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Werfe einen Blick in den exklusivsten Club der Stadt! Zwei Romane in einem Sammelband! Black Orchid - Broken Limits Wer seine Lust nicht kennt, muss seine Grenzen durchbrechen, um wahrhaftige Befriedigung zu finden. Amalia und Andrew Newport sind das, was man sich in New York unter dem perfekten Paar vorstellt. Sie, die erfolgreiche Galeristin, und er ein gefeierter Chirurg. In der Öffentlichkeit führen sie die perfekte Ehe, doch im Bett passiert ... nichts. Als Andrew einen Seitensprung in Erwägung zieht, kommt ihm der Vorschlag seines Schwager Ash gerade recht: Ein Besuch im Black Orchid. Amalia lernt schnell, dass sie ihren Mann überhaupt nicht kennt. Hin und her gerissen zwischen Verlangen und Abneigung reißt Andrew seine Frau in das wohl größte Abenteuer ihres Lebens: Die Erkundung ihrer eigenen Lust. Black Orchid - Forbidden Feelings Don’t fuck the Boss! Elena Isabell Aranda liebt ihre Arbeit als Escort im exklusivsten Nachtclub der Stadt. Sie genießt es, den Besuchern beim Erkunden der eigenen sexuellen Freiheit unter die Arme zu greifen. Doch der neue Geschäftsführer bringt sie vollkommen durcheinander. Sie will ihren Grundsatz befolgen, doch fühlt sich eindeutig zu Andrew Feron hingezogen. Die gegenseitige Anziehungskraft lässt sie einander immer wieder begegnen. Als Elena in Geldnot gerät, ersinnt Andrew eine Möglichkeit, der sturen Mitarbeiterin zu helfen, ohne dass sie ihren Stolz verliert. Können Andrew und Elena aus diesem fragilen Gerüst zwischen Lügen und Halbwahrheiten doch noch zueinanderfinden?
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Sammelband 4
Kitty Harper
Über die Autorin:
Kitty Harper ist das Pseudonym einer jungen Mutter, die gerne in sinnliche Erotik abtaucht, ohne dabei vulgär zu werden. Manchmal ein wenig SM, manchmal aber auch starke Frauen, die den Herren der Schöpfung zeigen, wo es langgeht. Kitty hofft, dass ihr genauso viel Spaß an ihren Geschichten habt, wie sie selbst.
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Black Orchid – Broken Limits
(Black Orchid 6)
Von Kitty Harper
Buchbeschreibung:
Wer seine Lust nicht kennt, muss seine Grenzen durchbrechen, um wahrhaftige Befriedigung zu finden.
Amalia und Andrew Newport sind das, was man sich in New York unter dem perfekten Paar vorstellt. Sie, die erfolgreiche Galeristin, und er ein gefeierter Chirurg. In der Öffentlichkeit führen sie die perfekte Ehe, doch im Bett passiert ... nichts. Als Andrew einen Seitensprung in Erwägung zieht, kommt ihm der Vorschlag seines Schwagers Ash gerade recht: Ein Besuch im Black Orchid. Amalia lernt schnell, dass sie ihren Mann überhaupt nicht kennt. Hin und her gerissen zwischen Verlangen und Abneigung reißt Andrew seine Frau in das wohl größte Abenteuer ihres Lebens: Die Erkundung ihrer eigenen Lust.
Ernüchtert blickte Amalia Newport in den Inhalt einer kleinen Papiertüte. Das konnte doch unmöglich Brittanys Ernst sein! Sie hatte ihre Assistentin bereits vor Wochen mit der Besorgung eines Geschenks für Andrew beauftragt – und was schleppte sie an? Einen schnöden Ledergürtel! Einen Gürtel!
»Andrew hat bestimmt hunderte Gürtel!«, schimpfte Amalia und pfefferte die Tüte zurück auf den Schreibtisch ihrer Assistentin. Die junge Brünette zuckte zusammen.
»Aber, Ami, das ist ein ganz besonderer Gürtel, aus echten Nappaleder mit Intarsien. Und die Unterseite ist aus besonders weichem ...«
»Ist mir egal! Ich kann doch einem Mann wie Andrew Newport keinen Gürtel schenken!«
»Jeder Mann braucht Gürtel!« Brittany schob die Unterlippe in einem Anflug von Trotz vor. »Ich fand, der Gürtel ist das perfekte Geschenk. Die Schnalle ist aus Gold!«
Amalia rollte mit den Augen. »Ein Gürtel, ich fass es nicht.« Nachdenklich schielte sie zum Kalender, als ob sie noch Tage lang Zeit hätte, dabei fand Andrews Geburtstagsparty bereits heute Abend statt. Am späten Nachmittag würde sie die Räume für den Besuchsverkehr schließen, das Buffet aufbauen lassen, die Band einlassen und ab zwanzig Uhr würden sie feiern. Andrew ahnte nichts davon, sie hatte ihn lediglich gebeten, sie gegen acht von der Galerie abzuholen. Er hatte zwar etwas die Stirn gerunzelt, denn die Uhrzeit war ziemlich ungewöhnlich, sich schließlich doch gefügt. Amalias Liste der Dinge, die sie vor der Party noch zu erledigen hatte, wurde immer länger und länger. Sie konnte sich nicht auch noch um ein neues Geschenk kümmern. Gut, dann eben der Gürtel.
»Aber pepp das Geschenk noch mit einer hochwertigen Karte auf. Irgendwas ...«, sie wedelte mit der Hand, bevor sie sich ihre blonden Locken hinters Ohr strich, »na, dir fällt schon was ein. Du bist schließlich ein kreativer Mensch, oder Brittany?«, setzte sie spitz hinzu, wirbelte auf dem Absatz herum und stolzierte in ihr Büro. Gott, Brittany war Kunststudentin im vierten Jahr, sie war unglaublich talentiert, fleißig und umsichtig. Normalerweise jedenfalls. Was hatte sie sich nur bei dem Gürtel gedacht? Und für gewöhnlich spielte Amalie ihre Chef-Karte nie aus, maßregelte ihre Angestellten nicht – zumindest nicht in diesem herablassenden Tonfall. Wenn es ein Problem gab oder jemand Mist gebaut hatte, versuchten sie gemeinsam, das Beste aus der Situation herauszuholen. Brittany und sie zogen immer an einem Strang. Was war nur los mit ihr?
Amalia, oder Ami, wie sie von ihren Freundinnen gerne genannt wurde, fuhr sich durchs Haar und ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen. Vielleicht hatte sie sich tatsächlich zu viel zugemutet. Drei Ausstellungen in vier Wochen. Das ständige Wechseln der Gemälde, die Parties, die gefühlt ununterbrochen in ihren Räumlichkeiten stattfanden, zehrten an ihren Nerven. Und dann auch noch Andrews Geburtstag. Selbstredend, dass der ordentlich gefeiert werden musste, mit allen wichtigen Persönlichkeiten der Stadt. Schließlich winkte ihm ein Sitz im Vorstand.
Natürlich wuchs ihr Erfolg auch in dem Maße, in dem sie ihre Kraft in die Galerie steckte, aber so allmählich brauchte sie eine Auszeit. Die Party würde die perfekte Ablenkung sein und Ami nahm sich fest vor, in den nächsten Wochen ihren Terminkalender deutlich zu entzerren. Sie konnte es sich leisten.
*
Drei Stunden später brummte der Laden, wie Brittany sich gerne jugendlich frech ausdrückte. Amalia hatte ihren Streit um den Gürtel bereits vergessen und sich bei ihrer Assistentin mit einer gemurmelten Entschuldigung für das Geschenk bedankt. Brit konnte schließlich nichts dafür, dass Ami unter zu viel Stress litt. Brittany war ihrem Blick ausgewichen. Normalerweise hätte Ami das seltsame Verhalten ihrer Assistentin registriert und sie darauf angesprochen, doch sie hielt sich zurück. Der Streit lag der jungen Frau bestimmt schwer im Magen. Sie würde Montagmorgen mit ihr reden. Zudem hatte Ami gerade keinen Kopf für verletzte Gefühle, heute würde gefeiert werden. In gut einer Stunde betrat Andrew nichts ahnend durch die Tiefgarage das Gebäude und fuhr mit dem Fahrstuhl direkt in ihre Galerie-Räume. Auf sein Gesicht freute sich Amalia schon den ganzen Tag. Deshalb war sie auch so angespannt gewesen. Unter gar keinen Umständen wollte sie Andrew enttäuschen. Kurz vor zwanzig Uhr löschte sie das Licht in den Galerieräumen und wies ihre Freunde an, sich mucksmäuschenstill zu verhalten. Verschwörerisch lächelte sie ihrem Bruder zu. Ash bediente die Musikanlage und die Beleuchtung. Die Spannung stieg. Bereits gefüllte Sektgläser klirrten aneinander, Stimmen unterhielten sich flüsternd. Amalias Herz klopfte bis zum Anschlag, als die Anzeige über der Fahrstuhltür aufleuchtete und der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte – Richtung Tiefgarage.
»Still jetzt«, richtete sie die Stimme in die Menge. »Er kommt.«
Andrew Newport lehnte sich an die rückwärtige Fahrstuhlwand und schloss die Augen, während sich die Kabine langsam in Bewegung setzte. Warum noch musste er Ami von der Arbeit abholen? Angestrengt rieb er sich die Nasenwurzel und blinzelte ein paar Mal. Er wollte nur noch schlafen. Auch wenn heute sein Geburtstag war, machte der OP-Kalender leider keine Pause, nur damit er Kuchen essen konnte. Apropos Kuchen. Die Schwestern in der Klinik hatten ihm eine riesige Torte spendiert, mit Sahne und grünem Wackelpudding in Gehirnform. Er hatte etwas angestrengt nachdenken müssen. Seiner Erinnerung zufolge waren Gehirne nicht grün und er kein Neurochirurg, aber das machte überhaupt nichts. Die zuckersüße Reagan, die für das Prachtstück verantwortlich und selbst auch nicht von schlechten Eltern war, hatte sich vielmals bei ihm entschuldigt. Die rote Götterspeise war für den ersten Versuch draufgegangen, der leider misslungen war. Kein Problem. Andrew musste noch immer grinsen, als sie ihm zwinkernd angeboten hatte, gemeinsam in der Besenkammer zu verschwinden.
Andrew atmete tief ein und rieb sich über das Gesicht. Er war kurz davor gewesen, Reagans Vorschlag anzunehmen. Zu Hause lief seit Monaten überhaupt nichts. Da war er ein erfolgreicher Schönheitschirurg und Amalia eine begehrte Galeristin, aber ihr Privatleben lag praktisch auf Eis. Wie gerne hätte er mal wieder eine Nacht durchgevögelt, so wie sie das während des Studiums getan hatten. Ami hatte Kunstgeschichte studiert, während er sich durch Anatomie gequält hatte und in ihrer Freizeit hatte er seine Kenntnisse des menschlichen Körpers an seiner Freundin erweitert. Andrew grinste. Das waren noch Zeiten gewesen. Aber offensichtlich gehörten hemmungslose Nächte in die Studentenzeit, jetzt waren sie erwachsen und damit hatte es sich.
Andrew ertappte sich immer öfter dabei, wie er anderen Frauen nachschaute. Himmel, sie waren seit mehr als acht Jahren ein Paar und die Hälfte davon verheiratet. Sie waren beruflich dermaßen erfolgreich, was natürlich auch ein nicht zu verachtendes Arbeitspensum mit sich brachte. Vielleicht brauchten sie Urlaub ... Andrew war gedanklich schon auf Hawaii und stellte sich seine Ehefrau in Kokosnuss-BH und Baströckchen vor, als die Fahrstuhltüren auseinanderglitten und komplette Dunkelheit ihn empfing. Argwöhnisch blickte er sich um, trat einen unsicheren Schritt in den Flur und ließ seinen Blick suchend umherschweifen. Nur die Straßenbeleuchtung mehrere Stockwerke unter ihm drang durch die verglaste Front und spendete etwas Helligkeit.
»Ami?«, rief er nervös. Vielleicht war der Strom ausgefallen ... aber dann hätte der Fahrstuhl nicht funktioniert. Sehr seltsam. »Ami? Alles in Ordnung?«
Andrew fuhr sich angespannt durch die kurzen blonden Locken, als eine Bewegung zu seiner Rechten seine Aufmerksamkeit anzog. »Ami?« Das musste einfach seine Frau sein! Alles andere war unmöglich. Sein Kopfkino sprang an und präsentierte ihm in Sekundenbruchteilen verschiedene Szenarien, die er wohl alle mal bei CSI gesehen hatte. Plötzlich sprang das Licht an, laute Musik ertönte und ein Chor aus Stimmen schrie ihn mit einem gejohlten »Happy Birthday!« an. Andrews Herzschlag machte noch eine heftige Beschleunigung durch, und als ihm Ami mit zwei Gläsern in den Händen um den Hals fiel und ihm ein zärtliches »Herzlichen Glückwunsch, Schatz!« ins Ohr hauchte, sackten ihm erleichtert die Schultern herunter. Seine Frau löste sich von ihm und funkelte ihn amüsiert an.
»Na? Überraschung gelungen?«
Andrew schüttelte lachend den Kopf. »Und wie!« Ein wenig ernüchtert war er schon und eigentlich viel zu müde für die Party. Doch unter den Gästen, die ihm nach und nach gratulierten, war auch Reagan. Ein paar Schwestern aus der Klinik hatten sich ihr angeschlossen und ein paar Assistenzärzte hatte er auch entdeckt. Sogar sein Boss, Logan Michaels, Chefchirurg, kam lächelnd auf ihn zu und schüttelte ihm kräftig die Hand. »Herzlichen Glückwunsch, Newport. Ich muss zugeben, Ihre Frau hat sich wirklich etwas für Sie einfallen lassen.« Andrew verzog unwillig das Gesicht. Und sie hatte tatsächlich jeden eingeladen, den er kannte. Die Party glich eher einer Vernissage als seinem Geburtstag. Viel lieber wäre er in einen Pub gegangen, oder eine Runde Poker mit Bier, aber so war Amalia eben. Der Glamour lag ihr im Blut. Widerwillig nippte Andrew an seinem Champagner und nahm aufgesetzt lächelnd die Glückwünsche von Menschen entgegen, denen er vielleicht einmal im Leben begegnet war.
»Es ist gut für dich«, raunte ihm Amalia ins Ohr und hakte sich bei ihm unter. »Neue Bekanntschaften machen und alte festigen. Schließlich könntest du bald in den Vorstand aufsteigen. Logan ist zumindest sehr angetan von der Party. Seine Stimme hast du sicher.« Wie Andrew das hasste. Dieses Kontakteknüpfen lag ihm überhaupt nicht und im Übrigen wollte er nicht in den Vorstand, er wollte operieren. Amalia hasste es.
»Du hast einen Chirurg geheiratet, und keinen Politiker.« Kurz warf sie ihm einen pikierten Blick zu, als ob sie an seinem Verstand zweifelte. Doch dann hatte sie sich wieder im Griff und begegnete seiner versteinerten Miene mit einem aufgesetzten Lachen.
»Ach, Andrew! Noch hat sich niemand gegen politischen Einfluss gewehrt, nicht wahr?«
Andrew nickte lächelnd. »Natürlich, Schatz.« Er wäre der Erste.
Eine halbe Stunde später folgte die Torte. Und nachdem er sie angeschnitten und jeder mit einem ordentlichen Stück Erdbeersahnetorte bewaffnet war – bis auf Amalia, sie hatte sich für eine winzige Ecke entschieden, ihrer Figur zuliebe – forderte man lautstark das Öffnen einiger Geschenke.
»Nimm das von deiner Frau!«, grölte Ash, Amalias Bruder, und schlang seinen Arm um eine adrette Blondine. Andrew erinnerte sich genau an die kühle Schönheit, die letzte Woche ihre Software in der Klinik vorgestellt hatte. Zwar war er Schönheitschirurg, aber das Krankenhaus unterhielt ebenso eine onkologische Abteilung. Er musste neidlos zugeben, dass Evie Stevens es geschafft hatte, den Vorstand ausnahmslos von ihrem Archer zu überzeugen. Die Mittel für die Anschaffung der Software mussten nur noch bewilligt werden, eine reine Formalität. Nun kamen Andrew Zweifel. Vielleicht wäre ein Posten in den heiligen Hallen der Klinik nicht allzu schlecht. Immerhin könnte er dann mitentscheiden und nicht nur einen Teil seines Gehalts als stiller Teilhaber investieren. »Mach schon, Kumpel!«
Ash winkte ihm zu. »Ich will wissen, welche Obszönitäten demnächst in eurem Schlafzimmer stattfinden.« Andrew blickte zu seiner Frau. Sie klammerte sich so fest an ihrer Champagnerflöte, dass ihre Knöchel weiß hervortraten, und der Blick, den sie ihrem Bruder zuwarf, war tödlicher als ein Nervengift. Ash allerdings grinste nur und küsste Evie. Allein wegen Amalias Blick ließ er seine Augen suchend über den prall gefüllten Geschenketisch schweifen.
»Ach, Schatz, das wäre doch deinen anderen Gästen unfair gegenüber. Nimm einfach irgendein Geschenk!«, schaltete sich Amalia ein und griff wahllos ein Päckchen vom Tisch. Doch Andrew dachte gar nicht daran.
»Nein, nein. Ich will wissen, was du für mich hast. Die Gäste sicher auch, oder?« Lauernd blickte er in die Runde und erntete zustimmendes Gejohle. Der Alkoholpegel unter den Gästen war beachtlich. Ausgelassen wurde er angefeuert.
»Das ist eine ganz blöde Idee!«, murmelte Amalia.
Andrews Augenbraue wanderte nach oben. »Etwas Schlüpfriges? DU wirst mir doch keinen String gekauft haben, oder?« Langsam fand er Gefallen an der Party.
Amalia schüttelte den Kopf und lehnte die Stirn gegen das Glas. »Nein, es ist total langweilig.«
»Na dann brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen, Liebling.«
»Ich hab‘s!« Mary aus der Onkologie beförderte eine kleine, viereckige Schachtel zutage. »Es hat sich ganz hinten versteckt gehabt.« Sie zwinkerte Andrew verschwörerisch zu. Misstrauisch musterte er die adrette dunkelhaarige Vollblutkrankenschwester und fragte sich, ob er schon mal in ihr gewesen war, so wie sie ihm ihre Brüste in dem hautengen Oberteil präsentierte, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Geschenk zuwandte.
»Danke, Mary!« Andrew zwinkerte ihr charmant zu und gab vor, Amalias Schnauben zu ignorieren. Mann, sie sollte sich beruhigen. Immerhin hatte er nicht mit Mary gevögelt! Und außerdem war heute sein Geburtstag. Andrew wandte sich zur Seite und schenkte Amalia ein Lächeln, welches normalerweise seine Wirkung nicht verfehlte. Sie runzelte vielsagend die Stirn und deutete auf das Geschenk.
»Es ist nichts Besonderes«, rechtfertigte sie sich. »Ich bin immer so unkreativ.« Sie spielte mit dem Stil ihrer Champagnerflöte und blickte in die Runde. Die Gäste murmelten zustimmend. Nicht, dass sie sich gerade in einer Galerie befanden. Amalia sollte der Inbegriff an Kreativität sein. Doch das schien keinen der Anwesenden zu stören. Amalia konnte verdammt gut die Sympathien ihres Publikums einheimsen, einfach indem sie sich selbst winzige Makel zufügte, und schon flogen ihr die Herzen zu. Inklusive seinem. Andrew seufzte.
»Ach was, ich freue mich über jedes Geschenk«, sprach er die Worte, die sie zu hören von ihm erwartete. Sie führten diesen Eiertanz seit Jahren in der Öffentlichkeit auf. Dann hob er den Deckel von der Schachtel. Eine weitere Box verbarg sich darin. Andrew stellte sie auf den Tisch und hob ein Kästchen an. Darunter verbarg sich eine weitere, bunt bedruckte, quadratische Schachtel. Andrews Augen weiteten sich, als er das Bild auf dem Deckel identifizierte.
»Amalia!«, hauchte er empört. Dabei musste er nicht einmal sein schauspielerisches Talent einsetzen. Das Bild entlockte ihm tatsächlich Luftschnappen.
Amalia lächelte. »Keine Ursache, Liebling. Zeig unseren Gästen doch dein Geschenk. Ich entschuldige mich nochmals für meine Unkreativität.«
Andrew hob den Blick und fixierte seine Ehefrau. »Das ist ganz und gar nicht unkreativ. Und ich weiß nicht, ob das unsere Gäste sehen möchten.«
Gejohle aus den hinteren Reihen brandete ihm entgegen. »Natürlich, Andy! Zeig uns, was dir deine Frau geschenkt hat.«
Andrew rollte mit den Augen und suchte erneut Zustimmung bei Amalia. Auffordernd nickte sie ihm zu. Okay, sie hatte es so gewollt. Andrew hob die Schachtel mit den delikaten Fotos aus dem Verpackungskarton. Amalia schnappte neben ihm nach Luft, woraufhin er sich irritiert zu ihr umwandte. Panik glitzerte in ihrem Blick und sie schüttelte heftig den Kopf. Doch da hatte Peter, einer seiner Assistenzärzte, ihm die Schachtel bereits abgenommen und zeigte sie johlend herum. Auf jeder ebenen Fläche rekelte sich eine leicht bekleidete Dame und warf dem Betrachter Kusshändchen oder intensive Blicke zu. Eine Dame präsentierte ihm auch ihren prallen Hintern. Andrew stöhnte erstickt.
»Das ist ...«, stammelte Amalia und zeigte auf die Schachtel, »... das habe ich nicht ...«
Andrew ging schnell zu ihr und nahm sie in die Arme. »Spiel mit, Süße«, raunte er ihr zu. Amalia starrte ihn erschrocken an, doch dann schien sie zu verstehen. Vor den Gästen eine Szene zu machen, entsprach so gar nicht ihrer Vorstellung von einer gelungenen Geburtstagsparty. »Vielen Dank, Liebling. Das ist wirklich das perfekte Geschenk!«
Viele Umstehende räusperten sich und als Andrew über die Schulter seiner Frau sah, konnte er ebenfalls einige ausweichende Blicke sehen. Spießer! Wieder andere prosteten ihm zu oder gratulierten ihm mit einem gewinnenden Nicken. Obwohl Andrew das Gefühl hatte, dass einige der Anwesenden das Geschenk nicht guthießen, erntete er überwiegend Zustimmung. Zärtlich beugte er sich zu Amalia und platzierte einen Kuss hinter ihrem Ohr. In seinen Armen versteifte sie sich, doch er war nicht gewillt, ihre Gegenwehr zu dulden. Ob Missverständnis oder nicht, die Gäste hatten das Geschenk zu Gesicht bekommen, also würde er das Spiel auch zu Ende spielen. Ganz nebenbei bemerkt, hatte er den ganzen Abend nicht so viel Spaß gehabt wie in den letzten paar Minuten.
»Ich glaube, unsere Gäste denken, wir haben ein sehr aktives Sexleben. Wollen wir sie in dem Glauben belassen?«
Amalia musterte ihn mit versteinerter Miene. Ihr Blick sagte ganz deutlich, dass heute noch Köpfe rollen würden. Doch dann entspannte sie sich in seinen Armen und nickte widerwillig. »Dann mach weiter.« Andrew lächelte.
»Das ist meine Frau«, knurrte er und presste ihr einen harten Kuss auf die Lippen. Amalia wich keuchend zurück. Genüsslich betrachtete er sie und schenkte ihr ein hungriges Lächeln. Verdammt, er mochte, wie sie reagierte. Wann war sie nur so prüde geworden? Hastig wandte er sich von ihr ab und dem Geschenk wieder zu.
»Wollen wir nachsehen, was in der Schachtel ist?« Zustimmendes Gemurmel aus dem Publikum veranlasste ihn, den Deckel von der Schachtel abzuheben. Erschrocken wich er zurück, als ihm eine Karte entgegensprang, begleitet von einem Konfettiregen. Geschickt fing Andrew die Karte auf, deren Cover ebenfalls eine leicht bekleidete Dame zeigte. Ihr Hintern ragte über ihre Schultern hinaus und sie warf ihm Kusshändchen zu. Andrew lachte und schlug die Karte auf. Die Gäste applaudierten und einige vereinzelte Rufe nach Vorlesen wurden laut.
Andrew blickte fragend zu Amalia, doch sie zuckte nur mit den Schultern, eine Härte in den Augen, die deutlich machte, wie gut sie sich unter Kontrolle hatte. Ihre Finger krallten sich um den Stil ihrer Champagnerflöte und Andrew fragte sich kurz, ob sie es schaffen würde, das Glas zu zerbrechen. Doch Amalias Selbstbeherrschung war wie immer bewundernswert. Andrew räusperte sich und schlug die Karte auf. »Ihr habt es so gewollt«, begann er und überflog die Zeilen. Eine Augenbraue wanderte nach oben. Das hatte Amalia definitiv nicht geschrieben. Ob er es wirklich vorlesen sollte? Doch als er aufblickte und seine Frau noch immer diesen versteinerten Blick in die Runde warf, beschloss er, ihre Fassade ein wenig ins Wanken zu bringen. Warum auch nicht? Sie hatte ihn ja dazu aufgefordert. Andrews Lächeln wurde eine Spur teuflisch, als er sich räusperte, die Rufe, er solle endlich vorlesen, ignorierte er geflissentlich. »Lieber Andrew, zum Geburtstag würde ich mir gerne von dir den Hintern versohlen lassen – wahlweise dürftest du mich auch nackt im Keller anketten. Was immer du willst. Happy Birthday, mein Schatz.«
Gejohle und Applaus wurden laut, doch Andrew hatte nur Augen für Amalia. »Wirklich, Schatz?«, wandte er sich an sie. Amalia knirschte mit den Zähnen. »Du hast das eigentliche Geschenk noch gar nicht aufgemacht.« Irgendwie war ihm sonnenklar, dass die Karte und die Box auf keinen Fall von Amalia kommen konnten.
»Wie du willst, mal sehen, was jetzt noch kommt! Was könnte dieses frivole Angebot noch toppen?«
»Keine Ahnung, sieh einfach nach!« Amalia lächelte gezwungen.
Andrew griff in den Karton und beförderte ein in edles, schwarzes Seidenpapier geschlungenes Päckchen zutage. »Aufmachen, aufmachen!« Vermutlich erwarteten die Gäste noch weitere anrüchige Geschenke, doch die Mienen wurden ziemlich lang, als er einen einfachen, schwarzen Ledergürtel zutage förderte. Doch für Andrew ergab die Karte einen völlig anderen Sinn, in Verbindung mit dem Gürtel. Er faltete den Gürtel und ließ ihn knallen. Amalia zuckte unwirklich zusammen.
»Vielen Dank, Liebling. Ich hatte ja keine Ahnung, wonach du dich sehnst«, raunte er ihr zu. Die Umstehenden hatten sich bereits wieder anderen Gesprächen zugewandt, doch Andrew hatte nur Augen für seine Frau. Sehnte sie sich wirklich danach? Er schaffte es kaum, hinter ihre eiskalte Fassade zu blicken, doch dieses Zusammenzucken, dieser schüchterne Blick, dieser unsichere Augenaufschlag ... verdammt. Plötzlich empfand er seine Hose als viel zu eng.
Nach dem Öffnen der Geschenke zog sich Andrew in eine etwas ruhigere Ecke zurück. Er brauchte dringend eine Atempause, um über Amalias Geschenk nachzudenken, als sein Schwager Ash mit zwei Bier in der Hand auf ihn zu schlenderte, ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen. Ash genoss derzeit das Leben in vollen Zügen und blühte regelrecht auf, nachdem man ihn vor einem Jahr aus dem Architekturbüro seines Vaters verbannt hatte. Die Exkommunizierung war recht schmerzhaft gewesen, auch wenn man ihm das Ausscheiden aus der Firma mit einer stattlichen Summe honorierte. Die Hunters hatten Geld wie Heu. Obwohl sich Geralt seinen Sohn als seinen Nachfolger heranziehen wollte, hatte er schließlich einsehen müssen, dass Ash nicht für die Geschäftswelt geschaffen war, nein, Ash war ein Künstler, genau wie Amalia. Nächste Woche würde sie die erste Ausstellung ihres Bruders ausrichten, allesamt Aktfotografien in Schwarzweiß. Andrew hatte bereits einen Blick auf seine Werke werfen dürfen und selbst für sein unkünstlerisches Auge waren die Bilder beeindruckend gewesen.
»Dich schickt der Himmel.« Dankend nahm er das Bier entgegen. »Ich hab die Nase so gestrichen voll von Schampus.«
Ash reichte ihm die Hand. »Du wusstest, worauf du dich einlässt, als du bei den Hunters eingeheiratet hast, Kumpel.« Ash prostete ihm zu. »Happy Birthday, Andy.«
Andrew stieß mit ihm an. Schweigend genossen sie ein paar Schlucke Bier. »Und wie läuft die Kunst?«, versuchte Andrew ein Gespräch, doch Ash winkte ab.
»Ich bin nicht hier, um mit dir über meine Bilder zu plaudern.« Ash stellte sich neben ihn, eine Hand in der Hosentasche versenkt, deutete er mit der anderen und dem Bier auf Amalia und Evie, die sich angeregt unterhielten. »Bist du sicher, dass meine Schwester ein solches ... Verlangen hat?«
Andrew verschluckte sich fast an dem Schluck Bier, den er gerade genommen hatte. Die gärige Flüssigkeit stieg ihm in die Nase und trieb ihm die Tränen in die Augen. Erstickt hustete er in seine Faust, während Ash ihn lachend beobachtete. »Was weiß ich? Sie ist nicht meine Schwester.«
Ash prostete ihm zu. »Stimmt, sie ist deine Frau. Also steh dazu. Was sagt das Geschenk über das, was so in eurem Schlafzimmer passiert, aus?«
Andrew fasste seinen Schwager ins Auge. »Dass dich das absolut nichts angeht.«
Ash nickte. »Ah, doch so schlimm.«
»Was meinst du?«
»Hast du ihren Blick gesehen? Sie war ganz und gar nicht begeistert von dem Geschenk. Ich wette, sie hat ihre Assistentin einkaufen geschickt.«
»Brittany? Meinst du, sie steht auf sowas?« Amalias Angestellte stand weit abseits und klammerte sich mit einer Verzweiflung an ihr Glas, das er misstrauisch wurde. Immer wieder blickte sie verunsichert zu ihrer Chefin, die zwar vorgab, sich angeregt mit Evie zu unterhalten, doch ihre Selbstbeherrschung stand auf einer harten Probe. Sie sah aus, als würde sie am liebsten irgendwen erwürgen.
Ash schüttelte den Kopf. »Dieses graue Mäuschen? Im Leben nicht. Für dich stellt sich eigentlich nur eine Frage.« Genüsslich betrachtete Ash seine Schwester. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, das Andrew nervös machte. Dieses eigenartige Glitzern kannte er so gar nicht von Ash.
»Welche?«, stieß er eher aus einem Reflex heraus hervor. Wollte er wirklich wissen, was Ash Hunter so durch den Kopf ging?
»Ob du diese Steilvorlage nutzen und neuen Schwung in euer Sexleben bringen willst.«
Andrew hob die Augenbraue. Nicht, dass er sexuell frustriert war, aber etwas mehr Pep wünschte er sich schon, sonst lief er über kurz oder lang Gefahr, sich seine Befriedigung im Krankenhaus und nicht bei seiner Frau zu holen. An Gelegenheiten mangelte es ihm jedenfalls nicht.
»Lass hören.«
Ash lächelte hinterlistig, griff nach einer Serviette und notierte hastig eine Adresse. »Kannst du innerhalb von vierundzwanzig Stunden einen Aidstest von dir und Amalia bekommen?«
Andrew blinzelte verwirrt. »Natürlich, ich bin Arzt. Wenn ich will, krieg ich den Test innerhalb von ein paar Stunden.«
Ash nickte. »Gut. Dann kommt morgen Abend zu dieser Adresse. Ich nehme euch persönlich in Empfang. Passt acht Uhr?«
Andrew nickte und starrte auf die Serviette. »World Trade Center? Was ist da?«
Ash beugte sich vor und stopfte die Serviette in Andrews Brusttasche. »Die Erfüllung deiner geheimsten Wünsche.«
Andrew starrte Ash entsetzt an. »Ein Sexclub?«
Ash zuckte mit den Schultern. »Alles ist möglich, nichts zwingend. Du könntest es mal ausprobieren.«
Andrew schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Ash, ob so ein Club etwas für Amalia und mich ist. Das Geschenk war doch eher ein Versehen, oder? Allerdings war ihr Blick ... ich mag diesen schockierten Ausdruck in ihren Augen. Dahinter kam ein wenig von der frühreren Amalia zum Vorschein, als sie noch nicht den gesellschaftlichen Zwängen eurer verdammten Familie unterlag.« Nachdenklich ließ er seine Augen auf seiner Frau ruhen und stellte sie sich nackt vor. Unwillkürlich kam ihm der Gürtel in den Sinn und was er alles damit tun könnte. Alles ist möglich, hatte Ash gesagt. Alles. Aber wozu brauchte er dann einen solchen Club, wenn er den Gürtel und eine Frau hatte, mit der er heute Nacht ein Schlafzimmer teilen würde.
»Überleg es dir und ruf mich einfach an. Das Angebot steht.«
Andrew nickte dankend, ohne sich erneut seinem Schwager zuzuwenden. Lächelnd zog sich Ash zurück und überließ Andrew seinen – vermutlich – nicht ganz jugendfreien Gedanken.
*
Ein paar Stunden später gärte in Andrew immer noch das Verlangen, den Gürtel mit ins Schlafzimmer zu nehmen. Amalia war bereits oben und machte sich bettfertig, doch Andrew konnte nicht ans Schlafen denken. Seine Hose spannte. Einer Eingebung folgend griff er nach dem Geschenk seiner Frau und stieg die Treppe hinauf.
»Schatz, bist du schon im Bett?«, rief er in die Dunkelheit. Die Bettdecke raschelte und die Nachttischlampe wurde eingeschaltet.
»Natürlich. Es war ein anstrengender Tag. Komm ins Bett, Andrew.« Den Gürtel hinter seinem Rücken versteckend, näherte er sich seiner Frau.
»Ich bin noch nicht müde. Ich würde viel lieber mein Geschenk ausprobieren.« Sanft glitten seine Finger über das dunkle Leder.
»Was für ein Geschenk?« Verschlafen rieb sich Amalia die Augen.
»Dein Geschenk, Liebling. Du hast da eine Andeutung gemacht, die mich nicht mehr loslässt.«
Amalia richtete sich auf. »Andrew?« Er holte den Gürtel hinter seinem Rücken hervor und ließ ihn knallen. »Ich wusste bis heute nicht, dass du dich danach sehnst, aber ich würde es gerne mal ausprobieren.«
Amalias Augen wurden groß. »Andrew!«, empörte sie sich. »Das kann nicht dein Ernst sein! Was um Himmels Willen hast du mit dem Gürtel vor?«
Ein böses Lächeln huschte über Andrews Lippen. »Ich will das Leder auf deiner Haut sehen, Liebling. Zieh dich aus.«
Die Empörung färbte Amalias Wangen rot. »Niemals! Wie kannst du nur annehmen, dass ich dir diese Karte geschenkt habe! Das war Brittanys Idee und dafür wird sie bezahlen. Ich werde sie noch morgen feuern und ...«
Andrew kam um das Bett herum und fasste seine Frau hart am Kinn, zwang sie still zu halten und ihn anzusehen. »Lass Brittany da raus. Was in unserem Schlafzimmer passiert, geht nur uns etwas an.« Amalia starrte ihn entsetzt an, doch sie rührte sich nicht. Der Ausdruck in ihren Augen hatte etwas sehr Verletzliches und er wünschte sich nichts sehnlichster, als diesen Blick festzuhalten. Ein Beben durchlief ihren Körper, das er nicht wirklich deuten konnte. Hatte sie Angst?
»Hast du Angst?«, fragte er leise und ließ seinen Daumen über ihre Unterlippe gleiten.
»Ich weiß nicht«, flüsterte sie. Andrew lächelte, hob den Gürtel an und schlang ihn um ihren Hals. Amalia erbebte. »Andrew, ich will das nicht tun. Das ist abartig.«
»Was ist abartig?« Andrew nahm beide Enden das kühlen Leders in seine Hand und zog seine Frau daran näher. »Etwas zu tun, was dich anmacht?«
Unwillkürlich folgte sie seinem Zug, ging auf die Knie und kam näher. Andrew lächelte. »Braves Mädchen. Und jetzt küss mich.«
Amalia erschauerte. Er konnte spüren, wie sie sein Verhalten reizte, aber innerlich sperrte sie sich dagegen, Befehle von ihm zu empfangen. So hatten sie nie miteinander geschlafen. Der Sex war gut, aber immer auf Augenhöhe passiert. Er hatte ihr nie Anordnungen erteilt, sondern nach ihren Wünschen gefragt. Im Prinzip kannte er ihre Bedürfnisse, oder doch nicht? Andrews Lippen berührten die ihren und er beschloss, weiter zu gehen, obwohl er keine Ahnung hatte, was er hier überhaupt tat. Er griff nach ihrem Hintern und drückte sie gegen seine Erektion. Amalia schnaubte heftig, unterbrach den Kuss und starrte ihn entsetzt an.
»Andrew!«, keuchte sie. Erregung verdunkelte ihren Blick. Er glaubte fast schon, sie würde sich wieder an ihn schmiegen, doch dann wich sie zurück. »So schlafe ich auf gar keinen Fall mit dir! Das ist ja abartig! Nimm dieses verdammte Ding von meinem Hals!«
»Liebling, alles ist okay. Ich würde dir niemals weh tun. Nichts ist abartig, wenn es dir gefällt. Ich hab doch gesehen, dass es dich anmacht!«
Amalia schob ihre Finger unter das Leder und zerrte daran. »Mach. Mich. Los!«
»Ist das ein definitives Nein?« Himmel, wie sollte er ihre Grenzen kennen? Er fand, dass es sie erregte, so festgehalten zu werden, doch auf der anderen Seite hatte er auch Angst, etwas Falsches zu tun. Als ein Schauer ihren Körper erfasste, wusste er definitiv, dass sie es genoss. Doch ihr Denken unterwarf sich einem Korsett aus gesellschaftlichen Zwängen, das sie ohne Hilfe nicht abstreifen konnte. Und er hatte keine Ahnung, was er überhaupt tat. Ja, er wusste, was ihn erregte, aber er wusste auch, dass er gerade Neuland betrat. Wenn er einen falschen Schritt machte, könnte das die Beziehung zu seiner Frau zerstören. Und das wollte er auf gar keinen Fall. Was Andrew brauchte, war professionelle Anleitung. Wie in einem Sexclub. Verdammt.
Zärtlich ließ er seine Hand über Amalias Rücken gleiten, schlüpfte in ihre Pyjamahose und suchte sich einen Zugang zu ihrem blanken Arsch. Empört schnappte sie nach Luft, doch statt sich erneut gegen ihn aufzulehnen, atmete sie heftig ein. Andrew hob eine Augenbraue und beschloss, noch weiterzugehen. Seine Finger glitten ihre Pospalte entlang, suchten sich einen Weg zwischen ihre Schenkel und ertasteten glitschige Feuchte. Die Frau in seinen Armen warf den Kopf zurück und erschauerte so lustvoll, dass er erstaunt innehielt.
»Liebling?« Verunsichert sah er sie an. »Alles okay?« Amalias Körper erfasste eine lustvolle Welle und sie stieß ein leises Stöhnen aus.
»Das ist falsch«, murmelte sie benommen.
»Soll ich aufhören?«
»Ja, nein ... ja ...« Andrew neigte den Kopf zur Seite und schob sich weiter vor, ertastete ihre Klit und drückte sanft dagegen. Ein Schrei löste sich aus Amalias Kehle. So hingebungsvoll und voller Verlangen, dass Andrews Schwanz begeistert pulsierte. Er war schon drauf und dran, sich auf sie zu stürzen, als sie sich hastig die Hände vor den Mund schlug und entsetzt zurückwich, was nur deshalb möglich war, weil Andrew sich seiner eigenen Lust hingab und dadurch den Zug auf den Gürtel vernachlässigte. In der Bewegung leicht vorgebeugt, starrte er sie an. Wieso wich sie zurück? Das Entsetzen stand Amalia ins Gesicht geschrieben.
»Was tun wir hier, Andy?«
»Ich habe keine Ahnung.« Angestrengt fuhr er sich durchs Haar. »Und das ist wohl das größte Problem. Ich weiß nicht, wie ich dich anfassen soll, kann die Zeichen deines Körpers kaum deuten, obwohl es dich anzumachen scheint, so von mir berührt zu werden.«
Amalia schüttelte heftig den Kopf. »Es ist nicht normal.« Andrew sah seine Frau scharf an.
»Und das ist auch nicht normal. Wen interessiert, was wir hinter verschlossenen Türen machen? Das ist ganz allein unsere Sache. Oder willst du dein Sexualleben vor deiner Mutter ausbreiten?« Amalia schnaubte schockiert.
»Aber ...«
»Du hast gerade Geräusche von dir gegeben, die ich noch nie im Leben gehört habe, und wir sind immerhin seit acht Jahren ein Paar. Da warst richtig in Fahrt, Baby.«
Amalia riss die Augen auf. »Aber ... das ...«
Andrew beugte sich vor und stützte sich auf der Matratze ab. »Sei ehrlich. Hat es dir gefallen? So wie ich dich berührt habe? Keine Lügen, weil du glaubst, sowas nicht genießen zu dürfen. Hat es dich ... geil gemacht, den Gürtel an deinem Hals zu spüren und meine Hand in deinem Höschen ...?« Andrew beobachtete Amalia lauernd, bewegte sich Stück für Stück näher, bis er sich mit Händen und Knien auf der Matratze abstützte, während Amalia am äußersten Rand seiner Seite kauerte und ihn betrachtete, als hätte er den Verstand verloren.
»Ich sage dazu nichts!«, wehrte sie sich heftig. Andrew grinste, etwas anderes hatte er von seiner stocksteifen Gattin nicht erwartet. Aber er hatte sie an sich gespürt, ihre Feuchte gefühlt und er wollte mehr.
»Zieh deine Pyjamahose aus, Darling.«
»Wie bitte?!«, keuchte sie schockiert.
»Ich will dich an die Pflichten einer Ehefrau erinnern.«
»Andrew!«
Andrew beugte sich vor, griffe nach dem hauchzarten Stoff ihrer Hose und zerrte versuchsweise daran. »Ich habe heute Geburtstag!«
»Das ist unfair«, zischte Amalia, doch sie tat zu seiner grenzenlosen Überraschung tatsächlich, was er gesagt hatte, und schob sich die Pyjamahose über die Hüften.
»Sehr schön«, murmelte Andrew und half ihr dabei. Dann warf er das lästige Kleidungsstück hinter sich.
»Und nun?« Amalia zog die Beine an und belauerte ihn.
»Höschen bitte!«, knurrte Andrew.
»Das ... du willst jetzt mit mir schlafen?«
Andrew schüttelte den Kopf und griff nach den Enden des Gürtels, der noch immer um ihren Hals geschlungen war, und zog sie daran näher. »Mich macht dieser Gürtel geil, du machst mich geil, Amalia, und ich liebe dich. Aber wenn sich in unserem Sexleben nicht grundlegend etwas ändert, schwöre ich, ficke ich Reagan aus der Onkologie. Willst du das? Dann lasse ich dich in Ruhe und suche mir meine Befriedigung woanders. Aber eigentlich will ich das nicht. Ich will dich und ich will mit dir etwas Neues ausprobieren.«
»Reagan? Diese Schlampe?! Die war doch bestimmt schon mit jedem in der Kiste? Und die willst du bespringen wie ein geiler ...«
»Ganz genau, ich bin geil, auf meine Ehefrau. Also willst du ...«
Zerknirscht blickte Amalia zur Seite. »Was genau bedeutet das ...?«
Andrew zog an den Gürtelenden, so dass Amalia ihn wieder ansehen musste. »Das bedeutet, dass du deine Bedenken vor der Schlafzimmertür abgibst und mich ein paar Dinge ausprobieren lässt.« Er lächelte zufrieden, als Amalia seinem Drang nachgab.
»Und wenn ich nicht will?«
»Wenn du nur nicht willst, weil du dir einbildest, es nicht tun zu dürfen, wegen irgendwelcher verbohrten Vorstellungen, und ich merke, dass du trotzdem Lust hast, dann machen wir weiter. Wenn du etwas allerdings wirklich aus tiefstem Herzen nicht erträgst, hören wir natürlich auf. Du bist mir wichtig, aber du musst mir auch vertrauen. Kriegst du das hin?«
Amalia nickte.
»Sehr schön. Und jetzt sei ehrlich. Hat dir gefallen, was ich gemacht, wie ich dich angefasst habe?«
»Nein!«, fauchte sie und fuhr erneut die Krallen aus.
»Süße, dann muss ich dich anderweitig überzeugen.« Andrew ließ den Gürtel los, griff nach Amalias Fußgelenken und zog sie zu sich. Erschrocken keuchte sie auf, doch Andrew war stärker. Wozu ging er dreimal pro Woche ins Fitnessstudio? Zügig spreizte er ihre Schenkel und klemmte ihre Knie unter seinen eigenen fest.
»Andrew, was hast du vor?!«, keuchte Amalia. Ihr Atem ging schwer. Er musste sich schon sehr täuschen, wenn sie das nicht erregte.
»Dir die Wahrheit entlocken. Hat es dich geil gemacht, wie ich dich vorhin festgehalten habe?«
Amalia schüttelte heftig den Kopf, als Andrew seine Hand auf ihren Venushügel legte. »Gut«, murmelte er, »ich habe keine Ahnung, warum du so vehement leugnest, aber ich habs gesehen und jetzt lasse ich dich kommen. Wenn du es schaffst, nicht zu kommen, glaube ich dir, dass du absolut nicht erregt bist. Dann lasse ich dich in Ruhe, gehe zu Reagan und wir reden nie wieder darüber.«
Alarmiert starrte sie ihn an. »Und wenn ich komme?«
Andrew grinste und schob vorsichtig seinen Finger unter den Steg ihres Höschens. »Dann werde ich Ash anrufen und ihm sagen, dass ich sein Angebot annehme und du wirst mich begleiten. Willigst du ein?«
»Ash? Was hat mein verdammter Bruder damit zu tun?«
Andrew lächelte vielsagend. »Später. Also nimmst du die Herausforderung an?« Sanft umspielte er ihren Eingang, verteilte die Feuchtigkeit und beobachtete aufmerksam seine Frau. Ihre Lider bebten, die Brust hob und senkte sich schwer. Sie grub die Zähne so heftig in die Unterlippe, dass sie morgen Abdrücke haben würde, nur um keinen Laut der Lust auszustoßen. »Ami?«, erinnerte er sie an die ausstehende Antwort. Hastig hob sie den Kopf, die Lust verschwand und die altbekannte Härte trat in ihre Augen. »Welche Wahl habe ich denn?«
»Nun, wenn du das Spiel überhaupt nicht mitspielen willst, gehe ich zu Reagan.«
»Das ist eine astreine Erpressung.«
»Genau, aber du kannst immerhin deine Ruhe oder Orgasmen gewinnen. Was hast du schon zu verlieren?«
Amalia knirschte mit den Zähnen. »In Ordnung!«
*
Schockiert beobachtete Amalia, wie sie Andrews haarsträubenden Bedingungen zustimmte. Sollte er doch zu dieser Reagan gehen! Gleichwohl sperrte sich in ihr alles gegen diese Schlampe. Lieber würde sie ... ach, verdammt. Sie konnte unmöglich zugeben, wie berauschend sie Andrews Verhalten gerade fand. Wo war der zurückhaltende Chirurg, der jede Frau wie ein kostbares Juwel behandelte? Wo war ihr liebevoller Ehemann?
»Was hast du vor?«, keuchte sie. So ungern sie es auch zugab, ihre exponierte Position war sehr ... anregend. Andrew legte seine Hände auf ihre Hüften, schob die Finger unter ihr Höschen und sah sie lauernd an.
»Dich von diesem lästigen Kleidungsstück befreien. Sorry, aber ich kaufe dir neue Unterwäsche.«
Amalia blinzelte irritiert. »Wozu sollte ich neue ...« Er zog an dem Wäschestück, bis es riss.
Keuchend vor Schreck wollte sie sich wegdrehen, doch ihr Mann war stärker und schwerer. Sein Gewicht spielte ihm diesmal in die Karten. »Hey!«
Andrew lachte. »Du kriegst neue. Und nun lehn dich zurück. Ich will was ausprobieren.«
»Was zur Hölle willst du ...?« Andrews Hand landete auf ihrem Bauch und er rutschte etwas höher, bis seine Nase in Reichweite ihrer blankrasierten Scham kam. »Du wirst doch nicht ...?« Panik ballte sich in ihrer Brust zusammen und sie versuchte verzweifelt, ihre Schamlippen zusammenzupressen, als Andrew sie anblickend seine Zunge über ihr Geschlecht gleiten ließ. Amalias Sinne explodierten. So warm und weich ... ihre Lider schlossen sich und sie gab ein leises Seufzen von sich. Himmel, was war das denn? Ihr Verstand setzte wieder ein. Sie durfte so etwas nicht genießen, sie musste sich wehren, das war falsch ... nicht ... Andrews Zunge glitt erneut über ihre empfindlichste Stelle und das Nervenbündel zwischen ihren Schenkeln begann heftig zu pochen. Diesmal gönnte er ihr keine Pause, um ihre Reaktion zu beobachten, diesmal machte er weiter, so dass sie panisch dabei zusah, wie ihr Körper auf diese ekelhaften Berührungen reagierte. Amalias Hände krallten sich ins Laken, ihr Kopf rollte nach hinten und ihr verräterischer Körper begann, zu genießen, was ihr Verstand noch ablehnte.
Andrew lachte leise. Sie spürte es, weil sein Atem sie im Rhythmus seines Lachens kitzelte. »Du hast verloren«, murmelte er leise.
»Nein, habe ich nicht!« Sie erkannte ihre Stimme kaum wieder. Wo war die Härte, wo die selbstsichere Geschäftsfrau? Stattdessen brachte sie nur ein lustvolles Keuchen zustande.
»Doch, du weißt es nur noch nicht.« Und dann erstickte er ihren Protest mit erneuten Schlägen seiner Zunge gegen dieses verräterische Nervenbündel und Amalias Verstand verabschiedete sich. Hilflos musste sie sich den Empfindungen hingeben, fühlte, wie ihr Körper nach mehr gierte und ... es auch bekam. Andrews Zunge trieb sie schneller zum Orgasmus, als sie sich wehren konnte. Es war fast so, als hatte er ihre Reihen bereits überrannt, bevor ihre Verteidigung überhaupt reagieren konnte. Er trieb sie vor sich her, eine steile Klippe hinauf, bis ihr Körper unkontrolliert zu zittern begann und sie von einem Orgasmus überrollt wurde, der scheinbar all die verpassten Orgasmen der letzten Jahre wieder wettmachen wollte. Als würde Andrew sich das holen, was sie ihm die letzten Jahre verweigert hatte.
Als Amalia wieder zu sich kam, lag Andrew neben ihr und streichelte zärtlich ihre Wange. Der Gürtel war nicht länger um ihren Hals geschlungen, sondern lag unschuldig zwischen ihnen. »Du hast verloren, Liebling«, murmelte er lächelnd und küsste sie zärtlich.
»Ich hatte gar keine Chance, oder?«
Andrew schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe gemerkt, wie heiß du warst, und ich hab es genossen, deine Lust gegen dich zu verwenden.«
»Arsch«, murmelte sie leise. Sie fühlte sich so herrlich ausgelaugt und zufrieden wie schon lange nicht mehr. »Und was bedeutet das jetzt?«
»Dass du mich ohne Widerrede morgen Abend begleitest.«
»Andrew ...«
»Nein, Liebling, wir hatten einen Deal und ich will meine leidenschaftliche Frau zurück, nicht diesen Eisklotz! Verstanden?«
Amalia blickte Andrew ernst an, bevor sie zu ihrer eigenen Überraschung tatsächlich nickte. Der Orgasmus musste sie mürbe gemacht haben. Ein Grund mehr, so einen Kontrollverlust niemals wieder zuzulassen.
*
Kurz bevor Andrew sich zum Schlafen umzog, griff er nach seinem Smartphone und tippte eine kurze Nachricht an Ash. »Hab es mir anders überlegt. Wir kommen.«
Amalia starrte verwundert auf das Spritzenset, das Andrew am Frühstückstisch vor ihr ausbreitete, während sie an ihrem Kaffee nippte. »Ich habe jetzt wirklich keine Zeit für sowas, Andrew. Ich muss in die Galerie!«
»Und ich bestehe darauf. Für heute Abend.«
Argwöhnisch hob Amalia eine Augenbraue. »Wofür? Es hat etwas mit der Sache zu tun, oder?«
Andrew blinzelte. Seit gestern Abend sprach Amalia von ihrer Verabredung mit Ash nur noch von der Sache. Sie weigerte sich standhaft, die Angelegenheit beim Namen zu nennen. Nun, sie hatte ja auch keine Ahnung. Andrew wusste allerdings auch nicht sehr viel. Er kannte nur die Adresse und in dem Gebäude befanden sich so viele Firmen, dass ihm allein von den Namenstafeln schon schwindelig wurde. »Hat es. Ich zapfe dir ja keinen halben Liter ab, nur ein ganz kleines Bisschen und heute Abend weiß ich Bescheid. Tu es für mich, Darling, ja?«
Amalia rollte mit den Augen. »Meinetwegen.« Widerwillig schob sie den Ärmel ihrer Bluse nach oben und präsentierte ihm ihre makellose Haut. »Ich bin trotzdem skeptisch.«
»Du musst mich nur begleiten und alles andere sehen wir, wenn wir dort sind, ja?« Andrew reinigte ihre Haut mit einem Tupfer, zog die Abdeckung von der Kanüle und stach die Nadel in Amalias Vene. »Du hast wunderschöne Venen, hat dir das schon mal jemand gesagt?«
Lächelnd erwiderte sie Andrews Kompliment. »Charmeur. Das sagst du nur, damit ich mir nicht eine spontane Migräne einhandle.«
Andrew zog die Nadel aus ihrem Arm und verstaute Spritzenset und Blutprobe in dem dafür vorgesehen Behälter. Direkt neben seiner eigenen Probe. »Keine Sorge, Ash klang zwar sehr geheimnisvoll, aber ich bin davon überzeugt, dass dein Bruder nur Gutes im Sinn hat.«
Amalia hob die Augenbraue. »Mein verdammter Bruder ... das kann nichts Gutes bedeuten. Andrew, was heckst du aus?«
Andrew warf ihr ein verschmitztes Grinsen zu. »Das weiß ich selbst noch nicht so genau. Aber du hast mir versprochen mitzukommen.«
Zornig verschränkte Amalia die Hände vor der Brust und starrte wütend aus dem Fenster, bemühte sich besonders nachdrücklich, ihren Ehemann, der sich wie ein fünfzehnjähriger Teenager aufführte, nicht anzublicken. Sonst bestand durchaus die Gefahr, dass sie ihn erwürgte. »Aber nur, weil du mit unfairen Mitteln kämpfst.« Amalia spürte eine hauchzarte Berührung an ihrem Nacken, warmer Atem streichelte die feinen Härchen auf ihrer Haut, so dass sie wohlig erschauerte.
»Einen hammergeilen Orgasmus nennst du unfair? Wer von uns beiden ist denn gekommen und wer ist leer ausgegangen?«
Amalia stieß ein zorniges Geräusch aus. »Das ...« Amalias Stimme bebte, als ein zartes Kribbeln zwischen ihren Schenkeln, sie daran erinnerte, was ihr Mann getan hatte. So hatte er sie noch nie berührt und – ob sie wollte oder nicht – sie musste zugeben, dass allein der Gedanken, seine Zunge erneut zwischen ihren Lippen zu spüren, sie feucht werden ließ. Hastig wischte Amalia den Gedanken beiseite und kniff die Schenkel zusammen, kämpfte gegen die aufkeimende Erregung an. »Oh, mach, dass du mit dieser verdammten Blutprobe wegkommst, sonst schwöre ich dir, erwürge ich erst dich und dann meinen Bruder!«
*
Andrew meinte, den Körper seiner Frau gut genug zu kennen, um ihre Reaktionen richtig einzuschätzen. Aber leider musste er zugeben, dass er nicht wirklich wusste, wie er Amalia Lust verschaffen konnte. Er war einer Eingebung gefolgt. Das sexuelle Spiel am gestrigen Abend hatte ihn wagemutiger gemacht als je zuvor. Früher hatten sie fantastischen Blümchensex gehabt. Missionars- oder Reiterstellung, doggystyle wollte Amalia nicht, also hatte er nicht mehr darauf beharrt. Und geleckt werden wollte sie auch nicht. Ganz klassischer Sex, der zwar gut, aber wenig experimentell war. In den letzten Jahren hatten sie beide ihr berufliches Vorankommen in den Vordergrund gestellt. Amalia wollte, dass die Galerie ein Selbstläufer wurde, und Andrew zielte in der Klinik auf einen Platz im Vorstand ab, nicht, weil er es wollte, nein, Amalia wollte die Sicherheit, um dann die Familienplanung voranzutreiben. Andrew war Mitte dreißig, Amalia nur ein paar Jahre jünger. Wenn sie wirklich Kinder haben wollten, sollten sie sich ranhalten. Nur leider hatten sie irgendwann den Draht zueinander verloren. Beim beruflichen Vorankommen war ihre Sexualität auf der Strecke geblieben. Erst dieses verruchte Geschenk hatte Andrews Libido einen gehörigen Schub verliehen. Und er würde den Teufel tun und diese Chance ungenutzt verstreichen lassen. Allein den Geschmack seiner Frau zu kosten, ihre Schreie zu hören, erweckte in ihm ein Verlangen, das er noch nie zuvor in sich gespürt hatte. Oh ja, es war ihm verdammt schwer gefallen, sie nicht zu nehmen. Nur der Gedanke, mit Amalia einen Sexclub aufzusuchen, ließ ihn die Wartezeit genießen.
Ein paar Stunden, nachdem er in die Klinik aufgebrochen war, konnte er die Testergebnisse abholen. Es war schon von Vorteil, Chirurg in einem Krankenhaus mit einem eigenen Labor zu sein. Beide Tests waren negativ. Nicht, dass Andrew sonderlich überrascht war, immerhin hatten er und Amalia so ein hohes Arbeitspensum zu bewältigen, dass für eine Affäre praktisch keine Zeit blieb. Es sei denn, er würde eine schnelle Nummer in der Besenkammer den Vorzug geben oder Amalia neuerdings mit ihrer Assistentin ... Andrew schüttelte den Kopf. Daran wollte er gar nicht denken. Seine Frau mit einer anderen Frau zu sehen, bereitete ihm ernsthafte Probleme bezüglich der Schrittweite seiner Hosen. Hastig schob er die Hände in die Taschen seines Kittels und schlenderte gut gelaunt den Flur zu seinem nächsten Patienten entlang. Nur noch ein paar Stunden Alltagsroutine, dann war es so weit.
*
Amalia Newport war eine emanzipierte Frau, die sich mit Leichtigkeit auf dem gesellschaftlichen Parkett ihrer Zeit bewegte. Ihr gehörte eine renommierte Galerie. Die angesagtesten Künstler der Stadt rissen sich regelrecht um ihre Termine und sie hatte alle Hände voll zu tun, begehrte Kunstwerke an ihre Kunden zu bringen, Werke, die teilweise mit einem hohen sechsstelligen Betrag gehandelt wurden. Zielsicher wählte sie immer das aus, was die Käufer begehrten, ohne das diese wussten, wonach sie eigentlich suchten. Kurzum: Amalia Newport war eine Kennerin, eine Könnerin und ... eine Versagerin. Denn sie teilte das leidvolle Problem aller Frauen, kurz vor einem Date. Okay, sie hatte zwar schon einen Mann, aber das machte ihr Problem nicht kleiner. Sie hatte – verdammt noch mal – nichts anzuziehen.
Widerwillig schob Amalia das Kinn vor und starrte in ihren prall gefüllten Kleiderschrank. Wenn Andrew ihr wenigstens gesagt hätte, wo sie hingehen würden, dann könnte sie sich darauf einstellen. Aber dieser Mistkerl von einem Ehemann hatte sich in Schweigen gehüllt und auf Ash verwiesen. Angeblich wusste er selbst nicht genau, wohin Ash sie entführen würde. Also machte Amalia das Einzige, was in dieser Situation half: Sie rief Ashs Freundin an. Ihren Bruder anzurufen war in etwa so sinnvoll wie einen Block Granit beschwatzen zu wollen. Ash mochte zwar ein Lebemann sein, aber seine Lippen waren verschlossen, wenn er es sich erst einmal in den Kopf gesetzt hatte, ihr nichts zu verraten. Zudem würde der Drecksack ihre Unwissenheit genießen und ihr bei jedem Familiendinner spitze Bemerkungen zuwerfen, die natürlich nur sie beide verstanden. Amalia schüttelte den Kopf, nein, Evie anzurufen war mit Sicherheit erträglicher. Immerhin war sie eine Frau und hatte sicher schon vor dem gleichen Problem gestanden wie sie.
Amalia griff zu ihrem Telefon und wählte Evies Nummer. Sie war erst ein paar Wochen mit ihm zusammen, doch irgendetwas an Evie sagte ihr, dass sie Ash Hunter gezähmt hatte.
»Stevens!«, meldete sich Evie knapp.
»Hi, hier ist Amalia ... Newport«, setzte Amalia unsicher nach.
»Hi, Amalia. Wie kann ich dir helfen? Ich habe furchtbar wenig Zeit.«
»Ich auch, also ich treffe mich heute Abend mit Ash und er möchte Andrew und mich in einen Club mitnehmen. Nur leider waren die Männer sehr verschwiegen. Ich habe also gar keine Ahnung wohin es geht.« Evie räusperte sich verlegen. Misstrauisch runzelte sie die Stirn. »Weißt du, um was es sich für einen Club handelt?«, hakte sie nach.
»Ähm«, machte Evie. »Ja, aber ich weiß nicht, ob ich dir das verraten darf.«
Amalia seufzte genervt. »Wir Frauen sollten zusammenhalten«, setzte sie an.
»Wenn Andrew dir nichts verraten hat, sollte ich das auch nicht tun. Vertrau ihnen, du wirst es nicht bereuen.«
»Toll, was soll ich mit so einer Aussage anfangen!«, schimpfte sie. »Okay, dann nicht. Kannst du mir wenigstens verraten, was ich anziehen sollte, um nicht völlig umpassend gekleidet dort aufzutauchen?«
Evie lachte. »Du bist die eleganteste Frau, die ich kenne. Du kannst gar nicht unpassend gekleidet sein.«
»Evie! Soll das eine späte Rache für das Missverständnis auf dem Balkon vor ein paar Wochen sein?« Damals hatten sie sich noch nicht gekannt und Evie hatte Amalia für eine alte Flamme ihres Bruders gehalten.
»Nein, nein, ich bin nicht nachtragend. Wenn du den Jungs nicht vertrauen kannst, dann vertrau mir.«
»Du weißt, um was für einen Club es sich handelt?«
Evie lachte. »Oh ja, das weiß ich.«
Amalia knirschte mit den Zähnen. Sie hasste es, nicht zu wissen, worum es ging. »Und ... shit, Evie, ich hab Angst. Was, wenn es mir dort nicht gefällt? Wenn ...?«
»Dann musst du es nur sagen. Ich würde ja mitkommen, aber da Ash mir gegenüber nichts erwähnt hat und ich eigentlich auch sehr viel zu tun habe, muss ich dich einfach um einen kleinen Vertrauensvorschuss bitten. Vertrau Ash, vertrau deinem Mann und genieße es. Glaube mir, das wirst du, wenn du dich darauf einlassen kannst.«
»Worauf?«
Evie lachte. »Netter Versuch. Zieh das kleine Schwarze an. Viel Spaß, Amalia!« Und damit hängte sie einfach auf. Irritiert starrte Amalia auf das Display ihres Smartphones. Toll, wirklich toll. Dann blieb ihr wohl oder übel nichts übrig, als zu tun, was Evie gesagt hatte: Sie musste Ash vertrauen.
*
Amalia warf immer wieder einen nervösen Blick auf ihr Smartphone, während Andrew seinen Audi A4 in die Tiefgarage des Word Trade Centers steuerte. Ihr ganzer Körper kribbelte vor Nervosität. Vielleicht würde Brittany ja noch anrufen und sie nochmals in die Galerie bestellen? Sonst gab es doch immer irgendwelche Störungen. Amalia wusste nicht, wann sie das letzte Mal mit Andrew ungestört ausgegangen war. Doch gerade heute schien ihre Assistentin keine dramatischen Weltuntergangsszenarien auf dem Schreibtisch zu haben, die noch unbedingt geklärt werden mussten. Die Galerie schloss unter der Woche gegen zweiundzwanzig Uhr. Es war also noch genug Zeit.
»Keine Sorge.« Andrew parkte den Wagen in einer freien Lücke und legte ihr beruhigend die Hand auf das Knie. Unwillkürlich zuckte Amalia zusammen. »Es gibt überhaupt keinen Grund, nervös zu sein.«
Amalia schnaubte undamenhaft. »Das sagst du. Ich sehe mich schon nackt gefesselt und ...« Sie stieß ein unwilliges Geräusch aus.
Andrew machte große Augen. »Willst du das denn?«
»Ähm«, stammelte Amalia und schüttelte heftig den Kopf.
»Dann wird so etwas auch nicht passieren. Komm, Liebste. Bist du nicht vielleicht ein bisschen aufgeregt?«
Amalias Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sie hatte den ganzen Tag nichts essen können und nun fühlte sie sich leicht benebelt. Ob das am Sekt lag, den sie zur Beruhigung vorhin geschlürft hatte? Vermutlich war das keine ihrer besten Ideen gewesen, auf leeren Magen Alkohol zu sich zu nehmen. »Ich weiß immer noch nicht, was ich von der Idee halten soll. Andrew, ein Sexclub?«
Ihr Mann setzte ein verführerisches Lächeln auf. »Wer sagt, dass das ein Sexclub ist?«
Amalia schnaubte undamenhaft. »Du hast auch nichts Gegenteiliges behauptet.«
Zärtlich griff er nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss auf ihre Haut. »Ich habe selbst überhaupt keine Ahnung, in was für einen Club uns dein zauberhafter Bruder schleift.«
Andrews Berührung ließ sie wohlig erschauern. »Warum sind wir dann hier, Andy?«
»Weil ich sonst Reagan aus der Onkologie vögeln würde.« Amalia sog scharf die Luft ein. »Und weil ich meine heiße Ehefrau neu kennenlernen will. Also wollen wir?«
Amalias Herz klopfte heftig, aber sie spürte auch ein ursprüngliches Verlangen in sich aufpulsieren, als Andrew seine Handfläche zwischen ihre Schenkel schob. Wie gerne hätte sie einfach die Beine für ihn geöffnet, doch ihr Kopf stand ihr im Weg. Jahrelang antrainierte Verhaltensmuster diktieren ihr, dass man so etwas einfach nicht tat. Warum denn nicht?, schrie ihr Innerstes. Sie wollte sich ihm öffnen, eine neue Stufe ihrer Beziehung erreichen und ihr Sexleben ankurbeln, aber die Zwänge der Gesellschaft, denen sie sich ihr Leben lang untergeordnet hatte, versperrten ihr wie eine eisige, dreihundert Meter hohe Mauer, den Weg. Amalia atmete tief ein und schob seine Hand beiseite. Vielleicht hatte Andrew recht. Vielleicht brauchten sie wirklich einen Sexclub, um erneut zueinanderzufinden.
»Okay, gehen wir.«
Amalias Stärke beeindruckte ihn immer wieder auf Neue. Seine wunderschöne, anmutige Ehefrau besaß so viel Mut und Kraft, dass Andrew genau wusste, wer in ihrer Beziehung die Hosen anhatte. So war es schon immer gewesen. Durch ihre Familie hatte Amalia früh gelernt, sich geschickt auf dem gesellschaftlichen Parkett zu bewegen und ihn als armen Medizinstudenten einfach mitgerissen. Er hatte sich an sie gehalten und unglaublich viel erreicht. Natürlich profitierte Amalia genauso von ihrer Beziehung. Ein Chirurg war genau der Ehemann, den sich Geralt Hunter für seine Tochter auserkoren hatte. Auch wenn die Newports nicht gerade zu den reichsten Familien der Stadt gehörten, war Andrew keine schlechte Partie gewesen. Geralt Hunters Geld schüchterte ihn von vornherein ein.