Mondsüchtig: Die Nachtwandlerin - Kitty Harper - E-Book
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Mondsüchtig: Die Nachtwandlerin E-Book

Kitty Harper

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Beschreibung

Jeder hat einen Preis! Kennst du deinen? Nach einer gemeinsamen Nacht mit Flinn Riker hat ein Dämon von ihm Besitz ergriffen und droht, die Welt der Menschen ins Chaos zu stürzen. Aria Woods kann ihn nur knapp bändigen und als dann auch noch ein Exorzismus fehlschlägt, trifft Aria eine folgenschwere Entscheidung. Wie weit würdest du gehen, um eine Seele zu retten? Würdest du deine eigene opfern? Erlebt ein neues, spannendes und erotisches Abenteuer aus der MONDSÜCHTIG-Reihe mit Aria und Flinn im Mittelpunkt. Mystische Wesen, übersinnliche Fähigkeiten und prickelnde Erotik in einem düsteren Romantasy-Abenteuer. Band 2 der MONDSÜCHTIG - Reihe! Die MONDSÜCHTIG-Reihe ist eine monatlich erscheinende Reihe in 12 Bänden. Jeder Band ist in sich abgeschlossen, allerdings gibt es einen überspannenden Handlungsbogen.

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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Danke
Eine Bitte
Personen
Apollo Adams
Aria Woods
Belladonna Frost
Dominique von Stein
Eldridge von Stein
Flinn Riker
Gregory Rossos
Henriette Blackman
Ingrid Frost
Natalja Rossos
Rai Mayo
Silvaria Trevils
Kleiner Dämonenführer
Asmodai
Engel
Gefallener Engel
Hexe
Hexenmeister
Kitsune
Luzifer
Nachtwandler
Nephilim
Satan
Tagwandler
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MONDSÜCHTIG

Die Nachtwandlerin

Kitty Harper

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über den Autor: Kitty Harper ist das Pseudonym einer nerdigen Mutter von zwei Nachwuchs-Nerds und der Ehefrau eines Ober-Nerds. Zusammen begeistern sie sich in trauter Nerdigkeit für alles, was auch nur im Entferntesten mit Fantasy, Mystik und Science Fiction zu tun hat. Während die Nachwuchs-Nerds noch an der Vervollkommnung ihrer Kängeroo-Zitate und Nightwish-Songtexten arbeiten, widmet sich die Autorin Höherem. Das Schreiben eigener Texte ist ihr liebster Zeitvertreib und wenn sie nicht gerade durch virtuelle Welten hastet und mit Schwertern herumfuchtelt, versinkt sie in der nordischen Mythologie oder in anderen längst vergangenen Epochen.

Kitty Harper schreibt gerne sinnliche Erotik, ohne dabei vulgär zu werden. Manchmal ein wenig SM, manchmal aber auch starke Frauen, die den Herren der Schöpfung zeigen, wo es langgeht. Kitty hofft, dass ihr genauso viel Spaß an ihren Geschichten habt, wie sie selbst.

Die Nachtwandlerin

 

Von Kitty Harper

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage, 2019, Neuauflage der 2018 erschienenen Reihe

©Kitty Harper – alle Rechte vorbehalten.c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstraße 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

Email: [email protected]

Cover: Dream Design – Cover and Art - Renee Rott unter Verwendung der Bilder ©Adobestock

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2.https://stock.adobe.com/de/images/golddecorative-horizontal-floral-elements-corners-borders-frame-crown-page-decoration/117490317

3. https://stock.adobe.com/de/images/mistylandscape-with-fir-forest-in-hipster-vintageretro-style/167720496

Korrektorat/ Lektorat: Carmen Smorra, Christina Blechinger, Christine S. Lade, Susann Ackermann

Verwendete Schriftarten: Linux Libertine O, Times New Roman, Raustila (TT), Exmouth, Trajan 3 Pro, Arial

 

-- Alle Rechte vorbehalten! --

 

 

 

 

 

Kapitel 1

Die Bar war brechend voll und ich hätte liebend gerne auf den Besuch im 247 heute Nacht verzichtet. Mein Magen zog sich bereits schmerzhaft zusammen, wenn ich an die Strafpredigt dachte, die mich bei meiner Rückkehr erwarten würde. Der Zirkel verlangte nach einer Erklärung. Aber Flinn war hartnäckig geblieben. Nach der gestrigen Nacht war ich mehr als erschöpft und meine Beine zitterten immer noch wie Espenlaub, wenn ich an die denkwürdige Erscheinung dachte, die Apollo Adams zum Besten gegeben hatte.

Flinn war nicht weniger bestürzt gewesen und verlangte dringend ebenfalls nach einer Erklärung und ich musste mir die Worte sorgfältig zurechtlegen. Hastig stürzte ich den Brandy runter und schnippte nach dem Barkeeper.

»Der Wievielte war das?«, fragte Steven, Rossos‘ Barkeeper und musterte mich besorgt.

»Hab ich vergessen«, zischte ich verärgert und deutete zornig auf das Glas.

»Ich denke, du hast genug.« Steven stellte die Schnapsflasche hinter sich und stützte die Hände auf dem Tresen auf.

»Nicht annähernd genug«, brummte ich und knallte das Glas auf das Holz. »Füll nach oder ich melde dich bei Rossos.« Gregory Rossos war der Inhaber des 247, ein sehr guter Freund und gestern Nacht dabei gewesen.

»Du kannst dich gleich selbst bei ihm beschweren.« Steven grinste mich an und nickte nach links. »Von mir kriegst du jedenfalls keinen Tropfen mehr, Aria Woods. Da kannst du noch so niedlich mit den Wimpern klimpern. Du hast definitiv genug.«

Ich seufzte müde und rieb mir die Nasenwurzel. »Selig sind die Unwissenden.« Wenn Steven auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, was ich letzte Nacht durchgemacht hatte, wäre er nicht so kleinlich mit dem Alkohol gewesen. Nein, er hätte mir die Flasche gleich dagelassen.

»Hey, Aria.« Rossos ließ sich neben mir auf einen Barhocker sinken und nickte Steven zu. Der Barkeeper stellte wortlos ein Bier vor ihm ab. »Und für sie einen Apfelsaft.«

Mein Kopf schnellte ruckartig zu ihm herum und Rossos schenkte mir ein bezauberndes Lächeln. Oh, bei den Göttern, wenn ich gewusst hätte, woher er sein Lächeln hatte, wäre ich nie und nimmer auf ihn hereingefallen. Seine himmelblauen Augen, das blonde Haar und das umwerfende Lächeln waren göttlichen Ursprungs. Das und noch einiges mehr hatte ich letzte Nacht erfahren ... Und mein Weltbild wankte bedrohlich.

»Alkohol ist keine Lösung. Trink den Saft und dann reden wir.«

Ich schob ihm das Glas angewidert hin. »Trink den doch selber. Ich brauch was Stärkeres.«

»Natalja geht es gut«, begann er ohne Umschweife. »Dir geht es gut und Flinn ...« Rossos verstummte. »Na ja, er schläft seinen Rausch aus und danach wird es ihm definitiv schlechter gehen.« Er lachte leise und nippte an seinem Bier.

»Wusstest du das? Also das mit Adams?«

Rossos schluckte und stellte sein Glas ab. »Du hast es doch auch gewusst, oder? Was glaubst du?«

»Ja, ich wusste es. Oder besser gesagt, mein Zirkel hatte eine Vorahnung. Wir vermuteten, dass er ein Diener des Bösen ist, aber das ...« Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass du ein verlogener Bastard bist und dass du Rai und mich nur für deine Zwecke eingespannt hast.« Ich war so sauer, dass meine Wut die Angst vor dem Gesehenen überlagerte.

»Was hätte ich denn sagen sollen, Schätzchen?«, brummte Rossos. »Dass ich deine und Rais Hilfe brauche, weil Luzifer höchstpersönlich meine Frau in ein Gemälde gesperrt hat?«

Ich lachte hysterisch auf. »Das hätte zumindest für eine interessante Reaktion gesorgt. Nein, im Ernst, Rossos. Wenn der Name Luzifer nur ein einziges Mal in Verbindung mit Apollo Adams gefallen wäre, hätte vermutlich jeder von uns das Weite gesucht. Aber dass du Rai zu ihm geschickt hast, wo du doch wusstest, wer er ist ...« Ich schüttelte den Kopf und kämpfte die Angst nieder, als ich an Apollos Verwandlung dachte. Er hatte sich uns gezeigt, nachdem wir Natalja aus dem Gemälde befreit hatten. Ich würde meinen Zirkel von Adams wahrer Natur unterrichten müssen. Meine Schwestern vermuteten in ihm nur einen mächtigen Dämon. Diese neue Erkenntnis würde für Angst und Panik sorgen. Wir mussten vorsichtig sein.

Rossos lachte leise. »Du hast Rai doch gesehen, oder? Sie war niemals in Lebensgefahr.«

Ein eiskalter Schauer kroch mir über den Rücken. So etwas wie sie hatte ich noch nie gesehen und ihre Verwandlung ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Rai Mayo, Freundin und Geliebte von Apollo Adams, der niemand anderes war als Luzifer höchstpersönlich, hatte sich gestern Nacht vor meinen Augen in das süßeste Wesen verwandelt, das ich je gesehen hatte. Sie war ein wunderschöner kleiner Fuchs geworden und Adams hatte irgendetwas von einem göttlichen Wesen gemurmelt. Schwer vorstellbar, dass sie mächtiger war als er. Vor allem jetzt, wo ich wusste, wer er war. Luzifer hatte den Fuchs mühelos im Nacken gepackt und somit außer Gefecht gesetzt. Ich hatte noch nie von Fuchswandlern gehört und gestern Nacht hatte ich erfahren, dass Rai eine war. Unsere Freundschaft war noch nicht sehr alt und wurde bereits jetzt auf eine harte Probe gestellt.

»Sie kann auf sich aufpassen und ich bin sicher, dass Apollo sie nicht ohne Grund am Leben gelassen hat.«

Das war mir neu. »Rai lebt? Aber ich dachte ...« Rai hatte darauf bestanden, dass Adams uns gehen ließ und seitdem kämpfte ich mit Schuldgefühlen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Luzifer den kleinen Fuchs am Leben lassen würde. Für mich war es endgültig gewesen, ein Abschied für immer. Und ich war in dem Wissen in den Fahrstuhl gestiegen, dass ich Rai in den nächsten Tagen beerdigen konnte.

Rossos lachte. »Nein, hat er nicht. Ich habe heute Morgen erst bei Rai angerufen und dann bei Adams. Ich glaube, ich habe sie aus dem Bett geklingelt?«

»Zusammen?«

Rossos schüttelte grinsend den Kopf. »Ich geh davon aus, dass Rai wieder Single ist. Adams jedenfalls ist nicht ans Telefon gegangen.«

»Hat sie gesagt, was passiert ist?«

Rossos zuckte mit den Schultern. »Nur so viel, dass Apollo eine ordentliche Abreibung kassiert hat und ich ihm lieber nicht über den Weg laufen sollte.«

Ich griff nun doch nach dem Apfelsaft und leerte das Glas in einem Zug. Das waren ja völlig neue Entwicklungen. »Das ist unglaublich. Was ist sie?« Natürlich kannte ich mich in schwarzer Magie aus. Mein Zirkel unterrichtete alle Junghexen in Wesenskunde. Werwölfe und Vampire waren mir daher nicht fremd. Aber Wesen, die sich in Füchse verwandeln?

Rossos lächelte. »Befrag Google. Sie ist eine Kitsune und womöglich das einzige Wesen, was unseren Mr. Adams ein wenig zügeln kann.«

»Was ist denn das?« Ich hatte noch nie von einer Kitsune gehört.

»Ein Fuchsgeist oder so etwas in der Art. Sie ist kein Mensch, aber auch kein Geist. Sie ist irgendwas dazwischen und kann sehr mächtig werden. Danke ihr dafür, dass sie Apollo Adams zur Vernunft gebracht hat. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat und vielleicht will ich es auch gar nicht wissen. Fakt ist, Rai lebt, Apollo lebt mit Sicherheit auch und Natalja ist frei.«

Ich nickte verblüfft. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Ich beschloss, Rai in den nächsten Tagen einen Besuch abzustatten und sie ein wenig auszuhorchen. Mir war von Anfang an aufgefallen, dass sie nicht normal war. Ich hatte ihre Macht gespürt und jetzt, wo ich wusste, was sie war, konnte ich vielleicht noch mehr über Kitsune herausfinden. In ihrem Inneren schlummerte etwas sehr Mächtiges, doch es war noch nicht erwacht.

»Ich hätte sie nie zu ihm geschickt, wenn ... Ich opfere doch kein armes Mädchen, nur ... Ich hatte wirklich geglaubt, sie ist ein Mensch und es ist für sie daher völlig gefahrlos, bei ihm aufzutauchen.« Er schluckte hart und stürzte den Inhalt des Glases in einem Zug runter. »So bin ich nicht mehr.« Er lächelte mir flüchtig zu. »Ah, da ist er ja!«

Rossos sah über meine Schulter. Seine Züge entspannten sich zu einem freundschaftlichen Grinsen. Ich drehte mich um und folgte seinem Blick. Flinn Riker drängte sich durch die Menschenmenge. Seine strohblondes Stoppelhaar stand wie immer in alle Richtungen ab, er war unrasiert, unausgeschlafen und hatte eindeutig schlechte Laune. Rossos interessierte das nicht. Er schwebte auf Wolke Sieben und ließ die ganze Welt an seinem Glück teilhaben.

Flinn knurrte abfällig, als Rossos die Arme weit vor ihm ausbreitete. Doch Rossos‘ gute Laune war ansteckend und er ließ sich von ihm in eine tiefe Umarmung ziehen. »Schön, dich zu sehen, Kumpel«, brummte der Hüne und klopfte Flinn kameradschaftlich auf die Schultern. »Hier, setz dich. Ich besorg dir gleich nen Kaffee.«

Flinn machte ein säuerliches Gesicht und ließ sich von Rossos widerstandslos auf den Barhocker drücken. Greg winkte dem Barkeeper und orderte für Flinn einen doppelten Espresso.

»Mit Schuss?«, fragte Steven. Rossos verneinte.

»Mr. Riker hat für die nächsten zehn Jahre genug Promille intus, stimmt’s Flinn?«

Riker verzog das Gesicht und stützte den Kopf in die Hände. »Nicht so laut, du alter Sack. Ich hab das Gefühl, mein Schädel platzt gleich.«

Flinn blinzelte mich durch seine Finger an und verzog die Mundwinkel. »Na, wie geht’s, Hexchen? Ist der Hals wieder in Ordnung?«

Ich nickte fahrig und griff mir automatisch an die Stelle, die Malwina Wolan, Apollos Nachtwandlerin, mit ihrem Messer bearbeitet hatte. Das Gefühl der Klinge an meinem Hals würde ich nie wieder vergessen. Wie sich das kalte Metall in mein Fleisch gebohrt und diese widerliche, polnische Schlampe ihre perversen Neigungen an mir ausgelebt hatte. Ich fröstelte und warf Steven einen flehenden Blick zu.

»Kann ich nicht doch noch einen Schnaps haben?« Der Barkeeper reinigte geschäftig ein paar Gläser und blickte fragend zu Rossos. Dieser nickte. »Einen, nur noch einen, Aria. Alkohol ist keine Lösung.«

»Pah!«, machte Flinn und stürzte den doppelten Espresso runter. »Aber es lässt die Dinge gleich in einem viel schöneren Licht erstrahlen.« Die Bitterkeit in seinen Worten versetzte mir einen Stich.

»Rai lebt«, platzte ich ohne Vorwarnung heraus.

Flinn ließ entsetzt die Tasse sinken und starrte von mir zu Rossos und wieder zurück. »Wie ist das möglich?«

»Das wissen wir auch nicht so genau. Sie ist jedenfalls zu Hause. Greg hat sie heute Morgen aus dem Bett geklingelt«, erklärte ich und starrte auf den Brandy, den mir Steven vorsetzte. Mein Kopf brummte gewaltig und es wäre vielleicht besser, auf den Alkohol zu verzichten und es stattdessen Flinn gleichzutun und auf Kaffee umzusteigen.

Flinn schüttelte lachend den Kopf. »Dieser kleine Rotfuchs«, murmelte er und griff nach meinem Brandy. »Willst du den trinken oder versuchst du einen neuen Verschwinde-Zauber?«

Ich zuckte mit den Schultern. Flinn griff nach dem Glas und prostete erst mir zu und dann in Rossos' Richtung. »Auf Rai Mayo, die Luzifer persönlich besiegt hat.« Er stürzte den Schnaps hinunter und knallte das Glas laut genauso laut wie ich vorhin auf den Tresen.

»Oh, ich glaube nicht, dass sie ihn besiegt hat«, murmelte Rossos und sah an uns vorbei Richtung Eingang, wo sich gerade die Menge teilte und den Blick auf Apollo Adams freigab. Er lächelte süffisant und nickte in Rossos‘ Richtung. Flinn folgte seinem Blick und fluchte, und mir blieb bei Apollos Anblick kurzerhand das Herz stehen. Vor allem, als ich Malwina Wolan erkannte, die förmlich an seinem Arm klebte und ihre langen Finger geschmeidig über sein Jackett gleiten ließ. Widerlich.

»Das gibt’s doch nicht«, keuchte Flinn und orderte gleich noch einen Brandy.

»So viel zur Theorie«, murmelte Rossos und ließ sich von dem Barhocker gleiten. »Entschuldigt mich. Ich muss meine Gäste begrüßen.« Er klang ganz und gar nicht begeistert, aber besser so, als das Apollo zu uns kam. Ich konnte nämlich nicht dafür garantieren, dass ich nicht eins meiner Messer in Malwinas Kehle rammen würde.

»Ich bring sie um«, zischte ich unterdrückt.

Flinn kippte gerade den nächsten Brandy und folgte meinem Blick, nachdem er das Glas umgedreht auf den Tresen geknallt hatte. »Lass das lieber, Kleines. Die Wolan hat einen mächtigen Gönner.«

»Luzifers Augen sind nicht überall.«

Flinn lachte spöttisch. »Davon bin ich überzeugt. Doch wenn ihr auch nur ein Haar fehlt, weiß er, bei wem er mit seinen Ermittlungen anfangen muss.«

»Ich bezweifle, dass ihm die Wolan mehr wert ist als der Dreck unter seinen Fingernägeln.« Meine Wut steigerte sich, je länger ich das Pärchen beobachtete. Greg hatte sie mittlerweile erreicht und spielte die Rolle des gastfreundlichen Klubbesitzers. Nur seine angespannte Haltung verriet, dass er wusste, wer Apollo Adams eigentlich war.

»Lass es nicht drauf ankommen«, murmelte Flinn und griff nach meinem Arm. »Komm, gehen wir woanders hin. Ich will, dass du mir alles über Rai erzählst.« Sein Blick glitt zu Apollo und ein unruhiges Flackern trat in seine Augen. »Und über Mr. Adams. Ich kann immer noch nicht glauben, was ich gesehen habe. Entweder du bestätigst es oder ich bin gezwungen, meine Erinnerung in Alkohol zu ertränken.« Mein Grinsen misslang kläglich.

»Du bist nicht verrückt. Alles ...«

Flinns Blick huschte unruhig hin und her. »Nicht hier, lass uns hoch in die Lounge gehen, ja?«

Ich lachte nun doch und schüttelte seine Hand ab. »Die für Verliebte? Bist du verrückt? Ich geh mit dir ganz sicher nicht in so eine Kabine.«

Flinn ließ genervt die Schultern hängen. »Ich will nichts von dir, Aria, außer die Wahrheit. Dort drinnen wird uns niemand stören und ich habe keine Lust, dich mit in meine Bude zu nehmen. Die ist total unaufgeräumt und überhaupt, wer sagt mir denn, dass ich dort nicht auf noch dümmere Gedanken käme ...«

Ich legte Flinn einen Finger auf die Lippen und unterbrach seinen Redeschwall. »Ist ja schon gut. Ich geh mit dir in die Lounge.«

 

Kapitel 2

Montag Abend gehörte nicht zu den Stoßzeiten einer Bar, aber das 247 mit seinen unterschiedlichen Floors, auf denen zu verschiedenen Musikrichtungen getanzt werden konnte, verzeichnete an keinem Tag niedrige Umsätze. Rossos hatte das geschafft, wovon jeder Bar- und Diskothek-Besitzer träumte.

Im obersten Stockwerk herrschte angenehmes Licht. Leise Loungemusik lud zum Kuscheln und Knutschen ein und das wirklich Besondere waren die kleinen Kabinen, in die man sich für ein geringes Entgelt zurückziehen konnte.

Ich krabbelte voran und kuschelte mich angenehm in eine Ecke. Flinn folgte mir zielstrebig, drehte sich um und verschloss die Tür. Leise Loungemusik durchdrang die gedämmten Außenwände, sanftes Licht tauchte die vielen Kissen in eine behagliche Atmosphäre. Eigentlich sollte ich mich wohlfühlen, aber ich war nicht zum Kuscheln hergekommen. Ich verdrehte die Augen. Schon gar nicht mit Flinn Riker.

Ebenjener krabbelte neben mich und ließ sich ächzend in die Kissen sinken. »Also, Aria, Schätzchen, was genau habe ich da in Adams Penthouse gesehen?«

Ich hatte nicht erwartet, dass Riker so schnell zum unangenehmen Teil übergehen würde. »Was glaubst du denn, was du gesehen hast?«, lockte ich ihn mit einer Gegenfrage aus der Reserve.

Flinn lachte. »Dein Ernst? Du ziehst diese Nummer echt so durch, statt mir klipp und klar zu sagen, was Adams ist oder was zur Hölle da mit Rai passiert ist?«

»Ich persönlich würde es vorziehen, wenn du die Hölle nicht in einem Atemzug mit Adams erwähnst.« Ich kämpfte tatsächlich mit mir, ob ich Flinn die Wahrheit sagen sollte. Immerhin wollte ich seinen Alkoholkonsum eher reduzieren, statt ihm neuen Stoff zum Nachdenken zu geben.

»Aria, ich weiß, dass du eine Hexe bist und Rossos nicht ganz so menschlich, wie er gerne wäre. Also erzähl mir einfach, was ich gesehen habe.« Flinn beugte sich zu mir und kräuselte die Lippen. Seine Augen glitten über meine schwarze Korsage und blieben vielsagend in meinem Ausschnitt hängen. Er griff nach der Schnürung und fuhr bedächtig die einzelnen Knoten nach. »Du könntest die Fragerei allerdings etwas hinauszögern ...«, murmelte er schwer atmend.

Ich lachte leise. »Du und ich? Träum weiter, Riker. Du bist nicht mein Typ.«

Flinn lachte und legte sich die Kordel mehrfach um den Zeigefinger. Dann zog er mich zu sich. Ein Ruck durchlief meinen Körper und ich lag halb unter ihm, noch ehe ich überhaupt begriffen hatte, was er tat. Mein Atem ging schwer und ich hatte nur Augen für seine Lippen. Ich ließ mich gerne verführen, besonders wenn der Mann wusste, was er wollte.

»Nun«, murmelte er und beugte sich über mich. »Was ist dir lieber? Reden wir oder benutzen wir diese Kabine für ihre angedachten Zwecke.«

Flinn war mir mittlerweile so nahe, dass ich seinen Atem auf meinen Wangen spüren konnte. Mein Herz hämmerte aufgeregt gegen seine Hand. Seine Handfläche lag auf der Schnürung und er drückte mich sanft in die Kissen. Ich fühlte meinen Atem nur noch stoßweise, aber so leicht würde ich es ihm nicht machen.

»Adams ist ein Engel«, keuchte ich und schob Flinn von mir runter. Ächzend rutschte er zur Seite und starrte mich verblüfft an.

»Ein Engel? Mit schwarzen Flügeln?« Flinn ging nicht weiter auf die Abfuhr ein, meine Antwort schien interessanter.

»Denk nach, Riker«, forderte ich ihn auf und nestelte nervös an meiner Korsage herum. Sie entblößte viel zu viel Haut. Flinns Hand schoss hervor und streichelte die zarte Wölbung meiner Brüste, die über den Rand der Korsage hervorschauten. Mir stockte der Atem und ich folgte gebannt dem Weg seiner Finger.

»Schwarzer Engel?«, murmelte er und ließ seinen Finger zwischen meinen Brüsten verschwinden. Er zog mich erneut zu sich und starrte mir tief in die Augen. »Aria Woods.« Er ließ meinen Namen über seine Zunge rollen und leckte sich die Lippen. »Du willst mir doch nicht ernsthaft weismachen, dass Apollo Adams ein Engel ist?«

Ich konnte nicht anders, als ihm ein Stück entgegenzukommen. Flinn Riker war alles andere als hässlich und unter dem dunklen T-Shirt und der modischen Lederjacke zeichneten sich ansehnliche Muskeln ab. Ich ließ meine Hand auf seiner Brust wandern. Was ich fand, entlockte mir ein zufriedenes Lächeln. Unter dem Stoff fühlte ich kräftige Muskeln. Das könnte interessant werden.

Ich hakte den Finger in seinen Hosenbund und genoss das Stöhnen, das ihm entwich. »Apollo Adams ist nicht nur irgendein Engel. Er ist einer der Ersten, die gefallen sind. Er ist der Liebling Gottes gewesen und dient nun dem Höllenfürsten. Ach was ...«, murmelte ich und drückte Flinn in die Kissen, »er ist ein Fürst dort unten. Apollo Adams ist ...«

»... Luzifer?« Flinn hauchte den Namen auf meinen Lippen, als ich mich über ihn beugte und küsste. Seufzend ergab er sich und erwiderte meinen Kuss. Seine Hände ruhten auf meinen Hüften und er drehte sich leicht, sodass ich auf ihm zum Liegen kam.

»Aria«, keuchte er, als wir uns schließlich voneinander lösten, »das ist unmöglich. Ich ...«

»Ich bin eine Hexe, Flinn«, murmelte ich und rutschte von ihm herunter. Ich zupfte sein T-Shirt aus der Hose. Mit angehaltenem Atem und großen Augen ließ er mich gewähren. Ich hatte keine Ahnung, warum ich das tat. Vielleicht aus dem Bedürfnis heraus, mit jemandem zusammenzusein, der das schreckliche Erlebnis in Adams Penthouse mit mir geteilt hatte. »Warum soll es dann nicht auch Engel geben? Und den Teufel? Satan und auch Luzifer?«

Flinns Augen wurden groß, als ich seinen Hosenknopf öffnete. »Weil das bedeuten würde, dass es Gott genauso gibt.«

Ich zuckte mit den Schultern und öffnete seinen Hosenstall. Ich klappte geschickt die Seiten nach außen und schob den Bund seiner Unterhose etwas herunter. Ich wollte sehen, wie er aussah, ob er dort unten genauso blond war wie auf dem Kopf. Ich grinste, als ich den dunklen Flaum begutachtete und schwang ein Bein über seine Hüften. Flinn sagte mittlerweile gar nichts mehr. Sein Atem ging stoßweise und er schien nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

»Das machst du mit Absicht«, stöhnte er und warf den Kopf in den Nacken. Ich lachte leise und streichelte seinen straffen Bauch.

»Was denn?«, erwiderte ich unschuldig und umspielte seinen Hosenbund.

»Du hältst mich vom Denken ab!«, keuchte er und blinzelte mich unter halb geschlossenen Lidern an. Ich lachte.

»Natürlich mache ich das mit Absicht. Du hast schließlich damit angefangen und jetzt musst du das, was du begonnen hast, auch ausbaden. Du Armer«, gurrte ich, beugte mich über ihn und schob meine Hand in seine Hose. Ich fühlte ihn hart unter mir pulsieren. Flinn zuckte zusammen, als ich meine Finger um ihn schloss und langsam tiefer glitt. Er war beachtlich und ich bereute es fast, dass ich ihm die Hose nicht ausgezogen hatte.

»Und was ist Rai?«, presste er angestrengt hervor und starrte, um Beherrschung bemüht, an die Decke. Seine Hände verkrampften sich immer wieder, aber er gab nicht nach. Was für eine Selbstbeherrschung! Ich genoss sein Winden und wollte unbedingt wissen, wie weit ich ihn provozieren konnte, bis er die Kontrolle verlor.

»Eine Kitsune«, säuselte ich. »Ein Fuchsgeist, was auch immer. Ich hatte noch keine Gelegenheit, genau nachzuforschen. So wie es aussieht, scheint sie ihm gewachsen zu sein, denn sonst wäre sie wohl kaum noch am Leben.«

Flinn keuchte gequält auf, als ich die Spitze erreicht hatte und sie mit meinem Zeigefinger umkreiste. »Möchtest du noch mehr wissen, oder möchtest du lieber hier weitermachen?«

»Gibt es noch was Interessantes?« Flinn hob den Kopf und starrte mit großen Augen auf die Wölbung, die meine Hand in seiner Hose hinterließ. »Ansonsten würde ich vorschlagen, du hältst den Mund und ...«

Ich lachte. »Ich könnte meinen Mund auch zu etwas ganz anderem gebrauchen.« Ich ließ ihn los und zog ihm die Hose aus.

»Ich ...«, stöhnte er und raufte sich die Haare. »Was ist los mit dir, Aria? Du hast dich nie für mich interessiert. Egal, wie viele Anspielungen ich auch gemacht habe, du hast mir immer die kalte Schulter gezeigt ...«

Ich zuckte mit den Schultern und rutschte tiefer, damit ich mich seiner ganzen Größe widmen konnte. »Ich weiß nicht. Vielleicht liegt es daran, was wir zusammen durchgemacht haben.« Ich senkte meine Lippen auf ihn und atmete tief ein. Ja, vielleicht war das der Grund, warum ich das hier gerade tat. Ich sehnte mich nach ein wenig Geborgenheit, nach Liebe und nach einem anderen Menschen, der die schrecklichen Stunden mit mir geteilt hatte. Ich wollte Flinn spüren, ihn fühlen, weil mir das vielleicht half, die Ereignisse zu verarbeiten. Der Alkohol ließ zudem meine Hemmungen fallen. Ich hatte das Gefühl, Flinn wäre genau der Richtige, um mir das zurückzugeben, was ich im Penthouse verloren hatte.

Zärtlich legte ich meine Hand um seinen Schwanz und ließ meine Finger über seine Hoden gleiten. Flinn lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sein Atem ging flach und ich fühlte, wie er sich zurückhielt.

---ENDE DER LESEPROBE---