KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher - Stephan Waldscheidt - E-Book

KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher E-Book

Stephan Waldscheidt

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Beschreibung

Mehr über den Buchmarkt wissen heißt mehr Erfolg im Buchmarkt. Weil Sie wissen, was Sie wollen. Weil Sie unternehmerisch denken und handeln. Weil Sie so Ihre Ziele als Literat, Erzähler, Unterhalter, Wissensvermittler sicherer erreichen: Wer klüger publiziert, schreibt auch bessere Bücher. "Mit "Klüger Publizieren für Verlagsautoren und Selfpublisher" hat Stephan Waldscheidt ein neues Standardwerk geschaffen, das in das virtuelle Bücherregal jedes Schriftstellers gehört.

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Stephan Waldscheidt

KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher

Als Schriftsteller erfolgreich im Verlag oder Selfpublishing

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Was bietet Ihnen »KLÜGER PUBLIZIEREN« und wie ist das Buch aufgebaut?

Intro

Die Protagonisten

Der Waldscheidt

Crowdfinding – Ein Selfpublishing-Experiment und ein Gewinnspiel

Teil 1: Die Entstehung eines Buchs von der Idee bis zur Veröffentlichung

Ideen finden

Themen und Trends: Wie trendy sind Sie? Wie trendy wollen Sie sein?

Ein Buch konzipieren: Ideen formulieren

Das Exposé: Ein Konzept ausarbeiten und festschreiben

Der Schreibprozess: Deadlines, Disziplin und Motivation

Literaturagenten: Finden und Zusammenarbeit

Die Suche nach einem Verlag oder Selfpublishing-Dienstleister für Distribution und Verkauf

Verträge mit Verlagen, Agenturen und Selfpublishing-Dienstleistern

Der Vorschuss

Das Lektorat

Das Korrektorat

Unerlässliches Feedback: Die Bedeutung von Testlesern

Einkünfte und Abrechnungen

Der Buchtitel

Layout und Buchsatz

Das Cover

Ihr Buch – fertig zur Veröffentlichung!?

Druck und Druckqualität

Der Preis Ihres Buchs

Besonderheiten des E-Book-Markts

Schnelles und langsames Publizieren

Teil 2: Das Buch ist erschienen – und jetzt?

Der Vertrieb Ihrer Bücher

Der Buchhandel

Grundlagen der Vermarktung

Public Relations und Autorenimage

Werbung für Ihr Buch

Soziale Netzwerke

Ihre Website, Ihr Blog

Lesungen und Events rund um Ihr Buch

Besprechungen von Profirezensenten & Hobbykritikern

Schwierige Inhalte: Crossgenre, mehrbändige Titel & Serien, kontroverse Sachthemen

Verwertung – Was mit Ihren Rechten geschieht oder was Sie selbst damit tun können

Guter Ruf des Verlagsautors versus Stigmatisierung des Selfpublishers

Transparenz im Verlag und bei Selfpublishing-Dienstleistern

Die menschliche Seite

Der Verlag als Heimat

Der Autor als Unternehmer

Das Imperium schlägt zurück – Verlage als Selfpublishing-Dienstleister

Der produktive Autor

Der vielseitige Autor und Pseudonyme

Berufsverbände und Hilfen für Autoren

Kein absolutes Für oder Wider: Der Hybrid-Autor als Modell für die Zukunft

Teil 3: Interviews

Die Verlagsautorin. Ein Interview mit Stephanie Fey.

Die Verlegerin. Ein Interview mit Sandra Uschtrin, Uschtrin Verlag.

Die langjährige Kinder- und Jugendbuchautorin & Chefredakteurin des Autoren-Newsletters »The Tempest«. Ein Interview mit Gabi Neumayer.

Der Leiter der größten literarischen Gesellschaft in Europa. Ein Interview mit Professor Dr. Hansgeorg Schmidt-Bergmann, Literarische Gesell

Die Journalistin, Lektorin, Übersetzerin und angehende Hybrid-Autorin. Kerstin Brömer, Macherin von literaturjournal.de.

Der Chef einer PR-Agentur für Autoren und Verlage. Ein Interview mit Mathias Voigt, Literaturtest.

Wir lesen uns ...

Außerdem danke ich ...

Über Stephan Waldscheidt

Impressum neobooks

Was bietet Ihnen »KLÜGER PUBLIZIEREN« und wie ist das Buch aufgebaut?

Dieses Buch bietet Ihnen:

* Entscheidungshilfen zu der Frage: »Verlag oder Selfpublishing?«

* Hintergründe und Insider-Wissen

* Den Buchmarkt von innen, wie er sich Autoren tatsächlich darbietet und nicht, wie er theoretisch ist oder sein sollte

* Überblick der Vorzüge und Nachteile sowie der Chancen und Risiken vom Publizieren im Verlag

* Überblick der Vorzüge und Nachteile sowie der Chancen und Risiken des Selbstverlegens

* Einblicke in die Arbeit von Verlagsautoren und Selfpublishern

* Viele Erfahrungen, die ich selbst oder andere Autoren beim Publizieren mit und ohne Verlag gesammelt haben

* Praktische Informationen zum Publizieren im Verlag und über Selfpublishing-Dienstleister

* Wichtige Fragen zu jedem Kapitel, die Sie sich selbst stellen sollten

* Interviews mit unterschiedlichen Akteuren im Buchmarkt, von der Autorin bis zur Verlegerin

* Über 250 Link- und Buchtipps zur Vertiefung und Erweiterung des Gelesenen

* Eine Bonus-Website zum Buch mit exklusiven Inhalten

Dazu folgt der Ratgeber in Teil 1 dem Entstehungsprozess eines Buchs: von der ersten Idee bis zur Publikation. Auf diese Weise können Sie genau an der Stelle im Produktionsprozess Ihres eigenen Buchs nachschlagen, die Sie gerade interessiert, und damit die anstehenden Entscheidungen auf eine breitere Basis stellen.

In Teil 2 behandelt »KLÜGER PUBLIZIEREN« weitere wichtige Fragen, etwa zum Vertrieb und Buchhandel, zur Vermarktung, zur Verwertungsgesellschaft VG Wort, zu Berufsverbänden wie dem Verband deutscher Schriftsteller VS.

In Teil 3 finden Sie Interviews mit Akteuren im Buchmarkt: Autoren, einer Verlegerin und einige mehr.

Und so ist dieses Buch aufgebaut:

Zu jedem Thema erläutert das jeweilige Kapitel die wichtigsten Aspekte, unterstützt von Fallstudien und Beispielen aus der Praxis. Nach einem Fazit werden die wichtigsten Vor- und Nachteile jeweils für Selfpublisher und für Verlagsautoren übersichtlich aufgelistet. Abschließend aufgeführt sind wichtige Fragen, die Siesich vor der Entscheidung über den richtigen Weg für Ihr Buch stellen sollten. Am Ende des Buchs erhalten Sie so eine Entscheidungshilfe, ob Sie eher der Typ fürs Selfpublishing sind oder fürs Verlegtwerden.

Bei der Einteilung in Kapitel trenne ich bewusst nicht zwischen Verlagsautor und Selfpublisher. Beide können und sollten eine Menge voneinander lernen. Zumal eine Art Autor als Modell der Zukunft immer wichtiger wird: der Hybrid-Autor, der sich in beiden Welten zurechtfindet und fallweise den für ihn besten Weg zu seinen Lesern geht.

Es geht nicht darum, wo und wie Sie publizieren. Es geht darum, dass Sie es klüger tun.

Intro

Sie haben sich entschlossen, ein Buch zu publizieren – ich gratuliere. Ob es Ihr erstes Buch ist oder ihr neununddreißigstes, der Weg von der Idee bis zu dem Moment, wo Sie das Buch in Händen halten oder auf dem Display Ihres E-Readers betrachten, ist und bleibt spannend.

Begeben Sie sich mit mir auf eine Reise durch den Entstehungsprozess eines Buchs. Erfahren Sie, was Sie wissen sollten, damit die Veröffentlichung optimal abläuft und Sie am Ende das Optimum aus Ihrem Buch herausholen. Und aus jedem Buch, das Sie danach publizieren.

Was ist für Sie Erfolg? Begeisterte Leser? Viele davon? Ein gutes Einkommen? Reichtum? Persönliche Befriedigung? Seelische Bereicherung? Selbstverwirklichung?

Egal, was Sie mit dem Schreiben und Veröffentlichen eines Buchs anstreben, nach der Lektüre von »KLÜGER PUBLIZIEREN« haben Sie deutlich bessere Chancen, Ihre persönliche Art von Erfolg wahr zu machen.

Bis vor einigen Jahren war der Weg zum eigenen Buch nur mit einem einzigen Verkehrsmittel zu bewältigen: mit dem Verlagszug. Dort saßen die Autoren recht bequem, brauchten sich um nichts zu kümmern und konnten die Zeit mit dem Schreiben ihres nächsten Buchs verbringen. Aus dem Fenster fiel ihr Blick manchmal auf eine steinige Piste neben den Schienen, wo sich hin und wieder ein einsamer Selbstverleger zu Fuß entlangquälte.

Der Nachteil für die Autoren im Zug: An die Fahrkarten kam man nur schwer heran, und selbst wenn man eine erwischte, musste man lange dafür anstehen. Ob am Ziel viele Leser warteten, wusste freilich weder Autor noch Zugführer. Immerhin schien die Chance auf einen großen Bahnhof unvergleichlich besser als für den Fußgänger.

Mit dem Siegeszug (sic!) des Internets und der zunehmenden Verbreitung von elektronischen Lesegeräten in Form von E-Readern, Smartphones und Tablets wurde neben den Schienen eine breitere Straße gebaut und gut gepflastert. Dem Autor steht mit dem E-Book ein Pkw zur Verfügung, der ihn weit schneller als der Zug zu seinem Ziel bringt. Und endlich kann er sogar hoffen, von mehr als nur einer Handvoll Leser empfangen zu werden.

Das Wunderbare für einen Autor aber ist nicht die Existenz dieses neuen Verkehrsmittels. Das eigentlich Wunderbare ist: Er hat jetzt die Wahl, womit er fährt. Das Monopol der Verlage auf Autoren bröckelt. Aber wie immer, wenn Monopole zu Ende gehen, bringt das Vor- und Nachteile mit sich. Freiheit ist anstrengend. Hin und wieder ist sie auch gefährlich.

Wo liegen nun die Vorteile der Veröffentlichung im Verlag? Wo ist die Selbstpublikation der bessere Weg zum Leser und zu dem, was für Sie Erfolg bedeutet? In vielen Fällen hängen die Antworten von den Zielen ab, die Sie persönlich mit dem Schreiben und Veröffentlichen verbinden.

Daher bekommen Sie von mir keine klaren Anweisungen: So musst du es machen, Autor, und nicht anders! Stattdessen gebe ich Ihnen das nötige Wissen zur Hand, mit dem Sie die für Sie beste Entscheidung treffen können – die nach der Lektüre dieses Buchs eine qualifizierte(re) Entscheidung sein wird.

Schon sind wir bei der ersten Lektion: Als publizierender Autor müssenSieviele Entscheidungen treffen und das andauernd. Entscheidungsschwäche heißt hier beruflicher Selbstmord. Wenn Sie nicht entscheiden, tut es niemand für Sie – und niemand kauft Ihre Bücher. Für Selfpublisher gilt das noch mehr als für Verlagsautoren.

Was für das Schreiben gilt, gilt auch fürs Publizieren: Beides sind keine exakten Wissenschaften. Was bei dem einen funktioniert, geht beim anderen schief, wo einer mit Glück weiterkommt, scheitert ein anderer, der eben nicht zur rechten Zeit am rechten Ort war.

Die Entscheidungen, die Sie beim Veröffentlichen treffen müssen, sind in den seltensten Fällen sichere Entscheidungen mit garantiertem Ausgang. Die beste Chance auf Erfolg ergreifen Sie, wenn Sie sich kundig machen. Wenn Sie wissen, was Sie tun, wo die Fallstricke liegen und worauf Sie sich einlassen.

Was Sie vor sich haben, ist das Buch, das ich gerne gelesen hätte, als ich am Anfang meiner Karriere als Autor stand. Es ist zugleich das Buch, das ich gerne gelesen hätte, als ich schon weiter mit meiner Karriere war.

Ich habe meine Erfahrungen gemacht. Welche das sind, können Sie im nächsten Kapitel nachlesen. Sie fließen in dieses Buch ein. Genau wie mein Wissen, aktiv gesammelt oder unvermeidlich erworben. Daneben finden sich Interviews von Menschen aus der Buchbranche, von der Autorin bis zur Verlegerin, vom Literatur-Vermarkter bis zum Leiter einer literarischen Gesellschaft.

Wo stehe ich? Ich bin nicht für oder gegen Verlage oder Selfpublishing. Ich bin für echte Wahlfreiheit von Autoren und bessere Chancen für gute Bücher, mehr Leser zu erreichen. Ich wünsche mir zufriedene Autoren, die die für sie richtigenEntscheidungen treffen und für ihre Mühen und ihre ehrliche Arbeit gerechter bezahlt werden.

Besonderen Fokus lege ich in diesem Buch auf die Unterschiede zwischen Verlegtwerden und Selbstverlegen und stelle die Vor- und Nachteile beider Wege gegenüber.

Behalten Sie im Hinterkopf, dass es diese krasse Gegenüberstellung gar nicht gibt. Verlegtwerden schließt Selbstverlegen nicht aus (wie der Hybrid-Autor aus Erfahrung weiß). Die Alternative zu einem Publikumsverlag kann zwar das Selfpublishing sein – aber ebenso gut könnte die richtige Wahl für Sie Kleinverlag heißen oder Blog.

Schließlich stellt sich bei jedem Buch – vor jedem Buch – die Frage: Will ich diesen Text tatsächlich der Öffentlichkeit zugänglich machen? Will ich es in dieser Form tun? Will ich es jetzt tun oder warte ich, bis der Text ausgegorener ist, die Geschichte schlüssiger, die Information überprüft?

Bei der Einfachheit, mit der heute jeder alles publizieren kann, geraten solche wichtigen Fragen schnell unter die Räder. Öffentlichkeit aber heißt, sich Kritik auszusetzen, womöglich Anfeindungen zu erleben. Öffentlichkeit heißt, ein wichtiges Stück von sich selbst preiszugeben und jedem zugänglich zu machen.

Überlegen Sie sich gut, ob Sie das möchten. Ob das für Sie der richtige Weg ist.

Vergessen Sie auch nicht, dass da draußen Zigtausende wie Sie sind, die auf den Buchmarkt drängen. Die meisten scheitern, bevor ihr Werk publiziert ist, die meisten der publizierten verschwinden in der Masse, die meisten, die sich herausheben, tun das nur sehr kurze Zeit.

Amazon Deutschland listet über zwei Millionen Buchtitel. Können Sie Ihr Buch aus dieser Masse herausheben?

Die gute Nachricht: Sie brauchen es nicht für alle aus der Masse herauszuheben – sondern nur für die Leser, die Sie erreichen möchten. Und das ist machbar. Um das zu schaffen, um Ihre Karriere als Autor zu steuern und voranzubringen, brauchen Sie einen Plan. Das ist mehr als eine gute Idee. Ein Plan ist unverzichtbar.

In der Praxis: Dieser Plan kann so aussehen wie bei mir und meinen Schreibratgebern. Ich habe im Spätherbst 2010 mein Blog schriftzeit.de gestartet. Meine Zielgruppe: Romanautoren. Mein Ziel, bevor ich das Blog begann: Aus den Blogartikeln Ratgeber-E-Books machen. Meine Instrumente, das Blog bekannt zu machen: Twitter, einige Zeit später Facebook und daneben meine Glosse in der Autorenzeitschrift Federwelt.

Als sich nach einem knappen Jahr täglich mehr als tausend Leser auf schriftzeit.de über das Schreiben informierten, war für mich der Zeitpunkt gekommen, den ersten Ratgeber zu publizieren. Ich wusste von vornherein, meine Bücher sind Nischenprodukte und haben keine Chance, aus dieser Nische herauszukommen. Sprich: Ich habe mir nie Illusionen gemacht, auf der Bestsellerliste zu landen. Mir genügte die Bestsellerliste in Amazons Rubrik »Kreatives Schreiben«. Seit 2012 ist permanent einer meiner Ratgeber, meistens sind es mehrere, in den Top 20 vertreten. (Pikanterweise wurde diese Rubrik im Sommer 2014 ohne Ankündigung aufgelöst, sodass die Schreibratgeber bei den Büchern übers Häkeln und Putzen stehen. Sie sehen, Publizieren ist jeden Tag aufs Neue ein Abenteuer.)

Einen Plan zu haben, heißt nicht, diesem Plan stur zu folgen. Als ich das Blog startete, dachte ich nicht daran, die Ratgeber auch auf Papier zu veröffentlichen. Dann aber kam Amazons CreateSpace, das die Publikation im Print-On-Demand-Verfahren und konkurrenzfähige Buchpreise erlaubte. Drei meiner Ratgeber gibt es inzwischen auch gedruckt, weitere sollen folgen.

Eine weitere Änderung ergab sich, als neobooks im Sommer 2013 anfing, eine kostenlose E-Book-Publikation bei den wichtigsten Onlinehändlern jenseits von Amazon anzubieten. Eine weitere logische Erweiterung meines Plans.

Wenn Sie Bücher selbst publizieren wollen, sind Sie ein Unternehmer. Sie sollten die Sache dann auch wie ein Unternehmer angehen. Ein Businessplan vor und eine aktive und permanente Vermarktung nach der Veröffentlichung gehören untrennbar und unverzichtbar dazu.

Verlagsautoren müssen weniger unternehmerisch denken. Aber es hilft auch ihnen und ihrem Bucherfolg.

In der Praxis: Mein Freund und Krimiautor Wolfgang Burger hat seine Karriere mit Regiokrimis aus Karlsruhe begonnen. Er hat in einem Verlag publiziert. Dann hat er die unternehmerische Entscheidung getroffen, seine Romane nach Heidelberg zu verlegen – weil Heidelberg eine auch im Ausland bekanntere Stadt als Karlsruhe ist. Seine Heidelbergkrimis erscheinen seitdem bei einem der größten deutschen Verlage, Piper – und haben längst das Etikett Regio abgelegt. 2014 schaffte es Wolfgang zum ersten Mal auf die Spiegel-Bestsellerliste. Ohne diesen unternehmerischen Impuls Jahre zuvor wäre er wahrscheinlich nicht so weit gekommen.

Wenn Ihnen das unternehmerische Denken partout nicht liegt, sollten Sie sich nicht dazu zwingen. Mein Rat in dem Fall: Lassen Sie das Selbstverlegen sein. Sie werden langfristig nicht glücklich damit. Ganz sicher werden Sie nicht erfolgreich. Suchen Sie sich besser einen Verlag.

Selbstverlegen heißt ja nichts anderes als: Sie sind Ihr eigener Verlag. De facto sind Sie ein Verlag. Mit so ziemlich allem, was dazugehört. Plus Ihrer Arbeit als Autor.

Klingt anstrengend? Es ist anstrengender, als Sie sich vorstellen können und vorstellen wollen. Und wie es aussieht, wird es in Zukunft noch anstrengender werden.

Im Selfpublishing sind die Goldgräberzeiten vorbei, in denen findige Geschäftsleute Geld scheffeln konnten, wenn sie ein gemeinfreies Drama von Schiller aus dem Internet kopiert und publiziert haben. Die Verlage drängen mit ihren digitalen Imprints in den Markt der schnell produzierten E-Books. Sie eröffnen ihre eigenen Selfpublishing-Plattformen, auf denen sie erfolgreiche Selfpublisher finden und zurück in den Verlagszug holen. Die Konkurrenz wird schärfer und vor allem wird sie zahlreicher. Umso wichtiger wird es für Sie, sich als Selbstverleger klug zu machen und Ihre Chancen auf einem zunehmend schwierigeren Markt zu erkennen und zu nutzen. Dabei hilft Ihnen dieses Buch.

Seine Bücher selbst zu publizieren, kann eine Menge Spaß machen. Das Gleiche gilt für die Zusammenarbeit mit einem Verlag oder mit einer Agentur. Sie werden eine Menge netter und spannender Menschen kennenlernen, wenn Sie sich ins Publizieren stürzen, ganz gleich ob als Verlagsautor oder als Selfpublisher. Genießen Sie das. Es motiviert und hilft während der harten Phasen.

Verabschieden Sie sich von der »Ich muss alles sofort richtig machen«-Mentalität. Probieren Sie Dinge aus, scheitern Sie. Hauptsache, Sie stehen wieder auf, lernen dazu, machen es beim nächsten Mal besser. Genießen Sie die Zeit und Ihr Leben als Autor und freuen Sie sich über jeden noch so kleinen Erfolg. Es ist Ihr Erfolg!

Erwarten und fordern Sie weniger von anderen und mehr von sich selbst.

Mein Geheimrezept, um den Rest an Mühen, Frust und Ärger zu verkraften: Holen Sie sich Energie und Freude aus Ihren Texten, aus dem Schreiben selbst. Motivieren Sie sich mit dem guten Gefühl, das eigene Buch in Händen zu halten, faire Besprechungen zu lesen und begeisterte Leserzuschriften in Ihrem E-Mail-Postfach zu finden. Gerne verbunden mit hohen Verkaufszahlen, Preisen und Plätzen auf den Bestsellerlisten.

Klüger zu publizieren ist das eine. Darum geht es in diesem Buch. Das andere, das Herz, die Leidenschaft, mit der Sie sich ins Veröffentlichen Ihrer Bücher stürzen, das braucht Ihnen niemand beizubringen. Das finden Sie selbst heraus. Das ist das Abenteuer.

Selfpublisher und Verlagsautoren können voneinander profitieren und eine Menge voneinander lernen. Wäre doch Verschwendung, wenn sie das nicht täten! Das gilt auch für den, der beides ist: Wenn Sie die Arbeit mit Verlagen kennen, hilft Ihnen das bei der Arbeit als Selfpublisher. Umgekehrt gilt das Gleiche: Wenn Sie sich als Unternehmer besser im Buchmarkt auskennen, hilft Ihnen das bei der Zusammenarbeit mit einem Verlag.

Denken Sie daran: Als Autor auf dem Buchmarkt sind Sie Entdecker und Pionier zugleich, Abenteurer und Geschäftsmann. Bereiten Sie sich auf eine der aufregendsten Erfahrungen Ihres Lebens vor: die Veröffentlichung Ihrer Bücher im Verlag oder als Selfpublisher.

Sie stehen auf der Straße vor einem neuen Bahnhof. Das Verkehrsmittel, das Sie zum Leser bringt, können Sie sich aussuchen – über die Selbstverlegerstraße oder mittels Verlagszug. Umsteigen können Sie so oft, wie Sie wollen. Ein für jeden Autor und für jedes Buch richtiges Transportmittel gibt es nicht mehr. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.

Worauf warten Sie noch? Steigen Sie ein!

Stephan Waldscheidt, im September 2014

http://schriftzeit.de

[email protected]

PS: Wir lesen uns. Ihr Buch oder meins?

Die Protagonisten

Ich habe lange überlegt, wie ich am besten echte Beispiele und praktische Erfahrungen in das Buch einfließen lasse. Die Themenvielfalt des Buchs macht es leider unmöglich, zu jedem Thema einen genau passenden Fall zu finden. Auch ist es in manchen Fällen angeraten, die Anonymität von Autoren und anderen aus der Buchbranche zu wahren. Die Branche ist klein und viele Fälle sind für den Eingeweihten auch ohne Nennung des Namens sofort einer realen Person zuzuordnen.

Meine Lösung: Neben echten Beispielen konstruiere ich typische Fälle. Manche bilden exakt einen realen Fall ab, vor allem, wenn ich direkt aus eigener Anschauung berichte. Andere kombinieren mehrere reale Fälle und wieder andere sind erfunden, aber immer realistisch. Sie sind ein Ergebnis eigener Erfahrungen oder der Erfahrung von Bekannten und Freunden.

Um diesen Fällen dennoch ein Gesicht zu geben, habe ich einen kleinen Kreis von Autoren erschaffen, in dem Sie sich hier und da sicher wiederfinden. Jeder von ihnen sieht sich mit typischen Herausforderungen und Problemen rund ums Schreiben und Publizieren konfrontiert.

Vera. Romanautorin in einem großen Verlag. Mit Agent. Mitglied im VS. LiebtKatzen und hat wegen ihnen auf ihre zweite Liebe verzichtet: Kois in ihrem Gartenteich.

Volker. Autor in verschiedenen kleinen und größeren Verlagen. Denkt daran, ältere Titel selbst zu produzieren. Hat keinen Agenten. Liebt seine ehemalige Lektorin. Die weiß es noch nicht.

Valerie. Sachbuchautorin. Schreibt vor allem Ratgeber für einen Verlag. Hat eine Lektorin. Liebt San Francisco im Nebel und die Riesenmammutbäume in Kalifornien.

Sebastian. Selbstverleger. Wollte in den VS, wurde abgelehnt. Liebt Pan Tau und besitzt eine Sammlung von Melonen. Ich meine die Hüte, nicht die Früchte.

Selma. Selbstverlegerin. Schreibt querbeet: Romane, Kurzgeschichten, Sachbücher, Ratgeber. Liebt alles und jeden. Zum vierten Mal verheiratet.

Hilde.Hybrid-Autorin. Veröffentlicht gleichzeitig in Verlagen und selbst. Liebt die indische Küche und wird von ihren Freunden wahlweise Curry-Hilde oder Hot Hilde genannt.

Sowie einige Nebenfiguren in weiteren Rollen.

Der Waldscheidt

Vor über zwanzig Jahren habe ich die ersten Worte meines ersten Romans in eine mechanische Schreibmaschine gehackt, die mir ein Bekannter, ausgerechnet ein Immobilienmakler, für zwei D-Mark überlassen hatte. Seitdem habe ich eine Reihe von Romanen geschrieben, noch mehr davon angefangen und noch mehr stehen lediglich als Ideen auf Papier oder schwirren mir, mehr oder weniger klar, durchs randvolle Autorenhirn.

Einen einzigen dieser Romane konnte ich bislang in einem großen Verlag veröffentlichen. Dieser wurde nicht nur mit einem Arbeitsstipendium bedacht, er bekam auch einen ordentlichen Vorschuss und schaffte es gleich zum Spitzentitel im Programm eines der größten deutschen Verlage. Inzwischen ist er im größten Verlag Italiens erschienen und in einem der wichtigsten Literaturverlage Frankreichs. Einen weiteren Roman habe ich, probehalber, selbst publiziert, weitere sind in der Mache oder werden gerade von meinem Agenten Verlagen angeboten.

Ich habe ein paar Dutzend Kurzgeschichten geschrieben, davon wurden mehrere mit zum Teil hoch dotierten Preisen bedacht, andere erschienen in Anthologien oder Zeitschriften.

In meiner virtuellen Schublade lagern sieben- oder achthundert Gedichte, für die ich mir immer mal wieder die Zeit der Veröffentlichung nehmen will, aber dann denke: »Wozu der Aufwand? Kein Mensch liest Gedichte.«

Ich hatte bereits drei Literaturagenten und habe gerade einen Vertrag mit dem vierten abgeschlossen. Mit jedem verbinden mich meine ganz eigenen Erlebnisse, positiver wie negativer Natur, aber jedes Mal sehr aufschlussreich. Ich habe mit kleinen und großen Verlagen zusammengearbeitet und sowohl positive als auch negative Erfahrungen gesammelt. Die beste Verlagserfahrung heißt Sandra Uschtrin. Sie hat meine Satire »Schreib den verd... Roman« verlegt und verdient hier einen lieben Gruß und einen Link: http://www.uschtrin.de.

Ich berate und betreue Autoren beim Schreiben und Veröffentlichen von Romanen. Ich gebe Seminare zum Schreiben und Veröffentlichen. Ich schreibe mit schriftzeit.de das wahrscheinlich meistgelesene deutschsprachige Blog zum Schreiben von Romanen. Dort sind inzwischen rund 600 Artikel erschienen, eine halbe Million Wörter nur über das (Besser-)Schreiben von Romanen und das Verzaubern von Lesern.

Ich habe, Stand August 2014, neun Ratgeber zum Schreiben von Romanen und zum Leben als Autor veröffentlicht. Viele weitere sind in der Mache, in Vorbereitung, in Planung. Einer meiner Ratgeber erhielt 2013 den zum ersten Mal vergebenen Indie-Autor-Preis der Leipziger Buchmesse und von neobooks, der E-Book-Tochter von Droemer-Knaur.

Jahrelang habe ich Artikel für The Tempest geschrieben, einen der wichtigsten deutschen Newsletter für Autoren, ich habe für die Textart geschrieben und schreibe seit sieben, acht Jahren für die Federwelt, die beiden einzigen deutschen Zeitschriften für Autoren mit wahrnehmbarer Verbreitung.

Ich habe eine Sammlung von über hundert Autorenratgebern im Regal stehen, die meisten davon auf Englisch. Die besten Ratgeber kommen nun mal von den pragmatischen Amerikanern, die schon lange begriffen haben, dass Schreiben zu einem großen Teil erlernbares Handwerk ist. Ich lese viele Artikel zum Schreiben und jede Woche mindestens einen Roman. Daneben schaue ich mir Filme und Serien an, aus Spaß und als Weiterbildung. Ich lerne jeden Tag Neues. Das schriftliche Erzählen ist meine Leidenschaft, meine Berufung, mein Beruf.

Fast jeden Tag arbeite ich an der Vermarktung meiner selbstpublizierten Titel, ich bin auf Facebook und Twitter und poste hier wie dort fast täglich und fast ausschließlich nützliche Informationen für Autoren.

Ich kenne viele Autoren, mit einigen bin ich befreundet. Ich kommuniziere mit weiteren Autoren und mit anderen Kennern der Branche.

Ich habe meine Erfahrungen gemacht und mache täglich neue. Ich lerne permanent dazu. So soll das sein.

Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, von meinen Erfahrungen zu profitieren. Damit Sie mehr bessere Erfahrungen machen und viele der schlechteren vermeiden.

Crowdfinding – Ein Selfpublishing-Experiment und ein Gewinnspiel

Dieses Buch wurde vom Autor selbst publiziert. Seine Zielgruppe ist überschaubar: Autorinnen und Autoren, die mehr darüber erfahren möchten, wie Veröffentlichen funktioniert. Zugleich ist das Buch für einen selbstveröffentlichten Ratgeber sehr umfangreich geworden.

Das wirft zwei Fragen auf, mit denen sich viele der Selfpublisher unter Ihnen auch werden herumschlagen dürfen: Welche Investitionen in mein Buch lohnen sich?Zu welchem Preis soll ich es verkaufen?

Beim Selbstverlegenkönnen Sie eine Menge Geld ausgeben. Wichtige und lohnende Investitionen sind die in Lektorat und Korrektorat und ins Buchcover. Für ein professionelles Cover müssen Sie nicht mehr zahlen als wenige hundert Euro. Anders sieht es beim Lektorat und Korrektorat aus. Dort sollten Sie mit einem Normseitenpreis von sechs Euro und mehr für das Lektorat rechnen, immerhin noch die Hälfte fürs Korrektorat. Manche berechnen nach zeitlichem Aufwand, andere nach Wörtern.

Ich müsste das moderat bepreiste E-Book mehrere hundert Mal verkaufen, um überhaupt das Korrektorat hereinzuholen. Von meinen Erfahrungen mit meinen Schreibratgebern ausgehend, heißt das, ich verdiene vielleicht erst nach einem Jahr das erste Geld mit diesem Buch. Für ein Werk, das noch immer – kein Korrektor ist perfekt –, wenngleich weniger, Fehler enthält! Und das nicht einmal von einem Profi lektoriert wurde.

Da die Buchverkäufe zu Beginn stets mit Abstand die besten sind, würde ich also erst nach einer ganzen Weile in die Gewinnzone kommen.

Dafür die viele Arbeit? Klingt für mich nicht nach einem klugen Geschäft. (Und kommen Sie mir jetzt nicht mit steuerlich absetzbaren Betriebsausgaben. Das ist ein eigenes Thema ...)

Was also tun?

Einen hohen Preis anzusetzen, wäre eine naheliegende Möglichkeit. Sprich: Das Korrektorat in den Preis einkalkulieren. Wirtschaftlich klingt das vernünftig.

Andererseits will ich das Buch nicht zu hochpreisig anbieten. Würden Sie zwanzig Euro für ein E-Book bezahlen? Nein, vermutlich würde ich bei diesem Preis deutlich weniger Bücher verkaufen. (Mehr über das Finden des richtigen Preises schreibe ich unten in einem eigenen Kapitel.)

Für diese drei Schritte zur Minimierung der Fehlerzahl habe ich mich entschieden:

1. Mehr Eigenleistung! Das Buch bekommt von mir (noch) einen Überarbeitungsdurchgang mehr.

2. Kostenlose, aber dennoch qualifizierte Laien als Testleser aus dem Bekanntenkreis! Neue Augen finden neue Fehler.

Das Ergebnis daraus ist die erste Ausgabe vom September 2014.

3. Der dritte Schritt ist ein Experiment. Auch dafür ist das Selfpublishing gut. Das Experiment nenne ich, nach dem bekannten Model des Crowdfunding – Crowdfinding. Der entscheidende Unterschied zum Crowdfunding: Beim Crowdfinding müssen Sie nichts bezahlen, sondern kassieren noch.

An dieser Stelle möchte ich Sie, meine Leser, zur Fehlersuche animieren. Manche Leser waren so lieb und haben mir zu früheren Büchern ganz uneigennützig von entdeckten Fehlern berichtet. Das freut mich sehr, andererseits will ich nicht auf dem Rücken meiner Leser Geld sparen.

Also mache ich Ihnen folgenden Vorschlag, von dem wir alle etwas haben:

Wenn Sie, trotz aller meiner Bemühungen, doch noch über einen Fehler in diesem Buch stolpern, sei es ein Rechtschreib- oder Grammatikfehler, ein falsches Komma, ein nicht funktionierender Link – kurzum: alles, wovon Sie überzeugt sind, das sei falsch – dann mailen Sie mir den Fehler zu: [email protected].

Bitte geben Sie das Kapitel an und den kompletten Satz, der den Fehler enthält, damit ich ihn rasch finde und korrigieren kann.

Für jeden Fehler, der mir als Erstes (!) gemeldet wird, gibt es einen Einkaufsgutschein von Amazon im Wert von einem Euro. Wenn Sie mir also zehn Fehler als Erste oder Erster melden, maile ich Ihnen einen Amazon-Einkaufsgutschein über zehn Euro.

Und: Wer mir bis zum 31. Oktober 2014 die meisten Fehler meldet, also der Champion oder die Championesse unter den Fehlerfindern wird, darf in einer späteren Ausgabe dieses Buchs im Interview zu Wort kommen und, nebenbei, gerne auch für das eigene Buch oder Blog werben.

Da ich nicht der deutsche Lottoblock bin, kann ich keinen unabhängigen Beobachter beschäftigen. Was ein Fehler ist, muss also in letzter Instanz ich selbst entscheiden (with a littlehelpfrom Duden und der Duden-Hotline).

Wird meine Rechnung aufgehen? Werden Sie, liebe Leser, da überhaupt mitmachen? Ich bin gespannt und würde mich freuen, wenn Sie durch Ihre Hilfe dieses Buch auch ein Stück weit zu Ihrem Buch machen.

Eins weiß ich jetzt schon: Wenn nur ein paar von Ihnen mich bei der Fehlersuche unterstützen, kann ich dieses Buch schnell noch besser machen und die jeweils verbesserte Fassung umgehend hochladen – ein weiterer Vorteil des Selfpublishings. Eine Vielzahl weiterer Vor- und Nachteile finden Sie in diesem Buch.

News über das Crowdfinding lesen Sie auf der Bonus-Seitezu diesem Buchmit exklusiven zusätzlichen Kapiteln, Aktualisierungen, Linktipps und anderen Goodies zum Thema »KLÜGER PUBLIZIEREN«. Den Link finden Sie weiter unten ...

Im Voraus schon mal vielen Dank für Ihre Unterstützung, auch im Namen der Leser nach Ihnen, die von Ihrer Mithilfe profitieren.

Und jetzt, liebe Autorin, lieber Autor, jetzt geht’s zur Sache. Und zwar zu Ihrer und der Ihrer Bücher.

Teil 1: Die Entstehung eines Buchs von der Idee bis zur Veröffentlichung

In diesem Kapitel:

Ideen finden

Themen und Trends: Wie trendy sind Sie? Wie trendy wollen Sie sein?

Ein Buch konzipieren: Ideen formulieren

Das Exposé: Ein Konzept ausarbeiten und festschreiben

Der Schreibprozess: Deadlines, Disziplin und Motivation

Literaturagenten: Finden und Zusammenarbeit

Die Suche nach einem Verlag oder Selfpublishing-Dienstleister für Distribution und Verkauf

Verträge mit Verlagen, Agenturen und Selfpublishing-Dienstleistern

Der Vorschuss

Das Lektorat

Das Korrektorat

Unerlässliches Feedback: Die Bedeutung von Testlesern

Einkünfte und Abrechnungen

Der Buchtitel

Layout und Buchsatz

Das Cover

Ihr Buch – fertig zur Veröffentlichung!?

Druck und Druckqualität

Der Preis Ihres Buchs

Besonderheiten des E-Book-Markts

Schnelles und langsames Publizieren

Ideen finden

Jedes Buch beginnt mit einer Idee. Das kann etwas Großes sein: »Ich schreibe ein Buch über den Untergang des Abendlandes«. Oder es ist etwas Kleines: »Diese Geste der Kellnerin ... so voller Anmut. Über diese Frau gibt es bestimmt eine interessante Geschichte zu erzählen.« Hauptsache, die Idee ist potent genug, einen Roman oder ein Sachbuch anzustoßen.

In der Praxis: Bei Verlagsautorin Vera war es eine dritte Variante. Der Anstoß kam vonseitenihrerAgentur. Bei einem Telefonat über zukünftige Projekte schlug ihr Agent vor, doch mal einen realistischen Jugendroman zu schreiben, der das Thema »Als jugendlicher Ausländer neu in Deutschland« behandeln solle. Das könnte bald ein Topthema sein. Ein Anstoß, noch keine Idee. Doch die Ideen kamen Vera nach diesem Anstoß schnell.

Autoren, die bei einer Literaturagentur unter Vertrag sind, entwickeln Ideen häufiger in Zusammenarbeit mit ihrem Agenten. Der weiß, wonach die Verlage gerade suchen, und wird so – falls das Thema längere Zeit heiß zu sein verspricht – seinen Autor fragen, ob er nicht eine Plot-Idee hätte oder vielleicht schon ein fortgeschritteneres Manuskript zu genau diesem heißen Thema in der Schublade.

Das gemeinschaftliche Entwickeln neuer Buchideen ist keineswegs auf Trendfragen beschränkt. (Zu Trends unten mehr.) Unabhängig davon wird ein guter Agent oder ein guter Lektor wissen, was seinem Autor liegt, und kann, darauf aufbauend, Ideen für Plots oder Sachbuchthemen entwickeln.

So wie bei Sachbuchautorin Sabrina. Bei ihr kam der Anstoß vonihremVerlag. Ihre Lektorin sagte ihr, das Thema »Hundehotels in Deutschland« würde in ihrer neuen Reihe von Reiseführern noch fehlen. Klasse Idee, wie Sabrina fand. Sie begann unverzüglich, sich das Thema vorzuknöpfen und Ideen für das Buch zu sammeln.

Vor allem, wenn ein Verlag eng mit seinen Hausautoren zusammenarbeitet, ist diese Art der gemeinschaftlichen Ideenfindung und Buchentstehung nicht unüblich. Die Regel aber dürfte immer noch sein, egal ob beim Erstlingsautor oder beim altgedienten Hausautor, dass der Verlagsautor seine Ideen selbst hat und sie, zumindest in der Frühphase, selbst entwickelt. Was Sinn ergibt. Schließlich sollte der Autor in seinem Thema aufgehen, sollte in das Buch die Begeisterung hineintragen, die ihn vom Kitzel der ersten Eingebung an gefangen genommen hat.

Zugegeben, Professionalität und Routine können mit der Zeit durchaus einiges von dem Kitzel ersetzen. Was nicht das Schlechteste sein muss. Auch das Finden von Ideen kann zur Routine werden – mehr noch: Wenn Sie eine Karriere als Autor planen, sollte Ihre Muse Ihnen gehorchen und nicht Sie Ihrer Muse.

Moment, Hausautor? Im Buchmarkt ist das kein klar definierter Begriff. Man kennt ihn vom Theater, wo damit ein am Haus fest angestellter Stückeschreiber gemeint ist. Im Buchbusiness bezeichnet er häufig einen Autor, der schon länger bei seinem Verlag unter Vertrag ist. Wie Bodo Kirchhoff bei Kiepenheuer & Witsch oder Daniel Kehlmann bei Rowohlt. Die bekannteren Hausautoren werden sogar zu so etwas wie dem Gesicht eines Verlags. Man denke an Hesse und Frisch, die in ihrer Zeit mit für Suhrkamp standen.

Ein Hausautor kann aber auch jemand sein, der in stärkerem Maß wie ein Angestellter des Verlags arbeitet – er schreibt seine Bücher mehr oder weniger auf Bestellung und kommt damit dem angestellten Hausautor vom Theater nahe.

Das findet sich häufig bei Autoren von Heftromanen. Aus gutem Grund. Wenn die Autoren ihre Geschichten in einen größeren Zusammenhang einbinden müssen – wie etwa das Perry-Rhodan-Universum –, kann das nur so funktionieren. Der Hausautor ist de facto Mitglied einer Redaktion, eines Teams.

In jedem Fall sind Hausautoren ein wichtiges Kapital für Verlage: Im Verlag kennt man den Autor, denn er hat schon einige Bücher dort veröffentlicht. Man kennt seine Stärken, weiß aber auch, was der Autor weniger gut kann. Man kann sogar seine Absatzzahlen einschätzen. (Obwohl Vorhersagen, die die Zukunft betreffen, immer mit Vorsicht zu genießen sind ;-).)

Bei den eher wie Angestellte arbeitenden Autoren weiß man im Verlag zudem, was man an dem Autor hat, wie verlässlich er ist, inwiefern er seine Deadlines einhält oder wie viel Arbeit im Lektorat seine Manuskripte voraussichtlich benötigen. Überraschende Bestseller entstehen auf diese Weise vermutlich nicht sehr oft, dafür aber durchaus solideBrot-und-Butter-Titel mit einigermaßen abschätzbarem Erfolg – Dinge, die jeder Verlag braucht.

Für die Autoren, die neu in einen Verlag kommen, bedeuten Hausautoren jedoch oft Konkurrenz. Sprich: Sie sind eine von vielen Hürden, die Sie auf dem Weg zur Veröffentlichung überwinden müssen. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie als Romancier in einem bestimmten Genre oder als Sachbuchler über ein bestimmtes Thema schreiben und dieses Genre oder dieses Thema bereits von den Hausautoren abgedeckt wird.

Falls Sie mit einem solchen vergleichbaren Werk an den Verlag herantreten, gibt man im Zweifel dem Hausautor den Vorzug. Je größer ein Verlag, desto eher geht er auf Nummer sicher. Obwohl auch das zumindest teilweise ein Klischee ist. Denn ein großer Verlag kann einen Flop eher wegstecken als ein kleiner – ein schlecht verkaufter Titel fällt unter hundert weniger ins Gewicht als unter zehn.

Und bei kleineren Verlagen? Dort spielen persönliche Beziehungen eine noch größere Rolle. Was auch ein Grund ist, weshalb der Hausautor meistens gegen den Newcomer gewinnt.

In der Praxis: Beim Finden von Ideen ist Selfpublisher Sebastian auf sich gestellt. Was kein Nachteil sein muss. Ideen hat er, Ideen hat er zu haben, sonst ist er falsch in diesem Beruf. Er weiß auch, wie und wo er sich seine Inspirationen holt. Schwierig wird es beim zweiten Schritt: Welche Idee soll Sebastian auswählen? Lieber diese irre Idee mit den Drachen, die gegen die Zigarettenindustrie kämpfen? Oder doch eher die konventionelle Liebesgeschichte zwischen zwei unkonventionellen Charakteren, die sich beim Untergang eines Kreuzfahrtschiffs im Rettungsboot kennenlernen?

Einerseits kann diese fehlende Hilfe von Agent oder Verlag zum Problem werden. Vor allem dann, wenn Sebastian sich auf ein Thema, eine Geschichte, einen Genremix versteift, der auf dem Markt praktisch keine Chancen haben wird, auch nur ein Taschengeld einzuspielen. Da könnte die ordnende Hand des erfahrenen Lektors oder der mit Marktkenntnis ausgestatteten Agentin verhindern, dass Sebastian sich Hals über Kopf und für zwei Jahre in etwas hineinstürzt, was sehr wahrscheinlich kein Mensch lesen will.

Andererseits: »Sehr wahrscheinlich« heißt eben nicht »mit Sicherheit«. Marktkenntnis neigt dazu, gute und vor allem innovative Ideen zu unterdrücken. Marktkenntnis ist immer rückwärtsgewandt: Erfahrungen sind per Definition auf die Vergangenheit gerichtet, und was gestern funktionierte, kann morgen floppen.

Die sogenannte Marktkenntnis beschreibt nur den Überblick über das derzeitige und das vergangene Marktgeschehen. Über die Zukunft weiß der erfahrenste Lektor nicht mehr als der blauäugige Erstautor.

Wer hatte Mitte der 1990er Jahre ernsthaft geglaubt, eine Zauberschule für junge Magier in einer einsamen Gegend irgendwo in Schottland wäre ein Thema, das mehr als eine Handvoll erzählerisch unterernährter Zehnjähriger hinter ihrem Nintendo hervorlocken könnte?

Was ebenfalls fehlt, wenn man allein ist mit seinen Ideen: die gegenseitige Befruchtung der Kreativität. Darauf verzichten muss aber auch der Selbstverleger nicht. So kann ein Gespräch mit dem Partner über eine erste grobe Idee interessante Bücher nach sich ziehen oder auch die Diskussion mit einem befreundeten Autor. Sebastian Selbstverleger sollte zunächst wissen, was ihm liegt: Sich ganz in den eigenen Ideen verlieren oder doch, womöglich auch in kreativen Brainstorming-Sitzungen mit anderen, gemeinsam neue Ideen entwickeln.

Am wichtigsten freilich bleibt beim Selbstverleger wie beim Verlagsautor der eigene Ideenquell – und der hat zunächst nichts damit zu tun, wie und wo man das daraus Entspringende veröffentlichen wird.

Linktipps:

»Ideen fangen und sammeln« von Martina Sevecke-Pohlen:

http://j.mp/XuW7qh

»Woher die Ideen nehmen?« von Martina Sevecke-Pohlen:

http://j.mp/XuVTiZ

Buchtipps:

»Kreativ mit der Matrix« von Richard Norden.

[Noch so eine Lektion aus dem Selbstverlegen. Leider darf ich nicht direkt auf die Seite des Online-Shops verlinken. Neobooks schreibt dazu: Enthält Dein E-Book einen Link in einen Onlineshop, kann Dein E-Book von anderen Shops abgelehnt werden! Deshalb ist das nicht erlaubt. Die Händler melden uns das, wenn auf Konkurrenz-Händler hingewiesen wird und listen das Buch dann nicht mehr. Es ist hier egal, ob der Link wirklich funktioniert oder nicht.

Linke doch direkt auf Deine Homepage oder auf eine andere Seite auf der das Werk vorgestellt wird und entferne sämtliche Links auf Amazon.] Daher hier nur der Verweis zum Buch, sorry.

»Heldenreise ins Herz des Autors –DasHandwerk der Inspiration« von Ulrike Dietmann.

Fazit: Ideen finden

Die größere Freiheit, das ungestörte Finden von Ideen erkauft sich der Selfpublisher mit dem geringeren Input aus anderen, professionellen und erfahrenen Quellen, auf die der Verlagsautor eher zugreifen kann.

Verlagsautoren

+ Mögliche Unterstützung und Input beim Finden und Entwickeln von Ideen.

+ Die Eingrenzung des Spektrums tut der Kreativität fast immer gut. Beispiel: »Schreib ein Buch« ist ein Kreativitätskiller. »Schreib einen Fantasy-Roman, in dem Zwerge einen Pottwal retten und der in der Gegenwart spielt« triggert sofort konkrete Ideen.

+ Ideen können einander befruchten. So entsteht aus der Ursprungsidee häufig etwas Besseres und Originelleres.

– Andererseits sollten Sie bei der Ideenfindung nicht mit Unterstützung durch Ihren Verlag rechnen, gerade wenn Sie nur ein Autor unter vielen sind.

– Der Autor wird in eine Richtung manövriert oder sogar gedrängt, die ihm nicht gefällt oder nicht passt.

– Womöglich mangelnde Originalität, da derselbe Trend oft von vielen erspürt wird, zumal wenn ein Thema »in der Luft liegt«.

Selfpublisher

± Völlige Freiheit beim Finden und Entwickeln von Ideen.

– Gefahr des »Schreibens am Markt vorbei«.

– Gefahr, dass die Idee sich als nicht tragfähig herausstellt, nachdem Sie schon Zeit und Mühe in sie investiert haben.

– Gefahr, sich in der Ideenfindungsphase zu verlieren: Schwierigkeit, sich für eine Idee zu entscheiden, Schwierigkeit, zu entscheiden, wann der Ideenfindungsprozess abgeschlossen ist und der nächste Schritt erfolgen soll, die Entwicklung eines Konzepts aus der Idee.

Diese Fragen sollten Sie sich ehrlich beantworten:

Weiß ich, was mich inspiriert und wie ich mehr und auch bessere Inspirationen finde?

Habe ich überhaupt genug Ideen für ein ganzes Buch? Jedes Wort braucht eine neue Idee!

Fällt mir das Finden von Ideen allein leichter als in der Gruppe?

Liegen meine Stärken eher im Finden oder eher im Entwickeln von Ideen?

Habe ich einen eher durchschnittlichen oder eher außergewöhnlichen Geschmack?

Habe ich eher verbreitete oder eher eigenwillige Interessen? (Hilfestellung: Lese ich vor allem Bestseller und sehe mir im Kino bevorzugt Blockbuster an?)

Entscheidungshilfe: Verlag oder Selfpublishing?

Am Ende jedes Kapitels finden Sie eine einfache Entscheidungshilfe, ob Sie eher zum Veröffentlichen in einem Verlag tendieren oder das Selfpublishing der für Sie bessere Weg ist. Betrachten Sie das Ergebnis als Anhaltspunkt und Denkanstoß, nicht als Vorgabe.

Behalten Sie dabei im Hinterkopf, welche Gründe Sie für eine Veröffentlichung haben und welche Ziele Sie damit verfolgen. Mitteilungsbedürfnis, Spaß am Erzählen oder an Wissensvermittlung, Geld verdienen, Menschen aufrütteln, unterhalten, inspirieren – es gibt viele Gründe, es gibt viele Ziele.

Insbesondere Romanautoren sollte dies sinnreich erscheinen. Wissen sie doch, wie essenziell Gründe und Ziele für einen überzeugenden und starken Romanhelden sind. Zeit für Sie, der Held in Ihrer eigenen Geschichte zu werden und in der Geschichte Ihrer Publikationen.

Sie kommen am Ende dieses Tests, am Ende des Buchs zu keinem klaren Ergebnis? Macht gar nichts. Wie Sie sehen werden, schließen sich beide Wege des Publizierens nicht aus. Im Gegenteil.

Wie wichtig ist mir das Thema »Ideen«?

Welcher Publikationsweg passt beim Thema »Ideen« besser zu mir?

(Vergeben Sie an Verlag oder Selfpublishing je nach Wichtigkeit 1, 2 oder 3 Punkte.)

Ihre Entscheidung:

Verlag: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte

Selfpublishing: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte

Übrigens: Sie dürfen auch flunkern und mehr als drei Punkte für besonders wichtige Themen vergeben ;-).

Themen und Trends: Wie trendy sind Sie? Wie trendy wollen Sie sein?

Themen und Trends sind so scheu wie eine Herde Rehe. Oft verschwinden sie im Unterholz, bevor man sie richtig zu Augen bekommt. Tendenziell sind eher Sachbuch- oder Ratgeberthemen trendabhängig, das heißt, sie erfordern schnelles (Re-)Agieren. Belletristische Themen sind langlebiger, Trends und das schnelle Aufspringen auf den Trendzug weniger wichtig. Doch auch dort existieren sie und werden von Verlagen erkannt und bedient.

In der Praxis: Verlagsautorin Vera hat einige Ideen für einen neuen Thriller. Doch worum soll es in dem Thriller gehen? »Die Finanzkrise in Europa«, so sagt ihr Agent, »ist immer noch trendy. Das als Thrillerstoff, das suchen die Verlage, wie mir gestern zwei Lektorinnen unabhängig voneinander gestanden haben.« Vera interessiert sich nicht sonderlich für Wirtschaft. Ihr schwebt als Thema des Romans eher etwas anderes vor: Gewalt in der Ehe. Doch ihr Agent rät ihr ab. »Das Thema ist durch, dazu sind vor drei, vier Jahren einige schöne Romane zu erschienen. Momentan will das keiner haben.« Vera aber beharrt darauf, und ihr Agent zieht schließlich mit. Sie einigen sich darauf, dass der Antagonist der Heldin, ihr Ehemann, als Investmentbanker mit Hedgefonds arbeitet, sodass die Krise zumindest am Rand mit in den Roman hineinspielt – und von der PR-Abteilung des Verlags als Aufhänger benutzt werden und in den Klappentext einfließen kann.

In der Praxis: Volkers Lektor Rüdi hat den Verlag verlassen, und er schreibt seinen Roman, den er zusammen mit Rüdi entwickelt hat. In dem historischen Roman geht es um die ersten Bergleute im Saarland und das harte Leben am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Doch als man Volker endlich einen neuen Ansprechpartner im Verlag zur Seite stellt, ist die Rohfassung des Romans längst fertig. Die neue Lektorin, Gerti, ist nicht begeistert. »Nein, die Gegend ist unsexy, außerdem hat Zola das Thema schon vor hundert Jahren abschließend behandelt. Ich glaube nicht, dass ich das im Verlag durchkriege, tut mir leid.« Volker ist frustriert. Soll er es bei einem anderen Verlag versuchen? Oder das Buch irgendwie durchboxen? Oder etwas ganz anderes schreiben?

Themen und Trends sind ein kitzliges Thema vor allem deshalb, weil sie mehr auf Meinungen, Hoffnungen, Erwartungen, Hörensagen und in die Zukunft fortgeschriebenen Erfolgen aus der Vergangenheit fußen als auf Fakten. Was in dem einen Verlag als Trendthema gilt, kann für den anderen schon ein alter Hut sein und kaum verkäuflich.

Gerade Agenten, die sich auf ihre Kenntnis des Marktes einiges einbilden, senden ihren Autoren in kurzer Zeit schon mal gegensätzliche oder schlicht falsche Signale. Eine mögliche und fatale Folge: Sie bringen den Autor vom Schreiben eines Buchs ab, das für ihn das richtige Buch zur richtigen Zeit gewesen wäre.

Die Wahrheit über Trends ist: Sie lassen sich erst im Nachhinein erkennen, frühestens währenddessen und im Zweifel zu spät. Nicht unbedingt für den Autor eines knappen Sachbuchs oder Ratgebers, schon eher jedoch für einen Romanautor. Obwohl das nicht einmal am Autor liegen muss.

Ironischerweise waren es gerade die den Trends hinterherjagenden Publikumsverlage, die am unbeweglichsten darauf reagieren konnten. Doch das ändert sich. Immer mehr Verlage bringen spezielle E-Book-Reihen auf den Markt oder pushen kürzere und damit schneller zu schreibende Publikationsformen wie Kurzromane und Novellen, um eben dieses Tempo mitzumachen. Harte Konkurrenz für Selfpublisher!

Hinzu kommt: Große Verlage haben die Macht, Trends – zumindest in Grenzen – selbst anzustoßen. Wenn etwas in der Branche als »heiß« hochgeredet wird, ist es häufig heiß, weil in dem Fall viele Verlage genau nach dem Manuskript suchen, welches den heraufbeschworenen Trend oder das Thema bedient.

Wer bei einem solchen Verlag mit im Trendboot sitzt, hat gute Karten. Etwa dabei, dass sein trendiges Buch vom Verlag gepusht und mit mehr Werbegeld unterstützt wird.

Andererseits helfen demSelfpublisher Kontakte in die Branche fast ebenso viel – und dann kann er schneller sein als der Kollege mit Verlagsvertrag.

Spannend ist es für Hybrid-Autoren, die beide Publikationsformen nutzen. Einer mag im Verlag einem Trendthema hinterherschreiben, während er als Selbstverleger auf Trends pfeift. Ein anderer macht es genau umgekehrt.

In der Praxis: Unbeeindruckt von Trends – tatsächlichen, zukünftigen, herbeigeredeten, heraufbeschworenen – kann sich auch Selbstverlegerin Selma fühlen. Sie hat da diese Idee mit diesem Märchenbuch, irgendetwas mit chinesischen Märchenfiguren, die in einer futuristischen Version von Berlin auftauchen, und da ist keiner, der ihr sagt, dass Märchen out sind, in jeder Form, oder dass man gefälligst in einem festen Genre schreiben solle, wenn man gelesen werden will. Selma konzentriert sich auf die Geschichte, die sie erzählen will. Sie zu erzählen, ist für sie eine Flucht in eine Parallelwelt. Eine Flucht, die ihr nicht mehr gelänge, wenn sie andauernd daran denken müsste, ob sie auch den richtigen Trend zur richtigen Zeit bedient oder daran, ob ihr Roman wohl einen Verlag findet. Selma schreibt einfach – und das trägt nicht unerheblich zur Qualität ihrer Texte bei.

Für die Mehrzahl der Autoren wäre dieses Vorgehen der sichere Weg in finanzielle Verluste. Doch vielen davon ist das wurscht. Sie schreiben einzig, weil es ihnen Freude macht, sie schreiben, weil sie schreiben müssen, um sich wohlzufühlen. Ihr Brotjob und ihr Familienleben fordern ihnen genug ab. Dazu soll das Schreiben einen Ausgleich schaffen.

Nein, für viele Autoren ist das Lustschreiben genauso wenig ein finanzieller Verlust wie es für andere die Jahresgebühr im Tennisverein oder das Abonnement der Flugrevue ist – für sie ist es normal, dass ein Hobby Geld kostet. Selbst für die, die Bücher veröffentlichen, die gerne Bücher verkaufen würden.

Trends? Interessieren sie nicht. Und wenn, dann zufällig: Weil jeder gerade über Drohnen schreibt, tun sie das auch – weil sie schlicht eine Menge über Drohnen gelesen haben.

Themen? Sie nehmen die Themen, die sie schon lange umtreiben, oder sie nehmen Themen, die sie aktuell beschäftigen. Die Energiewende? Warum sollte man darüber nicht noch ein weiteres Sachbuch schreiben, wenn man eine fundierte Meinung dazu hat?

Das Gegenteil eines Trends ist das Risiko. Für manche Autoren hat das Wort etwas Bedrohliches, sie denken daran, was sie alles verlieren können, wenn sie mit ihrem Projekt scheitern, weil es komplett am Markt, am Zeitgeist, am Trend vorbeigeht: Zeit, Geld, Mut, Anerkennung, Selbstvertrauen.

Vielleicht haben Sie auch Angst, sich mit Ihrem Thema in die Öffentlichkeit zu begeben, Angst vor Spott, davor, falsch verstanden zu werden, Angst, verletzt zu werden, wenn Sie sich öffnen, Angst vor Kritik, vor Ausgrenzung, vor Neid.

Wenn Sie zu den risikoscheuen Autoren gehören, sollten Sie hinter das Wort Selfpublishing ein großes Fragezeichen setzen. Gehören Sie zu den Autoren, die von den beschriebenen Ängsten beherrscht werden, gehört das Fragezeichen sogar hinter das Wort Publishing.

Bedeutet Risiko für Sie aber vor allem die Aussicht auf große Gewinne oder zumindest auf Abenteuer und das Entdecken neuer Welten, haben Sie eine Eigenschaft, die Sie zu einem Kandidaten fürs Selfpublishing macht.

Selbst wenn der Selfpublisher letztlich über dasselbe Thema schreibt wie der Verlagsautor, selbst wenn er demselben Trend hinterherschreibt, so tut er das doch häufiger aus eigenem Antrieb. Und vielleicht entstehen dadurch authentischere Bücher, Bücher mit mehr Leidenschaft – und wenn das auf ein solides Handwerk trifft, können auch im Selfpublishing Bücher erscheinen, die sowohl trendig als auch gut sind.

Da wäre noch die Sache mit der Flexibilität. So schnell wie ein Selfpublisher kann kaum ein Verlag, nicht mal ein kleiner, ein bestimmtes Thema bedienen, das gerade die Menschen bewegt. (Auch wenn sich das allmählich ändert, siehe oben.) Der Selfpublisher empfängt Schwingungen aus seiner Umgebung, aus News-Portalen im Web und Nachrichten im Fernsehen. Er leitet das durch seine eigenen Gedanken und Ideen und Erfahrungen und destilliert daraus ein Buch hochprozentiger Aktualität. Wenn er dann noch schnell und ansprechend schreibt, landet das Buch als eines der ersten mitten im Herz eines Trends.

Leider ist das nicht alles. Solange niemand weiß, dass es dieses Buch gibt, nutzt auch die Geschwindigkeit nichts, mit der es auf den Markt kommt, und alle Aktualität ist hinfällig. Vielleicht spricht sich das Buch herum, wird von Blog zu Blog gereicht und durch Facebook und Twitter bekannter gemacht. Aber bis es endlich auf ein breiteres Publikum stößt, ist womöglich doch schon der Konkurrenztitel aus dem großen Verlag auf dem Markt.

Nicht zu vergessen: Trends allzu schnell hinterherzuhecheln, verkürzt automatisch das Nachdenken über diesen Trend. Verkürzt die Beschäftigung mit dem Thema. Verkürztdie Gedankengänge und die Argumentationsketten und resultiert, bei allem Tempo, leicht in einem unausgegorenen Getränk, das niemandem schmeckt und seinem Autor nach der voreiligen Publikation sauer aufstößt.

Dennoch wird es immer wieder Fälle geben, in denen der Autor gründlich genug nachgedacht hat, um einer der Ersten im Trendboot zu sein, und zwar mit einem ausgegorenen Werk und schneller als die Trendjäger aus den Verlagen. Wenn dann der Buzz der Webcommunity laut genug ist, verbreitet sich das Buch schneller als alle anderen. Damit schafft es, was eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen großen Erfolg im Trendgeschäft ist: Sei (einer) der Erste(n)!

Linktipp: Eine neue Entwicklung aus den USA war vorherzusehen: Dort lässt Swoon Reads, ein Young-adult-Imprint von Macmillan, Leser darüber abstimmen, welches Manuskript zum Buch wird. Mehr darüber lesen Sie in diesem Artikel der New York Times mit Verweisen zu weiteren Berichten und Experimenten rund ums Thema Crowdsourcing bei Büchern:

http://j.mp/1otZn09 (Englisch).

Fazit: Themen & Trends

Der Selfpublisher kann fixer am Trend dran sein. In den Verlagen aber ist man oft näher am Markt. Und: Die Verlage werden durch eigene E-Book-Programme und Print-On-Demand schneller.

Verlagsautoren

+ Mögliche Unterstützung und Input beim Finden und Entwickeln von Themen.

+ Agenten und Lektoren sind in vielen Fällen näher an der Branche dran als der Autor und wissen daher tendenziell eher, welche Themen angesagt sind, welche Trends in der Luft liegen und welche lange genug trendy sein werden, dass man dazu noch ein Buch schreiben kann.

+ Die Eingrenzung des Spektrums auf ein bestimmtes Thema, einen bestimmten Trend tut der Kreativität fast immer gut (siehe Ideen).

+ Gemeinsames Suchen nach Themen kann befruchtend wirken: auf das konkrete Projekt, auf das Aufspüren und sogar auf das Setzen von Trends.

+ Große Verlage haben die Macht, Trends – zumindest in Grenzen – selbst anzustoßen.

+ Gerade wenn Agent oder Lektor einen Autor gut kennen, können sie ihm beim Finden seiner Themen helfen. Welche Themen beispielsweise treiben den Autor in seinen bisherigen Werken um? Oft braucht es zu der Erkenntnis einen Dritten.

+ Geringere Gefahr für den Autor, in eine total falsche (d. h. unverkäufliche) Richtung zu schreiben.

– Auch Agenten und Lektoren wissen nicht alles – über die Zukunft schon gar nicht.

– Wer sich zu sehr auf Trendthemen verlässt, läuft womöglich den Trends nur hinterher.

– Wer sich zu sehr auf Trendthemen verlässt, verliert seine Themen, die, die einen tief im Inneren umtreiben, leicht aus den Augen. Die Folge sind blutleere Bücher, ohne Leidenschaft geschrieben.

– Wenn Sie in einem großen Verlag oder einer großen Agentur nur ein Autor unter vielen sind, dürfen Sie nicht erwarten, dass man Ihnen beim Finden von Trends weiterhilft – auch nicht dann, wenn Sie diese Hilfe gut gebrauchen könnten.

– Der Autor wird in eine Richtung manövriert oder sogar gedrängt, die ihm nicht gefällt oder nicht passt.

– Da derselbe Trend oft von vielen erspürt wird, zumal wenn das Thema »in der Luft liegt«, kommt der Autor entweder zu spät oder muss sich den Markt mit zu vielen anderen teilen.

Selfpublisher

+ Schnellstmögliche Reaktion auf aktuelle Trends.

+ Aufgrund der kürzeren Reaktionszeit kann der Autor sogar in gerade angesagte Trends rechtzeitig einsteigen.

+ Beharren auf den Themen, die dem Autor wirklich etwas bedeuten, die ihn umtreiben und antreiben, kann zu besonders leidenschaftlicher Auseinandersetzung mit einem Thema führen.

+ Da im Selfpublishing keine Vorgaben zum Umfang oder zur Reihenaufmachung eines Buchs gelten, kann der Autor mit einem sehr dünnen Werk besonders schnell und kurzfristig auf den Trendzug aufspringen.

+ Möglichkeit, sein bereits erschienenes Werk umgehend Veränderungen im Trend anzupassen.

± Völlige Freiheit beim Finden und Entwickeln von Themen.

– Gefahr des »Schreibens am Markt vorbei«.

– Gefahr, blind und hektisch in Trends einzusteigen, was zu schlechten Büchern und, im Wiederholungsfall, zu einem schlechten Image des Autors führt.

– Gefahr, dass das Thema nicht stark oder interessant genug ist, einen ganzen Roman zu tragen oder ein komplettes Sachbuch.

– Gefahr, dass der Autor sich zu wenige Gedanken über das Thema macht und einfach losschreibt. Das Ergebnis: ein nicht durchdachtes, unausgegorenes Buch.

– Gefahr, dass überhaupt kein Thema gefunden wird – was zu chaotischen Romanen oder unfokussierten Sachbüchern führt.

Diese Fragen sollten Sie sich ehrlich beantworten:

Hilft es mir, meine Arbeit zu fokussieren, wenn man mir sagt, welche Themen oder Trends ich bedienen soll?

Weiß ich überhaupt, welche Themen mich am stärksten beschäftigen und umtreiben? (Tipp: Machen Sie eine Liste!)

Habe ich einen Riecher für verkäufliche Themen, der sich in der Vergangenheit bereits gezeigt hat? Gehe ich das Wagnis ein, daraus auf die Zukunft zu schließen?

Sind solche Themen mehrheitsfähig? Falls nicht, kümmert mich das?

Bin ich in der Lage, ein Thema weiterzuverfolgen, selbst wenn die Mehrheit es für out hält?

Welchen Wert lege ich darauf, dass meine Bücher trendy sind?

Will ich Trends hinterherlaufen oder will ich lieber Trends setzen? (Mit der ehrlichen Erweiterung, dass Letzteres sehr, sehr viel schwieriger und aufwendiger ist, insbesondere für einen Selfpublisher.)

Habe ich einen Riecher für verkäufliche Themen, der sich in der Vergangenheit bereits gezeigt hat?

Bin ich ein Schnellschreiber, ohne dass unter dem Tempo die Qualität deutlich leidet?

Habe ich einen eher durchschnittlichen oder eher außergewöhnlichen Geschmack? Weiß ich, in welchen Bereichen meine Interessen progressiv und wo sie konservativ sind?

Entscheidungshilfe: Verlag oder Selfpublishing?

Wie wichtig ist mir das Thema »Trends«?

Welcher Publikationsweg passt beim Thema »Trends« besser zu mir?

(Vergeben Sie an Verlag oder Selfpublishing je nach Wichtigkeit 1, 2 oder 3 Punkte.)

Ihre Entscheidung:

Verlag: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte

Selfpublishing: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte

Ein Buch konzipieren: Ideen formulieren

Nach dem Finden der Ideen steht die Weiterentwicklung dieser Ideen in ein tragfähiges Konzept an, beim Roman ebenso wie beim Sachbuch. Mit anderen Worten: Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit für Sie als Autor.

Ein Konzept kann für Sie allein bestimmt sein, damit Sie wissen, was Sie vorhaben und in welche Richtung Sie unterwegs sind. Es kann aus Skizzen und Mindmaps und Text bestehen oder auch nur in Ihrem Kopf existieren.

Zur Abgrenzung: Mit Exposé bezeichne ich die Festschreibung und für Dritte bestimmte Fassung des Konzepts (siehe unten).

Wenn Sie ein Sachbuch schreiben, werden Sie in aller Regel zunächst ein Grobkonzept entwerfen, das Sie später auf Kapitelebene verfeinern und erst danach mit Leben – sprich: mit Text – füllen. Zunächst aber müssen Sie wissen, worüber Sie schreiben. Dazu gehören beim Sachbuch die Art – also beispielsweise Ratgeber oder populäres Sachbuch – und eine möglichst genaue Eingrenzung des Themas. Dazu gehört auch der Umfang des Manuskripts beziehungsweise des fertigen Buchs.

In der Praxis: Valerie will einen Ratgeber darüber schreiben, wie sich mit E-Books Geld verdienen lässt. Ihre Zielgruppe sind nicht nur Schriftsteller, sondern allgemein Leute, die gerne schreiben und einen Nebenverdienst suchen und darüber hinaus zumindest ein wenig computeraffin sind. Das Buch soll im Ratgeber-Programm ihres Verlags erscheinen, in der Reihe »Kleine Helferlein« und einen Umfang von 144 Seiten haben. Der Ton soll einfach sein, locker und ein wenig – aber nicht zu – witzig. Auch einfache Infografiken sollen mit ins Buch.

Das ist ein Grobkonzept. Der Verlag hat dabei starke Mitspracherechte. Sachbücher und noch stärker Ratgeber müssen in die Reihen des Verlags passen – im Umfang, im Aufbau, in der Verwendung von Grafiken und Diagrammen und deren Aufbereitung, womöglich sogar im Stil des Textes.

Valerie schreibt gerne für die Ratgeber-Reihe. Die Richtlinien geben ihr den perfekten Rahmen für ihre Ideen und Kreativität. Sie könnte endlos über das Thema schreiben, das sie sich ausgesucht hat – aber die Vorgabe von 144 Buchseiten einschließlich Grafiken zwingt Valerie dazu, sich zu beschränken. Was ihrer Arbeitsweise entgegenkommt.

Bei einem Roman gehört zum Konzept eine zumindest ungefähre Vorstellung, worum es in der Geschichte geht, was an ihr das Besondere ist, welchem Genre der Roman zuzuordnen ist und welchen Umfang er, ganz grob, haben wird. Genau das will eine Agentur oder ein Verlag vom Autor wissen, diese Punkte gehören ins Exposé. (Dazu unten mehr.) Das Konzept dient vor allem Ihnen als Autor selbst. Mit dem Exposé stellen Sie Ihr Vorhaben anderen vor, meist Agenten oder Verlagen, oder zurren es als Grundlage für die eigene Arbeit am Manuskript fest.

In der Praxis: Vera präsentiert ihr Romankonzept ihrer Lektorin im Verlag. Es soll ein Jugendroman werden, doch der Verlag macht für Jugendliche nur Fantasy und Romance. Veras Thriller-Konzept passt nicht ins Programm. Happy ist Vera darüber nicht, und vielleicht geht sie mit dem Konzept zu einem anderen Verlag. Für ihren Hausverlag aber zieht sie ein anderes Konzept aus der Schublade, einen Erwachsenenroman, einen Thriller, bei dem sie weiß, dass der im Verlag fast immer geht. Problem und Grund, warum der Thriller bis jetzt in der Lade lag: Der Roman ist auf tausend Seiten konzipiert, und kein anderer Thriller im Verlag ist dicker als fünfhundert Seiten. Nach einigen Diskussionen beschließt man, das Werk in zwei Teilen herauszubringen, jeder ist zufrieden. Sofern der Roman so gut wird, wie das Konzept sich anhört.

Im Sachbuch sind die Vorteile einer Zusammenarbeit zwischen Autor und Verlag offensichtlicher. Dort werden, wie im Fall Valeries, die meisten Werke in Zusammenarbeit zwischen Lektor und Autor konzipiert. Valerie gefällt das. Was aber, wenn das Sachbuch eines Autors beim besten Willen nicht in das Programm und nicht in die Buchreihe passen will? Wenn Sie als Autor hier mit größerer Flexibilität des Verlags rechnen, geben Sie sich in den meisten Fällen Illusionen hin. Wegen eines Autors wird man selten das Konzept einer ganzen Buchreihe umwerfen. In einem solchen Fall wäre der Autor vermutlich als Selfpublisher besser dran.

Für Romanautoren hat die Zusammenarbeit mit dem Verlag bereits in der Konzeptionsphase einige Vorteile. Der größte ist sicher der, dass der Verlag schnell sagen kann, ob das Konzept Erfolg verspricht – was nichts mit dem tatsächlichen Erfolg des Buchs zu tun hat, den auch der Verlag nicht vorhersehen kann. Vielmehr heißt dieses Erfolg versprechend, ob der Roman Aussicht hat – vorausgesetzt, er ist gut genug – in diesem Verlag veröffentlicht zu werden, und ob sich der Verlag davon einen Erfolg verspricht.

Ähnliches gilt für den Autor, der seiner Agentur ein Konzept vorstellt. Auch dort wird man ihm sagen, ja, das klingt großartig, das würde gut ins Programm von Ullstein oder Knaur passen. Oder die Autorin bekommt ehrlich zu hören, nein, für ein Kinderbuch sind fünfhundert Seiten zu dick, dafür werden wir keinen Verlag finden, das gelingt uns höchstens mit der Lizenz eines Bestsellers aus dem Ausland.

In der Praxis: Hilde, unsere Hybrid-Autorin, hat für ihren historischen Liebesroman, der nur einhundertzwanzig Seiten hat, keinen Verlag gefunden. Dort will man erstens dickere Bücher und zweitens ein Setting und eine Epoche, für das sich mehr Leute interessieren als für Mazedonien kurz vor der Machtübernahme durch Byzanz im vierten Jahrhundert nach Christus. Hilde aber brennt für das Konzept, sie liebt diese Epoche. Sie will die Geschichte nicht aufblasen, wie es ihre Lektorin vorschlägt, und sie will auch nicht die Story ins deutsche Mittelalter verlegen, wie eine Kollegin empfiehlt.

Hilde sieht keinen anderen Weg als den, das Buch selbst zu publizieren.

Eine Gefahr ist für Selbstverleger hier besonders groß: Da sie sich an keine Verlagsvorgaben halten müssen und jede Empfehlung in den Wind schlagen dürfen, meinen manche von ihnen, auch ohne ein Konzept ein Buch schreiben zu können. Also legen sie los, und der als Krimi begonnene Roman wird auf Seite 119 ganz unerwartet zum Fantasy-Roman und dann, auf Seite 298, folgt eine vierzigseitige Abhandlung über Waffentechniken, die sehr nach Fachbuch klingt. Da der Autor sich auch über den Umfang keinen Gedanken gemacht hat, ist er selbst erstaunt, als ihm auf Seite 345 der Held stirbt. Nichtsdestoweniger hängt er noch siebzig Seiten über die Witwe dran, ein paar Anekdoten aus ihrem Leben, nichts Aufregendes, aber immerhin ganz nett. Der Wust wird fleißig überarbeitet, aber nur die ersten fünfzig Seiten intensiv, danach fehlt es dann ein wenig an der nötigen Lust, und irgendwann hält es der Autor nicht mehr länger aus und veröffentlicht sein Werk schnell mit Kindle Direct Publishing, ist ja einfach, geht ja fix.

Das fehlende Konzept aber rächt sich