sie spürte, dass er erregt war, sein gutes Stück pochte heftig gegen ihren Unterleib. „Ich glaube schon, dass ich das habe.“ Er küsste sie leidenschaftlich. „Verdammt, Ellen, was machst du nur mit mir? Ich kenn mich selbst nicht wieder!“

Sie schmiegte sich an ihn und strich ihm zärtlich über die Wange. „Mir geht es ähnlich“, murmelte sie. „Aber ich hab jetzt trotzdem Hunger.“

„Wie prosaisch!“ Er lachte und zog ihren Arm durch den Seinen. „Aber mir geht’s ganz ähnlich.“

Auf der Terrasse bekamen sie den besten Platz angewiesen, und der Oberkellner persönlich bemühte sich um sie. Ellen fiel auf, dass der Mann Bernd mit höchstem Respekt behandelte.

Sie aßen Langusten, kleine, auf einem offenen Grill gebratene Steaks, dazu knackiges Gemüse und feine, in Folie gegarte Kartoffeln, die so köstlich schmeckten, dass Ellen drei davon nahm.

Dazu tranken sie einen kühlen Chardonny, hinterher einen doppelten Espresso.

„Möchtest du tanzen?“, fragte Bernd, nachdem sie hinüber zur Bar geschlendert waren, die sich an der linken Hotelseite befand. Von hier aus hatte man zwar nicht mehr den direkten Blick aufs Meer, doch die vielen bunten Lampions in den Büschen und Bäumen waren mindestens so reizvoll wie die weit entfernten Positionslampen der Schiffe, die in der Ferne zu sehen waren.

Die Band spielte bekannte Sinatrasongs, und Ellen summte ein paar Takte mit.

Sie tanzten nur zwei Mal miteinander, dann trat eine Steelband auf, und sie lauschten der gekonnten Darbietung der Einheimischen.

„Sei nicht böse, aber ich bin müde“, sagte Ellen, als die Darbietung zu Ende war. „Ich hab mich wohl noch nicht richtig an das Klima gewöhnt.“

„Dann lass uns ins Bett gehen.“ Bernd grinste jungenhaft.

„Nein, nein“, wehrte Ellen ab und konnte doch nicht verhindern, dass sie rot wurde. „Schlafen werde ich allein.“

„Bist du sicher?“ Er zog sie noch einmal an sich.

„Ganz sicher.“

„Schade.“ Er bedrängte sie allerdings nicht länger, gab ihr einen züchtigen Gute-Nacht-Kuss und stieg die Treppe zu seiner Wohnung wieder hinunter.

Ellen lag noch eine Weile wach und lauschte dem Gesang der Zikaden. War es richtig gewesen, ihn fortzuschicken?

Ja, sagte sie sich. Gegen guten Sex ist nichts einzuwenden, doch wir wollen erst mal noch schön Abstand halten, lieber Bernd!

Schließlich war sie ein gebranntes Kind. Nach etlichen Enttäuschungen hatte sie geglaubt, in Jo den Mann fürs Leben gefunden zu haben, doch er hatte sie noch stärker enttäuscht als alle anderen vor ihm.

Bernd war ein toller Typ, das musste sie sich eingestehen. Doch noch kannte sie ihn viel zu wenig, um daran zu denken, dass er mehr für sie werden könnte als ein Urlaubsflirt.

Am nächsten Morgen frühstückte sie im Hotel, von Bernd war nichts zu sehen und zu hören. Auch, als sie zum Strand hinunter ging, war er nicht zu entdecken.

Am späten Nachmittag erst kam er zum Wasser. „Tut mir leid, ich hatte ein geschäftliches Problem, das ich vor Ort lösen musste“, sagte er. „Deshalb musste ich für ein paar Stunden nach Bridgetown fahren.“

„Dahin möchte ich auch mal“, sagte Ellen. „Die Stadt soll wunderschön sein.“

„Na ja, wenn man sie mit den Augen eines Touristen betrachtet, mag das stimmen.“ Bernd zuckte knapp mit den Schultern. „Ich lebe schon so lange hier, dass ich die Schönheiten wahrscheinlich gar nicht mehr so richtig wahrnehme.“ Er lächelte Ellen an. „Wenn du magst, fahren wir mal zusammen hin.“

„Gern.“

„O.k., aber jetzt muss ich erst mal eine Runde schwimmen. Kommst du mit?“ Er streckte ihr auffordernd den Arm entgegen. „Gemeinsam ist es viel schöner.“

Dem konnte Ellen nur zustimmen, nachdem sie eine Weile dicht nebeneinander her geschwommen waren. Doch kaum hatten sie die Sandbank erreicht, zog Bernd sie wieder an sich und begann das Liebesspiel, das sie gestern begonnen hatten, aufs neue zu spielen.

Dabei bewies er ebenso viel Fantasie wie Ausdauer, und Ellen lehnte sich nach einer Weile erschöpft an ihn. Er hatte sie von vorn und von hinten genommen, hatte sie zu genau vier Orgasmen getrieben und dabei immer wieder zärtliche Koseworte in ihre Ohren geraunt.

Sacht umspülten die Wellen des azurblauen Wassers ihre Körper, und Ellen empfand diese Berührungen wie eine weitere Stimulation.

Der Mann schien ganz ähnlich zu empfinden, denn er küsste sie lange und zärtlich und murmelte dann dicht an ihren Lippen: „Komm mit zum Bungalow. Ich hab noch lange nicht genug von dir. Und ich wüsste so einige Dinge, die wir tun könnten, die hier im Wasser unmöglich sind.“

Du machst mich neugierig, dachte Ellen und folgte ihm langsam zurück zum Strand.

Sie sprachen kaum, als sie den kurzen Weg zum Bungalow hoch gingen. Doch da war eine Spannung, ein so starkes erotisches Knistern zwischen ihnen, dass sie es kaum erwarten konnten, das Haus zu betreten.

Bernd stieß die Tür mit dem Fuß zu, während er schon begann, Ellen zu küssen. Dabei nestelte er an den Trägern ihres knappen Bikinis. Als das zarte Gewebe sich nicht gleich öffnen ließ, riss er den BH kurz entschlossen auseinander.

Dann hob er Ellen hoch und trug sie hinüber zu dem breiten Bett, das fast die gesamte Fläche des zweiten Raums einnahm.

Nur ganz nebenbei registrierte Ellen, dass er seidene Bettwäsche hatte - im Gegensatz zu den weißen Leinenlaken in ihrem Wohnbereich.

Bernd hielt sich diesmal nicht lange mit einem Vorspiel auf. Während er seine Lippen nicht von den ihren löste, spreizte er ihre Schenkel auseinander und drang gleich in sie ein.

Ellen seufzte unterdrückt auf, als er begann, sich stoßweise in ihr zu bewegen. Es war eine Erleichterung, zu spüren, dass er ihr gleich die ersehnte Erfüllung schenken würde.

Doch Bernd lachte nur leise, als sie sich ihm entgegenbäumte und so signalisierte, dass sie bereit für ihn war. Mit einem Ruck zog er seinen steifen Penis aus ihr heraus, drehte ihren Körper um und besorgte es ihr von hinten. Dabei spielten seine Hände mit ihren Nippeln, kneteten sie sanft, zogen daran und steigerten auf diese Weise ihre Lust ins schier Unerträgliche.

„Komm endlich“, wimmerte sie, doch er lachte nur nochmals auf.

„Noch nicht.“ Wieder drehte er sie um, und noch während Ellen ihn bittend ansah, beugte er sich über ihre Muschi und begann sie mit seiner Zunge ausgiebig zu verwöhnen.

Ellen stöhnte auf. Das war einfach - geil! Sie wimmerte, keuchte vor Lust und schrie auf, als er ihr auf diese Weise zu einem weiteren Orgasmus verhalf.

„O Bernd... bleib in mir“, murmelte sie und schloss die Augen, als er sie erneut küsste.

Er lachte dicht vor ihrem Mund. „Das war nur der Anfang, meine Schöne“, sagte er.

Ellen erwiderte nichts. Sie war sicher, dass das, was gerade mit ihr geschehen war, nicht zu toppen war. Bernd war der potenteste, fantasievollste Lover, den sie je gehabt hatte. Dabei war er zärtlich, dachte nicht nur an sich, sondern schien in erster Linie darauf bedacht zu sein, ihr Erfüllung zu schenken.

Und das war ihm in den letzten Stunden schon einige Male gelungen!

Was sollte jetzt noch kommen?

Bernd schien ihre Gedanken zu erahnen. Er lächelte wissen. Seit langem kannte er Mittel und Wege, die Frauen, die er liebte, immer wieder zu rauschenden Höhepunkten zu führen.

Ein paar Minuten gab er Ellen Zeit, sich zu erholen, dann aber, als sie sich ganz weich und gelöst fühlte, nahm er den harten Rhythmus, mit dem er sie zum Höhepunkt geführt hatte, erneut auf. Dabei schob er zwei kleine Silberkugeln in ihre Vagina ein, und Ellen stieß einen Schrei aus, als sie das kühle Metall in sich spürte.

Aber dann genoss sie es, dass er sie vögelte und sie gleichzeitig diese kleinen Kugeln spürte. Laut stöhnte sie auf, als Bernd sie auf seine harte Lustlanze setzte und forderte: „Und jetzt zeig mir, wie du reiten kannst, meine Süße.“

Ellen zögerte, dann tat sie, was er verlangte. Sie steigerte sich in einen fast ekstatischen Ritt hinein und schrie laut auf, als sie gleichzeitig mit Bernd zum Orgasmus kam.

Erschöpft und schwer atmend lagen sie dann nebeneinander auf den Seidenlaken. Leicht lag Bernds Hand auf ihrer linken Brust. Draußen sank die Dämmerung herab, die ersten Lichter gingen an.

Ellen und Bernd merkten nichts mehr davon, fast gleichzeitig fielen sie in einen tiefen Erschöpfungsschlaf.

*

Guten Morgen, meine kleine süße Hexe. Sei nicht traurig, aber ich muss dringend weg. Ich küsse Dich - Bernd.

Ellens Hand, die das weiße Blatt hielt, zitterte. Sie fühlte die Enttäuschung wie eine dunkle Woge über sich zusammenbrechen.

Bernd war fort.

Er war gegangen. Ohne Abschied. Ohne Erklärung. Zurückgelassen hatte er nur diesen albernen Zettel, der jetzt, da sie ihn in ihren Schoß flattern ließ, von den Tränen benetzt wurde, die sie weinte.

„Mistkerl“, flüsterte sie und wischte sich übers Gesicht. „Verdammter, feiger Mistkerl!“

Sie stand auf und sah sich in dem geräumigen Zimmer um. Noch waren Bernds Sachen da. Das dunkle Hemd, das er an ihrem ersten gemeinsamen Abend getragen hatte, hing frisch gewaschen und gebügelt an einem Haken am Schrank. An einem Stummen Diener - Himmel noch mal, wer hatte heutzutage so was noch? - hing eine helle Leinenhose, daneben eine hellblaue Seidenkrawatte.

Ellen stand auf und ging in den Wohnraum. Hier war alles noch so wie gestern. Auf dem kleinen Glastisch stand eine Vase mit einer einzelnen roten Rose. Die weiße Ledercouch schien unberührt, die beiden roten Kissen waren exakt in beide Ecken verteilt.

Auf dem schmalen Sideboard standen ein paar Bücher, daneben, auf dem ovalen Barwagen, drei Flaschen und ein paar Kristallkaraffen mit dunkelbraunem Inhalt.

Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass die Einrichtung von Bernds Wohnung sehr viel Privates aufwies und nicht so steril wirkte wie die zwei kleineren Zimmer, die sie bewohnte.

Aber das war nebensächlich. Was zählte war die Tatsache, dass er sich über Nacht fortgeschlichen hatte, dieser Mistkerl!

Wieder stiegen Tränen in ihr auf, doch sie zwang sich dazu, sie nicht mehr zu weinen.

„Mach dir einen interessanten Tag - und vergiss diese Episode. Es war nett, der Sex war gut - mehr muss man nicht von einem Ferienflirt erwarten.“

Sie duschte lang und anhaltend, dann zog sie sich eines der neuen Kleider an und beschloss, mit einem Taxi in die nahe gelegene Hauptstadt zu fahren und sich dort mit einem Bummel abzulenken.

„Wäre ja gelacht, wenn der Typ mir den Urlaub vermiesen würde“, murmelte sie vor sich hin.

Ein guter Vorsatz - leider ließ er sich nur schwer in die Tat umsetzen.

Ellen schlenderte ein paar Stunden durch Bridgetown. Sie bewunderte das große Parlamentsgebäude, das George Washington House und das Nelson-Denkmal auf dem weitläufigen Platz, das, wie sie in einem Reiseführer nachlas, schon im Jahr 1813 aufgestellt worden war. Damit war es dreißig Jahre älter als das Denkmal in London - eine Tatsache auf die die Einheimischen stolz waren.

So wie auf den wunderbaren Yachthafen an der Mündung des Constitution Rivers, in dem sowohl Luxusboote als auch kleine Ausflugsdampfer lagen.

In der Altstadt von Bridgetown, die zum UNESCO-Welterbe zählt, vergaß Ellen für eine kurze Zeit ihren Kummer und ihre Enttäuschung. Doch kaum war sie zurück in der Hotelanlage, brach das Elend wieder über ihr zusammen.

Sie musste sich zwingen, zum Abendessen zu gehen. All die Köstlichkeiten, die auf dem Büffet standen, konnten sie nicht locken, sie hatte keinen Appetit. Und auch der Wein, sehr gut und süffig, schmeckte an diesem Abend schal oder gar nach Essig.

Sie ging früh zu Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf. Sie träumte von einem dreiköpfigen Seeungeheuer, das sie verschlang, als sie auf der Sandbank hockte und auf Bernd wartete, der ihr eine besonders schöne Muschel aus der Tiefe holen wollte.

Gerade, als das Ungeheuer sie verschlingen wollte, tauchte Bernd wieder auf, er klatschte in die Hände, rief etwas - und das Ungeheuer verschwand.

„Was machst du denn für Sachen, Hexlein? Kann man dich nicht allein lassen?“ Seine Stimme war ganz nah, dabei ging das doch gar nicht, er war ja schon wieder abgetaucht, um eine neue Muschel zu holen...

Ellen stöhnte auf, als sie sah, dass das Seeungeheuer dicht neben Bernd aus dem Wasser stieg.

„Ellen, komm, trink das. Alles wird gut.“ Seine Stimme... sie kam von weit her, und doch war sie so sanft und zärtlich, dass Ellen gehorchte und das trank, was man ihr an die Lippen hielt.

„Du musst noch die beiden Tabletten schlucken, sie werden das Fieber bekämpfen.“ Wieder Bernds Stimme, dazu eine zweite, die leise sagte:

„Sie muss trinken. Viel trinken. Das Fieber muss unbedingt runter. Machen Sie ihr neue Wadenwickel, das ist immer noch ein gutes Mittel.“

Ellen zwang sich, die Augen zu öffnen. Die Wellen, die sie eben noch umspült hatten, waren fort, auch das Seeungeheuer war nicht mehr zu sehen.

Aber Bernd... Er hockte auf ihrem Bettrand und sah sie besorgt an. Neben ihm stand ein älterer Mann, der gerade ein Stethoskop zusammenrollte und sich jetzt zu ihr beugte.

„Sie haben sich einen ganz heimtückischen Infekt zugezogen, junge Frau. Aber das kriegen wir wieder in den Griff. Die Medikamente, die ich Ihnen verschrieben habe, werden bald wirken. Alles Gute. Morgen komm ich noch mal vorbei.“

Ellen wollte etwas sagen, doch noch ehe sie imstande war, die Frage zu formulieren, was denn eigentlich los sei, war sie wieder eingeschlafen.

Diesmal träumte sie nicht. Sie spürte nur, dass da jemand war und ihre Hand hielt. Dieser Jemand flößte ihr auch immer wieder etwas zu Trinken ein, zwang sie dann, Tabletten zu schlucken.

Drei Tage und vier Nächte verbrachte sie in einem heftigen Fieberwahn, dann ging es ihr schlagartig besser.

Sie hob den Kopf und schwang die Beine aus dem Bett. Draußen dämmerte der Morgen herauf, die Vögel im Park sangen, und Ellen merkte, dass sie hungrig war.

Doch kaum hatte sie die ersten beiden Schritte getan, wurde ihr so schwindelig, dass sie sich an einem Sessel, der dicht neben dem Bett stand, festhalten musste. Ihr Kopf schien wie ein Luftballon zwischen ihren Schultern zu schweben. Die Gedanken ließen sich nicht ordnen, sie musste sich zwingen, klar zu denken.

„Hexlein! Um Himmels willen, leg dich sofort wieder hin!“

Wie aus dem Boden gewachsen stand Bernd vor ihr, und ehe sie taumelnd zum Bett zurückgehen konnte, hatte er sie schon auf die Arme genommen und trug sie zurück.

„Lass mich los!“, fauchte Ellen. „Ich kann gut allein gehen.“

„Was ich bezweifle“, meinte er. „Wie kannst du nur so unvernünftig sein und aufstehen? Wieso hast du mich nicht gerufen?“

„Ich dich - rufen?“ Ellen versuchte sich aus seinem Griff zu lösen, doch Bernd ließ sie auch dann nicht los, als sie wieder auf ihrem Bett lag. „Du bist doch heimlich auf und davon! Das sagt doch alles.“ Sie wandte den Kopf ab.

„Aber Liebes!“ Er beugte sich tiefer über sie, nahm ihren Kopf, der immer noch ein bisschen vom Fieber glühte, in seine großen Hände und sah ihr in die Augen. „Ich hab dich doch nicht verlassen! Ich bin nur ganz leise aufgestanden, um dich nicht zu wecken.“

„Und wo warst du die ganze Zeit?“

„Auf den Bahamas.“ Er streichelte liebevoll über ihre Wange. „Da gab es geschäftliche Probleme und ich musste rasch mal hin, um einiges zu klären.“

„Ach ja!“ Ihre Stimme troff vor Ironie. „Du machst hier Urlaub, fliegst aber mal eben zu einer anderen Insel und machst dort Geschäfte.“ Sie richtete sich auf und wischte seinen Arm, der sie stützen wollte, mit einer wütenden Geste fort. „Sag mal, hältst du mich für irre? So eine Lügengeschichte könnte glatt von Baron Münchhausen stammen!“

Bernd schüttelte den Kopf. „Du denkst, ich machte hier Urlaub?“

„Ja - vielleicht nicht?“

„Nein. Ich bin geschäftlich hier. So, wie ich auch beruflich zu den Bahamas fliegen musste.“ Er zögerte, dann setzte er sich dicht zu ihr, nahm ihre Hände in seine und sagte: „Eigentlich wollte ich noch damit warten, dir zu sagen, wer ich bin. Aber um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, muss ich es wohl jetzt schon sagen.“

„Was?“ Sie war noch nicht gewillt, Frieden zu schließen.

„Also, das ist so. Diese Hotelanlage hier... sie gehört mir. So, wie eine Anlage auf den Bahamas, eine auf St. Lucia und ein Hotel in der Schweiz. Das ist übrigens unser Stammhaus, mein Vater leitet es auch jetzt noch mit seinen fast siebzig Jahren. Mein Bruder und ich aber haben uns darauf spezialisiert, hier in der Karibik Anlagen aufzuziehen.“

Ellen sah ihn fassungslos an. „Ich glaube, ich hab noch Fieber“, murmelte sie dann.

„Mag sein. Aber das, was ich dir gerade gesagt habe, stimmt. Ich bewohne diesen Bungalow normalerweise allein, die oberen Räume sind für Privatgäste reserviert. Aber da wir überbucht waren - was eine Katastrophe ist - haben wir dir das Appartement überlassen.“

„Du erzählst mir irgendwelche Märchen.“ Ellen schüttelte den Kopf. „Das kann doch gar nicht wahr sein!“

„Ist es aber. So, wie es wahr ist, dass ich mich in dich verliebt habe, Hexlein. Du bist meine Traumfrau. Auch, wenn du mich im Moment so ansiehst, als würdest du mich am liebsten den Haien zum Fraß vorwerfen.“

„Hätte ich auch gern getan, als ich diesen Zettel mit den lapidaren Zeilen gelesen habe.“ Sie presste die Lippen zusammen. „Stimmt das wirklich? Du und dieser Luxusschuppen hier...“

Er nickte. „Ja. Mir gehört die Anlage. Allerdings nicht allein. Ich teile mir die Verantwortung mit Oliver, meinem Bruder. Er ist allerdings schon glücklich verheiratet und lebt mit seiner Frau und den drei Kindern auf Hawaii. Vater ist, seit unsere Mutter tot ist, oft bei ihm. Allerdings verbringt er den Winter grundsätzlich in der Schweiz. Da fühlt er sich am wohlsten. Und ich, offen gestanden, auch. Zumindest wenn Schnee liegt. Dann muss ich für ein paar Wochen fort von hier, fort aus der Sonne, der tropischen Schwüle. Dann lockt mich nicht mal mehr der herrliche Sandstrand hier und das warme Meerwasser.“

Ellen sagte nichts. Sie schloss für einen Moment die Augen und versuchte zu verarbeiten, was sie gehört hatte. Es klang alles wie in einem Märchen.

„Das ist... wie in einem Traum“, murmelte sie. „Und du wolltest mich wirklich nicht allein lassen?“

„Aber nein!“ Er nahm sie in die Arme, und diesmal wehrte sie sich nicht. Es war so wundervoll, an seiner Brust zu liegen, dem Herzschlag zu lauschen und seine Lippen in ihrem Haar zu spüren.

„Ich möchte aufstehen und duschen“, sagte sie. „Und dann an den Strand.“

„Ersteres ist erlaubt, der Strand muss warten.“ Er half ihr, sich aufzurichten und blieb auch im Bad, als sie ausgiebig duschte.

„So, und jetzt setzt du dich eine halbe Stunde lang in den Sessel auf der Terrasse“, befahl er liebevoll, nachdem Ellen sich einen leichten Pulli zur weißen Hose angezogen hatte. Fürsorglich legte Bernd ihr noch eine Decke über die Beine.

„So’ Quatsch. Mir ist absolut nicht kalt“, wehrte Ellen ab.

„Die Decke bleibt. Und jetzt sei eine liebe Patientin und tu, was Doktor Bernd dir rät.“ Er gab ihr einen raschen Kuss. „Ich versuche mal Hühnerbrühe zu organisieren. Erst wenn du die gegessen hast und danach noch ein Stündchen ruhst, darfst du mit mir an den Strand.“

„Warum tust du das alles für mich?“

„Dreimal darfst du raten.“ Er gab ihr einen letzten kleinen Kuss, dann fiel die Tür hinter ihm zu.

Ellen schloss die Augen. Es war alles zu schön, um wahr zu sein. Wahrscheinlich träume ich immer noch, dachte sie. Es kann alles gar nicht wahr sein. Dieser Mann, der nicht nur toll aussieht, ist wahrscheinlich reich und mächtig. Und der soll sich wirklich in mich verliebt haben? Unmöglich?

Aber sie spürte noch seine Lippen auf ihren Lippen. Roch sein Aftershave. Sah durch das große Glasfenster hinaus aufs Meer, das in der Sonne wie ein unendlich weiteres silbernes Band schimmerte.

Von einer Sekunde zur anderen fielen ihr die Augen zu. Sie dachte noch, dass es nichts Schöneres geben könnte, als dazuliegen und vor sich hin zu träumen, dann kam der tiefe, lange Erholungsschlaf.

Sie wurde erst wieder wach, als Bernd sie zärtlich küsste.

„Es ist schon später Nachmittag, Hexlein“, sagte er. „Und die Hühnerbrühe mache ich gerade noch mal warm. Komm und iss. Das gibt Kraft. Das hat schon meine Großmutter gesagt.“

„Meine auch.“ Sie stand auf und schob sich das Haar aus der Stirn. Sie fühlte sich wieder gut und kräftig, und nachdem sie einen ganzen Teller Hühnerbrühe gegessen hatte, meinte sie: „Und jetzt will ich ans Wasser.“

„Schon wieder tatendurstig.“ Bernd sah sie an, und unter seinem verlangenden Blick wurde Ellen rot wie ein junges Mädchen. „Muss das gleich sein?“

Sie lachte und streckte die Arme nach ihm aus. „Wir können auch gern noch ein bisschen warten.“

„Einverstanden.“

Zärtlich, sehr sehr zärtlich nahm er sie in die Arme und bedeckte ihr Gesicht, ihren Hals mit kleinen verliebten Küssen.

„Ich bin wieder gesund“, flüsterte Ellen und presste sich fester an ihn. Unbändige Leidenschaft, dieses neue, wundervolle Gefühl, stieg in ihr auf.

„Was du nicht sagst!“ Bernd hielt sie für einen kleinen Moment von sich ab und sah ihr in die Augen. „Hexlein, Hexlein, du bist ein raffiniertes Biest. Siehst aus wie die personifizierte Unschuld, dabei bist du die Glut selbst.“

„Ich bin ganz unschuldig und harmlos“, beteuerte Ellen und kicherte leise vor sich hin. Es gefiel ihr, dass dieser Mann, der bestimmt sehr erfahren und weltgewandt war, sie für etwas Besonderes hielt.

„Was ich nun auch nicht hoffen will“, meinte Bernd, und schon glitt seine Hand zwischen ihre Beine, die sich bereitwillig öffneten. Er nestelte an dem Reißverschluss, und als der sich nicht gleich herunterziehen ließ, kam ihm Ellen zu Hilfe.

Seine Hände, seine Lippen waren auf einmal überall. Er versetzte Ellen mit seinen Küssen in einen neuen Fieberrausch, der jedoch wunderbar war und sich in einem langen, lustvollen Orgasmus löste.

Nachdem die erste Leidenschaft verklungen war, lagen sie eine Weile dicht nebeneinander, einer hörte auf den Atem des anderen.

„In einer Woche muss ich nach Hause fliegen“, murmelte Ellen. „Schade, dass ich durch dieses blöde Fieber so viel Urlaubszeit verloren habe.“

„Bleib doch einfach hier.“

Sie lachte ihn von der Seite her an. „Wie stellst du dir das denn vor? Ich hab einen Job. Ich muss für mein Geld hart arbeiten. Mindestens so hart wie du.“

Er beugte sich über sie und küsste ihr die Worte von den Lippen. „Darüber reden wir noch“, murmelte er. „Später.“

Ellen nickte. Ja, später würden die Probleme noch auf sie zukommen. Später würde der Trennungsschmerz sie zerreißen. Später. Viel später.

Jetzt aber war Bernd bei ihr. Sie spürte ihn mit jeder Faser ihres Körpers und schlang beide Arme um ihn, als er sich wieder über sie beugte und dann sanft in sie eindrang, um sie nach einem langen, herrlichen Vorspiel zu einem weiteren lustvollen Orgasmus zu treiben.

*

Sie frühstückten auf der Terrasse, doch Ellen bekam keinen Bissen herunter. Nur eine zweite Tasse Kaffee nahm sie.

„Du musst nicht fliegen“, sagte Bernd zum wiederholten Mal. „Bleib einfach hier. Das mit dem Job in Deutschland, das lässt sich regeln. Glaub mir, das ist alles kein Problem.“

Doch Ellen schüttelte den Kopf. „Es geht nicht“, sagte sie zum wiederholten Mal. „Ich muss zurück.“

„Aber du kommst wieder, ja?“

Sie nickte. Dabei wusste sie wirklich nicht, ob sie nicht doch in den letzten Tagen ein Märchen erlebt hatte. Eine solche Liebe war doch unwahrscheinlich, oder?

Was immer auch passiert, dachte sie, während sie ihren Koffer schloss, diese Tage und Nächte mit Bernd kann mir niemand nehmen. Die Erinnerung daran wird mir bleiben. Die Erinnerung an ein wundervolles, berauschendes Glück!

„Bleib“, bat Bernd noch einmal und sah sie eindringlich an, als er sie zum Flughafen brachte. „Alles lässt sich von hier aus regeln, wenn man nur will.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nicht alles“, widersprach sie. „Du musstest doch auch ein paar Mal weg von hier.“

„Ja, aber...“

„Ich weiß, deine Arbeit ist sicher wichtiger als meine. Bei dir hängen etliche Arbeitsplätze dran, ob du richtig oder falsch entscheidest. Aber ich muss persönlich kündigen und alles auflösen, was daheim wichtig für mich ist.“ Traurig, aber auch eindringlich sah sie ihn an. „Das verstehst du, nicht wahr?“

Fest zog er sie in die Arme. „Ja, ich versteh’s. Aber du musst zurückkommen. Bald.“

In Brigdetown hielt er mitten in der Stadt an. „Ich muss schnell noch was erledigen“, erklärte er und hastete in eine Einkaufspassage.

Ellen wunderte sich, dass er sie nicht gebeten hatte, mitzukommen. War das wieder eines dieser mysteriösen Geschäfte, die er abwickelte ohne sie?

Nervös sah sie auf die Uhr. Noch knapp zwei Stunden, dann ging ihr Flieger.

Etwa zehn Minuten später war Bernd zurück. Er ließ sich auf den Sitz fallen und drückte ihr ein kleines Päckchen in die Hand. „Mach’s auf“, bat er.

Zögernd nur öffnete Ellen die quadratische Schachtel - und stieß im nächsten Moment einen leisen Schrei aus. „Bernd! Was soll... was ist...“

„Das ist ein Ring“, lächelte er, nahm den Ring und steckte ihn ihr an den Finger. „Passt“, meinte er.

„Du bist... ich kann nicht...“ Ellen fehlten die Worte. Wie hypnotisiert sah sie den großen Brillanten an, der in einer schmalen, schlichten Fassung auf dem schmalen goldenen Reif steckte und ein herrliches Feuer entfachte, als sie die Hand leicht anhob und hin und her drehte.

„Du kannst ihn annehmen. Du musst ihn tragen. Und ich bin unsterblich in dich verliebt. Darum will ich, dass du eines Tages meine Frau wirst.“ Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie lang und zärtlich. „Sag - willst du?“

Ellen konnte nur nicken. Ob sie es wollte oder nicht - Tränen liefen über ihre Wangen. Tränen, die Bernd zärtlich fortküsste.

Dann mussten sie losfahren, es herrschte viel Betrieb und es war klar, dass sie auf den letzten Drücker am Flughafen ankommen würden.

Ohne auf das Parkverbot-Schild zu achten, stoppte Bernd den Wagen gleich vor dem Eingang der Fluggesellschaft, mit der Ellen den Heimflug antreten würde.

„Du willst wirklich weg?“ Wieder und wieder fragte er es. Und immer wieder nickte Ellen und sagte:

„Ich muss. Versteh mich doch.“

„Das tu ich ja. Aber es bricht mir das Herz, wenn du jetzt gehst.“

Ein letzter langer, gar nicht enden wollender Kuss, dann musste sie zum Gate. Ihr Flug war zum zweiten Mal aufgerufen worden.

„Ich liebe dich“, flüsterte Bernd ihr ins Ohr, als er sie endlich losließ. „Vergiss es nicht: Ich liebe dich.“

*

Ellen nahm sich nach ihrer Ankunft daheim nicht mal mehr die Zeit, den Koffer auszupacken. Sobald die Haustür hinter ihr ins Schloss gefallen war, griff sie zum Telefon und rief Lucia an. Erst als das Freizeichen zum vierten Mal ertönte, wurde ihr klar, dass Freitagabend war. Sicher war Lucia ausgegangen.

Gerade, als sie enttäuscht den Hörer zurücklegen wollte, meldete sich Lucia.

„Na endlich!“ Ellen lachte. „Ich dachte schon, du wärst bereits in der Disko oder im Jazzclub.“ Lucia liebte guten Jazz und ging oft in eine kleine Bar in der Innenstadt, wo Livebands spielten.

„Ich hab den ganzen Tag drauf gewartet, dass du dich meldest. Warum hast du nicht gesagt, mit welchem Flieger du kommst? Ich hätte dich abgeholt.“

„Ach was, kein Problem. Jetzt bin ich da - und muss dir tolle Neuigkeiten erzählen.“

„Ich bin in zehn Minuten da!“ Schon klickte es - Lucia hatte das Gespräch schon beendet.

Bereits acht Minuten später stand sie vor der Tür und umarmte Ellen zur Begrüßung.

„Toll siehst du aus! Braun gebrannt, erholt und... glücklich?“

Ellen nickte. „Sehr sogar.“

„Das ist toll! Endlich bist du wieder die Alte. Meine gut aussehende, gut gelaunte, irre verrückte Ellen!“ Sie warf sich lachend auf die Couch. „Und jetzt schieß los. Ich bin ja so gespannt! Wie ist er? Wie heißt er? Was macht er?“

„Alles der Reihe nach“, lachte Ellen glücklich. „Ich hol uns erst mal eine Flasche Sekt.“

„Eine deiner besten Ideen!“

Sie tranken sich zu, und dann begann Ellen zu berichten. Davon, wie sie Bernd kennengelernt hatte, von ihrem ersten Badeausflug, vom ersten gemeinsamen Essen, der ersten Nacht.

„Er ist einfach wundervoll! Zärtlich, leidenschaftlich, fantasievoll, rücksichtsvoll... ein Traummann eben.“

„Man soll’s nicht glauben“, murmelte Lucia, die ein wenig skeptisch war ob dieser euphorischen Aufzählung, und nahm einen großen Schluck Sekt.

„Doch, er ist wunderbar“, beharrte Ellen. „Als ich krank wurde, hat er mich gepflegt. So aufmerksam, so besorgt... einfach umwerfend.“

Danach erzählte sie, was sie alles unternommen hatten: „Wir sind mit einem Piratenschiff gefahren, waren in einer Strandbar, die so abgelegen war, dass ich sie allein nie gefunden hätte. Dann waren wir zum Sightseeing in Bridgetown, wir sind zu einer Nachbarinsel gefahren, die kaum bewohnt ist, wo es aber die schönsten Pflanzen gibt. Dann waren wir...“ Sie erzählte und erzählte, und die Sehnsucht nach dem geliebten Mann wuchs mit jedem Satz.

„Ich freu mich für dich“, sagte Lucia, als der Bericht endlich zu Ende war. „Und was wird jetzt?“

Ellen schenkte die Gläser erneut voll. „Mal sehen. Ich denke, ich werde zu ihm ziehen.“

„Waaas?“

Ellen lächelte. „Du hast richtig gehört. Ich werde wahrscheinlich zu ihm nach Barbados ziehen. Er hat mir einen Antrag gemacht.“ Sie hob die Hand, an der der Brillantring glitzerte.

„Ich fass es nicht!“ Lucia griff nach der Hand der Freundin. „Lass mal genau sehen.“