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Nur die wahren Gläubigen tragen den Funken Hoffnung durch die dunkelste Stunde. Rai glaubt, endlich mit Apollo ihr Glück gefunden zu haben. Doch als sie eines Nachts in ihr Apartment zurückkehrt, ist er nicht mehr Apollo Adams. Etwas Dunkles, Böses hat von ihm Besitz ergriffen und beraubt ihn seiner Kraft. Doch als Rai sich dem Sukkubus stellt, bekommt sie unerwartet Hilfe. Gemeinsam mit Nova Johnson, einer menschlichen Jägerin, Gregory Rossos und Eldridge von Stein nimmt sie den Kampf auf. Doch kann Rai den Preis für Luzifers Seele zahlen? Mystische Wesen, übersinnliche Fähigkeiten und prickelnde Erotik in einem düsteren Romantasy-Abenteuer. Fortsetzung der 2018 erschienenen Reihe! Band 4 der MONDSÜCHTIG - Reihe! Die MONDSÜCHTIG-Reihe ist eine monatlich erscheinende Reihe in 12 Bänden. Jeder Band ist in sich abgeschlossen, allerdings gibt es einen überspannenden Handlungsbogen. Weitere Bände der Reihe: Teil 1: Im Bann der Füchsin Teil 2: Die Nachtwandlerin Teil 3: Die Sündenfresserin Teil 4: Der Sukkubus Teil 5: Die Vollstreckerin Teil 6: Die Schwestern des Todes Teil 7: Die Armee der Finsternis Teil 8: Engelsschwingen
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MONDSÜCHTIG
Von Kitty Harper
Buchbeschreibung: Nur die wahren Gläubigen tragen den Funken Hoffnung durch die dunkelste Stunde.
Rai glaubt, endlich mit Apollo ihr Glück gefunden zu haben. Doch als sie eines Nachts in ihr Apartment zurückkehrt, ist er nicht mehr Apollo Adams. Etwas Dunkles, Böses hat von ihm Besitz ergriffen und beraubt ihn seiner Kraft.
Doch als Rai sich dem Sukkubus stellt, bekommt sie unerwartet Hilfe. Gemeinsam mit Nova Johnson, einer menschlichen Jägerin, Gregory Rossos und Eldridge von Stein nimmt sie den Kampf auf.
Doch kann Rai den Preis für Luzifers Seele zahlen?
Mystische Wesen, übersinnliche Fähigkeiten und prickelnde Erotik in einem düsteren Romantasy-Abenteuer.
Fortsetzung der 2018 erschienenen Reihe!
Band 4 der MONDSÜCHTIG - Reihe!
Weitere Bände der Reihe:
Teil 1: Im Bann der Füchsin (November 2019)
Teil 2: Die Nachtwandlerin (Dezember 2019)
Teil 3: Die Sündenfresserin (Januar 2020)
Teil 4: Der Sukkubus (Februar 2020)
Teil 5: Die Vollstreckerin (März 2020)
Teil 6: Die Schwestern des Todes (April 2020)
Teil 7: Die Armee der Finsternis (Mai 2020)
Über den Autor: Kitty Harper ist das Pseudonym einer nerdigen Mutter von zwei Nachwuchs-Nerds und der Ehefrau eines Ober-Nerds. Zusammen begeistern sie sich in trauter Nerdigkeit für alles, was auch nur im Entferntesten mit Fantasy, Mystik und Science Fiction zu tun hat. Während die Nachwuchs-Nerds noch an der Vervollkommnung ihrer Kängeroo-Zitate und Nightwish-Songtexten arbeiten, widmet sich die Autorin Höherem. Das Schreiben eigener Texte ist ihr liebster Zeitvertreib und wenn sie nicht gerade durch virtuelle Welten hastet und mit Schwertern herumfuchtelt, versinkt sie in der nordischen Mythologie oder in anderen längst vergangenen Epochen.
Kitty Harper schreibt gerne sinnliche Erotik, ohne dabei vulgär zu werden. Manchmal ein wenig SM, manchmal aber auch starke Frauen, die den Herren der Schöpfung zeigen, wo es langgeht. Kitty hofft, dass ihr genauso viel Spaß an ihren Geschichten habt, wie sie selbst.
MONDSÜCHTIG
Der Sukkubus
Von Kitty Harper
1. Auflage, 2020
©Kitty Harper – alle Rechte vorbehalten.
c/o easy-shop
K. Mothes
Schloßstraße 20
06869 Coswig (Anhalt)
Email: [email protected]
Cover: Dream Design – Cover and Art - Renee Rott unter Verwendung der Bilder ©Adobestock
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Korrektorat/ Lektorat: Carmen Smorra, Christina Blechinger, Christine S. Lade, Susann Ackermann
Verwendete Schriftarten: Linux Libertine O, Times New Roman, Raustila (TT), Exmouth, Trajan 3 Pro, Arial
-- Alle Rechte vorbehalten! --
Kapitel 1
Manchmal passieren Dinge, die uns einander näher zusammenbringen, obwohl man schon glaubte, den anderen verloren zu haben. Wann genau das mit Apollo und mir passiert ist, vermag ich nicht einmal mehr genau zu sagen. Ich liebe ihn, ohne Frage, aber das, was ich gesehen habe, konnte ich nicht einfach vergessen. Ich musste etwas unternehmen, ja es war mir geradezu ein körperliches Bedürfnis. Wie Hunger oder Durst. Entweder ich aß und trank oder ich starb. Genauso war es mit dem Gemälde. Als ich die Frau darin entdeckt hatte. Ihre Hilflosigkeit zog mich damals in ihren Bann und ließ mich nicht wieder los.
Dieses Ereignis, mochte es noch so klein und unbedeutend erscheinen, war der Anfang vom Ende. Hatte ich geglaubt. Doch ein Ende birgt auch immer einen Neuanfang in sich. Und so fand Apollo sich am Ende dieser schicksalhaften Ereignisse in meinen Armen wieder. Und ich hatte sein Wahres Ich erkannt. Und er das meine. Obwohl, genau das hatte er schon viel früher. Nicht sofort, später, denn er ist der Lichtbringer und ich bin etwas viel Stärkeres.
Wir könnten nicht unterschiedlicher sein, und doch zieht mich seine Dunkelheit an, wie das Licht die Motte. Seine Diversifikation hat es mir angetan. Und obwohl ich immer geglaubt hatte, ein Wesen der Nacht zu sein, weil ich nur dort meine wahre Gestalt zeigen konnte, war doch ich es, die ihn ins Licht führte – den Lichtbringer. Luzifer, mein Apollo. Er ist meine Stärke und gleichzeitig meine größte Schwäche.
Seit INARI ihn vor knapp einem Monat verschont hat, war er ein wirklich besserer Mensch – Teufel – geworden. Er hat all meine Aufgaben erfüllt, ja er hat sogar Aria gegen einen Dämon geholfen und sich von der Wolan getrennt. Ich begann zu glauben, dass aus Apollo Adams wirklich ein besserer Mensch – und Engel – werden konnte.
Natürlich warf ich mich nicht sofort wieder in seine Arme, doch als er die Wolan höchstpersönlich in die Hölle befördert hatte, bin ich schwach geworden. Apollo sagte mir später, dass er sich von dem Gedanken, je wieder in den Himmel zurückzukehren, verabschieden müsste, aber vielleicht könnte er ein Stück des Himmels auf die Erde holen – mit mir. Verdammter Kuhdreck, allein durch diese gesäuselten Worte bin ich schwach geworden. Und hier bin ich, genau wie vor einem Monat, befand ich mich wieder an seiner Seite, auf dem Weg zu Rossos' Bar. Wir suchten Gregory Rossos seit dem Vorfall in Apollos Penthouse regelmäßig auf und seit ein paar Tagen wusste ich auch, warum mein Engel so scharf auf den Laden war.
Im 247 in New York befand sich der Eingang zur Hölle. Im Keller. Und Gregory Rossos und seine Frau Natalia – beide ihres Zeichens Nephilim – waren die Wächter. Ihre Aufgabe bestand darin, den Höllenschlund neutral zu halten. Hätte Rossos das 247 an Apollo verkauft, hätte er die Herrschaft über den Höllenschlund an sich gerissen und damit die Macht besessen, zu bestimmen, wer auf die Erde kommen darf und wer nicht. Rossos hätte niemals zugestimmt.
Stattdessen begnügte sich Apollo damit, dem Schlund regelmäßig einen Besuch abzustatten, so auch heute Abend. Üblicherweise hielt der Fahrer kurz vor dem 247, wo uns die Security bereits erwartete und an den anderen Gästen vorbei, direkt einlässt. Aber heute Abend befand sich eine so große Menschenansammlung vor dem Klub, sodass Apollo den Fahrer weit abseits halten lässt. »Ich hoffe, du kannst in den Schuhen ein paar Schritte gehen?«, murmelte er mit Blick auf meine High Heels.
Lächelnd verzog ich das Gesicht. »Du kannst mich ja … hinfliegen.«
Apollo schnaubte. »Das wär ein Anblick. Aber wenn du wirklich nicht laufen kannst, kann ich dich auch tragen. Dieser menschliche Körper verfügt über ein gesundes Maß an Muskeln und …« Lachend schlug ich ihm gegen die Schulter und brachte ihn so zum Schweigen.
»Hör auf, ich bin kein verwöhntes Starlight. Ich kann laufen und wenn mir die Füße wehtun, ziehe ich die Dinger eben aus.«
Apollo hob amüsiert eine Augenbraue, beugte sich zu mir herüber und küsste mich leidenschaftlich. Seit vier Wochen bemühte er sich um mich, führte mich aus, war nett zu meinen Freunden, rettete Flinn, schenkte seiner Freundin – einem Dämon – eine Seele. Okay, Apollo verlangte einen Gefallen als Bezahlung dafür, aber er … schien sich wirklich zu ändern. Und ich beschloss, ihn langsam wieder näherkommen zu lassen. Wir küssten uns eigentlich ständig, aber dieser hier war anders. Apollo schreckte zurück und blickte mich forschend an.
»Was?«, fragte ich und klimperte unschuldig mit den Wimpern.
»Das sollte ich dich fragen … du küsst anders … leidenschaftlicher, ungestümer.« Er stockte. »Heißt das, ich darf … du …?« Es kam nicht oft vor, dass Apollo Adams die Worte fehlten.
»Vielleicht«, murmelte ich, starrte auf seine perfekt gebundene Krawatte, schloss meine Finger um den Binder und zog ihn näher zu mir heran. Ich lehnte mich leicht zurück und zwang ihn mit sanfter Gewalt über mich.
»Rai«, keuchte er und gab meinem Drängen nach. Ich öffnete einladend die Schenkel, so weit es das kurze Kleid eben zuließ. Apollo legte sich auf mich, vergrub seine Hände in meinen roten Locken und versenkte sich in meinen Augen. »Was tust du, Rotfuchs? Willst du, dass ich dich sofort nehme? Seit Wochen lässt du mich zappeln und …«
Ich leckte mir leicht über die Lippen und verschlang die seinen mit den Augen. »Du hast versucht, mich zu töten. Ich finde, vier Wochen waren eine angemessene Strafe.« Quälend langsam hob ich ihm das Becken entgegen und er reagierte prompt, stieß kurz gegen mich, sodass ich einen Vorgeschmack seiner Härte bekam. Ich lachte leise und verlor mich in seinem Strahlen. Ich blinzelte, weil ich dem Eindruck erlag, dass er tatsächlich strahlte, als würde ihn ein leichter Lichtschein umschließen.
»Rai«, seufzte er, als ich die Beine um ihn schlang und ihn enger an mich zog.
»Mehr fällt dir nicht ein, als meinen Namen zu säuseln?« Ich rieb mich an ihm, wollte seine Härte spüren, denn auch für mich waren die vergangenen vier Wochen die reinste Folter gewesen. Doch ich hätte mir selbst nicht mehr in die Augen sehen können, wenn ich Apollo seine schändliche Tat so einfach verziehen hätte. Aria war zwar der Meinung, ich hätte ihn in den Wind schießen sollen, aber das konnte ich auch nicht tun. Ich liebte ihn mit jeder Faser meines Körpers und ich glaubte an ihn – an uns – und daran, dass aus unserer Liebe etwas Gutes entstehen könnte. Welches Unheil brächte Luzifer in dieser Welt, wenn ich ihn zurückwies? Ich spürte meine Entscheidung wie eine unsichtbare Weggabelung, die eine führte ins Licht, der andere in die Dunkelheit. Und ich wählte das Licht, wählte ihn.
»Du machst mich sprachlos«, seufzte er und küsste mich erneut, diesmal leidenschaftlicher, fordernder. Seine Hand schlüpfte unter den Saum meines Kleides, bahnte sich einen Weg zu meiner empfindlichsten Stelle und entlockte mir ein lustvolles Stöhnen, als mich sein Daumen dort streifte.
»Den Weg dorthin hast du jedenfalls noch nicht vergessen«, knurrte ich. Meine Stimme klang tiefer, animalischer und ich spürte das Verlangen der Füchsin. Sie wollte ihn, wollte sich auf den Bauch legen, ihm ihr Hinterteil präsentieren und reizvoll damit wackeln. Damit er sie endlich nahm. Ich schrak etwas zurück vor ihrem Verlangen. Noch nie hatte ich es so intensiv gespürt, aber es war auch das erste Mal seitdem ich die Gnade des Zweiten Schwanzes erfahren hatte, dass ich mit Apollo schlafen würde.
»Sir«, meldete sich der Fahrer, als Apollo gerade seinen zweiten Finger in mich schob. »Sie müssen jetzt aussteigen oder wir riskieren einen Strafzettel.« Apollo knurrte, löste sich widerstrebend von mir. Ich – oder die Füchsin – gab ein enttäuschtes Seufzen von mir, doch der Fahrer hatte recht. Unser letzter Besuch in 247 war über zwei Wochen her und ich brannte darauf, Aria und Flinn wiederzusehen, wollte wissen, wie es den beiden ergangen war, seit der Dämon ausgetrieben war.
»Einen Augenblick noch, William.« Apollo betrachtete mich zärtlich und fuhr meinen Ausschnitt nach, verharrte über meinen Brüsten und schob seinen Finger genau in das Tal zwischen ihnen. »Wir könnten nach Hause fahren, das hier fortführen und später wieder herkommen«, schlug Apollo vor. Ich seufzte, bog mich ihm entgegen.
»Das klingt wirklich verlockend, aber es ist schon fast elf. Wenn wir erst Zuhause sind, kommen wir heute nicht mehr her.« Ich legte meine Hände an seine Wangen und küsste ihn zärtlich. »Später, Liebster, und dann die ganze Nacht. Genieße die Vorfreude.«
Er senkte seinen Blick, und dann tat er etwas, was ich niemals von Apollo Adams erwartet hätte. Er beugte den Kopf. »Euer Diener, Madame.«
Ich lachte schallend. Noch vor vier Wochen behandelte er mich völlig anders, so als wäre ich sein Spielzeug, sein Betthäschen. Doch seit INARI meinem Wunsch gefolgt war und sein Leben geschont hatte, begegneten wir uns auf Augenhöhe. Nein, anders, ich hatte das Gefühl, dass er mich verehrte, für das, was ich getan hatte, für das, was ich war. Und ich verehrte ihn. Doch diese Geste war irgendwie falsch. Ich wollte nicht, dass er sich mir unterwarf, weil ich vielleicht mächtiger war als er. Ich wollte ihn genauso wie in den letzten Wochen. Als gleichberechtigten Partner. »Du musst das nicht tun«, widersprach ich seiner Geste. Auch wenn sie sich irgendwie schön anfühlte, war sie irgendwie … falsch.
»Was?«, fragte er und blinzelte mich von unten herauf an.
»Dich mir unterwerfen oder so etwas Archaisches. Ich liebe dich und ich will, dass wir einander ebenbürtig sind.«
Apollo blinzelte. »Das sind wir aber nicht. Wenn du wolltest, könntest du mich zermalmen.«
»Noch nicht, Liebster, irgendwann vielleicht. Aber ich will nicht, dass du dich vor mir fürchtest, ich will, dass du mich schätzt und respektierst.«
»Wir Engel kennen nur die Hierarchie. Dort, wo ich herkomme, gibt es keine Gleichberechtigung. Selbst in der Liebe nicht.« Ein eigenartiger Gedanke formte sich.
»Heißt das, Engel haben … Sex?«
Apollo lachte. »Engel sind androgyne Wesen, weder Mann noch Frau. Wir sind geschlechtslos.«
Ich wackelte mit der Hüfte und begegnete seiner Härte, woraufhin er versuchte, ein Stöhnen zu unterdrücken. »Das da fühlt sich sehr männlich an.«
»Weil ich ein Erzengel bin, Liebste.«
»Oh … sind alle Erzengel männlich?«
»Nein, aber dieser Körper.«
»Sir«, ermahnte uns der Fahrer. »Entweder Sie steigen jetzt aus oder ich muss eine erneute Runde fahren.«
Seufzend erhob sich Apollo. »Okay, führen wir das Gespräch bei einem kleinen Spaziergang fort.«
***
»Androgyn heißt nicht, dass wir ohne Geschlecht sind. Jeder Engel hat eine Tendenz. Wie beim Sex zwischen Homosexuellen. Ein Partner bevorzugt den …« Apollo räusperte sich. »Na, du weißt schon. Einer lässt sich in den Arsch ficken und der andere …«
Ich musste lachen. »… fickt ihn in den Arsch. Schon klar. Heißt das«, führte ich seinen Gedanken fort, während wir Arm in Arm die Straße hinunter zu Gregs Bar schlenderten, »alle Engel haben einen Penis?«
Apollo zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht bei allen nachgesehen.«
Erschrocken hielt ich inne. »Du hast was …?«
»Nicht nachgesehen, hast du was an den Ohren? Die sind doch eigentlich ziemlich gut?«
Angefressen verzog ich das Gesicht. »Nein, ich dachte nur, ich hätte gehört, wie du behauptest, bei anderen Engeln nachgesehen zu haben, ob sie einen Schwanz haben.«
Apollo machte ein ungeduldiges Geräusch. »Das habe ich ja auch gesagt. Ich kann schließlich nicht für alle Engel sprechen, weil ich nicht mit allen geschlafen habe, oder?«
Ich schüttelte angewidert den Kopf. »Du hast … nein, warte, ich will mir das nicht vorstellen.«
Apollo grinste. »Stell es dir ruhig vor. Die Ewigkeit kann verdammt lang sein. Sex ist eine Art Zerstreuung und der Herr predigt Liebe deinen Nächsten.«
Mein besonderes Verhältnis zu Göttern verlangte automatisch von mir, dass ich GOTT verteidigte, obwohl ich ihn weder kannte noch anbetete. Meine Hingabe gehörte allein INARI. »Verdrehe nicht schon wieder SEINE Worte«, funkelte ich ihn an. Apollo machte sich über ihn lustig. Mir war völlig klar, warum er aus dem Himmel geflogen war, wenn er ständig mit doppeldeutigen Formulierungen um sich warf.
»Nicht deswegen, ich bin vielleicht einfach nicht dafür geschaffen, blind zu gehorchen.«
»Aber mir würdest du …?«
»Ich verehre dich, Rai Mayo. Für deine unermessliche Güte, die du mir hast zuteilwerden lassen. Von IHM habe ich niemals solche Güte erfahren. Ich hatte immer das Gefühl, das ungeliebte Kind zu sein, und je mehr Unfug ich angestellt habe, desto mehr hat er mich mit seiner Zurückweisung gestraft. Bei dir ist es anders. Du liebst mich, egal was ich tue. Du verzeihst, egal, was ich tue. Ich bin sogar davon überzeugt, dass ich die ganze Welt der Menschen in Schutt und Asche legen könnte, und du mir trotzdem verzeihen würdest.«
»Nicht, dass ich das zulassen würde«, entgegnete ich.
Apollo lächelte. »Ich weiß. Du schenkst mir auch so deine Aufmerksamkeit. Also brauche ich überhaupt nichts machen, und du liebst mich trotzdem. Das ist etwas völlig anderes.«
Gerührt senkte ich den Blick, bis ich Apollos Finger unter meinem Kinn spürte. »Ich liebe dich wirklich, mit jeder Faser meines himmlischen Wesens.« In seinen Augen glomm es kurz und grell auf, wie damals, als er sich in seiner wahren Gestalt gezeigt hatte, bevor sie wieder ihren normalen goldbraunen Ton annahmen.
Ich erwiderte seinen brennenden Blick. »Danke.« Bevor ich noch etwas hinzufügen konnte, erreichten wir das 247, oder besser gesagt, wir kamen nicht näher ran, weil sich eine riesige Menschenmenge um den Eingang der Bar gebildet hatte. Der eigentliche Grund, warum wir nicht vorfahren konnten. Apollo setzte eine grimmige Miene auf und schob sich durch die Menge. Seine beeindruckende Ausstrahlung wirkte selbst in menschlicher Gestalt auf die Umstehenden, sodass sie uns ohne Probleme passieren ließen. Apollo stoppte so abrupt, dass ich gegen ihn stieß und mit der Stirn an seine harte Schulter prallte.
»Au«, stöhnte ich und rieb mir den Kopf. Ich wollte mich an ihm vorbei schieben, da ich annahm, er habe angehalten, weil wir den Grund der Menschenansammlung erreicht hatten. Doch, statt mich vorbei zu lassen, drehte er sich leicht zur Seite und hielt mich geschickt davon ab, einen Blick auf die Ursache zuwerfen.
»Nicht«, murmelte er und drückte meinen Kopf an seine Schulter. »Sieh nicht hin.«
»Apollo«, wehrte ich mich und schob seine Hand weg. »Ich bin kein kleines Kind, dass du vor einem fürchterlichen Anblick schützen musst.« Während ich sprach, drehte ich mich aus seiner Umarmung und wandte mich dem Tatort zu. Ich wollte sehen, was sich dort befand, wollte wissen, was … ich erstarrte. Das NYPD war bereits vor Ort und hatte gerade damit begonnen, den Ort eines Verbrechens abzusperren, doch den grausigen Fund hatten sie noch nicht abgedeckt. Bei dem Opfer handelte es sich um einen Mann mittleren Alters. Ich schätzte, dass er nicht älter als dreißig Jahre gewesen sein konnte. Seine Kleidung entsprach der eines jungen Mannes, der einen Klub – wie das 247 – aufsuchen wollte. Schwarzes Seidenhemd, rote Krawatte, die unter seinem Körper hervorlugte, und eine eng geschnittene modische Hose, wie sie junge Männer bevorzugten. Doch ich konnte mich auch täuschen, denn sein Körper war völlig ausgetrocknet. Seine Haut war so trocken und spröde wie die eines Hundertjährigen, sein Haar allerdings noch immer hell und gesund wie das eines jungen Mannes. Er lag auf dem Bauch, sein Kopf war so zur Seite gedreht, dass ich einen glasigen toten Blick sehen konnte, den Mund zu einer grausigen Karikatur von Munchs Gemälde ›Der Schrei‹ verzerrt.
Seine eingefallene und spröde Haut war über und über mit roten Flecken überzogen. Es sah fast so aus, als wäre er von einer tödlichen Krankheit heimgesucht worden – oder einem rachsüchtigen Insektenschwarm, der ihn zu Tode gestochen hatte.
»Was ist passiert?«, wandte ich mich fragend an Apollo, der den Arm um mich gelegt und mich an sich gezogen hatte.
»Ich weiß es nicht. Spürst du etwas?«
Suchend blickte ich mich um. Ich hatte keine Ahnung, wie man eine Aura wahrnahm, deshalb schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf meine Empfindungen. Apollo hatte einmal gesagt, ich sei ein sehr emotionales Wesen, vielleicht … Plötzlich durchfuhr mich ein eisiger Hauch und ich versteifte mich. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich Apollos wissenden Blick.
»Du spürst es«, stellte er fest und nickte. »Was fühlst du noch?«
»Kälte. Hass und Verachtung. Aber auch Lust und Verlangen.« Fröstelnd rieb ich mir über die Arme und sah mich um. »Etwas hat diesen Mann getötet. Etwas sehr Altes und sehr Böses. Etwas, das stiehlt.« Apollo verzog das Gesicht.
»Du hast damit so ziemlich jeden Dämon beschrieben, den ich kenne. Bis auf die Lust und das Verlangen, ich denke, das Gefühl kommt definitiv von uns.« Er schenkte mir an anzügliches Grinsen. »Hast du immer noch Lust auf das 247 oder sollen wir lieber nach Hause fahren?«
»Du meinst, ob ich jetzt noch Lust auf Sex habe?«
Apollo zuckte mit den Schultern. »Hast du?«
»Immer, aber ich will erst in den Klub, immerhin ist es nicht weit und mich würde interessieren, was Rossos oder Aria dazu zu sagen haben.«
»Falls die Hexe da ist.«
»Rossos wird da sein und er wird etwas wissen, davon bin ich überzeugt.«
Apollo seufzte. »Ich hasse diesen Nephilim und seine Brut.«
»Hey«, ich knuffe ihn liebevoll in die Seite. »Ich dachte, über eine solche Rivalitäten wärst du hinaus.«
»Meistens bin ich das auch. Aber wenn ich solche Grausamkeiten sehe, wird mir wieder klar, welch Gräuel sich auf dieser Erde herumtreibt und höchstwahrscheinlich seinem Höllenschlund entschlüpft ist. Also ja, lass uns Rossos befragen.« Apollo schob mich durch die Menge zurück auf die Straße, wo wir die Seiten wechselten und uns Richtung 247 wandten.
»Du glaubst, der Täter ist dem Höllenschlund entwichen.«
»Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.«
Kapitel 2
Auf den ersten Blick erschien mir das 247 wie immer. Nein, das stimmte nicht so ganz. Noch vor vier Wochen war das 247 für mich ein ganz normaler Klub, aber seit ich meinen zweiten Schwanz bekommen habe, hatte sich so Einiges verändert. Allein das Wissen um Apollo, den Höllenschlund und Rossos’ Stellung als dessen Wächter, ließen den Klub in einem völlig anderen Licht erscheinen. Außerdem war auch ich nicht nur wegen der leckeren Cocktails hier. Während Apollo einen Blick auf den Schlund werfen möchte, übte ich an meinen Fähigkeiten, Wesen zu erkennen. Ich nannte sie so, weil mir alles andere zu umständlich erschien. Dämonen, Engel und Hexen sind nur die Spitze dessen, was sich am Rand des Höllenschlunds tummelte und dessen Auren ich noch nicht einordnen konnte. Aria hatte mir versprochen, mich einzuweisen, aber sie war seit Wochen nicht aufgetaucht. Flinn ebenfalls nicht, zumindest nicht seit Tiara eine Seele hatte.
An der Rachedämonin hatte ich meine Fähigkeiten, einen Dämon zu erkennen, das erste Mal austesten können. Ihre Auren sind angsteinflößend und – wie ihr Name schon sagt – voll Rachedurst. Von Tiara ging ein großer Gerechtigkeitssinn aus und das knallige Rot der Rächerin. Apollo hatte mich immer wieder aufgefordert, seine Aura zu ertasten. Sie war hell und strahlend, fast golden, obwohl er ein Verstoßener war, wohnte in ihm das Wesen eines Engels. Es musste die Seele sein, die die Aura bestimmte. Bei ihm fühlte ich Leidenschaft und … Liebe. Das hat mich zu Beginn überfordert, weil ich glaubte, es war die Liebe zu mir, aber es war das, was einen Engel ausmachte – und besonders ihn. Es ist die Liebe zu allen Geschöpfen des Himmels, Dämonen wie Engel, Hexen und Menschen.
Was ich bei Tiara vermisste war das Dämonische, bis mich Apollo aufklärte. Erinnyen waren keine bösen Dämonen, sie waren Rächerinnen, die sich für diejenigen einsetzen, die sich nicht wehren konnten. Dass Tiara jetzt eine Seele hatte, machte sie wiederum zu etwas Besonderem. Das Rot der Rächerinnen war hell und strahlend, leuchtete wunderschön. Es gab Apollos Wissen nach nur einen Dämon, der sich so was Verrücktes wie eine Seele gewünscht hat.
»Ich glaube, dass das, was du bei dem Opfer gespürt hast, ein Dämon war. Der Hauch eines Dämons. Diese eisige Kälte, die du beschrieben hast, war Hass«, erklärte Apollo, als er mich durch den vollen Klub Richtung Bar führte. Er rückte mir einen Hocker zurecht und nahm neben mir Platz. »Die Kälte hat deine Empfindungen betäubt, und das, obwohl der Dämon nicht einmal in der Nähe war.«
»Wie kommst du da drauf?«, fragte ich und sah mich nach Greg um. Normalerweise war er hier an der Bar zu finden. Und wenn nicht, würde einer seiner Mitarbeiten ihn holen, sobald wir uns bemerkbar gemacht hatte. Ein Barkeeper strebte auf uns zu und wartete auf unsere Bestellung.
»Ein Chardonnay für die Dame und einen Scotch für mich. Verzichten Sie auf das Eis, und sagen Sie Rossos Bescheid, das wir ihn sprechen möchten«, schnarrte Apollo und scheuchte den jungen Mann mit einer herablassenden Handbewegung davon. Ich verzog missbilligend das Gesicht.
»Weißt du, ein wenig mehr Freundlichkeit stünde dir gut zu Gesicht. Das macht dich charmanter.«
»Wozu? Reine Zeitverschwendung. Ich will wissen, wer den Schlund in letzter Zeit verlassen hat, und nicht den Barkeeper angraben. Wir sind in Eile. Nicht dass unsere Freundin Ms. Wolan wieder auftaucht und Ärger macht.« Ich runzelte nachdenklich die Stirn. Malwina Wolan hatte einen Höllenfürsten auf Flinn gehetzt, indem sie ihn für den Dämon markiert hatte und ihm damit Zutritt zu unserer Welt verschafft. Mir wurde wieder einmal klar, wie wenig ich wusste. Mein Wissen bezog sich auf mein Wesen, von allem anderen hatte ich keine Ahnung. Was zum großen Teil daran lag, dass Kitsune nicht in einer Gemeinschaft aufwuchsen. Wir haben keine Eltern in dem Sinne, die uns alles beibringen. Nur eine Mutter, und meine war nicht sehr gesprächig oder wusste selbst nicht viel über die Dämonenwelt. Ich vermutete Letzteres.
Meine Mutter war nicht dumm, sie war sehr klug darin, uns unsichtbar leben zu lassen. Wie gut sie darin war, zeigte mir, dass kaum jemand etwas über Kitsune wusste. Doch im Umkehrschluss wussten wir Kitsune kaum etwas über andere Wesen. Tatsächlich bezog ich mein Wissen von Apollo. Und wer könnte ein besserer Lehrer sein als Luzifer selbst?
Apollo hatte mir erzählt, dass Dämonen nicht nur durch den Höllenschlund heraufkommen konnten. Das wäre auch zu einfach gewesen. Wenn eine Hexe oder eine Nachtwandlerin – so werden Hexen genannt, die sich Satan unterwerfen und von ihm ihre Macht beziehen – einen Menschen markieren, kann ein Dämon durch ihn in unsere Welt gelangen, in menschlicher Form. Allerdings verlieren sie so einen Teil ihrer Fähigkeiten. Mich würde wirklich interessieren, ob ich in der Lage bin, einen solchen Dämon zu spüren.
»Höflichkeit ist niemals Zeitverschwendung«, erinnerte ich Apollo und legte meine Hand auf seine. Er verzog das Gesicht und spielte mit dem Armband, das er mir geschenkt hatte. Eine feindgliedrige Silberkette mit einem filigranen Fuchsanhänger. Ich lächelte nachsichtig.
»Ich arbeite dran«, murmelte er und hob den Kopf, als Rossos sich näherte.
»Adams«, begrüßte er ihn mit einem kühlen Nicken. Als Greg mich ansieht, strahlte er. Seine Augen leuchteten regelrecht.
»Rai, du siehst fantastisch aus.«
»Danke, Greg, du auch.« Das stimmte. Seit Rossos seine Frau Natalia wieder hatte, war der allgegenwärtige griesgrämige Gesichtsausdruck sanfter geworden. Rossos nahm die Getränke vom Barkeeper entgegen und platzierte Scotch und Weißwein vor uns.