Beloved Fake Husband: Braut in Nöten vs. Fake-Ehemann - Kitty Harper - E-Book
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Beloved Fake Husband: Braut in Nöten vs. Fake-Ehemann E-Book

Kitty Harper

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Beschreibung

Braut in Nöten vs. Fake-Ehemann. Kaydence‘ Leben geht wortwörtlich den Bach hinunter. Vor der Trauung erwischt sie ihren Verlobten mit ihrer besten Freundin beim Küssen. So kann die Hochzeit auf gar keinen Fall stattfinden! Allerdings braucht Kaydence einen Ehemann, denn ihre Familie erwartet sie mit dem Yankee zur zweiten Trauung im versnobten Beaufort. Sie trifft auf den nicht mit weniger Sorgen behafteten Callum. Ihm bleibt ein einziger Ausweg – er muss untertauchen. Gemeinsam schmieden sie zwischen Cocktails und Whiskey einen aberwitzigen Plan: Er begleitet sie als Fake-Ehemann nach Beaufort und verschwindet somit erst einmal von der Bildfläche. Ob das eine gute Idee war? Wieso verschweigt er seinen richtigen Namen? Was sind seine wahren Absichten? Und was passiert, wenn die Grenzen zwischen Theater und Realität verschwimmen. Eine romantischee Fake-Ehe-Romance mit Happy End Garantie.

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Kapitel 1
Kaydence
Callum
Kapitel 2
Kaydence
Callum
Kapitel 3
Kaydence
Callum
Kapitel 4
Kaydence
Callum
Kapitel 5
Kaydence
Callum
Kaydence
Kapitel 6
Kaydence
Callum
Kapitel 7
Kaydence
Callum
Kaydence
Kapitel 8
Callum
Kaydence
Kapitel 9
Kaydence
Callum
Kapitel 10
Kaydence
Kapitel 11
Kaydence
Callum
Kapitel 12
Kaydence
Callum
Kapitel 13
Kaydence
Callum
Kapitel 14
Callum
Kaydence
Kapitel 15
Callum
Kaydence
Kapitel 16
Kaydence
Callum
Kapitel 17
Kaydence
Callum
Kapitel 18
Kaydence
Callum
Kapitel 19
Kaydence
Callum
Kapitel 20
Callum
Kaydence
Kapitel 21
Kaydence
Kapitel 22
Callum
Kaydence
Kapitel 23
Kaydence
Kapitel 24
Callum
Kaydence
Kapitel 25
Kaydence
Epilog
Callum
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Beloved Fake Husband

 

Braut in Nöten vs. Fake-Ehemann

 

Von Kitty Harper

 

 

 

Kitty Harper

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstraße 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

Email:[email protected]

Web: https://www.kitty-harper.de

 

Lektorat: Lektorat Franziska Schenker

 

Covergestaltung: Kreationswunder by Katie Weber

Bildnachweise: stock.adobe.com

 

Verwendete Schriftarten: Linux Libertine, Times New Roman, Trajan 3 Pro, Arial, Gebrina Regular, Cinzel, Cinzel Decorative

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Kapitel 1

Kaydence

Ich war im Arsch.

So richtig, wie man nur im Arsch sein konnte.

Pleite, arbeitslos und allein.

Wenn ich etwas mutiger gewesen wäre, würde ich die nächste Brücke hinunterspringen und diesem beschissenen Leben ein Ende setzen. Aber letztlich war ich ein Feigling. Nicht mal dazu hatte ich genug Mumm.

Nein, die Brooklyn Bridge hinunterzuspringen war keine Option. Dazu müsste ich ohnehin erst einmal nach Brooklyn kommen. Stattdessen stolperte ich stundenlang durch Long Beach, wo Luke und ich im Lido Golf Club die Hochzeit des Jahres feiern wollten.

Unsere.

Statt jetzt bei Champagner auf unsere Eheschließung anzustoßen, saß ich in Jetty’s Bar & Grill, wusste nicht, wie ich hierhergekommen war, und nahm die Cocktailkarte in Angriff. Mein Vorhaben, bis das Lokal schloss: einmal runter und wieder rauf.

»Einen Sex on the Beach für die Braut.« Der Barkeeper stellte einen Cocktail vor mir ab.

Ich linste auf sein Schild, das er an seinem schwarzen Hemd trug. Phil hieß er, okay.

Der junge Mann Anfang zwanzig schenkte mir ein breites Lächeln.

Zielsicher outete ich ihn als Student, der sich mit dem Mixen von Cocktails ein wenig Geld dazu verdiente. Konnte ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich war selbst lange genug Studentin gewesen – bis ich mein Studium im Bereich Hotellerie abbrechen musste. Die teuren Studiengebühren konnte ich mir nicht mehr leisten, meine Eltern bürgten nicht für den Kredit und so bekam ich einfach nichts anderes auf die Reihe, als zu arbeiten. Dann lernte ich Luke kennen. Er bot mir einen Job an, wir verliebten uns. Der Rest ist Geschichte.

Oder noch nicht ganz.

Denn bis auf die geprellte Braut, die ihren Bräutigam kurz vor der Trauung beim Knutschen mit der Trauzeugin erwischt hatte, stand mein Name auf den Verträgen, die wir für die Hochzeit abgeschlossen hatten.

Location, Catering, Band.

Alles ging auf meine Kappe. Weil Luke wegen seinem Restaurant und den Schulden eine unterirdische Kreditwürdigkeit besaß. Ich hingegen war schuldenfrei und bekam dadurch bessere Konditionen.

Tja. Das schuldenfrei konnte ich nun getrost streichen. Denn ich war allein, finanziell am Abgrund und arbeitslos. Eine grandiose Mischung.

Ich war noch nie im Jetty’s gewesen und ich würde definitiv nicht wiederkommen. Nicht nach diesem Auftritt. Doch im Augenblick war es mir herzlich egal, was der Mann hinter dem Tresen über mich dachte. Hauptsache, er sorgte für alkoholischen Nachschub.

Ich schenkte Phil ein Lächeln, lehnte mich über den Tresen, schob mir den Schleier über die Schulter und sog an dem Strohhalm. Der herrlich fruchtige Geschmack breitete sich mit der herben Note von Alkohol auf meiner Zunge aus. Doch es war nicht genug. Der Alkoholgehalt war definitiv zu schwach.

»Ich wollte doch einen Doppelten.«

Phil musterte mich. »Wolltest du, bekommst du aber nicht, weil ich meinen Job ernst nehme.« Er nahm ein Glas zur Hand, stellte es vor mir ab und leerte eine Halbliterflasche Wasser darin aus.

Die Kohlensäure perlte an der Innenseite des Glases. Die kleinen Bläschen reflektierten die bunten Lichter der Beleuchtung der Tanzfläche, die hinter mir lag. Einige Gäste wiegten sich zu kubanischen Rhythmen.

»Scheiß drauf. Ich bin eine geprellte Braut. Mir steht Alkohol zu. Ich finde, das ist der richtige Tag, um herauszufinden, wie viel ich wirklich vertrage.« Und wie viel Alkohol nötig war, um Luke zu vergessen.

Morgen würde ich mich dann mit einem Kater der Zukunftsplanung widmen.

Oder nächste Woche.

Oder … gar nicht.

Egal. Ich musste dringend verdrängen, was mir morgen bevorstand. Das nächste Desaster.

Phil beugte sich über den Tresen und schob das Wasserglas in meine Richtung. Er garnierte das Getränk mit einem liebevollen Lächeln. »Das Einzige, was dir zusteht, ist ein Taxi, das dich nach Hause bringt. Dann ziehst du das hübsche Kleid aus und verstaust es im Schrank. Für den nächsten.«

Als ob ich das verfluchte Kleid nochmal anziehen würde. Ich schnaubte.

Warum bin ich eigentlich in dem Schuppen gelandet?

Ach ja, meine blöden hochhackigen Brautschuhe brachten mich um und ich konnte keinen Schritt mehr gehen.

Seitdem ich im Jetty’s saß, hatte ich einen morbiden Galgenhumor entwickelt. Ich war fast so weit, jeden zu heiraten, nur damit das ganze Geld, das ich in diese verdammte Hochzeit gesteckt hatte, wenigstens zu irgendetwas gut war.

Scheiße, allein wenn ich an morgen dachte, stülpte sich mein Magen von innen nach außen.

Ich brauchte einen Ehemann. Wenn ich nicht zum Gespött der ganzen Stadt werden wollte.

»Und wer soll das sein? Du?«

Phil verzog den Mund zu einem Lächeln und schüttelte den Kopf. »Oh, nein, Süße. Ich stehe auf Jungs.«

Ich stöhnte und brach auf dem Tresen zusammen. »Super, ein netter Kerl und dann mag er Jungs. Du bist gemein!«

Phil lachte. »Geh nach Hause, Kaydence.«

Er ging ans andere Ende der Bar, wo er mit einer Kellnerin sprach. Daraufhin bereitete er Getränke zu und platzierte sie auf einem Tablett. Danach kehrte er zu mir zurück, säuberte seine Hände an einem Geschirrtuch und musterte mich dabei.

»Wie viele Cocktails waren das jetzt? Fünf? In zwei Stunden?«

Ich sog an dem Strohhalm. »Nicht annähernd genug. Whiskey, Phil, ich brauche Whiskey.«

»Du brauchst ein Taxi.« Phil griff zum schnurlosen Telefon, das auf der Theke stand, und drückte eine Taste.

»Nein, ich will noch nicht nach Hause.«

Dort würde zwar kein Luke auf mich warten, aber dafür meine zweitbeste Freundin Miranda.

Ein Glück, dass sie noch keine neue Mitbewohnerin gefunden hatte. Denn sonst hätte ich nach dieser Nacht in Lukes Wohnung zurückkehren müssen.

Gedemütigt und am Boden zerstört.

Nein, das wollte ich mir nicht zumuten. Und zu Miranda wollte ich eigentlich auch nicht. Nein, ich wollte nur noch vergessen.

»Doch, Kaydence. Du musst nach Hause.«

»Jetzt lass der Braut doch den Abend, Phil. Sie sieht so aus, als könnte sie den Alkohol vertragen.«

Das schönste Gesicht diesseits des Atlantiks schob sich in mein Blickfeld. Ein Mann im passgenauen schwarzen Anzug setzte sich neben mich. Er schenkte mir ein Lächeln, nickte Phil zu und orderte mit einer lässigen Handbewegung ein Bier, bevor er sich wieder mir zuwandte.

Sein Gesicht war makellos. Als wäre er gerade dem Cover der GQ entsprungen. Volles, in perfekter Wildheit gestyltes dunkles Haar, erhob sich über einer hohen Stirn. Unter zwei akkurat gezeichneten Augenbrauen musterten mich blaue Augen, welche die Farbe von Sturmwolken imitierten. Seine Nase war absolut gerade, wie mit dem Lineal gezogen. Den sinnlichen Mund umrahmte ein gestutzter Oberlippenbart, der sich über die Seiten verlängerte und das Kinn mit einem schmalen Streifen teilte.

Wenn Vollendung eine bildliche Beschreibung bräuchte, dann würde sein Antlitz neben dem Text im Lexikon prangen. Kein anderes.

Ich konnte ihn nur angaffen.

»Hey, alles klar?« Der Mann, kein Typ, oh, nein, dieser Kerl war ein echter Mann, einer, den sich frau nur erträumen konnte, schenkte mir ein süffisantes Lächeln.

Kurz kreuzten sich die Blicke des Barkeepers mit dem des Typen. Phil runzelte nur die Stirn und wandte sich dann ab.

Alles, was mir dazu einfiel, war zu schnauben wie eine altersschwache Stute, die gerade den Neuzugang abfällig musterte.

»Nichts ist klar. Schau mich an.« Ich zeigte an mir hinunter. »Eine Braut, die an ihrem Hochzeitstag in einer Bar hockt und mit dem Barkeeper um Alkohol schachert.«

Der Mann grinste und entblößte dabei eine Reihe makelloser Zähne.

Natürlich. An ihm war alles bis ins Detail perfekt.

»Dafür bist du aber noch ganz schön schlagfertig.«

Ich runzelte dir Stirn. »Mir bleibt ja auch nichts anders übrig, wenn Phil so knausrig ist.« Meine Stimme wurde immer lauter. Damit der Barkeeper auch mitbekam, dass ich mich über ihn beschwerte.

Phil drehte sich nach mir um, zuckte nur mit den Schultern und wandte sich anderen Gästen zu.

»Ich bin nicht knausrig. Was willst du denn? Alkohol ist zwar keine Lösung, aber manchmal macht er das Leben einfach erträglicher. Ich trinke mit dir. Oder besser noch, ich lade dich ein. Wenn du mit mir trinkst.«

Er kaufte mir Alkohol? Wenigstens ein Mann, der heute nach meiner Pfeife tanzte.

Ich nahm mein Wasserglas und prostete ihm zu. »Whiskey. Von den süßen Cocktails habe ich definitiv genug. Deal?«

Der Mann stieß mit seiner halb ausgetrunkenen Flasche Bier gegen mein Wasserglas. Das Klirren vibrierte bis in meine Fingerknochen.

Er suchte Blickkontakt und sah mich dabei intensiv an. Kurz fragte ich mich, ob es an den Cocktails lag oder ob sein Blick tatsächlich etwas in mir auslöste.

Ach was, ich hatte zu viel getrunken und heute vor Aufregung noch nichts gegessen.

»Dann auf den Alkohol. Möge er die Probleme wenigstens für den Moment begraben.«

 

Callum

»Zwei Whiskey on the Rocks, Phil.« Ich hob Zeige- und Mittelfinger und deutete dem Barkeeper meine Bestellung an. »Wollen wir mal sehen, wie dir Whiskey schmeckt.«

Whiskey war viel zu stark für eine Frau, aber sie wirkte nicht so, als ob sie Lust auf einen langen Trinkmarathon hatte. Ich genauso wenig. Die Betäubung sollte schnell einsetzen, uns solide abfüllen und die Erinnerungen dämpfen.

Denn der Paparazzo von heute Mittag hatte sicher nicht lange gebraucht, einen gut zahlenden Abnehmer für mein Bild zu finden. Schon bald würde mein Gesicht durch die Abendnachrichten flimmern.

Deswegen hatten mich auf der Suche nach Ablenkung mehrere Gründen ins Jetty’s getrieben. Auf der Promenade liefen zu viele Menschen herum und über dem Tresen hing nicht wie üblich ein Monitor, auf dem ein Nachrichtensender lief. Außerdem saß jemand Unerwartetes am Tresen. Eine Braut. Die Neugierde hatte mich hereingetrieben.

Bräute hockten nicht in Strandbars und diskutierten mit Barkeepern. Die Geschichte dahinter interessierte mich nicht wirklich, nur die Verzweiflung. Weil wir dadurch eine Gemeinsamkeit besaßen.

Mein Lebenswerk drohte den Bach herunterzugehen und da saß eine Verbündete – eine Partnerin in Crime. Jemand, der mein Schicksal teilte.

Phil platzierte zwei Gläser mit Eis vor uns und goss je einen Fingerbreit der goldbraunen Flüssigkeit ein. Ein Glas schob er mir hin, das andere ging an die Braut.

»Ich verwarne euch hiermit offiziell. Für alle Schäden, ob an Brautkleidern oder teuren Maßanzügen, ich übernehme keine Verantwortung. Ihr seid beide alt genug. Verstanden?« Phil musterte uns nacheinander.

Die Braut nahm ihr Glas und erhob es feierlich. Ich ahmte sie nach und schenkte ihr ein Grinsen. Sie stockte kurz, doch dann erwiderte sie es.

Sie schien eine Frau zu sein, die keine halben Sachen machte. Das gefiel mir.

Ich nickte ihr zu und wandte mich dann an Phil. Sie tat es mir nach.

»Verstanden«, antworteten wir einstimmig, prosteten Phil zu und setzten die Gläser an.

Phil schüttelte lachend den Kopf. »Na dann, haut weg das Zeug.«

Die Braut stürzte den Whiskey in einem Zug hinunter.

Ich hob die Augenbrauen. Auch wenn man sich möglichst schnell betrinken wollte, sollte man Whiskey genießen. Ihn wie billigen Fusel herunterzustürzen, war eine Verschwendung. Das Destillat entfaltete erst so richtig sein Aroma, wenn man es langsam auf der Zunge hin- und herschob und ganz sacht die Kehle hinuntergleiten ließ.

Wie erwartet, stieg ihr der scharfe Geschmack des Alkohols abrupt in die Nase. Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie begann sofort, heftig um Atem zu ringen und zu husten.

Trotz des beschissenen Tages, der hinter mir lag, musste ich lachen. Sanft klopfte ich ihr auf den Rücken, während sie prustete und würgte. Hilfreich schob ich ihr das Wasserglas hin.

Gierig griff sie danach und nahm einen großen Schluck um die Feuersbrunst, die in ihrer Kehle wütete, zu löschen.

Bei meinem ersten Whiskey war es mir ähnlich ergangen. Daher konnte ich gut nachempfinden, was sie fühlte.

Sacht rieb ich ihr über den nackten Rücken und betrachtete sie genauer.

Sie sah in dem Kleid traumhaft schön aus. Das blonde Haar war hochgesteckt. Auf ihrem Kopf thronte eine Art glitzernde Krone. Ihren Oberkörper umspannte ein Korsett, das ihre Brüste so perfekt anhob, dass sie wie zwei reife Pfirsiche über den Rand quollen. Von der Taille aus bauschte sich ganz viel Stoff, den sie zwischen Barhocker und Tresen gestopft hatte.

Nur winzige Makel zerstörten das Bild einer glücklichen Braut. Den Rock säumte ein Schmutzrand, die Frisur war in Mitleidenschaft gezogen worden und das Make-up war zerlaufen.

»Und was machst du hier?« Ich prostete ihr erneut zu.

Sie warf mir einen Seitenblick zu. »Bräutigam hat mit Brautjungfer rumgeknutscht. Der Rest ist Geschichte.« Sie deutete auf die Bar.

Oh, scheiße. Der Kerl, der diese Braut hatte fliehen lassen, musste ein zehnmal so großer Idiot sein wie ich.

»Und du?«

Ich sog scharf die Luft ein, wusste nicht, wie viel ich ihr sagen konnte. Immerhin befand ich mich praktisch auf der Flucht. »Ich verstecke mich vor Paparazzi. Die haben mich auf dem Schirm, weil meine aufstrebende Social Media Plattform in den Fokus von Nazis geraten ist. Jetzt muss ich mich verstecken, bis sich der Mediensturm wieder gelegt hat.«

»Diese rPeater-Geschichte, die seit Tagen durch die Medien flimmert?« Sie hob eine Augenbraue. »Verarscht du mich gerade?«

Scheiße, sie hatte davon gehört. Ich zog den Kopf ein und versenkte den Blick in dem Whiskey. Und wie kam ich jetzt aus der Nummer wieder raus? Ich wandte mich ihr zu und grinste. »Ja.« Sie war sturzbesoffen. Vermutlich würde sie sich morgen ohnehin an gar nichts mehr erinnern. »Geht es wieder?«

Die Braut hob den Kopf und sah mich mit rot unterlaufenen Augen an. Tränen schimmerten in ihren Augen. »Du bist der Erste, der mich das heute fragt.« Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie gab keinen Mucks von sich, sondern weinte lautlos.

Perplex blinzelte ich, denn ich hatte – gerade in ihrer Situation – mit allem gerechnet. Ein Heulkrampf stand ganz oben auf meiner Favoritenliste. Nichts dergleichen passierte. Sie schien nur unendlich traurig zu sein. Und enttäuscht.

»Dieser verdammte Mistkerl!« Sie schluchzte nun doch. Die Finger einen Spaltbreit auseinanderhaltend, hob sie den Arm. »So kurz war ich davor, ihn zu heiraten. So kurz! Doch dieser Dreckskerl knutscht einfach mit meiner besten Freundin herum! Ist das zu fassen! Sie heuchelt mir seit Jahren die Freundschaft vor und beide hintergehen mich an meinem Hochzeitstag.«

Wie konnte ein Kerl nur eine Frau auf diese Art betrügen? An ihrem Hochzeitstag! Solch ein Mistkerl. Ich ballte die Faust.

Leidenschaft blitzte hinter dem wässrigen Schleier auf, der ihre Augen bedeckte. Ich verspürte einen Funken Wut und mich beschlich die leise Vorahnung, dass der Mann, auf den sich ihr Zorn richtete, besser in Deckung gehen sollte.

Sie schnaubte, griff nach dem Wasserglas und stürzte den Inhalt komplett hinunter. Dann winkte sie Phil und zeigte auf ihr leeres Glas.

Der Barkeeper näherte sich vorsichtig, die Flasche in der Hand. Misstrauisch beäugte er die Braut. »Meinst du nicht, du hast genug?«

Sie drehte den Kopf und funkelte ihn hinter brennenden Tränen wie Brautzilla an.

‚Willst du dich wirklich mit ihr anlegen?‘

Phil schien an seinem Leben zu hängen und füllte nach, ohne Eis in die Gläser zu geben. Angesichts der brodelnden Braut wagte ich nicht, ihn auf seinen Fauxpas aufmerksam zu machen.

Sie griff nach dem Glas und kippte den Whiskey hinunter. »Da hilft nur Alkohol.« Sie lallte ein wenig.

»Alkohol ist keine Lösung.«

Ihr Kopf drehte sich in meine Richtung. »Nein, aber er macht die Dinge sehr viel erträglicher. Trinkst du das noch?« Sie deutete auf mein Glas.

Bevor ich jedoch meinen Anspruch auf den Whiskey erheben konnte, griff sie nach meinem Glas und kippte damit ihren dritten Whiskey hinunter.

Als Phil vorbeikam, deutete ich an, nachzuschenken, immerhin hatte ich bisher nur einen winzigen Schluck der teuren Flüssigkeit genossen und mindestens genauso viel zu beklagen wie sie.

Okay, die Aktienkurse meiner Firma befanden sich auf Talfahrt, mein Gesicht würde heute Abend die Titelseiten zieren und mich wie einen Schwerverbrecher auf der Flucht wirken lassen. Wenn ich ganz großes Pech hatte, flatterte mir nächste Woche eine Anklage ins Haus.

Also wenn ich es recht bedachte, stünde mir eindeutig mehr Alkohol zu. Sie hatte nur ihren Ehemann verloren, ich mein Lebenswerk.

Vielleicht. Wenn die Börse gnädig war. Wenn nicht, war ich Montagmorgen zahlungsunfähig.

Fuck.

Dennoch bewirkte der Anblick, wie sie den Whiskey trank, dass meine Mundwinkel sich wohlwollend hoben. »Aber Alkohol verbessert deine Situation nicht. Immerhin hast du nur den Ehemann verloren.«

Ich nahm mein Glas, das Phil im Vorbeigehen nachgefüllt hatte – wieder ohne Eis – und wollte an meinem Whiskey nippen.

Sie starrte plötzlich ins Leere. »Und einen dicken Batzen Geld.«

Ich hielt inne und ließ das Glas sinken. »Weil? Hast du etwa die Hochzeit gezahlt?«

Sie griff nach ihrem Glas, nickte und trank.

»Oh, verdammt. Darf man fragen, um wie viel Geld es geht?«

Sie schüttelte den Kopf. »Das will ich gar nicht wissen. Oder zumindest nicht jetzt, denn das Geld ist mein geringstes Problem.«

Ich runzelte die Stirn. »Aber …«

Die Braut drehte sich in meine Richtung und lächelte resignierend. »Luke u-nd ich wollten morgen nach South Carolina fliegen. Mei-Meine Granny ist sechsundachtzig Jahre alt. In Beaufort sollte unsere zweite Trauung stattfinden. Granny hat sich nichts sehnlichster gewünscht, als bei der Hochzeit dabei zu sein. Das war i-ihr größter Traum. Und jetzt muss i-ich ihr bei-beichten, dass es keine Trauung geben wird, weil Luke Kenna die Zunge in den Hals gesteckt hat.« Sie ließ den Kopf auf die Unterarme sinken und heulte auf.

»Das ist … fuck.«

»Ja, fuck. Und was nun?« Schwerfällig hob sie den Kopf, wollte nach dem Glas greifen, langte aber daneben. Verstimmt verzog sie das Gesicht.

»Du musst es deiner Familie ohnehin beichten. Also warum es aufschieben? Flieg hin und erkläre es. Sie werden es verstehen.«

Die Braut stieß ein freudloses Lachen aus. »Mei-Meine Familie? Du kennst sie nicht.« Sie lallte die Worte schwerfällig. »Mom und Dad sind geschieden, leben aber beide noch i-im gleichen Haus, weil keiner bereit ist, woanders hinzuziehen. Meine Eltern haben m-mir von Anfang an klargemacht, dass ich zu nichts tauge, dass ich es noch nicht mal schaffe, mir einen Ehemann zu besorgen.« Sie hickste. »Ich habe seit Jahren mit mir gehadert, ihnen Luke überhaupt vorzustellen.«

Ich hob eine Augenbraue. »Das heißt, sie waren nicht bei der Hochzeit?«

Ganz langsam bewegte die Braut ihren Kopf hin und her, klammerte sie an den Tresen. »Konnten nicht. Mussten ins Krankenhaus. Wegen ihr! Ohoooo. Sie haben noch nicht einmal ein Foto von i-ihm gesehen, geschweige denn kennen sie seinen vollen Namen.«

Wieso tat man denn das? Aber wenn ich es recht bedachte, eröffneten sich dadurch Möglichkeiten.

Ich zuckte mit den Schultern. »Wenn du sie weiter belügen willst, könntest du ihnen dann nicht jeden beliebigen Kerl als Ehemann präsentieren? Selbst Phil?« Ich deutete mit dem Kinn auf den Barkeeper, der gerade an uns vorbeischlenderte. »Ich befürworte natürlich keine Lüge, aber wenn es nur um deine Granny geht und dir deine Eltern egal sind, könntest du auch mit Phil als Ehemann auftauchen. Würde sowieso niemand merken.«

Die Braut hob eine Augenbraue. »Meinst du?«

Ich nickte.

»Mhm, aber Phil hat ja zu tun. Und er ist schwul.«

Ich lachte. »Was ihn zum perfekten Ersatz-Ehemann macht. Er will dir immerhin nicht an die Wäsche.«

Sie stützte das Kinn in die Hände und sah dem Barkeeper hinterher, ein verträumtes Lächeln auf den Lippen. »Er gäbe bestimmt einen hervorragenden Luke ab. Du musst wissen …«, sie wandte den Kopf zu mir um, »… Luke ist ein Traummann. War. Er war so perfekt, so anständig, so liebevoll.«

Ah ja, und der Typ hatte direkt vor ihrer Trauung mit der besten Freundin herumgeknutscht? Verstehe.

»Hey, ich bin auch ein toller Kerl. Und anständig.«

Die Braut runzelte die Stirn. Ihr kritischer Blick musterte mich von oben bis unten. »Bist du.« Sie griff nach ihrem Whiskey und nippte daran, schwieg.

»Und?«

Sie drehte den Kopf in meine Richtung und hob genervt eine Augenbraue. »Du weißt schon, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt. Darauf, wie es in dir dri-drinnen aussieht, kommt es an.« Sie tippte mir mit dem Finger ganz langsam und gezielt auf die Brust.

Ich senkte meinen Kopf und starrte auf ihren manikürten Fingernagel.

Sie trug keine überdimensionierten Krallen, sondern schlichte, gepflegte Nägel. Das gefiel mir außerordentlich gut.

»Wenn Phil keine Zeit hat, könnte ich dich begleiten. Zufällig verfügte ich über genügend Freizeit.« Genüsslich lehnte ich mich am Tresen zurück und betrachtete sie, auf ihre Reaktion wartend.

Die Braut starrte mich verblüfft an. »Du willst meinen Ehemann spielen? Luke? Den meine Eltern und Granny noch nie-nie gesehen haben?«

Ich nickte. »Na, klar. Das krieg ich hin.«

Sie verengte ihre Augen zu Schlitzen. »Luke ist Koch. Meine Eltern wissen das. Vermutlich musst du was kochen.«

Ich winkte ab. »Was soll daran schon so schwer sein, wenn du mir hilfst?«

Sie hob die Augenbrauen und blinzelte schwerfällig. »Meinst du das ernst? Du willst mich wirklich nicht verarschen?«

»Ja, ich habe ein paar Tage frei. Und du scheinst Hilfe zu brauchen. Also warum nicht?«

Die Braut stieß ein freudloses Lachen aus und wandte den Blick ab. »Nein.«

Gekränkt breitete ich die Arme aus und beugte mich vor. »Wieso denn nicht? Um dir ein paar Whiskeys zu spendieren, bin ich gut genug, aber um dir bei der Lösung deines Problems zu helfen, nicht?«

Schließlich drehte sie sich wieder zu mir. »Schau dich mal an. Du siehst viel zu gut aus. Meine Familie wird nie glauben, dass wir zusammen wären. So einer wie du gibt sich nicht mit so einer wie mir ab.«

Eigentlich sollte mich so ein Kompliment zufriedenstellen, aber es fühlte sich miserabel an, wenn sie sich im gleichen Atemzug niedermachte.

»Siehst du gar nicht. Du schaust toll aus. Und dieser Luke muss ein absoluter Arsch sein, dass er dich sitzen gelassen hat. Ich werde dich begleiten, allein um deiner Familie zu beweisen, dass du es wert bist, einen tollen Kerl abzukriegen.« Ich deutete grinsend auf mich.

Die Braut starrte mich an, bis sie plötzlich in Gelächter ausbrach. »Du bist kein bisschen eingebildet, oder?«

Ich schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht.«

Sie schmunzelte. »Ich weiß nicht, ob ich so ein großzügiges Angebot annehmen kann.«

Ich hob die Schultern. »Doch, kannst du. Lass es mich dir zur Hochzeit schenken.«

»Die ich nicht habe.«

»Doch, hast du. Wenn ich dich begleite, wären wir verheiratet. Die zweite Trauung ziehen wir mit links durch. Zum Schein. Da ich nicht Luke bin, sind ohnehin alle Dokumente hinfällig.«

Sie hob das Glas und nippte daran. »Es ist keine zweite Hochzeit geplant, sondern nur ein Segen. Sie denken ja, ich bin schon verheiratet. Was ich aber nicht bin.« Ihre Gesichtszüge entgleisten. »Du musst mich gar nicht heiraten, sondern nur dabei sein.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Das ist genial. Willst du das wirklich machen?«

»Sieh es als meine gute Tat des Tages. Ich will dir wirklich helfen.«

Die Braut richtete sich auf. »Aber du darfst nicht kneifen. Wenn, dann ziehen wir das bis zum Ende durch. Bis zum Segen und die Feier am Ende. Denn darauf läuft es hinaus. Dass alle uns angaffen können.«

»Kein Problem. Ich begleite dich nach …« Ich unterbrach mich und sah sie fragend an.

»Beaufort.«

»Bis wann?«

»Nächsten Freitag.«

Dieser Ausflug brachte mir eine Woche. Das war zu schön, um wahr zu sein. »Perfekt. Ich spiele also deinen Luke bis nächsten Freitag, dann kehren wir nach New York zurück und deine Granny kann glücklich sterben. Ich finde, das ist ein hervorragender Plan.«

Sie schüttelte den Kopf. »Das wird so schiefgehen.«

»Ach was. Das wird klappen.« Zuversichtlich klopfte ich mir auf die Brust.

Die Braut warf mir einen nachdenklichen Blick zu. »Ich kenne noch nicht mal deinen Namen?«

Ich setzte einen überzeugenden Blick auf. »Nenn mich einfach Luke.«

Kapitel 2

Kaydence

Ich würde als schlechteste Braut in die Geschichte eingehen. Immerhin hatte ich es nicht einmal vor den Altar geschafft. Stattdessen war ich in einer mittelmäßigen Bar gelandet und dann … verlor ich den Faden.

In meinem Schädel fand die Party statt, auf der ich eigentlich gestern Abend meine Hochzeit feiern sollte.

Yay! Ich war endlich verheiratet. Nicht.

Auf dem Rücken liegend, öffnete ich die Augen und starrte an eine Zimmerdecke, die ich seit Monaten nicht gesehen hatte.

Risse durchzogen den altersschwachen Anstrich in schmutzigem Beige. In der linken Ecke neben der Zimmertür hatte sich eine Staubkolonie angesiedelt, die letzten Herbst Nachwuchs bekommen haben musste. Die dicke Schicht auf meinem Kleiderschrank sah flauschig aus, richtig kuschelig. Auch dort hatte sich nur der Staub breitgemacht.

Ich ließ den Blick schweifen, bis hin zu meinem Fenster. Morgendliche Helligkeit versuchte verzweifelt, durch all den Straßendreck, der sich mit Regentropfen zu einer fast undurchdringlichen Schmutzschicht vermischt hatte, zu drängen.

Für meinen Geschmack noch viel zu erfolgreich. Ich kniff die Augen zusammen und blinzelte.

Nur allmählich kehrte die Erinnerung des gestrigen Tages bruchstückhaft zurück.

Lukes Betrug.

Warum hatte er sich ausgerechnet Kenna ausgesucht? Meine beste Freundin.

Allein das potenzierte die Bedeutung seiner Affäre ins Unerträgliche.

Kenna war meine erste richtige Freundin gewesen. Gott sei Dank hatte ich sie erst nach meinem Umzug nach New York kennengelernt, sonst hätten wir garantiert ein Apartment gemietet.

Stattdessen wohnte ich mit meiner zweiten besten Freundin zusammen, Miranda. Und die würde garantiert bald bemerken, dass ich zu Hause und nicht bei Luke war.

Natürlich nicht.

Schließlich war sie ebenfalls auf der Hochzeit gewesen. Miranda hatte zwar meinen Abgang à la Braut auf der Flucht nicht mitbekommen, aber ich ging davon aus, dass die Feier genauso wenig stattgefunden hatte wie die Trauung.

Seufzend schloss ich die Augen und fuhr mir durch die Haare.

Irritiert blinzelte ich.

Keine Hochsteckfrisur.

Doch mir fehlte die Erinnerung, wie ich von der Bar … die Bar! … nach Hause gekommen war.  Meine Erinnerung war irgendwo in den Tiefen eines Whiskey-Glases verloren gegangen.

Allerdings konnte ich mich zumindest noch daran erinnern, mit wem ich gesoffen hatte.

Einem Mann.

Und was für einem!

Wunderschöne blaue Augen, volles Haar, ein getrimmter Bart und eine Figur zum Dahinschmelzen, die ich gern mal aus der Nähe betrachtet hätte.

Und dieser Mann hatte sich angeboten, meinen Ehemann zu mimen. Ach du Schreck!

Hektisch fuhr ich aus dem Bett hoch und bemerkte viel zu spät, dass ich einen Kater von der Größe eines sibirischen Tigers mit mir herumschleppte, der mich heftig anfauchte.

Schmerz fuhr durch mein Gehirn und lähmte meinen Verstand.

»Aua!«

Ich plumpste zurück auf die Matratze, griff mir ins Haar und dankte demjenigen, der mich gestern Nacht von meiner Hochsteckfrisur befreit hatte.

Ganz langsam nahm mein Gehirn Fahrt auf. Je mehr der Schmerz nachließ, desto einfacher fiel mir das Denken.

Und ich kam zu einem schrecklichen Schluss.

Wenn Miranda nicht in der Wohnung gewesen war, dann … dann käme nur eine Person infrage.

Ich sah zur Seite. Mein Brautkleid hing ordentlich drapiert über einer Stuhllehne. Ich hob die Lider und schloss sie sofort wieder.

Iehhh, Tageslicht.

Himmel.

Er hatte mich ausgezogen.

Er.

Luke.

Der falsche Luke.

Nachdem mir dieser Traumtyp angeboten hatte, meinen Ehemann zu mimen.

Oh. Mein. Gott.

Ich wollte sterben. Auf der Stelle.

Meine Finger krallten sich in mein Shirt.

Aber hey, was stellte ich mich so an? Immerhin waren wir verheiratet, oder? Aber ohne Hochzeitsnacht.

Herrje.

Ich wälzte mich auf die Seite, zog die Knie an und wimmerte.

Wie lange hatte ich darauf gewartet, dass sich ein Typ wie der falsche Luke für mich interessierte? Was hatte ich nicht an Anstrengungen in mein Aussehen gesteckt, trainiert, mich durch eine strenge Diät gequält, um überhaupt Chancen auf dem Dating Markt zu haben, und dann landete ich bei meinem Luke. Einem Durchschnittskerl. Aber er war nett, liebevoll, romantisch.

Ich mochte den echten Luke, ich liebte ihn, verdammte Scheiße! Und gestern hätten wir geheiratet.

Aber was noch viel dramatischer war: In dem Augenblick meines Lebens, wo ich mich an meinem persönlichen Tiefpunkt befand, tauchte ein Mann neben mir auf, der meinem absoluten Traumtyp entsprach, und bot sich an, mich zu retten. Wie ein Prinz.

Ich seufzte schmachtend.

Nur leider würde ich diesen Prinzen nie haben können, weil er nur aus Mitleid den falschen Ehemann mimte.

Wütend boxte ich ins Kissen.

Das Schicksal hatte gestern einen echt miesen Tag gehabt. Oder einen guten. Das hing ganz von der Betrachtungsweise ab. Mein Tag war jedenfalls richtig mies gelaufen.

Mit Schwung wurde meine Zimmertür aufgestoßen, die gegen die Wand knallte.

Miranda stand in der Tür, ein strahlendes Lachen auf dem Gesicht, die Wangen leicht gerötet.

Ich verzog die Miene im Angesicht solch einer perversen Fröhlichkeit und konnte mich nicht davon überzeugen, dass der heutige Tag besser werden würde. Auch wenn wirklich nicht viel fehlte, den gestrigen zu übertrumpfen. Nein, heute würde definitiv genauso mies werden, denn heute –

Hastig fuhr ich aus dem Bett und ignorierte meine Kopfschmerzen. »Ich muss um zwei am Flughafen sein. Wie spät ist es?«

»Guten Morgen, Süße!« Miranda strahlte mich an, balancierte eine Tasse Kaffee in ihrer Hand und setzte sich auf die Bettkante. Vorsichtig reichte sie mir die Tasse. »Hier, nimm.«

Ich griff nach dem Monsterpott, der problemlos einen halben Liter Flüssigkeit fasste und den wir normalerweise für Tee benutzten, denn niemand trank so viel Kaffee auf einmal. Es sei denn, derjenige musste eine geplatzte Hochzeit und einen riesigen Kater verdauen.

»Danke.« Vorsichtig nippte ich an dem schwarzen Gebräu und schmeckte ganz viel Zucker.

Mhm.

Selig schloss ich die Augen und ließ das Gift seine Wirkung entfalten. »Mit Zucker, so wie ich ihn mag. Du bist die Beste.« Ich schlug die Augen wieder auf.

Miranda lächelte mich an. »Und weil ich die Beste bin, habe ich dich pünktlich geweckt. Willst du noch fliegen?«

Ich lehnte mich mit meinem Kaffee gegen die Kopfstütze. »Oh, ja. Du bist wirklich die Beste. Wenn ich darüber nachdenke, sollte ich vielleicht nicht fliegen.«

Der Fake-Ehemann sah zwar fantastisch aus, aber ich konnte mich trotz des Alkohols noch an meine Bedenken erinnern. Seine Familie zu belügen, war kacke. Selbst wenn die Familie nur aus Arschlöchern bestand. Außer Granny natürlich. Für sie würde ich das in Kauf nehmen.

Miranda hob die Augenbrauen. »Vielleicht wirklich nicht. Nein. Kannst du mir erklären, wo du gestern warst? Wir haben dich überall gesucht. Aber da wir dich nicht finden konnten, bin ich nach Hause. Ich dachte, vielleicht bist du hergekommen. Warst du auch. Allerdings nicht alleine.« Sie zwinkerte mir zu. »Ein fremder, gutaussehender Kerl hat dich gebracht.«

Ich sank tiefer in die Kissen, während ich den Kaffee so balancierte, dass nichts von dem kostbaren schwarzen Gold überschwappte. »Scheiße. Daran kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern.«

»Filmriss?«

»Total. Was ist nach meinem Abgang noch passiert?«

»Nicht viel. Luke ist erschienen, hat sich am Kopf gekratzt und seine Frisur ruiniert. Nicht, dass man das, was er da auf dem Kopf trug, als Frisur bezeichnen konnte.«

Ich schmunzelte.

Ja, Lukes Haarpracht verdiente eine Fußnote in unserer Beziehung. Er liebte seine blonden Löckchen, doch da er sie den ganzen Tag unter einem Netz verstecken musste, ließen sie sich praktisch nie zu seiner Frisur formen. Köche hatten es echt schwer.

»Dann erwähnte er, du hättest Panik bekommen und wärst fortgelaufen. Die Hochzeit würde nicht stattfinden. Und ist gegangen.«

Ich schnaubte. »Panik? Der Arsch! Er hat Kenna die Zunge in den Hals gesteckt. Das ist passiert. Ich bin nicht fortgelaufen, ich war einfach mit der Gesamtsituation überfordert und hielt es keine Sekunde länger mit ihm und ihr in einem Raum aus.«

Miranda starrte mich an. »Unsere Kenna? Bitch!«

Ich nickte, verschränkte die Arme unter dem Busen und schob die Unterlippe vor. »Das wars dann mit beste Freundin.«

Sie tätschelte meinen Arm. »Wir haben dich überall gesucht. Auch Kenna. Aber da du dein Handy nicht dabei hattest, konnte dich keiner finden.«

»Luke auch?«

Miranda hob die Schultern. »Ja.«

»Dieser Arsch. So ein Heuchler! Was glaubt er denn, was ich tue? Ihn noch heiraten, nach allem, was passiert ist?« Lautstark atmete ich aus.

Mein Blut kochte und ich hätte mich nicht sehr gewundert, wenn Rauch aus meinen Ohren gekommen wäre.

»Und was ist mit deiner Familie? Ihr wolltet nach der Hochzeit hinfliegen.«

»Tja, und genau da fangen die Probleme an. Eines der Probleme.«

Dass ich Luke noch heiratete, stand außer Frage. Ihn mit nach Beaufort zu nehmen und als meinen Ehemann vorzustellen, fiel demnach aus. Aber ich hatte ja einen Ersatz und der sah sogar viel besser aus als Luke. Außerdem hatte er sich freiwillig angeboten.

Ich seufzte.

Wenn er denn nur echt wäre.

»Aber ich habe einen Plan. Also vielmehr einen aus dem Alkohol geborenen Plan.«

Miranda sah mich misstrauisch an.

»Ich erinnere mich zwar nicht mehr, aber du hast doch gesagt, ich wäre gestern Abend von einem Typen nach Hause gebracht worden.«

Miranda nickte. »Ja, und ich habe dich dann ausgezogen. Ich erspare dir die Details, aber schön war was anderes. Du hast –«

Mit erhobener Hand unterbrach ich ihren beginnenden Redeschwall.

Als ob. Sie würde mir die Situation haarklein schildern. »Schon gut. Ich will es gar nicht wissen. Vermutlich habe ich mich komplett danebenbenommen.«

Hitze stieg mir in die Wangen, sobald ich darüber nachdachte, dass der falsche Luke das alles mitbekommen hatte.

Oh, verdammt.

Ob er sich nach der Nummer noch blicken lassen würde?

Der einzige Lichtblick in diesem Desaster: Er hatte mich nicht nackt gesehen.

Miranda lächelte vielsagend, zog mit Daumen und Zeigefinger eine Linie über ihren Lippen.

Sie würde schweigen.

Oh, Mann. Es musste wirklich schlimm gewesen sein.

»Hab ich gekotzt?«

Sie biss sich auf die Unterlippe, nickte Richtung Fußende.

Ich hob den Kopf und entdeckte einen Eimer auf dem Boden.

Okay, ich hatte gekotzt.

Ich stellte die Tasse auf meinen Nachttisch. »Schon gut, vielleicht will ich es wirklich gar nicht wissen.«

»Ist besser so.«

Innerlich verdrehte ich die Augen, starrte an die Decke und zählte bis zehn, bevor ich mich erneut Miranda zuwandte. »Was ich damit sagen will, der Typ hat mir angeboten, den Ehemann zu mimen und mich zu meiner Familie nach Beaufort zu begleiten.«

»Is‘ nicht wahr. Da hast du tatsächlich Ersatz gefunden?«

Ich schnaubte. »Nicht, dass ich danach gesucht hätte.«

»Oh, du Glückspilz. Der Typ sah ja hammergeil aus.«

Hitze stieg mir in die Wangen.

Danke, diese Feststellung hatte ich auch gemacht.

»Und er ist so viel hübscher als Luke. Ein wahrer Gentleman. Er hat dich nach Hause gebracht. Hach.« Ihre Augen glänzten.

»Hörst du jetzt auf?« Spielerisch schlug ich nach ihr.

Miranda lachte und lehnte sich außerhalb meiner Reichweite. »Ja, ja, ich bin ja schon ruhig. Also, er will dich begleiten?«

Ich rutschte tiefer in die Kissen und zog mir die Decke bis zum Hals.

Der Typ wollte mich begleiten, doch ich wusste weder wie er hieß noch hatte ich eine Handynummer. Oder konnte ich mit Sicherheit sagen, dass er die Abflugzeit kannte.

Das allein genügte schon, meine Angst vor meiner Familie heraufzubeschwören.

Ich würde sie enttäuschen.

Schon wieder.

So wie immer.

Seit ich mich erinnern konnte, wurde mir immer gesagt, dass ich eine Enttäuschung sei. Erst war ich frecherweise als Zweite geboren geworden, dann konnte ich nicht besonders gut Klavier spielen oder sportlich. Ich war nichts Besonderes. Nur der Anhang meiner Schwester.

All der Frust führte dazu, dass ich über Jahre hinweg unentwegt Essen in mich hineingestopft hatte.

Mir war es erst besser gegangen, nachdem ich Beaufort verlassen hatte.

Weil mein erster echter Freund Jayden gestorben war, bei einem Autounfall.

Damals gab es für mich nur eine Lösung: Beaufort machte mich krank. Wenn ich endlich erfahren wollte, wer ich wirklich war, musste ich die Stadt – und vor allem meine Familie – verlassen.

Meine Eltern zu verlieren, war kein allzu großes Opfer. Granny hingegen allein zu lassen, fiel mir deutlich schwerer.

Deshalb musste ich hinfliegen, ihr zuliebe. Ob mit oder ohne Ehemann. Wobei ich mit bevorzugen würde.

Luke wäre toll gewesen, aber der falsche Luke war eine Granate, die meine boshaften Eltern erst einmal schlucken mussten. Ich würde es ihnen zeigen, ihnen allen. Aus der dicklichen Kaydence Chapman, die nie etwas auf die Reihe bekam, war eine unglaublich selbstbewusste Frau mit einem Sahneschnittchen von einem Ehemann geworden.

Hah! Ich fühlte mich wie Wonder Woman.

Wenn er denn auftauchte. Am Flughafen.

»Er will. Doch er kennt meine Handynummer nicht, weiß die Abflugzeit nicht und auch sonst habe ich keine Möglichkeit, ihn zu erreichen.«

Miranda grinste und eilte ins Wohnzimmer. Augenblicke später kehrte sie mit einem Zettel zurück, den sie mir in die Hand drückte. Darauf stand in selbstbewusster Handschrift eine Telefonnummer und darunter der falsche Luke.

Perplex starrte ich den Zettel an, bevor ich Miranda ansah. »Das ist … fantastisch.«

»Ich war so geistesgegenwärtig, ihn um seine Kontaktdaten zu bitten. Für mich.« Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Gestern Nacht wusste ich ja noch nichts von Lukes Verrat. Also, ich will ihn dir auf gar keinen Fall wegschnappen.« Sie hob abwehrend die Hände.

Ich lächelte. »Ich weiß nicht, ob eine von uns da überhaupt ein Mitspracherecht hat. Außerdem sollte ich nicht zu viel in seine Geste hineininterpretieren, oder? Er ist ein freundlicher Typ, der einer verzweifelten Braut hilft. Nicht mehr und nicht weniger.«

Miranda runzelte die Stirn. Ich hörte ihren Widerspruch. Eine betrunkene Braut nach Hause zu bringen, war eine Sache, die man womöglich als Hilfsbereitschaft auslegen könnte. Aber eine Frau zu ihrer Familie zu begleiten und den falschen Ehemann vorzuspielen? Wenn da mal nicht –

Stopp!

Ich zeigte mit dem Finger auf meine Freundin. »Denk nicht mal dran, etwas zu sagen.«

Diese zuckte mit den Achseln. »Ich bin schon still. Also gut, du fliegst mit …« Miranda musterte den Zettel und grinste. »… dem falschen Luke nach Beaufort. Das heißt, wir haben eine Menge zu tun.«

»Okay …?«

»Ja.« Miranda sprang auf und schob sich den Pullover über die Arme. »Du packst und ich hole dein Handy, denn das liegt höchstwahrscheinlich in Lukes Apartment.«

Angewidert verzog ich das Gesicht. Da wollte ich nun wirklich nicht wieder hin. »Und ein paar meiner Sachen, wenn es dir nichts ausmacht?«

Miranda nickte. »Ja, und deine Sachen auch. Also hopp, hopp. Raus aus dem Bett! Wenn ich zurückkomme, hast du geduscht, gefrühstückt und bist angezogen, klar?«

Ich legte die Hand an meine Schläfe und salutierte gespielt. »Verstanden, Ma’am!«

 

Callum

Was packte man für die eigene Hochzeit ein? Ich besaß eine Menge Anzüge, aber vielleicht sollte ich auch etwas Freizeitkleidung mitnehmen. Und für … nachts?

Planlos stand ich im Schlafzimmer in meiner Dreizimmerwohnung in Manhattan mit Blick auf den Central Park und starrte in den Kleiderschrank. Hinter mir lag mein metallgrauer Hartschalenkoffer, die Ecken eingebeult, die Lackierung verschlissen.

Ich weigerte mich vehement, einen Neuen anzuschaffen. Mit dem Koffer verband ich jahrelanges Klinkenputzen, unzählige Stunden auf dem Flughafen, unendlich viele Flugmeilen, um Investoren für meine Firma aufzutreiben.

Meine Mutter hatte ihn mir geschenkt. Wann immer ich diesen Koffer erblickte, musste ich an sie denken. An ihr Lächeln und dass sie nun nicht bei meiner Hochzeit dabei sein konnte. Okay, es war ja nur ein Segen.

Zum Glück sah ich meinen Koffer gerade nicht an, denn der Gedanke an bevorstehende Hochzeitsnächte und meine Mutter passten absolut nicht zusammen.

---ENDE DER LESEPROBE---