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WENN ES PLÖTZLICH LIEBE IST von DENOSKY, KATHIE Luke Garnier ist sexy und reich genug, um sich jeden Wunsch zu erfüllen. Fast jeden! Denn als alleinstehender Unternehmer braucht er einen Erben … Aber deshalb den Bund fürs Leben eingehen? Nein! Eine Ehe auf Zeit mit seiner sexy Assistentin scheint die perfekte Lösung zu sein … EIN LETZTES MAL ... von MANN, CATHERINE Kaum ist die Scheidung rechtskräftig, muss Sebastian daran denken, wie entfesselt er und Marianna sich geliebt haben. Das letzte Mal vor zwei Monaten war einzigartig … Da erfährt er, dass sie sein Kind erwartet! Sebastian beschließt, alles zu tun, um Marianna zurückzugewinnen. SO KÜSST NUR EIN MILLIONÄR von ROSE, EMILIE Nicole ist wie gebannt, als der attraktive Fremde vor ihr steht. Inständig versucht sie, sich nicht anmerken zu lassen, wie stark sie sich zu ihm hingezogen fühlt. Bis der millionenschwere Architekt Ryan Patrick behauptet, dass es eine Verwechslung gab und er der Vater ihres Babys ist!
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Seitenzahl: 603
Kathie DeNosky, Catherine Mann, Emelie Rose
BACCARA EXKLUSIV BAND 172
IMPRESSUM
BACCARA EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Erste Neuauflage by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg, in der Reihe: BACCARA EXKLUSIV, Band 172 – 2018
© 2009 by Kathie DeNosky Originaltitel: „Bossman Billionaire“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Thomas Hase Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1605
© 2008 by Catherine Mann Originaltitel: „His Expectant Ex“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Brigitte Bumke Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1607
© 2009 by Emilie Rose Cunningham Originaltitel: „More Than A Millionaire“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Roswitha Enright Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 082010
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733725129
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
Von: Emerald Larson, Geschäftsleitung, Emerald Larson Inc.
An: Meinen Privatsekretär Luther Freemont
Betreff: Mein Enkelsohn Lucien Garnier
Lucien wird die Firma Laurel Enterprises übernehmen und in seine eigene Gesellschaft Garnier Constructions eingliedern. Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich mein Enkel mit dem Gedanken trägt, einen Erben hervorzubringen, der seine Unternehmen leiten wird, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dass sich Lucien zur Ruhe setzt. Wie ich aus äußerst zuverlässiger Quelle weiß, hat er seine Chefsekretärin, Haley Rollins, dazu ausersehen, ihn bei diesem Projekt zu unterstützen. Sie hat sich einverstanden erklärt.
Wenn meine Quelle recht informiert ist – und ich sehe keine Veranlassung anzunehmen, dass sie es nicht ist –, braucht Lucien noch einen Schubs in die richtige Richtung, damit die Angelegenheit zu einem zufriedenstellenden Abschluss kommt. Ich wünsche, dass Sie dahingehend das Nötige in die Wege leiten.
Wie immer verlasse ich mich auf Ihre äußerste Diskretion.
Emerald Larson
„Wie stellen Sie sich das vor, Mrs. Larson? Uns kann man nicht einfach kaufen.“ Lucien Garnier gab sich keine Mühe, die klare Absage zu beschönigen. „Außerdem werden Sie mir sicher darin zustimmen, dass nach jetzigem Stand der Dinge keine Rede von irgendeiner Art von verwandtschaftlicher Verbundenheit sein kann.“
Emerald Larson zeigte sich von dieser glatten Abfuhr völlig unbeeindruckt. Sie blickte ruhig über die auf Hochglanz polierte Tischplatte ihres Louis-quatorze-Schreibtischs hinweg und betrachtete die drei Besucher, die vor ihr saßen – ihre inzwischen erwachsenen Enkel, die sie erst kürzlich aufgespürt hatte. Emerald Larson konnte verstehen, dass diese jungen Leute sich in der ganzen Aufregung nicht besonders zugänglich zeigten. Gerade hatten sie erfahren müssen, dass ihr Vater nicht der Mann gewesen war, als der er sich ausgegeben hatte. Nicht der Not leidende Künstler Neil Owens war ihr Vater gewesen, sondern Owen Larson, ein Frauenheld und Playboy reinsten Wassers, dazu Nachkomme einer der reichsten und mächtigsten Frauen der Vereinigten Staaten, nämlich Emerald Larsons. Das mussten die drei Geschwister natürlich erst einmal verarbeiten.
Emerald war alles andere als begeistert gewesen, als sie erfahren hatte, dass ihr jüngst verstorbener Sohn in seiner Jugend eine ansehnliche Schar unehelicher Kinder gezeugt und deren Mütter sitzen gelassen hatte. Seit Emerald das herausgefunden hatte, war sie damit beschäftigt, all jene Kinder von Owen Larson aufzuspüren, ihnen ihre Rechte zu erklären und sie in das Imperium der Emerald Incorporated einzugliedern. Mit dreien ihrer Enkel war Emerald das bereits geglückt. Jeder von ihnen führte inzwischen eine eigene Firma. Das Unglück war bloß, dass Emerald noch nicht wusste, wie viele Kinder ihr umtriebiger Sohn nun wirklich hinterlassen hatte. Deshalb konnte sie auch nicht sicher sein, alle zu finden.
Erst vor wenigen Monaten war Emerald auf eine Frau gestoßen, die Owen ebenfalls auf seine Art beglückt hatte. Er hatte die junge Französin als Student in San Francisco kennengelernt, mit ihr die Zwillinge Lucien und Jacques gezeugt und war dann von der Bildfläche verschwunden. Zehn Jahre später war Owen jedoch zurückgekehrt und hatte Francesca Garnier abermals ein Kind geschenkt, eine Tochter namens Arielle. Bald darauf hatte er die Familie wieder verlassen.
Der Fall dieser Französin war für Emerald irritierend. Ihr ging es zu Herzen, weil es anscheinend tatsächlich eine Frau in Owens Leben gegeben hatte, die dieser so geliebt hatte, dass er gegen alle Gewohnheit zu ihr zurückgekommen war. Er war also trotz seiner Leichtlebigkeit durchaus imstande gewesen zu lieben. Enttäuschenderweise war dann doch sein ursprüngliches Naturell durchgeschlagen.
Aber Emerald war eine praktisch veranlagte Frau. Was in der Vergangenheit lag, war nicht mehr zu ändern. Sie konzentrierte sich auf die Zukunft. Und als Nächstes wollte Emerald dafür sorgen, dass den Geschwistern Garnier, die jetzt vor ihr saßen, Gerechtigkeit widerfuhr.
„Lucien, ich kann Ihren Unwillen gut verstehen“, setzte sie an. „Aber denken Sie trotzdem über das Angebot nach, das ich Ihnen, Ihrem Bruder und Ihrer Schwester mache. Jeder von Ihnen erhält von mir ein Treuhandkonto mit mehreren Millionen als Startkapital sowie die Möglichkeit, eine meiner Gesellschaften zu übernehmen.“
„Wir brauchen weder Ihr Geld noch Ihre Firmen“, meldete sich nun auch Jacques zu Wort.
„Natürlich sind Sie und Ihr Bruder Lucien selbst wohlhabend genug. Sie brauchen meine Unterstützung sicherlich nicht“, erwiderte Emerald gelassen. Dann lächelte sie Arielle zu, der einzigen Enkeltochter, die sie ausfindig gemacht hatte. „Aber was ist mit Ihnen, meine Liebe? Ich bin sicher, Ihr Gehalt als Lehrerin deckt gerade das Nötigste. Ich biete Ihnen eine finanzielle Sicherheit, sodass Sie sich Ihr Leben lang keine Sorgen mehr machen müssen, weder um sich selbst noch …“
„Arielle ist gut versorgt“, unterbrach Lucien sie schroff. Seine dunkelblauen Augen blitzten auf. „Jake und ich haben uns immer um sie gekümmert. Wir achten schon darauf, dass es ihr an nichts fehlt.“
„Ihr Einsatz für Ihre Schwester ist ohne Frage bewundernswert.“ Emerald zeigte sich unbeeindruckt von Luciens barschem Tonfall. „Nach dem tragischen Tod Ihrer Mutter haben Sie Hervorragendes geleistet, Geld verdient, Ihre Ausbildung abgeschlossen – erstaunlich für kaum Zwanzigjährige.“
„Etwas anderes kam für uns auch gar nicht infrage“, entgegnete Lucien abwehrend.
Emerald entging nicht, dass Arielle von einem zum anderen blickte und sich dann in ihrem Sessel aufrichtete.
„Wenn ich auch mal etwas sagen darf. Ich bin euch beiden unglaublich dankbar für alles, was ihr für mich all die Jahre getan habt. Aber, Luke, ich bin inzwischen alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Und auch, um eigene Entscheidungen zu treffen.“ Sie sah Emerald an. „Auch wenn Luke und Jake an Ihrem Angebot nicht interessiert sind, Mrs. Larson, ich bin es.“
„Das bist du nicht“, riefen die Brüder wie aus einem Mund und durchbohrten sie geradezu mit ihren Blicken.
„Oh doch.“
Emerald ging das Herz auf, als sie erlebte, wie ihre einzige Enkeltochter sich beherzt behauptete und sich von ihren Brüdern nicht einschüchtern ließ. Unwillkürlich dachte Emerald daran, wie sie selbst vor ungefähr fünfzig Jahren gewesen war.
„Ihr beide könnt ja tun, was ihr wollt. Ich für meinen Teil nehme das Treuhandkonto gern und übernehme auch gern eine der Firmen, welche auch immer Mrs. Larson mir übertragen möchte.“
Emerald erkannte sofort, dass die Uneinigkeit der drei der Punkt war, an dem sie ansetzen konnte, um ihr Vorhaben zum Erfolg zu führen. „Wenn Sie mich bitte für einen Moment entschuldigen wollen“, sagte sie und erhob sich aus ihrem Sessel hinter dem Schreibtisch. „Ich muss mich kurz um eine Angelegenheit kümmern, die leider keinen Aufschub duldet. Sie können in der Zwischenzeit ja noch einmal in Ruhe über meine Vorschläge sprechen.“ Sie ging zur Tür, drehte sich aber, bevor sie hinausging, noch einmal um und meinte: „Aber denken Sie bitte daran. Es gilt alles oder nichts. Entweder Sie alle drei nehmen mein Angebot an, oder ich ziehe es zurück.“
Sie ging ins Vorzimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann wandte Emerald sich an ihren Privatsekretär, der dort hinter seinem Schreibtisch saß. „Luther, bereiten Sie bitte die Papiere für meine Enkel zur Unterschrift vor.“
„Haben die Herrschaften Ihre großzügige Offerte angenommen?“, erkundigte sich Luther Freemont in seinem für Menschen von der Ostküste typischen etwas gespreizten Ton, während er die Akte aus einer Schublade hervorholte.
Emerald warf einen Blick auf die geschlossene Tür, hinter der die Geschwister Garnier sich nun sicher die Köpfe heiß redeten, und lächelte zufrieden. „Noch nicht ganz. Aber keine Bange, sie werden.“
Ursprünglich hatte sie ihr Geschenk an die drei nicht an Bedingungen knüpfen wollen, aber die Sturheit der Zwillinge Lucien und Jacques ließ Emerald keine Wahl. Sie kannte das Geschäft gut genug. Fünfzig Jahre lang hatte sie sich in dem von Männern dominierten Haifischbecken der Geschäftswelt behauptet. Da hatte sie gelernt, Chancen zu erkennen und auch wahrzunehmen. Sie bekam immer, was sie wollte.
Zuversichtlich warf sie einen Blick auf die Uhr an der Wand hinter Luthers Schreibtisch. Jetzt müssten die Geschwister genug Zeit gehabt haben, um sich zu einigen, entschied sie.
„Ich piepe Sie kurz an, wenn sie so weit sind, dass sie unterschreiben“, sagte sie zu ihrem Sekretär und ging wieder in ihr Büro.
Als sie es betrat, saßen die Zwillinge und Arielle wie zuvor auf ihren Plätzen vor dem Schreibtisch. Emerald lächelte ihnen zu. Es war an der Zeit, dass auch diese Enkel in ihr Lebenswerk eingebunden wurden.
„Haley, streichen Sie alle Termine für heute! Und kommen Sie in fünf Minuten in mein Büro. Es gibt Arbeit.“
Haley Rollins sah ihrem Chef Lucien Garnier erstaunt hinterher, nachdem er an ihr vorübergerauscht war. Während der letzten fünf Jahre war jeder Werktagmorgen in der Chefetage des Bauunternehmens Garnier Construction gleich abgelaufen. Lucien Garnier – oder Luke Garnier, wie er es lieber hörte – erschien für gewöhnlich um Punkt acht Uhr dreißig, bat um seinen Kaffee und erwartete Haley kurz darauf in seinem Büro, damit sie Bericht erstattete und sie über die Termine des Tages sprechen konnten. Heute jedoch war Luke Garnier eine halbe Stunde früher als sonst in der Firma und hatte über den Kaffee noch kein Wort verloren.
Haley wusste, welch großen Wert ihr Boss auf verlässliche Gewohnheiten legte, und kam aus dem Staunen nicht heraus. Was war geschehen? Irgendetwas war im Busch, und zweifellos war es etwas Bedeutsames. Haley kannte Luke gut genug, um es ihm am Gesicht ablesen zu können, dessen markante Züge sie insgeheim bewunderte. Mit einem Schlag war die Montagmorgenmüdigkeit wie weggeblasen.
Haley griff zum Telefon und hatte nach einigen Minuten die Verabredungen für diesen Tag abgesagt. Dann verschwand sie für eine kleine Weile in der Teeküche, um Luke einen Kaffee zu kochen. Den Kaffeebecher in der Hand und ihren Block unter dem Arm, erschien Haley kurz darauf in Lukes Büro.
Auf dem Weg zu Luke Garniers Schreibtisch stockte ihr der Atem. Luke hatte sich seines Jacketts entledigt und es über die Lehne seines Schreibtischsessels gehängt. Nun stand er mit dem Rücken zu ihr vor dem großen Fenster und betrachtete offensichtlich gedankenverloren die betriebsame City von Nashville. Seine Hände steckten tief in den Hosentaschen, und dabei spannte der graue Stoff seiner Hose leicht über seinem sexy Po, sodass Haley bei diesem Anblick fast der Kaffeebecher aus der Hand gefallen wäre.
Vorsichtig stellte sie den Becher auf den Schreibtisch und warf noch einmal einen verstohlenen Blick auf Lukes schmale Hüften, die in einem äußerst anziehenden Gegensatz zu dem breiten Rücken standen, dessen Konturen sich unter dem tadellosen, gebügelten, maßgeschneiderten Oberhemd abzeichneten. Haley war froh darüber, dass Luke nach draußen schaute, denn sonst hätte er sicher gemerkt, dass sie ihn anstarrte.
„Sie sind ein bisschen spät“, meinte Luke, ohne sich umzudrehen.
Haley sammelte sich. „Es tut mir leid. Ich musste noch telefonieren, um die Termine abzusagen.“
Darüber, dass er ihr Eintreten bemerkte, obwohl der dicke Teppich das Geräusch ihrer Schritte schluckte, wunderte sie sich schon lange nicht mehr. Luke Garnier entging so leicht nichts.
„Nehmen Sie Platz, Haley. Wir müssen eine Angelegenheit besprechen.“
Haley zuckte kaum merklich zusammen und überlegte sofort, was sie falsch gemacht haben könnte. Die einzige Verfehlung, der sie sich bewusst war, bestand darin, dass sie sich schon beim Einstellungsgespräch hoffnungslos in ihren Chef verliebt hatte und in den letzten fünf Jahren nichts an diesem Zustand hatte ändern können. Immerhin achtete Haley peinlich genau darauf, dass er davon nichts mitbekam. Sie war immer in der Rolle der kühlen, sachlichen, zuverlässigen und kompetenten Sekretärin geblieben.
Zögernd nahm sie in dem ledernen Besuchersessel vor seinem Schreibtisch Platz. Noch einmal überlegte sie. Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, dass er hinter ihre wohl verborgenen Gefühle gekommen war. Luke Garnier war zwar ein sehr genauer und scharfsinniger Beobachter, der so gut wie jeden durchschaute. Andererseits blendete er jedoch alles aus, was ihn von seinem Ziel ablenken konnte. Und das war seine Firma, die Garnier Construction, voranzubringen. Seine Arbeit war für ihn wie eine anspruchsvolle Geliebte, der er sich mit Haut und Haar verschrieben hatte.
„Wie war ihr Trip nach Wichita am Wochenende?“, fragte Haley, um wenigstens etwas zu sagen, während Luke immer noch in Schweigen versunken am Fenster stand. Er hatte ihr nicht verraten, warum er nach Kansas gereist war, wozu er sich offenbar erst in letzter Minute entschlossen hatte. Haley hatte jedoch das Gefühl, dass sein ungewohnt frühes Erscheinen im Büro mit diesem kurzen Trip zusammenhängen musste. „War es ein Erfolg?“
Den Rücken ihr zugewandt, hob Luke langsam die Schultern und ließ sie wieder fallen. Endlich drehte er sich zu ihr um. „Kommt ganz darauf an, von welcher Seite man es betrachtet.“
Die orakelhafte Antwort irritierte Haley. Sie konnte sich nicht genug über ihn wundern. Luke war für gewöhnlich ein Mann der klaren Worte und der festen Entscheidungen. Alles Vage und Zweideutige war ihm sonst vollkommen fremd. Haley runzelte die Stirn. „So ganz verstehe ich nicht, was Sie meinen.“
Er warf ihr einen Blick aus seinen stahlblauen Augen zu, unter dem sie gleich ein Stück tiefer in ihren Sessel rutschte. „Das habe ich auch nicht erwartet“, meinte er. Eine Weile fixierte er sie mit diesem Blick und schien zu überlegen, wie viel er ihr sagen sollte. Schließlich erklärte er: „Ich bin seit diesem Wochenende Besitzer von Laurel Enterprises.“
Haley blieb der Mund offen stehen. „Im Ernst? Das ist ja großartig, Luke.“ Laurel Enterprises gehörte zu den größten und erfolgreichsten Bauunternehmen. In ganz Tennessee standen zahlreiche Ferienhäuser und Eigenheime im Blockhausstil, die Laurel Enterprises errichtet hatte. „Da darf man wohl gratulieren. Aber wie haben Sie es bloß geschafft, Emerald Larson dazu zu bringen, an Sie zu verkaufen?“
Haley machte keinen Hehl aus ihrer Bewunderung. Luke hatte schon eine Reihe von spektakulären Coups gelandet. Aber dieser war der größte, von dem Haley wusste. Mit der eisenharten Geschäftsfrau Emerald Larson zu verhandeln galt weithin als eine der größten Herausforderungen in der Branche.
„Sagen wir mal, ich hatte einen kleinen Startvorteil auf der Innenbahn“, antwortete Luke, ohne näher auf Einzelheiten einzugehen.
Haley, die als seine rechte Hand seine Unternehmensphilosophie und seine hochgesteckten Ziele genauso gut kannte wie er selbst, wunderte sich wieder. Warum war Luke angesichts dieses Triumphes nicht euphorischer? Immerhin hatte er jetzt die Größe seines bisher nicht unbedeutenden Unternehmens auf einen Schlag nahezu verdoppelt. Aber dafür wirkte ihr Chef seltsam gelassen.
Sie wusste, dass es nichts nützte, ihn mit Nachfragen zu bedrängen. Wenn er ihr etwas von diesem Deal erzählen wollte, würde er es tun. Wenn nicht, könnte sie ihn nicht dazu bewegen. „Das trifft sich ja hervorragend mit den Expansionsplänen, die Sie ohnehin hatten“, sagte Haley fröhlich. „Soll ich gleich einen Termin mit der Anwaltskanzlei machen, um die Einzelheiten der Verträge aushandeln zu lassen?“
„Nicht nötig. Das habe ich am Wochenende schon selbst in die Wege geleitet.“
„Oder brauchen Sie einen Termin mit der Hausbank?“
„Auch nicht nötig. Die Laurel Enterprises kosten mich keinen Cent. Das habe ich bereits schriftlich.“
Haley glaubte, sich verhört zu haben. „Keinen Cent? Das gibt es doch gar nicht!“
Ihre Blicke trafen sich. Haley wurde jedes Mal ganz merkwürdig zumute, wenn sie in seine blauen Augen sah. „Ich kann es einfach nicht glauben“, fuhr sie verwirrt fort. „Und das mit Emerald Larson. Sie gehört zu den Top Twenty der Wirtschaftskapitäne der Vereinigten Staaten und hat ihren Ruf als hartgesotten nicht umsonst. Die verschenkt doch nicht einfach ein gesundes Unternehmen?“
„Nun“, entgegnete Luke fest, „das war nicht, worüber ich mit Ihnen reden wollte.“ Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. „Jetzt, da mir seit diesem Wochenende das größte Bauunternehmen im Süden gehört, bin ich ins Nachdenken gekommen. Ich brauche Kontinuität und will auch für die Zeit vorsorgen, wenn ich einmal nicht mehr da bin. Mit anderen Worten: Was ich brauche, ist ein Nachfolger, und das kann in meinen Augen nur ein leiblicher Nachkomme sein.“
Dies war offenbar ein Tag für Überraschungen. Erst hatte keine Geringere als Emerald Larson eine ihrer Firmen verschenkt, dann entdeckte Luke unvermutet seinen Kinderwunsch. „Wie kommen Sie denn auf diese Idee?“ Harley biss sich auf die Zunge, aber die Frage war bereits ausgesprochen.
Luke verzog keine Miene. „Meine Geschwister interessieren sich überhaupt nicht für das Baugewerbe. Sie sind beide glücklich in ihren Jobs, Jake als prominenter Scheidungsanwalt und Arielle mit ihren Vorschulkindern. Ich will aber, dass irgendwann jemand mein Unternehmen übernimmt und mein Lebenswerk weiterführt. Deshalb suche ich eine Leihmutter.“
Haley machte ein ungläubiges Gesicht und gab sich auch keine besondere Mühe, ihr Befremden zu überspielen. „Sie sind um die Nachfolge besorgt und wollen deshalb ein Kind in die Welt setzen? Finden Sie das nicht selbst ein bisschen übertrieben? Ein Kind zu haben ist immerhin eine große Verantwortung.“
Luke ließ sich nicht beirren. „Was soll daran übertrieben sein? Ich halte das für das einzig Sinnvolle. Der Name Garnier soll auch in den kommenden Jahrzehnten für Qualität und Verlässlichkeit in der Baubranche stehen. Das ist ein Markenname, der nicht einfach untergehen darf.“
„Und Sie meinen, wenn Sie ein Kind zeugen, ist es damit getan?“
„Jedenfalls ist damit der Grundstock dessen gelegt, was ich vorhabe.“
„Aber es wird viele Jahre dauern, bevor dieser Mensch sich auch nur annähernd etwas unter dem vorstellen kann, was Sie hier machen.“
„Ein Grund mehr, so früh wie möglich mit dem Projekt zu beginnen.“ Luke fing Haleys Blick auf und wusste, dass sie dachte, er hätte den Verstand verloren. Was er tatsächlich verstehen konnte. Schließlich war er sich nicht einmal selbst sicher, ob er noch ganz bei Sinnen war.
Andererseits hatte Emeralds Vorgehen ihn beeindruckt. Die Hartnäckigkeit, mit der diese Frau versuchte, die Familie in ihr Imperium zu integrieren, hatte ihm nicht nur Respekt abgenötigt, sondern ihn auch davon überzeugt, dass ein solches Lebenswerk unbedeutend wird, wenn es nicht weitergeführt wird. Darum brauchte Luke jemanden, der die Unternehmensleitung übernahm, wenn er einmal das Kommando abgab und sich zurückzog.
Die Frage hatte Luke ein paar schlaflose Nächte bereitet, aber inzwischen stand es für ihn fest. Wenn er sichergehen wollte, dass Garnier Construction auch nach seinem Ausscheiden blühen und gedeihen konnte, musste er einen Nachfolger frühzeitig aufbauen. Und wer hätte einen legitimeren Anspruch darauf, seine Nachfolge anzutreten, als sein eigener Sohn?
Luke war zu dem Entschluss gekommen, und davon würde er nicht abrücken. Er stellte sich vor, wie er den Jungen, schon während er noch klein war, auf die Baustellen mitnehmen und ihm alles zeigen würde. Nach und nach würde der Junior verstehen, was er sah. Das Geschäft würde ihm in Fleisch und Blut übergehen, und am Ende würde er es aus dem Effeff beherrschen und gegen die Fallstricke des Gewerbes gefeit sein wie kein anderer.
„Sie wollen also tatsächlich eine Frau engagieren, die Ihr Kind bekommen soll?“ Haleys Frage riss Luke aus seinen Gedanken.
„Sicher.“
Er nahm es ihr nicht übel, dass es ihr schwerfiel, sich mit einer solchen Idee vertraut zu machen. Ihm war es anfangs nicht anders ergangen. Aber dann hatte sein Plan allmählich Gestalt angenommen. Die Sache erschien Luke nun nicht bloß immer vernünftiger, sondern sogar immer notwendiger. Auch dass er eine Leihmutter suchen musste, kam ihm logisch vor. Warum auch nicht? Es gab renommierte und seriöse Agenturen. Sich selbst auf die Suche nach einer geeigneten Frau zu begeben, würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen und war zu unsicher. Denn selbst wenn er eine fand, musste er diese Frau erst davon überzeugen, ein Kind von ihm zur Welt zu bringen, ohne dass es für sie die geringste Chance auf eine gemeinsame Zukunft gab. Diese ganze Mühe fiel weg, wenn er eine Frau fand, die für sich die Entscheidung getroffen hatte, Leihmutter zu werden.
„Denken Sie doch einmal nach“, meinte er zu Haley. „Es ist das Vernünftigste, was ich tun kann.“
Sie sah ihn skeptisch an. „Für Sie vielleicht. Mir erschließt sich diese Art von Logik nicht ganz. Tut mir leid.“
Luke wusste selbst nicht, was ihn dazu trieb, sich seiner Sekretärin zu erklären. Er machte sich auch sonst nicht die Mühe, seine Entscheidungen zu begründen, er traf sie einfach. Aber jetzt war es ihm plötzlich wichtig, dass Haley seine Beweggründe verstand.
„Sehen Sie“, setzte er erneut an. „Ich brauche einen Erben. Eine Frau habe ich nicht und möchte auch keine haben. Da ist es doch ganz logisch, sich nach einer entsprechenden Dienstleistung umzusehen. Und dazu gibt es Leihmütter. Ich bekomme, was ich will, bezahle dafür, gehe aber keine weitergehenden Verpflichtungen ein. Und wenn das Kind auf die Welt gekommen ist, bekommt sie ihr Honorar, ich meinen Erben, jeder geht zufrieden seiner Wege.“
„Sie wollen das wirklich so durchziehen?“ Haley war alles andere als überzeugt.
„Ja.“ Er beugte sich vor und sah sie ernst an. „Und deshalb brauche ich jetzt Ihre Unterstützung. Suchen Sie bitte die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen dieses Bundesstaats heraus, und stellen Sie eine Liste seriöser Agenturen zusammen. Es wäre schön, wenn ich beides heute Mittag auf dem Schreibtisch hätte.“
Haley erhob sich. „Brauchen Sie noch etwas?“
„Nein, danke, das ist fürs Erste alles.“
Er sah ihr nach, als Haley das Büro verließ und die Tür hinter sich schloss. Luke war nicht entgangen, dass sie sein Vorhaben missbilligte. Aber er kannte sie auch lange genug, um zu wissen, dass kein Wort des Widerspruchs über ihre Lippen kommen würde. Das war eine der Eigenschaften, die er an seiner patenten Sekretärin so schätzte. Überhaupt war sie nahezu perfekt – kompetent, schnell, gründlich. Außerdem hatte sie einen untrüglichen Instinkt für das Geschäft, der sich mit seinem messen konnte.
Ein Stunde später seufzte Haley leise und erleichtert auf, als sie die Internetseite schloss. Es sah ganz danach aus, dass Luke seinen Plan aufgeben musste. Alle Informationen, die sie gefunden hatte, stimmten in einem Punkt überein: Im Staat Tennessee war es nach dem Gesetz nur verheirateten Paaren möglich, die Dienste einer Leihmutter in Anspruch zu nehmen.
Sie biss sich auf die Unterlippe und warf einen Blick auf die geschlossene Tür, die ihres von Lukes Büro trennte. Haley hatte keine Schwierigkeiten damit, jedem – auch Luke – zuzugestehen, dass man sich ein Kind wünschte. Nur waren ihr in Lukes Fall die Motive mehr als suspekt. Ein Kind zu wollen, weil die Garnier-Firma in fünfundzwanzig oder dreißig Jahren einen neuen Generaldirektor brauchte! Das fand Haley äußerst fragwürdig. Allerdings konnte sie sich jetzt schon ausrechnen, dass Luke trotzdem nicht so schnell aufgab. Das hatte er noch nie getan, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Bisher hatte er immer einen Weg gefunden und seinen Willen bekommen.
Bei dieser Angelegenheit hatte Haley ein so ungutes Gefühl, dass sie es nicht vertreiben konnte. Eine ihrer Freundinnen hatte kürzlich ein Baby bekommen und ihr eine Geburtsanzeige geschickt. Seitdem hatte Haley häufiger daran gedacht, wie schön es wäre, eines Tages selbst ein Kind zu haben. Und wenn sie ihren Träumen nachhing, fühlte sie, dass sie alles darum geben würde, um Luke den Wunsch nach einem Erben selbst zu erfüllen. Aber es war müßig, sich solchen Gedanken hinzugeben. Luke hatte in all den Jahren in ihr nie etwas anderes gesehen als seine gut funktionierende Sekretärin. Darüber hinaus war sie genau auf das aus, was er scheute wie der Teufel das Weihwasser: Sie wollte Liebe und Heirat und das glückliche Familienleben führen, das ihr nie vergönnt gewesen war.
Langsam stand sie auf, ging zu Lukes Tür und klopfte an. Haley musste sich diese Gedanken aus dem Kopf schlagen. Fürs Erste hatte es sowieso wenig Sinn, sich mit diesen Ideen auseinanderzusetzen. Denn selbst für Luke ging es nicht weiter, denn seinem Vorhaben stand ein Gesetz entgegen, das er nicht ignorieren konnte.
Als sie die Tür öffnete und ins Büro schaute, war Luke gerade dabei zu telefonieren. Er winkte sie herein und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen.
„Ich werde am Sonnabend bei Ihnen sein“, sagte er ins Telefon. „Arrangieren Sie eine Abteilungsversammlung in der Verwaltung für mich. Danach würde ich mir gern die Arbeitsplätze ansehen und Gelegenheit haben, mit den Mitarbeitern zu sprechen. Bis dahin können Sie aber den Beschäftigten schon einmal versichern, dass ich nicht vorhabe, großartige Veränderungen einzuführen. Die Jobs werden genauso sicher bleiben, wie sie es waren, als Laurel Enterprises noch zur Emerald Inc. gehört hat.“
Er verabschiedete sich, dann legte er auf und wandte sich Haley zu. „Haben Sie die Liste der Agenturen schon fertig?“
„So weit bin ich gar nicht gekommen. Ihr Vorhaben hat nämlich leider einen kleinen Haken.“
„Und der wäre?“, fragte er und zog die Augenbrauen hoch.
„Der Staat Tennessee erlaubt es nur verheirateten Paaren, eine Leihmutter zu betrauen.“
Schweigend ließ er sich gegen die hohe Rückenlehne seines Schreibtischsessels sinken und rieb sich den Nacken. Luke war von dieser Neuigkeit sichtlich nicht begeistert. „Irgendwelche Ausnahmen?“
„Ich konnte nirgends eine Lücke entdecken.“ Sie zuckte bedauernd die Schultern. „Es gibt einige Bundesstaaten, in denen es liberalere Regeln gibt, aber Tennessee gehört nicht dazu. Wenigstens scheint es nicht verboten zu sein, mit einer Frau eine Vereinbarung zu treffen, wenn sie bereit ist, das Kind zu empfangen und auszutragen. Allerdings dürfte das nicht gegen Bezahlung geschehen. Allenfalls die Arztkosten dürften erstattet werden. Und ihr Verzicht auf das Kind müsste vollkommen freiwillig erfolgen.“
„Haben Sie mit unserem Anwalt gesprochen?“
Haley schüttelte den Kopf. „Mr. Clayton ist diese Woche auswärts beschäftigt, und an jemand anderen wollte ich mich dann doch nicht wenden. Dazu finde ich die Sache zu delikat. Ich fürchte auch, dass es nicht sehr viel bringt. Nach allem, was ich gelesen habe, ist man bei uns sehr konsequent. Nur verheiratete Paare – und sonst niemand.“
Für eine Weile versank Luke in brütendes Schweigen. „Das heißt also“, meinte er dann, während er offenbar über eine neue Strategie nachdachte, „dass ich eine Frau finden muss, die über die Anlagen verfügt, die ich mir von meinem Nachwuchs erhoffe. Gleichzeitig sollte sie bereit sein, mir das Sorgerecht unmittelbar nach der Geburt zu übertragen.“ Wieder schwieg er. „Wenn man da keine bindenden Abmachungen trifft, birgt das ein gewaltiges Risiko.“
Haley fühlte sich in ihrer Ahnung bestätigt. Natürlich gab Luke Garnier sein Vorhaben nicht auf und ließ das Thema einfach fallen. Sie gestand sich ein, dass sie doch vage darauf gehofft hatte. Denn der Gedanke, dass eine andere Frau von ihm ein Kind bekommen sollte, war schwer zu verkraften. Ich muss hier weg, dachte Haley. Sie ertrug es nicht länger, dass er in ihrem Beisein über diese Möglichkeit nachdachte.
Nachdem sie aufgestanden war, verkündete sie mit fester Stimme: „Ich gehe dann jetzt. Ich nehme mir den Rest des Tages frei. Und morgen auch“, fügte sie rasch hinzu.
„Wieso? Was ist denn plötzlich in Sie gefahren?“
Es war das erste Mal in fünf Jahren, dass Haley sich außerhalb des ihr zustehenden Jahresurlaubs freinahm. Es war nur logisch, wenn er glaubte, sich verhört zu haben. Wie sollte sie ihm auch erklären, was mit ihr los war? Sie konnte ihm ja schlecht sagen: Tut mir leid, Chef, aber ich liebe Sie, und ich kann nicht mit ansehen, wie Sie nach einer Mutter für Ihr Kind suchen. Nein, sie brauchte jetzt Abstand, um sich wieder in den Griff zu bekommen und diese Situation zu bewältigen. Bestimmt fand Luke auch ohne sie einen Ausweg und schmiedete den perfekten Plan, um zu bekommen, was er haben wollte. Das musste sie nicht unbedingt miterleben.
Haley ging zur Tür und drehte sich noch einmal zu ihm um, bevor sie hinausging. „Um es mit einer Ihrer Lieblingsredensarten zu sagen: Fragen Sie nicht, wir machen das jetzt so.“ Damit ging sie.
Luke knallte den Telefonhörer hin, stieß sich vom Schreibtisch ab und sprang auf. „Ich werde diesem albernen Theater ein für alle Mal ein Ende machen“, murmelte er grimmig, zog sich das Jackett über und stapfte zur Tür.
Seit Haley am Tag zuvor ihren Arbeitsplatz verlassen hatte, klappte nichts mehr. Und jetzt hatte sie sich krank gemeldet. Einen weiteren Tag mit Ruth Ann, ihrer Vertretung, fand Luke jedoch unzumutbar. Außerdem wollte er wissen, was da gespielt wurde, denn von Haleys „Unwohlsein“ glaubte er kein Wort.
„Ich bin für heute außer Haus“, sagte er mürrisch, als er an Haleys Schreibtisch vorbeiging, an dem jetzt Ruth Ann saß. „Falls jemand für mich anruft, leiten Sie das Gespräch auf mein Handy weiter, wenn es Sie nicht überfordert. Sonst schreiben Sie auf, wer angerufen hat und was er wollte.“
„Jawohl, Mr. Garnier“, antwortete sie in diesem weinerlichen Ton, den er nicht ausstehen konnte. „Ist sonst noch etwas?“
„Nein.“ Luke wäre sicherlich noch etwas eingefallen, er wollte sich aber ersparen, diese unerträgliche Stimme noch einmal zu hören. Und dieses Gesicht mit den weit aufgerissenen Augen, in dem die Angst geschrieben stand, nur nichts verkehrt zu machen, konnte er auch nicht mehr sehen. Er hatte keine Lust mehr, alles zigmal erklären zu müssen. Diese Frau war nicht einmal imstande, sich am Telefon korrekt zu melden oder einen Namen in einer alphabetischen Liste zu finden! Als er vor zwei Stunden mit einem Geschäftspartner in Atlanta hatte verbunden werden wollen, hatte er plötzlich den Pressesprecher des Fußballclubs der Tennessee Titans am Apparat gehabt! Und Kaffee kochen konnte sie auch nicht.
Er brauchte Haley in seinem Büro, und das unverzüglich. Abgesehen von dem fantastischen Kaffee, den sie kochte, lief der ganze Laden wie eine gut geölte Maschine, wenn sie da war.
Während Luke sich durch den Feierabendverkehr in der Innenstadt quälte, verfluchte er Ruth Ann und segnete die konkurrenzlosen Tugenden, die Haley als seine Sekretärin aufzuweisen hatte. Er war sich sicher, dass sie am nächsten Morgen wieder an ihrem Platz im Büro sitzen würde, wenn er vernünftig mit ihr redete.
Mit der Zeit verlagerte sich der Schwerpunkt seiner Gedanken auf das andere Problem, mit dem er sich herumschlug. Woher sollte er eine Frau nehmen, die ihm einen Erben schenkte, ohne selbst Ansprüche zu stellen? Dabei war es damit noch nicht einmal getan. Diese Frau müsste einige Charaktereigenschaften und Qualitäten aufweisen, die Luke bei seinem Nachwuchs wiederzufinden wünschte. Außerdem musste es eine Frau sein, der er absolut vertrauen konnte. Das war ein bisschen viel auf einmal.
Es war nicht so, dass Luke keine Frauen kannte. Einige waren sicher darunter, die mit Freuden zustimmten, wenn er ihnen sein Anliegen vortrug. Aber es war keine darunter, die restlos alle Bedingungen erfüllte. Und vor allem gab es keine, der er vorbehaltlos vertrauen konnte. Er brauchte eine Mutter für seinen Sohn, deren Loyalität so unantastbar war wie die Haleys. Dazu eine, die möglichst auch noch so nett anzusehen und körperlich so fit war wie sie.
An diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen, hatte Luke auch das Ziel seiner Fahrt erreicht und parkte seinen Cadillac SUV vor dem Apartmenthaus, in dem Haley wohnte. Eine Sekunde überlegte er, dann machte er sich auf den Weg und klingelte.
Sobald Haley geöffnet hatte, ging er forsch an ihr vorbei und blieb erst mitten im Wohnzimmer stehen.
Haley staunte. „Wo kommen Sie denn mit einem Mal her, Luke?“, fragte sie fassungslos.
Lächelnd drehte er sich zu ihr um. „Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass ich die ideale Besetzung für die Rolle der Mutter meines Kindes gefunden habe.“
„Nehmen Sie es mir nicht übel, Luke, aber ich möchte davon nichts hören. Es interessiert mich überhaupt nicht, für wen Sie sich entschieden haben.“
Sie verschränkte die Arme und lenkte so Lukes Aufmerksamkeit ungewollt auf ihre Brüste, die sich dadurch unter ihrem Top noch weiter hoben. Luke sah, dass sie keinen BH trug. Ungeniert ließ er den Blick weiter an ihr hinabgleiten, betrachtete ihre schlanke Taille, die schön geschwungene Hüfte und schließlich die langen wohlgeformten Beine. Verdammt, wo hatte er die fünf Jahre hindurch nur seine Augen gehabt? Natürlich hatte sie im Büro nie diese knapp sitzenden abgeschnittenen Jeans getragen. Auch dieses dünne pinkfarbene Top sah Luke zum ersten Mal. Aber es war doch kaum möglich, dass er noch nie bemerkt hatte, welch eine hinreißende Figur seine Sekretärin hatte!
Luke gab sich einen Ruck und sah Haley wieder ins Gesicht. Aber auch da machte er eine Entdeckung, die ihn erstaunte. Haley trug ihr volles langes blondes Haar sonst straff zurückgebunden, wenn sie ins Büro kam. Jetzt trug sie es offen, und die Locken umspielten ihr hübsches Gesicht. Plötzlich sah sie viel … weiblicher aus als sonst.
„Luke, bitte!“
Eine deutliche Warnung schwang in ihrer sonst sanften Stimme mit. Und damit schlug sie einen Ton an, der eine ungeheuer erotische Wirkung auf Luke hatte und bewirkte, dass er erst recht auf die Idee kam, diese Warnung zu ignorieren. Er lächelte und meinte: „Wer zum Teufel sind Sie? Und was haben Sie mit meiner stets korrekten, arbeitsamen und eher zugeknöpften Sekretärin angestellt?“
„Ich bin heute nicht im Dienst, wenn Ihnen das entgangen sein sollte. Und was ich trage, wenn ich die Wohnung sauber mache, ist wohl eher meine Sache. Könnten Sie mir vielleicht endlich verraten, weshalb Sie gekommen sind?“
„Ich sagte es schon. Ich habe mich entschieden und weiß jetzt, wer die Mutter meines Kindes werden soll.“
„Und Sie haben nichts Eiligeres zu tun, als mir das mitzuteilen?“
„So ist es.“
„Und das hatte auch keine Zeit, bis ich wieder im Büro bin?“
„Nein, warum auch?“ Er machte ein paar Schritte durchs Zimmer. „Ich habe die Entscheidung erst vor wenigen Minuten getroffen, auf dem Weg hierher.“
„Wie schön für Sie.“ Haley wirkte zunehmend gereizter.
Luke wies mit einer Kopfbewegung zur Couch. „Könnten wir uns setzen, während ich es Ihnen erkläre?“
„Von mir aus.“ Sobald sie Platz genommen hatte, sah sie ihn erwartungsvoll an. „Bringen wir es hinter uns.“
„Ich habe verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, als ich darüber nachdachte. Am Ende bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es nur eine Frau gibt, die meine Erwartungen restlos erfüllt und zu der ich obendrein das Maß an Vertrauen habe, das für ein derartiges Unterfangen unerlässlich ist.“
„Ich sollte nicht danach fragen, aber ich tue es trotzdem. Welche Erwartungen haben Sie?“
„Infrage kommt nur eine Frau, die sehr intelligent ist und einen Instinkt fürs Geschäft hat.“ Sie wollte ihn offensichtlich unterbrechen, aber er hob die Hand, um Haley davon abzuhalten. „Weiterhin sollte diese Frau sehr gut aussehen und auf ihre Gesundheit bedacht sein.“
„Was soll sie sonst noch können? Trompete spielen, sämtliche Nebenflüsse des Amazonas aufzählen?“
Amüsiert lächelte Luke. „Ich weiß, es klingt ein wenig anspruchsvoll. Das ist es auch.“ Das Wissen darüber, dass sie noch immer keine Ahnung hatte, dass sie selbst gemeint war, machte ihm Spaß. Außerdem konnte er sich jetzt von ihrer Charakterfestigkeit überzeugen und sah sich in seiner Entscheidung bestätigt. Haley war genau die Frau, die er für sein Vorhaben brauchte.
„Und dieses Musterbild einer Frau haben Sie jetzt gefunden?“ Haley hatte zweifellos genug vom Rätselraten.
„Genau.“ Ehe sie sich versah, stand er vor ihr und nahm ihre Hände. „Haley Rollins, hätten Sie etwas dagegen, die Mutter meines Kindes zu werden?“
Die Welt schien für Sekunden stillzustehen, und Haley war, als ob ihr Herz auch stillstand. Hatte sie richtig gehört? Hatte Luke Garnier sie eben wirklich gefragt, ob sie ein Kind von ihm bekommen wollte?
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte jedoch nichts hervor. Die Stimme versagte ihr. Nachdem er seine Kriterien für die perfekte Frau aufgezählt hatte, konnte Haley nicht glauben, dass er damit sie beschreiben wollte.
Luke lachte auf. „Aus Ihrem ratlosen Gesichtsausdruck schließe ich, dass Sie damit nicht gerechnet haben.“
Im Leben nicht, dachte Haley.
„Sie müssen mir jetzt keine Antwort geben“, fügte er hinzu.
Was für eine Ironie! Sie war sowieso nicht in der Lage, einen vernünftigen Satz zusammenzubringen, und wenn es ihr Leben gekostet hätte.
Er gab ihr einen freundlichen Händedruck. Dann ließ er sie los und wandte sich zum Gehen. „Schlafen Sie darüber. Und da Sie sich morgen ja freigenommen haben, haben Sie noch den ganzen Tag Zeit, darüber nachzudenken. Morgen Abend hole ich Sie um sieben ab. Dann gehen wir essen, und Sie können mir sagen, wie Sie sich entschieden haben.“
Haley befand sich noch immer in einer Art Schockstarre und sah ihn nur an. Wieder umfasste er ihre Hände, half Haley auf und geleitete sie an die Tür. Während er sie durch den Flur zog, dachte sie nicht einmal daran, sich dagegen zu wehren.
Als er schon an der offenen Tür stand, drehte er sich noch einmal um und strich Haley sanft durch die wilden Locken. „Gefällt mir gut. Sie sollten Ihr Haar häufiger so tragen.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging er hinaus.
Haley kam es vor, als wäre sie in jenes berühmte Kaninchenloch gefallen und wie Alice mitten im Wunderland gelandet. In weniger als vierundzwanzig Stunden war ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt worden. Erst kam dieser Mann auf die abenteuerliche Idee, sich einen Erben zuzulegen, und plötzlich sollte sie die Einzige sein, die dafür infrage kam, dieses Kind zur Welt zu bringen, das hieß, von dem Mann zu empfangen, von dem sie jahrelang geträumt hatte!
Seufzend schloss sie die Tür und kehrte auf ihre Couch zurück. Erschöpft ließ Haley sich darauf fallen. Dann sah sie sich in ihrem Wohnzimmer um, als könnte sie nicht glauben, dass alles hier noch genauso an seinem Platz war wie vorher, während alles ringsherum aus den Fugen geraten war.
Erst allmählich wurde sie sich der Tragweite von Lukes Vorschlag bewusst. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen! Sie konnte Luke doch unmöglich bei seinem irrsinnigen Plan unterstützen. Das konnte man einem Kind nicht antun. Ihrem Kind – das war der springende Punkt.
Unwillkürlich dachte sie an die Haushälterin ihres Vaters. Wenn jemand wie verrückt darauf erpicht war, ein Kind zu bekommen, hatte die Frau es immer „Babyfieber“ genannt. Haley überlegte. Davon konnte bei ihr keine Rede sein. Sie war achtundzwanzig und konnte sich demzufolge noch viel Zeit lassen, bevor sie an Kinder dachte, ohne dass sie dabei jenes bedrohliche Ticken der biologischen Uhr zu fürchten brauchte. Allerdings hatte Haley schon daran gedacht. Einige ihrer Freundinnen hatten in der Zwischenzeit geheiratet und Kinder bekommen. Erst kürzlich war wieder eine Geburtsanzeige in ihrer Post gewesen. Als sie die frohe Nachricht ihrer früheren Zimmergenossin vom College gelesen hatte, war Haley doch ein bisschen traurig geworden. Eine Art Leere hatte sich bemerkbar gemacht und ihr zu Bewusstsein gebracht, dass etwas in ihrem Leben fehlte – eine glückliche, eigene Familie.
So ein kleines Wesen auf dem Arm zu halten, alles verfolgen zu können – das erste Lächeln, die ersten Schritte, die ersten Worte … Wenn Haley sich das vorstellte, trieb es ihr die Tränen in die Augen. Dagegen war kein Kraut gewachsen. Wer wünschte sich nicht seine kleine heile Welt, in der man einem Menschen seine ganze Liebe und Fürsorge schenken konnte? Es war für Haley undenkbar, dass es jemanden gab, der solche Sehnsüchte nicht kannte.
Doch all das suchte Luke Garnier nicht. Er wollte einen Erben, der sein Lebenswerk, also Garnier Construction weiterführte. Er wollte keine Familie, in der gelacht und geweint, geliebt und füreinander eingestanden wurde. Vielleicht war es altmodisch von ihr, dass sie noch immer daran glaubte. Aber für Haley hatte der Wunsch nach einem Kind etwas mit Liebe und Hingabe der Eltern zueinander und zu dem Baby zu tun. Luke dachte eher an eine unternehmerische Strategie.
Wenn sie sich darauf einließ, war abzusehen, dass sie aus dem Rennen war. Er würde das Kind allein und in seinem Sinne aufziehen. Sie müsste dann mit ansehen, wie dieses arme Wesen in eine Rolle gedrängt wurde, wie es ohne die Liebe seiner Mutter aufwuchs, mit einem Wort: wie es genau das Schicksal erfuhr, das sie selbst hatte erleiden müssen. Haley wusste nur zu gut, was es bedeutete, neben einem Vater aufzuwachsen, der nichts anderes kannte als seine Arbeit, dem sein Beruf über alles ging und der die Fürsorge für sein Kind an ein Kindermädchen delegierte. Mrs. Arnold, die Haushälterin ihres Vaters, hatte diesen Part übernommen.
Das konnte Haley weder dem Kind noch sich antun. Sie selbst war schon ohne Mutter groß geworden, weil diese die Familie gleich nach Haleys Geburt im Stich gelassen hatte. Das hatte sich Haley eingeprägt. Und schon deshalb würde nichts sie davor zurückhalten, am Leben ihres Kindes teilzuhaben und es vom ersten Tag an bis zu seiner Volljährigkeit zu begleiten und ihm alle Liebe angedeihen zu lassen, die sie hatte.
Damit hatte sie nun ein Problem. Denn sie kannte Luke gut genug, um zu wissen, dass er sich von nichts abbringen ließ, das er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte. Er war schon als Geschäftsmann dafür bekannt, dass er seinen Willen immer bekam. Dennoch blieb ihr eine Chance, gerade weil sie ihn so gut kannte.
Das bedeutete allerdings, dass sie sich jetzt und für alle Zeit von ihren Träumen verabschieden und einsehen musste, dass sie ihm niemals mehr bedeuten würde als seine perfekte Sekretärin. Bei diesem Gedanken wurde Haley schwer ums Herz, aber es gab keine andere Möglichkeit.
Entschlossen stand sie auf und ging an ihren Schreibtisch, der in einem kleinen Raum neben ihrem Schlafzimmer stand. Sie holte einen Block und einen Stift aus der Schublade und begann, eine Liste aufzustellen, in der sie ihre Bedingungen für den Deal niederschrieb, den Luke ihr anbot. Es waren Bedingungen, von denen sie wusste, dass sie für Luke unannehmbar waren. Wenn Haley sie ihm nannte, würde er schreiend davonlaufen, und das Thema wäre erledigt.
Haley spürte Lukes Hand auf ihrem Rücken, als sie durchs Restaurant gingen und auf den für sie reservierten Tisch zusteuerten. Die Wärme seiner Berührung rief bei ihr einen angenehmen, leichten Schauer hervor, der ihr das Rückgrat entlangrieselte. Haley musste furchtbar aufpassen, damit sie auf ihren hohen Absätzen nicht ins Stolpern geriet, und verfluchte sich im Stillen schon, weil sie sich nicht für bequemere Schuhe entschieden hatte. Aber schließlich hatte die Eitelkeit doch gesiegt. Außerdem hatte Haley ihre Entscheidung dadurch gerechtfertigt, dass die den Größenunterschied zwischen sich und Luke wenigstens ein bisschen ausgleichen wollte, um von vornherein kein Gefühl der Unterlegenheit aufkommen zu lassen. Als er sie abgeholt hatte, war ihr jedoch aufgefallen, dass er trotzdem immer noch gut einen halben Kopf größer war als sie.
Am Ziel angekommen, schob Luke ihr in Gentleman-Manier den Stuhl zurück, und Haley vermutete, dass er diesen Platz bewusst ausgewählt hatte. Der Tisch stand ein wenig abseits in einer schummrigen Ecke, etwas weiter entfernt von den anderen Gäste in diesem feinen Restaurant.
Ein junger Mann trat an den Tisch und stellte sich als Martin vor. „Möchten Sie vielleicht als Erstes in die Weinkarte sehen, Mr. Garnier?“, fragte er höflich.
„Das wird nicht nötig sein, Martin.“ Luke lächelte Haley über den Tisch hinweg zu, woraufhin sie ein aufregendes Kribbeln verspürte, das ihr bis in die Füße hinablief, und bestellte einen teuren Bordeaux. Ohne zu zögern, fügte er hinzu: „Wir nehmen dann beide den Salat des Hauses und das Rumpsteak mit glasierten Möhrchen und grünem Spargel.“
„Eine vorzügliche Wahl, Mr. Garnier“, erwiderte Martin eilfertig. „Der Wein kommt sofort.“ Sogleich entfernte er sich lautlos.
Haley war nicht überrascht, dass Luke für sie beide bestellt hatte, ohne sie nach ihren Wünschen zu fragen oder auch nur einen Blick in die Karte zu werfen. Er war es gewohnt, Entscheidungen für andere zu treffen. Und er erwartete, dass sie akzeptiert wurden. Widerstrebend verzichtete Haley auf einen Protest. Letztlich waren sie hier, um „Geschäftliches“ zu besprechen.
„Wie war Ihr freier Tag?“, erkundigte Luke sich freundlich, nachdem der Wein serviert worden war. „Hatten Sie genügend Zeit, um über meinen Vorschlag nachzudenken?“
„Ich habe an kaum etwas anderes gedacht“, antwortete sie. „Sie haben mir ja auch reichlich Stoff zum Nachdenken gegeben.“
„Und? Sind Sie zu einer Entscheidung gekommen?“
Sie blickte in sein schönes Gesicht und rief sie sich die Liste ihrer Bedingungen in Erinnerung. Fast den ganzen vorigen Tag hatte sie damit zugebracht, ihren Forderungskatalog zu perfektionieren, und sogar damit, die einzelnen Punkte auswendig zu lernen. „Nun“, antwortete sie zögernd, „mir ist vor allem aufgefallen, dass Sie mir nichts anzubieten haben, was es mir schmackhaft machen könnte, die Aufgabe zu übernehmen, für die Sie mich ausersehen haben.“ Haley konzentrierte sich auf jedes Wort. „Sagen Sie mir, was für mich dabei herausspringt, außer dass ich auf lange Zeit meine Figur ruiniere.“
Luke fand den Einwand offenbar berechtigt. „Sie haben völlig recht. Das ist mir auch eingefallen, als ich von Ihrer Wohnung wegfuhr. Selbstverständlich komme ich für sämtliche Arztkosten und ähnliche Ausgaben auf, und Sie bekommen im Büro so viel frei, wie Sie für nötig halten – bei vollem Gehalt natürlich.“
Er macht sich das ganz schön einfach, dachte sie. An mögliche Risiken oder an die körperliche Belastung schien er überhaupt keinen Gedanken zu verschwenden. Ganz abgesehen von der seelischen Grausamkeit, sich von ihrem Kind irgendwann trennen und es ihm überlassen zu müssen. „Das kann ja wohl nicht alles sein“, erklärte sie rundheraus. „Da erwarte ich schon erheblich mehr.“
Er runzelte die Stirn. Haley sah ihm an, dass er mit dieser Reaktion nicht gerechnet hatte. „Und was genau schwebt Ihnen vor?“, erkundigte er sich.
„Was ich mir vorstelle?“, wiederholte sie gedehnt und trank einen Schluck Wein. „Ich vermute, es geht über das hinaus, was Sie zu geben bereit sind.“
„Nennen Sie Ihren Preis. Dann können wir darüber reden.“
Die Geschäftsverhandlungen waren eröffnet. Jetzt war er wieder ganz in seinem Element.
„Meinen Preis? Nein, es geht hier nicht um Geld.“ Sie trank noch einen Schluck Wein und sah ihn dabei über den Rand des Glases an.
„Und worum geht es dann?“
Haley setzte ihr Weinglas ab und stellte es langsam vor sich auf den Tisch. Jetzt, das wusste sie, war der Moment gekommen, in dem sie ihre Träume offenbaren und gleichzeitig ein für alle Mal aufgeben musste. Luke, der Mann, den sie seit Jahren verehrte, würde all ihre Bedingungen zurückweisen und ihr künftig sorgfältig aus dem Weg gehen. Das war es dann, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass es jemals einen anderen geben würde, mit dem sie glücklich werden könnte.
„Sie können das wahrscheinlich nicht nachvollziehen“, begann sie zu erklären und holte dabei ein bisschen weiter aus, „aber ich bin in gewisser Hinsicht sehr altmodisch. Wenn ich ein Kind bekommen sollte, dann möchte ich auch seine Mutter sein. Mit allem, was dazugehört. Ich möchte es jeden Morgen wecken, nachts aufstehen, wenn es weint. Ich möchte erleben, wie es laufen lernt und seine ersten Worte spricht.“ Haley hielt inne. Sie musste ihre Gefühle beherrschen. „Kurz gesagt, ich möchte jeden Tag und jede Minute für das Kind da sein und ihm alle Liebe und alle Sicherheit geben, die eine Mutter ihrem Kind geben kann.“
Luke runzelte wieder die Stirn. „Ist es das, worum es Ihnen geht? Ist das alles?“
„Nein, das ist nicht alles.“
„Und was sonst noch?“ Seine Miene wurde noch finsterer, und Haley ahnte, dass er sie für total übergeschnappt hielt.
Sie holte tief Luft und nahm gedanklich ihren letzten Anlauf, um ihn mit seinem Ansinnen in die Flucht zu schlagen. „Wenn ich ein Kind bekomme, dann will ich, dass es einen Vater und eine Mutter hat, die beide für es sorgen und verantwortlich sind. Und die mit ihm zusammen unter einem Dach leben und denselben Namen tragen.“
Einige unbehagliche Augenblicke vergingen, in denen er sie nur schweigend ansah. Aber nun war es heraus, und ihr Entschluss stand unverrückbar fest.
„Mit anderen Worten: Sie wollen eine Heirat?“
In diesem Moment kehrte der Kellner an ihren Tisch zurück und servierte die Salate, sodass Haley mit ihrer Antwort warten musste.
„So ist es“, sagte sie dann. „Für mich steht fest, dass ich nur ein Kind haben werde, wenn ich verheiratet bin und ihm ein liebevolles, sicheres Zuhause bieten kann, in dem es aufwächst.“
Luke überlegte kurz. „Was sonst noch?“
Haley merkte, dass ihre Hand leicht zitterte, als sie ihre Gabel hob. „Sonst nichts.“
Sie begannen zu essen, und es herrschte Schweigen am Tisch. Sie hörte förmlich, wie es in Lukes Kopf arbeitete, während er überlegte, womit er sie umstimmen konnte. Aber je früher er begriff, dass er sich da keine Mühe zu geben brauchte, umso besser für sie beide. Vielleicht konnten sie eines Tages vergessen, dass dieses Thema jemals aufgekommen war. Vielleicht würden sie dann die ihnen zustehenden Plätze wieder einnehmen, sie als seine perfekte Sekretärin und er als ihr anspruchsvoller Chef.
„War alles zu Ihrer Zufriedenheit?“, erkundigte sich der Kellner beim Abräumen.
„Ausgezeichnet wie immer“, antwortete Luke. An Haley gewandt fragte er: „Möchten Sie vielleicht noch ein Dessert?“
„Nein, vielen Dank. Ich habe wirklich genug. Es hat vorzüglich geschmeckt.“ Dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach, fand Haley verzeihlich. Das Essen war sicherlich erstklassig gewesen. Nur dass sie jetzt nicht einmal mehr hätte sagen können, was sie da gegessen hatte. Dazu war der Stress an diesem Abend viel zu groß gewesen.
Als sie das Restaurant verließen, hatten sie einander nicht viel zu sagen, und auch die Heimfahrt verlief schweigend. Luke legte sich, das vermutete Haley jedenfalls, eine neue Strategie zurecht. Währenddessen erwartete sie nach wie vor, dass er ihre Bedingungen ablehnte. Sie war erleichtert, als sie vor ihrem Mietshaus angekommen waren. Luke parkte den Wagen, brachte sie noch an die Haustür und wünschte Haley dann kühl und förmlich eine gute Nacht.
Als sie allein in ihrer Wohnung war, fiel Haley in das sprichwörtliche tiefe schwarze Loch. Das war es also. Damit hatte sie sich von all ihren Träumen der vergangenen Jahre verabschiedet. Denn sie glaubte keinen Augenblick daran, dass Luke auf ihre Forderungen eingehen würde. Wahrscheinlich überlegte er schon, wen er sonst für den Job einspannen könnte, ihm einen Erben zu schenken. Haley überlegte kurz, ob sie sich auf die Extraportion Walnusseis stürzen sollte, die als Gegenmittel für etwaige Depressionsattacken im Kühlschrank lagerte, entschied sich jedoch dagegen. Schnell zog sie sich um und schlüpfte in ihr bequemes Nachthemd. Dann schenkte sie sich ein kleines Glas Weißwein ein und sah sich die Spätnachrichten im Fernsehen an. Anschließend ging sie zu Bett.
Kaum war sie unter die Decke gekrochen, klingelte das Telefon. Auf dem Display las sie Lukes Nummer. Jetzt also kam die definitive Absage. Nachdem Haley einmal tief durchgeatmet hatte, nahm sie das Gespräch entgegen.
„Hallo Haley“, sagte Luke. Auch wenn sie mit ihm abgeschlossen hatte, ging ihr der Klang seiner Stimme immer noch unter die Haut. „Ich hoffe, ich habe Sie nicht aus dem Bett geholt.“
„Ich hatte mich zwar schon hingelegt, aber ich war noch nicht eingeschlafen“, erklärte sie.
„Dann stehen Sie doch bitte auf und kommen Sie an die Tür.“
Haley zuckte zusammen und bekam eine Gänsehaut. „Wieso?“
„Weil ich in zirka dreißig Sekunden da sein werde. Ich möchte diese bewusste Angelegenheit noch heute über die Bühne bringen.“
„Können Sie mir nicht am Telefon sagen, was Sie zu sagen haben?“, fragte sie und wusste dabei schon, wie unnütz der Versuch war. Luke Garnier gab nie nach. Seufzend stand Haley schließlich auf, ging, das Telefon am Ohr, zum Kleiderschrank und suchte verzweifelt ihren Morgenmantel. Er war nicht aufzufinden. Sie trug ihn auch so gut wie nie, weil sie so gut wie nie Besucher empfing, erst recht nicht, wenn sie nicht vollständig bekleidet war.
„Nein, das möchte ich Ihnen doch lieber von Angesicht zu Angesicht sagen.“ Es klingelte. „Ich stehe übrigens schon vor der Tür.“
Sie unterbrach die Verbindung, warf den schnurlosen Hörer aufs Bett und griff, da sie sich nicht anders zu helfen wusste, nach dem Regenmantel, den sie sich hastig überstreifte.
„Ich komme ja schon“, stieß sie stöhnend hervor, als es erneut an der Tür klingelte. Im Gehen band sie sich den Gürtel des Mantels fest um die Taille. „Irgendjemand hätte dem Herrn Garnier beizeiten durchaus mal ein bisschen Geduld beibringen können“, murmelte sie vor sich hin.
Als sie die Tür öffnete, marschierte Luke wie beim ersten Mal an Haley vorbei in die Wohnung, ohne darauf zu warten, hereingebeten zu werden. Er drehte sich zu ihr um, musterte ihren Aufzug und fragte: „Wollten Sie gerade ausgehen?“
Haley warf die Tür zu und zog den Mantel enger um sich. „Ich konnte meinen Morgenmantel nicht finden, und Sie hatten es ja so furchtbar eilig.“
„Sie wissen nicht, wo Ihr Morgenmantel ist?“, fragte er erstaunt.
„Ich wohne hier allein. Und wie ich in meiner Wohnung herumlaufe, interessiert in der Regel niemanden.“ Sie ärgerte sich, dass sie sich wegen so einer Lappalie auch noch rechtfertigte. „Was gibt es denn nun so Dringendes zu bereden, dass es keine Zeit bis morgen hat? Ich denke, ich habe meinen Standpunkt heute Abend unmissverständlich klargemacht.“
„Das haben Sie. Und ich habe gründlich darüber nachgedacht.“
Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu, aber seine Miene war undurchdringlich. Trotzdem war Haley davon überzeugt, dass er gekommen war, um sie von ihrer Meinung abzubringen. „Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe, Luke“, erklärte sie, um ihm gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, „und Sie werden es nicht schaffen, mich umzustimmen.“
„Das dachte ich mir schon“, entgegnete er gelassen.
Ein unangenehmes Schweigen entstand, und Haley hielt die Spannung kaum noch aus.
„Also, ich bin – nach reiflicher Überlegung, wie gesagt – zu dem Schluss gekommen, dass Ihre Anliegen durchaus vernünftig und berechtigt sind. Deshalb bin ich bereit, Ihre Bedingungen zu akzeptieren.“
Sie konnte ihn nur anstarren. Ihr wurden die Knie weich, und sie setzte sich langsam auf die Couch. Haley hatte das Gefühl, als drehte sich das ganze Zimmer um sie. „Was haben Sie, bitte, gesagt? Könnten Sie das noch einmal wiederholen?“
„Ich werde einen Ehevertrag aufsetzen lassen, Sie unterschreiben ihn, und am Wochenende wird geheiratet“, erklärte er kurz und bündig. „Der Vertrag wird zu meinem Schutz eine Gütertrennung enthalten, das gemeinsame Sorgerecht für das Kind regeln und Ihnen eine großzügige Abfindung garantieren, wenn die Ehe einmal beendet wird.“
„Ja … Wie … Was?“ Haley fehlten buchstäblich die Worte.
„Ich gehe davon aus, dass Sie morgen wieder zur Arbeit kommen, oder?“
Sie brachte nur ein stummes Nicken zustande.
„Dann können wir die weiteren Einzelheiten ja dann besprechen“, meinte er. Gutmütig fügte er hinzu: „Nun schlafen Sie sich schön aus. Wir haben morgen einen harten Tag vor uns.“
Wie gelähmt saß sie da, sah ihm nach, während er ging, und hörte die Tür ins Schloss fallen. Haley war weder fähig, sich zu rühren, noch einen klaren Gedanken zu fassen.
Was war los? Was war passiert? Konnte es wahr sein, dass ihr beziehungsscheuer Chef sie gerade darüber informiert hatte, dass er sie an diesem Wochenende heiraten würde?
Haley stand auf, zog den Mantel aus und warf ihn auf die Couch. Ins Bett zu gehen hatte überhaupt keinen Zweck, denn an Schlaf war jetzt nicht zu denken. Unruhig lief sie im Zimmer auf und ab. Nächstes Wochenende heiratete sie den Mann ihrer Träume! Es war vollkommen verrückt, auch wenn sie sich darüber im Klaren war, dass diese Heirat mit ihr im Grunde nichts zu tun hatte. Luke wollte sein Baby, seinen Stammhalter, und dazu war ihm offenbar jedes Mittel recht.
Mitten im Wohnzimmer blieb sie abrupt stehen. Sie war kurz davor laut aufzuschreien. Ihre kühnsten, geheimsten Träume standen kurz vor ihrer Erfüllung. Aber es war eben doch nicht die ersehnte Erfüllung, denn Lukes Angebot hatte mit Liebe nichts zu tun.
Sie war eigentlich gar nicht gemeint, sondern Mittel zum Zweck. Die Voraussetzungen zwischen Luke und ihr konnten nicht gegensätzlicher sein. Sie wollte Hingabe, Liebe, Treue ein Leben lang. Und er wollte einen Vertrag mit ihr schließen. Mit einer Ausstiegsklausel.
Irgendetwas in ihrem Leben war eben gerade völlig aus der Bahn geraten. Haley wusste nicht, wie sie Luke am nächsten Morgen unter die Augen treten sollte.
Trotzdem saß Haley am nächsten Morgen an ihrem Schreibtisch. Luke rief sie zu sich herein und schob er ihr einen Aktendeckel über den Tisch zu.
„Ich habe mir die Freiheit genommen“, meinte er, „unseren Ehevertrag schon einmal von einem Fachanwalt ausarbeiten zu lassen. Wenn Sie damit einverstanden sind, brauchen Sie nur noch zu unterschreiben.“
Haley blieb der Mund offen stehen. „Wie haben Sie denn das so schnell fertig bekommen?“ Der Schriftsatz musste buchstäblich über Nacht aufgesetzt worden sein.
„Man bekommt, was man will und wann man es will, wenn man bereit ist, den entsprechenden Preis dafür zu bezahlen.“ Er wies mit einer Kopfbewegung zu dem Dokument, das sie noch nicht angerührt hatte. „Es steht alles so darin, wie wir es ausgemacht haben, besonders was das gemeinsame Sorgerecht und die gemeinsame elterliche Fürsorge für den Jungen angeht. Außerdem ist die Gütertrennung zwischen uns geregelt und die Abfindung festgesetzt, die Sie am Ende unserer Ehe bekommen.“
Haley machte ein nicht gerade glückliches Gesicht. „Und wann wird die zu Ende sein?“
Luke zuckte die Schultern. „Wann immer wir es für richtig halten, dass jeder von uns wieder seiner Wege geht. Ich denke, wir werden es beide schon merken, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.“ Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. „Lesen Sie sich das gründlich durch, und lassen Sie sich Zeit dabei. Es genügt mir, wenn Sie mir den Vertrag heute Abend unterschrieben zurückgeben.“
„Wirklich großzügig von Ihnen, dass ich noch überlegen darf, bevor ich etwas unterschreibe“, sagte sie in leicht sarkastischen Ton.
Luke ließ sich davon nicht beeindrucken. „Sie kennen mich ja. Was sollen wir uns lange mit Dingen aufhalten, die im Grunde geklärt sind. Sie haben Ihre Bedingungen genannt, ich habe sie akzeptiert, und das da“, er zeigte auf die schmale Mappe, „fasst das Ganze lediglich zusammen. Am Sonnabendvormittag können wir heiraten. Aber bis dahin gibt es noch eine Menge zu tun.“
„Trotzdem verstehe ich nicht, warum wir das so überstürzen müssen“, wandte sie ein.
Luke fiel auf, dass Haley dunkle Augenringe hatte. Ich wette die Hälfte meiner Millionen, dass sie die ganze Nacht kein Auge zugetan hat, dachte er. Bei der Vorstellung davon, wie Haley sich unruhig im Bett hin und her warf, erhöhte sich sein Puls, und seine Mundwinkel zuckten.
„Ich verstehe nicht, worauf wir noch warten sollten“, entgegnete er. „Es liegt in meinem Interesse, dass Sie so schnell wie möglich schwanger werden.“
Sofort rötete sich ihr Gesicht, das an diesem Morgen ungewöhnlich blass ausgesehen hatte. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein?“, rief Haley. „Wir sollen miteinander schlafen? Davon war nie die Rede.“ Sie schüttelte heftig den Kopf, und er betrachtete verzückt, wie ihre Locken dabei in Bewegung gerieten.
Wieder konnte er das Lächeln nicht unterdrücken. Und wieder sah er geistig vor sich, wie sie nebeneinander im Bett lagen und er sie in den Armen hielt. „Soweit ich weiß, ist das bei verheirateten Paaren durchaus üblich“, erwiderte er süffisant. „Das musste doch nicht extra erwähnt werden.“
Aus ihren blaugrünen Augen sah sie ihn an. „Es geht doch nur darum, dass ich ein Kind von Ihnen bekomme. Ich hatte mir das etwas anders vorgestellt. Ich dachte, wir haben getrennte Schlafzimmer, und irgendwann gehen wir zum Arzt, damit der eine künstliche Befruchtung vornimmt. So wäre es doch auch gelaufen, wenn wir nicht heiraten würden.“
Lukes Lächeln wurde breiter. „Aber, Haley, was soll das? Ich bin mit allem ausgestattet, was nötig ist, und ich kann Ihnen versichern, das funktioniert alles wunderbar. Wozu brauchen wir irgendeinen Quacksalber, wo uns die Natur schon so großzügig bedacht hat?“
„Aber wir kennen uns kaum – wenigstens nicht im Privatleben. Und Sie haben doch keinen Zweifel daran gelassen, dass Ihnen an einer Beziehung über die Geburt des Kindes hinaus nichts liegt.“