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Kitty Harper

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Beschreibung

Sinnlicher Erotik-Roman mit expliziten Szenen, dominanten Liebhabern, widerspenstigen Frauen und einer Happy-End-Garantie! Es ist leicht, moralisch zu sein, wenn das Leben rund läuft. Aber sobald man in den Grundfesten erschüttert wird, ist man bereit, alles zu geben, um zumindest den Schein zu wahren. Logan Rush, Jungunternehmerin, steht am Abgrund. Das erste Mal in ihrer Karriere braucht sie Hilfe, um das Lebenswerk ihres Vaters zu retten. Zak Sutton bietet sich als Retter an – mit einer unmoralischen Zusatzvereinbarung. Er verlangt eine Nacht, in der sie ihm bedingungslos gehorcht – oder sie verliert alles. Doch Zak Sutton hat weitere Pläne. Statt sie wie andere Frauen für sein persönliches Vergnügen zu benutzen, zwingt er sie und ihre Firma in einen Milliarden-Deal. Doch dann kommt alles anders: Er hat nämlich nicht bedacht, dass er sich auch verlieben könnte.

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Leseprobe The Fake Wedding Deal
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Danksagung
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Kitty Harper

Der Deal: Ein unmoralisches Angebot

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über dieses Buch:

Es ist leicht, moralisch zu sein, wenn das Leben rund läuft. Aber sobald man in den Grundfesten erschüttert wird, ist man bereit, alles zu geben, um zumindest den Schein zu wahren.

Logan Rush, Jungunternehmerin, steht am Abgrund. Das erste Mal in ihrer Karriere braucht sie Hilfe, um das Lebenswerk ihres Vaters zu retten. Zak Sutton bietet sich als Retter an – mit einer unmoralischen Zusatzvereinbarung. Er verlangt eine Nacht, in der sie ihm bedingungslos gehorcht – oder sie verliert alles.

 

Doch Zak Sutton hat weitere Pläne. Statt sie wie andere Frauen für sein persönliches Vergnügen zu benutzen, zwingt er sie und ihre Firma in einen Milliarden-Deal. Doch dann kommt alles anders: Er hat nämlich nicht bedacht, dass er sich auch verlieben könnte.

Sinnlicher Erotik-Roman mit expliziten Szenen, dominanten Liebhabern, widerspenstigen Frauen und einer Happy-End-Garantie!

 

Kitty Harper ist das Pseudonym einer jungen Mutter, die gerne in sinnliche Erotik abtaucht, ohne dabei vulgär zu werden. Manchmal ein wenig SM, manchmal aber auch starke Frauen, die den Herren der Schöpfung zeigen, wo es langgeht. Kitty hofft, dass ihr genauso viel Spaß an ihren Geschichten habt, wie sie selbst.

 

 

 

 

 
 
 
Ein Roman von Kitty Harper

Über den Autor: Kitty Harper ist das Pseudonym einer nerdigen Mutter von zwei Nachwuchs-Nerds und der Ehefrau eines Ober-Nerds. Zusammen begeistern sie sich in trauter Nerdigkeit für alles, was auch nur im Entferntesten mit Fantasy, Mystik und Science Fiction zu tun hat. Während die Nachwuchs-Nerds noch an der Vervollkommnung ihrer Kängeroo-Zitate und Nightwish-Songtexten arbeiten, widmet sich die Autorin Höherem. Das Schreiben eigener Texte ist ihr liebster Zeitvertreib und wenn sie nicht gerade durch virtuelle Welten hastet und mit Schwertern herumfuchtelt, versinkt sie in der nordischen Mythologie oder in anderen längst vergangenen Epochen.

Kitty Harper schreibt gerne sinnliche Erotik, ohne dabei vulgär zu werden. Manchmal ein wenig SM, manchmal aber auch starke Frauen, die den Herren der Schöpfung zeigen, wo es langgeht. Kitty hofft, dass ihr genauso viel Spaß an ihren Geschichten habt, wie sie selbst.

Der vorliegende Text darf nicht gescannt, kopiert, übersetzt, vervielfältigt, verbreitet oder in anderer Weise ohne Zustimmung des Autors verwendet werden, auch nicht auszugsweise: weder in gedruckter noch elektronischer Form. Jeder Verstoß verletzt das Urheberrecht und kann strafrechtlich verfolgt werden.

 

 

 

 

 

 

2. Auflage, 2020

© 2019 Kitty Harper – alle Rechte vorbehalten.

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstraße 20

06869 Coswig (Anhalt)

Email: [email protected]

 

Coverdesign by Kitty Harper // verwendete Fotos: Adobe Stockphotos, ©sakkmesterke, © Gizele

Korrektorat/ Lektorat: Lektorat Buchstabenpuzzle B. Karwatt, www.buchstabenpuzzle.de

Verwendete Schriftarten: Copperplate Gothic Bold, Edwardian Script ITC, Linux Libertine OTimes New Roman, Trajan Pro 3

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Kapitel 1

Ich liebe den Regen. Besonders warmen Sommerregen, dessen sanfte Tropfen meine Haut streicheln, fast ehrfürchtig über meine Lider streichen und mir zärtlich über die Wangen rinnen. Dann lege ich sehnsüchtig den Kopf in den Nacken, schließe die Augen und blende alle Geräusche der Großstadt um mich herum aus. Und genieße. Atme tief ein. Lasse die gereinigte Luft in meine Lungen strömen. Fühle mich vervollständigt. Gestärkt. Bereit.

Wann immer ich ein anstrengendes Meeting vor mir habe, wenn ich mit einem unangenehmen Geschäftspartner verabredet bin, gehe ich raus und gönne mir zwanzig Minuten Anonymität. Lasse mich einfach in der Menge treiben. Denn sobald ich den Konferenzsaal betrete, bin ich nicht mehr einfach nur eine normale Frau, die entspannt durch die Straßen schlendert, nein, dann bin ich Logan Rush, knallharte stellvertretende CEO von Rush Industries, einem der führenden Immobilienkonzerne Bostons. Ich bin diejenige, vor deren unschuldigem Lächeln sie sich fürchten, diejenige, die knallharte Vertragsbedingungen unterbreitet, diejenige, die feindliche Übernahmen mit einem leckeren Latte macchiato begießt. Die Welt der einflussreichen Geschäftsmänner Bostons fürchtet sich vor mir, sie erzittern vor meinem Namen, vor dem, was mein Vater daraus gemacht hat.

Doch heute nicht. Heute bin ich diejenige, die zittert. Heute schlendere ich nicht gemütlich durch die Straßen, um mir meine Portion Anonymität zu holen. Dort, wo ich erwartet werde, weiß man, wer ich bin. Das, was ich im Begriff bin, zu tun, wird das Vermächtnis meines Vaters schützen. Es wird ihn schützen, ihm in den letzten Lebensmonaten Würde schenken, wann immer er klar denken kann. Ich atme tief durch und folge stoisch dem Weg, den meine Füße für mich wie von selbst gehen. Sie kennen ihr Ziel, auch wenn mein Verstand sich immer noch weigert, es zu akzeptieren. Es ist die einzige Möglichkeit, Rush Industries vor der feindlichen Übernahme zu schützen. Diesmal bin ich nicht die Jägerin, diesmal bin ich die Beute.

Wie schwere Eisenketten zieht die Angst meinen Brustkorb zusammen und hindert mich am Atmen. Noch nie in meinem Leben bin ich gezwungen gewesen, so etwas zu tun, auf solch ein Angebot einzugehen. Doch mir bleibt keine Wahl. Natürlich hat man immer eine Wahl, ich hätte ihm seine teure Seidenkrawatte einfach in den Rachen stopfen und ihn zum Teufel jagen können. Aber damit hätte ich das Lebenswerk meines Vaters zerstört. Und ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass er die Monate, die ihm noch bleiben, mit der Gewissheit verbringen muss, dass nichts von ihm bleibt, außer dem Staub, zu dem seine Knochen zerfallen werden. Edmund Rush soll in dem Wissen sterben können, dass die Firma – SEINE Firma – sein Vermächtnis an die Nachwelt sein wird. Er soll zufrieden und ohne Reue sterben können. In all den Jahren, die er hart gearbeitet und erst spät abends nach Hause gekommen ist, will ich ihm einmal etwas zurückgeben. Deswegen bin ich hier.

Ich blicke nach unten und bleibe an den roten High Heels hängen. Sie stehen still. Fast muss ich schmunzeln, weil ich die Stimme eines eingebildeten Navigationssystemes in meinem Kopf höre. »Sie haben Ihr Ziel erreicht!« Fuck!

Ich schlucke hart und sehe auf.

Verklinkerte Backsteinsäulen, dunkle Blumenkübel und sanftes Licht. Ich brauche nicht aufschauen, ich weiß, wo ich bin. Marriott Hotel, Boston. Ich bin hier mehr als einmal gewesen, für diverse Konferenzen, zum Abendessen, weil der Italiener hier fantastisch ist, oder um jemanden zu besuchen. Aber noch nie als … Gast. Für ein paar Stunden.

Meine Eingeweide ziehen sich schmerzhaft zusammen und ich schließe die Augen. Wenn ich es nicht tue, werde ich vor Angst umdrehen und das Weite suchen. Stopp! Noch bevor ich anfangen kann, über die Konsequenzen, die meine Verweigerung nach sich ziehen würde, nachzudenken, raffe ich all meinen Mut zusammen und gehe hinein. Den Pförtner, der mir freundlich lächelnd die Tür aufhält und mich mit einem »Guten Abend, Ma’am!« begrüßt, nehme ich nur am Rand wahr. Ich ignoriere das aufgeregte Flattern meiner Nerven und gehe zielstrebig auf die Rezeption zu. Die Angestellte am Tresen lächelt mich an.

»Was kann ich für Sie tun?«, fragt das dunkelhaarige Mädchen. Mein Blick schweift zu ihrem Schild, Amber, Trainee, steht da in goldenen Lettern. Ich seufze und würde liebend gern mit ihr tauschen. Das hatte ich durchaus in Betracht gezogen. Eine ›Vertretung‹ zu schicken. Aber laut ausgesprochen hatte ich diesen Vorschlag nicht. Mit einem Zak Sutton feilscht man nicht. Das hatte ich an diesem letzten Nachmittag im August gelernt. Man akzeptierte sein ›großzügiges‹ Angebot, oder man ließ es bleiben. Ich tat es nicht … das Bleibenlassen. Ich erbat mir lediglich Bedenkzeit. Die hatte er mir gewährt. Die schlichte SMS mit den zwei Worten, die mich heute hierher geführt hatten, hatte ich nicht gelöscht. Sie widerte mich an, das Angebot widerte mich an, und trotzdem bin ich hier. Die SMS würde ich als Warnung behalten, falls ich wieder einmal an Größenwahn leiden sollte und so ein Angebot auch nur in Erwägung ziehen sollte.

»Ms.?«, erinnert mich Amber. Ich sehe auf und überspiele meine Ablenkung mit einem flüchtigen Lächeln.

»Ich bin mit Mr. Sutton verabredet«, höre ich mich sagen. Amber nickt mir zu und wendet sich ihrem Monitor zu. Klappernd fliegen ihre Finger über die Tasten und sie schaut einen Moment konzentriert auf den Bildschirm. Das Bild spiegelt sich in ihren Augen wider. Wunderschöne dunkelbraune Augen, groß und freundlich. Wie seine. Doch was er dahinter verbirgt, lässt mich frösteln. Kalte Berechnung und ein knallharter Geschäftsmann, der kriegt, was er will. Manche nennen ihn auch den Eisprinzen, weil er mit eiskalter Härte über ein Imperium von Firmen herrscht, die er von seinem Glaspalast aus verwaltet. Zak Sutton ist Inhaber eines Dachkonzerns, der mehrere Dutzend kleinere Firmen verwaltet. Genau das habe er mit Vaters Firma vor: Sie assimilieren und als weiteren Baustein seinem Palast hinzufügen. Dass er sich mit 31 Prozent zufriedengeben muss, meiner Familie die Mehrheitsanteile bleiben und er nur als lästiger Zuhörer im Vorstand hocken wird, ist dieser Zusatzvereinbarung zu verdanken. Sutton wollte etwas Süßes, etwas zum Spielen, damit er nicht einfach mit seinen Millionen wedelt und alle Aktienoptionen der Teilhaber aufkauft, und hier bin ich.

Ich schließe die Augen und atme gegen die Beklemmung in meiner Brust. Er kann es haben, wenn er uns für seine lächerlichen 31 Prozent die vereinbarte Summe gewährt.

»Zimmer 411«, holt mich Amber aus meiner Erstarrung und überreicht mir eine Schlüsselkarte. »4. Stock, Mr. Sutton hat bereits eingecheckt.« Ich zwinge mich zu einem flüchtigen Lächeln, nehme die Karte entgegen und bedanke mich höflich. Egal, was in mir gerade vorgeht, Amber wird nur die Geschäftsfrau sehen, die Dame im taillierten Trenchcoat mit den roten High Heels, der züchtigen Hochsteckfrisur und den voll geschminkten Lippen. Ich schlucke und stöckele selbstsicher Richtung Fahrstuhl.

Die Eingangshalle des Marriott ist riesig. Von außen ist sie als großzügiger Flachbau erkennbar. Wenn ich den Kopf hebe, kann ich durch das Glasdach in den Nachthimmel sehen. Es ist kalt draußen. Genau richtig, um einen Deal über die Bühne zu bringen.

Meine Finger zittern, als ich versuche, die Schlüsselkarte in den dafür vorgesehenen Schlitz zu schieben. Ich bin so ungeschickt, dass ich die Karte fallen lasse. Soll das etwa ein Wink des Schicksals sein? Die letzte Möglichkeit, noch die Flucht zu ergreifen? Nein! Ein Deal ist ein Deal – ist ein Deal! Von meinen Partnern erwarte ich absolute Professionalität und nicht einen Rückzieher kurz vor Vertragsabschluss. Und genauso halte ich es auch. Was ich begonnen habe, beende ich.

Gequält verziehe ich das Gesicht, bücke mich nach der Karte. Mit der anderen Hand halte ich meinen Mantel an Ort und Stelle. Er ist kurz, viel zu kurz für das, was ich darunter trage. Oder besser gesagt: Nicht darunter trage. Die Anweisungen von Mr. Sutton sind eindeutig gewesen und ich verkneife mir einen erbosten Gedanken. Er will mich auf Knien sehen, und das wortwörtlich. Ich würge den trockenen Kloß der Angst herunter, schlucke nach und schiebe die Karte ohne weitere Verzögerungen in den Schlitz. Egal, wie sehr ich mich winde, ich werde ja doch keinen Rückzieher machen. Also kann ich es auch einfach hinter mich bringen, die Firma meines Vaters über die nächsten sechs Monate retten und dann … sehen wir weiter.

Das elektronische Türschloss gibt ein kleines Piepsen von sich und springt von Rot auf Grün. Das Zeichen, dass die Tür geöffnet werden kann. Langsam lege ich meine Hand auf den Türgriff und schließe ein letztes Mal die Augen. Noch gestatte ich mir eine winzige Emotion, eine kurze Aufwallung von Gefühlen, bevor ich die emotionale Falltür schließe und jede Regung, jede noch so kleine Reaktion, ob Angst oder was auch immer mich dort drinnen erwartet, hinter dieser Tür zu verschließen. Für die nächsten drei Stunden. Denn so viel Zeit hat er sich erbeten. Drei Stunden. Das Einzige, was mich wirklich wundert, ist, dass Mr. Sutton die Vereinbarungen nicht vertraglich festgehalten hat.

»Ihr Wort reicht mir«, hatte er gesagt und mir die Hand gereicht. Den Blick aus seinen Augen werde ich niemals vergessen, niemals! Ob er mich genauso ansehen wird? Mit dieser Geringschätzung? Das ist es gewesen, was mich wirklich verunsichert hat. Er hat nicht ausgesehen wie ein Mann, der eine Frau will. In seinen Augen hatte etwas anderes gelegen, viel Gefährlicheres. Es ist der Blick eines Geschäftsmannes gewesen, wenn er einen besonders lukrativen Deal abgeschlossen hatte. Keine Lust, kein Verlangen, nur dieser Triumph. Und das hat mir mehr Angst gemacht als alles andere.

Okay, Schluss mit den Grübeleien. Es nützt nichts. Zeit, den Deal endlich hinter mich zu bringen.

 

*

 

Entschlossen drücke ich die Klinke hinunter und … erstarre. Dunkelheit schlägt mir entgegen. Nicht die absolute Finsternis, eher eine wirkungsvolle Düsternis. Hotelzimmer gleichen wie ein Ei dem anderen. Es gibt ein Bett, einen kleinen Schreibtisch mit einer Sitzgelegenheit. Vielleicht noch die Möglichkeit, auf einer Bank den Koffer abzustellen. Diese brauche ich nicht, denn Gepäck habe ich nicht dabei. Und über Nacht würde ich auch nicht bleiben.

Und dann gibt es eine gemütliche, kleine Sitzgruppe. Dieses Hotelzimmer hatte eine. Nicht, dass ich sie sehen kann. Die Vorhänge sind zugezogen und meine Augen noch an das Licht im Gang gewöhnt. Weshalb ich wusste, dass es diese Sitzgruppe gibt? Weil er darauf sitzt. Die Silhouette eines Mannes zeichnet sich vor der verschwindend geringen Helligkeit ab, die das verdrängte Tageslicht in den Raum lässt. Gerade genug, um ihn zu erkennen. Kurzes Haar, breite Schultern. Ich kann seine Beine sehen, übereinandergeschlagen in einer feinen Bundfaltenhose. Der Mann trägt einen Anzug. Es kann sich nur um Zak Sutton handeln.

Erstarrt bleibe ich in der Tür stehen. Sein Anblick fasziniert mich, zieht mich in seinen Bann und trocknet meinen Mund schlagartig aus. Ich räuspere mich hastig. »Guten Abend, Mr. Sutton«, überspiele ich meine Unsicherheit.

Der Mann bewegt sich. »Guten Abend, Logan.« Seine warme Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken. »Ich freue mich, dass Sie es sich in letzter Sekunde nicht anders überlegt haben.« Wenn er gewusst hätte, wie kurz davor ich gewesen war, einfach fortzulaufen. Aber eine Rush kneift nicht. Meine Mundwinkel zucken, weil ich ihn hatte überraschen können. Es wird das letzte Mal für heute sein, fürchte ich.

»Wir haben einen Deal und ich halte mich an Vereinbarungen«, erwidere ich.

Sutton räuspert sich. »Sehr schön. Wenn Sie dann so freundlich wären, Ihren Mantel abzulegen und die Tür zu schließen.«

Die Panik überrollt mich wie eine Lawine und umfängt mich mit eisiger Kälte. Jetzt fängt es an. Ich stelle meine Tasche ab und will die Tür schließen.

»Nicht so, anders herum. Erst der Mantel, dann die Tür«, hält mich Sutton auf.

Ich halte irritiert inne. Das kann nicht sein Ernst sein. »Sie wissen doch, was ich …«

Sutton räuspert sich. »Deshalb, Ms. Rush, genau deshalb.«

Ich zögere. »Jeder wird mich sehen können.«

»Genau wie ich. Ziehen Sie den Mantel aus, Ms. Rush.« Er hebt die Hand und deutet auf einen kleinen Tisch neben der Eingangstür. »Ziehen Sie vorher die Maske auf. Vielleicht fällt es Ihnen leichter, meinen Befehlen zu folgen, wenn Sie sich einbilden können, dass niemand Sie sehen kann, wenn Sie nichts sehen.«

Auf dem Tisch liegt eine Maske, wie manche Menschen sie zum Schlafen tragen. Ich nicht, denn ich schlafe kaum. Die Sorgen um die Firma lassen mich selten vor drei Uhr nachts zur Ruhe kommen. »Das kann nicht Ihr Ernst sein.« Die Maske kann nur eines bedeuten. Dass er das Licht anmachen will, aber nicht gewillt ist, mich etwas sehen zu lassen. Ich werde die Kontrolle an ihn abgeben, an Zak Sutton. Aber habe ich das nicht schon, indem ich diesem verrückten Deal zugestimmt habe? Die Kontrolle über mich an ihn abgeben?

Sutton wird ungeduldig. »Denken Sie an die Vereinbarung. Sie haben zugestimmt, mir für drei Stunden bedingungslos zu gehorchen, egal, was ich von Ihnen verlange.«

Bebend nicke ich und greife nach der Maske. »Brave Mädchen werden belohnt«, murmelt er und beschert mir eine Gänsehaut. Zitternd schiebe ich mir die Maske über die Augen und verknote sie unter meinem Dutt. Sutton hatte auf hochgesteckte Haare bestanden. Mein Herz hämmert, als mich die Dunkelheit einhüllt. Aber nicht vor Panik, o nein. Jede Faser meines Körpers vibriert. Erst recht, als seine tiefe und sonore Stimme erneut erklingt.

»Der Mantel, Logan«, sagt er heiser. Auf eine erregende Weise schenkt mir die Dunkelheit Mut. Obwohl ich weiß, dass er mich sehen kann, dass seine Augen jeden Zentimeter meines Körpers erkunden, habe ich keine Angst. Vielleicht weil ich seine Reaktion nicht sehen kann? Ich weiß es nicht. Ich spüre nur unglaublich viel Mut und dass meine Finger endlich aufgehört haben zu zittern, als ich den Gürtel meines Trenchcoats löse. Wie in einem schlechten Film, denke ich nüchtern, und öffne meinen Mantel. Langsam löse ich Knopf für Knopf und lasse ihn schließlich von meinen Schultern gleiten. Sutton zieht daraufhin scharf die Luft ein und ich … lächle. Ich genieße es geradezu, mir seine Reaktion vorzustellen. Genieße die Wirkung, die mein Anblick auf ihn hat. Schließlich weiß ich, wie ich aussehe. Schwarze Spitze, die mehr zeigt, als sie verhüllt. Ein Hauch Stoff, der über meinen Brüsten spannt, sie sanft anhebt und gekonnt in Szene setzt. Ich wette, dass das Licht vom Flur so fällt, dass er die Nippel durch die Spitze hindurch sehen kann. Das Höschen ist ein Vorbote der Hölle. Als ich hineingeschlüpft bin, ist mir der Schlitz, der den Steg teilt, nicht entgangen. Er reibt bei jedem Schritt sanft über meine empfindlichste Stelle und lässt meinen Körper nach Erlösung betteln. Meine Beine sind in schwarze Seidenstrümpfe gehüllt, die mit Strapsen an einem Strumpfgürtel befestigt sind. Verboten wie die Hölle. Mir hat es gefallen und ich hätte fast mein Taxi verpasst, so lange habe ich mich im Spiegel bewundert.

»Darauf warte ich seit Tagen. Seit Sie meine Eier in den Verhandlungen in der Hand hatten.« Keine Ahnung, was er damit meint. Der umgekehrte Fall trifft eher zu. Sutton hatte von Anfang an mich in der Hand. Stück für Stück hat er mich auf den Abgrund zugetrieben, um mir schlussendlich einen Strohhalm zu reichen, versehen mit den Bedingungen meiner Kapitulation – oder wie er es nennt: dem Deal.

Suttons Stimme lässt mich erschauern und ich verharre zitternd im Türrahmen, weiß, dass meine Kehrseite in den Flur ragt und jeder Vorbeikommende mich sehen kann. Obwohl das natürlich völliger Blödsinn ist, glaube ich, das Licht im Flur als Wärmequelle wahrzunehmen. Nein, es ist nicht das Licht, das ich spüre. Warmer Atem streift meinen Nacken, bewegt sanft die feinen Härchen am Haaransatz. Und ich erstarre. Zur Salzsäule. Was zur Hölle …? Ich nehme den Duft eines männlichen Deos wahr. Da ist ein Mann, und er steht hinter mir. Verdammt! Sutton hat sich nicht bewegt, das hätte ich gespürt. Nun ja, vielleicht doch? Allerdings kann er sich unmöglich in der Kürze der Zeit und von mir völlig unbemerkt von seinem Platz am Fenster so schnell bewegt haben, dass er nun hinter mir steht. Das lässt nur einen Schluss zu und der treibt mir den Angstschweiß auf die Stirn. Ein anderer Mann.

»Gehen Sie in den Raum.« Seine Stimme ist tiefer als Suttons, was meine Vermutung nur bestätigt.

»Sie verdammter Dreckskerl«, keuche ich. »Dafür werden Sie bezahlen.«

»Kommen Sie, Logan, denke Sie an das Geld.« Ich schlucke hart und erst, als eine schwere Hand sich um meinen Nacken schließt und eine andere zärtlich meine Pobacken knetet, trete ich ein, getrieben von dem Verlangen, wegzukommen. Und doch bin ich gefangen.

 

*

 

»Keine Angst«, murmelt er und lässt seine Lippen hauchzart über meine Ohrmuschel wandern, während seine Hand mich im Nacken festhält. Ich wimmere leise. »Das hier wird dir gefallen, wenn du mitspielst.«

»Das wird sie, keine Sorge.« Sutton. »Ms. Rush steht zu ihren Vereinbarungen, nicht wahr?«

Ich erspare mir eine Antwort. Er weiß genauso gut wie ich, dass ich mitspielen werde.

»Nimm die Hände auf den Rücken«, murmelt der Mann. Ich will mich ihm entziehen, doch er verstärkt den Griff um meinen Nacken. »Du kannst gehorchen und es genießen, oder eben nicht und ich tue es trotzdem. Wie wirst du dich entscheiden?«

Ich schlucke trocken und gehorche. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass ich mich ganz bewusst unterwerfe. Aber der Tonfall des Mannes lässt keinen Zweifel zu, dass er bekommt, was er will. Und das er es notfalls mit Gewalt durchsetzen wird. Also mache ich, was er verlangt. Seine Hände gleiten über meine Arme zu meinen Handgelenken hinab. Ich spüre kaltes Metall und das Schnappen einer Handschelle, kurz darauf folgt die zweite. Ich fröstele, aber nicht, weil mir kalt ist. Nein, mein Körper steht bereits in Flammen. Ich fröstele, weil ich weiß, dass das nicht diese Art von Handschellen aus einem Erotikshop sind, die, die man mit einem kräftigen Ruck lösen könnte. Nein, das sind Handschellen, wie sie Polizisten verwenden. Und die lassen sich nicht ohne Schlüssel öffnen. Der Mann meint es verdammt ernst und macht keine halben Sachen. Fuck, wo bin ich hier nur hineingeraten?

Ich höre das Rascheln der Vorhänge und nehme an, dass sie wieder aufgezogen werden, damit sie mich ansehen können. Ich allein mit zwei Männern und zu Gehorsam verpflichtet. Das ist mehr, als ich ertragen kann. Das Verlangen, diese starken Hände auf mir zu spüren, überwältigt und verwirrt mich zugleich. Noch nie habe ich so empfunden, noch nie hat mich jemand in eine solche Lage gebracht. Ich war immer die starke Geschäftsfrau, vor der die Geschäftswelt Bostons erzittert. Und jetzt stehe ich hier, gefesselt und dem Willen zweier Männer ausgeliefert. Himmel! Das Pochen zwischen meinen Schenkeln macht mich wahnsinnig. Der Wunsch, dass sich endlich jemand diesem verstörenden Gefühl annimmt, macht mich irre. Und der Gedanke, dass es mir tatsächlich gefallen könnte, verschreckt mich.

»Bitte«, kann ich mich selbst flehen hören. Angewidert verziehe ich die Lippen. Eine Rush fleht nicht. »Das war nicht Teil unseres Deals«, widerspreche ich mit fester Stimme. Der Mann knabbert sich zärtlich zu meiner Halsbeuge hinab, was meine Stimme wanken lässt. Erregt atme ich tief ein, versuche, die verräterischen Zeichen meines Körpers zu ignorieren. Aber meine Pobacke, die sanft von ihm geknetet wird, macht mein Vorhaben zunichte und ich höre mich das Wort »Deal« keuchen.

Sutton lacht. »Und ob, Ms. Rush. Sie haben eingewilligt, mir für drei Stunden zu gehorchen. Dieser Mann ist Teil des Deals. Gehorchen Sie ihm und …«

»… Sie sehen dabei zu?«

Sutton lacht kehlig. »Ich will Sie auf Knien sehen, bettelnd, keuchend, stöhnend, beherrscht. Und ich will es genießen. Wenn ich es tue, kann ich es nicht sehen. Verstehen Sie?«

Ich komme nicht mehr dazu, etwas auf Suttons Frage zu antworten. Vorwitzige Finger schlüpfen zwischen meine Schenkel und erkunden meine Spalte. Ich keuche auf, als er einen zweiten Finger hinzunimmt und mich sanft massiert. Der Mann weiß genau, wie er mich anfassen muss. Jede seiner Berührungen entlockt mir Laute der Lust. Ich kann gar nicht anders.

»Ich will …«, stöhne ich, während er seinen Daumen auf meine Klitoris presst.

Sutton lacht. »Sie wollen in den nächsten Stunden gar nichts, außer gehorchen.«

»Ficken Sie sich doch selbst!«, schnappe ich und der Griff um meinen Nacken verstärkt sich, die Finger stoßen kräftig in mich und entlocken mir einen gequälten Schrei.

»Nur du wirst hier gefickt«, murmelt er und erhöht das Tempo.

»Stopp!«, hält ihn Sutton auf und erhebt sich. Der Mann gehorcht sofort und hinterlässt mich pochend, bebend, unbefriedigt. Ich ringe verzweifelt um Atem, doch das Einzige, woran ich denken kann, ist, dass irgendjemand etwas gegen das quälende Pochen zwischen meinen Schenkeln unternehmen muss. Dringend! Hätte mir der Mann nicht die Hände auf dem Rücken fixiert, ich würde selbst etwas dagegen tun – und auf Suttons Deal scheißen! Jawohl.

Auf ein Zeichen Suttons hin, drückt mich der Kerl zu Boden und ich gehorche. Egal, was sie von mir wollen, ich bin bereit, es zu tun. Und mich beschleicht das ungute – ja, das geradezu verbotene Gefühl – dass ich bald einen von ihnen in mir haben will. Noch während ich mich in der ungewohnten Position – auf den Knien mit High Heels – wiederfinde, streift eine sanfte Berührung meine Wangen und die Maske wird mir vom Gesicht gezogen. Hart greift der Typ in mein Haar und zwingt mich, Sutton anzusehen. Dabei überdehnt er meinen Hals und entlockt mir ein gequältes Keuchen. Sutton steht über mir und öffnet den obersten Knopf seiner Hose. Gierig lecke ich mir die Lippen, was Suttons Augenbraue interessiert nach oben wandern lässt.

»Wollen Sie mir etwa einen blasen, Ms. Rush?«, fragt er schmunzelnd. Ich beiße mir auf die Unterlippe, doch das Pochen zwischen meinen Schenkeln treibt mich zu einer Antwort.

»Ja«, keuche ich und öffne einladend den Mund.

Sutton schnappt nach Luft. »Das kommt … unerwartet.« Ich kann es gar nicht abwarten – und hasse mich dafür selbst. Keine Ahnung, was diese Situation mit der selbstsicheren Geschäftsfrau angestellt hat, aber ich giere förmlich danach, von einem der beiden genommen zu werden. Ich will, dass sie es tun, verdammt noch mal! Damit meine Qual ein Ende hat und ich über die Klippe stürzen kann – wie man so schön sagt. Es ist so verdammt lange her. Und es wird noch viel länger dauern.

Sutton tritt lächelnd zurück und verschließt seinen Hosenknopf wieder. »Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung, Ms. Rush, aber ich hatte nicht vor, heute Sex mit Ihnen zu haben. Noch würde ich James erlauben, weiterzugehen.« Sutton beugt sich vor und leckt sich die Lippen. »Ich wollte lediglich wissen, wie weit Sie gehen würden, um die Firma zu schützen. Das allein war der Sinn dieser Übung.« Dann tritt er an mir vorbei und nickt James – der Name des Mannes, den ich für einen kurzen Moment fühlen durfte – zu. »Mach sie los, James. Schau nicht so beleidigt, ich besorge dir eine Nutte für unterwegs.« Dann sieht er erneut auf mich herab, während James wortkarg die Handschellen löst.

»Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend, Ms. Rush.«

Kapitel 2

Ich hasse ihn! Noch nie in meinem Leben bin ich so gedemütigt worden. Er hätte mir nicht mehr wehtun können, wenn er dabei zugesehen hätte, wie der Typ mit mir schlief. Aber nein! Stattdessen hat er noch viel mehr getan. Er hat mich mit vor Verlangen pochenden Eingeweiden zurückgelassen und ist einfach … gegangen! Als wollte Zak Sutton nur eine Theorie testen und mich hat er als Versuchskaninchen auserkoren. Er hatte zwar gesagt, er wolle dabei zusehen, aber ich glaube, er fürchtet sich eher davor, sich zu verbrennen. Das wiederum zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Denn es beweist, dass der Eisprinz durchaus zu Empfindungen fähig ist.

Ich könnte mich nicht mehr missbraucht und beschmutzt fühlen, als wenn er mich persönlich genommen hätte. Nur das hat er nicht getan. Mir weicht das Lächeln aus dem Gesicht, als etwas klar wird: Ich hätte es genossen, Zak Sutton zu spüren. Der Mann war keine Augenweide, er war nicht einmal besonders muskulös. Okay, vielleicht tue ich ihm unrecht und unter dem Maßanzug verbirgt sich ein durchtrainierter Körper. Meine Finger kribbeln freudig und mich durchzuckt der Gedanke, dass ich es gern, viel zu gern, herausfinden würde. Es ist seine Ausstrahlung, die ihn so wahnsinnig anziehend macht. Ein Mann, dem man hinterher sieht. Aber nicht, weil er wie ein Topmodel aussieht, nein, es ist die Art, wie er sich bewegt, die Selbstsicherheit mit einer Spur Arroganz, fähig, sich das zu nehmen, was er will. Ihm schleicht der Ruf nach, das durchaus zu tun. Ob Firmen oder Frauen, er macht da kaum einen Unterschied. Und mich hat er verschmäht. Das macht mich wahnsinnig … wütend.

Seit er da in der Dunkelheit gesessen hat, ich nur seine bedrohliche Silhouette im Halbdunkel des späten Nachmittags gesehen habe, ja, seitdem bekomme ich dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf. Zugegeben, der muskulöse Mann, der mich festgehalten, gefesselt und ihm präsentiert hatte, war bestimmt eine Augenweide gewesen. Doch seinen Blick habe ich nicht gesehen. Und das macht ihn deutlich weniger attraktiv. Nein, Mr. Suttons eiskalte Augen hatten für einen Augenblick aufgeflackert. Ist es Verlangen oder Zufriedenheit gewesen? Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich weiß nur, dass das, was ich gesehen habe, mein Interesse geweckt hat.

Auf der einen Seite bin ich tödlich beleidigt, dass er mich verschmäht hat. Und auf der anderen Seite will ich mehr. Ich will sehen, wie diese Augen vor Überraschung weit aufgerissen sind, wie Erkenntnis in ihnen aufflackert, oder ja – und das ist noch viel besser – Erregung. Ob der Eisprinz vor Begierde aufflammen und zu Wasser wird?

Dieser Widerspruch zerreißt mich seit Tagen. Der Wunsch, ihn wiederzusehen, ihm in die Augen zu blicken, um herauszufinden, wie er mich nach diesem Nachmittag ansehen wird, ist übermächtig.

Ein paar Tage nach dem kleinen Vorfall lädt Sutton zu einer Besprechung ein. Er ist Vorstandsvorsitzender von Sutton Enterprices, einem Dachkonzern, unter dessen Schirm Sutton Firmen verschiedenster Branchen vereint. Sutton Enterprices selbst stellt Baumaterialien her – wie passend, dass bald ein Bauunternehmen mit einer Wohnungsgesellschaft dazu gehört. Er hat mir von seiner Sekretärin ausrichten lassen, dass er mich als stellvertretende Geschäftsführerin von Rush Industries gern dem Vorstand vorstellen würde und dazu ein Meeting einberufen hat. In Anbetracht unseres Deals nehme ich an, dass er seine Entscheidung bezüglich der Firma meines Vaters seinem Vorstand mitteilen wird. Wenn alles glattgeht, wird sich Sutton Enterprices mit einer sechsstelligen Summe einkaufen. Sutton werden einunddreißig Prozent des Unternehmens gehören, meinem Vater weitere fünfunddreißig Prozent, zudem der Vorstandsvorsitz. Die restlichen Prozente verteilen sich auf ein paar kleinere Teilhaber, darunter meine Schwester Betty mit zehn Prozent, ich mit ebenfalls zehn Prozent. Sutton wird damit nicht nur zum Miteigentümer, sondern auch zum Mitbestimmer … wenn man so will, zum Boss. Als Großaktionär will er natürlich Bescheid wissen. Zwar behält die Familie die Oberhand, doch fast alle Entscheidungen der Firma müssen mit einer Mehrheit von siebzig Prozent getroffen werden. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Sutton jede Entscheidung blockieren kann. Klingt kompliziert? Das ist noch gar nichts. Mir schwirrt jedes Mal der Kopf, wenn mein Vater über Aktienoptionen referiert oder versucht, die Immobilienblase am Mittagstisch zu erläutern. Früher einmal … heute redet er nicht mehr viel.

Als stellvertretende Geschäftsführerin von Rush Industries bin ich heute hier, damit Sutton mich seinem Vorstand vorstellen kann. Mir erschien der Vorwand fadenscheinig und hohl. Um seine Entscheidung mitzuteilen – zumal er sich mit einem Großteil seines Privatvermögens einkauft – hätte es mich nicht persönlich gebraucht. Nein, ich war bereits drauf und dran, seiner Sekretärin – die er zweifelsohne fickt, so aufgetakelt wie das Luder hier in High Heels herumstolziert – einen Korb zu geben. Aber dann reizt mich die Neugierde. Wie wird sich Sutton mir gegenüber verhalten? Wie wird er mich ansehen? Ist ihm überhaupt anzumerken, dass er weiß, wie ich in schwarzer Spitze aussehe? Wie ich stöhne, wenn ich kurz vorm Kommen bin? Ich muss es wissen. Also bin ich gekommen.

Doch statt mich so zu behandeln, wie es sich für jemanden in meiner Position gehört, werde ich auf die Besucherbank gesetzt. Mr. Sutton befinde sich noch im Gespräch, hat mir das Luder mitgeteilt, und mich im Wartebereich vor Suttons Büro abgeladen. Die komplette Front ist verglast, allerdings blickdicht. Ich kenne diese Sorte von Glas. Auf Knopfdruck kann er den Sichtschutz aufheben und seine Mitarbeiter beobachten. Doch Mr. Sutton hat seine Ruhe haben wollen. Warum auch immer. Ich höre ihn im Inneren reden, gedämpfte Laute dringen zu mir durch, während das Luder an ihrem Schreibtisch sitzt und die langen Beine mit den roten High Heels übereinanderschlägt. Dazu trägt sie ein feuerrotes, viel zu aufreizendes Kleid. Mr. Sutton mag rot, geht es mir durch den Kopf. Ich beiße die Zähne zusammen und versuche bewusst nicht an meine roten High Heels zu denken, die ich seitdem nicht wieder angezogen habe. NIE WIEDER!

Ich gestatte mir, während ich vor Suttons Büro warte, einen Moment der Schwäche. Meine Wut steigt, je länger ich hier sitzen muss. Und ich will es ihm heimzahlen. Nicht nur den verdammten Deal. Es war meine Entscheidung und ich stehe dazu, bereue nichts. Nein, ich will ihm heimzahlen, dass er zugelassen hat, dass ein anderer Mann mich anfasst und er dabei die Kontrolle behalten hat. Dass mich diese verdammte Situation so erregt hat, und … dass ich nicht kommen durfte. Das Verlangen ließ sich durch nichts stillen, nicht einmal, als ich selbst Hand anlegte. Ich brenne und lechze nach ihm und das macht mich wütend. Wie eine Bittstellerin hier zu warten, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Ja, Sutton, ich fühle mich mächtig verarscht und ich will mich rächen. Und … ich will in seine Augen sehen, wenn er kommt. Ich will Macht über ihn … und ihm die seine über mich entreißen!

Hastig beiße ich mir auf die Unterlippe, kneife die Beine zusammen und starre verbissen auf die Silhouette, die sich hinter dem Milchglas auf und ab bewegt. Eine gemurmelte Verabschiedung, dann wird es still. Sutton läuft hin und her, bevor das Glas durchsichtig wird und sein Blick auf mich fällt. Keuchend atme ich aus. Verdammt. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich den Atem angehalten hatte. Bebend schließe ich die Augen und verpasse mir eine imaginäre Ohrfeige. Damals – als ich noch jung und unerfahren war und auf den heißesten Typen der High School hereingefallen war – hatte ich mir geschworen, dass kein Kerl mir je wieder den Atem rauben wird. Kein Mann wird mir je wieder so sehr den Kopf verdrehen, dass ich aufhöre, rational zu denken. Kein Mann … und bestimmt kein Zak Sutton. Ich schlucke, atme tief durch, straffe die Schultern und öffne die Augen. Sein Blick trifft mich bis ins Mark, doch ich weiche nicht zurück. Im Gegenteil. Ein Lächeln umspielt meine Mundwinkel und ich nicke ihm anerkennend zu. Gott, wie bescheuert. Man zollt einem Kerl doch nicht Respekt, weil … ja, weil was? Weil er mich halb nackt gesehen hat? Nein, eine Frau würde das nicht tun. Die würde ihm eine saftige Ohrfeige verpassen. Doch so wird das Spiel in der Geschäftswelt nicht gespielt. Ich bin keine normale Frau, ich bin eine Löwin –  oder will zumindest so tun, als ob. Also zolle ich ihm mit einem anerkennenden Nicken Respekt für seinen Schachzug. So wie es Männer unter sich tun. Ein imaginäres Schulterklopfen, eine stille Gratulation, damit ich das Hotelzimmer abhaken kann. Mit einer Niederlage ist noch nicht der ganze Krieg verloren.

Sutton erwidert mein Lächeln und nickt mir zu. Strike. Herausforderung angenommen.

 

*

 

»Es tut mir leid, dass Sie warten mussten, Ms. Rush«, sagt Sutton mit einem falschen Unterton und nimmt zur Begrüßung meine Hand. Ich lasse mir von ihm gentlemanlike aufhelfen, ziehe mein Kostüm glatt und setze ein falsches Lächeln auf. Sutton weiß, dass das Lächeln nicht echt ist, aber er spielt mit. So macht man das eben. Man heuchelt sich gegenseitig Freundlichkeit vor, und bohrt dem Gegner dann das Messer in den Rücken, sobald er sich umdreht. Fein.

»Ach, das ist doch kein Problem, Mr. Sutton«, heuchle ich zurück. »Immerhin sind Sie ein viel beschäftigter Mann.« Mein Blick fällt demonstrativ auf die Sekretärin, die mich ihrerseits feindselig anstarrt. Ich bedenke sie mit einem milden Lächeln. Schätzchen, du musst noch viel lernen.

Sutton folgt meinem Blick. Für einen kurzen Moment blitzen seine Augen auf. Vielleicht Erregung mit einer Prise Verachtung? Ich habs gewusst. Er vögelt sie, aber nur, weil sie freiwillig die Beine breit macht. Sie scheint ihm keine Herausforderung zu sein.

»Vielen Dank für Ihr Verständnis, Ms. Rush. Wollen wir?« Galant legt er meine Hand in seine Armbeuge und dreht sich mit mir von seiner Mitarbeiterin weg. Ich lasse ihn den Gentleman spielen und nehme mir einen Moment Zeit, meine Reaktion auf ihn zu beurteilen, während er mich zum Konferenzzimmer führt. Ich muss annehmen, dass es dorthin geht, denn für etwas anderes bin ich nicht hier. Meine Hand liegt auf seinem Arm. Aus Neugierde verstärke ich den Druck. Ich habe Mr. Sutton bisher nur im Anzug gesehen, doch mich interessiert, was sich darunter verbirgt. Ohne das er es hoffentlich merkt, taste ich vorsichtig nach seinem Unterarm. Und was ich fühle, lässt mich lächeln. Der lange Ärmel verbirgt kräftige Muskeln. Ich sehe kurz auf und begegne Suttons wissendem Blick. Ob ich ertappt wegsehen soll? O nein. Ich lasse ihn wissen, dass mir gefällt, was ich fühle und es mir vollkommen egal ist, dass ich erwischt worden bin. Ist ja nicht so, dass ich vorhabe, ihn ranzulassen. Ganz bestimmt hat der Eisprinz andere Vorliebe. Willige Frauen zum Beispiel, die auf seinen Befehl hin auf die Knie gehen. Ich verschlucke mich bei dem Gedanken und überspiele das Keuchen mit einem Räuspern. Toll, als ob ich noch einmal vor ihm auf die Knie gehen würde! O nein, er wird vor mir knien! Jawohl. Das wäre mein absoluter Traum. Noch habe ich keine Ahnung, wie ich so etwas bewerkstelligen könnte. Zak Sutton ist nicht der Typ Mann, der vor einer Frau auf die Knie geht. Nicht einmal für einen Heiratsantrag. Wie bitte? Mit einem hastigen Räuspern verscheuche ich den Gedanken und konzentriere mich wieder auf den Eisprinzen.

»Warum haben Sie mich eingeladen, Mr. Sutton? Doch nicht, um Ihrem Vorstand … Ihre neueste Eroberung vorzustellen?«, überspiele ich die Stille und könnte mir im gleichen Augenblick auf die Zunge beißen. Eroberung? Sehe ich mich so? Also wirklich!

Sutton reagiert mit einem arroganten Lächeln. »Manche Männer sammeln Autos, andere Frauen. Ich sammle Firmen.«

Diese Bemerkung lässt mich überrascht nach Luft schnappen. »Im Ernst?«

Sutton lacht kehlig. Der Laut jagt mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. »Natürlich. Ihre Firma ist mir seit Jahren ein Dorn im Auge. Ihr Vater hat mich auf dem Immobilienmarkt mächtig ins Schwitzen gebracht. Zeit, dass ich seine Schwäche ausnutze und mich in die Firma einkaufe, oder?«

Jegliche amourösen Gedanken verschwinden. Ich beiße mir auf die Unterlippe und schlucke den bösen Kommentar herunter. Verschlucke mich fast daran. Mein Vater leidet seit ein paar Jahren an zu viel Alkohol im Blut. Seit sechs Monaten lässt er sich behandeln und ich habe die Leitung der Firma übernommen. In dem Maße, wie er die Beherrschung verliert, muss ich ein Paar Schuhe ausfüllen, welches noch immer eine Million Nummern zu groß ist. Ich mag vielleicht auf dem Immobilienparkett als gefürchtetes Raubtier gelten, doch dieses Image habe ich hauptsächlich meinem Vater zu verdanken. Er hat mich angeleitet … und kurz nachdem er sich ›zur Ruhe‹ gesetzt hat, geht alles den Bach runter und ich verscheuere seine Firma an die Konkurrenz. Nein, Sutton ist uns dermaßen auf die Pelle gerückt, dass mir der Vorstand keine Wahl lässt. Ich muss sein Angebot – inklusive Zusatzvereinbarung – annehmen. Zumindest habe ich Schadensbegrenzung betrieben, indem er – durch die Zusatzvereinbarung versüßt – auf den Mehrheitsanteil verzichtet, sich mit seinen Anteil zufriedengab und … nur einen Sitz im Vorstand beansprucht. Er hat alles haben können, doch er will mich. »Ein sehr gelungener Schachzug«, presse ich mühsam beherrscht vor. »Und jetzt haben Sie mich als Ihre Trophäe eingeladen? Damit Sie sie dem Vorstand präsentieren können?«

»Ich genieße meine Siege eiskalt, wie Sie bereits festgestellt haben dürften, Ms. Rush.« Ich schließe die Augen und verstärke den Griff um seinen Unterarm, spüre noch festere Muskeln und verfluche den Schauer, der mich dabei durchzuckt. Er ist der Feind, also reiß dich zusammen.

»Wozu diese Scharade?«, spucke ich aus. »Wozu dieses kleine Spielchen in dem Hotelzimmer?«

Sutton lacht. »Macht, Ms. Rush, es geht nur um Macht.«

»Sie wollten mich auf den Knie sehen?«

»Genau wie ich sagte: Ich wollte wissen, was Sie bereit sind, zu opfern. Sie haben mich nicht enttäuscht.«

Mittlerweile stehen wir vor dem Konferenzzimmer, ein Glasbau ähnlich Suttons Büro, nur mit dem Unterschied, dass der Raum von einem riesigen Tisch mit mindestens zwölf Sesseln dominiert wird. Der Vorstand von Suttons Firma hat sich bereits vollständig eingefunden. Das ein oder andere Gesicht kommt mir bekannt vor, alles Größen aus der Bostoner High Society. Ich sehe auf und mustere Sutton argwöhnisch. »Inwiefern?«

Sutton deutet mit dem Kinn in das Innere des Konferenzraumes. »Sie, Ms. Rush, stellen das Wohl Ihrer Firma über Ihr eigenes. Genau wie ich.« Er verzieht verächtlich das Gesicht, während er fortfährt. »Außerdem gehorchen Sie mir, das ist eine Eigenschaft, die diese Menschen dort drinnen nicht zu schätzen wissen.«

Mir entweicht ein belustigtes Schnauben. »Ich gehorche Ihnen nicht, Sie haben mich praktisch erpresst und mir keine Wahl gelassen.«

»Und trotzdem wurde Ihnen kein Leid zugefügt, oder? Sie haben absolut professionell reagiert. Ich habe in Ihre Firma investiert, weil ich das zu schätzen weiß. Hätten Sie sich im Hotelzimmer geweigert, hätte ich mein Angebot sofort zurückgezogen. Mit Ihnen will ich meinem Vorstand demonstrieren, was passiert, wenn man sich mir widersetzt.«

Trotzig recke ich das Kinn. »Ich werde mich nicht von Ihnen vorführen lassen.«

Sutton legt seinen Fingerknöchel unter mein Kinn und hebt es sacht an. »Doch, das werden Sie. Sie werden vor mir auf die Knie gehen, wenn ich es verlange.«

Ich kann gerade noch dem Drang widerstehen, ihm die Hand wegzuschlagen. Verdammt, er kann sich noch immer aus dem Deal zurückziehen. Die Vertragsunterlagen wurden noch nicht unterzeichnet, sie liegen derzeit bei unseren Anwälten und werden geprüft. Fantastisch. Ich schlucke meinen Ärger herunter und beschränke mich darauf, ihn wütend anzufunkeln. »Das werde ich …«

»Passen Sie auf, Ms. Rush, was Sie sagen. Natürlich werde ich Sie nicht bitten, vor mir auf die Knie zu gehen. Wenngleich das durchaus sehr reizvoll war.« Er lässt seinen Blick über mein schlichtes Kostüm schweifen. Obwohl es grau und trist und das absolut Langweiligste ist, was ich in meinem Kleiderschrank finden konnte, habe ich das Gefühl, nackt vor ihm zu stehen. Mir jagt ein heißer Schauer nach dem anderen über den Rücken. »Allerdings interessieren mich solche Arrangements nicht. Sehen Sie es als Win-Win-Situation. Ich demonstriere Macht und Sie bekommen eine hübsche Stange Geld, die Sie hoffentlich vernünftig investieren werden. Deal?«

Ich schlucke trocken und nicke. Suttons Hand liegt noch immer an meinem Kinn, eine Spur zu lange, als dass ich ihm glauben würde. Er atmet tief durch, bevor er seinen Daumen über meine Kinnpartie gleiten lässt. Seine Mundwinkel zucken flüchtig, bevor er die Hand wegnimmt, auf dem Absatz herumwirbelt und ganz ungentlemanlike ins Konferenzzimmer stürmt. Er wartet meine Antwort nicht einmal ab. Sein Abgang hat ein bisschen was von einer Flucht.

»Deal«, entgegne ich nüchtern, obwohl er das schon nicht mehr hören kann. Er ist sich meiner Antwort so sicher. Ich bewege meinen Kiefer, weil ich das Gefühl habe, an der Stelle, wo er mich berührt hat, nichts mehr zu fühlen. O nein, Mr. Sutton interessiert sich überhaupt nicht für solche Arrangements. Im Gegenteil, er ist ein ziemlich schlechter Lügner, wenn es darum geht, seine Emotionen zu verbergen. Mit einem Grinsen im Gesicht folge ich ihm in den Konferenzraum und schwöre mir, ihm dieses Meeting zur Hölle zu machen.

 

*

 

Sutton steht hinter dem Sessel am Kopfende des riesigen Tisches und begrüßt mich mit einem Nicken. »Verzeihen Sie, dass ich Ihnen nicht den Vortritt gelassen habe, Ms. Rush. Aber ich wollte Ihnen einen Auftritt gönnen, der Ihnen würdig ist.« Er schenkt mir ein absolut professionelles Lächeln und streckt mir seine Hand entgegen, die ich ergreife und mich von ihm vor die Augen der Anwesenden ziehen lasse. »Nicht, dass Sie denken, ich hätte meine Manieren vergessen«, wendet er sich mit leicht geneigtem Kopf seinem Vorstand zu. Die Anwesenden räuspern sich amüsiert und ich zimmere mir ein professionelles Lächeln ins Gesicht und werfe es wortwörtlich in die Runde. Dabei versuche ich, meine Verwirrung nicht zur Schau zu tragen. Auftritt? Wohl eher seiner, denn meiner. Offensichtlich will er seinen Triumphzug beginnen, indem er bei mir Verwirrung stiftet.

»Ms. Rush ist heute hier, weil ich mich mit einem Teil meines Privatvermögens in Rush Industries eingekauft habe.« Beifallheischendes Gemurmel seines Vorstandes, ich hingegen presse die Zähne zusammen, wodurch mein Lächeln eher wie ein Fletschen wirkt. Sutton verstärkt den Griff um meine Hand. Irritiert sehe ich ihn an. »Rush Industries gehört also zu einunddreißig Prozent zu Sutton Enterprices. Fortan werden wir gemeinsam an einem Strang ziehen, statt uns gegenseitig die Aufträge streitig zu machen. Im Gegenzug habe ich Ms. Rush einen Platz in unserem Vorstand angeboten. Sie hat diese Zusatzvereinbarung zum Glück akzeptiert. Denn nur, wenn wir zusammen vorangehen, erreichen wir gemeinsam unser Ziel. Nicht wahr, Ms. Rush?« Sutton beugt sich über meine Hand und funkelt mich an. Kaum wahrnehmbar beißt er sich auf die Unterlippe. Seine Mundwinkel zucken triumphal. »Akzeptieren Sie die Zusatzvereinbarung, Ms. Rush?«

Mir stockt der Atem. Nicht, weil er mir so nah ist. Nein, die Zusatzvereinbarung … ich war fest davon ausgegangen, dass er den Sitz im Vorstand MEINER Firma für SICH beanspruchen würde, nicht umgedreht. Dieser verdammte Mistkerl. Also gut, wenn er spielen will, werden wir spielen. Ich hole tief Luft, klebe mir erneut das Dienstlächeln ins Gesicht und hüstele, um meine Verlegenheit für alle Anwesenden sichtbar zu machen. »Sie wissen doch, Zak, ich akzeptiere Ihre Zusatzvereinbarungen immer. Sogar ohne Ihre Unterschrift.«

Suttons Mundwinkel zucken zufrieden. »Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann. Auf gute Zusammenarbeit, Ms. Rush, und herzlich willkommen bei Sutton Enterprices.« Damit presst er seine Lippen auf meine Haut und ich will verdammt sein, wenn ich nicht gerade seine Zungenspitze gefühlt habe, mit der er vorwitzig über meine Haut gleitet. Ein Schauer durchläuft mich und ich fröstele. Sutton bemerkt es und schenkt mir einen wissenden Blick. Oh, ich bin so was von geliefert. Doch statt den Reaktionen meines Körpers zu folgen, beißt sich ein interessanter Gedanke in meinem Hinterkopf fest. Mr. Sutton hat sicher auch Bedürfnisse. Wenn ich die wecken könnte, würde sich möglicherweise eine Option eröffnen, ihn tatsächlich vor mir in die Knie zu zwingen. Okay, der Sitz in seinem Vorstand ist eine nette Geste. Doch der Eisprinz tut nichts ohne Hintergedanken. Ich habe so das Gefühl, dass ich eine Menge Möglichkeiten haben werde, herauszufinden, was er mit diesem Schachzug bezwecken will.

»Zu freundlich, Ms. Rush«, murmelt er und weist mir einen Platz direkt neben seinem Sessel am Kopfende des Tisches zu. »Lassen Sie uns also nun zum Tagesgeschäft übergehen!«, fährt er ohne Umschweife fort, schiebt seinen Sessel beiseite und betätigt einen Knopf, der an der Unterseite des Tisches angebracht ist. Sein Blick fällt dabei auf meine übereinandergeschlagenen Beine. Während eine Projektionswand herunterfährt, verirren sich seine Augen irgendwie in dem tiefen Tal zwischen meinen Schenkel. Unwillkürlich begegne ich seinem Blick und muss schlucken. Hart schlucken. Die Augen des Eisprinzen gleichen eher dem Höllenfeuer schlechthin. Seine Zähne graben sich tief in seine Unterlippe und mich hält es nicht länger auf den Polstern. Hitze kribbelt genau dort, wo ich eigentlich einer Tiefkühlbox gleichen will. Es pocht so ungeduldig, dass ich unruhig meine Beine entwirre und sie auf den Boden stelle, nur um etwas kühle Luft zwischen die erhitzten Schenkel zu lassen. Das wiederum hat zur Folge, dass Mr. Suttons Blick genau in den Hohlraum fällt, der zwischen meinen Beinen sichtbar und nur notdürftig von meinem Rock verdeckt wird. Ich schlucke trocken. So, so …

Mr. Sutton kann sein Interesse kaum überspielen. Hastig räuspert er sich, richtet sich auf und wendet sich der Leinwand zu, wo ein Assistent irgendeinen Bericht anzeigen lässt. Mich interessiert der Bericht reichlich wenig, er soll es, denn Suttons Zukunft ist auch die Zukunft von Rush Industries. Aber ich kann mich kaum konzentrieren. Suttons Blick geht mir nicht aus dem Kopf. Auch wenn er behauptet, nicht an solchen Arrangements interessiert zu sein, war sein Blick eindeutig. Ich lächle siegessicher und beschließe, seinem Interesse auf den Grund zu gehen.

Während Sutton vor der Leinwand auf und ab geht und über Quartalszahlen referiert, stelle ich meine Beine etwas weiter auseinander. Die Bewegung könnte als zufällig durchgehen, doch für Sutton ist sie von Bedeutung. Sein Blick fliegt mir zu und landet direkt dort, wo ich ihn haben will. Ich bewege den Drehstuhl so, dass keiner seiner Mitarbeiten mich sehen kann, spreize die Beine noch ein wenig weiter und warte. Sutton stockt in seinen Ausführungen und starrt mich einige Sekunden an. Ich beschließe, noch ein Stück weiterzugehen, und schiebe den Rock höher. Immer weiter …

Sutton gibt ein ersticktes Räuspern von sich, bevor er mit den Quartalszahlen fortfährt. Er beschleunigt sein Sprechtempo, wodurch seine Stimme einen hektischen Tonfall annimmt. Im Hotelzimmer hat er mich gedemütigt, in welcher Form auch immer, doch hier und jetzt kann ich es ihm heimzahlen. Jede qualvolle Sekunde, die er sich meiner nicht angenommen hat. Ich lächle triumphal, koste den winzigen Sieg, ohne über die Konsequenzen – die es zweifelsohne geben wird – nachzudenken, aus und genieße Suttons Keuchen, als ich den oberen Knopf meiner Bluse öffne. Noch einen, und noch einen. Langsam verbreitere ich den Kragen, sodass zwar noch alles bedeckt ist, Sutton aber dennoch tiefe Einblicke gewährt werden. Stockend redet der weiter und ich beschließe, noch einen draufzusetzen, ihn für die Sex-Verweigerung, für qualvoll lange Tage ungestillten Verlangens, zu bestrafen.

Ich versenke meinen Blick tief in seinen Augen und lasse meine Hand zwischen meinen Schenkel verschwinden. Sutton fällt der Zeigestab mit einem lauten Klappern aus der Hand. Erschrocken zucke ich zusammen, aber nur ein kleines Bisschen.

»Verzeihung«, murmelt Sutton und bückt sich bereits nach dem Gerät. Er geht in die Knie und als er den Blick hebt, trifft dieser genau auf meine weit gespreizten Beine, auf meine Finger, die sanft meine feuchte Spalte massieren. Ich stöhne leise auf, so leise, dass nur er es hören … und sehen kann. Suttons Augen huschen nach oben, gleiten über meine Brüste, bleiben an meinen Lippen hängen. Lasziv beiße ich mir auf die Unterlippe und schließe die Augen. Keine Ahnung, was er dann tut. Das pochende Verlangen zwischen meinen Schenkeln verlangt meine ganze Aufmerksamkeit.

»Ich entschuldige mich«, keucht Sutton und ich öffne die Augen. Mittlerweile steht er wieder, allerdings ist er an den Tisch herangetreten. Mein Blick fällt auf seinen Hosenschlitz. Die Beule, die sich an deren Vorderseite abzeichnet, ist nicht zu übersehen. »Mir geht es nicht gut. Bitte entschuldigen Sie mich.« Er wirft mir einen warnenden Seitenblick zu, was mich dazu bringt, meine Finger sofort aus mir herauszuziehen, den Sessel zu drehen und die Hände sittsam im Schoß zu falten. »Ms. Rush, auf ein Wort. In meinem Büro. Sofort«, knurrt er, dreht sich auf dem Absatz um und stürmt aus dem Konferenzzimmer. Dabei nimmt er eine in der Wand verborgene Tür. Clever. So kann er einen filmreifen Abgang hinlegen, ohne die Beule in der Hose dem Vorstand zu präsentieren.

Ich räuspere mich verlegen und sehe in die Runde. Niemand wirft mir einen Blick zu. Wenn jemand bemerkt haben sollte, dass meine Bluse vor ein paar Minuten noch zugeknöpfter war, so lässt er oder sie es sich zumindest nicht anmerken. Und meinen Rock kann sowieso niemand sehen, da er unter dem Tisch verborgen ist. Ich bin äußerst zufrieden. Mr. Sutton ist aus dem Konzept gebracht geflohen. Diese kleine Schlacht kann ich wohl für mich verbuchen.

Kapitel 3

Es dauert ein paar Minuten, bis ich in Suttons Büro trete. Er thront hinter seinem Schreibtisch – wohl um die Beule in seiner Hose zu verbergen – und starrt mich mit unverhohlener Aggressivität an.

»Verzeihen Sie, Mr. Sutton, aber ich musste mir noch eine Menge Glückwünsche abholen. Wenn ich geahnt hätte, dass Sie mich mit einem solchen Angebot überraschen wollen«, flöte ich. In keiner Weise will ich mir anmerken lassen, wie sehr er mich mit dem Platz in seinem Vorstand überrumpelt hat … oder dass ich im Konferenzzimmer vor seinen Augen herumgefingert habe.

---ENDE DER LESEPROBE---