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Böse Stiefmütter, gerissene Räuber, ein trickreiches Wettbacken und hartnäckige Weihnachtsgeister. Die alten Sagen und Legenden der vier Jahreszeiteninseln stecken voller Abenteuer. Bist du bereit für eine Reise über alle Inseln, vom zarten Frühling bis zum frostigen Winter?
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Seitenzahl: 155
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Wilma Müller, geboren 2003, hat gerade ihr Abitur bestanden. Mit 13 Jahren begann sie ihre Ideen zu Papier zu bringen. 2019 wurde ihr erster Fantasy-Roman „Aufgelöst – Hinterm Nebel liegt die Wahrheit“ veröffentlicht. „Bougoslavien – Sagen und Legenden“ gehört zur Bougoslavien Kinderbuch-Reihe.
Für Maxi –
Den flauschigen Staubwedel
Bougoslavien ist eine Welt voller Abenteuer und Geschichten. Besonders von den Jahreszeiteninseln gibt es viele Märchen, die schon seit Ewigkeiten überliefert wurden. Einige habe ich in diesem Buch zusammengestellt. Bist du bereit für eine Reise durch die alten Sagen und Legenden unserer Welt? ~Franz Katzka
Frühling - Das Schlangenkätzchen
1. Die Blume der Sonne
2. Der Wächter des Gartens
3. Verstecken
4. Die Nachtwanderung
5. Die Stiefmutter
6. Der letzte Versuch
Sommer - Katzi Baba und die 40 Räuber
1. Mitternachtssnack
2. Die Räuberhöhle
3. Schatzräuber
4. Auf der Suche
5. Gegenmaßnahmen
6. Verräterischer Pups
7. Überraschungstorte
Herbst - Das Wettbacken der Zwergenkatzen
1. Ein Streich mit Folgen
2. Die Wette
3. Blitz und Donner
4. Für meinen Bruder
5. Die Verkostung
6. Der beste Bäcker
Winter - Die drei Geister der Weihnacht
1. Der fieseste Kater von allen
2. Besuch aus dem Jenseits
3. In der Vergangenheit
4. Der Geist der Gegenwart
5. Die Zukunft ruft
6. Es lebe Weihnachten!
In einer kleinen Hütte, nah dem Frühlingswald, lebte eine liebe und gütige Katze gemeinsam mit ihrer Stiefschwester und Stiefmutter.
Früher hatten sie in Chinatown gewohnt und sie vermisste ihr Zuhause. Sie vermisste auch ihren Papa und die Zeit, in der das Leben noch schön gewesen war.
Sushi hatte hübsches, seidiges Fell und klare blaue Augen wie taufrische Kornblumen. Und ihre Schönheit war für sie ein Fluch, denn ihre Stiefschwester und ihre Stiefmutter waren deswegen eifersüchtig und ließen sie ständig hart schuften.
Mit jedem Tag, den sie größer und schöner wurde, wuchs auch der Neid der beiden. Es war schrecklich.
„Geh Holz holen! Du faules Ding!“, schimpfte die Stiefmutter, wie sie es so oft tat. Mit hängendem Kopf nahm Sushi den Korb, den sie selbst geflochten hatte und zog los in den Wald.
Die Sonne lugte schelmisch immer wieder hinter den zartgrünen Blättern der Bäume hervor, als wollte sie mit Sushi verstecken spielen. Diese Vorstellung zauberte ihr sofort wieder ein Lächeln ins Gesicht. Und dabei noch die fröhlich singenden Vögel und all die bunten, duftenden Blüten überall! Das vertrieb selbst die düstersten Gedanken.
Besonders bei Sushi, denn in ihrem Herzen wohnte immer die Freude. Geschäftig brummten die Bienen durch die Luft, Käfer mit glänzenden Panzern zogen über den federnden Waldboden und farbenfrohe Schmetterlinge veranstalteten eine regelrechte Parade. Tanzend schloss Sushi sich ihnen an.
Es war so schön für einen Moment einfach die Welt zu vergessen! Glücklich lachte sie und breitete ihre Pfoten aus, als wollte sie die ganze Welt umarmen.
Und während sie mit all den Insekten so fröhlich summte und hüpfte und tanzte, kam Sushi zu einer wunderschönen Lichtung.
Staunend blieb sie stehen.
Hier wuchsen tausende, unglaubliche Blumen, wie sie sie noch nie zuvor gesehen hatte! Betörend süß schwebte ihr Duft über diesem atemberaubenden Bild.
Sushi konnte sich gar nicht satt sehen an all den außergewöhnlichen Farben und Formen.
Verzückt ging sie von Blume zu Blume und bestaunte jede einzelne.
Doch am beeindruckendsten war eine riesige Blume auf einem Felsen genau in der Mitte der Lichtung.
Sie wirkte als wäre sie aus Gold und Glas.
Ihre Blätter waren so kunstvoll und komplett durchsichtig. Man konnte sehen, wie das Wasser in ganz feinen Adern durch sie floss.
Einfach magisch!
Und erst die Blüten! So zarte Blütenblätter konnte es doch gar nicht geben! Hell fiel das Sonnenlicht auf die zauberhaft rotgoldenen Blüten und brachte sie richtig zum Leuchten.
Verzaubert machte Sushi noch einen Schritt auf sie zu und streckte ihre Vorderpfote aus, um sie zu berühren.
Auf einmal gab es ein kleines Knacken.
Erschrocken schaute sie nach unten. Mit ihrer Pfote war sie auf einen der gläsernen Stängel getreten und eine kleine, goldige Knospe war abgebrochen.
Behutsam hob sie das Pflänzchen auf.
Es war viel zu schade, um einfach hier liegengelassen zu werden. Zufrieden lächelnd steckte Sushi sich die Knospe hinters Ohr und fühlte sich mit diesem Schmuck wie eine
Prinzessin. Die Prinzessin des Waldes! Und die ganzen Insekten waren ihr Gefolge. Sie tanzten mit ihr, ganz wild und frei. Ein bunt schillernder Schmetterling setzte sich sogar auf die Knospe hinter ihrem Ohr.
Fröhlich stimmten die Vögel in den Ästen ein Lied an. Ihre Tanzmusik! Ausgelassen sang Sushi mit. Dieser Moment war einfach so wunderschön unbeschwert.
Doch die Sonne sank immer tiefer und erinnerte sie wieder daran, dass sie noch Arbeit zu erledigen hatte.
Wehmütig wandte Sushi der zauberhaften Lichtung den Rücken zu und machte sich daran Holz zu sammeln, wie es ihr die beiden aufgetragen hatte.
Aber im Herzen trug sie immer noch den Spaß und all die Farben, die an diesem unglaublichen Ort wohnten.
Spät abends kam sie wieder zur Hütte zurück, den Korb voller Äste. Hinter ihr färbte die untergehende Sonne den Himmel in einem strahlenden Gold, das atemberaubend schön zu der zarten Knospe hinter Sushis Ohr passte.
In diesem Augenblick sah sie so unglaublich schön aus, dass die beiden vor Eifersucht fast platzten.
„Warum hast du so lange gebraucht?!“, fuhr die Stiefmutter sie an.
„Gib mir diese Blume!“, fauchte die Stiefschwester richtig rasend.
Verschreckt machte sich Sushi ganz klein und der Korb fiel ihr um, sodass die Äste auf den Boden rutschten.
„Heb das wieder auf! Es ist unmöglich mit dir!
Ständig machst du nur Chaos!“, schimpfte die Stiefmutter sie wieder aus.
Hastig raffte Sushi alle Zweige zusammen und all der Spaß und die Unbeschwertheit aus dem Wald waren verflogen, wie die Schirmchen einer Pusteblume, mit dem stummen Wunsch, dass es irgendwann besser werden würde.
„Wo hast du die her?“, verlangte die Stiefmutter harsch zu wissen.
„A-auf einer Lichtung im Wald“, stammelte sie mit hängendem Schwanz, den Blick auf die Pfoten gesenkt. Sushi wollte nicht ihr verachtendes Gesicht sehen, das machte es nur noch schlimmer.
„Und warum hast du mir keine mitgebracht?
Das hast du mit Absicht getan!“, beschuldigte die Stiefschwester sie hasserfüllt.
„N-n-nein!“, brachte Sushi ganz kleinlaut hervor. „Was hast du gesagt?“, die Stiefschwester klang richtig lauernd und bedrohlich. „Nichts“, murmelte sie kaum hörbar.
„Morgen bringst du deiner Schwester eine noch schönere Blume mit! Nein! Die schönste und größte! Sonst musst du gar nicht erst zurückkommen! Hörst du?!“, herrschte die Stiefmutter sie an und mit Tränen in den Augen versprach Sushi, es zu tun. Wo sollte sie sonst hin?
Danach musste sie noch das Abendessen kochen. Tieftraurig rührte sie eine Gemüsesuppe aus den zähen, bitteren Gewächsen in ihrem Garten. Bestimmt würde das Gemüse dort besser wachsen, wenn Sushi sich nicht ganz alleine darum kümmern müsste. Bei ihren ganzen anderen Aufgaben konnte sie die Pflanzen gar nicht richtig pflegen.
Und als das Essen dann fertig war, meckerten die beiden die ganze Zeit, wie eklig es doch wäre, dabei grenzte es schon an Zauberei, dass Sushi daraus etwas Genießbares zubereitet bekommen hatte.
Doch das würden die beiden nie zugeben.
In der Nacht lag sie lange wach und dachte wehmütig an die Blumenlichtung zurück. So gerne wäre sie wieder dorthin zurückgekehrt und nie wieder weggegangen. Aber das ging nicht.
Sie konnte nicht alleine im Wald leben.
Während sie sich in ihrer kleinen Kammer auf ihrem harten Körbchen zusammenrollte, passierte auf der zauberhaften Lichtung im Wald etwas Unerwartetes. Denn dieser Ort gehörte zum wilden Garten eines verborgenen Geschöpfes, das tief im Wald wohnte.
Es liebte die Ruhe der Nacht, alles war so friedlich. Lautlos glitt eine Eule über die Lichtung, sie war nicht mehr als ein kurzer Schatten vor den glänzenden Sternen.
Tief atmete das geheimnisvolle Wesen die frische Nachtluft ein, in der immer noch die Düfte der Blumen nachklangen.
Liebevoll schaute es sich all die Blümchen an, die schlafend ihre Knospen geschlossen hatten, nur eine blühte immer noch in voller Kraft: Die Blume auf dem Felsen. Jetzt bei Nacht leuchteten ihre Blütenblätter nicht mehr strahlend golden sondern schimmernd weiß wie der Mond.
Von allen Blumen liebte es diese am meisten.
Sie war irgendwie so stolz und einfach nur bezaubernd.
Doch dann sah er am Boden den abgebrochenen Halm und heiße Wut kochte in ihm hoch.
Jemand war hier gewesen und hatte sich etwas von seiner Blume abgebrochen!
Bestimmt würde der Dieb wiederkommen, um noch mehr von ihrer Schönheit zu rauben!
Aber er würde das nicht zulassen! Genau! Er würde sich verstecken und wenn der Schurke wiederkam, konnte der sich auf etwas gefasst machen!
Und sie kam wieder.
Genau wie gestern folgte sie den ganzen schwirrenden Insekten, die die meisten anderen Katzen einfach verjagt hätten. Auch dieses Mal führten sie das arme Kätzchen zu der blumigen Lichtung, doch Sushi war nicht zum Tanzen zu Mute.
Die Sonne hatte sich in graue Wolken gehüllt, als könnte sie nicht mit ansehen, wie die wunderschöne Lichtblume ihrer größten Blüte beraubt wurde. Betrübt tappte Sushi an all den zarten Blumen vorbei, die sie regelrecht anflehten, sich über ihre lebendige Schönheit zu freuen und sie nicht kalt wegzunehmen.
Schließlich stand sie vor der strahlenden Blume aus Gold und Glas. „Es tut mir leid“, flüsterte sie schuldbewusst und streckte ihre Pfoten aus. In dem Moment sprang der Wächter des Gartens aus seinem Versteck hinterm Felsen hervor.
Erschrocken fuhr Sushi zusammen und ihr Schwanz sträubte sich reflexartig. Vor ihr stand ein Kätzchen, so einzigartig wie die Blume, die es beschützte.
Statt Fell hatte es bläulichgrün schimmernde Schuppen und sein Schwanz war viel länger als bei normalen Katzen. „Hast du diesen Stiel abgebrochen?“, wollte das fremde Kätzchen anklagend wissen und als es sprach, konnte Sushi seine gespaltene Zunge sehen. Ein Schlangenkätzchen… „Warst du das?“, ließ der besondere Waldbewohner nicht locker, als sie nicht antwortete. „Ja“, gestand Sushi mit hängendem Schwanz: „Aber es war keine Absicht! Ich bin aus Versehen draufgetreten und hab die Knospe dann mitgenommen, weil sie zu schön war, um einfach nur auf dem Boden zu verwelken. Wirklich!“ „Und was hattest du gerade vor?“, fühlte er ihr unnachgiebig weiter auf den Zahn.
Verzweifelt schaute Sushi für einen Wimpernschlag in seine braunen Augen, dann senkte sie den Blick und gestand ihm einfach alles. Und zwar wirklich alles.
Wie sie von Chinatown mit dem Schiff gekommen waren, wie ihr Papa krank geworden war und wie ihre Stiefmutter und ihre Stiefschwester sie seitdem plagten. Zum ersten Mal erzählte sie jemandem von alldem und heiße Tränen tropften ihr dabei ins Fell.
Voller Mitleid hörte das Schlangenkätzchen ihr zu und als Sushi geendet hatte, war da kein Gedanke mehr an Bestrafung.
Ohne nachzudenken schlang das Schlangenkätzchen seine geschuppten Pfoten tröstend um die weinende Katze.
Überrascht zuckte Sushi zusammen. Sie hatte mit einem Angriff gerechnet, aber nicht mit einer lieben Umarmung.
„Es tut mir leid, dass du das alles durchmachen musstest“, sagte das Schlangenkätzchen ehrlich mitfühlend.
„Danke“, murmelte Sushi immer noch ganz verwirrt von seinem Verhalten.
Es war lange her, dass jemand nett zu ihr gewesen war… „Ich bin übrigens Sushi und wie heißt du?“, stellte sie sich ein wenig verspätet noch vor.
„Mein Name?“, wiederholte das Schlangenkätzchen überrumpelt.
Noch nie hatte ihn jemand nach seinem Namen gefragt. „Ja?“, bestätigte die chinesische Katze eine Spur unsicher.
„Ähm… ich hab keinen“, gestand der Wächter des Gartens mit hängendem Schwanz.
„Das tut mir leid!“, rief Sushi voller Mitleid, doch dann kam ihr die perfekte Idee: „Wenn du noch keinen Namen hast, können wir dir doch einfach einen ausdenken!“ „Du willst mir einen Namen geben?“, ungläubig blinzelte das Schlangenkätzchen.
„Ja! Wie wäre es mit… ähm… ähm… Taki?“, schlug Sushi aufgeregt vor.
„Taki…“, sprach er ganz andächtig aus. „Ja, so wie Taki und Sushi. Taki Sushi. Aber wenn er dir nicht gefällt, können wir uns auch etwas anderes überlegen“, meinte die freundliche Katze.
„Ich liebe diesen Namen! Er ist perfekt! Vielen Dank! Danke! Danke! Danke!“, begeistert drückte Taki sie ganz fest und sie drehten sich ein paar Mal ausgelassen im Kreis.
Er hatte jetzt einen Namen! Er war nicht mehr das Schlangenkätzchen! Nein! Er war Taki!
TAKI!
Doch irgendwann fiel ihm wieder ein, warum Sushi gekommen war.
Mit einem warmen Lächeln ließ es sie schließlich wieder los: „Wenn du ohne die Blüte nicht zurückkommen darfst, bleib doch einfach hier. Wir könnten zusammenleben.
Tief im Wald habe ich die Ruine eines Schlosses gefunden. Es wäre schön, den ganzen Platz mit jemandem teilen zu können.“
Für einen Moment zögerte Sushi. Bei ihrer Stiefmutter und ihrer Stiefschwester war nie wirklich ihr Zuhause gewesen, aber der Gedanke einfach so wegzugehen, fühlte sich trotzdem komisch an.
„Du musst nicht, wenn du nicht willst“, meinte das Schlangenkätzchen verständnisvoll.
„Aber ich will!“, rief Sushi mit einer Entschlossenheit, die sie selbst überraschte.
Doch es stimmte, sie wollte nicht mehr zurück, sie wollte ihr eigenes Leben, sie wollte wieder glücklich sein.
„Komm mit“, auffordernd streckte das Schlangenkätzchen ihr seine schuppige Pfote hin. „Aber ich kann doch nicht einfach ohne jedes Wort verschwinden…“, hielt Sushi einen Augenblick inne.
„Beim Schloss leben einige Tauben. Du könntest über sie eine Botschaft schicken“, bot das Schlangenkätzchen ihr immer noch so unglaublich freundlich an.
„Oh perfekt! Danke!“, unbeschreiblich erleichtert drückte Sushi ihn einmal ganz fest und folgte ihm dann in den Wald. Immer weiter und weiter an moosbewachsenen alten Bäumen und verborgenen plätschernden Bächen vorbei.
Schließlich erreichten sie das weltvergessene Schloss, in dem das Schlangenkätzchen wohnte und Sushi klappte vor Staunen der Mund auf. Sie hatte mit einer halbzerfallenen Ruine gerechnet, bei der man sich in irgendwelchen Winkeln zusammenkuscheln musste und sich in kalten Nächten ein kleines Lagerfeuer machte, während der Wind ein schauriges Konzert gab. Halt ein einsamer und unheimlicher Ort, bei dem man viel Fantasie brauchte, um etwas Schönes daraus zu machen.
Aber es war ganz anders. Man konnte es eigentlich gar nicht Ruine nennen!
Die Mauern waren aus kunstvollem Marmor und durch die wuchernden Pflanzen wirkten sie noch viel schöner, irgendwie natürlich und freundlich.
Und das mächtige Tor war aus purem Gold!
Atemberaubend!
„Und hier wohnst du?“, fragte Sushi ganz ungläubig nach.
„Ja“, bestätigte das Schlangenkätzchen mit einem zufriedenen Lächeln und drückte das goldene Tor auf.
Auch im Inneren hatten sich die Pflanzen ihren Platz zurückerobert. Frech rankten sie sich um die Säulen und an jeder Ecke blühten farbenfrohe Blüten, die der edlen Eleganz des Schlosses etwas Lebendiges einhauchten.
„Unglaublich“, mit leuchtenden Augen betrat sie ihr neues Zuhause.
Glücklich führte das Schlangenkätzchen sie durchs ganze Schloss.
Es war so schön, nicht mehr alleine zu sein!
Gemeinsam würde es hier viel lustiger sein!
Jetzt hatte er jemandem zum Reden und Lachen und einfach glücklich sein!
Oben in einem der leeren Zimmer spähte Sushi durch eins der glänzenden Kristallfenster, das vielleicht mal wieder geputzt werden sollte und entdeckte unten im Schlosshof den prächtigen Garten. Da musste sie unbedingt hin! „Komm!
Wir gehen in den Garten!“, rief Sushi begeistert und zog das Schlangenkätzchen hinter sich aus dem Raum. Auf halbem Weg übernahm er dann wieder die Führung, sie wusste ja gar nicht, wo genau es in den Schlossgarten raus ging.
Und dann standen sie dort, umringt von dutzenden kräftigen Pflanzen. Dieser Garten strotzte nur so vor Gesundheit und Leben.
Man sah auf einen Blick, dass sich jemand wirklich um diesen Garten kümmerte.
Mit leuchtenden Augen zog Sushi eine dicke Möhre aus dem Boden.
„Wollen wir was gemeinsam kochen?“, fragte sie mit einer solchen Begeisterung, dass das Schlangenkätzchen gar nichts anderes tun konnte, als zustimmend nicken. Gemeinsam sammelten sie eine gute Portion Gemüse und Kräuter und gingen dann in der Küche frisch ans Werk.
So viel Spaß hatte Sushi eine Ewigkeit nicht mehr beim Kochen gehabt!
Es war mega chaotisch und planlos, aber sie waren ständig am Lachen und dieses unbeschwerte Durcheinander war einfach wunderschön.
Wie durch ein Wunder hatten sie es am Ende sogar geschafft keine Zutat zu vergessen, auch wenn sie einige erst auf den letzten Drücker noch hinzugegeben hatten.
Zufrieden setzten sie sich an einen langen Tisch, in dessen Mitte einfach ein kleiner Baum durch die Tischplatte gewachsen war.
Um der königlichen Atmosphäre gerecht zu werden, hätten sie sich eigentlich an die jeweils gegenüberliegenden Tischenden setzen müssen, aber dann wäre so viel Abstand zwischen ihnen und das wäre irgendwie doch blöd.
Also nahmen sie direkt nebeneinander Platz und genossen ihre Nudelsuppe und die Frühlingsrollen. Sushi verwendete dafür ganz elegant zwei kleine Stöckchen wie Essstäbchen.
„Wie machst du das?“, wollte das Schlangenkätzchen fasziniert wissen.
Probeweise versuchte es selbst mit zwei Stäbchen zu essen und schaffte es dabei diese so komisch miteinander zu verkeilen, dass eins der Stäbchen bei dem kleinsten Bewegungsversuch einmal quer durch den Raum flog und es war ein sehr großer Raum.
Von dieser Katapulttechnik musste Sushi glucksend lachen und Taki stieg ausgelassen mit ein.
Nachdem ihr kleiner Lachanfall vorbei war, versuchte Sushi es ihm zu erklären:
„Guck mal. Das Stäbchen musst du so halten, das ist fest und das andere legst du dann so hin und kannst es bewegen.“
Konzentriert nickte er und machte sich gleich daran ihre Anleitung umzusetzen, doch bei dem Versuch verknotete er sich nur die Pfoten.
Grinsend griff Sushi nach seiner Pfote:
„Warte, ich helfe dir. Lass deine Pfote einfach ganz locker.“ Und nachdem sie ihm die Stäbchen passend hingelegt hatte, klappte es tatsächlich! Er konnte sie wie eine kleine Zange bewegen!
Begeistert fing er an damit zu klappern und dann schnappte er ganz frech nach ihrem Ohr. „Hey!“, protestierte sie lachend und griff sich sofort selbst zwei Stäbchen, um sich mit ihm einen erbitterten Essstäbchen-Kampf zu liefern.
Wild ging es hin und her. Flink schnellten die Stäbchen hervor und genauso rasch ging der andere in Deckung.
Sie waren ebenbürtige Gegner. Durch einen Glückstreffer gelang es Sushi schließlich, ihn zu entwaffnen. Triumphierend hielt sie zwischen ihren Essstäbchen eins seiner Essstäbchen in die Luft, als wäre es ein kostbarer Siegerpokal.
Danach musste sie ihm wieder helfen, die Dinger richtig in die Pfote zu nehmen, alleine bekam er das noch nicht richtig hin. Und sie aßen glücklich zu Ende, wobei Sushi sich als Belohnung eine seiner Frühlingsrollen genehmigte.
Satt und zufrieden kehrten sie in den Garten zurück und machten es sich dort gemütlich.
Warm schien ihnen die Sonne auf den Pelz und es war einfach ein wunderschönes Gefühl mal richtig gepflegt zu faulenzen.
Träge lächelte Sushi zum friedlichen Himmel hoch. So war das Leben schön. Einfach nur in Ruhe den Moment genießen.
Nach ihrer kleinen Mittagsruhe machten die beiden einen kleinen Spaziergang.