Briefe für ein ganzes Leben - Melissa Hill - E-Book
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Briefe für ein ganzes Leben E-Book

Melissa Hill

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Beschreibung

Das Leben hält die größten Überraschungen bereit: Der gefühlvolle Liebesroman »Briefe für ein ganzes Leben« von Melissa Hill als eBook bei dotbooks. Manchmal begreift man erst in der Ferne, was man zurückgelassen hat ... Als ihre Beziehung in die Brüche geht, zieht Leonie Hals über Kopf von Dublin nach San Francisco. In einer wunderschönen viktorianischen Wohnung hofft sie, ein neues Leben anzufangen. Doch als sie ein Bündel alter Liebesbriefe auf dem Dachboden findet, wird ihre Neugierde geweckt. In der Hoffnung, mehr zu erfahren, begibt sie sich auf die Spur des mysteriösen Absenders – und stößt dabei auf eine große Liebesgeschichte, die sie mit den Fehlern ihres eigenen Lebens konfrontiert ... Ist alles verloren oder hat Leonie noch eine Chance, es wiedergutzumachen, wenn sie für ihre Liebe kämpft? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der romantische Schicksalsroman »Briefe für ein ganzes Leben« von Melissa Hill wird Fans von Nicholas Sparks und Jojo Moyes begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 537

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Über dieses Buch:

Manchmal begreift man erst in der Ferne, was man zurückgelassen hat ... Als ihre Beziehung in die Brüche geht, zieht Leonie Hals über Kopf von Dublin nach San Francisco. In einer wunderschönen viktorianischen Wohnung hofft sie, ein neues Leben anzufangen. Doch als sie ein Bündel alter Liebesbriefe auf dem Dachboden findet, wird ihre Neugierde geweckt. In der Hoffnung, mehr zu erfahren, begibt sie sich auf die Spur des mysteriösen Absenders – und stößt dabei auf eine große Liebesgeschichte, die sie mit den Fehlern ihres eigenen Lebens konfrontiert ... Ist alles verloren oder hat Leonie noch eine Chance, es wiedergutzumachen, wenn sie für ihre Liebe kämpft?

Über die Autorin:

Melissa Hill ist eine USA-Today-Bestsellerautorin aus dem irischen County Wicklow. Ihre Romane über Familie, Freundschaft und Liebe erschienen bislang in über 26 Sprachen. Ihr Roman »Ich schenk dir was von Tiffany’s« wurde von Reese Witherspoons Produktionsfirma »hello sunshine« für Amazon Prime mit dem Titel »Weihnachtsgeschenke von Tiffany« verfilmt.

Die Website der Autorin: www.melissahill.info

Auf Facebook: www.facebook.com/melissahillbooks

Auf Instagram: www.instagram.com/melissahillbooks/

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre gefühlvollen Romane »Ich schenk dir was von Tiffany’s«, »Wiedersehen in Irland«, »Der Himmel über Castlegate«, »Die Schwestern von Killiney«, »Wiedersehen in Dublin«, »Das Glücksarmband«, »Briefe für ein ganzes Leben«, »Die Freundinnen von Glengarrah«, »Der Himmel über Dublin«, und »Das kleine Café von Lakeview«.

***

eBook-Neuausgabe Juli 2024

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2009 unter dem Originaltitel »Please Forgive Me« bei Hodder & Stoughton, London. Die deutsche Erstausgabe erschien 2012 unter dem Titel »P.S. Verzeih mir!« bei Knaur Taschenbuch.

Copyright © der englischen Originalausgabe 2009 by Melissa Hill

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2012 bei Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (lj)

ISBN 978-3-98952-314-2

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dotbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, einem Unternehmen der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt: egmont.com/support-children-and-young-people. Danke, dass Sie mit dem Kauf dieses eBooks dazu beitragen!

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Melissa Hill

Briefe für ein ganzes Leben

Roman

Aus dem Englischen von Tina Thesenvitz

dotbooks.

Widmung

Luke, meinem Lieblingsneffen, gewidmet

»Mein Liebes,

ich weiß, ich bin wahrscheinlich der Letzte, von dem Du hören willst, aber ich wollte Dir nur sagen, wie leid es mir tut. Du musst wissen, dass ich niemals etwas tun würde, was Dich verletzt, zumindest nicht absichtlich, doch diesmal habe ich einen großen Fehler gemacht, einen Riesenfehler.

Mir ist klar, dass es kein Zurück gibt, und ich bitte auch nicht darum. Ich wollte Dich nur wissen lassen, wie sehr ich bereue, was geschehen ist, und dass ich mir aus tiefstem Herzen wünsche, es sei nie passiert oder dass ich es nicht verursacht hätte. Aber es ist passiert, und ich würde alles tun, um die Möglichkeit zu bekommen, es wieder ungeschehen machen zu können.

Ich weiß, ich habe kein Recht, das zu fragen, aber ich hoffe, Dir geht es gut.

Ich bin mir echt nicht sicher, was ich sonst noch sagen soll. Du sollst nur wissen, dass ich niemals die Absicht hatte, Dich zu verletzen, und dass es mir sehr, sehr leidtut.

Bitte verzeih mir.«

1. KAPITEL

Leonie Hayes sah sich verstohlen um, als sie sich in die Schlange einreihte. Es war blöd, doch sie hatte Angst, auf jemanden zu stoßen, den sie aus Dublin kannte, jemanden, der sie erkennen und der sich fragen könnte, was sie hier tat. Nun, sie nahm an, es war offensichtlich, was sie hier tat (taten sie nicht alle dasselbe?), doch sie wollte sich eigentlich nicht über die Gründe und Ursachen ausbreiten. Nicht, dass es irgendjemanden anginge, aber trotzdem. Sie löste die Krokodilspange, die sie trug, und ließ ihr langes kastanienbraunes Haar dichter um ihr Gesicht hängen.

»Gehen Sie bitte vorwärts ... hier entlang bitte ... bitte weitergehen«, drängte ein Offizieller in der Nähe, während der lange Strom aus Menschen sich langsam vorwärtsbewegte.

Was tue ich hier nur?, fragte Leonie sich und empfand blitzartig ein Zaudern, während sie mit der Schlange nach vorne ging. War es jetzt zu spät, sich umzudrehen und nach Hause zu fahren, zurück zu allem, was bequem, normal und vertraut war? Doch genauso schnell erinnerte sie sich, dass jetzt alles anders und es zu Hause nicht mehr bequem oder auch vertraut war – alles hatte sich verändert.

Der schrille Klingelton ihres Handys in ihrer Handtasche unterbrach ihre Gedanken, und Leonie durchwühlte kurz ihre Sachen, nahm das Handy heraus und sah auf die Nummer auf dem Display.

Grace schon wieder.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Es war der dritte Anruf ihrer besten Freundin in drei Tagen, und obwohl sie wusste, sie sollte den Anruf annehmen, konnte sie im Augenblick einfach mit keinem reden. Es würde zu viele Fragen geben, und sie konnte im Moment kaum ihre eigenen Gedanken sortieren, ganz zu schweigen davon, zu versuchen, sie jemand anderem zu erklären. Vielleicht, wenn ... wenn sich alles ein wenig beruhigt hatte und sie wusste, wo sie war, könnte sie ihr alles ein bisschen besser erläutern. Grace würde sich Sorgen machen, aber wäre sie nicht noch beunruhigter, wenn sie herausfände, wo Leonie war und was sie jetzt tat?

Ja, viel besser war es zu warten, als zu riskieren, Grace noch mehr zu beunruhigen, beschloss sie und versuchte ihr Bestes, den schrillen Klingelton zu ignorieren, der noch drängender klang als normal.

Bald hörte das Klingeln auf, und auf die kurze Stille folgte schnell das doppelte Piepsen, das eine Nachricht anzeigte. Leonie lauschte.

»Lee, ich bin es wieder«, sagte Grace, und Leonie konnte die Zwillinge im Hintergrund kreischen hören. »Wo bist du denn? Ich versuche seit einer Ewigkeit, dich zu erreichen. Ich habe es auch auf deiner Festnetznummer probiert, aber auch da antwortet keiner«, fügte sie enttäuscht hinzu. »Ich hoffe nur, dass alles in Ordnung ist, oder wichtiger noch, dass du in Ordnung bist. Ich bin sicher, dass das Wochenende hart war, aber ... Hör zu, ruf mich doch bitte zurück, wenn du das hier hörst, ja? Ich bin den ganzen Tag hier, wie immer«, setzte sie sarkastisch hinzu. »Bitte ruf mich zurück. Ich hoffe, bald mit dir reden zu können. Tschüs.«

Leonie klappte das Handy zu. Sie hätte den Anruf wirklich annehmen sollen. Inzwischen war es verständlich, dass Grace sich verrückt machte. Sie hatte jedoch nicht vorausgesehen, dass ihre Freundin in ihrer Wohnung anrufen würde, und es war interessant (aber keine Überraschung) zu hören, dass auch dort niemand abgenommen hatte.

Nun, es war noch reichlich Zeit, sich später deswegen zu sorgen. Jetzt musste sie aufhören nachzudenken und einfach weitermachen, bevor sie es sich anders überlegte. Obwohl es dafür ein bisschen spät war, oder?

Natürlich würde sie mit Grace reden, aber erst wenn sie dazu bereit war. Und wichtiger noch, wenn sie wusste, dass es sicher wäre. Trotzdem, dachte sie und biss sich auf die Lippe, ist es eigentlich nicht fair, dass sich in der Zwischenzeit jemand unnötig sorgte. Sie klappte das Handy wieder auf und wählte die Mailbox ihrer Freundin. Eine feige Lösung, doch unter den Umständen musste es reichen.

»Grace, hallo, ich bin’s. Es tut mir so leid, dass ich mich nicht vorher gemeldet habe, aber es war alles so schrecklich ... « Unwillkürlich brach ihre Stimme, und sie hatte einen dicken Kloß in der Kehle. Dann schluckte sie schwer und atmete tief ein, bevor sie fortfuhr: »Wollte dich nur wissen lassen, dass es mir gutgeht, und danke, dass du angerufen hast. Ich verspreche, ich werde dir alles so schnell wie möglich erzählen, aber wenn du nichts dagegen hast, glaube ich, ich brauche einfach im Moment Zeit für mich. Aber bitte mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut, und ich spreche bald mit dir, okay?« Sie holte noch mal tief Luft, bevor sie das Handy ausschaltete und es wieder in die Tasche steckte. Das klang doch in Ordnung, oder? Und es stimmte ja auch irgendwie. Sie brauchte tatsächlich im Augenblick Zeit für sich und würde Grace alles erzählen, wenn die Zeit reif war.

Nach ein paar Minuten mehr in der Schlange rief ein Offizieller Leonie nach vorne und wies sie in Richtung einer freien Kabine. Mit einiger Furcht näherte sie sich dem ernst dreinblickenden und schwerfälligen Mann hinter der Theke und lächelte ihn schwach an.

Er erwiderte ihr Lächeln nicht. »Ihre Dokumente bitte«, sagte er, und Leonie reichte sie ihm.

Der Mann studierte die Einzelheiten scheinbar endlos, schaute von den Papieren zu Leonie und wieder zurück, während sie fast instinktiv seinem Blick auswich. Sie war sich nicht sicher, warum genau, man machte so etwas einfach in solchen Situationen, oder nicht? Sie hasste es, dass sie sich so unwohl fühlte, genauso wie sie sich gefühlt hatte, als sie vorhin durch die Metallsensoren gegangen war. Warum gab das Drumherum an solchen Orten einem immer das Gefühl, als ob man nichts Gutes im Sinn hätte?

»Wovon leben Sie, Miss Hayes?«, fragte er sie in neutralem Ton.

»Ich arbeite für eine Event-Agentur«, antwortete sie, und die Halbwahrheit kam ihr locker über die Lippen. Der Offizielle nickte, offenbar zufrieden mit der Antwort.

»Okay, jetzt muss ich Sie bitten, Ihren linken Zeigefinger auf dieses Gerät zu legen«, sagte er zu ihr und zeigte auf das Fingerabdruckgerät auf der Theke. Als Leonie gehorchte, bat er sie, dasselbe mit der rechten Hand zu wiederholen. »Danke. Jetzt treten Sie bitte zurück und schauen Sie hinauf in die Kamera hier ... «

Wieder tat Leonie, wie ihr geheißen, begierig, das Ganze so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.

Es gab einen kleinen Aufschub, als der Mann noch einmal ihre Papiere untersuchte und, nachdem er etwas in den Computer eingegeben hatte, schließlich die Dokumente mit einem doppelten Abstempeln beglaubigte. »Okay, Miss Hayes«, sagte er, und sein Mund öffnete sich zu einem Lächeln, während er Leonie ihren frisch gestempelten Pass und ihre Einwanderungsdokumente reichte, »Sie sind bereit. Willkommen in den Vereinigten Staaten.«

2. KAPITEL

Drei Wochen später

»Ich muss ein Geständnis machen.«

Leonie blickte auf, und ihr Herz sank, während sie sich fragte, was nun kommen mochte. Sie nahm an, sie hätte es besser wissen und nicht glauben sollen, dass es so einfach wäre, dass irgendetwas heutzutage so einfach wäre. »Ach ja?«

Der Makler lächelte. »Diese Wohnung ist streng genommen nicht gleich verfügbar. Aber bald, weshalb ich sie Ihnen zeige.«

»Ach so, in Ordnung.« Sie schaute sich in der Wohnung um und versuchte ihr Bestes, nicht zu interessiert zu wirken, doch in Wahrheit hatte sie sich auf den ersten Blick in die Wohnung verliebt. Nichts anderes, was sie in den letzten beiden Wochen gesehen hatte, war dem hier auch nur nahegekommen.

Die Wohnung befand sich im obersten Stockwerk eines umgebauten viktorianischen Hauses in der Green Street, einer hübschen, mit Bäumen bestandenen Gegend im Herzen von San Francisco. Das Haus lag in Gehweite von Cafés, Restaurants und unzähligen kleinen Boutiquen und Galerien, die sich in den Nebenstraßen befanden.

Die Wohnung selbst mit ihren Stuckdecken aus Eichenholz, dem verzierten Kamin und den riesigen, bis zum Boden reichenden Fenstern war warm, gemütlich und einfach voller Charakter. Aus dem Wohnzimmerfenster konnte Leonie gerade noch (wenn sie nach rechts ging und sich auf die Zehenspitzen stellte) die Golden Gate Bridge ausmachen, die sich über die Wasser der Bucht schwang, während auf der linken Seite eben noch ein winziger Zipfel von Alcatraz zu sehen war. Unter ihr senkten sich die Dächer der Nachbarhäuser wie Stufen zur San Francisco Bay hinab, in der Segelboote hell unter der Sonne aufblitzten.

Doch selbst ohne den tollen Ausblick war da einfach etwas an den alten Häusern, was sie verzauberte. Von außen war das Haus hübsch wie eine Pralinenschachtel; weiß und in einem hellen Blau gestrichen und reich verziert mit hübschen Leisten und Mustern, tief liegenden Fenstern und einer hölzernen Veranda als Eingang. Zusätzlich bezaubernd war es, dass die Nachbarhäuser in verschiedenen Pastelltönen angestrichen waren, rosa, grün und gelb, so dass sie fast wie eine Reihe Puppenhäuser aussahen. Es war eine Anordnung, wie sie typisch war für die Architektur in der Stadt und einer der Gründe, warum Leonie sich so schnell in San Francisco verliebt hatte. Sie war ganz aus dem Häuschen gewesen, dass sie sich diese Wohnung gesichert hatte.

Natürlich war das Innere altmodisch und irgendwie schmuddelig, doch nichts, was mit ein bisschen Heimwerken nicht zu ändern wäre. Der eichene Parkettboden wäre schön herzurichten, und sie konnte das Wohnzimmer mit ein paar bunten Teppichen aufmöbeln, schicke Kissen für das schäbig wirkende Sofa finden und sich für die Wände Kunstdrucke aussuchen. Die Kitchenette war klein, aber praktisch, und das Schlafzimmer neben dem Wohnzimmer war hell, geräumig und hatte jede Menge Platz für Schränke. Nicht, dass sie den brauchen würde, zumindest im Moment. Aber am wichtigsten war, dass es eine Million Mal besser war als die Schuhschachtel im Holiday Inn, und wäre es nicht wundervoll, eine Wohnung in der Stadt zu finden, die sie ihr Zuhause nennen konnte?

»Nun, ich habe gedacht, ich lasse Sie sie im Vorhinein anschauen, da ich gemerkt habe, dass nichts, was ich Ihnen gezeigt habe, passte«, sagte der Makler und setzte damit Leonies Tagträumen ein Ende. »Es ist eine tolle Gegend, sehr sicher, und wie Sie auf dem Weg gesehen haben, haben Sie außerdem den Vorteil einer privaten Zugangstür.«

Nach dem, was Leonie sehen konnte, war das Haus in drei getrennte Einheiten aufgeteilt, die alle ihren eigenen Eingang hatten. Die Wohnung im Erdgeschoss schaute aus, als ob man durch eine Seitentür neben der Garage in der Straße hineinkommen würde, während sie »ihre« Wohnung ein paar Stufen hinauf und durch eine der Nebentüren neben der Veranda betreten hatten, bevor sie die Treppe zum oberen Stockwerk genommen hatten.

»Sie haben recht, sie ist absolut perfekt«, stimmte sie zu und konnte ihre Begeisterung nicht verbergen. Aber war es nicht typisch für ihr Glück, dass sie nicht verfügbar war! »Doch Sie haben gesagt, es wohnt noch jemand hier?« Seltsam, denn es sah nicht so aus und fühlte sich auch nicht so an. Abgesehen von Staub auf den Möbeln und davon, dass es keine Anzeichen dafür gab, dass vor kurzem hier jemand gewohnt hatte, lag auch etwas Ungenutztes in der Luft, fast wie ... Verlassenheit, das ziemlich auffällig war.

»Das stimmt. Offiziell sollte ich sie Ihnen nicht mal zeigen«, erwiderte der Makler mit einem boshaften Leuchten in den Augen, »weil sie tatsächlich erst Ende des Monats auf den Markt kommt. Aber ... « Er sah sie an. »Persönlich glaube ich, dass sie irgendwie besonders ist. Die Green Street ist eine tolle Gegend, und diese alten viktorianischen Häuser trifft man nicht alle Tage. Wenn wir sie auf den offenen Markt setzen, wird sie innerhalb einer Stunde weg sein, wenn Sie also vielleicht interessiert sein sollten ... «

»Ich bin interessiert«, sagte Leonie entschieden und musste keine Sekunde länger darüber nachdenken. Diese Wohnung war perfekt, und zum Glück für sie war sie die Erste, die sie ansehen durfte. Es mochte Schicksal sein oder blindes Glück, aber in jedem Fall fühlte es sich so an, als ob endlich alles gut werden würde. »Wann kann ich einziehen?«

Später an diesem Tag rief sie Grace an, um sie über die neueste Entwicklung ihrer Wohnsituation auf dem Laufenden zu halten.

Als sie angekommen war, hatte Leonie sich bei ihrer Freundin gemeldet, um sie zu informieren, wo sie war, und es war nicht erstaunlich, dass Grace mit Verblüffung erfahren hatte, dass sie bis in die Vereinigten Staaten geflogen war.

»Du willst das wirklich durchziehen?«, hatte sie ungläubig gekeucht.

»Wieso glaubst du, dass es nicht so wäre? Grace, das war doch nicht nur eine verrückte Idee von meiner Seite.«

»Okay, ich kann einsehen, dass du eine Weile entfliehen musst, aber warum denn gleich so weit? Warum nicht einfach nach Cork oder so ziehen, dann könnte ich dich wenigstens ab und zu sehen. Ich finde San Francisco kaum auf der Karte!«

Sie klang verletzt, und Leonie empfand erneut Schuldgefühle. Grace war eindeutig immer noch sauer, weil sie Dublin ohne einen richtigen Abschied verlassen hatte. Doch damals hatte Leonie nicht den Mut gehabt, sich ihr zu stellen. Grace hätte ganz sicher versucht, ihr alles auszureden.

»Es tut mir leid«, erwiderte sie. »Es ist schwer, dich nicht in der Nähe zu haben, um zu reden, aber gleichzeitig musste ich es tun.«

»Ich weiß, aber naja, es ist einfach so extrem, Leonie. Vor etwas wegzulaufen hilft langfristig nämlich nie.« Leonie spürte einen Kloß in der Kehle. »Vielleicht, doch im Augenblick ist es die einzige Möglichkeit, die ich kenne, um damit umzugehen.«

»Aber es ist doch sicher besser, hier in Dublin bei uns zu sein. Bei den Menschen, die dich lieben und sich um dich sorgen, anstatt ganz alleine in einer großen Stadt, wo sich niemand um dich schert?«

»So ist es nicht, die Leute hier sind nett«, entgegnete sie und dachte an den hilfsbereiten Makler, der für sie die perfekte Wohnung gefunden hatte, und an Carla vom Empfang im Holiday Inn, mit der sie in den letzten Wochen so etwas wie Freundschaft geschlossen hatte. »Alle sind echt freundlich.«

Seit ihrer Ankunft vor drei Wochen fühlte sie sich in San Francisco sehr wohl. Der hinreißend blaue Himmel und die helle kalifornische Sonne hoben ihre Laune sofort, und obwohl es so geschäftig und hektisch wie in jeder anderen Stadt war, hatte sie doch auch einen entspannten, künstlerischen Nerv an sich. Deshalb ja, natürlich fühlte sie sich manchmal einsam und vermisste alles und alle, die sie hinter sich gelassen hatte, aber darum ging es doch teilweise auch, oder?

An diesem Nachmittag hatte sie den Mietvertrag für die umgebaute viktorianische kleine Wohnung unterzeichnet und würde Ende des Monats dort einziehen.

»Wie lange gedenkst du denn zu bleiben?«, fragte Grace. »Nun, der Mietvertrag für die Wohnung gilt für sechs Monate mit der Möglichkeit der Verlängerung danach, deshalb weiß ich es nicht. So lange wie es dauert, nehme ich mal an.«

»Sechs Monate?«, schrie Grace auf.

»Hast du denn geglaubt, ich würde nur ein paar Wochen bleiben und dann den Schwanz einziehen und zurückkommen? Was hätte es denn dann für einen Sinn?«

»Nun, ich könnte nicht alles einfach so aufgeben und mein ganzes Leben so verlassen. Versteh mich nicht falsch«, fügte Grace schnell hinzu, »ich weiß, es gibt einen sehr guten Grund, aber es scheint alles so ... drastisch zu sein.« Als Leonie nichts erwiderte, fuhr sie fort: »Es ist nur, du bist normalerweise so ruhig und gefasst. Ich denke mal, ich habe einfach nicht erwartet, dass du so reagieren würdest.«

»Ruhig und gefasst, wenn es um die Probleme der anderen geht, vielleicht«, gab Leonie sarkastisch zurück.

Aber wenn es um ihr eigenes Leben ging, war sie doch immer eine völlige Katastrophe gewesen, oder? Und ja, herzukommen mochte impulsiv gewesen sein, doch gleichzeitig fühlte es sich richtig an.

»Nun, okay, du hast also eine Wohnung gefunden, toll. Zumindest werde ich in den nächsten sechs Monaten wissen, wo du bist. Aber was wirst du denn jetzt machen? Du kannst dich doch nicht alleine in deiner Wohnung verstecken.«

»Ich denke, nun, da ich eine Basis habe, werde ich anfangen, nach einem Job zu suchen.«

Kurz bevor sie Dublin verlassen hatte, hatte Leonie ihren Job bei Xanadu Event Management gekündigt und das freundliche Angebot ihres Chefs abgelehnt, die Stelle offenzuhalten, bis sie zurückkam, weil sie sich nicht sicher war, ob sie überhaupt jemals zurückkommen würde. Und obwohl sie einige Ersparnisse hatte, die sie eine Zeitlang über Wasser hielten, wusste Leonie, dass sie, wenn sie wirklich von vorne anfangen und richtig in der Stadt ankommen wollte, Arbeit finden musste.

»Es geht einfach nicht in meinen Kopf«, sagte Grace traurig, und Leonie konnte ihre Freundin fast vor sich sehen, wie sie ungläubig ihren blonden Kopf schüttelte, während sie in ihrer Küche zu Hause in Dublin saß, umgeben von Kinderspielzeug. »Und dann ausgerechnet Amerika ... «

»Naja, in gewisser Weise ist es auch zu Hause, oder?«, gab Leonie zurück und bezog sich damit darauf, dass sie tatsächlich in den Staaten geboren war, auch wenn ihre irischen Eltern kurz darauf zurück nach Dublin gezogen waren. Nach ihrer Trennung vor einiger Zeit waren sie weitergezogen; ihr Vater lebte jetzt in Hongkong, und ihre Mutter war mit ihrem neuen Partner in Südafrika. Sie hätte natürlich zu ihrer Mutter reisen können, doch sie wollte ihr keine Last sein, und, wichtiger noch, um dies hier durchzustehen, musste sie, das wusste sie, eine Zeitlang alleine sein.

»Hör zu«, sagte Grace leise nach einer langen Pause, »ich glaube, ich kann es dir genauso gut erzählen, ich habe neulich Adam zufällig getroffen.« Leonie blieb fast das Herz stehen. »Er weiß nicht, dass du weggezogen bist.«

Leonie wurde fast ohnmächtig. »Du hast nicht ...?«

»Natürlich nicht«, antwortete Grace rasch. »Ich habe es dir schließlich versprochen, oder? Ich sage nicht, dass ich damit einverstanden bin, aber ein Versprechen ist ein Versprechen – selbst wenn es am Telefon über den Atlantik hinweg gegeben wurde«, fügte sie bissig hinzu. Leonie versuchte zu verdauen, was ihre Freundin gesagt hatte, wusste aber nicht, warum sie so überrascht war, dass Grace Adam gesehen hatte. Dublin war ja keine so große Stadt, oder?

»Willst du denn nicht wissen, worüber wir geredet haben oder was er gesagt hat?«, drängte Grace, als Leonie weiter schwieg.

»Nein, eigentlich nicht«, antwortete diese und schluckte schwer. »Ich möchte lieber nicht über ihn reden, um ehrlich zu sein.«

»Nun, er sah ganz furchtbar aus, und ich glaube, es tut ihm wirklich leid, dass ... «

»Grace, bitte«, unterbrach Leonie sie heiser. »Ich will es einfach nicht wissen, okay?«

»Gut, es tut mir leid, aber du bist meine beste Freundin, und ich mache mir echt Sorgen um dich. Hör zu, ich weiß, das, was passiert ist, war schrecklich, aber gibt es denn keine Chance, dass ihr beide versuchen könnt, die Dinge zu klären? Vergeben und vergessen vielleicht?«

Leonie schloss die Augen. »Das glaube ich wirklich nicht, Grace«, erwiderte sie und wusste in ihrem Herzen, dass manche Dinge einfach nicht vergeben werden konnten.

3. KAPITEL

Zwei Wochen später bekam Leonie die Schlüssel für die Wohnung und zog aus dem Holiday Inn in das, was ihr brandneues Heim werden würde – zumindest für die nächsten sechs Monate. Sie hatte Grace die Wahrheit gesagt, als sie gemeint hatte, sie wisse nicht, wie lange sie bleiben würde; sie wusste nur, dass sie immer geflohen war, wenn sie mit großen Entscheidungen in ihrem Leben konfrontiert worden war.

Okay, in ihrem Job musste sie cool, ruhig und entscheidungsstark sein, und sie war normalerweise ziemlich gut darin, ebendiese Eigenschaften auch auf die Probleme anderer Leute anzuwenden, doch aus irgendeinem Grund schaffte sie es nie, diese abzurufen, wenn es um ihre eigenen ging.

In ihrer Teenagerzeit, als sich all ihre Klassenkameraden um Examen und Plätze am College Sorgen machten, beschloss Leonie, den Stress zu vermeiden, indem sie ein Jahr lang mit dem Rucksack durch Asien und Australien reiste. Während Grace und ihre anderen Schulfreundinnen entsetzt (und mehr als ein wenig neidisch) gewesen waren, hatten Leonies Eltern sie voll unterstützt. Tatsächlich war die einzige größere Entscheidung, über die sie in letzter Zeit wirklich nachgedacht hatte, die, dass sie zugestimmt hatte, Adam zu heiraten – und darüber hätte sie eindeutig noch mehr nachdenken sollen, überlegte sie jetzt, als sie ihren Rucksack die Stufen hinauf zur Haustür schleppte.

Als sie ihre Wohnung betrat, war sie wieder fasziniert von dem großen winkligen Fenster, das das Wohnzimmer beherrschte und es mit Licht überflutete, und sie nahm an, dass sie viele Tage und Abende auf dem Stuhl am Fenster sitzen und diesen wunderbaren Ausblick über die Bucht in sich aufsaugen würde. Es war der perfekte Ort, um sich mit einem guten Buch dort zusammenzurollen.

Doch auch wenn es verführerisch war, sich an einem so gemütlichen und schönen Ort zu »verstecken« (wie Grace es ausdrückte), wusste sie doch, dass es keinen Sinn hatte. Sie würde am Ende nur noch mehr über das nachgrübeln, was zu Hause passiert war.

Nein, beschloss Leonie sofort, hier würde es kein Trübsalblasen geben. Das hatte sie schließlich schon genug getan, oder? Stattdessen würde sie sich ein paar Tage lassen, um sich einzugewöhnen, und dann darangehen, die Gegend richtig zu erforschen. Die Stadt war so gedrängt, dass man das meiste zu Fuß ansehen konnte, und wenn es zu schwierig würde, in den Hügeln zu laufen, konnte sie immer in eines der Cable Cars springen (auch wenn sie sehr angsteinflößend aussahen, wie sie an einem einzigen Draht diese gigantischen Hügel rauf und runterfuhren – was, wenn dieser riss?). Es war schön, dass ihre Straße nur ein paar Blocks von Fisherman’s Wharf entfernt lag; da unten war mit dem von Touristen bevölkerten Pier 39 und den lebhaften Märkten und Straßenkünstlern immer etwas los. Es war schade, dass sie keinen kannte, doch hoffentlich würde dies nur eine Weile so sein, und wenn sie ernsthaft jemanden brauchte, um zu reden, könnte sie immer noch nach unten gehen und mit den Seelöwen plaudern. Doch zuerst zu den wichtigeren Dingen, beschloss Leonie und krauste die Nase; diese Wohnung brauchte einen gründlichen Frühjahrsputz. Der vorige Bewohner hatte sie nicht gerade in bestem Zustand hinterlassen. Eine Staubschicht lag auf dem Couchtisch und dem Kaminsims, und die angrenzende Küche (die eigentlich mehr eine Kitchenette war) sah echt schäbig aus.

Sie ließ ihren Rucksack im Schlafzimmer fallen und beschloss, sofort wieder nach draußen zu gehen, um ein paar Sachen zu besorgen. Am Ende der Straße gab es einen Minimart, so dass sie sicher genug Putzmittel kaufen könnte, um zumindest für den Nachmittag beschäftigt zu sein. Und wenn sie schon dabei war, konnte sie gleich ein paar Grundnahrungsmittel wie Milch und Zucker anschaffen. Bald würde sie einen Großeinkauf in einem der Supermärkte machen, aber die Wohnung würde erst richtig zum Heim werden, wenn sie eine Tasse Tee getrunken hatte. Ihr lief ein Schauer der Erregung den Rücken hinunter, als sie die Erkenntnis traf, dass sie sich ihre erste Tasse Tee in ihrer eigenen kleinen Wohnung in einer Stadt kochen würde, die Tausende von Meilen von ihrem normalen Leben entfernt war. Trotz der Probleme, die sie überhaupt hierhergeführt hatten, begann sie bereits sich positiver zu fühlen. Und wenn sie etwas dafür tun konnte, dachte sie, die Hände in die Hüften gestützt, während sie ihre neue Umgebung betrachtete, würde sich die Green Street bald wie ihre Heimat anfühlen.

Nachdem sie das Wohnzimmer und die etwas vernachlässigte Küche geschrubbt hatte, begab sie sich endlich ins Schlafzimmer, das zu ihrer Erleichterung nicht so viel Arbeit erforderte, abgesehen davon, dass sie die Teppiche saugte und die Schränke auswischte.

Leonie stellte sich auf einen Küchenstuhl und begann den Schrank abzustauben. Es war ein sehr altes, praktisches antikes Stück aus dunklem Holz und mochte gut und gern genauso alt sein wie das Haus selbst, dachte sie und erinnerte sich daran, dass sie irgendwo gelesen hatte, dass viele viktorianische Häuser aus dem damals leicht verfügbaren (und vor allem feuerresistenten) Holz erbaut worden waren.

Sie griff hinein und fuhr mit dem Staubtuch über ein Brett, wollte aber nicht nur schnell und flüchtig darüberwischen. Dann runzelte sie die Stirn, als ihre Hand auf etwas traf. Sie spähte in die Dunkelheit und erblickte etwas, das wie eine kleine Kiste aus Holz aussah, weit hinten versteckt. Super, stöhnte sie innerlich, die letzten Mieter hatten offenbar ein hübsches Begrüßungsgeschenk mit ihrem ungewollten Müll hinterlassen.

Seufzend zog Leonie die Kiste über das Regal und hob sie aus dem Schank. Sie wollte sie nach unten und aus dem Weg räumen. Doch gerade als sie im Begriff war, sie aufzuheben, verlor sie auf ihrem Stuhl plötzlich das Gleichgewicht, und sie und die Kiste stürzten zu Boden.

»Da schau nur, wozu du mich gebracht hast!«, jammerte sie und rieb sich den Hintern, der das meiste von dem Sturz abbekommen hatte. Der kleine goldene Riegel an der Kiste war aufgegangen, und ihr Inhalt, eine Sammlung von Umschlägen, die lose in Zellophan eingewickelt waren, lag überall verstreut.

So viel zum Aufräumen der Wohnung, grummelte sie bei sich und beschloss, dass es wohl ein Zeichen sein sollte, dass sie für einen Nachmittag genug getan hatte. Ganz zu schweigen von einer sehr guten Ausrede für eine schöne Tasse Tee.

Leonie stand auf und sammelte den Inhalt der Kiste ein. Dabei erkannte sie, dass die Umschläge seltsamerweise immer noch versiegelt und ungeöffnet waren. Sie nahm einen an sich, um ihn genauer zu untersuchen. Es war ein Brief, adressiert an jemanden, der wohl vorher hier gewohnt hatte.

Helena Abbott.

Tatsächlich war jeder einzelne ungeöffnet und alle an dieselbe Person adressiert.

Merkwürdig.

Mit der Kiste im Arm ging Leonie wieder in die Küche und schaltete die Herdplatte mit dem Kessel darauf ein. Während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, setzte sie sich ans Fenster und betrachtete nacheinander die Umschläge. Die Handschrift war auf allen Umschlägen gleich, bemerkte sie. Und dann noch so eine schöne Schrift, fast wie Kalligraphie.

Warum waren die Briefe nicht geöffnet worden? Angenommen, diese Helena Abbott, wer immer sie auch war, hatte vorher hier gewohnt und die Briefe absichtlich in der Kiste weggeräumt (und dazu noch in einer sehr hübsch verzierten), warum hatte sie sie dann nicht geöffnet? Oder sie mitgenommen, als sie ausgezogen war?

Hatte sie sie einfach vergessen, da sie verborgen hinten im Schrank lagen, oder ...?

Das Wasser kochte, und Leonie schüttelte den Kopf und sagte sich, dass es sie nichts angehe. Sie legte die Briefe beiseite, nahm einen Becher aus dem Schrank und machte sich einen Tee.

Doch typischerweise gewann ihr Interesse (oder schlichte Neugier, wie Grace es nennen würde) die Oberhand, und sie kehrte zum Fenstersims zurück und stellte die Kiste auf ihren Schoß und den Tee neben sich.

Sie hob den Deckel an und nahm erneut die Umschläge heraus, um sie näher zu betrachten. Es schien auf keinem einen Absender zu geben, so dass man unmöglich sagen konnte, woher sie kamen. Sie blickte auf die Briefmarke und versuchte zu erkennen, ob diese irgendetwas preisgab, doch es schien sich um nichts Besonderes als eine offiziell aussehende, aber hübsche normale Marke zu handeln.

Na gut, dachte sie und legte sie wieder in die Kiste. Sie würde beim Vermieter anrufen und schauen, ob er eine Adresse hatte, an die sie sie weiterschicken konnte.

Obwohl etwas Leonie sagte, dass Helena Abbott sie nicht vermissen würde.

»Nein, tut mir leid, es gibt keine Nachsendeadresse«, teilte ihr der Mann von der Vermietungsgesellschaft mit, als Leonie ein paar Tage später dort anrief. Sie hatte inzwischen die Wohnung von oben bis unten geputzt und außer der Kiste nichts anderes gefunden, das Vormietern gehören könnte.

»Oh. Es ist nur, ich habe einen Stapel Post ... «

»Post?«

»Entschuldigung, ich meine Briefe«, verbesserte sie sich schnell. »Sie hat sie zurückgelassen, als sie ausgezogen ist, und es könnte wichtig sein.«

»Es tut mir leid, aber wir haben gar nichts in unseren Daten. Wir haben keinen Hinweis auf den Namen, den Sie erwähnt haben, als Kunden dieses Unternehmens.« Leonie runzelte die Stirn. »Was? Aber sie ist doch erst vor ein paar Wochen ausgezogen.«

»Ja, doch sie war keine Kundin von uns. Der Eigentümer hat offenbar vorher eine andere Agentur für die Vermietungen benutzt«, erklärte er.

»Nun, vielleicht hat ja dann der Eigentümer ihre Adresse. Könnte ich seine Nummer haben?«

»Es tut mir leid, aber wir können diese Information nicht herausgeben«, antwortete der Mann.

»Was?«, rief Leonie frustriert aus. »Was soll ich denn dann mit den Briefen anfangen? Es muss doch wohl eine Möglichkeit geben, mit dem Eigentümer in Verbindung zu treten? Ich meine, was, wenn etwas mit der Wohnung schiefgeht, wenn sie abbrennt oder so?«

»Ma’am, die Agentur ist verantwortlich für alle Aspekte der Vermietung, aber wenn Sie uns Ihren Namen und Ihre Nummer geben, kann ich unseren Kunden kontaktieren und ihm eine Nachricht hinterlassen, dass er Sie anrufen soll.« Er klang jetzt ein wenig gereizt.

»Also gut«, seufzte Leonie. Sie nahm an, dabei musste es bleiben. Wahrscheinlich würde sich der Eigentümer keinen Deut um die Habseligkeiten eines früheren Mieters scheren, doch wenn es keine andere Möglichkeit gab, hatte sie es zumindest versucht.

Nachdem das erledigt war, begann sie das Mittagessen zuzubereiten und dachte an das Nächste, was sie tun musste – sich um einen Job kümmern. Sie hatte die letzten Tage damit verbracht, sich in der Wohnung einzurichten und die Gegend ein bisschen besser kennenzulernen. An dem Tag, nachdem sie eingezogen war, hatte sie ein Cable Car hinunter zum Union Square genommen (was ihr echt Angst gemacht hatte), wo sie ein paar Stunden lang die verschiedenen Haushaltsgegenstände eingekauft hatte, die sie brauchte, um die Wohnung vollständig einzurichten. Es gab eine entzückende Kunstgalerie in der Nähe, wo sie ein paar irre Kunstdrucke für einen Apfel und ein Ei erworben hatte, die ihr Wohnzimmer erheblich aufheiterten, genauso wie die hübschen handgemachten Kerzen aus dem Kunstgewerbeladen, den sie einen Block entfernt entdeckt hatte.

San Francisco war berühmt für seine Künstlerkultur und seine Wurzeln aus den Hippie- und New-Age-Jahren, aber sie war doch verblüfft gewesen von der Anzahl an kleinen, unabhängigen Läden und Restaurants, die es hier anstelle der allgegenwärtigen Ketten gab und die sie erwartet hatte. Dieser persönliche Touch trug mit zu dem schönen Gemeinschaftsgefühl bei, das sie von Anfang an in der Nachbarschaft gespürt hatte, und viele der fröhlichen Café- und Delikatessenladenbesitzer waren nur zu glücklich über einen kleinen Plausch und darüber, ihr viele hilfreiche Tipps zu ihrer Umgebung geben zu können.

Tatsächlich waren die Einheimischen so freundlich und offen gewesen, dass sie Leonie den Mut vermittelt hatten, den sie brauchte, um ans Jobsuchen zu denken. Auch wenn sie die ersten Tage genossen hatte, die sie in der Wohnung verbracht und sich eingerichtet und abwechselnd (wie hypnotisiert und süchtig) amerikanisches Fernsehen geschaut oder am Fenster gelesen hatte, während sie hinaus zu den Segelbooten in der Bucht blickte, begann sie nun eine gewisse Unruhe zu spüren. Wenn sie einen Job hätte, würde sie sich hoffentlich besser konzentrieren und dies ihr helfen können, sich noch besser einzugewöhnen, und selbst wenn es sich nur um Kellnern oder Arbeit in einer Kaffeebar handelte, zöge sie doch etwas vor, was mehr Kontakt mit Menschen einschloss. Bei all den Bistros und Delis in der Gegend (vor allem in der Columbus Avenue, in der es mehr italienische Restaurants in einer Straße gab, als Leonie in einer italienischen Stadt gesehen hatte) würde sie hier doch wohl einen Job finden? Nach dem Mittagessen beschloss sie, es anzugehen und sich in dieser Richtung umzuschauen.

Trotz ein wenig Küstennebel war es wieder ein herrlicher sonniger Tag, und als Leonie die Haustür hinter sich schloss, entdeckte sie, wie jemand die Wohnung unten betrat. Es war das erste Mal seit ihrem Einzug, dass sie ein Geräusch hörte oder irgendeine Aktivität bei ihren Nachbarn bemerkte, was entweder von der soliden viktorianischen Bauweise zeugte oder ein Zeichen dafür war, dass die sie umgebenden Mieter nett und ruhig waren.

Es war schade, dass sie sie verpasst hatte, überlegte sie und fand, dass es schön wäre, die Nachbarn zu kennen, zumindest genug, um sich ab und zu zu begrüßen.

Als sie die Stufen hinabging, warf sie sich die Handtasche über die Schulter und lief dann die von Bäumen gesäumte Straße in Richtung Columbus Avenue hinunter.

Auf ihrem Weg entdeckte sie eine zauberhafte italienische Töpferei in einer der Seitenstraßen; ihr buntes Schaufenster und das lebhaft gestrichene Äußere zogen sie an wie eine Elster. Daneben gab es viele hübsche Boutiquen und etwas weiter weg sogar einen niedlichen kleinen Buchladen, und bevor Leonie sich’s versah, war sie völlig vom Kurs abgekommen und in einer Gegend gelandet, die sie nicht wiedererkannte. Doch es war egal, da sie keine Eile hatte und dies nur ein weiterer Aspekt dieser Stadt war, den sie liebte – die Möglichkeit, in einer Gegend umherzuwandern und auf gut Glück einige ihrer unentdeckten Schätze zu entdecken. Sie schlenderte eine Weile weiter und schaute sich die Schaufenster an, blieb ab und zu stehen und stöberte, wonach ihr der Sinn stand, als ein Schild in einem Schaufenster nebenan ihre Aufmerksamkeit weckte.

HILFE GESUCHT

Nach den verschwenderischen Blumenanordnungen im Schaufenster zu urteilen, handelte es sich um einen Blumenladen. Leonie sah zu dem Schild über der Tür und lachte leise über den ach so kitschigen Namen des Ladens. Was sonst? Nun, es besser gleich angehen, dachte sie, stieß die Tür des Flower-Power auf und ging hinein.

»Hallo, ich sehe, Sie suchen Personal?«

Eine strenge, plumpe Frau, die in keiner Weise wie der New-Age-Hippie-Typ wirkte, den Leonie erwartet hatte, sah sie abschätzend an. »Wissen Sie etwas über Blumenbinden, meine Liebe?«

Leonie schluckte. »Nicht viel, um ehrlich zu sein. Ich meine, ich habe keine Ausbildung oder so.« Blödmann, sie hätte wirklich daran denken sollen. Sie hatte keine irgendwie geartete Verkaufserfahrung, da sie als Teenager und auf ihren Reisen gekellnert hatte und von da aus ins Event-Management eingestiegen war. Was war nur in sie gefahren zu glauben, sie könnte in so einem Laden arbeiten? »Obwohl ich in meinem letzten Job viel mit Floristen zu tun hatte«, fügte sie schnell hinzu.

Die Frau zuckte mit den Schultern. »Ist egal, ich habe auch keine«, sagte sie, und Leonie war erstaunt darüber angesichts der verschwenderischen und hochgestylten tropischen Arrangements im Raum. »Ich suche jemanden, der an der Kasse arbeitet und das Telefon übernimmt und die Internetbestellungen. Verstehen Sie was vom Internet?«

»Aber ja. Ich habe zwar auch nicht in diesem besonderen Bereich gearbeitet, ich meine, mit Blumen als solchen, aber ich bin sicher, ich kann es lernen.« Sie fuhr fort, der Frau von ihren Erfahrungen im Event-Management zu berichten und dass sie erst kürzlich nach San Francisco gekommen war und zufällig Arbeit suchte. »Ich kam gerade vorbei und sah das Schild. Deshalb ... «

»Woher kommen Sie, meine Liebe?«, fragte die Frau, die eindeutig verwirrt von dem Akzent war.

»Aus Irland. Europa«, fügte Leonie hilfsbereit hinzu, da ihr klar war, dass nicht jeder mit ihrem Heimatland vertraut war.

»Ich weiß, wo Irland ist, ich war zweimal dort«, erwiderte die Frau und wedelte abschätzig mit dem Arm. »Nehme an, das hübsche Haar sollte es mir verraten haben.« Genau, und die durchsichtige Haut, die so leicht verbrennt, dachte Leonie sarkastisch bei sich.

»Sie haben also eine Sozialversicherungsnummer?«

»Nun ja, nein, ich ... « Dummerweise hatte sie auch daran nicht gedacht und kam sich jetzt wirklich sehr blöd vor. Was hatte sie nur erwartet, in einem anderen Land ohne die nötigen Dokumente einen Job antreten zu können? Ihr Aufenthaltsvisum hatte ihr offensichtlich ein falsches Gefühl der Sicherheit vermittelt und ...

»Ist egal. Ich denke, wir können inoffiziell arbeiten, bis Sie sie haben.« Die Frau schien sehr locker bei allem zu sein, was Leonie argwöhnen ließ, dass dies (zum Glück für sie) typisch für sie war.

»Sie haben nichts dagegen?«

»Nun, lassen Sie uns sehen, wie das Vorstellungsgespräch läuft, und dann können wir die Einzelheiten ausarbeiten. Okay?«

»O ja ... natürlich.« Wieder kam sich Leonie blöd vor.

»Wie heißen Sie denn?«

Man stellte sich vor. Die Frau hieß Marcy, und ihr gehörte das Flower-Power, das sie auch leitete.

»Es ist ein toller Name für einen Blumenladen, vor allem hier.« Leonie lächelte. »Ich nehme an, Sie gehörten zur Hippie-Bewegung?«

Marcy sah beleidigt aus. »Sind Sie verrückt? Ich bin ein braves baptistisches Mädchen aus Mississippi! Nichts von dem ›Freie-Liebe‹-Kram für mich. Ich bin vor ungefähr zehn Jahren nach Westen gezogen, nachdem mein Mann starb.«

»Oh, es tut mir sehr leid, das zu hören.« Leonie war außerdem entsetzt, dass sie das Thema überhaupt angesprochen hatte, doch alle anderen, denen sie begegnet war, waren so freundlich und zuvorkommend gewesen, dass sie sich fast vergessen hatte.

Aber Marcy wirkte unbeirrt. »Hören Sie, Süße, es ist so: Mein letztes Mädchen ist am Samstag gegangen, und vor uns liegt eine wirklich hektische Zeit mit dem Valentinstag, der bald ist. Deshalb brauche ich jemanden, der schlau ist, hart arbeitet und vor allem keinen Babysitter braucht«, fügte sie sarkastisch hinzu. »Aber ich kann es Ihnen auch gleich ganz ehrlich sagen, die Bezahlung ist nicht so toll.« Dann nannte sie einen Wochenlohn, der nur ein Drittel von dem betrug, was Leonie zu Hause verdient hatte, und gerade so ihre Miete decken würde. Doch für den Augenblick konnte sie damit leben. Sie hatte ein paar Ersparnisse, weshalb sie nur genug brauchte, um die Miete und die Lebenshaltungskosten zu zahlen. Ihr Lebensstil war nicht gerade das, was man extravagant nennen würde. »Und es gibt noch Trinkgelder obendrauf, und manche unserer Stammgäste können sehr großzügig sein.« Leonie nickte. »Klingt gut.«

»Sind Sie sicher?«

»Absolut.« Nun ja, sie wusste sehr wenig über Blumen (außer dass man sie bestellen konnte), aber Marcy schien das offenbar nicht für ein Problem zu halten. Und in so einem Laden zu arbeiten sah nach Spaß aus. Leonie hatte immer das Aufheben geliebt, das man um große Geschenketage wie den Valentinstag und Geburtstage machte. Es wäre also schön, mittendrin und Teil einer Branche zu sein, deren Geschäft es vor allem war, dabei zu helfen, dass die Menschen sich gut fühlten. Und mehr noch, sie wäre Teil der örtlichen Gemeinschaft. Noch ein Plus.

Ein paar Minuten besprachen sie alle Einzelheiten, und Leonie war erneut verblüfft von dem Tempo und der Lockerheit, mit der sie sich in ihr neues Leben in San Francisco einfand. Mit der neuen Wohnung und einem brandneuen Job hatte sie ihr altes Leben im Nu hinter sich gelassen. Und das war doch der Plan, oder nicht? »Okay, Leonie«, sagte ihre neue Chefin schließlich, »dann also bis Montag in aller Frische.«

4. KAPITEL

Alex Fletcher hatte langsam das Gefühl, sie müsse die schnippische kleine Blonde anschreien, die vor ihr stand.

»Hi, ich bin Cyndi Dixon, live von ... «

»Cyndi«, unterbrach Alex entnervt, »werd ein bisschen locker, ja? Wir sind nicht live, und das hier ist nicht CNN.«

»Als wenn ich das nicht wüsste«, murrte Cyndi und strich sich übers Haar, bevor sie erneut in die Fernsehkamera blickte. »Hi, ich bin Cyndi Dixon von Today by the Bay. Ich befinde mich heute Morgen am Ort dieser ziemlich ... äh ... ungewöhnlichen Lebensrettung«, fügte sie hinzu und ließ endlich die Wärme in ihre Stimme einfließen, die Alex wünschte.

Fünf Aufnahmen später nickte Alex ermutigend. Today by the Bay – der zweiminütige Unterhaltungs- und Nachrichten-Slot, den Alex für San Franciscos Lokalsender SFTV produzierte – war nicht gerade Live at Five, doch es war ihr Baby, und sie würde nicht zulassen, dass so eine dahergelaufene kleine Barbie es kaputt machte. Es war offensichtlich, dass Cyndi dies hier nur als Sprungbrett für ein Nachrichtenstudio benutzte, und viel Glück dabei, aber Alex war für diese Show nun seit fast zwei Jahren verantwortlich, und Cyndi musste, ob es ihr nun gefiel oder nicht, es so machen, wie es ihr passte.

Okay, es war nicht besonders gut angekommen, dass sie ihr an ihrem ersten Tag gesagt hatte, sie solle ihre braven Schulmädchenzöpfe aufmachen und ihre Garderobe etwas aufpeppen, aber Today by the Bay war eine Sendung, bei der es menschelte, und niemand erwärmte sich für eine Reporterin, die aussah, als ob sie gerade von einer Beerdigung käme.

Cyndi fuhr mit ihrem Kommentar fort. »Genau hier hinter mir riskierte Jake Stephens sein Leben und ganz sicher seine Glieder«, fügte sie hinzu und legte einen kleinen Gluckser in ihre Stimme, »um eine der unglaublichsten Rettungsaktionen im Wasser auszuführen, die die Stadt jemals gesehen hat.«

»Schnitt!« Frustriert gab Alex dem Kameramann Dave ein Zeichen. »Vielleicht ein bisschen zu dramatisch am Ende?«, sagte sie zu Cyndi, die die Augen verdrehte. »Lass uns einfach bei ›der unglaublichsten Rettungsaktion im Wasser‹ weitermachen, okay?«

»Klar«, maulte Cyndi, bevor weitergefilmt wurde. »Tja, Leute, ihr könnt euren Augen trauen, denn die Szene, die ihr gerade auf euren Bildschirmen seht, zeigt einen Mann, der einen Bären aus der schnell fließenden Strömung der Bay rettet. Wie also ist ein dreihundert Pfund schwerer kalifornischer Bär hier in der Stadt gelandet, und dann auch noch im Wasser? Nun, wie er hergekommen ist, ist für Jake Stephens nicht wichtig. Sobald unser Held sah, dass der Bär in Schwierigkeiten steckte, sprang er rein und half dem Tier in Sicherheit, ohne an seine eigene zu denken.«

»Schnitt! Super, Cyndi«, begeisterte sich Alex, da dies und das Interview, das sie bereits mit Stephens geführt hatte, höchstwahrscheinlich reichen würden.

Was für ein verrückter Kerl, einfach so ins Wasser zu springen. Glücklicherweise war der Bär zu müde und schwach vom Schwimmen, um ihn anzugreifen; stattdessen hatte das Tier den Mann als Schwimmhilfe benutzt, bis Rettung kam. Wie Cyndi erwähnt hatte, konnte man nur raten, wie der Bär hier in der Bucht gelandet war, doch dieser Teil der Geschichte ging Alex nichts an; die Dramatik der Rettungsaktion würde die Zuschauer am meisten interessieren, vor allem mit dem begleitenden Filmmaterial, das sie glücklicherweise von einem vorbeigehenden Touristen bekommen hatten. Es war die Art von fesselnder, dramatischer und oft herzerwärmender Nachricht, für die Today by the Bay spezialisiert war, und wenn Sylvester Knowles, der Chefproduzent des Senders, das nicht zeigte, würde Alex einen Besen fressen.

Sylvester hatte sehr strenge Regeln für Today by the Bay, und das hier lag genau auf seiner Linie. Wenn Alex manchmal versuchte in interessantere Richtungen abzudriften, die eher eine Nachricht wert waren, wurde sie schnell zurechtgestutzt. »Ach, kommen Sie schon, dieser ganze grüne Kram ist doch zum Einschlafen«, hatte er protestiert, als sie einmal etwas über eine Fluglinie angebracht hatte, die sogenannte Umwelttaktiken nutzte, um heimlich neue Gebühren einzuführen. Die Gesellschaft war fast überglücklich darüber, grün zu sein, wenn das hieß, dass sie etwas noch Grüneres von ihren duldsamen Passagieren bekommen konnte, und hatte eine Gebühr einführen wollen, weil sie ihre Toilettenspülungen unter dem Banner des »Wasserschutzes« betätigten. Alex war sich sicher, dass so eine Geschichte das Publikum interessieren würde, doch wie immer wollte Sylvester nichts davon wissen.

Sosehr sie ihren kleinen Zwei-Minuten-Sendeplatz und die Vielfalt liebte, den er ihr bot, so sehr sehnte sie sich manchmal danach, eine »richtige« Geschichte zu machen, nicht unbedingt über Politik oder Gesellschaft, aber etwas Handfestes, was dem Durchschnittsamerikaner wirklich Feuer unter dem Hintern machte. Sie nahm an, dass sie das von ihrem Dad geerbt hatte, der Zeitungsjournalist gewesen war zu einer Zeit, als Geschichten, echte Geschichten noch zählten.

»Wir sind jetzt fertig«, sagte Cyndi in einem Ton, der eher eine Feststellung beinhaltete als eine Frage.

»Sicher«, erwiderte Alex locker. »Soll ich dich zurück zum Sender mitnehmen? Dave und ich fahren jetzt in die Richtung.« Als Nächstes ging es direkt in den Schneideraum, um die Geschichte für einen Platz in den Abendnachrichten fertigzubekommen, und Sylvester würde bis dahin zweifellos vor alle Werbepausen einen Fünf-Sekunden-Anreißer wollen.

»Eigentlich muss ich woanders sein«, antwortete Cyndi, und es klang, als ob sie zu einem Treffen mit dem Präsidenten müsste.

»Okay, dann ruf ich dich an, wenn wir dich morgen zum Filmen brauchen. Ich glaube aber, ein Voiceover sollte reichen.« Morgen stünde ein Interview mit einem neunundsechzigjährigen Typen an, der der älteste Cable-Car-Fahrer der Stadt war und in Kürze in Rente gehen würde. Da der Mann (anders als die meisten Zuschauer) sich als ein lebhafter und unterhaltsamer Interviewpartner erwiesen hatte mit vielen Anekdoten aus seinen Jahren im Job, würden sie Cyndis hübsches Gesicht nicht brauchen, um das Interesse des Zuschauers zu fesseln oder Zeit auf dem Bildschirm zu füllen.

»Auch egal.« Cyndi war bereits anderswo, und Alex nahm sich vor, Sylvester zu fragen, warum er ihr ständig diese kostbaren Prinzessinnen aufs Auge drückte. Sie wusste, er würde damit kontern, dass er darauf beharrte, sie solle doch selbst vor die Kamera treten, doch sie hatte kein Interesse daran. Mit ihren großen braunen Augen, hohen Wangenknochen und einem Aussehen, das die Leute oft als »exotisch« bezeichneten (was vor allem auf ihr mediterranes Erbe zurückzuführen war), nahm sie an, dass sie für die Rolle wahrscheinlich wie geschaffen war, doch sie hatte sich schon immer hinter der Kamera wohler gefühlt als davor. Und, überlegte sie, während sie mit einer Strähne ihrer langen dunklen Haare spielte, es hieße, dass sie zehn Pfund abnehmen und eine Tonne Make-up jeden Tag tragen müsste, was einfach nicht in Frage kam.

Alex war kurz vor der Mittagszeit zurück an ihrem Schreibtisch im Büro von SFTV. Sie sah ihre Nachrichten durch und entdeckte, dass mitten in dem beruflichen Kram eine steckte, sie solle ihren Anwalt anrufen. Alex’ Herz schlug automatisch schneller.

Es konnte doch nicht sein, oder?

Sie wischte sich die Hände, die plötzlich ganz klamm geworden waren, an ihren Jeans ab, bevor sie den Hörer abnahm, um zurückzurufen.

»Doug, hier ist Alex«, sagte sie und versuchte gleichmäßig zu klingen. »Sie haben angerufen?«

»Leider keine guten Nachrichten«, antwortete Doug ohne große Vorrede. »Dieselbe alte Geschichte.«

»Was?« Alex war sich nicht ganz sicher, wie sie sich fühlen sollte. Sie hatte erwartet, dass sie diesmal andere Nachrichten hören würde. »Sie haben ihn nicht geschnappt?«

»Nun, was unseren Typen angeht, so hatten Sie recht; er war mal da, aber ist es nicht mehr.«

Sie wusste ehrlich nicht, ob sie Erleichterung oder Enttäuschung empfinden sollte. Ihr war natürlich klar, was sie fühlen sollte, doch wenn es darum ging, befand sie sich nie auf sicherem Boden.

»Was machen wir denn nun?«, fragte sie Doug. »Ich meine, es muss doch erledigt werden.«

»Ich kann kurzfristig nicht viel für Sie tun, wenn wir diesen Typen nicht festnageln können, Alex.« Der Anwalt war vorsichtig. »Hören Sie, fragen Sie doch noch etwas rum und schauen Sie, was Sie herausfinden können, oder vielleicht denken Sie darüber nach, einen Profi auf den Fall anzusetzen. Sonst werden wir uns eine Alternative überlegen müssen, aber dafür ist es wahrscheinlich im Moment noch zu früh.«

»Zu früh ... aber es ist über ein Jahr her!«, rief sie aus, auch wenn es in Wahrheit länger her war, seit alles wirklich begonnen hatte.

»Ja, aber in den Augen des Gesetzes ... «, begann Doug mit seinem üblichen Mantra.

»Ich weiß, ich weiß«, sagte Alex erschöpft. »Ich versuche es ja weiter, schaue, ob ich etwas Neues herausfinde. Es tut mir alles so leid; ich war mir diesmal so sicher.«

»Tun Sie das. Und versuchen Sie sich keine Sorgen zu machen, wir werden den Kerl schließlich festnageln können. Das tun wir immer.«

»Das hoffe ich, Doug.« Sie bemühte sich, so zu klingen, als ob sie es so gemeint hätte, auch wenn sie sich in Wahrheit nicht so sicher war. »Und es tut mir leid, dass Sie Ihre Zeit erneut für eine sinnlose Unternehmung vergeudet haben.«

Auch wenn sie wusste, dass der Anwalt selbst wohl kaum auf die Jagd gegangen war; wahrscheinlicher war, dass irgendein Lakai, den die Kanzlei beschäftigte, diese Art von Beinarbeit erledigte.

»Kein Problem. Mir tut es leid, dass ich keine guten Neuigkeiten hatte, damit ich diese Sache ein für alle Mal abschließen kann«, endete Doug, bevor er auflegte. Das Gespräch hallte immer noch in ihrem Kopf nach, als Alex sich auf ihrem Stuhl zurücklehnte und tief aufseufzte.

»He, was soll das lange Gesicht?«, fragte Sylvester, der ihr Seufzen gerade noch mitbekam. »Ich hoffe, Ihr Doktor hat Sie nicht sitzenlassen, vor allem nicht jetzt, da der Valentinstag so nahe ist.«

Als sie an Jon dachte, musste Alex lächeln. »Nein, wir gehen heute Abend aus«, berichtete sie ihrem Boss.

»Gut. Superchirurg oder nicht, dieser Typ kriegt es mit mir zu tun, wenn er Ihnen was tut.«

»Das werde ich ihm ganz bestimmt sagen«, gab sie mit einem Lächeln zurück.

Sie und Jon French, ein Chirurg aus dem Memorial Krankenhaus in der Stadt, gingen seit ein paar Monaten miteinander, und auch wenn alles bis jetzt super gelaufen war, so näherte sie sich nun sehr schnell einem entscheidenden Punkt in ihrer Beziehung, von dem ihr klar war, dass sie ihn nicht länger aufschieben konnte. Er wusste natürlich, was mit ihr los war, hatte es von Anfang an gewusst und schien deshalb keine Probleme zu haben zu warten. Doch nun, da ihre Beziehung fast vier Monate dauerte und immer noch nichts passiert war, nahm sie an, dass sie ihm eigentlich keine Vorwürfe machen konnte, wenn er kribbelig wurde.

Würde sie immer noch so empfinden, wenn Dougs Anruf anders gewesen wäre?, fragte sie sich. Hätte sie sich damit zur Ruhe legen können? Sie zog eine Grimasse wegen ihrer Wortwahl und versuchte ihre Gedanken in den Griff zu bekommen. Es hatte keinen Sinn, auch nur in diese Richtung zu denken. Wenn überhaupt, hatte sie Glück, dass Jon in dem Moment in ihr Leben getreten war, und doppelt Glück, dass er so geduldig und verständnisvoll war.

Nur ihre pragmatische Seite wollte eben, dass das erledigt wurde, beruhigte Alex sich, und nichts sonst sollte da mitspielen. Ihre Beziehung mit Jon sollte weitergehen, und mit etwas Glück würde sie endlich den Abschluss bekommen, den sie wollte.

Doch im Augenblick, dachte Alex, während sie ihre restlichen Nachrichten durchschaute, sieht es so aus, als ob dieser Abschluss nicht so schnell eintreten würde.

»Wow, du siehst ja toll aus!« Jon war des Lobes voll, als Alex an diesem Abend im Restaurant eintraf, und sie war zufrieden mit ihrer Entscheidung, das neue blaue Seidenkleid von Diane von Fürstenberg mit der einen freien Schulter zu tragen, das sie in der Woche zuvor bei Macy’s gekauft hatte.

Sie aßen zu Abend im Cliff House, einem ihrer Lieblingsrestaurants in der Stadt, das, wie der Name schon sagte, auf den Klippen hoch über dem Pazifik lag. Von ihrem Fenstertisch sahen sie, wie die Lichter der Küste von Marin in der Ferne blitzten, und unten auf dem Wasser fuhren Kreuzschiffe unter der Golden Gate zur Bucht hinein und wieder hinaus. Jon sah heute Abend auch ziemlich gut aus, bemerkte sie, mit einem schwarzen Hemd von Ralph Lauren und braunen Hugo-Boss- Chinos. Sein dunkles Haar war frisch geschnitten, und seine tiefbraunen Augen leuchteten in dem gedämpften Licht. Mann, war er sexy!

»Wie war deine Woche?«, fragte er, als der Kellner ihre Bestellung aufgenommen hatte.

»Danke, gut.« Alex beschloss, nichts über Dougs Anruf vorhin zu sagen. Nicht, dass es viel ausmachte (zumindest Jon nicht), aber sie wollte heute Abend eigentlich nicht mehr über dieses spezielle Thema reden. »Auch wenn ich, anders als du«, scherzte sie, »keine Leben gerettet habe.«

»He, ein Job ist ein Job«, entgegnete er mit einem bescheidenen Lächeln, und wieder war Alex beeindruckt von seinem Mangel an Arroganz oder Eitelkeit. Mit sechsunddreißig war er einer der jüngsten, aber wichtigsten Chirurgen am Memorial, doch er tat immer so, als wäre das keine große Sache. »Natürlich ist der größte Nachteil daran, dass ich dich nicht so oft zu Gesicht bekomme, wie ich möchte.« Er griff über den Tisch und schlang seine Finger um ihre. Dabei spürte Alex, wie ihr unwillkürlich ein Schauder den Rücken hinunterlief.

»Du hast also noch mehr Nachtschichten vor dir?« Sie versuchte, nicht zu enttäuscht zu klingen.

»Eine ganze Woche nach Sonntag. Es tut mir leid, Liebes, ich habe echt gehofft, wir könnten am Donnerstag etwas Besonderes machen, aber es geht einfach nicht.« Alex war verwirrt. »Warum Donnerstag?«

»Naja, am Valentinstag natürlich«, erwiderte er, als ob es das Offensichtlichste auf der Welt wäre, und sie musste lächeln. Noch etwas, was sie an Jon liebte, war, dass er keine Spielchen spielte und nichts von dem unreifen Machogehabe und der männlichen Angeberei an sich hatte, die oft Hand in Hand mit einer Beziehung gingen. Stattdessen war er völlig aufrichtig und entschlossen in Bezug auf das, was er wollte, und für Alex war dies höchst anziehend. Eindeutig im Einklang mit seiner Männlichkeit, war er auch noch sehr aufmerksam und obendrein ziemlich romantisch (auch wenn Alex diesen ganzen Kram mit Herzchen und Blumen weit hinter sich hatte), und sie hatte Glück, ihn gefunden zu haben. Warum also hielt sie sich immer noch zurück?

Nun, Schluss damit, entschied sie plötzlich, während sie sein hinreißendes Gesicht in sich aufsog. Kein Aufschub und keine Ausreden mehr; wenn Jon sie nach dem Essen in seine Wohnung auf dem Nob Hill einlud, würde sie diesmal mitgehen. Und ganz realistisch: Wie viel länger konnte sie noch warten? Gleich von Anfang an hatte es echt zwischen ihnen gefunkt, war es also nicht allmählich Zeit, dass sie sich gestattete, dem nachzugeben und es einfach zu tun? Und wenn sie schon darüber nachdachte, warum warten, bis sie gefragt wurde?

»Mach dir keine Sorgen«, sagte sie und lächelte scheu. »Warum feiern wir es nicht stattdessen heute Abend?« Jon sah auf, begegnete ihrem Blick und begriff sofort, was sie meinte. »Klingt toll für mich. Wollen wir das Dessert auslassen?«

»Dessert?« Alex lachte. »Wir hatten doch noch nicht mal unsere Vorspeise.«

»Ich glaube, mir ist gerade klargeworden, dass ich doch nicht so viel Hunger habe«, erwiderte er mit einem schelmischen Lächeln.

Heute Abend würden sie und Jon ihre Beziehung auf eine ganz andere Stufe heben, und Alex würde endlich dieses verrückte, dumme Schuldgefühl beiseitefegen können, das jedes Mal wieder auftauchte, wenn sie bis jetzt daran gedacht hatte. Und das war ein Witz, oder? Warum sollte sie Schuldgefühle haben, weil sie versuchte, den Rest ihres Lebens weiterzuleben?

Jon nahm ihre Hand und führte sie zu seinem Mund, ließ winzige Küsse auf die zarte Haut an der Innenseite ihres Handgelenks regnen, ein kleiner, aber sehr effektiver Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Alex schluckte. Heute Nacht würde eindeutig die Nacht werden, und sie wusste schon jetzt, es würde toll werden.

5. KAPITEL

»Du hast einen Job – schon?«, rief Grace aus. »Wahnsinn, du verschwendest keine Zeit, oder?«

»Es war nur Glück, denke ich«, antwortete Leonie und erzählte, wie sie auf das Flower-Power gestoßen war. Sobald sie an jenem Tag erfolgreich ihren Weg zurück zur Green Street gefunden hatte, wurde ihr klar, dass Marcys Laden nur fünf Häuserblocks weg von der Wohnung lag, ein kurzer Fußweg von zehn Minuten. Es könnte nicht praktischer sein, und wieder und weil alles sich gerade so locker zu fügen schien, fragte sich Leonie, ob jemand da oben ihr vielleicht half. Heute war ihr erster Tag im Job gewesen, und auch wenn es hektisch gewesen war, hatte sie es wirklich genossen, mittendrin zu sein.

»Aber ein Blumenladen?«, sagte Grace ungläubig am anderen Ende der Leitung. »Du verstehst doch überhaupt nichts von Blumen.«

»Nun, ich verstehe ein wenig aus meiner Zeit bei Xanadu, aber ich werde einfach beim Arbeiten alles lernen.«

»Wow, du bist wirklich irre, Leonie«, fuhr ihre Freundin fort, diesmal mit offensichtlicher Bewunderung in der Stimme. »Erst ein paar Wochen dort, und schon gehörst du praktisch zu den Einheimischen. Ich verlaufe mich ja schon im Einkaufszentrum von Dundrum, ganz zu schweigen davon, dass ich mich in so einer Riesenstadt wie San Francisco zurechtfinden würde.«

»Aber es ist leicht, sich hier zurechtzufinden. Es ist eine sehr kompakte Stadt, man kann fast überall zu Fuß hingehen ... «

»Nun, ich sehe mich nicht ... O Rocky, hör auf, lass deine Schwester in Ruhe!«, ermahnte Grace ihren Sohn, bevor sie unbeirrt mit dem Gespräch fortfuhr. »Aber ich beneide dich trotzdem um dein Selbstvertrauen. Kommt wahrscheinlich von all den Reisen, die du gemacht hast. Oh, und apropos, wir versuchen im Moment unseren ersten Familienurlaub zu planen«, fügte sie aufgeregt hinzu.

»Wirklich? Wohin wollt ihr denn?« Leonie war überrascht, das zu hören. Grace hasste im Allgemeinen Reisen, und die Zwillinge, die drei Jahre alt waren und nur Flausen im Kopf hatten, wären auf jedem Flug nicht zu bändigen.

»Ray hat von Tunesien gesprochen. Offenbar wird es dort nicht zu heiß um Ostern herum sein, aber es wird wärmer sein als Zypern, woran wir zuerst gedacht haben. Jetzt frag mich nicht mehr, denn er soll alles arrangieren, und um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht mal sicher, ob es eine der griechischen Inseln ist oder ... «