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Dieses Buch macht gute Autoren und gelungene Manuskripte noch besser. Versprochen. "Für Anfänger wichtig, für erfahrene Autoren interessant, für Profis, die wissen, dass es immer noch etwas zu lernen gibt, einfach unerlässlich." (Viktor Glass) Jetzt mit Bonus-Kapitel: "Wird Ihr Buch ein Bestseller?" In 40 Fragen an Ihren Roman und ausführlichen Erläuterungen erfahren Sie, ob Ihr Roman das Zeug zum Bestseller hat. Nach Lektüre dieses Schreibratgebers ... + ... wissen Sie, wie Sie Ihren Roman an mehr als 50 Stellen stärker, überzeugender, mitreißender gestalten. + ... haben Sie sich anhand konkreter Beispiele aus erfolgreichen Romanen die Mittel und Tricks professioneller Roman-Autoren und Bestseller angeeignet. + ... sind Sie zu neuen Ideen und Optimierungen für Ihren Roman animiert und inspiriert. + ... haben Sie Wichtiges über das Schreiben von Romanen gelernt, was Ihnen so kein anderer Ratgeber verrät. + ... haben Sie mit großem Lesevergnügen wie nebenher viel Neues über das Schreiben und das Leben als Autor erfahren. + ... wissen Sie nach dem Selbsttest mit 40 Fragen und ausführlichen Erläuterungen, ob Ihr Roman das Zeug zu einem Bestseller hat. Ich bin kein Literaturwissenschaftler, sondern ein Autor und Praktiker wie Sie. Ich will, dass meine Bücher Spaß machen. Erst beim Lesen. Und noch mehr, wenn Sie das Gelernte möglichst sofort bei Ihrem eigenen Roman anwenden. Wenn Sie sehen, wie viel Ihr Roman besser wird. Wenn Sie sehen, wie er nach und nach gut genug wird für Agenten, Verlage und vor allem für Ihre Leser. Sie bringen Ihr Talent mit, Ihre Leidenschaft, Ihren Willen zum Erfolg. Das erforderliche Handwerkszeug verbessern Sie mit diesem Buch. Ist das Buch etwas für Sie? Eine A-Z-Anleitung zum Schreiben eines Romans ist dieser Ratgeber nicht und daher für Schreibanfänger weniger geeignet. Dafür hilft er allen Roman-Autoren bei dem, was der Titel verspricht: wie Sie Ihren Roman (noch) besser machen.
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Seitenzahl: 241
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Stephan Waldscheidt
Bessere! Romane! Schreiben!
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Für wen ist dieses Buch und was erwartet Sie darin?
1. Vorbereitung
Gefahren und Chancen von Moden in der Literatur
Was ist eine Prämisse und welche ist die richtige für Sie?
Über Recherche
Situationen im Roman darstellen oder durchspielen
2. Plot und Struktur
Warum Sie Geschichten weben und nicht bloß spinnen sollten
Der Unterschied zwischen Geschichte und Plot
3. Erzählen und Erzählperspektive
Wie Sie souverän erzählen
Erklärungen – die gefährlichste Versuchung des Romanautors
Die zwei Gefahren der Ich-Form
4. Der perfekte Einstieg
Wie Sie Ihren Roman in Gang bringen
Wie Sie den perfekten Einstieg finden
Wie Sie sich vom Schauplatz inspirieren lassen
Warum Sie Ihren Lesern den Einstieg möglichst einfach machen sollten
Der beste Zeitpunkt für den Einstieg in Ihren Roman
Der Prolog im Roman – und was für ihn spricht
Der Prolog im Roman – und was gegen ihn spricht
Der Prolog im Roman – So schreiben Sie ihn und so lassen Sie ihn weg
5. Lebendige Charaktere schaffen
Was Romanfiguren antreibt
Nur interessierte Charaktere schaffen Interesse beim Leser
Charakter-Lektionen aus Clint Eastwoods Film »Hereafter«
Wieso ein passiver Held der Tod eines Romans ist und was Sie dagegen tun können
Was ein typischer Hollywood-Film über Charakterisierung lehrt
Wo liegt das Böse – in den Motiven oder in den Taten?
Der Serienmörder als Duckmäuser und Gott
So erschaffen Sie interessante Nebenfiguren
Einen Charakter mittels Verneinungen beschreiben
Wie Sie Ihren Helden am tiefsten verletzen
Warum Sie sich von Ihren Romanfiguren ärgern lassen sollten
Attraktive Ziele – für die Romanfigur und für den Leser
Das Individuelle an einer Beziehung
So finden Sie den richtigen Namen für Ihre Romanfiguren
Wie Sie auch sprachlich Ihren Romanfiguren nahe kommen
6. Mitreißend schreiben
Wie Sie mit überlebensgroßen Charakteren und Ereignissen und Mikrospannung den Leser mitreißen
Wo Sie Gefühle am besten recherchieren
So schreiben Sie kraftvoll
Wie Sie Überraschungen glaubhaft anlegen
Wie wundersame Rettungen Ihren Roman stärker machen
7. Beschreibungen und Bilder
Symbolik in Ihrem Roman
Gefahren und Chancen der Symbolik
8. Sprache und Stil
Wie Sie Details fürs Ganze sprechen lassen
Wie Sie Klischees vermeiden
9. Nachbereitung
Das Fegefeuer der Überarbeitung
Was ist eine Normseite und wofür brauchen Sie sie?
10. Schreiben und Leben
Kann man literarisches Schreiben lernen?
So schreiben Sie eine erste Fassung
Zur Emergenz von Romanen
Chancen und Risiken der als Roman getarnten Autobiografie
Über Schreibregeln
Wie das Aufhören mitten im Satz Ihre Phantasie beflügelt
Die literarische Begleiterscheinung von Mittagsschläfchen
Sensibilisieren Sie Ihre Wahrnehmung
Muse liebt Muße
Der perfekte Tag, Ihren Roman zu beginnen
Wie ein Autor sein muss – und wie viele
Wird Ihr Buch ein Bestseller?
Das sichere Erfolgsrezept für Schriftsteller – ja, ganz ehrlich
Bonus: Der große Test – Wird Ihr Buch ein Bestseller?
Anhang: Da wäre noch Folgendes ...
Wir lesen uns ...
Dank
Über Stephan Waldscheidt
Impressum neobooks
Verehrte Autorin, verehrter Autor,
ja, Sie lesen richtig: Ich verehre Autoren. Es gibt viele wunderbare Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Genug können es nie sein. Darum dieses Buch.
Im Winter vor einem prasselnden Feuer sitzen, eine Tasse Tee und frischgebackene Plätzchen daneben. In der Ferne am Strand liegen, eiskalter Orangensaft, die Wellen branden eindringlich, aber nicht aufdringlich heran, benetzen die sonnenwarmen Füße. Ein Spätsommertag auf der Terrasse, der Blick geht in die grüngoldenen Bäume, aufgebauscht von einer Brise, die schon nach Herbst duftet. Perfekte Orte zum Lesen – zu schade für einen schlechten Roman. Darum dieses Buch.
Nichts ist schöner als Lesen. Nichts? Sie haben Recht: Schreiben ist schöner. Doch wie schreiben, wie die Leser erreichen, beglücken, verzaubern? Antworten finden Sie in diesem Buch.
Die Zeit, die Sie mit Schreiben verbringen, ist zu kostbar, um sie nicht perfekt auszufüllen. Sie schreiben, um gelesen zu werden. Sie können erzählen, doch Sie möchten noch besser werden. Dabei hilft Ihnen dieses Buch.
»Bessere! Romane! Schreiben!« vereint Artikel aus meinem Blog schriftzeit.de. Alle wurden überarbeitet und zum Teil deutlich erweitert. Das Buch verrät Ihnen die Tricks erfolgreicher Autorinnen und Autoren und erklärt, wie Sie diese auch in Ihrem Roman einsetzen. »Bessere! Romane! Schreiben!« wird Sie inspirieren.
Das Buch ist keine A-Z-Anleitung zum Schreiben von Romanen. Vielmehr erläutere und vertiefe ich anhand von Beispielen aus bei großen Verlagen erschienenen Romanen Aufgaben und Schwierigkeiten, die jedem Autor früher oder später begegnen. Ich zeige Ihnen Techniken, wie Sie diese Herausforderungen lösen und Ihre Romane lesenswerter machen.
Das Buch wurde von einem Praktiker für Praktiker geschrieben, es hilft dem Anfänger ebenso wie dem Profi. Vieles, was Sie hier lesen, finden Sie in keinem anderen Buch.
Viel Vergnügen bei der Lektüre und noch mehr beim Anwenden des Gelernten. Verehrte Autorin, verehrter Autor, ich freue mich auf Ihre wundervollen Romane.
Stephan Waldscheidt, im Februar 2014
Nachtrag 1. Als Bonus finden Sie ab dieser Ausgabe im Anhang den großen Test »Wird Ihr Buch ein Bestseller?« Vierzig Fragen an Ihren Roman mit ausführlichen Erläuterungen geben Ihnen die Antwort darauf, ob Ihr Roman das Zeug zum Verkaufserfolg hat.
Nachtrag 2. Die Einteilung in übergeordnete Teile konnte nur grob geschehen, da einige Kapitel mehrere Aspekte beim Schreiben eines Romans abdecken. Weil diese Einteilung die der Print-Ausgabe »Bessere! Romane! Schreiben! 1 & 2« folgt, enthalten manche der übergeordneten Teile nur wenige Kapitel. Ich denke dennoch, dass diese neue Ausgabe übersichtlicher geworden ist.
Nachtrag 3. Neue Artikel lesen Sie unter schriftzeit.de.
In diesem Kapitel:
Gefahren und Chancen von Moden in der Literatur
Was ist eine Prämisse und welche ist die richtige für Sie?
Über Recherche
Situationen im Roman darstellen oder durchspielen
Literatur ist, wie so ziemlich alles im Leben, Moden unterworfen. Bei der sprachlich anspruchsvollen Literatur sind das eher Moden von Ausdruck, Sprache und Form, bei der erzählenden Literatur (und um die geht es mir in diesem Buch) eher thematische Moden.
Beim Schreiben selbst sollten Sie sich von Moden nicht beeinflussen lassen. Doch wenn es an die Entscheidung geht, für welche Ihrer (hoffentlich zahlreichen) Romanideen Sie sich entscheiden, ist es von Vorteil, die aktuellen Moden zumindest zu kennen. Damit Sie eine kompetente Antwort auf die Frage parat haben, ob Sie lieber den Roman mit den Teenagervampiren in Angriff nehmen oder doch eher den mit den Werwölfen aus dem Altenheim.
Jede Modewelle ruft zahlreiche Nachahmer auf den Plan, das ist in allen Branchen so, der Buchmarkt bildet keine Ausnahme. Von einem Roman, noch dazu einem Jugendroman, über Vampire würden die meisten Ihnen im Jahr 2011 abraten. Zu viele Autoren tummeln sich, zum Teil schon seit Jahren, in diesem Feld. Doch womöglich bleiben die Blutsauger ähnliche Dauerbrenner wie Regionalkrimis, die so etwa Anfang der nuller Jahre über uns hereinbrachen und einfach nicht mehr weggehen.
Misstrauen Sie allen Experten, die Ihnen weismachen wollen, sie wüssten, was morgen ist. Wenn die Zukunft bekannt wäre, dann hieße sie Gegenwart, und schon dort streitet man sich über das, was gerade in ist.
Sollten Sie jedoch partout auf den Modezug springen wollen, beachten Sie Folgendes: Je später Sie eine Mode aufgreifen, desto neuer und einzigartiger sollte Ihr Ansatz sein. Kann man zu Anfang der Mode noch eine billige Kopie auf dem Markt unterbringen, fordern die Leser zunehmend ausgefallenere Ideen.
Allerdings – und womöglich gut für Sie – hat jedes Genre auch seine Fans, die immer nur das eine wollen: more of the same. Dabei müssen die Ideen so ausgefallen gar nicht sein. Oft genügt es schon, Bekanntes miteinander zu verbinden, um etwas Neues zu schaffen. Oder kennen Sie einen Regionalkrimi mit Vampiren?
Ein Indikator dafür, welche Moden ihren Zenit schon überschritten haben, sind Parodien: Wenn bereits mehrere Parodien zu den die Moden begründeten Romanen in den Buchläden liegen, ist die beste Zeit für einen Me-Too-Roman bereits vorbei. Recherchieren Sie doch mal, wie viele Parodien allein zu Harry Potter und Stephenie Meyers Twilight-Romanen erschienen sind.
Ein weiterer Indikator für den Höhepunkt des Booms und oft auch für sein Ende sind Kinofilme. Zu der Hysterie über die Filme der »Twilight«-Saga gab es bis dahin nichts Vergleichbares.
Noch ein Indikator sind Spin-Offs, auch in anderen Medien, wenn also Videogames mit Harry Potter oder neue Romane erscheinen, in denen Charaktere, Schauplätze oder Motive aus dem ursprünglichen Erfolgsroman die Hauptrolle spielen.
Spätestens, wenn Sie sich mit Ihrem Manuskript an einen Agenten oder einen Verlag wenden, sollten Sie die aktuellen Modeströmungen kennen. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie einen Genre-Roman geschrieben haben. Die »Twilight«-Romane etwa haben ein eigenes Genre begründet: Teenagervampire.
Wenn Sie einem Verlag in den Jahren nach dem großen Erfolg einen Jugendroman über Vampire anbieten, wird Ihr Roman mit »Twilight« verglichen, ob Sie das wollen oder nicht. Sie können sich vorstellen, dass ein Vergleich Ihres Erstlings mit einem weltweiten Megaseller eher ungerecht und wenig hoffnungsvoll für Sie ausfallen wird.
Sehen Sie die Seite des Verlags: Ihre Lektorin wird sich von ihrer Chefin, vom Marketing, von der Presseabteilung, vom Vertrieb, von den Vertretern und von den Buchhändlern fragen lassen müssen, wie in Dreiteufelsnamen man denn noch einen weiteren Vampir-Roman positionieren und verkaufen solle.
Wenn Ihr Roman hingegen etwas (tatsächlich) Einzigartiges hätte, sähe die Sache womöglich anders aus. Dann rennen Sie womöglich offene Türen ein. Schließlich hat die Buchhändlerin ein ganzes Regal und einen großen Tisch speziell für Vampirbücher eingerichtet. Und die wollen gefüllt und beladen werden.
Grassiert die Mode noch eine Weile, mögen Sie mit Ihrer Vampirromanze sogar einen kleinen Erfolg haben. Womöglich ist mancher Verlag dankbar, nach dem Motto: Da weiß man, was man hat. Dann mag es sogar weniger risikoreich sein, auf das Bewährte zu setzen. Die Chance, groß abzuräumen, haben Sie jedoch eher nicht. Leider kann Ihnen niemand sagen, wann die Modewelle bricht. Das Risiko tragen Sie.
Denken Sie daran, wenn Sie mit Konzipieren und Schreiben Ihres Romans beginnen, dass zwischen dem ersten Satz, den Sie schreiben und der Veröffentlichung des Buchs mindestens zwei, eher aber drei oder noch mehr Jahre liegen werden. (Lediglich bei Kinder- und Jugendbüchern und Auftragsarbeiten geht es schneller.) Wenn der Markt heute schon gesättigt ist, was wird dann erst in drei Jahren sein?
Eine zumindest ungefähre Kenntnis von Markt und Moden ist außerdem unverzichtbar für Ihre Glaubwürdigkeit als professionell auftretender Autor. Und Sie sollten wissen, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie Ihren Beitrag zur Mode leisten.
Und jetzt ran an die Tasten, schreiben Sie etwas Bahnbrechendes. Schlechte Kopien gibt es schon genug.
Eine Leserin meines Blogs schriftzeit.de, dreieinhalb Fragen:
Was mache ich, wenn mir zu meiner Idee mehrere Prämissen einfallen?
Wie viele davon verfolge ich? Wohl doch nur eine?
Wie finde ich heraus, welches die richtige ist?
Zunächst einmal: Was ist eine Prämisse?
Wikipedia erklärt den uneinheitlich gebrauchten Begriff wie folgt:
Sie dient dem Schriftsteller als Werkzeug, um die Handlung der Geschichte auf das Wesentliche zu beschränken, indem sie der Entwicklung einer Figur ein klares Ziel gibt. Darüber hinaus lässt sich bei der Überarbeitung des Textes anhand der Prämisse überprüfen, ob die jeweilige Szene diesem Ziel dienlich und somit unverzichtbar ist.
Klar abgrenzen sollte man die Prämisse zur Moral von der Geschicht’ und zum Thema eines Romans. Letzteres bezeichnet, worum es in einem Roman wirklich geht.
Beispiel:
In Stephen Kings Roman »Es« wäre ein zentrales Thema lebenslange Freundschaft. Das Thema an der Oberfläche aber ist der Kampf einer Gruppe von Männern und Frauen gegen ein Monster, das unter anderem in der genialen Verkleidung des Clowns Pennywise auftritt.
Die Prämisse von »Es« könnte lauten:
Echte Freundschaft führt zum Triumph über ein Monster.«
Hier drin steckt, nach obiger Definition von Wikipedia
* als Ausgangspunkt: die Freundschaft;
* als Konflikt: der Kampf gegen das Monster; und
* als Lösung: der Triumph über das Monster.
Man kann noch tiefer gehen und fragen, wofür das Monster steht. King macht es uns einfach, indem er das Monster sich von Furcht ernähren lässt. Eine tiefergehende Prämisse lautet also:
»Echte Freundschaft führt zum Triumph über die schlimmsten Ängste.«
In vielen Schreibratgebern wird gerne behauptet, ein Roman müsse exakt eine Prämisse haben und diese könne und müsse der Autor von vornherein in einem Satz festmachen. Diese Aussage vereinfacht sehr stark.
In manchen Fällen ist diese Vorgehensweise nützlich, etwa in der oben geschilderten Aufgabe der Prämisse, eine Szene mittels der Prämisse auf ihre Verzichtbarkeit zu überprüfen. In vielen Fällen ist die starke Vereinfachung jedoch falsch.
Tatsächlich kann ein Roman eine ganze Reihe von Prämissen haben und beweisen. In Romanen, die mehrere Helden ins Rennen schicken oder die Handlung aus mehreren Perspektiven schildern, kann und sollte jeder Erzählstrang seine eigene Prämisse besitzen.
Doch selbst damit hat man noch nicht alle Prämissen erfasst.
Ein Roman kann die Geschichte mehrerer Helden mit eigener Prämisse erzählen – und bei jedem Helden mehrere Geschichten. Manche nennen das die Layer oder Erzählebenen. Jede Ebene kann wiederum eine eigene Prämisse haben.
Beispiel:
Der Roman von Mikael Niemi, »Populärmusik aus Vittula«, erzählt von zwei Hauptfiguren: vom Ich-Erzähler und von seinem Freund Niila.
Beim Erzähler könnte die Prämisse lauten:
»Musik machen in der Jugend führt zu einem glücklichen Leben als Erwachsener.«
Bei seinem Freund lautet sie eher:
»Musik machen in der Jugend führt zum Selbstmord.«
Aber diese Prämissen betreffen jeweils nur eine Erzählebene. Auf einer anderen Erzählebene, auf der es um die Freundschaft des Ich-Erzählers mit Niila geht, lautet die Prämisse des Ich-Erzählers, ein wenig umständlich, etwa so:
»Das Anregen und Pflegen einer Freundschaft führt zu einer wichtigen Erfahrung und Art von Liebe, die das spätere Leben aufwertet.«
So gibt es durchaus Romane, deren Helden mehrere Geschichten erleben, und jede hat ihre eigene Prämisse.
Dan Simmons etwa erzählt über seinen Roman »Drood« (ein komplexer Historiengrusler über Charles Dickens’ unvollendetes letztes Buch und über seinen Freund und Kollegen Wilkie Collins) Folgendes: Ein Freund von ihm habe ganz richtig erkannt, dass er da eigentlich sieben Romane geschrieben habe. Eben weil der Hauptplot über so viele verschiedene Ebenen verfügt.
Und dann sind da noch die angerissenen Erzählstränge oder Ebenen, die der Autor bewusst nicht ausgearbeitet hat, um dem Werk am Ende etwas Offenes, Authentisches, Lebensnäheres zu verleihen. Diese Stränge und Ebenen verweigern sich absichtlich dem Beweisen der Prämisse.
So weit, so kompliziert. Zurück zu der letzten Frage der Leserin: Woher weiß man nun, welche Prämisse die Richtige ist?
Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Vielmehr kommt es darauf an, was für einen Roman man schreiben will. Je nach Prämisse kann dasselbe Thema zum Krimi, zur Horrorgeschichte oder zur Komödie werden.
Beispiel:
Thema: Mädchen und Junge lieben sich.
Prämisse von Roman 1: »Wahre Liebe führt zur Verwandlung des Jungen in einen Vampir.«
Genre von Roman 1: Horror-Romanze.
Prämisse von Roman 2: »Wahre Liebe führt zur gemeinsamen Aufklärung eines schrecklichen Verbrechens.«
Genre von Roman 2: Krimi, Thriller.
Prämisse von Roman 3: »Wahre Liebe führt zur Überwindung von Religionsgrenzen und Fußpilz.«
Genre von Roman 3: Multikulti-Komödie.
Die Prämisse muss aber keineswegs am Anfang des Romanschreibens stehen. Wirkungsvoller ist es, mit einem Charakter zu beginnen, mit Was-wäre-wenn-Fragen, mit Plotschnipseln – und von dort aus, etwa dem Problem des Charakters, die Prämisse zu entwickeln. Um sie dann mit dem Roman zu beweisen. Oder, wie wir gesehen haben, die vielen Prämissen.
Womit wir bei der Prämisse des Romanautors wären:
»Einen Roman zu schreiben, führt zu verdammt viel Arbeit.«
Sie stecken fest? An irgendeiner Stelle Ihres Romans geht es einfach nicht mehr weiter. Womöglich fehlen Ihnen – Banalitätsalarm! – einfach nur Inhalte, genauer: etwas, worüber Sie schreiben können, was jedoch außerhalb Ihres Wissens oder Ihrer Erfahrungen liegt.
Zeit, Ihren Horizont zu erweitern.
Blättern Sie in einem Lexikon oder Wörterbuch oder im Web. Fündig geworden?
Stecken Sie bei einem ganz speziellen Thema fest, dann finden Sie Leute, die sich damit auskennen. So könnte eine Krimiautorin – Banalitätsalarm die Zweite! – bei der Polizei nachfragen. Falls Ihr Schurke Bierdeckel sammelt, gehen Sie zu einer Bierdeckelmesse.
Oft, nein, so gut wie immer finden Sie bei gezielter Recherche neben den gesuchten Informationen auch reichlich Beiwerk: Anekdoten (»Das rote da, auf diesem Bierdeckel, da hatte der Reich-Ranicki Nasenbluten, weil ihm Günter Grass …«), neuen Einblicken (»Die Bierdeckelindustrie lässt heute in nordkoreanischen Sweatshops fertigen. Ich trinke Bier nur noch im Stehen.«) oder Verweisen zu anderen Themen, an die man nie gedacht hätte (»Über die Filzindustrie, ja, wegen Bierfilz, da müssten Sie mal schreiben. Ich meine, Filz! Das sind Tierhaare. Die armen Biester werden gequält, weil wir saufen wollen. Und die Regierung spielt mit. Wenn da mal einer richtig graben würde …«)
Nicht selten ist das Beiwerk interessanter als das Gesuchte und findet Eingang in den Roman. Oder führt ihn womöglich in eine neue Richtung.
Im Extremfall haben Sie am Ende Ihrer Recherche die Idee für einen ganz neuen Roman gefunden und zugleich schon seine Grundlagen da stehen: »Die verfilzte Republik«, ein Politthriller.
Da steht die Heldin Ihres Romans endlich, frisch aus den Zeilen gepellt, klug, schön, mit einem eisernen Willen und glorreichen Zielen ausgestattet und so vollgepackt mit inneren Konflikten, dass sie kaum noch denken kann.
Na, dann kann der Roman ja mal losgehen. Bestimmt wird der gut, ein Bestseller, mindestens.
Aber da fehlt doch was.
Sie meinen, andere Personen? Ebenso klug und mit Zielen und inneren Konflikten beladen wie ein Sherpa mit Bergausrüstung und frischer Yakbutter? Kein Problem.
Da fehlt noch immer was.
Oh, klar, die Leute im Roman müssen was tun. Kein Problem, ein Plot ist schnell ausgedacht, windschnittig wie ein mit Vaseline eingeschmierter Ferrari. Was denn, noch immer nicht genug? Verraten Sie es mir jetzt endlich, Sie Klugscheibenkleisterer?
Ruhig bleiben. Hier kommt’s:
Die Charaktere müssen nicht nur »was« tun. Sie müssen miteinander und noch besser gegeneinander agieren. Charaktere sind erst dann vollständig entwickelt, wenn Sie Beziehungen zu anderen eingehen.
Menschen allein mögen ganz interessant sein. Aber Geschichten ergeben sich fast immer erst, wenn mehrere Menschen in Beziehung treten. Erst dann ergeben sich Konflikte.
Selbst der innere Konflikt eines Charakters ist ein Beziehungskonflikt: Ein Teil von ihm will die Welt retten, der andere lieber daheimbleiben und mit seinem Sohn die neue Wii-Konsole ausprobieren.
Und wenn die Welt sich den Zielen widersetzt, mit Erdbeben, Feuersbrünsten und einer verbrannten Pizza? Auch die Welt, die Umstände, das Schicksal sind letztlich nichts anderes als besondere Charaktere.
Sie brauchen einen Beweis, dass Beziehungen interessanter sind als ein einzelner Charakter? Fragen wir mal die drei alten Frauen, die dort drüben neben dem Brunnen auf der Bank sitzen und schwätzen. Ob sie wohl über den Charakter eines Nachbarn diskutieren? Oder doch eher über die Affäre des Nachbarn mit der Dorfpolizistin?
Die interessantesten Charaktere kämpfen mit ihren inneren Dämonen. Auch das ist, siehe oben, ein Beziehungskonflikt. Ein Kampf ist im Grunde eine Form einer Beziehung. Und wenn innere Dämonen keine eigenständigen Charaktere sind, was dann?
Wir gehen noch ein Stück weiter, weg von Zweipersonenstücken. Die haben’s leicht: eine Beziehung, und das war’s.
Kaum aber setzten Sie in Ihrem kleinen Terrarium Roman drei Charaktere aus, haben Sie es schon mit vier Beziehungen zu tun – und mit noch mehr potenziellen Konflikten.
Beispiel:
Ihre Figuren heißen Albert, Barbara, Christine. Da hätten Sie die Beziehung zwischen Albert und Barbara, die zwischen Albert und Christine, die zwischen Barbara und Christine und die zwischen Albert, Barbara und Christine, wenn mal alle drei zusammen sind.
Also vier mögliche Konflikte!
Nein. Sogar mehr: Was, wenn sich Albert und Barbara gegen Christine verschwören? Sich Christine und Barbara zusammentun, um Albert eins auszuwischen? Oder Albert und Christine die widerliche Barbara ein für alle Mal aus ihrem Leben und dem Terrarium verbannt sehen möchten?
Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie haben drei Hauptfiguren, zehn Nebenfiguren und dreißig weitere Personen in Ihrem Roman. Nicht mal besonders viele. Aber wie viele mögliche Beziehungen ergeben sich da, und wie viele potenzielle Konflikte!
Das war die gute Nachricht.
Die bessere, die jedoch noch mehr Arbeit macht: Jeder Mensch ist in jeder Beziehung anders. Bei Ihrem Partner sind Sie die Kuschelmaus, bei Ihren Angestellten die harte Chefin, bei Ihren Eltern Ihr Leben lang »unsere kleine Gabi«. Im Sportverein sind Sie der Scherzkeks, beim Klassentreffen die, die alles durcheinander säuft und trotzdem stehen bleibt und beim Einkaufen die kritische Kundin, die anstrengende Fragen stellt.
Bei Ihren Romanfiguren sollte das genauso sein. Auch wenn es Ihren Roman überfrachten würde, das alles darzustellen – es macht ihn welthaltiger und den Charakter realistischer, wenn sie die vielen potenziellen Beziehungen zumindest andeuten.
Für Sie als Erzähler heißt das: In jeder Beziehung, die Sie in Ihrem Roman betrachten, sollten Sie Ihren Charaktere zumindest ein wenig anders darstellen. Meistens machen Sie das automatisch, denn es ergibt sich aus dem Drive der Situation und des Dialogs. Aber sind Sie sich der Sache bewusst, können Sie überzeugendere, lebendigere Beziehungen und Charaktere schaffen.
Gerne dürfen Sie sich dabei der Beziehungspsychologie bedienen (wie Sie überhaupt vor nichts zurückschrecken sollten, was Sie inspiriert und Ihren Roman reicher macht, vielleicht mal von Selbststudien als Mörder abgesehen).
Die Struktur-Analyse etwa untersucht Kommunikation. Sie unterscheidet zwischen drei Ich-Zuständen, in denen sich ein Mensch befinden kann, wenn er kommuniziert: Kind-Ich, Erwachsenen-Ich und Eltern-Ich. Wenn sich etwa Albert im Kind-Ich (zum Beispiel als beleidigte Leberwurst) befindet, Barbara aber im Erwachsenen-Ich (eher rational argumentierend), sind Konflikte vorprogrammiert – und das bereits ohne widerstreitende Ziele.
Vernachlässigen Sie auch nicht die Eigendynamik, die Beziehungen entwickeln können. Es mag helfen, die zu schildernden Situationen zumindest im Ansatz durchzuspielen, bevor Sie ihnen auf der Seite Leben und Kraft einhauchen.
Sie können die Situation im Wortsinne durchspielen, mit echten Menschen. Das mag Ihnen blöd vorkommen. Keine Sorge. Sie müssen nicht die ganze Szene wie ein Theaterstück inszeniert herunterspulen. Oft genügt es schon, wenn Sie sich im Wohnzimmer hinstellen und Ihre Tochter (den Mörder) auf einem Stuhl drapieren und Ihren Mann (das unschuldige Opfer) auf dem Teppich. Schon bevor Sie irgendetwas tun, fallen Ihnen vermutlich Verbesserungen für Ihre Szene ein. (Ähnlich funktioniert wohl auch die nicht unumstrittene Therapiemethode der Familienaufstellung.)
Schüchterne Menschen kramen Ihre alten Puppen hervor und stellen die Szene mit ihnen nach.
Probieren Sie diese und andere Methoden aus. Sie werden verblüfft sein, um wie vieles reicher und lebendiger solche Inszenierungen die Beziehungen zwischen Ihren Romanfiguren machen – und am Ende Ihren ganzen Roman.
In diesem Kapitel:
Warum Sie Geschichten weben und nicht bloß spinnen sollten
Der Unterschied zwischen Geschichte und Plot
Lacey wandte sich zu ihm [Wolgast]. »Nimm ihn.«
Das tat er. Seine Arme waren noch geschwächt vom Klettern, aber er hielt ihn fest an sich gepresst.*
Eine der wichtigsten Romanfiguren in Justin Cronins Mystery-Thriller »Der Übergang«, Wolgast, ist ein lebendig geschilderter, überzeugender Charakter. Bei ihm schließen sich Wunden nicht automatisch, wirkt eine Anstrengung in der nächsten Szene nach. Cronin webt ein dichtes Netz in seinem Roman – und der Ausdruck des Webens scheint mir treffender als das englische »Spinning a yarn«, woher wohl auch unser Erzählfaden kommt. Einen Roman schreiben hat weit mehr mit Weben als mit Spinnen zu tun. (Zugegeben, der Witz mit dem Spinnen ist offensichtlich, den dürfen Sie gerne selber weiterspinnen.)
Viele Autoren kappen nach einer Szene zu viele ihrer Fäden. Sie scheinen froh zu sein, die Szene hinter sich gebracht zu haben und denken nicht mehr daran, was sie da mit ihren Figuren angerichtet haben. Das geht über reine Continuity-Fehler weit hinaus.
(Randnotiz: Continuity, Kontinuität, ist ein Begriff aus der Filmbranche. Dort werden eigens Leute beschäftigt, die Szenen so herrichten wie bei der Einstellung eine Woche zuvor – damit die rote Vase wieder genau so auf dem gelben Häkeldeckchen steht, an dem die Heldin mal kurz zupfen muss, um ihren Ordnungswahn zu demonstrieren.)
Eine gewebte Geschichte enthält Symbole, die an verschiedenen Stellen im Roman auftauchen. Eine gewebte Geschichte zieht den Leser tiefer in das Geschehen hinein. Warum? Weil er das Gefühl hat, einem Organismus beim Wachsen zuzusehen. Und nicht bloß einem roten Faden in ein Labyrinth hinein zu folgen.
Er [Wolgast] ging um kurz nach sieben. Nach so vielen Wochen, wo er nur herumgestanden war und Pollen von den Bäumen sammelte, protestierte der Toyota lange und keuchend, als Wolgast ihn startete, aber schließlich griff der Motor und lief.*
Cronin hätte Wolgast auch einfach ins Auto steigen und wegfahren lassen können. Gestört hätte das die Leser kaum, schließlich könnte der Toyota ja auch nach drei Wochen sofort anspringen. Aber mit seinem Rückgriff auf ein zurückliegendes Ereignis webt Cronin eine weitere Reihe in seinen Stoff, der Roman wirkt realistischer.
Und nicht nur das: Durch den Rückgriff auf den schlecht anspringenden Wagen zeigt Cronin die vergangene Zeitspanne, statt sie nur zu behaupten.
Schließlich hat das Geschichtenweben einen ganz praktischen Vorteil für Sie als Autor: Es gibt Ihnen einen willkommenen Anknüpfungspunkt, um in die Szene einzusteigen: hier Cronins Toyota.
Für Sie heißt das: Wenn Sie in einer Szene nicht wissen, was Sie Ihre Charaktere tun lassen sollen, probieren Sie es mit einer Verbindung zu einem zurückliegenden Ereignis. Der Charakter könnte sich an eine Unterhaltung erinnern, die sieben Szenen zuvor stattgefunden hat und den Gesprächspartner jetzt darauf ansprechen, vielleicht auf etwas, was der ihm gesagt hat. Oder Ihrem Charakter fällt beim Durchwühlen der Schränke ein Glas Konfitüre in die Hand, das er vor elf Szenen zusammen mit seiner inzwischen verstorbenen Frau gekauft hat. Sofort wallen Emotionen auf.
Sie können auf alles zurückgreifen, Stimmungen, Versprechen, Aussichten, Gegenstände, Wetterlagen, Toyotas, alles, was Ihnen nur einfällt, um ihren Stoff noch ein wenig dichter zu weben.
Kleiner Tipp: Je spezifischer die Details sind, die Sie in Ihre Geschichten einweben, desto leichter sind Rückgriffe möglich – und desto organischer erscheinen sie dem Leser.
Geschichten dicht zu weben, statt nur Erzählfäden zu spinnen, wird Ihrem Roman gut tun. Und ein banales Glas Sauerkirsch-Konfitüre löst plötzlich tiefe Gefühle aus. Auch bei Ihren Lesern.
__
*) eigene Übersetzung aus: Justin Cronin, »The Passage«, Ballantine 2010.
Bei seinem Roman »Zwei an einem Tag« (Kein & Aber 2010) bedient sich Autor David Nicholls am Ende eines Kniffs. Obwohl er eine der beiden Hauptfiguren sterben lässt, schafft er es, den Roman nicht auf einer traurigen Note enden zu lassen. Dazu hört er nicht mit der Sterbeszene auf, sondern durchbricht die Chronologie und endet mit dem Anfang und der Szene, in der für die Hauptfiguren Emma und Dexter die gemeinsame Geschichte beginnt.
Nicholls’ Roman ist für Autoren allein schon wegen des Plots interessant: Der Erzähler begleitet Emma und Dexter über zwanzig Jahre hinweg und zeigt ihr Leben an jedem 15. Juli. Ein wenig erinnert mich das an den Film »Harry & Sally«, ein wenig an Daniel Glattauers »Gut gegen Nordwind«.
An »Zwei an einem Tag« lässt sich gut der Unterschied zwischen Geschichte und Plot erkennen: Die Geschichte ist das, was geschieht, der Plot, die Art und Weise, wie es der Autor geschehen lässt.
Für Ihren Roman heißt die Herausforderung: einen Plot zu kreieren, der Ihre Geschichte auf die – nach Ihren Kriterien und nach Kriterien des Erzählhandwerks – effektivste Weise erzählt.
Oft ist der erstbeste Plot, der einem einfällt, eben nicht der Beste. Nicholls gelingt es mit seinem ungewöhnlichen Plot, einen emotional intensiveren Moment und ein befriedigenderes Ende zu schaffen, als hätte er die Geschichte chronologisch heruntererzählt. Beim Leser bleibt das Gefühl, eine in sich abgeschlossene, runde Geschichte gelesen, nein, erlebt zu haben.
Seien Sie nicht zu schnell zufrieden. Eine solch zentrale Entscheidung wie die nach dem Hauptplot und der Struktur Ihres Romans sollte gut überlegt sein, denn sie später zu ändern, erfordert enorm viel Kraft und Zeit.
Achten Sie auch darauf, nicht zu kompliziert zu werden. Gerade unerfahrene Autoren, sprich: Autoren, die an ihrem ersten Roman schreiben, neigen dazu, sich mit einer komplexen Plotkonstruktion zu viel auf einmal aufzubürden. Wenn Sie von der chronologischen Erzählweise abweichen, sollten Sie einen verdammt guten Grund dafür haben. Beeindrucken tun Sie mit außergewöhnlichen Romanstrukturen niemanden, schon gar keine Lektorin.
Fragen Sie sich: Wie erzähle ich meine Geschichte am effektivsten? Das allein sollte Ihre Richtschnur sein.
In diesem Kapitel:
Wie Sie souverän erzählen
Erklärungen – die gefährlichste Versuchung des Romanautors
Die zwei Gefahren der Ich-Form
»Wer erzählen kann, gewinnt Souveränität«, sagt der durch humorvolle Kurzgeschichten bekannt gewordene ehemalige Journalist Axel Hacke (»Das war meine Rettung«, ZEITmagazin Nr. 52 vom 16.12.2010). Das Gleiche gilt umgekehrt: Zum Erzählen gehört eine souveräne Erzählstimme. Es ist ein sich selbst verstärkender Prozess.