2,99 €
Lange wusste sie nicht, wer sie war, wohin sie gehörte. Die Erkenntnis, anders zu sein, kam bald: Die Sonne bereitete ihr Kopfschmerz, ihr Puls ging viel zu träge, sie benötigte keinerlei Nahrung... außer Blut! Der Schock, eine Vampirin zu sein, stürzte sie in Panik und Verwirrung.
Doch dann gibt ihr Begleiter, ein Vampir wie sie selbst, ihr die Vergangenheit zurück. Er findet heraus, wo ihre Wurzeln liegen. Bringt sie zu ihrer Familie ins Hochland von Mexiko, in den Tempel der Unsterblichen. Hier soll sie zu ihrem alten Leben zurückfinden.
Sie heißt Lilith Eden. Ihr Begleiter ist ihr alter Todfeind Landru. Und die Heimat, die er ihr gibt, ist so falsch wie die Pläne, die er mit ihr hat...
BLUTVOLK – die Vampir-Horror-Serie von Adrian Doyle und Timothy Stahl: jetzt exklusiv als E-Books im Apex-Verlag.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
ADRIAN DOYLE
&
TIMOTHY STAHL
BLUTVOLK, Band 28:
Tempel der Unsterblichen
Roman
Apex-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
Die Autoren
Was bisher geschah...
TEMPEL DER UNSTERBLICHEN
Vorschau auf BLUTVOLK, Band 29: DER FLUCH DES BLUTES
von ADRIAN DOYLE und TIMOTHY STAHL
Glossar
Lange wusste sie nicht, wer sie war, wohin sie gehörte. Die Erkenntnis, anders zu sein, kam bald: Die Sonne bereitete ihr Kopfschmerz, ihr Puls ging viel zu träge, sie benötigte keinerlei Nahrung... außer Blut! Der Schock, eine Vampirin zu sein, stürzte sie in Panik und Verwirrung.
Doch dann gibt ihr Begleiter, ein Vampir wie sie selbst, ihr die Vergangenheit zurück. Er findet heraus, wo ihre Wurzeln liegen. Bringt sie zu ihrer Familie ins Hochland von Mexiko, in den Tempel der Unsterblichen. Hier soll sie zu ihrem alten Leben zurückfinden.
Sie heißt Lilith Eden. Ihr Begleiter ist ihr alter Todfeind Landru. Und die Heimat, die er ihr gibt, ist so falsch wie die Pläne, die er mit ihr hat...
BLUTVOLK – die Vampir-Horror-Serie von Adrian Doyle und Timothy Stahl: jetzt exklusiv als E-Books im Apex-Verlag.
Manfred Weinland, Jahrgang 1960.
Adrian Doyle ist das Pseudonym des deutschen Schriftstellers, Übersetzers und Lektors Manfred Weinland.
Weinland veröffentlichte seit 1977 rund 300 Titel in den Genres Horror, Science Fiction, Fantasy, Krimi und anderen. Seine diesbezügliche Laufbahn begann er bereits im Alter von 14 Jahren mit Veröffentlichungen in diversen Fanzines. Seine erste semi-professionelle Veröffentlichung war eine SF-Story in der von Perry-Rhodan-Autor William Voltz herausgegebenen Anthologie Das zweite Ich.
Über die Roman-Agentur Grasmück fing er Ende der 1970er Jahre an, bei verschiedenen Heftroman-Reihen und -Serien der Verlage Zauberkreis, Bastei und Pabel-Moewig mitzuwirken. Neben Romanen für Perry-Rhodan-Taschenbuch und Jerry Cotton schrieb er u. a. für Gespenster-Krimi, Damona King, Vampir-Horror-Roman, Dämonen-Land, Dino-Land, Mitternachts-Roman, Irrlicht, Professor Zamorra, Maddrax, Mission Mars und 2012.
Für den Bastei-Verlag hat er außerdem zwei umfangreiche Serien entwickelt, diese als Exposé-Autor betreut und über weite Strecken auch allein verfasst: Bad Earth und Vampira.
Weinland arbeitet außerdem als Übersetzer und Lektor, u. a. für diverse deutschsprachige Romane zu Star Wars sowie für Roman-Adaptionen von Computerspielen.
Aktuell schreibt er – neben Maddrax – auch an der bei Bastei-Lübbe erscheinenden Serie Professor Zamorra mit.
Timothy Stahl, Jahrgang 1964.
Timothy Stahl ist ein deutschsprachiger Schriftsteller und Übersetzer. Geboren in den USA, wuchs er in Deutschland auf, wo er hauptberuflich als Redakteur für Tageszeitungen sowie als Chefredakteur eines Wochenmagazins und einer Szene-Zeitschrift für junge Leser tätig war.
In den 1980ern erfolgten seine ersten Veröffentlichungen im semi-professionellen Bereich, thematisch alle im fantastischen Genre angesiedelt, das es ihm bis heute sehr angetan hat. 1990 erschien seine erste professionelle – sprich: bezahlte - Arbeit in der Reihe Gaslicht. Es folgten in den weiteren Jahren viele Romane für Heftserien und -reihen, darunter Jerry Cotton, Trucker-King, Mitternachts-Roman, Perry Rhodan, Maddrax, Horror-Factory, Jack Slade, Cotton Reloaded, Professor Zamorra, John Sinclair u. a.
Besonders gern blickt er zurück auf die Mitarbeit an der legendären Serie Vampira, die später im Hardcover-Format unter dem Titel Das Volk der Nacht fortgesetzt wurde, und seine eigene sechsbändige Mystery-Serie Wölfe, mit der er 2003 zu den Gewinnern im crossmedialen Autorenwettbewerb des Bastei-Verlags gehörte.
In die Vereinigten Staaten kehrte er 1999 zurück, seitdem ist das Schreiben von Spannungsromanen sein Hauptberuf; außerdem ist er in vielen Bereichen ein gefragter Übersetzer. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt er in Las Vegas, Nevada.
Als durch eine Seuche die meisten Vampire sterben und sich das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse verschiebt, wird Gabriel geboren, eine Inkarnation Satans. Erst ist sich der Knabe seiner Identität nicht bewusst, doch schließlich erkennt er seine Aufgabe: ein Tor zur Hölle zu öffnen, das von der Bruderschaft der Illuminati in einem Kloster bei Rom bewacht wird. Letztlich scheitert das Vorhaben, nicht zuletzt durch Lilith Eden, Tochter eines Menschen und einer Vampirin, die gemeinsam mit ihrem ärgsten Feind Landru durch das Tor in die Hölle – eine Dimension, die durch den Fall des Engels Luzifer entstand – gerissen wird.
Bei der Flucht aus den Gefilden der Hölle werden ihre Persönlichkeiten gelöscht, während Salvat, Führer der Illuminati und in Wahrheit der Erzengel Michael, den Klosterberg sprengt und das Tor somit versiegelt. Lilith und Landru wissen nichts mehr über ihr früheres Leben; nicht einmal, dass sie Vampire sind!
Über Landrus Tarnidentität Hector Landers finden sie erste Spuren. Die seinen weisen nach Paris, die ihren nach Sydney. In Frankreich wird Landru mit seiner dunklen Vergangenheit konfrontiert und erfährt als erster die Wahrheit. In Australien findet Lilith den Ort ihrer Geburt, wird aber von der dortigen Macht nicht mehr erkannt. Schließlich greift Moskowitz sie auf, ein Kollege von Liliths ehemaliger Freundin Beth MacKinsey. Doch Moskowitz kennt Liliths wahre Identität nicht und weiß auch nicht, dass sie Beth unter dem verderblichen Einfluss des Lilienkelchs vor Monaten getötet hat.
Derweil kommt es in Paris zur Begegnung zwischen der Werwölfin Nona und Landru. Landru erkennt seine Geliebte nicht - ein mörderischer Kampf entbrennt, bis Nona flieht. Da sucht Gabriel, der den Untergang des Klosters überlebt hat, Landru auf und bietet ihm einen Pakt an, den Landru nicht ablehnen kann. Der Knabe gibt ihm seine verlorenen Erinnerungen zurück. Daraufhin folgt Landru Nona und erfährt von ihr, dass sie im Dunklen Dom war, der Heimstatt der Hüter, wo einst die Dunkle Arche nach der Sintflut strandete. Der Dom ist zerstört – aber Nona spürte eine mächtige Präsenz. Landru muss in Erfahrung bringen, was dort geschieht – schließlich war er selbst einer jener Hüter, die mit dem Lilienkelch das Geschlecht der Vampire über die ganze Erde verbreitet haben. Zuvor aber kümmert er sich um die immer noch identitätslose Lilith, denn mit ihr hat er besondere Pläne...
Derweil erwacht im Dunklen Dom der letzte der Kelchhüter – Anum, der damals auch der erste Hüter war. Zugleich taucht in Indien unter schrecklichen Umständen der Lilienkelch wieder auf, und in Nepal endet die dunkle Geschichtsschreibung der Blutbibel. Sie wurde überwacht von sieben Kindern, die damals aus der Dunklen Arche entlassen wurden; nun kehren die Sieben in die Arche zurück und geben Anum all ihre Kraft. Die Blutbibel selbst bleibt dort zurück, als Anum aufbricht und den Lilienkelch an sich bringt – bereit, sein Amt als Hüter wiederaufzunehmen...
Kommt denn, ihr Adler und Jaguare,
und tut euer Werk, tut, was eure Pflicht ist.
Dass eure Klauen, dass eure Zähne mich sofort töten,
denn ich bin ein Mann ohne Angst...
aus dem Rabinal Achi
1523, tief im Westen Yucatáns
Pedro Grijalva zog seinen Degen und stieß ihn in die Luft. Triumph verzerrte die eben noch beherrschten bärtigen Züge des Oberleutnants. »Also ist es wahr: Es gibt sie tatsächlich, die geheime Stadt! Hier verstecken sie ihren Reichtum vor uns!«
Zögernd löste sich sein Blick von den verheißungsvollen Bauten, die ihm aus dem satten Grün des Dschungels entgegen schimmerten, und nickte seinem Gefangenen zu: »Du hast dein Wort gehalten und uns den Weg gewiesen – deshalb will auch ich das meine halten: Von dieser Stunde an bist du frei und darfst gehen, wohin es dich zieht!«
Grijalva senkte den Degen und zerschnitt gönnerhaft die Handfessel des Maya-Kriegers.
Fast gleichzeitig aber näherte sich von der Seite eine andere Klinge, durchtrennte die Kehle des Indios und bohrte sich im Anschluss, ohne auch nur merklich zu stocken, tief ins Herz des schon tödlich Verletzten.
Ohne einen Laut der Klage, die rauchfarbenen Augen gläsern starr, sank der Maya zu Boden.
»War das nötig? Er hatte mein Wort, du anmaßender …« Grijalva, sonst selbst nicht eben wählerisch in seinen Mitteln, schien den Mörder mit seinen Blicken erdolchen zu wollen.
»Ihr wart schon immer sehr verschwenderisch, was euer Wort angeht...«
Die Wut in Grijalvas Augen schien über die Ufer treten zu wollen. Bevor dies aber geschah, errichteten sich Dämme, deren Ursprung er selber nicht zu ergründen vermochte.
Abrupt wandte er sich den Mannen zu, die ihm von Cortés unterstellt worden waren, um die sagenhafte Goldstadt der Ungläubigen aufzuspüren. Während zur gleichen Zeit Pedro de Alvarado offiziell die Provinz Soconusco an der Pazifikküste bereiste, um die Quiché zu unterwerfen, galt Grijalvas Auftrag als streng geheim. Nur ausgesuchte Soldaten begleiteten ihn. Kerle, die weder Tod noch Teufel fürchteten.
Grijalva wollte gerade das Wort erheben, um die von ihm angeführte Armee auf das bevorstehende Gemetzel einzuschwören, als auch schon die ersten fremden Geschosse auf sie einhagelten.
Links von Grijalva brach röchelnd ein Soldat zusammen, dessen Hals von einem Pfeil durchbohrt worden war, und auch der Respektlose, an dessen Degen noch das Blut des Indios klebte, wankte unter einem Treffer. Grijalva registrierte aus den Augenwinkeln, wie eines der fast lautlosen Projektile in den ungepanzerten Schulterbereich des Mörders einschlug.
Dann hatte er keinen Blick mehr für seinen obskuren Begleiter übrig. Grijalva verstand sein Kriegshandwerk. Präzise bellte er Befehle, und immer mehr feurige Zungen leckten aus den Läufen der Vorderlader.
Bleierne Kugeln fällten halbnackte Körper.
Die erste Angriffswelle kam verhältnismäßig rasch zum Erliegen. Das Krachen der Pulverladungen schockte die Wilden bis ins Mark.
Das Verderben, das die »Donnerstöcke« der fremden Eroberer zu speien vermochten, hatte sich gewiss längst bis zu ihnen herumgesprochen. Ein Gegenmittel fanden sie trotzdem nicht, denn es war etwas völlig anderes, von solchen Wunderwaffen zu hören oder ihre Wirkung am eigenen Leib zu erfahren...
Grijalva machte selbst einen Ausfallschritt und brachte die bis dahin geschulterte Flinte in Anschlag. Einen der schreiend Davonlaufenden traf er in den Rücken. Nachdem er nachgeladen hatte, verfehlte er einen anderen knapp.
Die Aromen des Dschungels waren ätzendem Pulvergestank gewichen, der als vergilbte Nebelschwaden zwischen Bäumen und Büschen trieb.
Als sich Pedro Grijalva wenig später wieder aufrichtete, bemerkte er ganz in der Nähe jenen Mann, dessen aufrührerisches Benehmen von vorhin aus dem Gedächtnis des Oberleutnants gewischt worden war – wie von Geisterhand.
»Don Cristóbal... Wie geht es Euch? Ich hoffe, Ihr seid nicht...?«
Der Angesprochene machte eine wegwerfende Geste. Grijalva musste unwillkürlich schlucken. Die Art und Weise, wie der Edelmann dort stand, erinnerte an einen unerschütterlichen Fels in gischtender Meeresbrandung. Don Cristóbal hatte Hernán Cortés nach eigener Aussage regelrecht bekniet, um an dieser Mission teilnehmen zu dürfen. Er schien von Anfang an keinen Zweifel gehegt zu haben, dass der lange Marsch durch diesen feindseligen, unwegsamen und dichten Urwald von Erfolg gekrönt sein würde.
Grijalva wünschte, er wäre auch nur halb so zuversichtlich gewesen.
Aber umso größer war seine Genugtuung jetzt.
Er sah sich nach ihrem Gefangenen um, der sie – um seine Haut zu retten – hierhergeführt hatte. Aber er konnte ihn nirgendwo erblicken. Vielleicht hatte ihn ein Pfeil niedergestreckt. Oder er war sofort beim ersten Anzeichen eines Angriffs in die Wildnis geflüchtet...
Achselzuckend stapfte Grijalva auf den Mann zu, von dem er kaum mehr wusste als den Namen – und dass Cortés einen Narren an dem charismatischen Edelmann gefressen hatte.
Grijalva hatte sich während des mehrtägigen Fußmarsches manches Mal die Frage gestellt, warum der Konquistador das Kommando nicht gleich an Don Cristóbal übertragen hatte – aber sobald er in die Augen seines heimlichen Rivalen blickte, erlosch jede Eifersüchtelei.
»Würdet Ihr mir wohl behilflich sein?«
Aus Don Cristóbals rechter Schulter ragte ein gefiederter Pfeilschaft. Die Spitze war von schräg oben eingedrungen und steckte so tief, dass sie möglicherweise sogar die Lunge angekratzt hatte...
»Zieht ihn heraus – und schaut mich nicht an, als läge ich bereits als Madenfraß unter der Erde!«
Die Scham kroch als leichte Rötung unter Grijalvas wettergegerbte Gesichtshaut. Er wusste selbst nicht, warum seine im allgemeinen gefürchtete und bei Vorgesetzten überaus geschätzte Entschlusskraft unter dem sezierenden Blick dieses Mannes dahinschmolz wie Butter in der Tropensonne.
Der Oberleutnant überwand die Kluft zwischen sich und dem Edelmann und griff nach dem hölzernen Schaft. Seine Umgebung schien von ihm abzurücken. Die Geräuschkulisse senkte sich auf einen derart niedrigen Pegel, dass Grijalva das Rauschen des eigenen Blutes in den Ohren zu hören meinte.
»Ihr hattet Glück, dass der Pfeil nicht vergiftet war...«
»Woher wollt ihr wissen, dass er das nicht war?«
Grijalva schauderte wider Willen. Don Cristóbals Bemerkung verursachte ihm ein bis dahin ungekanntes Grausen, so heftig, dass er sich selbst kaum wiedererkannte.
»Worauf wartet Ihr noch?«
Grijalva tat, worauf sein Gegenüber drängte.
Mit einem schmatzenden Geräusch lösten sich ein Teil des Schaftes und die Pfeilspitze aus Don Cristóbals kerzengeradem Körper. Ein Schwall dunklen Blutes folgte, versiegte aber fast augenblicklich wieder, als würde sich die Wunde neben dem Brustpanzer blitzschnell verschließen.
Grijalva blinzelte ungläubig. Kein Mensch besaß ein solches Heilfleisch...
»Stimmt etwas nicht?«
Der Oberleutnant zuckte zusammen.
»Eure...«, setzte er heiser an.
Als er sich wenig später von Don Cristóbal abwandte, hatte er auch diese Episode vergessen – genau wie den Tod des gefangenen Maya, der sie zu dieser vielversprechenden Stadt geführt hatte.
Die Stadt...
Grijalvas Gedanken beschäftigten sich wieder ausschließlich mit den Prachtbauten, die durch das Blattgrün des Urwalds zu ihnen herüber schimmerten, und mit den Reichtümern, die sie beherbergen mochten. Rasch führte er eine Zählung der ihm verbliebenen Männer durch. Dann stieß er an der Spitze seiner überlegen bewaffneten Armee in die heiligsten Bezirke der Siedlung vor.
Dass Don Cristóbal zurückblieb und erst sehr viel später nachfolgte, fiel zunächst weder Grijalva noch einem anderen Soldaten auf. Die Gedanken der von Cortés entsandten Streitmacht kreisten um das Gold der Maya – in keinem der Köpfe existierte ein Bild, das die hier lebenden, hier geborenen Indios als Menschen zeichnete.
Zumindest in keinem der menschlichen Köpfe...
Die Maske drückte. Er hätte sie sich am liebsten vom Gesicht gerissen.
Aber sie drückte seit fast achthundert Jahren, und die Momente, in denen er tatsächlich auf sie verzichtet hatte, waren rarer als die Goldmünzen in seiner Tasche.
Im Dämmerlicht des Waldes gab sich der unter dem Inkognito »Don Cristóbal« reisende Landru ganz seiner sinnlichen Wahrnehmungskraft hin und sog die Düfte dieser vor Leben schier berstenden Enklave in sich sein. Tiefe Atemzüge wölbten seine Brust und sprengten fast den mattglänzenden Panzer, der aus einer der besten spanischen Schmieden stammte; den Panzer, der – mochte er auch noch so kunstfertig gearbeitet sein – niemals den perfekten Schutz zu bieten vermochte.
Aber die Schulterwunde war schon nicht mehr zu spüren, im Grunde war sie vergessen...
Ungeachtet der ihn umgebenden Gefahren schloss Landru die Augen. Er wollte den Momenteindruck in sich konservieren – und sich noch einmal klar ins Bewusstsein zu rufen, warum er die Strapazen des Dschungelmarsches auf sich genommen hatte.