BLUTVOLK, Band 31: LILITHS KINDER - Adrian Doyle - E-Book

BLUTVOLK, Band 31: LILITHS KINDER E-Book

Adrian Doyle

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Beschreibung

Von Landru alleingelassen, lebt Lilith in einer fremden Welt, von der sie glaubt, es wäre ihre Heimat. Sie weiß nicht, dass Todfeinde sie umgeben, jeden ihrer Schritte überwachen. Dass sie nicht die Herrscherin über dieses Land ist, sondern Gefangene in einer goldenen Todesfalle.

Das vergessene Volk der Maya jedoch, von den Vampiren seit Jahrhunderten grausam unterdrückt, schöpft Vertrauen zu Lilith – und neuen Mut, sich gegen die Tyrannei aufzulehnen.

Damit geraten Dinge in Bewegung, die eine ganze Welt verändern können. Oder ins Verderben stürzen...

BLUTVOLK – die Vampir-Horror-Serie von Adrian Doyle und Timothy Stahl: jetzt exklusiv als E-Books im Apex-Verlag.

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ADRIAN DOYLE

&

TIMOTHY STAHL

 

 

BLUTVOLK, Band 31:

Liliths Kinder

 

 

 

Roman

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Die Autoren 

 

Was bisher geschah... 

 

LILITHS KINDER 

 

Vorschau auf BLUTVOLK, Band 32: ICH, DIE CHRONIK 

von ADRIAN DOYLE und TIMOTHY STAHL 

 

Glossar 

 

Das Buch

 

Von Landru alleingelassen, lebt Lilith in einer fremden Welt, von der sie glaubt, es wäre ihre Heimat. Sie weiß nicht, dass Todfeinde sie umgeben, jeden ihrer Schritte überwachen. Dass sie nicht die Herrscherin über dieses Land ist, sondern Gefangene in einer goldenen Todesfalle.

Das vergessene Volk der Maya jedoch, von den Vampiren seit Jahrhunderten grausam unterdrückt, schöpft Vertrauen zu Lilith – und neuen Mut, sich gegen die Tyrannei aufzulehnen.

Damit geraten Dinge in Bewegung, die eine ganze Welt verändern können. Oder ins Verderben stürzen...

 

BLUTVOLK – die Vampir-Horror-Serie von Adrian Doyle und Timothy Stahl: jetzt exklusiv als E-Books im Apex-Verlag.

Die Autoren

 

 

Manfred Weinland, Jahrgang 1960.

Adrian Doyle ist das Pseudonym des deutschen Schriftstellers, Übersetzers und Lektors Manfred Weinland.

Weinland veröffentlichte seit 1977 rund 300 Titel in den Genres Horror, Science Fiction, Fantasy, Krimi und anderen. Seine diesbezügliche Laufbahn begann er bereits im Alter von 14 Jahren mit Veröffentlichungen in diversen Fanzines. Seine erste semi-professionelle Veröffentlichung war eine SF-Story in der von Perry-Rhodan-Autor William Voltz herausgegebenen Anthologie Das zweite Ich.

Über die Roman-Agentur Grasmück fing er Ende der 1970er Jahre an, bei verschiedenen Heftroman-Reihen und -Serien der Verlage Zauberkreis, Bastei und Pabel-Moewig mitzuwirken. Neben Romanen für Perry-Rhodan-Taschenbuch und Jerry Cotton schrieb er u. a. für Gespenster-Krimi, Damona King, Vampir-Horror-Roman, Dämonen-Land, Dino-Land, Mitternachts-Roman, Irrlicht, Professor Zamorra, Maddrax, Mission Mars und 2012.

Für den Bastei-Verlag hat er außerdem zwei umfangreiche Serien entwickelt, diese als Exposé-Autor betreut und über weite Strecken auch allein verfasst: Bad Earth und Vampira.

Weinland arbeitet außerdem als Übersetzer und Lektor, u. a. für diverse deutschsprachige Romane zu Star Wars sowie für Roman-Adaptionen von Computerspielen.

Aktuell schreibt er – neben Maddrax – auch an der bei Bastei-Lübbe erscheinenden Serie Professor Zamorra mit.

 

 

 

Timothy Stahl, Jahrgang 1964.

Timothy Stahl ist ein deutschsprachiger Schriftsteller und Übersetzer. Geboren in den USA, wuchs er in Deutschland auf, wo er hauptberuflich als Redakteur für Tageszeitungen sowie als Chefredakteur eines Wochenmagazins und einer Szene-Zeitschrift für junge Leser tätig war.

In den 1980ern erfolgten seine ersten Veröffentlichungen im semi-professionellen Bereich, thematisch alle im fantastischen Genre angesiedelt, das es ihm bis heute sehr angetan hat. 1990 erschien seine erste professionelle – sprich: bezahlte - Arbeit in der Reihe Gaslicht. Es folgten in den weiteren Jahren viele Romane für Heftserien und -reihen, darunter Jerry Cotton, Trucker-King, Mitternachts-Roman, Perry Rhodan, Maddrax, Horror-Factory, Jack Slade, Cotton Reloaded, Professor Zamorra, John Sinclair u. a.

Besonders gern blickt er zurück auf die Mitarbeit an der legendären Serie Vampira, die später im Hardcover-Format unter dem Titel Das Volk der Nacht fortgesetzt wurde, und seine eigene sechsbändige Mystery-Serie Wölfe, mit der er 2003 zu den Gewinnern im crossmedialen Autorenwettbewerb des Bastei-Verlags gehörte.

In die Vereinigten Staaten kehrte er 1999 zurück, seitdem ist das Schreiben von Spannungsromanen sein Hauptberuf; außerdem ist er in vielen Bereichen ein gefragter Übersetzer. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt er in Las Vegas, Nevada.

  Was bisher geschah...

 

 

Als durch eine Seuche die meisten Vampire sterben und sich das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse verschiebt, wird Gabriel geboren, eine Inkarnation Satans. Seine Aufgabe: ein Tor zur Hölle zu öffnen, das von der Bruderschaft der Illuminati in einem Kloster bei Rom bewacht wird. Letztlich scheitert das Vorhaben, nicht zuletzt durch Lilith Eden, Tochter eines Menschen und einer Vampirin. Gemeinsam mit ihrem ärgsten Feind Landru wird sie durch das Tor in die Hölle gerissen – eine Dimension, die einst durch den Fall des Engels Luzifer entstand.

Bei der Flucht aus den Gefilden der Hölle werden ihre Persönlichkeiten gelöscht; Lilith und Landru wissen nichts mehr über ihr früheres Leben; nicht einmal, dass sie Vampire sind!

Während Lilith in Australien nach Spuren ihrer Herkunft sucht, taucht Gabriel bei Landru auf, schließt einen Pakt mit ihm und gibt ihm die Erinnerung zurück. Von der Werwölfin Nona erfährt Landru, dass der Dunkle Dom, die Heimstatt der Hüter, wo einst die Dunkle Arche nach der Sintflut strandete, zerstört ist! Er muss in Erfahrung bringen, was dort geschah – schließlich war er selbst einer jener Hüter, die mit dem Lilienkelch das Geschlecht der Vampire über die Erde verbreitet haben. Zuvor aber kümmert er sich um Lilith, denn mit ihr hat er besondere Pläne...

Derweil erwacht im Dunklen Dom der letzte der Kelchhüter – Anum, der damals auch der erste Hüter war. Zugleich taucht in Indien der Lilienkelch wieder auf, und in Nepal endet die dunkle Geschichtsschreibung der Blutbibel. Sie wurde überwacht von sieben Kindern, die damals in der Dunklen Arche mitreisten; nun kehren die Sieben mit der Chronik zurück und geben Anum all ihre Kraft.

Landru offenbart Lilith, dass sein Gedächtnis zurückgekehrt ist. Er gibt vor, sich auch an ihre Identität zu erinnern: In Mittelamerika gäbe es eine Stadt, in der ihre gemeinsamen Kinder auf sie warteten. Diese Stadt – Mayab – ist mit Kelchmagie von der Umwelt abgeschirmt. In ihr leben Maya noch so wie vor einem halben Jahrtausend. Die Vampire dort sind Landru treu ergeben und befolgen seine Weisungen. Doch etwas in Lilith wehrt sich gegen die von ihr verlangten Grausamkeiten, und so zieht sie sich gleichermaßen den Zorn Landrus, den Unmut ihrer »Kinder«... und die Sympathien der Maya zu, für die sie zum Hoffnungsträger wird, die jahrhundertelange Tyrannei abschütteln zu können.

Zu lange schon hat Landru sich mit seiner Erzfeindin aufgehalten; nun bricht er zum Ararat auf, Lilith in Nonas Obhut zurücklassend. Doch Anum hat den Dom bereits verlassen. Aus der Blutbibel erfuhr er von Landrus Machtgelüsten und Versagen. Entsprechend ist sein Zorn auf ihn. Nun will er das Schicksal seines Volkes in die eigenen Hände nehmen.

Um die Blutbibel zu schützen, füllte Anum den Dom mit Säure und ließ einen Wächter zurück, ein Phantom der Tiefe. Landru tappt in die Falle und kann nur mit Hilfe des türkischen Militärs, das auf die Vorgänge am Ararat aufmerksam wurde, den Wächter bezwingen. Letztendlich erringt er die Blutbibel und macht sich mit der Chronik des Bösen auf den Weg zurück nach Mayab...

LILITHS KINDER

 

 

 

 

Die Außenwelt hatte Mayab vergessen. So wie jene, die in der Hermetischen Stadt zu leben verdammt waren, im Laufe ungezählter Generationen die Welt jenseits ihrer Grenzen vergessen hatten. Nicht einmal Legenden wussten heute mehr von der fernen Zeit zu erzählen, da der dunkle Zauber noch keine Barriere um Mayab gezogen hatte.

Niemand hatte die Stadt seither verlassen. Dem Volk mochte es ein Trost sein, dass die grausamen Tyrannen gleichfalls an diesen Ort gefesselt waren. Mayab war letztlich nichts anderes als ein Kerker – für Menschen und Vampire.

Eine Hoffnung indes verband beide Rassen – die Hoffnung darauf, dass die Gefangenschaft irgendwann ein Ende finden möge. Dass jemand kam, um Mayab zu erlösen. Niemand aber dachte daran, dass Erlösung nicht gleichbedeutend sein muss mit Freiheit.

 

Die Unruhe in dem Palast, in dem auch sie Quartier bezogen hatte, blieb Nona nicht verborgen. Obwohl sie bemüht war, sich nicht davon anstecken zu lassen, gelang ihr dies nicht völlig, und das eigene, sehr private Problem, das sie quälte, geriet dabei immer wieder ins Hintertreffen, weil ihre Gedanken allzu oft zu Lilith Eden und Landrus Kelchkindern schweiften – speziell zu dem einen, einem Mann, den sie ein wenig näher kennengelernt hatte ...

... und der nun tot war.

Zapata.

Der Vampir hatte ihr Mayab nähergebracht. Die Regeln, nach denen das freudlose Leben hier seit Jahrhunderten funktionierte. Er hatte ihr sogar den »Pfeiler« gezeigt, der das Gewölbe des magischen Gefängnisses stützte, in das der Lilienkelch die Maya-Vampire und die Bevölkerung der ganzen Stadt gesperrt hatte. Im Grunde existierte diese kleine autarke Welt, die auch Nona mit Landrus magischem »Schlüssel« im Blut betreten hatte, gar nicht – zumindest nicht für die andere Welt, die Vampir, Werwolf und Mensch normalerweise als seine Wirklichkeit bezeichnete!

Als Gegenleistung für Zapatas Freundlichkeit hatte Nona ihm von dem Leben »draußen« berichtet. Ein Leben, das ihm nicht ganz fremd war, aber sein Wissen darüber war völlig veraltet. Er hatte es von einer Dienerkreatur, einem Spanier, der im 16. Jahrhundert den Dschungel Yucatáns in Hernán Cortès' Auftrag nach einer sagenumwobenen Goldstadt der Mayas durchkämmt hatte. Gefunden hatte die von ihm angeführte Armee diese Stadt. Landru, der die Expedition inkognito begleitete, hatte sich auf die Seite der Mayas geschlagen und gegen den ausdrücklichen Willen der Macht, der er diente, acht Indio-Kinder einer Kelchtaufe unterzogen. Der Kelch hatte die Taufen vollzogen, danach aber in einer Weise reagiert, die keinen Zweifel ließ, dass die Macht, die ihn beseelte, ihre Autorität künftig nicht mehr infrage gestellt sehen wollte ...

Nonas Mienenspiel wurde undurchschaubar, als ihre Gedanken unvermittelt zu dem untoten Spanier schweiften, den sich Zapata in seinem Gemach in einer hohlen Ziersäule gehalten hatte – und noch hielt.

Was würde aus der Kreatur nach dem Tod ihres Herrn werden? Sie musste den Todesimpuls gespürt haben. Und seither dem Wahnsinn nahe – auch vor ungestilltem Durst – an ihren Fesseln zerren ...

Nona zweifelte daran, dass Zapatas Geschwister sich der Kreatur annehmen würden. Dass sie überhaupt auf den Gedanken kommen würden, die privaten Räume ihres toten Bruders zu inspizieren.

Seit Landru gegangen war, spürte Nona eine unheilvolle Tendenz, an der Lilith nicht ganz schuldlos war. Aber die Hauptschuld trug die Situation an sich.

Die Unzufriedenheit der Tyrannen, die es gewohnt gewesen waren, in ihres Vaters Abwesenheit allein und uneingeschränkt zu herrschen, hatte mit Landrus Rückkehr einen Katalysator erhalten, der den Kelchkindern ihre Gefangenschaft erst richtig bewusst gemacht hatte. Und auch die Strenge ihres Vaters, musste Nona einräumen, war mitunter über das Ziel hinausgeschossen ...

Seufzend trat sie vom Fenster zurück, von dem aus sie die unter nächtlicher Sonne liegende Stadt betrachtet hatte, und versuchte sich wieder ihrem Problem zuzuwenden.

Ihrer ureigenen Crux.

Auf einem kleinen, tischähnlichen Möbel lag eine dünne, bekritzelte Steintafel – der Kalender, den sie seit ihrer Ankunft in der Hermetischen Stadt führte.

Der Kalender, der behauptete, dass in der kommenden Nacht der Mond am vollsten mm Himmelszelt stehen würde. Trotzdem spürte Nona noch keinerlei typisches Anzeichen dafür. Keine Vorboten von Spannung und ... Gier. Von unstillbarer Sehnsucht, sich bis zur völligen Erschöpfung zu verausgaben – in einem Körper, der aus ihrer eigentlich zierlichen Gestalt hervorbrechen würde wie ein Albtraum ...!

Nein, da war nichts ... gar nichts ...

Habe ich nun auch noch das verloren?, fragte sich die Werwölfin, die zuvor schon den herben Verlust ihrer Unsterblichkeit hatte hinnehmen müssen (und nicht einmal das wirklich verarbeitet hatte).

Früher hatte sie den Fluch verflucht, der in ihrem Blut erwacht war, kaum dass sie vom Kind zur Frau gereift war.

Doch das war lange her, und inzwischen hatte sie sich der Sucht, zu jedem vollen Mond zu jagen, zu töten und zu fressen, mit Haut und Haar ergeben.

Der Trieb, den ihr Vater ihr vererbt hatte, bereitete ihr unvorstellbare seelische Qual – aber auch unvorstellbare Wonnen in dem Moment, wenn sie ihre Fänge in ein Opfer grub ...

All das wollte sie nicht verloren geben.

Aber vielleicht, tröstete sie sich, verspätete sich das Gefühl für die bevorstehende Nacht auch nur ein wenig, weil hier alles anders war, hier in Mayab. Das magische Gewölbe verdüsterte gewiss nicht nur die Sonne, so dass sie bei Tag wie eine schwarze Scheibe am Himmel wanderte, es mochte auch Einfluss auf den Mond ausüben – über das Sichtbare hinaus.

Nona erwartete mit Spannung den Einbruch der hiesigen Nacht, die mit völliger Schwärze verbunden war. Kein Stern besaß genügend Leuchtkraft, um den Schleier aus Magie zu durchdringen. Und selbst der Mond ...

Hör auf! Gedulde dich! Es wird geschehen! Du wirst deine Sucht befriedigen! Du wirst!

An jedem anderen Ort hätte sie ihrer Hoffnung geglaubt. Aber Mayab war und blieb ihr fremder als jede je besuchte Fremde.

 

 

Zwei Dinge sollen Kinder

von ihren Eltern bekommen:

Wurzeln und Flügel.

Johann Wolfgang von Goethe

 

Die Stille im einzigen Raum der Adobehütte war so tief, dass das feuchte Geräusch, mit dem Lilith Edens Lippen sich vom Hals des Mannes lösten, geradezu widernatürlich laut klang. Das Schaudern, welches ihr willfähriges Opfer durchlief, glaubte sie für den Moment selbst zu spüren, und das leise Stöhnen Selvas, die das Blutmahl mitangesehen hatte, ließ Lilith den warmen Geschmack des Elixiers vergessen und führte ihr unbarmherzig vor Augen, was sie da eben getan und wie sie sich verhalten hatte – um kaum einen Deut anders als die Tyrannen der Hermetischen Stadt, die das Volk Mayabs bislang gnadenlos geknechtet und sich an seinem Blut berauscht hatten.

Vampire waren sie. Und Liliths Kinder.

Eine Redensart kam ihr in den Sinn: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm ...

 

Nun, in diesem besonderen Fall schien es Lilith eher so, als wären die Äpfel von einem gänzlich anderen Baum gefallen. Denn abgesehen davon, dass sie sich vom Blut der Menschen nährte, hatte Lilith kaum weitere Gemeinsamkeiten zwischen sich und den Vampiren Mayabs gefunden. Das erschwerte ihr daran zu glauben, dass die Herrscher dieser Stadt wahrhaftig ihre leiblichen Kinder waren.

Landrus Worten zufolge jedoch verhielt es sich genau so – er war der Vater dieser Brut und sie deren Mutter. Und außer der Unsicherheit, die tief in Liliths Innerstem nagte, gab nichts Anlass, an Landrus Worten zu zweifeln. 

Ohnedies blieb ihr kaum etwas anderes übrig, als auf Landru zu vertrauen. Denn im Gegensatz zu Lilith hatte er seine Erinnerung wiedergewonnen. Bei ihrem Erwachen aus todesähnlichem Schlaf vor Wochen in einem italienischen Bergkloster war alles Wissen um die Vergangenheit von Lilith und Landru abgefallen.1 Unabhängig voneinander hatten sie danach Spuren verfolgt, die ihnen den Weg in ihr einstiges Leben weisen sollten. 

Lilith hatte dabei kaum etwas anderes gefunden als neue Fragen und Rätsel, die sie nicht zu lösen vermochte und die sie nur in noch tiefere Verwirrung gestürzt hatten.

Landrus Suche nach sich selbst war jedoch von Erfolg gekrönt gewesen. Und er hatte nicht nur herausgefunden, wer und was er wirklich war, sondern auch Liliths wahres Wesen in Erfahrung gebracht. Demzufolge waren sie beide Vampire. Und um Liliths eigener Erinnerung auf die Sprünge zu helfen, hatte Landru sie schließlich nach Hause geführt.

In den Dschungel Yucatáns.

Nach Mayab. In jene Stadt, die wie keine andere dieser Welt war.

Vergessen. Verloren. Versiegelt.

Wer die Hermetische Stadt nicht finden sollte, der fand sie auch nicht. Und niemand, der darin gefangen war, würde sie je verlassen. Dunkle Kelchmagie wob Mayab ein wie in einen Kokon, der die Stadt vor der Welt draußen verbarg und den nichts zu durchdringen vermochte.

Einzig Landru besaß die Macht, den Schlüssel, etwas wie ein Tor darin zu öffnen. Und nur ihm war die Passage möglich; ihm und jenen, die er mit sich nahm – oder denen er gleichfalls jenen ominösen Schlüssel gab.

Lilith wusste nicht, wie sich dies im einzelnen verhielt. Und der einzige, der ihr diese und ungezählte andere Fragen hätte beantworten können, war verschwunden.

Landru hatte Mayab mit unbekanntem Ziel verlassen. Vor Tagen schon. Ohne ein Wort der Erklärung hatte er Lilith allein zurückgelassen.

Das hieß – fast allein.

Liliths Gedanken schweiften noch weiter ab, hin zu jener geheimnisvollen Fremden, von der sie noch immer kaum mehr als den Namen kannte.

Nona ...

Für Lilith war Nona nur ein weiteres Mysterium. In welchem Verhältnis sie zu Landru und zu ihr selbst stand, wie sie nach Mayab gelangt war und weshalb er sie an Liliths Seite gestellt hatte – hinter all dem stand ein Fragezeichen, und es war niemand da, der es beantwortet hätte. Nona selbst hatte den Kontakt zu Lilith stets gemieden, und wenn sie einmal Gelegenheit gefunden hatte, Nona zu befragen, hatte diese stets ausweichende oder mehrdeutige Antworten parat gehabt und Lilith letzten Endes auf später vertröstet.

Allerdings gestand Lilith sich ein, dass sie selbst nicht allzu konsequent die Begegnung mit Nona gesucht hatte. Andere Dinge hatten ihre Zeit zur Genüge beansprucht – im wahrsten Sinne weltbewegende Dinge.

Nachdem Landru, Vater und quasi Gottkönig der Herrscher Mayabs, verschwunden war, hatte Lilith dessen Zepter übernommen. Binnen weniger Tage hatte sie mit jahrhundertealten Traditionen gebrochen und neue Regeln für alles Leben in Mayab aufgestellt, über deren Einhaltung sie nun wachte.

Die Menschen in der Hermetischen Stadt sollten nicht länger leiden unter der tyrannischen Herrschaft. Liliths Ziel war ein friedliches Miteinander aller, deren Heimat Mayab war; ein freiwilliges, beiderseitiges Geben und Nehmen.

Sie selbst ging mit gutem Beispiel voran. Was ihr freilich leichter gemacht wurde als ihren vampirischen Kindern. Schließlich hatte Lilith nie jemandem Grund gegeben, sie zu fürchten – zumindest nicht während ihres jetzigen Aufenthalts in Mayab. Es mochte sein, dass dies früher einmal anders gewesen war. Doch daran konnte Lilith sich nicht mehr erinnern.

So hatte Bonampak also ihren Wunsch erfüllt, aus seiner Ader trinken zu wollen. Liliths suggestiver Blick und entsprechende Worte hatten die letzten Vorbehalte des Mannes vertrieben, und nun, nachdem sie sich ein wenig seines Blutes einverleibt hatte, beobachtete sie, wie sich die beiden Wundmale an Bonampaks Hals schlossen, als würden sie versiegelt.

Kein Blut trat daraus hervor und verrann unnütz, und so nahm Lilith an, dass der Biss eines Vampirs menschlichem Blut etwas beimengte, das es rascher gerinnen ließ. Auch dies mochte sie irgendwann einmal mit Sicherheit gewußt haben; aber es war in ihrem Gedächtnis erloschen wie alles andere, das sich in einem jahrhundertelangen Leben darin gesammelt haben musste ...

Lilith verspürte einen vagen Druck im Oberkiefer, als ihre spitzen Eckzähne sich zurückbildeten. Alles Vampirische schwand aus ihren Zügen, jedes noch so geringe Anzeichen von Gier und Befriedigung. Beides mochte zwar unweigerlich mit dem Blutkuss einhergehen, doch wirklich empfunden hatte Lilith weder das eine noch das andere: Im Gegensatz zu ihren Kindern trank Lilith Blut auf fast mechanische Weise. Sie gewann nichts Tiefergehendes daraus, kein wie auch immer geartetes Hochgefühl.

»Warum tust du dies alles?«

Bonampaks leise Frage drang wie von weither zu Lilith, und ihr kam es vor, als müsse sie eine andere Welt verlassen, um in die Realität zurückzukehren, ehe sie ihre Aufmerksamkeit dem Maya widmen konnte.

»Was meinst du?«, fragte sie lahm. Ihre Gedanken vermochten sich nicht recht aus dem Gespinst ihrer Überlegungen zu lösen.

Bonampak vollführte eine halbherzige Handbewegung, die alles um sie her einschließen sollte.

»Du bist dabei, Mayab zu verändern«, sagte er dann. »Was ist der Grund dafür?«

Lilith schwieg sekundenlang. Dann lächelte sie, vage nur, und es war ein Lächeln, das weder von Freude geprägt war, noch etwas Beruhigendes vermittelte. Es war einzig Zeichen ihrer tiefwurzelnden Verunsicherung.

»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie endlich und ehrlich. »Es – scheint mir einfach der richtige Weg in die Zukunft eurer Welt.«

Was sie indes in Gedanken ihren Worte anhängte, verschwieg Lilith wohlweislich: ...und vielleicht ist es besser, dass ich meine ganz eigenen Beweggründe nicht kenne. Landru würden sie ganz sicher nicht gefallen ...! 

Liliths ohnedies nur schwaches Lächeln erstarb vollends. Der bloße Gedanke an Landru genügte, verdrängtes Unwohlsein von neuem heraufzubeschwören.

Lilith fürchtete Landru nicht wirklich. Dazu bestand keine Veranlassung. Im Gegenteil, vor den Augen ihrer Kinder hatte sie bewiesen, dass sie Landru zumindest ebenbürtig war – so schien es zumindest.

Mit dieser Überlegung gelangte Lilith wieder einmal zu jenem Punkt, an dem ihr deutlich wurde, wie wenig sie letztlich doch über Landru wusste. Es mochte durchaus sein, dass er ihr noch tausend Wahrheiten verschwieg – oder schlicht noch nicht dazu gekommen war, sie ihr zu unterbreiten.

Nichtsdestotrotz war Landru für Lilith ein weiteres Mysterium – wie so vieles, das ihr irgendwann einmal selbstverständlich und vertraut gewesen sein musste ...

Jetzt aber war Landru fort. Und sie, Lilith, gab den Ton an in Mayab. In Landrus Ohr jedoch, und das wusste sie, würde dieser neue Ton zu ärgstem Missklang geraten. Und eben das beunruhigte Lilith. Denn im Grunde wollte sie Landru nicht hintergehen; schließlich war er ihr Gefährte und mehr noch ihr einziger wirklicher Anker in einer fremden Welt ...

Wieder zerrte Bonampaks Stimme Lilith aus dem Netz ihrer Überlegungen, die doch stets fruchtlos blieben und nur neue Fragen aufwarfen.

»Glaubst du, dass –«, begann er und suchte sichtlich nach geeigneten Worten, »– dass die Grenzen um Mayab irgendwann fallen werden?«

Etwas wie trübes Licht, das Lilith unschwer als Hoffnung erkannte, stahl sich in den Blick seiner dunklen Augen. Die Erkenntnis schmerzte sie. Weil sie fürchtete, die Hoffnung Bonampaks enttäuschen zu müssen.

Sie wusste nicht viel über die Beschaffenheit des Walls, der Mayab von der Welt draußen abschottete. Aber sie ahnte doch, dass die Macht dahinter von solcher Größe sein musste, dass jeder Versuch, dagegen anzugehen, von vornherein zum Scheitern verurteilt sein musste.

Andererseits ...

Bonampaks nächste Frage kam Liliths eigener Überlegung zuvor. Er stellte sie so zögerlich, als fürchte er die Antwort – oder als hielte er sie für frevlerisch.

»Bist du ...«, setzte er an, schluckte hart und fuhr dann zaudernd fort: »Ich meine, kannst du ... Mayab verlassen, wie es dir beliebt? Hast du selbst die Macht, die Grenze zu überwinden?«

In den Augen des Maya paarten sich Hoffnung und Furcht, als spiegle sich darin der Widerschein eines Feuers.

Die Antwort auf seine Frage musste Lilith ihm schuldig bleiben. Nicht einmal für sich selbst vermochte sie die Frage zu beantworten. Weil sie selbst nie versucht hatte, Mayab zu verlassen.

Dennoch war Lilith an dieser Antwort interessiert. Nun, da ein anderer die Frage gestellt hatte, mehr denn zuvor. Und sie würde sie finden.

Noch heute.

Jetzt.