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Zwei Romane in einem Sammelband! Black Orchid - Sensual Dreams Der exklusivste Club von New York sucht neue Mitarbeiter. Wagst du einen Blick hinter die Kulissen des Black Orchid? Kate Meadows braucht einen Job, und zwar schnell. Nach einem verkorksten Bewerbungsgespräch bei Paul Cooper, dem Marketing Director eines renommierten Automagazins, gibt er ihr eine geheimnisvolle Telefonnummer, an die sie sich wenden soll. Kate geht fest davon aus, irgendwo im Bikini posen zu müssen. Doch stattdessen hat Paul sie an das Black Orchid verwiesen, wo Verschwiegenheit groß geschrieben wird. Als neue Mitarbeiterin trifft Kate im Club immer wieder auf Paul, der nicht müde wird, ihr zweideutige Angebote zu machen. Zwischen ihnen knistert es gewaltig, doch zunächst muss sich Kate rächen. Black Orchid - Be My Master Sie braucht keinen Mann, um ihr ein schönes Leben zu finanzieren. Sie braucht jemanden, der ihr beibringt, wieder eine richtige Frau zu sein! Evie Stevens ist jung, erfolgreich und Inhaberin eines aufstrebenden Start-ups. Nur eines kommt in Evies Leben definitiv zu kurz: der Sex. Die Mitgliedschaft im Black Orchid sieht sie eher praktisch. Massagen, Wellness und gutes Essen in direkter Nähe zu ihrer Firma. Perfekt für eine vielbeschäftigte Jungunternehmerin. Ash Hunter zeigt wenig Talent für die Geschäfte seines Vaters. Höflich wurde er aus der Firma gebeten und für sein Stillhalten mit einer ansehnlichen Apanage ausgestattet, mit der er sich den Club finanziert. Erst die hübsche Blondine an der Bar im Saints erregt seine Aufmerksamkeit. Ihre Distanziertheit zieht ihn magisch an und er nimmt sich fest vor, die kühle Schönheit in die Freuden ungezügelter Leidenschaft einzuführen.
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Sammelband 2
Kitty Harper
Über die Autorin:
Kitty Harper ist das Pseudonym einer jungen Mutter, die gerne in sinnliche Erotik abtaucht, ohne dabei vulgär zu werden. Manchmal ein wenig SM, manchmal aber auch starke Frauen, die den Herren der Schöpfung zeigen, wo es langgeht. Kitty hofft, dass ihr genauso viel Spaß an ihren Geschichten habt, wie sie selbst.
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Texte: © Copyright by Kitty Harper
Cover: by Dream Design, Renee Rott Verlag: Kitty Harper
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Black Orchid – Sensual Dreams
(Black Orchid 2)
Von Kitty Harper
Buchbeschreibung:
Kate Meadows braucht einen Job, und zwar schnell. Nach einem verkorksten Bewerbungsgespräch bei Paul Cooper, dem Marketing Director eines renommierten Automagazins, gibt er ihr eine geheimnisvolle Telefonnummer, an die sie sich wenden soll. Kate geht fest davon aus, irgendwo im Bikini posen zu müssen. Doch stattdessen hat Paul sie an das Black Orchid verwiesen, wo Verschwiegenheit groß geschrieben wird.
Als neue Mitarbeiterin trifft Kate im Club immer wieder auf Paul, der nicht müde wird, ihr zweideutige Angebote zu machen. Zwischen ihnen knistert es gewaltig, doch zunächst muss sich Kate rächen.
»Ihre Referenzen sind gut, aber leider kann ich Sie nicht einstellen.« Der aalglatte Paul Cooper reichte ihr seine Hand und lächelte sie eine Spur zu arrogant an, als dass sein Lächeln noch als aufrichtig durchgegangen wäre. »Ihnen fehlt der Abschluss. Kommen Sie mit einem Bachelorabschluss wieder. Damit würde die Sache schon ganz anders aussehen.« Paul ließ seinen Blick über ihren Hals abwärts wandern, verharrte eine Spur zu lange auf den Brüsten und erforschte dann weiter ihre Rundungen. »Aber vielleicht könnten Sie sich vorstellen, sich für unser Magazin ablichten zu lassen.«
Kate schluckte trocken. »Inwiefern?« Paul Cooper war Art Director eines Hochglanzmagazins für Sportwagen. Kate hatte sich auf die ausgeschriebene Stelle als Marketingassistenz beworben. Leider studierte sie noch, aber sie arbeitete daran. Sehr hart. Um weiter das College besuchen zu können, brauchte sie dringend einen Job, branchenintern wäre die Stelle bei Modern Car Design perfekt. Die einzige Hürde hieß Paul Cooper. Er hatte die schlanken Finger aneinandergelegt und starrte sie an, als wäre sie die Hauptspeise seines Drei-Gänge-Menüs, und das Dessert würde er glatt auslassen, wenn er sie erst einmal vernascht hatte. »Nun, Sie sehen ganz passabel aus. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie im Bikini eine reizende Figur abgeben würden.«
»B … B … Bikini?«, stammelte Kate und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Niemals würde sie sich ausziehen. Schon gar nicht vor Paul Cooper!
»Ja, um auf einem Sportwagen zu posieren. Den Lack und das Leder richtig in Szene zu setzen. Ich brauche ein junges, frisches Gesicht. Und Sie einen Job!«
»Aber … ich hatte mich für die Stelle im Marketing beworben?«
»Könnten Sie haben, wenn Sie eine abgeschlossene Ausbildung vorweisen könnten. Da Sie die leider nicht haben, ist das Posing das Einzige, was ich Ihnen anbieten kann.« Er beugte sich vor und funkelte sie mit seinen himmelblauen Augen herausfordernd an. »Oder haben Sie Hemmungen, mit Ihrem … Körper Geld zu verdienen?«
»Ich?«, schnappte Kate an Stelle einer schlagfertigen Erwiderung. Verdammt. Eigentlich war sie nie auf den Mund gefallen, aber irgendwie funktionierte ihr Verstand heute nicht einwandfrei. Vermutlich hatte sie auch deswegen das Gespräch in den Sand gesetzt. »Nein!«, schob sie hektisch hinterher. »Ich bin nicht prüde!«
Mr. Cooper lächelte und zückte einen Stift. »Dann darf ich Sie auf die Liste der Bewerberinnen setzen?« Was? Noch eine Vorstellungsrunde? Mal ganz davon abgesehen, dass sie niemals einen Bikini anziehen würde, noch sich vor einem anderen Menschen auszog, um praktisch in Unterwäsche zu posieren, zerrte Mr. Cooper gewaltig an ihren Nerven. Ja, sie brauchte Geld, viel Geld, aber so verzweifelt, dass sie nach jedem Strohhalm griff, war sie noch längst nicht. Kate hatte sich auf die Stelle im Marketing beworben, weil sie an ihre Fähigkeiten glaubte. Weil sie fest davon überzeugt war, dass ihre hervorragenden Noten und Beispielarbeiten, die sie ihrer Mappe hinzugefügt hatte, für sich sprechen würden, auch wenn sie noch keinen Abschluss hatte. Erneut auf ihr Aussehen reduziert zu werden, war wie ein Schlag ins Gesicht. Schon wieder. Nur war alles anders. Diesmal war sie nicht die hässliche fette Kuh, auf die alle mit dem Finger zeigten, nein, diesmal wurde sie auf ihr Aussehen reduziert, weil sie … hübsch war.
»Nein, dürfen Sie nicht!« Hastig stand sie auf, warf dabei den Stuhl, auf dem sie gerade noch gesessen hatte, schwungvoll um und schleuderte sich die Handtasche über die Schulter. »Ich habe nicht zwei Jahre studiert, um jetzt in Unterwäsche zu posieren.«
»Bikini«, korrigierte sie Cooper lächelnd. »Sie hätten einen Bikini an.«
»Nein, habe ich nicht. So etwas kommt für mich absolut nicht in Frage. Sollte allerdings eine andere Stelle vakant sein …«
Coopers Miene versteinerte. »Nein, leider nicht. Gut, Ms. Meadows, ich denke, dann sind wir hier fertig. Guten Tag!« Er wandte ihr den Rücken zu, verschränkte der Arme vor der Brust und starrte aus dem Fenster. Zumindest musste sie annehmen, dass er das tat, schließlich konnte sie sein Gesicht ja nicht sehen. Paul Cooper, breitschultrig, kurzes, blondes Haar, sehr groß und Augen, bei denen jede Frau dahinschmelzen würde. Nahm sie an, denn sie tat es nicht. Nicht mehr. Wäre er nicht auf die Aussehen-Schiene aufgesprungen, hätten die Chancen nicht schlecht gestanden. Aber so … Kate hatte nicht so viele Jahre hart für ihr Äußeres trainiert, um … ach, was soll’s. Sie würde nicht betteln, genauso wenig wie sie sich ausziehen würde. Musste sie eben einen anderen Job finden. Einen, bei dem ihre Fähigkeiten wirklich zählten und sie nicht auf die Körbchengröße reduziert wurde, die – wenn sie ehrlich war – viel zu groß war. Ein lästiges Überbleibsel.
»Das denke ich auch!« Ohne auf eine Erwiderung seinerseits zu warten, wirbelte sie auf dem Absatz herum und stolzierte mit einem gepressten »Guten Tag, Mr. Cooper!« aus seinem Büro.
*
Erst als Kate bereits auf der Straße stand, wurde ihr schlagartig klar, dass sie womöglich ihr eigenes Todesurteil auf Reisen geschickt hatte. Nicht wortwörtlich, aber sinnbildlich gesprochen.
Abrupt blieb Kate, kurz nachdem sie das Gebäude von Modern Car Design verlassen hatte, stehen und fluchte laut. »Du bist so eine blöde Kuh, Kate Meadows!« Hochmut kommt eben vor dem Fall. Bevor sie gönnerhaft Coopers Angebot abgelehnt hatte, hätte sie lieber einmal genau nachgedacht. Nein, ihr Verhalten hatte sie sich tatsächlich nicht leisten können. Das Wasser stand ihr wortwörtlich bis zum Hals. Noch vier Wochen und sie konnte weder die Miete noch den Studienkredit finanzieren, was im Umkehrschluss bedeutete, dass sie die letzten beiden Semester für den Bachelor nicht antreten konnte. Nur wenn sie pünktlich die Raten zahlte, war ihr der Studienplatz sicher. Und wenn sie den Anteil an der Miete nicht beisteuerte, flog sie aus der Wohngemeinschaft. Klang hart, aber war nur fair. Keiner ihrer drei Mitbewohnerinnen ging es anders. Sie lebten alle von einem Monat zum anderen, jeder hatte ein oder zwei Nebenjobs, nur für die Miete. New York war ein teures Pflaster und sie brauchte dringend einen Job. Über alles andere nachzudenken entfiel, so lange kein Geld reinkam.
Oh Mann, sie hätte Coopers Angebot annehmen sollen. Egal, wie viele Bewerberdurchgänge, egal wie viele andere Mädchen, egal, was sie hätte machen oder anziehen – in dem Fall wohl eher ausziehen – müssen, sie hätte es gemacht. Sagte sie jetzt. Doch in Wahrheit würde sie lieber auf der Stelle zurück nach Kansas zu Tante Maddy ziehen, ehe sie freiwillig jemandem ihren Körper zeigte. Zu tief saßen die Wunden. Doch was sollte sie jetzt tun? Seufzend atmete Kate durch, spielte mit dem Gedanken, umzukehren, Mr. Cooper reumütig einzugestehen, dass sie vorschnell abgesagt hatte und ihn kleinlaut darum bitten, sie doch noch auf die Liste zu setzen. Doch das Klingeln ihres Smartphones hielt sie von dieser beschämenden Dummheit ab. Ein Blick aufs Display genügte. Kayleigh. In Gedanken stöhnte sie auf. Kayleigh war diese Woche mit Einkaufen dran. Ihr Anruf konnte nur eines bedeuten: Sie hatte etwas vergessen. Oder nicht genug Geld gehabt.
»Na, Süße, was gibt‘s?«, meldete Kate sich betont überschwänglich.
»Hey, nichts Besonderes«, wiegelte sie ab. Wer’s glaubt. »Ich wollte nur wissen, wie dein Gespräch verlaufen ist?« Innerlich rollte Kate mit den Augen. Na klar. Natürlich interessierte sie sich für meine Bewerbungen, wir wohnen schließlich zusammen, aber nicht an einem Dienstag.
»Gut, gut«, log Kate. »Was hast du vergessen?«, wagte sie einen Schuss ins Blaue. Unwahrscheinlich, dass Kayleigh sich wirklich für den Ausgang ihres Bewerbungsgesprächs interessierte.
»Nichts«, wand sie sich. »Darf ich mich denn nicht für dich interessieren? Du warst so hypernervös, dass ich mir Sorgen gemacht habe.«
Kate stutzte. Konnte es sein, dass sie Kayleigh Unrecht tat? Sie beschloss, ihren Anruf als echtes Interesse zu werten, und wenn sie ehrlich war, verspürte sie sogar das dringende Bedürfnis, sich den Ausgang des Gesprächs von der Seele zu reden. »Dein Anruf kommt gerade recht«, seufzte Kate und steuerte auf eine Parkbank zu. Direkt neben dem Firmengebäude von Modern Car Design befand sich ein kleiner Park. Während sie Kayleigh von dem unsäglichen Mr. Cooper erzählte, streckte sie die Beine aus und genoss das kühle Lüftchen, das dank dem schattenspendenden Baumwuchs ihre Nase umwehte.
»Nicht gut, du hättest sein Angebot annehmen sollen. Das war doch immerhin sehr nett, oder?«, wiederholte Kayleigh den gedanklichen Monolog ihrer inneren Besserwisserin.
»Das weiß ich selbst. Habe ich aber nicht. Ich könnte mich dafür ohrfeigen. Aber zu spät ist zu spät.« Kate warf dem Gebäude einen vielsagenden Blick zu, als wäre es für die Kurzschlusshandlung verantwortlich. »Der Zug ist abgefahren.«
»Vielleicht könntest du noch mal reingehen und …«, schlug Kayleigh vor. Schlussendlich waren Kates finanzielle Sorgen auch die ihren. Wenn sie ihr WG-Zimmer verlor, weil sie die Miete nicht aufbringen konnte, mussten sie sich eine neue Mitbewohnerin suchen. Weder sie noch Kate wollten das. Sie alle, Kayleigh, Tiffany, Susan und Kate waren ein verdammt gutes, zu einhundert Prozent eingespieltes Team. Sich eine neue Mitbewohnerin suchen zu müssen, würde nur das WG-Gefüge durcheinanderbringen. Trotzdem, Kate konnte sich nicht überwinden, ihren Stolz herunterzuschlucken und erneut das Gebäude von Modern Car Design betreten. Lieber würde sie … sterben. Jawohl. Mr. Cooper wieder unter die Augen zu treten, war mit Abstand das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte. Okay, das Zweitschlimmste nach ihrer Auszieh-Phobie.
»Kay, ich kann das nicht. Wenn ich da noch mal reingehe, kann ich mich nie wieder im Spiegel ansehen. Dann habe ich jegliche Selbstachtung verloren und gehe lieber putzen.«
Kayleigh lachte auf. »Du und putzen? Du kannst dich ja noch nicht mal an unseren Putzplan halten. Wie willst du da für andere einen Wischmop schwingen?!«
»Na das kriege ich schon hin …« Die passende Bemerkung lag ihr bereits auf der Zunge, doch da trat Mr. Perfect himself Paul Cooper vor das Gebäude, zog sein dunkles Jackett aus und hängte es sich locker über den Arm. Die Ärmel seines weißen Hemdes hatte er hochgekrempelt, so dass durchtrainierte Unterarme zum Vorschein kamen. Kate schluckte. Er sah dabei so unverschämt gut aus, dass ihr die Kinnlade herunterklappte und sie nichts anderes tun konnte, als ihn wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappend, anzustarren. Erst sehr viel später bemerkte sie, wie dämlich sie aussehen musste und klappte ertappt den Unterkiefer wieder hoch. Sie gehörte nicht zu der Sorte Frauen, die Männer anschmachteten, schon gar nicht Paul Cooper. Der hatte garantiert seinen privaten Fanclub, aus dem er sich tagein, tagaus mit einer anderen Schönheit belohnen konnte.
»Kate?«, hörte sie Kays Stimme aus dem Smartphone, doch sie war unfähig zu antworten. Zu sehr drehten sich ihre Gedanken um Mr. Coopers Fanclub. Paul wollte sich gerade die Straße hinunterwenden und beschwingten Schrittes loslaufen, als sein Blick ihre Parkbank streifte und – natürlich – sie entdeckte. Nein, er konnte sie nicht entdeckt haben, versuchte sie sich einzureden. Doch da änderte er bereits die Richtung, warf einen flüchtigen Blick auf den Verkehr und fädelte sich so geschickt durch die passierenden Autos, als würden er und die PKWs ein geheimes Ballett aufführen. Oder einen Flashmob. Jedenfalls glich Paul Coopers Straßenüberquerung einer perfekt einstudierten Inszenierung. Verblüfft verfolgte sie, wie er sich ihr näherte.
»Kate? Kate? Ist alles in Ordnung?« Kayleighs Stimme überschlug sich vor Sorge, als sie die Hand, die das Telefon hielt, sinken ließ und zu Mr. Cooper aufsah.
»Ms. Meadows«, begrüßte er sie knapp, obwohl sie sich erst vor einer halben Stunde voneinander verabschiedet hatten. »Sie sind ja noch hier. Ist alles in Ordnung?«
»Ja, natürlich, Mr. Cooper.« Fasziniert starrte sie ihn an. Kays Stimme wurde immer leiser, während Pauls Mundwinkel sich amüsiert kräuselte.
»So? Warum sitzen Sie dann noch hier? Unser Gespräch ist immerhin schon eine ganze Weile her.«
Kate zuckte mit den Schultern. »Nur so«, log sie. »Der Park ist sehr schön«, setzte sie noch einen drauf und bemerkte, wie Hitze ihre Wangen rot zu färben drohte. Scheiße. Lügen gehörte nicht gerade zu ihren Stärken und trotz ihres dunklen Teints müsste Paul Cooper schon ein Idiot sein, um ihre Worte nicht als solche zu entlarven. Sein Mundwinkel hob sich wissend. Mr. Cooper war kein Idiot. Na prima. Kate bestätigte hiermit, was er bereits von dreißig Minuten erkannt hatte. Das Mädchen taugt nix, nicht mal lügen konnte sie gescheit.
»So, so«, machte er und deutete auf den freien Platz neben ihr. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
Schockiert starrte Kate auf die hölzerne Sitzfläche, bevor sie ihn mit großen Augen ansah. »Wieso wollen Sie sich denn zu mir setzen?« Paul zuckte mit den Schultern.
»Nur so«, murmelte er und ließ sich neben sie gleiten. Automatisch presste sie die Schenkel einander, richtete sich auf und nahm die gleiche Haltung an – auf der Kante der Sitzfläche kauernd – wie beim Bewerbungsgespräch. Als befände sie sich nach wie vor in einem Verhör und würde nicht wie ein ganz normaler Mensch die Parkbank mit einem anderen ganz normalen Menschen teilen. Herrgott noch mal! Paul Cooper war kein Gott, er leitete lediglich die Marketingabteilung eines Hochglanzmagazins für PS-starke Autos. Nur weil sie ihm bezüglich seines Angebots einen Korb gegeben hatte, bedeutete das nicht, dass er sie auf der Stelle mit Haut und Haaren verschlingen würde. Er war auch nur ein Mensch. Kate wusste das, trotzdem konnte sie sich nicht erwehren und nahm in seiner Gegenwart automatisch Haltung an. Er hatte diese Ausstrahlung, dieses um Aufmerksamkeit heischende Talent, das die Blicke der Menschen anzog. Ob er wollte oder nicht, er stand im Mittelpunkt, sobald er einen Raum betrat.
Starr blickte Kate geradeaus und wagte kaum zu atmen. »Sie brauchen den Job, nicht wahr?«, nahm er ihr doch sehr einseitiges Gespräch wieder auf.
»Mh?«, machte sie schlicht, da sie ihrer Stimme zumindest heute keinen halben Meter mehr weit traute. Sie hatte schon genug Schaden angerichtet. Da ein schlichtes Mh? allerdings für jemanden wie Paul Cooper zu dünn war, schob sie ein paar erklärende Worte hinterher. »Wie kommen Sie denn darauf?« Kate konnte nicht verhindern, dass die Frage eine spitze Nuance enthielt. Cooper schlug die Beine übereinander und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Haben Sie noch immer Probleme, sich auszuziehen?«
Überrascht schnappte sie nach Luft. Sollte das Schicksal ein Einsehen mit ihr haben? Ihr womöglich eine zweite Chance geben? »Nein, nein!«, murmelte Kate hastig und wandte sich ihm zu. Weiterhin geradeaus zu sprechen und direkten Blickkontakt mit ihrem zukünftigen Arbeitgeber zu meiden, wäre doch auch sehr unhöflich gewesen. »Ich ziehe mich sogar sehr gerne aus!« Mr. Cooper hatte den Ellenbogen auf die Lehne gelegt und musterte sie amüsiert. Okay, vielleicht hatte sie etwas zu viel Enthusiasmus in die Antwort gelegt. »Rein professionell natürlich!«
Sein Mundwinkel hob sich noch ein klein wenig mehr. »Ich glaube Ihnen nicht. Aber ich will mal nicht so sein. Sie sehen nämlich wie ein ziemlich kluges Mädchen aus. Den Job in meiner Abteilung kann ich Ihnen trotzdem nicht geben, aber es schadet wohl nicht, wenn ich Ihnen ein wenig unter die Arme greife!« Ihre Augen weiteten sich erstaunt und sie verfolgte gebannt, wie er in die Innentasche seines Sakkos griff und eine Visitenkarte und einen Stift zu Tage förderte. Schwungvoll notierte er ein paar Ziffern auf der Rückseite und reichte sie ihr. Ehrfurchtsvoll nahm Kate sie entgegen, musterte den Schriftzug. Modern Car Design, Paul Cooper. Auf der Rückseite hatte er eine New Yorker Telefonnummer notiert.
»Melden Sie sich dort. Sagen Sie, dass ich Sie geschickt habe. Für ein Bewerbungsgespräch. Mr. Prince sucht neue Angestellte.« Vielsagend glitt sein Blick über ihren Hals abwärts, so dass sie sich am liebsten fröstelnd den Nacken gerieben hätte. »Den Job im Bikini.« Sein Lächeln wurde breiter, während ihres verblasste. Shit. »Und lächeln Sie öfter, Ms. Meadows. Der Job wird besser bezahlt, wenn Sie nicht so ernst gucken.« Mit einer fließenden Bewegung erhob er sich und wandte sich zum Gehen. »Wir sehen uns dann dort.«
»Okay«, murmelte Kate, nicht wissend, ob sie die hastig notierte Nummer wirklich wählen sollte, während ihr Blick an seinen geschwungenen Ziffern hing. »Was für eine hübsche Handschrift«, murmelte sie mehr zu sich selbst.
»Danke, Ms. Meadows. Sie sind auch nicht zu verachten. Kopf hoch, das wird Ihnen bei dem Job helfen. Auch wenn Sie natürlich recht haben und es eher auf Ihr Können ankommen sollte, ist es durchaus von Vorteil, gut auszusehen.«
Mr. Cooper hatte – ohne es zu wissen – einen wunden Punkt getroffen. Kate mochte ihr Aussehen und sie bildete sich eine Menge darauf ein, aber sie wollte keineswegs darauf reduziert werden. Für sie zählten in erster Linie die inneren Werte und die eigene Leistung. Nur das sollte bei einer Bewerbung von Bedeutung sein. Umso schwerer tat sie sich, als sie den vorgefertigten Fragebogen, den ihr die Assistentin der Geschäftsleitung von Prince LLC Ltd nach einem nicht länger als dreißig Sekunden dauernden Telefonats übermittelt hatte, ausfüllte. Die Angaben waren so knapp gehalten, dass sie daraus unmöglich auf die Art des Jobs schließen konnte. Nur eines konnte sie mit Gewissheit sagen: Paul Cooper war Ms. Hodges kein Unbekannter. Sie hatte sogar verhalten gekichert, als sie seinen Namen erwähnt hatte.
»So, so, er hat Ihnen also empfohlen, sich bei uns zu melden. Sehr gut, Ms. Meadows, sehr gut.« Natürlich hatte Kate sich nicht getraut, nach der Art des Jobs zu fragen. Dann hätte sie nämlich zugeben müssen, dass sie keine Ahnung hatte. Im Übrigen hatte sie ja für sich selbst beschlossen, dass sie bereit war, jeden auch nur einen Dollar erwirtschaftenden Job anzunehmen. Es spielte also überhaupt keine Rolle. Oh Gott, wenn Paul Cooper ihr eine Putzstelle vermittelt hatte, würde sie ohne zu zögern in sein Büro marschieren und ihn erwürgen, göttliches Aussehen völlig außer acht lassend.
Drei Tage später – Kate hatte schon nicht mehr mit einer Antwort von Prince LLC gerecht – trudelte die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch ein. Per E-Mail. Sie saß gerade am großen Esstisch im Wohnbereich und atmete so lautstark aus, dass sie ihre anwesenden Mitbewohner auf sich aufmerksam machte.
»Alles okay?«, erkundigte sich Tiffany und sah von ihren Büchern auf. Sie saß ihr gegenüber und brütete über Statistik, wie ätzend. Sie nutzte jede Gelegenheit, sich von den Aufgaben ablenken zu lassen. Kate atmete wiederholt aus.
»Ich weiß nicht. Ich habe gerade eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch erhalten.« Sie starrte auf den Bildschirm und las die kurze Nachricht erneut. Die E-Mail enthielt nur die üblichen Floskeln sowie Adresse und Uhrzeit des Termins. World Trade Center 4, wow. Die Firmenadresse sprach für sich. Nur namhafte Unternehmen konnten sich Büros am World Trade Center leisten, noch dazu in dieser Lage. Wo immer Mr. Cooper sie hin vermittelt hatte, die Stelle versprach auf jeden Fall interessant zu werden.
»Egal«, erklärte Kayleigh, die auf der Couch herumlümmelte und über einer Abrechnung brütete. »Du hast ein Bewerbungsgespräch. Das ist fantastisch.«
»Auch wenn ich nicht weiß, auf was ich mich da beworben habe? Ich meine, was soll ich anziehen? Ist Businesskleidung angebracht? Oder erwartet man …«
»Quatsch«, winkte Kay ab, »mit Businesskleidung liegt man niemals falsch.«
»Und wie soll ich mich auf das Gespräch vorbereiten? Über die Prince LLC ist praktisch nichts bekannt. Ich weiß noch nicht einmal, was die überhaupt machen. Das Einzige, was ich auf die Schnelle herausgefunden habe, ist der Name des Inhabers. Ein gewisser Philip Prince. Er taucht als Besitzer mehrerer Restaurants und Clubs auf. Wofür hab ich mich da eigentlich beworben? Für einen Club? Geh ich kellnern oder …« Kate verstummte, als ihr Coopers Worte in den Sinn kamen. Musste sie etwa einen Bikini tragen? Herrgott noch mal! Sie hätte sich niemals auf dieses Spiel einlassen sollen.
»Kneifst du etwa?«, zog Tiffany sie auf und warf ihre pinken Haare schwungvoll zurück.
Kate schob grimmig die Augenbrauen zusammen, bis sie sich vermeintlich berührten und sie hoffentlich entschlossen wirken ließen. »Natürlich nicht. Ich brauche das Geld, seit mein Onkel meine Tante verlassen hat. Sie kann unmöglich meine Studiengebühren und die Raten übernehmen. Ich bin auf den Job angewiesen.« Verzweifelt stieß sie den Atem aus. »Es wäre nur schön zu wissen, wem ich meine Seele verkauft habe.«
Tiff lachte auf. »Ach, Süße, noch hast du gar nichts verkauft. Erst mal muss er dich überhaupt wollen.« Neugierig reckte sie den Hals, blickte Kate über die Schulter und warf einen Blick auf den nichtssagenden Firmenauftritt von Prince LLC.
»Eben«, stimmte Kate ihr zu. »Erst einmal muss ich den Job überhaupt kriegen.«
*
Schlussendlich hatte sich Kate mit Hilfe von Susan, die etwas später am Nachmittag in die gemeinsame Wohnung zurückgekehrt war und sich als eine Expertin in Mode und selbstsicherem Auftreten hervortat, für ein elegantes dunkelgraues Kostüm aus Kayleighs Fundus entschieden. Gepaart mit einer weißen Bluse, die Tiffany beisteuerte, und einer schwarzen Businesstasche von Tiffany, sah Kate so aus, als wollte sie gerade die Firmenfusion des Jahrhunderts durchziehen. Dazu ein grimmiger Blick und sie war davon überzeugt, jeden versnobten Firmenboss in die Knie zwingen zu können. Ihr Selbstvertrauen bröckelte erst, als das World Trade Center sich vor ihr erhob. Gott im Himmel, worauf habe ich mich da nur eingelassen, dachte sie bei sich, als sie die prunkvolle Eingangshalle des Centers betrat und interessiert die Tafeln der ansässigen Firmen musterte. Fast erwartete sie, dass die Prince LLC nicht im vierten Stock aufgeführt wurde, doch ihre Hoffnung, sich einfach unverrichteter Dinge wieder davonstehlen zu können, wurde jäh enttäuscht. Die Buchstaben auf der glatt polierten Metalltafel waren tief ins Material gefräst worden und wirkten extravagant und edel. Die Schrift – gerade sie als Marketingstudentin wusste um deren Wirkung – komplettierte das Erscheinungsbild von Luxus und Glamour. Worauf immer sie sich da eingelassen hatte, es stank nach Geld. Im Bikini.
Prostitution. Der Begriff schwebte vor Kates innerem Auge. Und er passte zu Coopers Bemerkung bezüglich Bikini und Prüderie. Edelnutte wäre zwar nicht ihre erste Berufswahl gewesen, aber sie war so verzweifelt, dass sie bereit war, selbst ihren Körper zu verkaufen. Womit sie wieder am Anfang war. Dem Ausziehen. Shit.
Kate richtete sich auf, straffte die Schultern und setzte ihren Weg Richtung Fahrstühle fort. Es half nichts, sie war bereit, alles zu tun, nur um das Studium nicht in den Sand zu setzen.
Zwei Minuten später stand sie einer hübschen Empfangsdame gegenüber, die hinter einem niedrigen Tresen saß. Hinter ihr war in protziger Goldschrift auf einem milchigen Glas der Firmenname aufgedruckt. Prince LLC, inklusive Krönchen. Der Firmeninhaber musste ein verdammt großes Ego haben und das Gold wies darauf hin, dass der dazugehörige Geldbeutel mindestens doppelt so dick war. Kate stieß einen Seufzer aus. Na gut, sie würde Mr. Prince gleich kennenlernen. So selbstsicher wie möglich stöckelte sie in ihrem zusammengestückelten Businessoutfit Richtung Tresen und legte ihre Hand auf die glatte Oberfläche. Die Dame dahinter hob den Kopf und lächelte sie freundlich an. Kates Mundwinkel hoben sich automatisch.
»Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte die Damen und sah Kate aufmerksam an.
»Kate Meadows«, stellte sie sich vor. »Ich habe ein Vorstellungsgespräch um zehn.«
Die Dame nickte freundlich und wandte sich ihrem PC zu. Es war 9:55, nicht zu früh, nicht zu spät. Perfekt. Wenn Pünktlichkeit wichtig war, hatte sie zumindest in diesem Punkt nicht versagt. Die Dame, die ein Schildchen mit ihrem Namen – Madison Perry – am rechten Revers ihres dunkelblauen Blazers trug, klickte ein paar Mal mit der Maus herum. Der Bildschirm spiegelte sich in ihrem Augen. Sie war hübsch, ein engelsförmiges Gesicht, hohe Wangenknochen, ein spitzes Kinn. Die dunkelblonden Haare waren zu einer zweckmäßigen, aber sehr ordentlichen, Hochsteckfrisur zusammengebunden. Kate lächelte. Madisons Outfit beruhigte sie. Ihre Mitbewohnerinnen hatten recht gehabt. Mit dem Businesslook lag man niemals falsch.
»So«, machte Ms. Perry und hob das Kinn. »Ms. Hodges erwartet Sie bereits. Die vorletzte Tür rechts.« Kate atmete tief durch, bevor sie der Empfangsdame zunickte und sich dem langen Gang zuwandte. Irritiert blickte sie bis zum Ende hindurch, wo eine Bürotür offenstand und laute Männerstimmen zu hören waren.
»Lassen Sie sich nicht von Mr. Prince und Mr. Garfield irritieren.« Noch ehe Kate nachfragen konnte, wurde die Bürotür schwungvoll zugeworfen. Sie konnte nur einen kurzen Blick auf einen der Streithähne werfen, aber der genügte, um ihre komplette Selbstsicherheit zerspringen zu lassen. Feurige Augen taxierten sie für eine Zehntelsekunde. Dann war der Moment vorbei. Zurück blieb eine eingeschüchterte Kate Meadows, die sich erneut fragte, was sie hier überhaupt verloren hatte. Sie war keines dieser High Society Püppchen, sie war eine herausgeputzte feine Dame, so wie die junge Frau am Empfang. Himmel, Ms. Perry war nur der Empfang!
»Nehmen Sie nur nicht die letzte Tür am Ende des Gangs, davor abbiegen!«, präzisierte Ms. Perry ihre Anweisungen. »Sonst landen Sie direkt in der Höhle des Löwen.«
Kate hätte liebend gerne nach dem Grund des Streits gefragt, aber eine solche Information stand ihr nicht zu. Sie war ja nur eine Bewerberin – worauf auch immer.
Also zimmerte sie sich ein professionelles Lächeln ins Gesicht, schluckte ihre Panik und nickte der Empfangsdame zu. »Danke für den Hinweis. Dann werde ich mal.«
Ms. Perry nickte steif. »Viel Erfolg!«, murmelte sie und wandte sich wieder ihrem Computer zu. Ein untrügliches Zeichen, dass das Gespräch für sie beendet war. Okay, dann also los. Kate straffte die Schultern, hielt sich die Aktentasche mit ihren Unterlagen wie einen Schutzschild vor die Brust und setzte sich in Bewegung.
*
Die lauten Stimmen aus dem angrenzenden Büro veranlassten Ms. Hodges dazu, verkniffen den Mund zu verziehen. Mehr Gefühlsregung ließ die junge Frau Anfang dreißig nicht zu. Als Assistentin der Geschäftsleitung zu arbeiten, bedeutete für Mr. Prince in erster Linie Diskretion. Wenn sie nicht verstanden hätte, was dies in ihrem Job hieß, würde sie heute eine ganz andere Position bekleiden oder überhaupt nicht mehr hier arbeiten. Für Ms. Meadows galt das Gleiche – wenn sie hier beschäftigt sein wollte. Dementsprechend war das lautstark geführte Gespräch zwischen Mr. Prince und seinem Küchenchef eine gute Möglichkeit, die Fähigkeiten der – zukünftigen? – Mitarbeiterin auf die Probe zu stellen.
Kate Meadows konnte, wenn sie es drauf anlegte, sogar den Wortlaut aus dem angrenzenden Büro verstehen, aber sie zimmerte sich ein Lächeln ins Gesicht – genau wie Paul Cooper es ihr empfohlen hatte – und begrüßte Phoebe Hodges mit einem professionellen Handschlag.
»Ms. Meadows, schön, dass Sie sich so schnell Zeit für uns genommen haben.« Phoebe lächelte aufrichtig. Das Lächeln gehörte für sie genauso zu einem professionellen Auftreten wie eine tadellose Erscheinung. Sie unterzog die neue Bewerberin einer strengen Musterung und nickte zufrieden, bevor sie auf den rechten Stuhl vor ihrem Schreibtisch deutete.
»Es ist mir ein Vergnügen«, entgegnete Kate und nahm auf dem ihr angebotenen Stuhl platz. Dabei versuchte sie so elegant die Beine übereinanderzuschlagen wie ihr Gegenüber. Gar nicht so einfach in dem schmalen Bleistiftrock. »So, dann werfen wir mal einen Blick auf Ihre Daten«, begann Ms. Hodges und schlug die vor ihr liegende Akte auf. Kate senkte den Blick auf die Papierbögen und erkannte die Unterlagen, die sie per E-Mail an Ms. Hodges geschickt hatte. Während sie die Seiten überflog, ließ Kate ihren Blick schweifen und nahm das Zimmer in Augenschein. Phoebe Hodges besaß ein wunderschönes, sonnendurchflutetes Büro mit bodentiefen Fenstern, heller Einrichtung und einem schwarzen Ledersofa in der Ecke. Dezent arrangierte Grünpflanzen sowie zwei wunderschöne malvenfarbene Orchideen setzten die farbigen Akzente. Sie selbst sah aus, als wäre sie gerade einem Modemagazin entsprungen. Perfekt gestylt, dezent geschminkt und mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht wirkten sie und das Büro, als würde sich Kate in einer Werbung für moderne Inneneinrichtung befinden, wobei Ms. Hodges die dekorativ platzierte Dame mimte. Dass Ms. Hodges aber alles andere als ein Modepüppchen war, bewies sie bereits nach wenigen Sekunden Smalltalk, mit dem jedes Bewerbungsgespräch begann. Sozusagen um die Stimmung etwas aufzulockern und Bewerber als auch Gesprächsführer einander näher zu bringen.
»Und? Haben Sie gut hergefunden?«, stellte Ms. Hodges die übliche Frage. Die entspannende Wirkung, die diese Frage auf Kate ausüben sollte, blieb aus. Instinktiv verspannte sie sich. Es begann.
»Ja, kein Problem. Das World Trade Center war nicht schwer zu finden.« Sie lächelte unsicher. Ms. Hodges nickte. »Sie studieren noch?«
»Marketing, ja. Ich bin im vierten Semester. Zwei weitere stehen noch an.« Sich über die Leistungen auszulassen, kam Kate unangebracht vor. Schließlich hatte sie einen Auszug ihrer Noten den Bewerbungsunterlagen beigefügt.
»Ich plane allerdings nicht, Sie im Bereich Marketing einzustellen. Unsere Firma benötigt so etwas nicht.« Ms. Hodges lächelte hintergründig. Wie? Kate stutzte. Jede Firma brauchte Marketing, allerdings hatte sie nach wie vor keine Ahnung, auf welchen Job sie sich überhaupt bewarb. Irgendetwas im … Bikini. Sie fröstelte. Vielleicht war dies der geeignete Moment …
»Mr. Paul Cooper hat mir Ihre Firma empfohlen. Leider wurde ich aus seinen Formulierungen nicht schlau. Er sprach über Modeln und Autos, als er mich beiläufig an die Prince LLC verwieß. Und Bikinis.« Kate räusperte sich.
Ms. Hodges‘ Lächeln verblasste. »Bikini?« Ihre Augen weiteten sich, während Kate sich ein Loch im Boden herbeiwünschte. Es war wohl keine so gute Idee gewesen, Paul Cooper zu erwähnen. »Wir sind ein seriöses Unternehmen. Keines unserer Mädchen trägt einen Bikini!« Verunsichert rutschte Kate auf dem Stuhl hin und her.
»Natürlich.« Schuldbewusst senkte sie den Kopf. »Dürfte ich vielleicht fragen, was für ein … Unternehmen …« Ihre Stimme brach, Hitze stieg ihr in die Wangen, bis Ms. Hodges empörtes nach Luft Schnappen sie aufsehen ließ.
»Ms. Meadows«, ermahnte sie ihr Gegenüber. Kate richtete sich unwillkürlich auf, vermied es aber, Ms. Hodges in die Augen zu sehen. »Hat Ihnen Mr. Cooper erklärt, was für ein Unternehmen wir sind?«
Kate schüttelte den Kopf, woraufhin sich Ms. Hodges Miene entspannte. »Hat er Ihnen erklärt, auf was für einen Job Sie sich gerade bewerben?« Wieder schüttelte sie den Kopf. »Irgendetwas im Bikini?«, schlug Ms. Hodges vor. Kate nickte.
»Dieser …«, begann Ms. Hodges, doch sie ließ sich nicht dazu hinreißen, eine Schimpftirade auf Paul Cooper zu starten. Stattdessen setzte sie ein nichtssagendes Lächeln auf und vollführte einen eleganten Schwenk zurück zum Kern des Gesprächs. »Mr. Cooper hat verstanden, worum es in diesem Unternehmen geht. Diskretion. Aber ich kann Ihnen versichern, er hat Sie ein wenig aufs Glatteis geführt. Bikinis werden von unseren Angestellten nicht getragen.« Erleichterung durchflutete Kate, die ihr Ms. Hodges auch ansah. »Aber ich kann Ihnen versichern, dass Diskretion an oberster Stelle steht. Wenn Sie für Mr. Prince arbeiten, werden Sie eine Reihe von Verschwiegenheitserklärungen unterzeichnen müssen, deren Nichtbeachtung Sie teuer zu stehen kommen kann. Wir werden Ihnen allerdings auch ein Gehalt zahlen, wie es in der Branche nicht üblich ist. Ihre Diskretion lassen wir uns etwas kosten.«
Kate nickte aufgeregt. »Sind Sie diskret, Ms. Meadows?«
Und damit begann das wohl aufregendste Bewerbungsgespräch in Kates Leben, an dessen Ende sie einen Vorabvertrag mit nach Hause nehmen durfte. Bevor sie allerdings eingestellt wurde, brauchte sie ein Gesundheitszeugnis, eine Erklärung, dass sie noch nie in eine Straftat verwickelt gewesen war, und eine ganze Reihe anderer Formulare und Bescheinigungen, die sie fast bedauern ließen, nicht doch im Bikini auf einer Motorhaube herumzukrabbeln. Doch ihr Bedauern würde nur bis zum ersten Gehaltsscheck andauern, denn ab nächster Woche würde sie in den Abendstunden bis weit nach Mitternacht im Black Orchid arbeiten. Im Service.
Seit Tagen hielt er nach der kleinen Brünetten Ausschau. Wann immer er das Black Orchid besuchte, nahm Paul Cooper die Bedienungen ganz genau unter die Lupe, aber die Kleine, die vor gut einer Woche so verzweifelt auf der Parkbank vor seiner Firma gehockt hatte, war noch nicht wieder aufgetaucht. Natürlich hätte er nach ihr fragen können, aber so gut waren seine Beziehungen zu Philip Prince nun auch wieder nicht. Im Übrigen zweifelte er daran, dass Prince auch nur eine seiner Angestellten persönlich kannte, noch dass er wusste, wer eingestellt wurde. Prince war nicht der Typ, der sich für andere Menschen interessierte, es sei denn, sie schadeten dem Geschäft. So lange die Kleine das nicht tat, blieb sie unter seinem Radar. Allerdings hätte er schon gerne gewusst, ob sie es geschafft hatte.
Auf irgendeine verschrobene Weise hatte sie ihm leidgetan. So verloren wie sie auf der Parkbank gesessen hatte, war ihm weich ums Herz geworden. Ja, ihre perfekten Kurven, das zart geschnittene Gesicht, die üppige Oberweite und ihre sanften Rehaugen hatten ihn von Anfang an in den Bann gezogen. Nur leider hatte er sie nicht einstellen können. Am liebsten hätte er sie gleich um ein Date gebeten, was als seine Angestellte absolut unmöglich gewesen wäre. Wenn sie aber im Black Orchid arbeitete … verdammt. Unwillkürlich biss er sich auf die Zunge und stillte den brennenden Schmerz mit einem Eiswüfel, den er aus seinem Scotch fischte und in seinem Mund hin und her schob, während er ein neues Glas bei Melanie orderte.
Für Prince zu arbeiten, bedeutete Unabhängigkeit und ganz nebenbei hätte er sie in einem Etablissement untergebracht, das er regelmäßig frequentierte und … wo ihm – und ihr – Möglichkeiten offenstanden. Unverbindlich. Jetzt musste er nur noch herausfinden, ob es Kate Meadows – er hatte sich extra noch einmal die Bewerbungsunterlagen vorlegen lassen – es in New Yorks geheimsten Club geschafft hatte.
»Sag mal, Mel, ich habe gehört, dass ihr eine neue Mitarbeiterin habt?« Mel hob den Blick, während sie weiter Gläser polierte.
»Warum wollen Sie das wissen, Mr. Cooper?« Sie platzierte ein neues Glas vor ihm, ließ drei Eiswürfel mit der Zange hineingleiten und goss einen großzügigen Schuss Scotch darauf.
»Nur so, ich habe Gerüchte gehört.«
Melanie ließ ein unergründliches Lächeln über ihre Lippen gleiten. »Könnte es sein, dass Sie Ihre Finger im Spiel haben?«
Paul zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.« Der Eiswürfel war derweil geschmolzen, also griff er nach dem neuen Glas und nippte an New Yorks besten Scotch. Die horrenden Mitgliedsbeiträge lohnten sich wirklich. Im Black Orchid bekam man immer nur das Beste vorgesetzt. Heute war er früh da, normalerweise suchte er den Club erst in den späten Abendstunden auf, aß hier und suchte sich dann eine unver- bindliche … Beschäftigung. »Sie ist eine flüchtige Bekannte von mir und ich wollte wissen, ob sie …«, er suchte nach den richtigen Worten, brach dann aber ab und machte eine ausweichende Geste. »Ich mache mir einfach Sorgen.«
Mel lächelte flüchtig, bevor sie wieder nach einem Glas griff und polierte. »Sie wissen doch, Mr. Cooper, dass ich Ihnen keine Auskunft über eine Kollegin geben darf. Diskretion«, fügte sie verschwörerisch hinzu. Paul seufzte.
»Natürlich. Aber vielleicht könntest du mir einen Hinweis geben, ob …« Er schob einen Geldschein über die Theke, obwohl er genau wusste, dass Melanie ihn ablehnen würde. Sein Drang, etwas über den Verbleib von Kate Meadows zu erfahren, war so groß, dass er jegliche Vorsicht in den Wind schlug. Melanies Augen weiteten sich.
»Stecken Sie den weg, wenn Sie hier Mitglied bleiben wollen. Sie wissen doch genau, wie Mr. Prince tickt.« Paul seufzte. Man konnte es ja mal probieren.
»Du hast recht«, murmelte er schuldbewusst und ließ den Schein unauffällig in seiner Jackentasche verschwinden. »Verzeihung.«
»Wenn Sie nicht so hübsche blaue Augen hätten, würde ich Sie jetzt melden.«
»Aber Mel, flirtest du etwa mit einem Gast?«, zog er sie auf. Die Barkeeperin lachte herzlich.
»Nicht im geringsten.« Sie nickte Richtung Fahrstuhl. »Aber vielleicht sollten Sie sich einmal unauffällig umwenden. Ms. Hodges besucht nicht oft das Saints.«
Paul seufzte. »Was soll ich denn mit Ms. Hodges? Ich interessiere mich ausschließlich für …« Entgegen seiner Aussage drehte sich Paul auf dem Drehhocker herum und kam ins Stocken. Wäre sein Unterkiefer nicht fest mit dem Oberkiefer verwachsen, er hätte nicht einmal mitbekommen, wie seine Kinnlade auf dem teuren Holzfußboden aufgeschlagen wäre. Die junge Brünette, die noch vor wenigen Tagen verunsichert auf der Stuhlkante in seinem Büro gekauert und sich von ihm verbal durch die Mangel hatte nehmen lassen, trat neben Ms. Hodges aus dem Fahrstuhl, gekleidet in eine elegante schwarze Hose, eine schwarze Bluse, Bistroschürze und die obligatorische purpurfarbene Krawatte, die alle Mitarbeiter im Barbereich und gastronomischen Service trugen. Die Uniform, sozusagen. Paul lächelte zufrieden. Kate Meadows hatte es also geschafft. Sie war im Black Orchid und damit befand sie sich ständig in seiner unmittelbaren Nähe. Perfekt.
*
Kates Herz schlug Purzelbäume. Vor Aufregung. Heute war ihr erster richtiger echter Arbeitstag. Phoebe Hodges hatte sie vor zwanzig Minuten persönlich in Empfang genommen, ihr eine kurze Führung durch den Personalbereich gegeben und ihr anschließend die Uniform ausgehändigt. Kate hätte gelogen, wenn sie behauptet hätte, ihr wäre beim Anblick der Dienstkleidung nicht ein ganzer Steinbruch vom Herzen gefallen. Schwarze Hose und eine Bluse, dazu eine auf das Design des Clubs abgestimmte Krawatte. Der Stoff fühlte sich hochwertig an. Darin würde sie auch nach Stunden harter Arbeit nicht schwitzen. Noch heute Morgen war sie so nervös gewesen, dass sie kaum etwas herunterbekommen hatte.
»Ich bringe dich gleich ins Saints, hier wirst du anfangen. Melanie ist deine direkte Vorgesetzte. Sie entscheidet, wie sie dich einsetzt und ist auch für die Einweisung verantwortlich. Es gibt noch eine weitere Bar im ersten Obergeschoss. Dort geht es unter den Gästen schon etwas freizügiger zu. Im Sinners sind alle Stellen besetzt. Sollte dort etwas vakant werden, darfst du dich gerne darauf bewerben. Je nach Etage steigen die Diskretionsanforderungen, demzufolge ist auch das Gehalt besser.« Phoebe führte sie zum Fahrstuhl und drückte den Rufknopf, während Kate noch ihre Schürze festzurrte.
»Es gibt noch eine kleine Besonderheit, die Mr. Prince seinen Mitarbeitern als Bonus zugesteht«, fügte Phoebe schmunzelnd hinzu. Kate sah von ihrer Schürze auf. Was kam denn jetzt noch? Sie war bereits so geflasht vom Gehalt, den Arbeitsbedingungen und der Krankenversicherung, dass es kaum noch besser werden konnte.
Phoebe lächelte, sie schien sichtlich Spaß an Enthüllungen zu haben und kostete jeden Moment aus. »Soll ich dich direkt fragen oder sagst du es mir nach einer angemessenen Kunstpause?«, stichelte Kate gut gelaunt. Phoebe Hodges war ihr beim Vorstellungsgespräch noch sehr versnobt vorgekommen, etwas arrogant und herablassend. Aber das hatte sich schnell geändert, sobald Kate den Vertrag im Anschluss an das Gespräch unterzeichnet hatte. Heute Abend hatte sie dann direkt die Verschwiegenheitserklärung zusammen mit einer Erklärung, dass sie über keinerlei Vorstrafen verfügte, abgegeben. Von da an ging es nur noch bergauf, respektive bergab. Da die Verwaltung sich im vierten Obergeschoss befand und die eigentliche Bar, wo Kate eingesetzt werden würde, im Erdgeschoss, würden sie mit dem Fahrstuhl nach unten fahren. Die Türen glitten lautlos auf. Phoebe machte eine einladende Geste. Erst als die Türen sich hinter den beiden Frauen wieder geschlossen hatten, fuhr Phoebe fort.
»Als Mitarbeiterin ist es dir gestattet, die Annehmlichkeiten des Clubs zwei mal pro Woche kostenfrei zu nutzen. Du darfst das Restaurant und die Räumlichkeiten sowie die Bar nutzen. Speisen und Getränke gehen aufs Haus, wie bei allen Gästen. Der Spabereich ist davon ausgenommen.« Kate bekam große Augen.
»Ich darf was?«
Phoebe lächelte. »Ganz genau das, was ich gesagt habe. Mr. Prince möchte, dass seine Mitarbeiter den Club auch als Gäste zu schätzen wissen. Du darfst von dem Angebot Gebrauch machen, aber es ist nicht erforderlich, falls du …« Phoebe räusperte sich. »Nun ja, manche sind in einer festen Beziehung und möchten sich vielleicht nicht unter die Gäste mischen.«
Kate räusperte sich. »Gäste mischen? Was genau meinst du damit.« Phoebe lächelte geheimnisvoll.
»Ich finde, das solltest du selbst herausfinden. Im Black Orchid ist alles möglich.«
Kate bekam große Augen. »Was genau heißt das? Was ist das für ein Club?« Der Fahrstuhl verlangsamte. Auf der Anzeige leuchtete die Eins auf. Sie hatten das Erdgeschoss erreicht.
»Ein geheimer Nachtclub. Mit allen Annehm- lichkeiten, die New Yorks Oberschicht schätzt, allen voran Diskretion.« Die Türen glitten auf und vor Kate erstreckte sich eine edle Bar mit einer Bühne, ganz in Silber und Purpur getaucht. Die Möblierung war in Schwarz gehalten, kleine Tische mit lederbezogenen Sesseln waren im ganzen Raum verteilt. Abgerundet wurde die Bar durch kleine Nischen neben den Tischen. »Das wird dein Arbeitsbereich sein. Melanie«, Phoebe deutete auf eine junge Frau, die hinter der Bar stand und sich, während sie Gläser polierte, mit einem Gast unterhielt. Er saß auf einem der unzähligen Barhocker. »Sie ist deine direkte Vorgesetzte.«
Die beiden Frauen traten aus dem Fahrstuhl. »Es ist noch früh am Abend. Noch ist nicht viel los, doch je später der Abend, desto voller wird es hier. Ich dachte, du kannst dich schon mal von Melanie einweisen lassen. Das hier ist der Gästefahrstuhl. Den benutzt du normalerweise nicht. Den Personalaufzug habe ich dir vorhin gezeigt, aber so war es einfacher, von den Büros hier herunter zu komme. Alles klar?«
Kate nickte. Gemeinsam verließen die Frauen den Fahrstuhl. »Falls du den Club nutzen möchtest, melde dich bei mir oder Ms. Perry. Dazu gibt es noch ein paar Formalitäten zu erledigen und nun an die Arbeit!« Eine Bewegung an der Bar erregte Kates Aufmerksamkeit. Melanie blickte direkt in ihre Richtung und nickte ihr freundlich zu, während sich der Gast ebenfalls nach ihr umdrehte.
»Ich wünsch dir viel Erfolg! Hab Spaß und lächle!«, sagte Phoebe zu ihr. Normalerweise vergaß Kate nicht ihre gute Erziehung und hätte sich von ihr verabschiedet, aber die intensiven Augen des Gastes, die sich bei ihrem Anblick schockiert weiteten, zogen sie fast vollständig in ihren Bann. Gerade noch rechtzeitig hatte sie sich wieder unter Kontrolle.
»Danke, Phoebe«, murmelte sie gehorsam, ohne den Kunden aus den Augen zu lassen. Paul Cooper hob sein Glas und prostete in ihre Richtung. Dabei hatte er ein unverschämtes Grinsen im Gesicht, dass sie ihm am liebsten das Glas aus der Hand genommen und es über seine perfekt gestylten blonden Locken ausgekippt hätte. Perfekt zur Unordnung gestylt, wohl gemerkt. Sie hatte noch nie einen Mann gesehen, der diesen Frisch-aus-dem-Bett-geschlüpft-Look mit solch einer Perfektion getragen hatte wie Paul Cooper. Okay, sie hatte ihn genau einmal – zweimal wenn sie ihr kurzes Gespräch auf der Parkbank mitrechnete – gesehen. Und schon war er wieder in ihr Leben getreten. Ob das Zufall war? Natürlich nicht. Immerhin hatte Paul Cooper ihr die Telefonnummer gegeben, die letztendlich zu ihrem Hiersein geführt hatte. Innerlich brodelte sie vor Wut, aber eigentlich, wenn sie es sich recht überlegte, sollte sie ihm dankbar sein. Natürlich war er Kunde im Black Orchid, sonst hätte er ja nichts von der offenen Stelle gewusst. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, von Paul Cooper verfolgt zu werden.
Kate schluckte ihren Ärger herunter, pflanzte sich ein Lächeln auf die Lippen und strebte auf die Bar zu, den Blick über Pauls Lockenkopf auf Melanie gerichtet. Hier erwartete man Professionalität von ihr und genau die würde sie zeigen.
»Hey, du musst Kate sein«, begrüßte sie Melanie und stellte Glas und Geschirrtuch beiseite, um ihr die Hand zu reichen und sie in eine schwungvolle Umarmung zu ziehen. Überrascht ließ Kate diese doch sehr herzliche Begrüßung über sich ergehen. »Hey, der Typ hier hat bereits nach dir gefragt«, murmelte Melanie dicht an ihrem Ohr. »Ich will von dir nichts als Professionalität sehen. Klar?«
Kate schluckte. Das war also der Grund für die Begrüßung. »Natürlich«, murmelte sie und löste sich wieder von Melanie. Ein wenig steif lächelten sie einander an. »Mr. Cooper, wenn Sie uns bitte entschuldigen.« Melanie wandte sich um und ging ans andere Ende der Bar. Kate wusste, dass Melanie von ihr erwartete, dass sie ihr folgen würde, aber Pauls Blick hielt sie gefangen. Gerne hätte sie ein paar knappe Worte mit ihm gewechselt, doch Melanie hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, was sie von ihr erwartete. Professionalität bedeutete jedenfalls nicht, sich bereits nach fünf Minuten an ihrem ersten Arbeitstag mit einem Gast zu unterhalten.
»Mr. Cooper«, begrüßte sie ihn trotzdem knapp. »Danke für den Tipp.«
Paul prostete ihr zu. »Gern geschehen, Kate«, murmelte er in sein Glas und blickte sie dabei über den dünnen Rand hinweg intensiv an. Fröstelnd rieb sich Kate die Arme. »Ich wollte nur wissen, ob du den Job gekriegt hast. Sieht wohl ganz danach aus.« Sein Kinn deutete Richtung Melanie. »Ich wünsche dir viel Erfolg.« Direkt von ihm geduzt zu werden fühlte sich seltsam an, doch Kate hatte nicht die Zeit, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Sie lächelte unverbindlich und huschte hinter Melanie her. Na das würde auf jeden Fall interessant werden.
*
Melanie erwartete sie am Ende der Bar, wo sie bereits zwei Gläser Wasser eingeschenkt hatte. Lächelnd deutete sie auf den Hocker neben sich. Dankend nahm Kate Platz. »Danke.«
Melanie nahm ihr Glas zwischen die Handflächen und deutete auf Paul Cooper, der ihnen mittlerweile den Rücken zugewandt hatte und in sein Smartphone starrte. »Es ist äußerst seltsam, bereits noch bevor ich eine neue Mitarbeiterin kennengelernt habe, von einem Gast nach ihr gefragt zu werden.« Ihr Blick bohrte sich in Paul Coopers Schultern. »Also was hast du mit ihm zu schaffen?«
Kate folgte Melanies Blick und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Alles und gar nichts. Ich habe letzte Woche ein Vorstellungsgespräch bei ihm gehabt. Leider ist nichts daraus geworden. Aber er wollte mir trotzdem helfen und hat mich ans Black Orchid verwiesen. Hier bin ich. Und das ist auch schon die ganze Geschichte.«
Melanies Blick ruhte lange und eindringlich auf Paul. Zum Glück schien sein Smartphone interessanter als das Geschehen im Saints. Noch gab es nichts zu sehen, die Bühne lag im Dämmerlicht, leise Musik durchspülte den Raum wie eine sanfte Brise. Nur hier und da saß vereinzelt ein Gast an einem der Tische. Ein weiterer Barkeeper hatte für Melanie übernommen und erledigte die wenigen Bestellungen der einzigen Bedienung und der Gäste an der Bar. »Es ist dir durchaus gestattet, dich mit einem Kunden einzulassen, also wenn du Lust auf ihn haben solltest, dann nur zu«, erklärte Melanie. Kate atmete innerlich tief durch und fragte sich erneut, an was für einen Arbeitgeber sie hier geraten war. Bevor sie nachfragen konnte, fuhr Melanie fort. »Aber in diesem speziellen Fall würde ich dir dringend davon abraten. Paul Coopers himmelblaue Augen, sein verschmitztes Grinsen und sein athletischer Körper haben bereits unzählige Damen genossen. Er besucht den Club seit Jahren.«
Kate kam ein seltsamer Gedanke. »Ist das hier ein … Sexclub?«
Melanie blickte sie einen Augenblick irritiert an. »Natürlich nicht. Das Black Orchid ist sehr seriös. Ich wollte damit nur sagen, dass du nicht glücklich werden würdest, wenn du seinem Drängen nachgibst. Glaube nicht, dass er dich ohne Hintergedanken hierher vermittelt hat. Hinter seinen Gefälligkeiten steckt immer mehr.« Um ihren Worten etwas mehr Dramatik zu verleihen, nippte Melanie an ihrem Wasser und ließ ihren Blick noch einmal auf Pauls Schulter ruhen. »Wie du dich entscheidest, sollte er Interesse zeigen, ist allein deine Sache. So lange deine Arbeit nicht darunter leidet, ist es mir egal. Haben wir uns verstanden?« Sie eindringlich musternd wartete Melanie geduldig auf Kates Antwort. Intuitiv wusste Kate, dass davon ihr Verhältnis zu ihrer Vorgesetzten abhing. Sie wollte sich auf gar keinen Fall den Stempel des leicht zu habenden Mädchens aufdrücken lassen, noch dass sie für einen Job die Beine breitmachte. So jemand war sie nicht.
»Natürlich. Paul Cooper wird meine Arbeit nicht beeinflussen. Er hat mir nur einen Tipp gegeben, mich hier zu bewerben. Seine Anwesenheit beeinträchtigt meine Konzentration nicht. Schließlich ist er nur ein Mann und wir sind alle professionell genug, Beruf und Privatleben voneinander zu trennen.« Melanie lächelte sie aufrichtig an.
»Gut gebrüllt, Löwin. Dann bin ich ja beruhigt.« Sie tätschelte freundschaftlich ihre Hand. »Ich wollte dir wirklich nicht zu nahe treten, aber der Club schafft Gelegenheiten, die die mentale Verfassung einiger beträchtlich ins Wanken bringen kann. Du sollst nur wissen, dass du zu nichts verpflichtet bist, egal, was er dir einflüstern möchte.« Kurz angebunden deutete Mel auf ihr Glas. »So, und jetzt trink aus. In knapp einer Stunde wird der Laden brummen und ich möchte, dass du heute Abend voll einsteigst.«
Kate nickte mechanisch, obwohl sie Melanies letzte Bemerkung nicht ganz einordnen konnte. Das Black Orchid war laut ihren Aussagen ein seriöser Club und machte auch ganz den Eindruck, doch die Worte ihrer Vorgesetzten gärten in ihr, ließen Zweifel aufkommen. Was immer diesen Club genau ausmachte, normal war hier überhaupt nichts. Doch Kate hatte keine Zeit, sich länger den Kopf darüber zu zerbrechen.