Wiedersehen in Dublin - oder: Denk an mich - Melissa Hill - E-Book
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Wiedersehen in Dublin - oder: Denk an mich E-Book

Melissa Hill

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Beschreibung

Sie trifft ihre große Liebe – doch sie kann sich nicht erinnern: Der bewegende Roman »Wiedersehen in Dublin« von Melissa Hill jetzt als eBook bei dotbooks. Im Angesicht des Unglücks hilft nur die Hoffnung: Abby kann sich nach einem Unfall plötzlich an vieles aus ihrem Leben nicht mehr erinnern. Auch nicht an den Mann, mit dem sie einen zauberhaften Tag in New York verbracht haben muss. Als ihre Familie sich immer merkwürdiger verhält und Abby zunehmend verzweifelter wird, steht er plötzlich in Dublin vor ihr: Ein Mann, der für sie ein Unbekannter ist, und sie doch mit einem einzigen Lächeln verzaubert ... und der manchmal mehr über sie zu wissen scheint als sie selbst. Aber welches Geheimnis verbirgt sich wirklich hinter dem Verlust ihrer Erinnerung – und darf sie Finns Liebe zulassen, solange sie es nicht kennt? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der gefühlvolle Liebesroman »Wiedersehen in Dublin« von Melissa Hill wird Fans von Nicholas Sparks und Jojo Moyes begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 529

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Über dieses Buch:

Im Angesicht des Unglücks hilft nur die Hoffnung: Abby kann sich nach einem Unfall plötzlich an vieles aus ihrem Leben nicht mehr erinnern. Auch nicht an den Mann, mit dem sie einen zauberhaften Tag in New York verbracht haben muss. Als ihre Familie sich immer merkwürdiger verhält und Abby zunehmend verzweifelter wird, steht er plötzlich in Dublin vor ihr: Ein Mann, der für sie ein Unbekannter ist, und sie doch mit einem einzigen Lächeln verzaubert ... und der manchmal mehr über sie zu wissen scheint als sie selbst. Aber welches Geheimnis verbirgt sich wirklich hinter dem Verlust ihrer Erinnerung – und darf sie Finns Liebe zulassen, solange sie es nicht kennt?

Über die Autorin:

Melissa Hill ist eine USA-Today-Bestsellerautorin aus dem irischen County Wicklow. Ihre Romane über Familie, Freundschaft und Liebe erschienen bislang in über 26 Sprachen. Ihr Roman »Ich schenk dir was von Tiffany’s« wurde von Reese Witherspoons Produktionsfirma »hello sunshine« für Amazon Prime mit dem Titel »Weihnachtsgeschenke von Tiffany« verfilmt.

Die Website der Autorin: melissahill.info

Auf Facebook: facebook.com/melissahillbooks

Auf Instagram: @melissahillbooks

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre gefühlvollen Romane »Ich schenk dir was von Tiffany’s«, »Wiedersehen in Irland«, »Der Himmel über Castlegate«, »Die Schwestern von Killiney«, »Wiedersehen in Dublin« und »Das Glücksarmband«.

***

eBook-Neuausgabe Februar 2024

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2008 unter dem Originaltitel »Before I Forget« bei Hodder & Stoughton, London. Die deutsche Erstausgabe erschien 2011 unter dem Titel »Denk an mich« bei Droemer Knaur.

Copyright © der englischen Originalausgabe 2008 by Melissa Hill

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2011 Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.

Copyright © der Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mm)

ISBN 978-3-98690-962-8

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

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www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Melissa Hill

Wiedersehen in Dublin

Ein Irland-Roman

Aus dem Englischen von Tina Thesenvitz

dotbooks.

DANKSAGUNG

Meine ganze Liebe und mein Dank gelten meinem Mann Kevin, Mam und Dad und all meinen Freunden für ihre andauernde Unterstützung. Amanda, die jeden ersten Entwurf liest und mir jene so entscheidende erste Reaktion zeigt, und Sharon, die meistens lieber auf das fertige Buch wartet. Ich könnte mir keine besseren Schwestern wünschen.

Von Herzen Dank auch an meine Superagentin Sheila Crowley, die für mich unglaublich schwer arbeitet – ich schulde Dir so viel. Dank auch an alle bei Hodder, vor allem an Auriol, Breda und Lucy – es ist eine Freude, mit ihnen allen zu arbeiten.

Mein Dank geht einmal mehr an die Buchhändler in Irland, England und darüber hinaus, die meine Bücher so unglaublich unterstützen, ich weiß das sehr zu schätzen.

Alle, die meine Bücher kaufen und lesen und die mir auf meiner Website www.melissahill.info so viele wunderbare Nachrichten geschickt haben. Wiedersehen in Dublin ist Ihnen allen gewidmet, und ich hoffe wirklich, dass es Ihnen gefällt.

Gewidmet den Lesern meiner Bücher überall.

Ihre Unterstützung gestattet mir,

den besten Job auf der Welt zu haben.

Danke.

KAPITEL 1

14.55 Uhr. Zweifellos war Kieran bereits in der Kirche, wartete besorgt darauf, dass sie kam, und scherzte mit seinem Trauzeugen Ger, um seine Nervosität zu verbergen. Obwohl Kieran, so wie sie ihn kannte, nicht im mindesten nervös oder besorgt sein würde, nur weil seine Braut nicht auftauchte. Sein Selbstvertrauen gehörte zu den Eigenschaften, die Abby an ihm liebte. Doch sie fragte sich, ob er sich gar keine Gedanken wegen der Zeremonie als solcher machte – unsicher, was seinen Entschluss anging, sich für den Rest seines Lebens an eine Frau zu binden. Abby schluckte schwer, als sie zum Autofenster hinausschaute. Ihre Handflächen waren feucht, und sie musste dem Drang widerstehen, sie an ihrem Kleid abzuwischen.

15.05 Uhr. Sie fühlte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie waren nur noch Minuten von der Kirche entfernt, und eine Sekunde lang dachte sie daran, dem Fahrer zu sagen, er solle wenden und zurückfahren – zurück nach Hause und weit weg von alledem. Sie könnte sich eine Zeitlang bedeckt halten und warten, bis der Sturm vorüber wäre. Aber Abby wusste, dass sie das nicht tun konnte – nicht jetzt. Nicht, nachdem sie schon so weit gekommen war.

15.08 Uhr. Sie erreichten die Kirche, und als das Auto näherkam, sah sie die Hochzeitsgäste in verschiedenen Grüppchen vor dem Eingang verteilt. Die meisten plauderten und rauchten, während sie auf die Ankunft des Hochzeitsautos warteten. Unter ihnen entdeckte sie Kierans Schwester, den Teenager Katie, die ein ziemlich offenherziges Kleid trug und mit einer viel älteren Frau sprach, die Abby nicht kannte. Abby hob eine Augenbraue, erstaunt, dass die spießige und konservative Margaret Redden ihrer kostbaren Tochter erlaubt hatte, so ein tief ausgeschnittenes Kleid anzuziehen. Aber vielleicht hatte ja Kierans Mum für den heutigen Tag Zugeständnisse gemacht, und es bestand kein Zweifel daran, dass Katie wirklich wunderschön aussah. Margaret war wahrscheinlich schon drinnen. Hübsch herausgeputzt, tat sie sicherlich ihr Bestes, um überlegen zu erscheinen, während sie darauf wartete, dass die Zeremonie anfing. Abby argwöhnte, dass die Verspätung der Braut bei ihrer zukünftigen Schwiegermutter nicht gut ankommen würde. Ganz plötzlich gab es eine Bewegung aus Füßescharren und Zigarettenaustreten, als die Gäste bemerkten, dass das Hochzeitsauto sich näherte, und einer nach dem anderen strömten sie in die Kirche.

15.13 Uhr. »Hier wären wir also«, verkündete der Fahrer und verlangsamte die Fahrt.

Trotz ihrer Nervosität glückte Abby ein Lächeln. »Danke«, sagte sie und fuhr sich linkisch mit der Hand durch ihre frisch gestylten blonden Locken. Sah sie gut aus? War ihr Make-up in Ordnung? Vielleicht hätte sie ihr Haar hochstecken sollen, anstatt es offen zu lassen. Bei all dem Stress, der zu dem heutigen Tag geführt hatte, hatte sie ein paar Pfund verloren, so dass ihr Kleid zumindest ein bisschen besser saß. Trotzdem war es besonders wichtig, dass sie ausgerechnet heute so gut wie nie aussah. Fast geriet sie in Versuchung, den Fahrer zu fragen, was er meinte, doch wie idiotisch würde das wohl klingen?

Abby atmete tief durch und streckte die Hand nach dem Türgriff aus, doch inzwischen war der Fahrer ausgestiegen und hielt ihr bereits die Tür auf.

»Danke«, sagte sie wieder und stieg rasch aus. Sobald sie die relative Sicherheit des Autos verließ, begann sich in ihrem Kopf alles zu drehen, und ihr Herz schlug noch schneller. Was zum Teufel machte sie hier?

Doch es war keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn Abby hörte, dass irgendwo in der Ferne eine Orgel anfing zu spielen und der »Brautmarsch« ertönte. Irgendwie schafften es ihre butterweichen Knie, sie durch die Tür und in die Kirche zu tragen, wo Kieran darauf wartete, sein Ehegelöbnis abzulegen. Sie sah, wie die Gäste sich umdrehten und auf jene verträumte Art lächelten, wie sie es bei Bräuten taten, und sie fragte sich, wie viel länger sie es wohl noch aushalten könnte. Dann ruhte Abbys Blick auf Kieran, und kleine schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen, als sie den Ausdruck in seinem Gesicht erkannte. Das glückliche Lächeln und die reine Anbetung in seinen Augen, während er zusah, wie seine elegante Braut sich näherte, reichten fast aus, um ihr das Herz entzweizureißen. Und als die Braut vorne im Gang ankam und ihren Platz neben Kieran einnahm, wusste Abby, dass sie es nicht mehr aushielt.

15.25 Uhr. Tränen liefen ihr über die Wangen, und schnell schlich sie sich durch die Seitentür der Kirche hinaus, dorthin, wo ihr Taxi wartete.

»Alles in Ordnung, meine Liebe?«, fragte der Fahrer, als sie wieder im Auto saß. »Sie haben aber nicht lange gebraucht.« Dann, als er den offensichtlichen Kummer seines Fahrgastes bemerkte, fügte er freundlich hinzu: »Ach ja, Hochzeiten können manchmal sehr emotional sein, nicht wahr?«

»Ja«, antwortete Abby, erstaunt, dass sie noch ihre Stimme fand, bevor sie innerlich hinzufügte: Vor allem, wenn es die Hochzeit der Liebe seines Lebens mit einer anderen ist.

Irgendwann später ließ der Fahrer sie dann an der Tür zu ihrer Wohnung in Portobello hinaus, derjenigen, die sie und Kieran miteinander geteilt hatten, bevor ...

Doch es hat keinen Sinn mehr, daran zu denken, sagte sich Abby, deren Augen gerötet waren, als sie den Fahrer bezahlte. Kieran war jetzt verheiratet, und egal, wie sehr sie auch hoffte, er möge sich besinnen, egal, wie oft sie sich gewünscht hatte, dass die Hochzeit abgesagt werden möge, oder gehofft hatte, dass es in letzter Minute noch einen Haken geben würde, sie hatte heute mit eigenen Augen gesehen, dass es kein Zurück gab. Egal, wie sehr sie ihn geliebt hatte – wie sehr sie ihn immer noch liebte –, Kieran war für immer für sie verloren.

Und jetzt konnte sie nur noch versuchen, ihn zu vergessen.

KAPITEL 2

»Du hast es vergessen, oder?«

»Was vergessen?«, fragte Abby geistesabwesend. Sie klemmte den Telefonhörer zwischen Hals und Schulter und durchwühlte panisch den Stapel Papiere auf ihrem Schreibtisch. Wo um alles in der Welt war dieser Ordner?

»Mums Geburtstagsessen ...«

Die Papiere fielen schlaff auf den Schreibtisch, fast gleichzeitig mit Abbys Innereien. »O nein!«, stöhnte sie. »Wusste ich es doch«, sagte ihre Schwester Caroline, und Verzweiflung lag in ihrer Stimme. »Deshalb habe ich es für besser gehalten, anzurufen und dir eine Chance zu geben, pünktlich zum Restaurant zu kommen, anstatt uns alle auf dich warten zu lassen.« »Danke, Schwesterherz«, erwiderte Abby und meinte es auch so. Sie schaute auf die Uhr und sah, dass es fast sechs war. Wenn sie in einer Stunde ginge, hätte sie gerade noch genug Zeit, schnell heim in die Wohnung zu flitzen, sich umzuziehen und es bis acht Uhr zum Restaurant zu schaffen. Das einzige Problem war, dass sie immer noch viel zu viel hier zu tun hatte und ...

»Was machst du eigentlich heute im Büro? Es ist Samstag, Abby. Mum hatte recht, du arbeitest zu viel.« »Ach, versuche nur mich auf dem Laufenden zu halten«, antwortete sie beiläufig, da sie ihrer Schwester gegenüber nicht zugeben wollte, dass die Arbeit in ihrem Leben im Augenblick so ziemlich das Einzige war, über das sie noch einigermaßen so etwas wie Kontrolle zu haben schien. Ganz abgesehen davon, dass es ihr gefiel, bei Duffy Masterson, dem Steuerberater, hart zu arbeiten. Das gab ihr ein Gefühl der Zielgerichtetheit, von Sinn und half ihr, sich abzulenken von ... allem.

Caroline schnaubte verächtlich. »Es ist wirklich nicht normal für ein Mädchen deines Alters, am Wochenende im Büro zu schuften. Du solltest dich besser amüsieren.«

Inzwischen war das eines von den gerne angebrachten Argumenten ihrer Schwester. Caroline liebte im Gegensatz zu ihr nichts mehr, als auszugehen und sich zu amüsieren. Doch für sie war es anders; sie hatte ihren wundervollen Ehemann Tom und ein phantastisches Leben und musste sich um nichts auf der Welt Sorgen machen. Sie hatte nie etwas erlebt, was dem Schmerz und dem gebrochenen Herzen von Abby auch nur im Entferntesten nahekam.

»Nun, ich gehe doch heute Abend mit Leuten aus, oder?«, erwiderte sie locker. Auch wenn man darüber streiten konnte, ob dies »sich amüsieren« bedeutete oder nicht.

»Ja, aber wie ich dich kenne, wirst du beim ersten Gang ganz nervös sein und dir Ausreden einfallen lassen, um beim dritten zu gehen.«

»Das ist nicht fair«, entgegnete Abby außer sich.

»Na ja, es mag nicht fair sein, aber es ist ganz sicher wahr.« Dann wurde Carolines Stimme sanfter. »Hör zu, wir machen uns doch nur Sorgen um dich, okay? In letzter Zeit scheinst du für nichts anderes mehr Zeit zu haben als für die Arbeit, und wir haben dich kaum mehr gesehen, seit ...« Sie hielt inne. »Nun, du weißt schon, seit alldem.«

Seit Kieran mich sitzengelassen hat, ergänzte Abby bei sich.

Die Trennung war vor sieben Monaten passiert, doch ihre Schwester wusste nicht, dass Abby letzte Woche zur Hochzeit ihres Ex gegangen war – das tat schließlich keiner. Soweit es ihre Freunde und ihre Familie betraf, hatte sie seit Monaten nichts mehr von Kieran gesehen oder gehört. Sie konnte ihnen gegenüber nicht zugeben, dass sie am Tag seiner Hochzeit zu der Kirche gefahren war, konnte nicht zugeben, wie erbärmlich dumm sie gewesen war, dass sie geglaubt hatte, er könnte seine Meinung ändern.

Natürlich hatte Abby sich in der Zeit vor jenem Tag immer wieder gesagt, dass der Grund, weshalb sie überhaupt zu der Kirche fahren wollte, sei, dass sie jenen ach so wichtigen »Schlussstrich« ziehen musste, doch in Wahrheit hatte sie tief in ihrem Inneren gehofft – nein, gebetet –, dass die Hochzeit tatsächlich nicht stattfinden und dass Kieran vielleicht in der allerletzten Minute sie erblicken würde, wie sie königlich am Hintereingang der Kirche stand. Ihre Blicke würden sich begegnen, und in diesem Bruchteil einer Sekunde würde er sich an jeden Moment ihrer fünf wunderbaren gemeinsamen Jahre erinnern, erkennen, wie sehr er sie noch liebte, und sich fragen, was zum Teufel er da tat, indem er eine andere heiratete. Dann, wenn ihm dies bewusst geworden wäre, würde Kieran den Gang hinunter- und in ihre Arme stürmen, und er und Abby würden zusammen aus der Kirche laufen und alle anderen hinter sich lassen. Doch das war Stoff für Hollywood-Filme und Fernseh-Soaps, und die Realität war ganz, ganz anders gewesen, wie sich Abby traurig ins Gedächtnis rief.

Sie glaubte nicht, dass sie jemals den Ausdruck in Kierans Gesicht vergessen könnte, als er sah, wie seine Braut den Gang entlang auf ihn zuschritt. Es war, als ob niemand anders im Raum wäre als die beiden. In diesem Moment wäre Abby glücklich gewesen, wenn er sich auch nur an ihren Namen erinnert hätte, so verzaubert war er von seiner zukünftigen Frau. Wie war das geschehen? Wie hatte Kieran so schnell von der Planung einer gemeinsamen Zukunft mit Abby dazu übergehen können, jemanden zu heiraten, von dem sie vor sechs Monaten noch nicht mal gehört hatte?

Das war etwas, was Abby seit der Trennung jeden einzelnen Tag quälte, etwas, über das sie nicht hinwegkam, trotz ihres Entschlusses am Tag von Kierans Hochzeit, ihn voll und ganz zu vergessen.

Vergessen? Was für ein Witz. Er war das Erste, an das sie jeden Morgen dachte, und das Letzte am Abend, und – wenn sie sich nicht mit etwas anderem beschäftigte – fast jede Sekunde, die dazwischen lag.

»Abby? Bist du noch da?« Carolines Stimme unterbrach ihre Gedanken.

»Ja, ja. Tut mir leid, ich war nur ...« Sie verstummte. »Ich habe nur nach einem Ordner gesucht.« Es hatte keinen Sinn, mit Caroline darüber zu reden; ihre Schwester hatte wenig Zeit für Sentimentalität und noch weniger für Kieran.

»O Gott, du bist wirklich ein Workaholic. Na gut, beeil dich und mach Schluss, und dann sehe ich dich um acht, ja? Ach ja, kauf auf dem Weg doch bitte noch eine Karte für Mum. Ich füge deinen Namen zu unserem Geschenk hinzu, wenn du magst, oder hast du etwa daran gedacht, etwas für sie zu kaufen?«

Abby zuckte zusammen und kam sich vor wie ein völliger Blödmann. Was war sie nur für eine Tochter, dass sie etwas so Wichtiges vergessen hatte? »Nein, es ist mir völlig entgangen. Die Zeit ist einfach verflogen, und aus irgendeinem Grund dachte ich, ihr Geburtstag sei erst nächste Woche, und ...«

»Keine Sorge, wie ich schon sagte, ich setze deinen Namen zu unserem hinzu. Das Geschenk sind Karten für Les Mis im Westend.«

»Wunderbar. Danke.« Caroline und ihr wohlhabender Ehemann Tom machten nur selten halbe Sachen.

»Okay, dann sehe ich dich also später? Acht Uhr, denkst du dran?«

»Sicher. Noch mal danke, dass du mich erinnert hast«, sagte Abby, bevor sie auflegte.

Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch und fuhr mit einem tiefen Seufzer automatisch mit der Suche nach dem fehlenden Ordner fort. Sie hasste sich dafür, dass sie den Geburtstag ihrer Mutter vergessen hatte, und war irgendwie niedergeschlagen, weil Caroline das Thema Kieran aufs Tapet gebracht hatte. Ja, es war immer da, doch in letzter Zeit hatte Abby verzweifelt versucht, es ganz nach hinten zu verdrängen.

Warum ist es so schwer, darüber hinweg zu kommen?, dachte sie verwirrt. Er war weg, schon lange weg, war jetzt mit einer anderen verheiratet, verdammt noch mal. Er hatte sie zutiefst verwundet, hatte sie verstört, und trotzdem schien Abby nicht aufhören zu können, ihn zu lieben. Sie konnte das Leben einfach nicht vergessen, das sie zusammen geführt hatten. Konnte nicht vergessen, dass seine Haut immer leicht nach Kokosnuss gerochen hatte, konnte den Geschmack seiner Lippen auf ihren, die schwindlige Wärme nicht vergessen, die sie empfand, wenn er lächelte. Abby glaubte nicht, dass sie Kieran jemals würde vergessen können.

Und das machte sie verrückt.

Wenn sie nun zurückdachte, erkannte sie, dass sie lange vor der Trennung hätte merken müssen, dass etwas nicht stimmte, doch damals hatte sie Scheuklappen getragen, war zu sehr geblendet gewesen von ihrer Liebe zu ihm. Was an ihrem Geburtstag ein paar Monate vor dem Bruch passiert war, hätte sicher die Alarmglocken in ihr läuten lassen sollen. Doch noch einmal, hinterher war man immer klüger, nicht wahr?

Sie erinnerte sich daran, wie entzückt sie damals gewesen war, wie überrascht, als sie eines Tages von der Arbeit nach Hause kam und auf ihrem Anrufbeantworter eine unerwartete Nachricht vorfand.

»Mr. Redden, ich rufe im Auftrag des Gästeservice von Dromoland Castle an«, sagte eine freundliche Stimme. »Wir möchten Sie nur von einem Upgrade Ihrer Reservierung per Internet für das Wochenende vom einunddreißigsten in Kenntnis setzen. Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihre Buchung außerdem eine kostenlose Behandlung für zwei Personen in unserem kürzlich eröffneten Spa beinhaltet, und wir freuen uns darauf, Ihnen und Ihrer Begleitung während Ihres Aufenthalts behilflich sein zu dürfen.«

Abbys Augen waren vor Freude größer geworden, und sie hatte eine Hand vor den Mund gelegt, weil sie ihr Glück nicht fassen konnte. Kieran hatte zu ihrem Geburtstag ein Wochenende für sie auf Dromoland Castle gebucht? Was für ein hinreißendes und unglaublich perfektes Geschenk! Nicht mal in ihren wildesten Träumen hätte sie geglaubt, dass ihr Freund so viel Geld für so ein Hotel ausgeben würde, vor allem, da sie dabei waren, für ein Haus zu sparen. Aber ... wow! Abby war überwältigt von diesem unerwarteten und (es musste einmal gesagt werden) untypischen Beweis von Extravaganz gewesen. Als Steuerberater war Kieran eigentlich niemand, der Geld für Luxus ausgab. Wenn man also bedachte, dass er einen Aufenthalt in einem der besten und teuersten Luxushotels des Landes gebucht hatte ... Wenn es ihr dreißigster Geburtstag gewesen wäre, hätte sie es vielleicht noch verstehen können, doch der war erst im nächsten Jahr.

Abby umarmte sich selbst entzückt. Sich vorzustellen, dass sie und Kieran ein Wochenende in einem wunderbaren Fünfsternehotel verbrachten, das Schlossgelände tagsüber erforschten, sich dann im Spa erholten, bevor sie abends romantische Abendessen hatten und ... O Gott, dachte Abby, was um alles in der Welt sollte sie nur bei diesen romantischen Abendessen anziehen? Ihre gegenwärtige Garderobe würde an so einem gehobenen Ort ganz sicher nicht durchgehen, nicht, wenn Präsidenten und alle möglichen Prominenten dort regelmäßig verkehrten.

Sie war sich nicht sicher, ob sie eine oder zwei Nächte in dem Hotel wohnen würden, doch bei einer Nacht könnte sie das Kleid anziehen, das sie bei der Hochzeit ihrer ältesten Schwester Claire vor drei Jahren getragen hatte. Das heißt, falls es ihr noch passte, dachte sie ironisch. Zwar war sie niemals eine dünne Bohnenstange gewesen, doch sie wusste, dass sie seit damals ein paar Pfunde zugelegt hatte – so deutlich, dass Kieran sie vor kurzem darauf hatte aufmerksam machen müssen.

»Vielleicht solltest du ein bisschen weniger davon essen«, hatte er bemerkt, als Abby eines Abends von der Arbeit nach Hause kam und einen Riegel Dairy Milk in den Kühlschrank legte und sich so auf einen Fernsehabend vorbereitete. Es war ihre Lieblingssüßigkeit; sie liebte es, wenn die steinharte Schokolade zu nichts dahinschmolz, wenn man sie in eine Tasse heißen Tee tauchte, und Dairy Milk war nach einem stressigen Arbeitstag eine ihrer größten Tröstungen. Doch Kieran hatte recht. Seit sie in der Steuerberatungskanzlei befördert worden war und mehr zu tun hatte, aß sie mehr und mehr Junkfood. Und nun konnten alle das Ergebnis sehen. Doch sie freute sich besonders, dass die telefonische Nachricht sie vorgewarnt hatte. Wenn Kieran mit dieser Überraschung am Tag, bevor sie losfuhren, oder so herausgerückt wäre, hätte sie keine Möglichkeit gehabt, sich etwas Neues zum Anziehen zu organisieren. Und wenn der Gedanke, einkaufen zu gehen, sie auch normalerweise mit Schrecken erfüllte, war Abby hierfür bereit, sich mit den Menschenmassen zu konfrontieren (und den unversöhnlichen Spiegeln in den Umkleidekabinen), in der Hoffnung, Kleider zu finden, die so einer verschwenderischen Umgebung würdig waren.

Vielleicht konnte sie ja Erin bitten, mit ihr zu gehen. Als Einkäuferin für eine große irische Modekette war ihre beste Freundin in solchen Dingen viel besser als sie. Tatsächlich schien Abby die einzige Frau weit und breit zu sein, die keine Leidenschaft fürs Einkaufen empfand, etwas, von dem sie wusste, dass Kieran es an ihr bewunderte. »Ein Haufen eitler Pfauen sind sie alle«, hatte er einmal bemerkt, als sie im Fernsehen eine Modesendung angeschaut hatten. Abby, die damals noch eine Anfangssteuergehilfin gewesen war, hatte sowieso nicht viel Geld gehabt, das sie für Kleider ausgeben konnte, doch sie hatte den Kommentar zur Kenntnis genommen und ließ sich nur widerwillig als einer ebendieser »Pfauen« kategorisieren.

Abgesehen von ihren Bürokostümen für Duffy Masterson neigte sie also dazu, jeden Tag einfach Jeans und ein lockeres Oberteil zu tragen und ganz sicher nichts zu Auffälliges oder zu Teures. Doch diesmal, dachte Abby lächelnd, würde Kieran sicher eine Ausnahme machen, wenn sie ein bisschen mehr Geld für ein schönes Kleid ausgab, damit sie an ihrem besonderen Wochenende auch passend aussah, oder?

Am nächsten Samstagmorgen war Abby allein in die Stadt gegangen, nachdem sie am Ende beschlossen hatte, doch niemanden auf den Einkaufstrip mitzunehmen. Da ihr klar war, dass dieses Wochenende eine Überraschung darstellen sollte, konnte sie nicht riskieren, dass Kieran herausfand, dass sie bereits davon wusste. Nicht, dass Erin irgendetwas verraten würde, und außerdem hatte Kieran nicht viel mit ihren Freundinnen zu tun.

Nachdem sie die Stangen der meisten großen Läden an der Grafton Street nach einem passenden Kleid durchforstet und absolut nichts gefunden hatte, beschloss Abby, einen verstohlenen Blick in die teureren Boutiquen in der Umgebung zu werfen. Während sie dahinschlenderte, wurde sie von einer angenehm aussehenden Passantin aufgehalten, die sie fragte, wo sie sich ihre Strähnen hatte machen lassen.

»Strähnen?« Sie grinste, entzückt von diesem unerwarteten Kompliment von einer anderen Frau. »Nein, mein Haar ist naturblond – und die Locken sind auch echt«, fügte sie noch hinzu. Ihre Haare waren eines der wenigen Dinge, die Abby an ihrem Äußeren gefielen. Lang, füllig und von honiggoldener Farbe waren sie, und meistens trug sie sie offen, damit sie ihr ziemlich normal aussehendes Gesicht einrahmten und die Aufmerksamkeit von ihrer Nase ablenkten, die nach ihrem Geschmack viel zu groß und alles andere als der süße Knopf war, mit dem ihre älteren Schwestern gesegnet waren.

»Super!«, schwärmte die andere Frau. »Nun, vielleicht sind Sie ja an Hairwaves interessiert, einem neuen Salon, der gerade in der South Anne Street eröffnet hat. Heute geben wir einen extra Nachlass von fünfzig Prozent auf alle Strähnchen und Behandlungen für alle neuen Kundinnen. Möchten Sie sich für einen Gutschein mit fünf Bestandteilen anmelden?«, fügte sie hinzu und schob Abby ein Klemmbrett zu. »Ich brauche nur Ihre Kreditkarte und dann ... «

»Nein, ist schon okay, danke«, antwortete Abby, die sich wie ein echter Idiot vorkam. So viel also zu dem Kompliment. Sie hätte wissen müssen, dass es zu schön war, um wahr zu sein. Warum hatte sie den Verkaufssatz nicht gleich erkannt, wo doch jeder, der nur halbwegs Hirn im Kopf hatte, es getan hätte? Kein Wunder, dass sie bei solchen Dingen nutzlos war, dachte sie und ging weiter. Ihre gute Laune und ihr Selbstvertrauen waren schnell verschwunden.

Doch sie konnte nicht nach Hause gehen, ohne dass sie etwas Anständiges zum Anziehen gefunden hatte, konnte sich und Kieran nicht blamieren, indem sie sich auf dasselbe altmodische (und wahrscheinlich schlecht sitzende) Kleid für ein romantisches Wochenende zu zweit verließ. Sie atmete tief durch und betrat eine kleine, edel aussehende Boutique, von der sie meinte, dass Erin sie ein- oder zweimal erwähnt hatte. Vielleicht hatten die einen Ständer mit heruntergesetzten Sachen, den sie durchschauen konnte.

»Hallo«, grüßte die elegant gekleidete Dame hinter dem Tresen.

Auch wenn sie freundlich klang, entging es Abby nicht, dass die Frau sie schnell von oben bis unten musterte. Nein, nein, sie litt nicht unter Verfolgungswahn. Das hier war nicht ein Moment aus Pretty Woman am Rodeo Drive. Die Frau war ganz einfach nur entgegenkommend.

»Suchen Sie nach etwas Bestimmtem?«, fragte die Dame, da Abby, nachdem sie nicht sofort einen Ständer mit heruntergesetzten Kleidern entdeckt hatte, angefangen hatte, schnell den ihr am nächsten stehenden zu durchforsten.

Ist doch verdammt egal!, dachte sie, und ihr Herz flatterte voller Panik. Okay, sie hatte hier also zwei Möglichkeiten. Sie könnte der Frau einfach nur danken und hinausgehen, oder sie könnte ihre Hilfe annehmen und vielleicht den Tag hierbleiben. Da sie sah, dass sie sich nicht mal ein Viertel einiger der Preise leisten konnte, war die erste Möglichkeit ganz eindeutig vorzuziehen, doch gleichzeitig wollte Abby nicht unhöflich sein.

Sie wandte sich der Frau zu und lächelte schüchtern. »Nun ja, ich habe gehofft, ein Kleid zu finden – etwas für einen besonderen Anlass.«

Sie würde es hinter sich bringen, beschloss sie, vielleicht sich ein paar Möglichkeiten anschauen, bevor sie der Frau bedauernd mitteilte, dass diese Kleider einfach nichts für sie seien. Es war nur recht, dass sie zumindest das tat, nachdem sie in ihren Laden spaziert war und ihre Zeit verschwendet hatte, oder nicht?

Eine Stunde später verließ Abby die Boutique mit hochrotem Gesicht, einer Einkaufstüte in der Hand und einer bis zum Limit ausgereizten Kreditkarte. Das Ganze war schauderhaft gewesen, und schlimmer noch, sie hatte schließlich ein Kleid gekauft, das ihr noch nicht mal gefiel, ganz zu schweigen davon, dass es ihr passte. Doch die Verkäuferin hatte darauf bestanden, dass sie verschiedene Kleider anprobierte, die alle für unterernährte Teenager entworfen zu sein schienen. Noch peinlicher war es, dass die Verkäuferin ständig versucht hatte, sie aus der Umkleidekabine zu locken, um die Kleider vor einem großen Spiegel im Laden vorzuführen, und offensichtlich nicht die leiseste Ahnung hatte, dass Abby nicht die Hoffnung verspürte, in eines der Kleider in angeblich Größe sechsunddreißig und achtunddreißig zu passen, die sie ihr reichte.

»Eine zweite Meinung kann ja so hilfreich sein«, hatte sie gesäuselt, doch Abby hatte niemanden gebraucht, der ihr sagte, dass sie in diesen Klamotten wie ein Elefant aussah.

Ihr Selbstvertrauen war am Tiefpunkt angelangt, so dass sie schließlich beschlossen hatte, dem Trauma ein Ende zu setzen, indem sie zugestimmt hatte, eines der Kleider zu kaufen, ein hässliches Teil aus rotem Chiffon und Seide, das jede Wölbung betonte, dessen Reißverschluss sie aber zumindest hatte schließen können. Das ganze verschwendete Geld! Weit entfernt davon, Kieran an ihrem gemeinsamen Wochenende zu beeindrucken, würde dieses Kleid ihn sicher dazu bringen, meilenweit fortlaufen zu wollen. Sie biss sich auf die Lippe. Und wenn er jemals herausfände, wie viel sie dafür ausgegeben hatte ...

Voller Selbsthass und Reue schlenderte Abby zur Bushaltestelle, zu sehr am Boden zerstört, um nach Hause zu laufen, auch wenn sie ganz eindeutig die Bewegung gebraucht hätte. Sie fragte sich, wann Kieran ihr endlich von dem Ausflug erzählen würde. Sie hatte in den letzten Tagen mehrmals das Thema auf ihren Geburtstag gebracht, doch seltsamerweise hatte er nicht mit der Wimper gezuckt. Vielleicht hatte er nicht vor, überhaupt etwas zu sagen, bis sie im Hotel ankamen. Es war wirklich merkwürdig, denn Kieran war so gar nicht der Überraschungstyp.

Nun, sie würde es schon früh genug erfahren, dachte Abby, lächelte bei sich und verdrängte die Sorgen wegen des Kleides. Nächste Woche um diese Zeit würde sie mit dem Mann, den sie liebte, im romantischsten irischen Schloss sein. Was konnte man mehr verlangen?

Am nächsten Samstag zur Mittagszeit, dem Tag ihres Geburtstags, war Abby aufs äußerste verwirrt. Die Hotelbuchung war für heute, den einunddreißigsten, und immer noch hatte Kieran nichts davon gesagt, dass sie wegfuhren, eigentlich gar nichts darüber, wie sie feiern sollten. Was um alles in der Welt ging da vor?

In der Zwischenzeit hatte sie jede Andeutung unter der Sonne gemacht und hätte ihn beinahe geradeheraus danach gefragt, etwas, von dem sie wusste, dass es nicht gut ankommen würde, aber ...

Als sie Anfang der Woche gefragt hatte, was sie am Samstagabend machen würden, nur um seine Reaktion zu sehen, hatte er sich sehr seltsam verhalten und fast so getan, als ob ihm nicht mal klar gewesen wäre, dass ihr Geburtstag näher rückte. »Nun, was möchtest du denn gerne tun?«, hatte er gefragt.

»Eigentlich weiß ich es nicht. Aber ich möchte etwas anderes machen, als nur vor dem Fernseher zu sitzen. Vielleicht zum Essen gehen?«, fügte sie hinzu und lächelte innerlich über seine Unruhe.

»Okay, in Ordnung. Wenn du das willst.«

Doch nun lagen Abbys Nerven blank, und sie beschloss, endlich im Hotel anzurufen. Sie musste sich selbst aus diesem Elend befreien. Das hier sah Kieran wirklich gar nicht ähnlich. Auch wenn er ihr gleich heute Morgen zum Geburtstag gratuliert hatte, war er seitdem still und unkommunikativ gewesen, was Abby anfangs der Tatsache zuschrieb, dass er versuchte, seine Überraschung nicht zu verraten.

Doch jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher.

Sie wartete, bis er losgezogen war, um die Zeitung zu kaufen, und wählte dann die Nummer.

»Dromoland Castle Gästeservice«, meldete sich eine Männerstimme.

»Ah ... hallo. Ich rufe wegen einer Reservierung für heute Abend auf den Namen von Kieran Redden an. Ich möchte mich nur erkundigen, wann Ihr Restaurant abends öffnet«, fügte sie, einer plötzlichen Eingebung gehorchend, hinzu. »Ich glaube, wir haben gebucht, aber ich bin mir nicht sicher ...«

»Einen Moment bitte, ich schaue gleich nach. Für heute Abend, sagten Sie?«

»Ja.«

»Hm«, machte der Mann, und Abby bemerkte plötzlich, dass sie den Atem anhielt. »Wir hatten eine Reservierung für heute Abend auf diesen Namen, doch der Aufenthalt ist offenbar irgendwann letzte Woche abgesagt worden.« Ihr Herz krampfte sich zusammen. »Abgesagt? Der ganze Aufenthalt?«, keuchte sie, während Enttäuschung sie überschwemmte.

»Ja.«

»Aber warum?« Abby musste einfach fragen, auch wenn sie wusste, dass es unwahrscheinlich war, dass der Mann an der Rezeption sie darüber aufklären konnte.

»Leider wurde kein Grund angegeben, Madam.« »Oh. Okay. Nun, trotzdem danke.«

Abby legte auf und sah sich im Zimmer um; sie war völlig fassungslos. Was zum Teufel ging da vor? Dann hörte sie, wie die Haustür sich öffnete und Kieran zurückkam.

»He«, sagte er, als er ihren total verwirrten Gesichtsausdruck wahrnahm. »Was ist denn mit dir los?«

»Nichts«, murmelte sie automatisch, doch innerlich war sie vor Verwirrung ganz aufgewühlt.

Frag ihn doch einfach, redete sie sich zu. Sag ihm, du hättest die Nachricht gehört und wolltest wissen, was das Ganze soll.

Warum hatte er ihr gemeinsames Wochenende abgesagt, ihre wunderbare Geburtstagsüberraschung? Oder sollte das hier ihre Geburtstagsüberraschung sein?, dachte Abby dann, während ihr ein schrecklicher, nagender Verdacht kam. Hatte das Ganze überhaupt jemals etwas mit ihr zu tun gehabt?

Doch Abby wollte diesen Gedanken nicht zulassen. Sie konnte es nicht, denn sie hatte schreckliche Angst vor dem, was sie entdecken würde, wenn sie ihn zu Ende dächte.

KAPITEL 3

Gleich nach der Arbeit kam Abby in dem Restaurant an und entdeckte, dass der Rest der Familie – Caroline und Tom, ihre Mum und ihr Bruder Dermot – schon saß und auf sie wartete.

»Alles Gute zum Geburtstag, Mum.« Abby umarmte Teresa und küsste sie auf die Wange. Sie hatte nach Carolines Anruf solche Schuldgefühle bekommen, dass sie auf dem Weg noch einen Strauß Blumen gekauft hatte, doch nun fühlte sie sich noch schlechter, als ihr klarwurde, wie armselig ihr im Laden gekaufter Strauß aussah im Vergleich zu dem übergroßen exotischen Arrangement, das schon neben dem Stuhl ihrer Mutter stand.

»Hallo, Liebes.« Teresa stand auf und erwiderte die Umarmung ihrer jüngsten Tochter. »Danke, dass du gekommen bist.«

Danke, dass du gekommen bist? Jetzt fühlte sich Abby noch mal schlechter. War sie zurzeit so ungesellig, dass ihre Mutter ihr tatsächlich dafür danken musste, dass sie an ihrem Geburtstag auftauchte? Sie wusste, dass sie in letzter Zeit ihre Familie nicht oft gesehen hatte, doch sie hatte in der Kanzlei so viel zu tun gehabt, und ...

»Ehrlich gesagt, war ich mir nicht sicher, ob die Speisekarte hier dir zusagen würde ...«, fuhr ihre Mutter fort.

Abby erkannte schnell, dass Teresa ihr nicht dafür dankte, dass sie zur Feier gekommen war, sondern in dieses besondere Restaurant. Aber warum? Was war das denn für ein Lokal? Sie setzte sich und griff nach der Speisekarte. Caroline hatte es ausgesucht, so viel war offensichtlich, wenn man der hübschen plüschigen Umgebung, den ledergebundenen Speisekarten und ... O nein!

»Mum, es wird ihr schon gutgehen«, sagte ihre Schwester locker, während Abby entsetzt die Speisekarte anstarrte.

O Gott, es war Thai!

»Es gibt eine Riesenauswahl. Und es ist schließlich dein Geburtstag. Abby wird schon klarkommen, oder?«, wiederholte sie und warf ihrer Schwester einen warnenden Blick zu.

»Toll«, murmelte Abby verängstigt. Sie hatte tatsächlich keine Ahnung gehabt, dass das Geburtstagsessen für ihre Mutter in einem Lokal stattfand, in dem sie keinen Bissen würde anrühren können. Sie wusste, sie war, was Essen anging, heikler als die meisten anderen Menschen. In dieser Hinsicht war sie genau wie Kieran, was einer der Gründe war, weshalb sie selten zum Essen ausgegangen waren. Ihr Magen begann sich umzudrehen, als sie sich die verschiedenen angebotenen Gerichte durchlas. Es war alles wirklich komisches Zeug in wirklich komischen Saucen.

Sie begriff einfach nicht, warum offenbar niemand mehr normale Nahrung wie Kartoffeln und Gemüse zu sich nehmen mochte, solche Dinge, mit denen sie aufgewachsen waren, anstatt dieses ganze glitschige Zeug.

Doch selbst ihre beste Freundin Erin kam nicht mit Abbys »Umstandskrämerei«, wie sie es nannte, zurecht.

»Ihr wisst ja gar nicht, was euch entgeht«, hatte ihre Freundin einmal gesagt, als sie Abby und Kieran zum Essen eingeladen hatte.

Als er sich an den Tisch gesetzt hatte, hatte Kieran sofort auf den Geruch einer Schüssel mit Parmesan reagiert und sich danach geweigert, auch nur einen einzigen Bissen von etwas »Anormalem« über seine Lippen kommen zu lassen. Abby hatte zugeben müssen, dass der Parmesan schrecklich roch, und war von da an äußerst zurückhaltend in Bezug auf das gewesen, was noch kommen sollte. Am Ende hatten sie und Kieran jeder nur eine Folienkartoffel und eine gegrillte Tomate gegessen anstatt Erins hausgemachte Pastakreation – sehr zur Enttäuschung ihrer Freundin. Wie Kieran so oft angeführt hatte: Warum sollte irgendjemand Riesensummen Geld für dieses sogenannte Essen ausgeben, wenn keiner eine Ahnung hatte, was unter all diesen stark riechenden Saucen verborgen war? Er hatte Abby einmal eine Geschichte erzählt, die er irgendwo gehört hatte und in der es darum ging, dass Chinesen oft herumstreunende Hunde zu Fleisch verarbeiteten. Zwar war sie kein großer Fan von Hunden – hatte tatsächlich schreckliche Angst vor ihnen –, doch wenn das stimmte, würde sie ihnen das denn doch nicht wünschen.

Als sie nun den Blick über die Thai-Karte wandern ließ, schluckte sie und bereute es, sich daran erinnert zu haben. Thai und chinesisches Essen waren doch dasselbe, oder etwa nicht?

»Was meinst du, Liebes?« Die Stimme ihrer Mutter unterbrach ihre Gedanken. »Gibt es irgendetwas, was dir zusagen könnte?« Teresa klang besorgt, als sie ihre jüngste Tochter zweifelnd ansah.

»O ja, ist schon in Ordnung, ehrlich«, erwiderte Abby und zwang sich schnell zu einem Lächeln. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie essen würde, doch es würde ihr nicht im Traum einfallen, ihrer Mutter den Abend zu verderben.

»Ich sag euch was, vielleicht sollten wir anderswo hingehen ...«, setzte Teresa an und biss sich auf die Lippe.

»Nein!«, riefen Caroline und Dermot wie aus einem Mund.

»Mum will schon seit einer Ewigkeit dieses Lokal ausprobieren«, erklärte Caroline Abby mit zusammengebissenen Zähnen, »und wir mussten sehr früh bestellen.«

Abby hatte vergessen, dass ihre Mutter in den letzten Jahren (und vor allem nach dem Tod ihres Dads) wahnsinnig abenteuerlustig geworden war, was das Ausprobieren neuer Dinge, besonders Essen, anging.

»Abby, hier gibt es doch sicher etwas, was du essen kannst«, sagte ihr Bruder mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme. »Dieses Hühner-Pilze-Dingsbums sollte doch mild genug für dich sein, oder?« Mild verstörend!, dachte Abby bei sich.

»Ja, das Hühnchen wird okay für mich sein«, behauptete sie rasch, verlegen, weil sie Unruhe verursacht hatte. »Ehrlich.«

Danach brauchte es eine Weile, bis die Spannung sich auflöste, und Abby wusste, dass Dermot und Caroline sich über sie ärgerten. Wieder einmal hatte sie das deprimierende Gefühl, dass sie zurzeit nicht dieselbe Wellenlänge wie der Rest ihrer Familie zu haben schien, ein Fisch, der nicht in seinem Element war. Sie waren alle so glücklich und zufrieden mit ihrem Leben, während sie es nur schaffte, immer alle herunterzuziehen. Sie hatte seit der Trennung versucht, locker zu sein, wirklich, doch das war sehr schwer, wenn sie sich innerlich fühlte wie eine Art wandelnder Zombie.

»Mum, hast du von Claire gehört?«, fragte Caroline in dem offensichtlichen Versuch, das Thema zu wechseln. Claire war ihre ältere Schwester und lebte in New York.

Teresa lächelte. »Ja, sie hat angerufen, kurz bevor ich rauskam, und sie und Zach haben mir eine hinreißende Karte geschickt.«

»Wie geht es ihr?«

»Gut«, antwortete Teresa. »Sie hoffen bald auf einen Besuch herzukommen, doch es ist für Zach so schwer, sich von seiner Arbeit freizumachen.«

Claires Mann Zach arbeitete für die New Yorker Polizei, etwas, über das sich Teresa mehr als nur ein wenig Sorgen gemacht hatte, als Claire ihn kennengelernt hatte. »Sei vorsichtig, sie sind alle Alkoholiker«, hatte ihre Mum (die ein großer Fan von amerikanischen Krimis war) gewarnt. Doch es stellte sich heraus, dass Zach bei der Verkehrspolizei arbeitete und dass sie sich begegnet waren, als Claire versuchte, ihn von einem Strafzettel wegen Falschparkens abzubringen, den er ihr gerade verpassen wollte.

»Nun, vielleicht sollten wir alle hinfliegen und sie besuchen«, schlug Caroline vor und zwinkerte Abby zu.

»Jede Ausrede ist gut, um ein bisschen in New York shoppen zu gehen. Was meinst du?«

Wieder fühlte sich Abby angespannt und unbehaglich. Erstens hatte sie Angst vorm Fliegen, und zweitens hatte sie seit ihrem Erlebnis mit jenem Kleid auch Angst vorm Shoppen.

»Sicher, lass uns erst mal abwarten«, griff Teresa schnell ein, und an ihrem Ton erkannte Abby, dass ihre Mutter gespürt hatte, dass sie von dieser Idee nicht besonders angetan war. Sie schenkte ihr ein dankbares Lächeln.

Doch abgesehen vom Fliegen und Shoppen wäre es schön, ihre älteste Schwester wiederzusehen, von der Abby in den letzten Jahren nicht viel mitbekommen hatte. Anders als der Rest der Familie war sie nie in New York gewesen, um Claire zu besuchen, und sie und Zach waren nicht mehr oft zu Hause gewesen, seit sie geheiratet hatten. Sie waren ein wunderbares Paar, und Abby fand, dass sie wunderbare Eltern abgeben würden. Sie wusste, dass alles, was ihre Schwester jemals gewollt hatte, war, sich niederzulassen und eine Familie zu gründen.

Claire hatte nach Abbys Trennung von Kieran oft angerufen, und Abby hatte in der letzten Zeit oft vorgehabt, selbst mit ihr zu telefonieren, doch sie hatte es nie geschafft. Sie biss sich auf die Lippe und hoffte, dass Claire nicht sauer war wegen des mangelnden Kontakts von ihrer Seite, vor allem, da sie sich stets so nahe gewesen waren.

»Ich muss sie bald mal anrufen«, meinte sie.

»Tu das, sie würde so gerne von dir hören.« Teresa lächelte. »Wie ist es dir denn selbst ergangen, Liebes?«, fragte sie. »Wie läuft es in der Arbeit?«

»Oh, viel zu tun.« Abby rutschte vor Unbehagen auf ihrem Stuhl herum, weil sich das Gespräch um sie drehte.

»Ja, Caroline erzählt mir immer, dass du oft bis spätabends im Büro bist«, wagte sich ihre Mutter sanft vor. »Du solltest nicht zu viel arbeiten, Liebes. Arbeit ist nämlich nicht alles.«

Aber es ist alles, was ich nun habe, wollte Abby sagen, hielt sich jedoch zurück. Keiner von ihnen würde verstehen, dass sie schon vor langer Zeit zerbrochen wäre, wenn sie nicht die Arbeit gehabt hätte, auf die sie sich konzentrieren konnte. »Das weiß ich, Mum«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln.

»Nun, ich habe vielleicht genau das, was dich von der Arbeit ablenken könnte, Abs«, trillerte Caroline. »Da ist doch diese tolle neue Sache in der Stadt namens Rapture. Es ist ein Day Spa, und es gibt dort alle möglichen Entspannungs- und Stressabbaubehandlungen. Wir drei könnten uns doch mal für einen Verwöhntag zusammentun – auf meine Kosten – und ...«

»Hm, nein danke«, unterbrach Abby schnell. Die Erwähnung des Spa rief sofort beschämende Erinnerungen an das gemeinsame Wochenende hervor, das nie stattgefunden hatte. Sie war so eine blöde Kuh gewesen, oder? So dumm, gedacht zu haben, dass Kieran mit ihr in ein schickes Hotel und Spa fahren wollte, wo er so etwas doch nie vorgehabt hatte ...

Abby war sowieso peinlich berührt, wenn sie sich vorstellte, dass ein Fremder seine Hände überall auf ihren Körper legen sollte. Warum die Leute so etwas genossen, überstieg ihr Denkvermögen. Wie Kieran sagen würde: War es nicht einfach nur noch eine weitere Ausrede, um den Leuten das Geld für etwas aus der Tasche zu ziehen, was sie eigentlich nicht brauchten?

»Um ehrlich zu sein; ist das nicht meine Szene«, erklärte sie ihrer Schwester mit einem schwachen Lächeln.

»Oh, in Ordnung.« Caroline schien ein wenig aus der Fassung, dass ihre Großzügigkeit so abgewiesen wurde. »Na ja, vielleicht werden es dann du und ich irgendwann mal ausprobieren, Mum. Was meinst du dazu?« »Darüber könnten wir sicher nachdenken«, erwiderte Teresa freundlich.

»Nun, ich glaube, du solltest dich ein bisschen entspannen, Abby«, sagte Dermot.

Sie wandte sich verletzt zu ihrem Bruder um. Warum gingen sie bloß alle so auf sie los und sagten ihr, sie solle langsamer machen? Konnten sie denn nicht begreifen, dass sie sich verzweifelt bemühte, sich zu beschäftigen, um weitermachen zu können?

»Das ist nicht so einfach, Dermot«, erwiderte sie und versuchte, die Tränen zurückzudrängen. »Steuerberaterin zu sein ist etwas anderes als Mechaniker.«

Ihr Bruder arbeitete in einem kleinen Geschäft für Autozubehör, und mit sechsundzwanzig, wenig Verpflichtungen und keiner Hypothek, die er abbezahlen musste, konnte er in jeder Hinsicht ziemlich sorglos sein.

»Natürlich, Liebes, das wissen wir doch alle«, griff Teresa schnell ein, wie immer um Frieden bemüht. »Wir würden es einfach nur gerne sehen, wenn du es ab und zu ein wenig locker angehen würdest. Du scheinst zurzeit viel zu arbeiten, und ich nehme an, wir machen uns alle ein wenig Sorgen um dich, das ist alles.«

»Oh, es besteht kein Anlass zur Sorge«, beruhigte Abby sie wohl zum x-ten Mal. »Ja, es mag hektisch in der Arbeit zugehen, aber gleichzeitig genieße ich es.«

»Mach es nur nicht zu deinem einzigen Ziel. Du weißt, was man so sagt über nur Arbeit und kein Vergnügen ... «, schloss sich Caroline an und schenkte allen Champagner nach.

Vorhin hatte ihre Schwester die teuerste Flasche auf der Karte bestellt, um auf den Geburtstag ihrer Mutter anzustoßen. Carolines Extravaganz gab Abby oft das Gefühl, im Vergleich zu ihr nicht bestehen zu können, und sie erinnerte sich daran, wie zornig Kieran darüber werden konnte, dass Caroline jede Gelegenheit nutzte, um vor dem Rest ihrer Familie ihren Reichtum zur Schau zu tragen. Oder sollte sie sagen, Toms Reichtum? Caroline hatte keinen einzigen Tag gearbeitet, seit sie geheiratet hatten. Stattdessen verbrachte sie die meiste Zeit damit, teure Kleider zu kaufen und in schicken Restaurants wie diesem hier zu essen. »Ich weiß nicht, wie er das aushält«, sagte Kieran immer, wenn er von Tom sprach. Auch wenn ihr Schwager ein Mann weniger Worte war (»hallo« und »auf Wiedersehen« – darüber hinaus ging es selten), war er unglaublich locker und schien nichts gegen die Ausgaben seiner Frau einzuwenden zu haben. Tatsächlich betete Tom Caroline an und küsste den Boden unter ihren Füßen, etwas, um das Abby sie immer sehr beneidet hatte – umso mehr jetzt.

Ja, ihre Schwester hatte alles – das märchenhafte Leben mit einem liebenden Ehemann, einem Haufen Geld und natürlich einem verdammt guten Aussehen. Während, überlegte sie, als der Kellner etwas Seltsames und Unappetitliches vor sie hinstellte ... nun, während sie nichts davon hatte, oder?

KAPITEL 4

Am nächsten Montagmorgen klingelte das Telefon, und mit einem Kaffee in der Hand ging Abby hin, um abzunehmen.

»Hallo, Fremde!«, grüßte Erin fröhlich. »Wie geht es dir?« Sofort fühlte sich Abby schlecht. Sie hatte ihre beste Freundin seit einer Ewigkeit nicht gesehen oder gesprochen. Trotz Erins wiederholten Versuchen, sie zu Abenden in der Stadt zu überreden, brachte sie es nicht über sich, sich schick anzuziehen und bei dem Spaß mitzumachen. Ihre Freundin war so überschäumend und sorglos, dass Abby schon in den besten Zeiten kaum mit ihr mithalten konnte, und auch hier wollte sie nicht, dass ihre eigenen Umstände alle anderen hinunterzogen. Doch auch wenn sie gerne plaudern würde, hatte sie im Moment nicht viel Zeit, nicht, wenn es Viertel nach acht und sie praktisch auf dem Weg zur Tür hinaus war.

Erin schien ihre Gedanken lesen zu können. »Mir geht es super, aber hör zu, ich weiß, du wirst wahrscheinlich bald zur Arbeit müssen, also werde ich dich nicht aufhalten.« Sie klang aufgeregt. »Ich, Miriam und Rebecca haben gestern Abend ein paar getrunken.«

Miriam und Rebecca waren zwei weitere Freundinnen, mit denen Abby seit ewigen Zeiten nicht gesprochen hatte. Nicht, dass sie sie absichtlich mied oder so, sie wusste einfach, dass niemand, der bei Verstand war, in ihrer Nähe sein wollte, so, wie sie im Augenblick war. Es bestand die Möglichkeit, dass sie entsetzt wären, weil sie es nicht geschafft hatte, über ihre kaputte Beziehung hinwegzukommen und ihr Leben weiterzuleben, wie es alle anderen taten. Sie waren alle starke, ungeheuer unabhängige Mädchen, die auch nicht im Traum daran dächten, sich von einem Mann derartig runterziehen zu lassen.

Aber wie sehr sie sich auch bemüht hatte, Abby kam nicht über Kieran hinweg und hatte ständig das Gefühl, ihr sei ein Arm abgehackt worden. Wer würde sich schon mit so einem Elendsbolzen wie ihr abgeben wollen? Nein, da war es doch viel besser, eine Weile für sich zu bleiben, besser, als zu versuchen, sich zu zwingen, mit den Mädels auf die Pirsch zu gehen, und schließlich sich und sie in Verlegenheit zu bringen, indem sie am Ende des Abends in ihren Drink heulte.

Erin redete immer noch. »Also sind wir auf eine Idee für ein Wochenende verreisen gekommen – nur Mädels. Was hältst du von Dubai?«

»Was ich davon halte?« Abby wusste wenig darüber, nur dass es glühend heiß sein sollte und sehr weit weg war.

»Keine von uns war jemals dort, und es soll hinreißend sein – schöne warme Sonne, tolles Shoppen –, und wir vier könnten uns totlachen. Was meinst du dazu?«

»Wir vier ... Du meinst, ich soll auch mitkommen?« »Natürlich!«, antwortete Erin, als ob dies das Selbstverständlichste auf der Welt wäre. »Wir haben gedacht, vielleicht nächsten Monat, um Halloween herum. Dann müssten wir uns nur ein paar Tage freinehmen.«

Abby geriet in Panik. Sie müssten dahin fliegen, oder nicht? Und da sie wusste, dass allein der Gedanke daran sie erschreckte ...

Als sie das Erin gegenüber eingestand, stöhnte ihre Freundin.

»Um Himmels willen, Abby, du bist einmal in ein Flugzeug gestiegen – nun, zweimal, nehme ich an, wenn du die Rückreise mitzählst.«

Das stimmte, doch was sie anging, war zweimal mehr als genug gewesen. Sie und Kieran hatten ihren ersten (und letzten) Urlaub im Ausland vor zwei Jahren gehabt. Sie waren für eine Woche nach Spanien geflogen, und der Hinflug hatte von dem Augenblick an, als sie ins Flugzeug gestiegen waren, unter einem ungünstigen Stern gestanden.

»Die meisten Piloten haben keine Ahnung, was sie tun; sie sind nur bessere Busfahrer«, hatte Kieran Abby während des Starts mürrisch informiert. »Und wenn man die Preise bedenkt, die sie für diese Flüge berechnen ...«

Abby hatte die Tickets tatsächlich relativ günstig gefunden, doch wenn Kieran recht hatte, was die mangelnde Ausbildung des Piloten anging, dann konnte sie verstehen, warum. Auf jeden Fall hatte ihr das nicht gerade viel Vertrauen in die Reise eingeflößt, und als sie in einige Turbulenzen kamen und alles ein wenig ruppig wurde, machte sein detailliertes Wissen über Flugzeuge alles nur noch schlimmer.

»Diese Dinger sind doch nur Konservendosen«, hatte er erklärt, während Abby mit weißen Knöcheln die Armlehne umklammerte und betete, dass es bald vorüber sein möge. »Ich weiß nicht, warum sie sich überhaupt die Mühe mit diesem ganzen Sicherheitsmaßnahmenscheiß machen. Wenn wir abstürzen, ist es doch sowieso vorbei.«

Danach war jegliche Hoffnung verflogen, dass sie sich während der sogenannten Ferien entspannen würde; sie hatte sich solche Sorgen wegen des Rückflugs gemacht. Während ihres Aufenthalts war Kieran wegen der Hitze schlecht gelaunt und leicht erregbar, so dass er an ihrem allerersten Tag in einen riesigen Streit mit einem netten spanischen Kellner über das Eis in seinem Drink geriet.

»Voller verdammter Keime ist das Eis«, behauptete er Abby gegenüber, bevor er vom Kellner forderte, ihm eine andere Cola zu bringen.

Sie hatte den Rest des Urlaubs damit verbracht, warmes Bier zu trinken, und sie hatte Angst, sich die Zähne zu putzen, solche Furcht hatte sie gehabt, sich mit einem im Wasser befindlichen spanischen Virus anzustecken. Obwohl das Essen in ihren Augen vollkommen normal aussah und zu ihrer Überraschung gar nicht so schrecklich spanisch war – in einem Restaurant hatte man sogar irischen Eintopf serviert! –, hatte Kieran keinen Bissen angerührt und protestiert, dass das Steak gar kein Steak sei.

»Wie viele Kühe hast du auf dem Weg vom Flughafen gesehen?«, verlangte er zu wissen. »Gott weiß, mit was für einem Zeug diese Ausländer uns füttern.«

Abby, die tatsächlich fand, dass die Spanier, die sie getroffen hatte, zauberhaft und unglaublich geduldig und zuvorkommend (in Anbetracht der Umstände) gewesen waren, glaubte, dass sie nicht im Traum daran dachten, Leute reinzulegen, doch leider war es ihr nicht möglich gewesen, ihren Freund davon zu überzeugen.

»Und manche von ihnen sollten ein paar Abendkurse in Englisch nehmen, wenn sie schon mal dabei sind. Der Kerl dort hatte offenbar keine Ahnung, was ich gesagt habe, als ich ihm erklärte, er solle das Eis weglassen, aber vielleicht hat er auch nur versucht, mir eins auszuwischen.«

Der Urlaub war von Anfang bis Ende ein Alptraum.

Nein, überlegte Abby, fremdes Klima war einfach nichts für sie – mit dem heißen Wetter, riskanten Flügen und, wenn man Kieran glauben konnte, noch riskanterem Essen.

»Ich glaube nicht, Erin«, sagte sie nun zu ihrer Freundin, da der Gedanke an noch eine Reise zu einem Fernziel ganz unten auf der Liste ihrer Prioritäten stand. Neben allem anderen war es nicht möglich, so kurzfristig Urlaub zu nehmen. Die Frist für die Einkommenssteuer war bereits in ein paar Wochen, was bedeutete, dass Duffy Masterson mit Aufträgen überschüttet würde. Als sie das erklärte, wirkte Erin nicht überzeugt.

»Ach, komm schon, Abby. Du scheinst in den letzten Monaten jede Stunde zu arbeiten, die Gott dir schenkt; du hast doch sicher das Recht auf ein bisschen Freizeit.«

»Ich kann wirklich nicht, es ist einfach zu viel los.« »Okay. Nun, vielleicht können wir es ja noch ein bisschen verschieben und eine Zeit finden, die allen passt.«

Abby wand sich. »Vielleicht«, sagte sie unverbindlich. »Abby, bist du in Ordnung? Jedes Mal, wenn ich in letzter Zeit mit dir rede, scheinst du völlig mit der Arbeit beschäftigt zu sein, und das ist nun das dritte Mal, dass du mir einen Korb gegeben hast.« Erin klang verletzt. »Hör zu, ich bin sicher, du findest alles immer noch schwer, doch ... «

»Erin, es tut mir leid, aber kann ich dich später zurückrufen?«, unterbrach Abby, die mit dieser Wendung des Gesprächs absolut nicht umgehen konnte. »Ich muss wirklich los. Ich komme sowieso schon zu spät.« Ein kurzes Schweigen. »Okay.«

»Hör zu, macht ihr es doch einfach und bucht die Reise, und denkt nicht an mich«, fuhr sie fort und versuchte, ihre Stimme locker und munter klingen zu lassen. »Wir versuchen uns bald zu treffen, ich verspreche es.«

»Gut.« Erin klang ein wenig beleidigt.

»Bis bald, okay?« Damit legte Abby auf und schluckte den Rest Kaffee hinunter, bevor sie zum Mantel griff und zur Haustür hinauseilte.

Sie sah auf die Uhr. Acht Uhr fünfunddreißig. O nein, sie würde jetzt eindeutig zu spät kommen. Sie eilte die Straße Richtung Stadt hinunter und musste sich ihren Weg durch die Massen an Menschen bahnen, die an der nahe gelegenen Bushaltestelle ausstiegen. In der Eile stieß sie fast mit einer Fußgängerin zusammen, die ihr entgegenkam.

»Es tut mir so leid«, sagte sie, ging der Frau in der allerletzten Sekunde aus dem Weg und taumelte auf eine Leiter zu, die an einem Gebäude lehnte. Okay, dachte

sie, es nützt nichts, drum herumzugehen und mit noch mehr Leuten zusammenzustoßen; sie war sowieso kein abergläubischer Mensch, also ...

Das war Abbys allerletzter Gedanke, bevor es einen hellen, blendenden Blitz gab und alles plötzlich dunkel wurde.

KAPITEL 5

Als sie erwachte, schwebte das Gesicht einer Fremden über ihr.

»Hallo, meine Liebe, wie fühlen Sie sich?«

»Ich glaube, gut«, brachte Abby benommen hervor. Sie versuchte sich aufzusetzen, doch die Fremde, eine Frau mittleren Alters und ganz in Weiß gekleidet, leistete ihren Versuchen sanft Widerstand.

»Nein, Liebes, bleiben Sie still liegen, bis der Doktor kommt; er sollte bald da sein. Möchten Sie etwas? Ein Glas Wasser vielleicht? Ich bin übrigens Molly.«

»Der Doktor?« Zu ihrem Entsetzen wurde Abby klar, dass sie in einem Bett lag, das sich offensichtlich auf einer Krankenhausstation befand. Und die Frau in Weiß mit dem freundlichen Gesicht, die sich Molly nannte, musste dann wohl eine Krankenschwester sein. Was um alles in der Welt mache ich in einem Krankenhaus?, fragte sie sich, von Panik erfüllt.

»Sie hatten einen kleinen Unfall«, sagte Molly, als ob sie ihre Gedanken lesen könnte.

»Einen Unfall?«

»Ja.«

Abby erkannte, dass die Krankenschwester ihr Möglichstes tat, beiläufig und ungerührt zu wirken, doch irgendwie verrieten sie ihre Augen. Was ging hier vor? Was für ein Unfall?

»Sie erinnern sich nicht?«

»Nein ... Ich ...« Sie blinzelte, ihre Augen waren schwer vom Schlaf. »Wie lange bin ich schon hier? Wie bin ich hergekommen?« Sie hob den Arm unter den Decken hervor und sah auf die Uhr, als ob sie das irgendwie darüber aufklären könnte, was los war. Doch da war keine Uhr.

»Keine Sorge, all Ihre Sachen sind sicher aufbewahrt«, beruhigte sie die Schwester, die wieder ihre Gedanken erriet. »Ihre Mutter hat sie.«

»Mum? Meine Mutter ist hier?« Jetzt hatte Abby wirklich Angst. Was ging hier nur vor?

»Ah, Sie sind wach«, ertönte eine Männerstimme von der Tür her, und ein Mann, von dem Abby annahm, dass er der Arzt war, erschien am Ende ihres Bettes. Er griff nach dem Krankenblatt und überflog es schnell. »Wie fühlen Sie sich?«

»Ich bin mir da eigentlich nicht sicher«, erwiderte Abby und blickte ihn besorgt an.

»Schwindel, Übelkeit, etwas in der Richtung?«

»Nein«, antwortete sie automatisch, doch in Wahrheit war ihr schwindlig – schwindlig vor Panik und Furcht vor dem, was mit ihr passierte.

Der Arzt nickte und kritzelte etwas auf das Blatt. »Schmerzen oder Kopfweh?«

Nun ja, sie empfand einen Druck auf einer Seite ihres Kopfes, aber ...

»Hören Sie, könnte mir bitte mal jemand sagen, was los ist?«, fragte sie mit bebender Stimme. »Wie bin ich hierhergekommen? Was ist los mit mir?«

Der Arzt sah schnell von dem Krankenblatt auf. »Sie erinnern sich nicht?«

»Wenn ich mich erinnern würde, würde ich dann wohl fragen?«, rief Abby aus und drängte die Tränen zurück. »Was ist los?«

Der Arzt schien entschlossen, ihr Flehen zu ignorieren, und fuhr mit den Fragen fort. »Abby, wissen Sie, was für einen Tag wir heute haben?«

Meine Güte, das Ganze ist wie eine Episode aus Twilight Zone, dachte sie, und ihre Augen wurden groß. »Was meinen Sie mit was für ein Tag heute ist? Montag natürlich.«

»Und Ihre Telefonnummer?«

»Meine Telefonnummer ...« Abby schüttelte den Kopf über das Absurde der Situation, und dabei bemerkte sie, dass sich dieser ungewohnt schwer anfühlte. Sie hob die Hand, um ihn zu berühren, und entdeckte, dass er mit einer Art Verband umwickelt war. O mein Gott!

»Okay, vielleicht kommen wir später noch mal darauf zurück«, beschloss der Arzt, der ihre Qual bemerkte. »Aber, Abby, darf ich nur fragen, was das Letzte ist, an das Sie sich noch erinnern?«

»Ich bin mir nicht sicher ...«

Verwirrt versuchte Abby zurückzudenken. Früher an diesem Morgen war sie auf dem Weg zur Arbeit gewesen und hatte sich beeilt... weil sie mit Erin telefoniert und ein Gespräch über ... über einen Urlaub geführt hatte, das war es. Es war nach halb neun gewesen, als sie die Wohnung verlassen hatte, und die Straßen waren voll gewesen mit Leuten, die in alle Richtungen rannten ... Als sie dem Arzt das erzählte, nickte der. »Sie erinnern sich an nichts von wegen einer Leiter?« Sie blinzelte. »Was für eine Leiter?«

Der Arzt nickte wieder, als ob sie eine wichtige Prüfung bestanden oder eher nicht bestanden hätte.

Eine, von der Abby gerade erst klarwurde, dass sie sie absolvierte.

»Abby, Sie haben eine erhebliche Kopfverletzung erlitten, nachdem ein Dachziegel von einem Gebäude gefallen ist und Sie seitlich am Kopf getroffen hat«, erläuterte er ihr mit sanfter Stimme. »Zunächst hat die Schwere des Schlags Sie ohnmächtig werden lassen, und während dieser Zeit konnten wir nicht ...«

»Dr. Moroney.« Plötzlich tauchte eine weitere Fremde an Abbys Bettende auf, eine Frau mit freundlichen Augen, die Anfang vierzig sein musste. Doch anders als die anderen trug sie nicht die übliche Krankenhauskleidung, sondern war in ein schickes schwarzes Nadelstreifenkostüm und eine hellrosafarbene Bluse gekleidet.

»Oh, hallo, Dr. O’Neill. Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass man Sie gerufen hat.« Der Arzt hörte auf, Abby zu untersuchen, und zeigte ihr Krankenblatt der Ärztin, und die beiden redeten leise ein paar Minuten miteinander, wodurch sich Abby noch unbehaglicher fühlte. Schließlich kehrte er zu ihr zurück. »Nun denn, wo waren wir stehen geblieben?« Er nahm eine winzige Taschenlampe aus seiner Tasche und leuchtete Abby damit direkt in die Augen, und danach machte er sich noch eine weitere Notiz auf dem Krankenblatt. »Ach ja, können Sie mir Ihre Telefonnummer sagen?«, fragte er noch einmal, bevor er scherzhaft hinzufügte: »Keine Angst, ich bin glücklich verheiratet.«

Abby war zu sehr von Sorge erfüllt, um auf seinen Scherz einzugehen, doch sie ratterte rasch alle Zahlen herunter, nur zu bereit, ihm, wenn nicht sich selbst, zu beweisen, dass es ihr absolut gutging.

»Und Ihre Adresse und die von Ihrer Arbeit?«, fuhr er fort, während er ihren rechten Arm anhob und ihren Blutdruck maß.

Abby wiederholte ohne Probleme beide Adressen, und ihre Bestürzung stieg mit jeder Minute, obwohl sie noch immer ganz betäubt von allem war.

»Okay, nun denn, wir holen Sie bald zur Magnetresonanztomographie nach unten, um das Ausmaß der Schädigung einzuschätzen«, sagte der Arzt, während er endlich das Krankenblatt zurücklegte. »Und wir sprechen wieder miteinander, wenn wir die Röntgenbilder haben. In der Zwischenzeit beruhigen Sie sich und bewegen sich nicht zu viel, okay? Sie haben einen ganz schönen Schlag abbekommen und waren eine Weile bewusstlos, aber Dr. O’Neill wird Ihnen alles erzählen.« Er und die Ärztin wechselten einen Blick, bevor er schließlich das Zimmer verließ.