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Seitenzahl: 143
Veröffentlichungsjahr: 2017
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 338
Textanalyse und Interpretation zu
Aldous Huxley
BRAVE NEW WORLD
Sabine Hasenbach
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Huxley, Aldous: Brave New World. Hrsg. von Dieter Hamblock. Stuttgart: Reclam, 2008.
Über die Autorin dieser Erläuterung: Sabine Hasenbach hat Mineralogie (mit den Nebenfächern Mathematik, Physik und Chemie) an den Universitäten Köln und Bonn sowie Literaturwissenschaft (mit den Nebenfächern Psychologie und Soziologie) an der FernUniversität in Hagen studiert, wo sie mit einer Arbeit über Katherine Mansfield graduiert worden ist. Sie wohnt in Düsseldorf und arbeitet an der dortigen Heinrich-Heine-Universität. In ihrer Freizeit läuft sie Langstrecke.
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2. Auflage 2015
ISBN 978-3-8044-6995-2
© 2013 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: © PantherMedia/Andreas Franke
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Aldous Huxley: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Totalitarismus
Fordismus
Literaturszene der 1930er-Jahre in Großbritannien
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
Frühwerk
Übergang
Spätwerk
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
1. Kapitel: Alphas, Betas und Bokanovsky-Prozess
2. Kapitel: Konditionierung und Hypnopädie
3. Kapitel: Das Fordistische Welt-System
4. Kapitel: Lenina und Bernard im Aufzug
5. Kapitel: Obstacle Golf und Solidarity Service
6. Kapitel: Vorbereitungen und Flug in die Reservation
7. Kapitel: Lenina und Marx treffen John und Linda
8. Kapitel: John erzählt von seiner Kindheit
9. Kapitel: John und Linda sollen mit nach London
10. Kapitel: Linda und John treffen auf den D. H. C.
11. Kapitel: John und das zivilisierte Leben
12. Kapitel: John lehnt sich auf
13. Kapitel: John gesteht Lenina seine Liebe
14. Kapitel: Linda liegt im Sterben
15. Kapitel: John will (Soma-)Revolte initiieren
16. Kapitel: John, Bernard und Helmholtz bei Mond
17. Kapitel: Die Welt ohne Religion und Werte
18. Kapitel: John zieht in den Leuchtturm
3.3 Aufbau
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Hauptfiguren
Mustapha Mond
John the Savage
Bernard Marx
Helmholtz Holmes-Watson
Lenina Crowne
Nebenfiguren
Der D. H. C.
Henry Foster
Linda
Fanny Crowne
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Die Sprache Aldous Huxleys
Erzählverhalten und Erzählperspektive
Ironie
Chronologisches Erzählen und Abweichung
Szenisches Erzählen
Themen und Motive
Intertextualität
Kontrafaktur
Stilmittel
3.7 Interpretationsansätze
Der Weltstaat in Brave New World
Brave New World als Satire
Utopie und Dystopie in Brave New World
4. Rezeptionsgeschichte
Brave New World – ein wirtschaftlicher Erfolg
Brave New World in der Literaturwissenschaft
Brave New World im 21. Jahrhundert
5. Materialien
Moralische Vorstellungen in den 1920er-Jahren
Eugenik
Psychologie und Lerntheorie (1900–1930)
Äußerungen von Aldous L. Huxley
Berühmte Deutungen von Brave New World
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Task 1 *
Task 2 *
Task 3 ***
Task 4 ***
Literatur
Zitierte Ausgabe
Deutsche Übersetzung
Biografie und Biografisches
Zu Brave New World
Übergreifende Darstellungen
Internet-Adressen
Verfilmungen
Hörspiel
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.
Im 2. Kapitel beschreiben wir das Leben von Aldous L. Huxley und stellen den zeit- und wissenschaftsgeschichtlichen Hintergrund dar:
Aldous Leonard Huxley wurde am 26. Juli 1894 in Godalming/England geboren und starb am22. November 1963. Er lebte in London/Großbritannien, Frankreich und Italien sowie in den USA.
Huxley portraitiert in seinem Roman den Totalitarismus als politisches System und den Fordismus als Wirtschaftssystem. Außerdem verweist er explizit auf die psychologische Schule des Behaviorismus.
Brave New World ist 1932 erschienen. Auf sich aufmerksam machte Huxley mit den zuvor publizierten Romanen Crome Yellow (1921) und Point Counter Point (1928).
Im 3. Kapitel bieten wir Textanalyse und -interpretation.
Brave New World – Entstehung und Quellen:
1926 Inspiration durch einen USA-Aufenthalt (1926), den Besuch des Chemiekonzerns ICI und den zeitgenössischen, kritiklosen Fortschrittsglauben.
1931 Huxley schreibt Brave New World.
1932 Publikation von Brave New World bei Chatto & Windus, London.
Inhalt:
Schauplatz des Romans in 18 Kapiteln ist ein futuristischer, totalitärer Staat, der von zehn Controllern regiert wird. Krieg, Armut, Krankheit, Religion und Kunst sind verschwunden zugunsten einer rigiden Sozialstruktur und einem ausgeprägten Konsumverhalten. Embryos werden künstlich erzeugt, konditioniert und prädestiniert. Unzufriedenheit wird mit der Droge Soma im Keim erstickt, Promiskuität ist Pflicht. Lenina Crowne und Bernard Marx stoßen bei einem Ausflug in die Reservation auf die verschollen geglaubte Linda und ihren Sohn John. Sie kehren mit beiden nach London zurück. John wird zum Star der Londoner Gesellschaft, doch erlebt er diese als kultur- und würdelos. Abgestoßen ist er auch über die unverhüllte Sinnlichkeit Leninas, in die er sich verliebt hat. Nach einer versuchten Revolte werden John, Marx und Holmes-Watson bei dem Controller Mond vorgeführt. Dieser schickt Marx und Holmes-Watson in die Verbannung, während John einen abgeschiedenen Leuchtturm bezieht. Von moralischen Schuldgefühlen nach einer Orgie geplagt, setzt John seinem Leben beschämt ein Ende und erhängt sich.
Chronologie und Schauplätze:
Die Handlung des Romans spielt im Jahr 632 nach Ford (2 540 n. Chr.). Schauplätze sind ein Reservat in Neu-Mexiko und London und Surrey im Weltstaat.
Personen:
Die Hauptpersonen sind
Mustapha Mond:
Controller: eine der zehn mächtigsten Personen im Weltstaat
John the Savage:
aufgewachsen als Außenseiter im Reservat
fortschreitende Desillusionierung im Weltstaat
Bernard Marx:
„Alpha-Plus“ und individualistischer Außenseiter
findet John im Reservat und missbraucht ihn für seine Zwecke
Helmholtz Holmes-Watson:
„Alpha-Plus“ und Freund von Marx
besitzt revolutionäres Potential
Lenina Crowne:
völlig systemkonforme, attraktive „Beta“
fühlt sich zu John hingezogen.
Auch auf wichtige Nebenfiguren wird eingegangen.
Stil und Sprache von Aldous L. Huxley:
Huxley schreibt in einer klaren, verständlichen, mitunter ironischen und technisch-wissenschaftlichen Sprache. Es finden sich intertextuelle Bezüge, Wortneuschöpfungen und Anspielungen.
Interpretationsansätze
Im Weltstaat der Brave New World wird ein totalitärer Wissenschaftsstaat mit inhumanen Tendenzen von Huxley beschrieben. Brave New World gehört gattungsgeschichtlich in den Bereich der Satire und der Anti-Utopie/Dystopie.
Aldous Leonard Huxley 1894–1963© ullstein bild
JAHR
ORT
EREIGNIS
ALTER
1894
Godalming/Grafschaft Surrey, England
Aldous Leonard Huxley wird am 26. Juli als drittes Kind von Leonard Huxley und Julia Arnold geboren. Die Eltern entstammen renommierten Intellektuellenfamilien.[2]
1908
Godalming Eton/Grafschaft Berkshire, England
Tod der Mutter. Aufnahme am Eton College.
14
1911
Eton
Erkrankung an Keratitis punctata, zeitweilige völlige Erblindung, danach dauernde Schwächung des Sehvermögens.
17
1912
Marburg und Grenoble
Bildungsreise nach Deutschland und Frankreich.
18
1913
Oxford/Grafschaft Oxfordshire, England
Aufnahme des Studiums der Anglistik am Baillol College, Universität Oxford. Am 15. August 1914 begeht sein Bruder Trevenen Selbstmord.
19
1916
Oxford
Abschluss des Studiums und Graduierung zum Bachelor of Arts (B.A.). Zivildienst in Garsington Manor, dem Landsitz Ottoline Morrells; Bekanntschaft mit der Bloomsbury-Gruppe um Virginia Woolf, mit John Middleton Murry und Katherine Mansfield und anderen aufstrebenden Schriftstellern seiner Zeit.
Erste Beiträge für die Literaturzeitschrift The Athenaeum, Publikation von Gedichten (The Burning Wheel). Arbeit als Aushilfslehrer.
22
1919
Bellem, Belgien
Aldous L. Huxley heiratet am 10.6. die Belgierin Maria Nys. Das Paar lässt sich im Londoner Stadtteil Hampstead nieder.
25
1920
London
Geburt des Sohnes Matthew. Huxley tritt eine Stelle bei der Westminster Gazette an. Mit Limbo erscheint eine Anthologie von Kurzgeschichten.
26
1921
Italien
Verlegung des Wohnsitzes nach Italien. Publikation des Debutromans Crome Yellow (dt. Eine Gesellschaftauf dem Lande).
27
1923
Publikation des Romans Antic Hay (dt. Narrenreigen).
29
1925
Veröffentlichung von Along thethe Road: Notes and essays of a tourist als literarisches Ergebnis des Italien- und Frankreichaufenthalts.
31
1926
USA
Aufenthalt in den USA. Enge Freundschaft mit David Herbert Lawrence.
32
1928
Veröffentlichung des Romans Point Counter Point (dt. Kontrapunkt des Lebens).
34
1930
Sanary-sur-Mer (Provence)/Südfrankreich
Huxley und seine Familie beziehen ein Haus in Sanary-sur-Mer.
36
1932
Publikation des Romans Brave New World(dt. Schöne neue Welt). Huxley beginnt sich mit religiösen und philosophischen Fragen auseinanderzusetzen.
38
1933
Tod des Vaters.
39
1936
Veröffentlichung des Romans Eyeless in Gaza (dt. Geblendet in Gaza).
42
1937
New YorkSan Cristóbal
Huxley geht mit seiner Familie in die USA, dann nach Mexiko.
43
1938
Llano/Kalifornien, USA
Huxley lässt sich mit seiner Familie im kalifornischen Llano nieder und schreibt Drehbücher für die amerikanische Filmindustrie.
44
1939
Der Roman After many aSummerdies the Swan (dt. Nachvielen Sommern) erscheint.
45
1945
Publikation der philosophischen Schrift The Perennial Philosophy (dt. Die ewige Philosophie).
51
1946
Publikation von Science, Libertyand Piece (dt. Wissenschaft, Freiheit und Frieden).
52
1948
Europa
Erste Europareise nach dem Krieg.
54
1949
Publikation von Ape and Essence (dt. Affe und Wesen).
55
1952
Publikation von The Devils of Loudun (dt. Die Teufel von Loudun).
58
1954
Publikation der Essaysammlung The Doors of Perception (dt. Die Pforten der Wahrnehmung) als literarisches Ergebnis von Drogenexperimenten[3].
60
Europa
Zweite Reise durch Europa und den Mittelmeerraum.
1955
Llano
Tod seiner Frau Maria Huxley.
61
1956
Aldous L. Huxley heiratet die Musikerin und Schriftstellerin Laura Archera.
62
1958
SüdamerikaEuropa
Reise nach Peru und Brasilien. Dritter Europaaufenthalt mit Vortragsreise durch Italien. Publikation der Essaysammlung Brave New World Revisited.
64
1959
USA
Huxley übernimmt Gastprofessuren an den Universitäten Santa Barbara, Boston und Berkeley. Auszeichnung mit „Award of Merit“ durch die „American Academy of Arts and Letters“ für Brave New World.
65
1961
EuropaLos Angeles
Abermalige Reise nach Europa. Verlust seines Hauses in Los Angeles durch einen Waldbrand.
67
1962
Der Roman Island erscheint (dt. Eiland); „Companion of Literature“ der „Royal Society of Literature“.
68
1963
Los Angeles
Die Essaysammlung Literature and Science erscheint. Am 22. November stirbt Aldous L. Huxley an den Folgen eines Zungenkarzinoms.
69
ZUSAMMENFASSUNG
Aldous Huxley hat mit Brave New World zwar ein Zukunftsgeschehen erzählt, sich dabei aber auf einen konkreten zeitgeschichtlichen Hintergrund bezogen. Dieser zeitgeschichtliche Hintergrund ist geprägt vom Totalitarismus als politisches System und dem Fordismus als Wirtschaftssystem. Der Roman gehört zur literaturhistorischen Epoche der literarischen Moderne. Diese thematisiert die Selbsterfahrung des Menschen in einer krisenhaften Zeit.
Totalitarismus
Der Totalitarismus ist ein politisches System, das den Staat absolut setzt. Charakteristisch für den Totalitarismus ist eine Ideologie (vgl. Brave New World S. 21: „Community, Identity, Stability“), eine Ein-Parteien-Regierung mit einer Führerpersönlichkeit, ein Medien- und Informationsmonopol, ein Waffenmonopol und eine zentral gelenkte Wirtschaft. Menschen in einem totalitären System sind einer propagandistischen Gleichschaltung mit einem damit verbundenen ausgeprägten Anpassungsdruck unterworfen. Individuelle Rechte werden negiert und Verstöße gegen die Regeln des Systems rücksichtslos verfolgt und sanktioniert. Auf die systemtypische Überwachung der Bürger durch den totalitären Staat verweist Huxley, als sich Bernard Marx wegen unangepassten Verhaltens mit seinem Vorgesetzten konfrontiert sieht: „And I should like to take this opportunity, Mr. Marx, … of saying that I’m not at all pleased with the reports I receive of your behaviour outside working hours.“ (S. 126/127)
Zur Zeit der Niederschrift (1931) von Brave New World war mit der UdSSR unter Josef Stalin ein totalitäres Regime etabliert, zu dessen früher Entstehungsgeschichte die Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Wladimir I. Lenin und Leo Trotzki[4], sowie die Ermordung von Intellektuellen gehörte. Huxley rekurriert auf diese Vorgänge, als er Mustapha Mond von einer Tötung Intellektueller berichten lässt: „Then came the famous British Museum Massacre. Two thousand culture fans gassed with dichlorethyl sulphide.“ (S. 75)
Ein totalitäres System faschistischer Prägung hatte sich zur damaligen Zeit außerdem in Italien unter Benito Mussolini etabliert (Huxley spielt mit dem Namen „Benito Hoover“ darauf an), in Deutschland war Adolf Hitler noch ein Jahr von der Machtübernahme (1933) entfernt. Auch in Großbritannien begann sich eine faschistische Kraft zu formieren, so gründete Oswald Mosley im Jahr der Niederschrift von Brave NewWorld die „New Party“.
Fordismus
Der Begriff Fordismus steht für eine Produktions- und Distributionsweise, die auf industrielle Massenproduktion und Massenkaufkraft setzt, und geht auf den amerikanischen Großindustriellen Henry Ford (1863–1947) zurück. Dieser gründete 1903 die „Ford Motor Company“ und begann Kraftwagen zu produzieren. 1908 brachte Ford den Kleinwagen „T4“ mit dem Spitznamen „Tin Lizzy“ auf den Markt. Ab 1914 führte er die Fließbandproduktion ein. Dies war der Einstieg in die Massenproduktion. 1940 war Ford zum zweitgrößten Automobilproduzenten der Welt aufgestiegen.
Was macht den Fordismus aus? Typisch ist die industrielle Massenerzeugung sowie die Generierung eines entsprechenden Absatzmarktes. Um einen solchen Markt zu schaffen, strebt der Fordismus
gesicherte Beschäftigung,
eine Bezahlung über dem Existenzminimum,
eine Grundversorgung im Krankheitsfall,
sowie im Alter einen leichten Zugang zu Krediten an.
Henry Ford I. mit seinem „Tin Lizzie“© ullstein bild
Ford versprach Wachstum und Konsum für alle und stellte diese wirtschaftlichen Kriterien in einen moralischen Kontext: „Verbrauch ist positiv, aktiv, lebensspendend … Verbrauch erhöht die Summe alles Guten.“[5] Dabei stellte Ford seine Wirtschaftsethik in einen geschichtlichen Zusammenhang: „Wir leben in dem großen Zeitalter der Umwandlung des Lebenskampfes in den Lebensgenuss.“[6]
In Brave New World finden sich zahlreiche Anspielungen auf das Unternehmen Ford. So beginnt mit der Auslieferung des Ford T4-Modells eine neue Zeitrechnung: „The introduction of Our Ford’s first T-Model … Chosen as the opening date of the new era.“ (S. 77) Des Weiteren wird Ford im Regime des Weltstaates wie eine Gottheit verehrt wird, so ist von ihm als „Our Ford“ (S. 45) die Rede. Huxley verweist auch auf den von Ford angestrebten Massenkonsum, so lässt er Mustapha Mond eine allgemeine Verbrauchspflicht erwähnen: „For example, there was the conscription of consumption.“ (S. 74)
Literaturszene der 1930er-Jahre in Großbritannien
Die Jahrhundertwende mit ihren fundmentalen sozialen und weltanschaulichen Veränderungen, vor allem jedoch der Erste Weltkrieg, lösten in der Folge neue literarische Impulse aus. Führender künstlerisch/literarischer Zirkel in der Zeit zwischen den Weltkriegen war die Bloomsbury Group – benannt nach einem Stadtteil Londons. Zu diesem Künstlerkreis um Virginia Woolf zählten u. a. der Wirtschaftswissenschaftler (als Exot) John Maynard Keynes, die Maler und Kunstkritiker Vanessa und Clive Bell, Roger Fry und Duncan Grant. Bekannte Schriftsteller dieses Zirkels waren beispielsweise Lytton Strachey, E. M. Foster und eben Virginia Woolf. Woolf betrieb neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit mit ihrem Ehemann Leonard Woolf zusammen die Hogarth Press und publizierte hier Literatur, die Ausdruck der neuen Ästhetik und Thematik war, so z. B. Kurzgeschichten von Katherine Mansfield. Ottoline Morrell hatte auf ihrem Landsitz Garsington Manor einige Künstler aus der Bloomsbury Group zu Gast. Dort lernte Aldous Huxley auch den einen oder anderen und vor allem ihre Lebensweise kennen, die er in seinem Werk Crome Yellow überspitzt darstellte (vgl. Kapitel 2.3).
Literaturhistorisch sind die 1930er-Jahre der Literatur der Moderne zugeordnet. Die literarische Moderne versteht sich als kritische Stimme gegen die Einseitigkeit der technischen und ökonomischen Moderne. Sie stellt Problematiken dar wie die Selbsterfahrung des Menschen in einer Welt im Umbruch und seine Verlorenheit angesichts von Werteverlust. Thematisiert werden Desorientierung und eine kritische Wirklichkeitswahrnehmung mit den innovativen erzählerischen Mitteln stream of consciousness und innerer Monolog oder der Montagetechnik (vgl. Kapitel 3.6 Szenisches Erzählen).
Die literarische Moderne prägen Autoren wie die erwähnte Virginia Woolf und James Joyce. Wichtige britische Romane der literarischen Moderne 1920–1935 sind:
Ulysses (1922) von James Joyce. Joyce beschreibt einen Tag im Leben eines Angestellten und eines Hilfslehrers. Als einer der ersten Schriftsteller arbeitet Joyce konsequent mit dem inneren Monolog und stream of consciousness.
Mrs Dalloway (1925) von Virginia Woolf. Eine Frau bereitet eine Abendgesellschaft vor und lässt dabei ihr bisheriges Leben Revue passieren. Dies geschieht in einer dichten Abfolge von Gedanken, die auf erzähltechnisch höchstem Niveau (stream of consciousness und innerem Monolog) dargestellt werden. Parallel dazu wird die Geschichte eines traumatisierten Soldaten erzählt.
To the Lighthouse (1927; dt. Zum Leuchtturm) von Virginia Woolf.