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Handverlesene Autoren-Tipps und Empfehlungen für eine individuelle Reiseplanung und über 400 inspirierende Fotos sorgen nicht nur für eine stressfreie Planung, sondern auch für einen entspannten Urlaub auf den Seychellen. Freundliche Menschen, eine friedfertige Kultur und vielfältige Genüsse erwarten Sie! Ein Paradies für alle, die gern segeln und zwischen bunten Fischen tauchen, aber auch für Wanderer und Aktive. So entdecken Sie neben den Highlights auch jede Menge Geheimtipps, die Ihren Urlaub unvergesslich machen. Und es bleibt dabei immer Zeit für authentische Restaurants oder Hotels und die besten Shopping-Hotspots.
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Seitenzahl: 303
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Fassadenverzierung auf den Seychellen
HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN
»Die Insel, deine Heimat, ist harter Granit,ist knirschender Kies, ist Koralle.Deine Insel hat sich einen Gürtel umgelegtaus weißem Sand.«
Antoine Abel (1934–2004), Dichter von den Seychellen
Blick von der Anse Lazio in die Chevalier Bay
Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Willkommen auf den Seychellen
VICTORIA
1 Victoria
2 Stadtrundgang Victoria
3 Die Botanischen Gärten
4 Carnaval International
5 Eden Island
6 Inselhüpfen
MAHÉ – DER NORDEN
7 Die Nordküste
8 Beau Vallon
9 Anse Major und Baie Ternay
10 Les Trois Frères und weitere Wanderwege
11 Sans Souci Road
12 Tea Factory
13 Der Sauzier-Wasserfall
14 Grand‘ Anse bis Anse Louis
MAHÉ – DER SÜDEN
15 Anse aux Pins bis Anse Royale
16 Creole Institute und Vilaz Artisanal
17 La Plaine St. André
18 Le Jardin du Roi
19 Um die Südspitze
20 Buchten im Südwesten
21 Küste der Künstler
STE. ANNE MARINE NP
22 Sainte Anne
23 Moyenne Island
24 Round Island und Long Island
25 Cerf Island
PRASLIN UND NAHE INSELN
26 Baie Sainte Anne und Südküste
27 Vallée de Mai
28 Praslin, die Nordostküste
29 Anse Lazio
30 Praslin, die Nordwestküste
31 Île St. Pierre
32 Curieuse
33 Aride
34 Cousin Island
35 Cousine Island
LA DIGUE, FÉLICITÉ UND CO.
36 La Digue
37 Von La Passe nach Anse Patates
38 Anse Source d’Argent
39 Wanderung bis zur Anse Cocos
40 Le Nid d’Aigle
41 Félicité und Marianne
42 Petite Sœur, Grande Sœur, Île Cocos und Co.
FERNE INNERE SEYCHELLEN
43 Bird Island
44 Denis Island
45 Frégate Island
SILHOUETTE UND NORTH ISLAND
46 Silhouette
47 North Island
DIE ÄUSSEREN SEYCHELLEN
48 Die Amiranten, Alphonse, Île Platte und Coëtivy
49 Die Farquhar-Gruppe
50 Die Aldabra-Gruppe
REISEINFOS
Seychellen von A bis Z
Kalender
Kleiner Sprachführer
Register
Impressum
Die einsame Bucht Baie Ternay im Westen der Hauptinsel Mahé
Auf den Seychellen wächst jede Palmenart der Welt, darunter auch die formschöne Fächerpalme.
Der Carnaval International in Victoria ist auch für die Kleinen das größte Fest des Jahres.
Zum Teil auf Trittleitern erklimmt man die Trois Frères.
Frisches Obst an einem Stand: Sternfrüchte, Mangos und die hier heimischen Javaäpfel
Traumbadestrand Anse Lazio
Wandern auf dem Victoria Trois Freres Trail – Wahnsinns Ausblicke garantiert
Victoria (S. 32)
Die kleine Hauptstadt der Seychellen ist der Ort, an dem jeder Reisende ankommt. Hier lernt man auf einem Spaziergang Land und Leute kennen, die seychellische Lebensart, die Geschichte des Archipels. Und das bunte Herzstück, den Sir Selwyn Selwyn-Clarke Market, kann man jeden Tag aufs Neue besuchen.
Inselhüpfen (S. 50)
Mit einem schönen altmodischen Segelschoner, einem schnellen Katamaran oder einem modernen Motorsegler: Die Seychellen sind ein ideales Ferienziel, um es vom Boot aus zu erleben. Auf einer einwöchigen Kreuzfahrt kann man wunderbar von Insel zu Insel schippern, einsame Buchten und die besten Tauchgründe ansteuern. Und natürlich immer wieder anderswo an Land gehen.
Bergwandern (S. 74)
Auch wenn man es nicht vermuten würde: Die Seychellen sind ein besonders reizvolles Bergwanderland. Vor allem Mahé, die gebirgige Hauptinsel des Archipels, hat bis zu 900 Meter hohe Gipfel, auf die man interessante Touren machen kann. Durch herrlichen Regenwald zu Aussichtspunkten, die grandiose Inselpanoramen bieten.
Anse intendance (S. 116)
Diese Badebucht an der Südküste von Mahé zählt zu den schönsten der Seychellen, wenn nicht der Welt. Der 800 Meter lange weiße Sandstrand unter Palmen und gerahmt von malerischen Granitklippen bietet bei ruhigem Meer großartige Badefreuden, bei Brandung ein spektakuläres Naturschauspiel.
Vallée de Mai (S. 154)
Der einzigartige Palmendschungel auf der Insel Praslin ist ein UNESCO-Weltnaturerbe. Hier wachsen die sechs Palmenarten der Seychellen, vor allem und in vielen Exemplaren die Meereskokospalme. Die erotisch geformte Nuss der Coco de Mer beflügelt seit jeher die Fantasie und ist das begehrteste (und teuerste) Souvenir des Landes.
Anse Lazio (S. 168)
Auch diese Bucht an der Nordwestseite von Praslin wird regelmäßig genannt, wenn es um die schönsten tropischen Strände der Welt geht. Der weitläufige cremefarbene Sandstrand, das unwirklich türkisfarbene Wasser, die rötlich leuchtenden Granitfelsen und ein Kranz von Palmen verleihen ihr die perfekte Südsee-Atmosphäre.
Anse Source d’Argent (S. 204)
Die weltbekannte Hauptattraktion der Insel La Digue mit ihren malerischen Granitformationen über blauer See und weißem Sand muss man einfach gesehen haben. Da dies aber auch wirklich jeder Seychellenurlauber beherzigt, kann es am Eingang zu diesem Paradies mitunter etwas eng werden.
Bird Island (S. 230)
Unvergesslich bleibt jeder Besuch auf der nördlichsten Insel der Seychellen. Sie hat sich ganz dem Naturschutz verschrieben. Im Frühjahr brüten dort an die 800 000 Rußseeschwalbenpaare, am Strand nisten Meeresschildkröten, und irgendwann trifft man gewiss »Esmeralda«, die älteste Aldabra-Riesenlandschildkröte der Welt.
North Island (S. 246)
Wer die absolut exklusive Ferieninsel auf den Seychellen sucht, ist ein Kandidat für North Island. So wie Prinz William und seine Kate, die dort im Mai 2011 ihre Flitterwochen verbrachten. Zum Nutzen von North: Mit jedem Tausender, den Reiche, Stars und Promis dort ausgeben, wird die Insel ein Stück weiter in ihren Urzustand verwandelt.
Aldabra-Atoll (S. 260)
Fast 1000 Kilometer südlich der Inneren Seychellen erstreckt sich eine fantastische Wasser- und Unterwasserwelt, eines der letzten großen Abenteuerziele. Auch dieser Naturschatz steht als UNESCOWeltnaturerbe unter Schutz. Seit Kurzem kann Aldabra wieder auf Expeditionen mit Kreuzfahrtschiffen und Sondererlaubnis bereist werden.
Die Seychellen – schon der Name weckt Vorstellungen von fernen Gestaden, von einem tropischen Paradies mit Palmen und türkisblauer Südsee, von ewigem Sommer und unbeschwertem Leben. Aber auch von einem exotischen Ferienziel, das sich nur wenige leisten können. Doch seit einigen Jahren entwickelt sich der Inselstaat vor Afrikas Küste zu einem Tourismusland. Und dass die Seychellen sowohl ein Refugium der Ruhe sind wie auch eine facettenreiche Region für Aktivitäten in grandioser Natur, macht jeden Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Heute gehören die Seychellen für Mitteleuropäer zu den gut erreichbaren exotischen Reiseländern. So braucht zum Beispiel der wöchentliche Nonstop-Nachtflug ab Frankfurt am Main für die gut 7500 Kilometer Entfernung etwa neuneinhalb Stunden. Der neue Direktflug von Paris aus dauert rund zehn Stunden, und mit Umsteigen in Dubai oder Abu Dhabi landet man nach circa zwölf Stunden auf dem kleinen internationalen Flughafen von Victoria, der fast dörflichen Hauptstadt der Republic of Seychelles.
Ochsenkarren sind in in La Digue keine Seltenheit.
Die 115 weit verstreuten Inseln und Inselchen des Seychellen-Archipels liegen auf der Höhe von Kenia und Tansania durchschnittlich 1600 Kilometer vor der afrikanischen Küste im Indischen Ozean. Der nächste größere Inselstaat Madagaskar liegt fast 1000 Kilometer südlich der Hauptinsel Mahé. Geografisch und topografisch gehören die Seychellen wie auch Madagaskar zu Afrika. Sie sind Überbleibsel des Urkontinents Gondwana, der sich vor vielen Millionen Jahren in die Erdteile Afrika, Amerika und Asien aufsplitterte.
Auch geschichtlich und kulturell sind die Seychellen auf vielfache Weise mit Afrika verbunden. Fast alle heutigen gut 90 000 Seychellois – so werden die Bewohner genannt – sind Nachfahren jener schwarzen Arbeitssklaven, die einst von den französischen und englischen Kolonialherren auf die Inseln gebracht wurden und sich mit ihnen und untereinander vermischt haben. Ihre Sprache – das Kreol Seselwa – ist die lokale Sprache, die jedermann verwendet. Ihre kreolische Kultur, Lebensart und Kochkunst prägen den Alltag.
Durch diese historisch gewachsene Multikulturalität sind die Seychellen erstaunlich »europäisch«. Besucher erleben ein prosperierendes Tourismusland mit freundlichen, weltoffenen Menschen. Staat und Gesellschaft funktionieren klaglos, die vielen verschiedenen Ethnien kommen bewundernswert friedlich miteinander aus, es gibt keine Armut und keine gewalttätigen sozialen Konflikte wie in anderen Ländern vergleichbarer Breitengrade. Die Seychellen haben – nach dem erdölreichen Äquatorialguinea – den höchsten Lebensstandard aller Länder Afrikas.
Fischer mit ihren Booten und Netzen an der Anse Volbert auf Praslin
Der Feuerfisch ist so farbenfroh wie das Korallenriff, in dem er lebt.
Ihre besonderen landschaftlichen Reize verdanken die Seychellen einer Laune der Geologie. Sie gliedert den Archipel in zwei Teile mit jeweils völlig unterschiedlichen Inselarten. Die Inseln der nordöstlich gelegenen Hauptgruppe – die Inneren Seychellen (Inner Islands) – bestehen aus gewachsenem Granit. Sie sind die bis zu 900 Meter hoch aufragenden Gipfel eines Unterwassersockels, der knapp 40 Meter unter dem Meer liegt. Regen, Wind und Wellen haben diese Reste von Gondwana durch Jahrmillionen zu jenen Fotomotiven modelliert, die heute wie Markenzeichen für die Seychellen stehen. Am bekanntesten sind die riesigen bizarren Granitfelsen des »Bacardi Beach« auf La Digue (der aber nicht so heißt, sondern Anse Source d’Argent). Die Granitberge auf Mahé hingegen sind dicht bewaldet und bieten Wanderwege und herrliche Inselpanoramen.
Die Inseln der Äußeren Seychellen (Outer Islands), die weit über den Süden des Archipels verstreut liegen, entstanden erst wesentlich später aus dem Kalk abgestorbener Korallen. Sie sind selbst an ihren höchsten Stellen nur wenige Meter hoch. Gesäumt werden diese Eilande – darunter Aldabra, das größte Atoll der Erde – von weitläufigen Atollringen und Korallenlagunen. Korallinen Ursprungs sind auch zwei Inseln im hohen Norden der Seychellen: Bird Island und Denis Island. Geografisch liegen die beiden Teilgebiete so weit auseinander, dass man auf einer Ferienreise wohl nur eines kennenlernen wird, in der Regel sind das die Inneren Seychellen.
Gemein haben beide Inselarten die unüberbietbare Besonderheit dieser Wasserwelt: ihre wunderbaren Buchten und Sandstrände. Große und kleine, mal poolgleich ruhig, mal mit tosender Brandung. In prachtvollen Blautönen und mit kristallklarem Wasser. Zum Schwimmen und Schnorcheln. Zum Sonnen, zum Spazieren und Genießen. Oder einfach nur zum Faulenzen unter Palmen. Zusammen würden die Strände des Archipels eine Länge von etwa 60 Kilometern ergeben! Es sind so viele, dass bestimmt jeder Besucher »den schönsten Strand« für sich findet.
Meistens direkt an einem Strand und kaum je weit abseits bieten die Seychellen eine außerordentlich große Bandbreite an Unterkünften mit insgesamt gut 6000 Gästebetten. Internationale Hotelkonzerne, aber auch lokale Investoren betreiben luxuriöse Resorts, viele davon in »kreolischem« oder »kolonialem« Architekturstil. Eine Besonderheit sind die sogenannten Island Lodges mit jeweils nur einem einzigen Hotel pro Insel; einige davon zählen zu den schönsten und begehrtesten Feriendomizilen der Welt.
Dazu kommen mehrere gute traditionelle Mittelklassehotels. Letzthin aber vor allem viele einfache bis sehr attraktive Gästehäuser und familiäre Pensionen, die staatlich gefördert werden. Auf den Hauptinseln gibt es außerdem Apartments und Bungalows für Selbstversorger, manche schon ab 50 Euro pro Tag. Zu finden sind alle Hotels und Unterkünfte auf 15 (von 42) Inseln der Inneren und auf zwei (von 73) Inseln der Äußeren Seychellen.
Wann ist die beste Reisezeit? Eigentlich jederzeit. Auf den Seychellen herrscht ganzjährig tropisches Klima mit einer Lufttemperatur von 24 bis 33 Grad und konstant 26 bis 30 Grad warmem Meer. Man kann also – wie zu Hause nur am schönsten Sommertag – abends noch draußen sitzen. Dennoch gibt es oft genug Erfrischung. Auf der gebirgigen Hauptinsel Mahé fallen jährlich etwa 3000 Millimeter Regen, auf den Koralleninseln des Südens halb so viel. Wetterbestimmend ist der Monsun: von etwa Oktober bis März aus Nordwest, von Mai bis September aus Südost. In der jeweiligen Zeit kann es an den West- bzw. Oststränden der Inseln zu starker Brandung und Seegrasanschwemmungen kommen. In den Übergangsmonaten herrscht eine Art »dritte Jahreszeit« mit besonders ruhigem Wetter. Für manche Kenner ist das die beste Reisezeit.
An der Westküste von Mahé befindet sich dieses Paradies: die Grand’Anse
Eine Richtschnur für den eigenen Reisetermin mag sein, was man auf den Seychellen vorhat und auf welcher Seite einer Insel man wohnt. Zum Segeln und Windsurfen kann man von Mai bis Oktober guten Wind und wenig Regen erwarten. Tauchen und schnorcheln lässt es sich am besten, wenn von Dezember bis März das Meer ruhig ist – doch dies sind auch die Monate, in denen der meiste Regen fällt. Weihnachten/Neujahr haben die Seychellen Hochsaison, ebenso in den anderen längeren Ferienperioden der europäischen Länder. Und viele Seychellois, die im Ausland leben oder arbeiten, buchen zu Weihnachten einen Heimflug zum traditionellen Familienfest.
Die vielfältige Landschaft mit ihren Korallenstränden und Granitbergen, die üppige tropische Vegetation, die einmalige Flora und Fauna – vor allem die glückliche Kombination dieser »natürlichen« Vorzüge macht die Seychellen zu einem ganzjährigen Reiseziel, dessen Schönheit man auf Wanderungen, Bootstouren und Tauchgängen gut erkunden kann. Dadurch, dass der Archipel seit Jahrmillionen isoliert von den großen Kontinenten im Ozean liegt, haben sich Pflanzen und Tiere erhalten, die man weder in Afrika noch in Asien findet.
Mahé ist überall üppig grün.
Auch der Umstand, dass die Seychellen bis vor 250 Jahren unbewohnt waren, trug dazu bei, dass Arten überlebt haben, die anderswo der Evolution und vor allem der Ausrottung durch den Menschen zum Opfer gefallen sind. Daher gibt es hier besonders viele endemische Pflanzen und Tiere: also Spezies, die von Natur aus nirgendwo anders auf der Welt vorkommen – manche gar nur auf einzelnen Inseln des Archipels.
Von den sechs endemischen Palmenarten der Seychellen ist zum Beispiel deren berühmteste, die Meereskokospalme (Coco de Mer), nur auf den Inseln Praslin und Curieuse heimisch. Die wenigen Exemplare auf Mahé und La Digue wurden erst in den letzten Jahrzehnten eigens angepflanzt. Die ursprüngliche Vegetation der Seychellen war zu 80 Prozent endemisch. Bis heute haben sich 75 endemische Pflanzenarten erhalten. Das sind oft unscheinbare Gräser, Kräuter und Büsche, aber auch imposante Gewächse wie die Rotholz- und Eisenholzbäume sowie der Zopfbaum und der erst 1970 auf Mahé wiederentdeckte Quallenbaum, der als ausgestorben galt.
Bei Wanderungen auf den Granitinseln bekommt man mit etwas Glück auch die wohl schönste Blume der Seychellen zu sehen: die lachsrote Blüte der Wilden Vanille, einer endemischen Orchidee, deren Frucht jedoch – anders als die der eingeführten Echten Vanille – ungenießbar ist. Ein weiteres interessantes Rankengewächs, die fleischfressende Kannenpflanze, findet man hingegen nur in den Bergen auf Mahé und Silhouette.
Der Kanonenkugelbaum, eines der eigenartigsten Gewächse auf den Seychellen, stammt aus Südamerika.
Doch heute prägen weithin jene vielen Nutz- und Zierpflanzen die Vegetation, die ab 1770 von den französischen Kolonialherren auf den Inseln eingeführt wurden und sich seither bis in die Wälder verbreitet haben. Den Zimtbaum aus Ceylon – noch vor 40 Jahren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, jetzt eine ökologisch missliebige invasive Art – findet man allüberall. Die Kokospalme (vermutlich einst aus Polynesien auf die Inseln gelangt) hat zwar nicht mehr die frühere wirtschaftliche Bedeutung, wächst aber noch in großen Plantagen. Den Brotfruchtbaum, der als Nahrungslieferant für die Sklaven importiert wurde, sieht man längs der Straßen und in vielen Hausgärten.
Eine Blüte des purpurfarbenen Ingwers. Die Seychellennektarvögel trinken daraus Nektar.
Eingeführte Spezies sind auch die Jackfrucht und der Cashew-Baum, der Drachenblutbaum, die Albizien, Eukalyptus- und Banyanbäume. Ebenso Zierpflanzen wie die Bougainvillea, der Hibiskus und der aus Madagaskar stammende Flammenbaum. Selbst die meisten tropischen Früchte und Gewürze, die es jeden Tag zuhauf auf dem Markt in Viktoria zu kaufen gibt, haben globale Wurzeln: Ananas und Avocados, Bananen und Mangos, Papayas und Passionsfrüchte, Pfeffer und Muskat, Tee und Gewürznelken – auf den Inseln des Archipels gedeihen sie prächtig.
Trotz ihres Reichtums an endemischen Spezies haben die Seychellen eine überraschend geringe Artenvielfalt, zumal in der Tierwelt. Bis zur Ankunft der ersten Siedler vor 250 Jahren lebte nur ein einziges Landsäugetier auf den Inseln: der Flughund, eine riesige Fledermausart. Erst die Kolonisten brachten Hund und Katze, Rinder, Hühner und Kaninchen mit, unabsichtlich auch Mäuse und Ratten. Später dann, aus Madagaskar, den Großen Tenrek, ein igelähnliches Säugetier, das man heute im Nationalpark Vallée de Mai auf Praslin antrifft. Andere Säugetiere gibt es auf den Seychellen nicht: keine Affen und keine Antilopen, keine Raubkatzen oder Elefanten.
Die Seekuh, den großen arglosen Meeressäuger, hatten die frühen Kolonisten und Schiffsbesatzungen wegen des schmackhaften Fleisches so stark bejagt, dass sie bald ausgerottet war und sich nicht wieder ansiedeln konnte. Ein solches Schicksal wäre auch den Riesenlandschildkröten beschieden gewesen, hätte man sie nicht schließlich auf dem Aldabra-Atoll unter Schutz gestellt. Heute leben dort etwa 150 000 dieser urzeitlichen Reptilien; einige Tausend auch in Zuchtstationen und Hotelgehegen auf den Hauptinseln.
Als Paradies gelten die Seychellen – nach Jahrzehnten bedenkenlosen Raubbaus an ihren Habitaten – mittlerweile auch wieder für die Vögel. Rund 220 Spezies leben hier, darunter allein 17 endemische Landvogelarten. Manche, so etwa der Vasapapagei auf Praslin, der Paradiesschnäpper auf La Digue und der Seychellendajal auf Frégate, gehören zu den zoologischen Raritäten der Welt. Dazu kommen 18 Seevogelarten, darunter die eleganten Tropik- und die imposanten Fregattvögel sowie die Ruß- und Feenseeschwalben, die zu Hunderttausenden auf Bird Island, Aride und Cosmoledo brüten. Ein Traum für Birdwatcher.
Vollends ein Dorado sind die Gewässer der Seychellen. Schon beim Waten an flachen Ufern kann man ungewöhnlich viele Fische sehen. Schnorcheltouren und Tauchgänge offenbaren eine fantastische Unterwasserwelt. Mehrere Arten von Meeresschildkröten und über tausend Fischarten – vom kleinen Anemonenfisch bis zum riesigen Walhai – leben an den Korallenriffen und in den Tiefseegründen des Archipels. Einige Gebiete der Äußeren Seychellen zählen zu den reichsten und artenreichsten Fischgründen des Planeten.
So sorglos die frühen Siedler mit der Natur der Inseln umgingen, so stark hat sich das Umweltbewusstsein seither geändert. Das Umdenken begann 1960. Als die britische Kolonialregierung zusammen mit den USA plante, auf dem Aldabra-Atoll eine Militärbasis zu bauen, konnten Umweltaktivisten und Wissenschaftler dieses Vorhaben abwenden.
Die Basis wurde zwar wenige Jahre später auf dem Atoll Diego Garcia rund 2000 Kilometer östlich der Inneren Seychellen errichtet, aber der Protest mündete in eine kluge Politik der Nachhaltigkeit. In den 1970er-Jahren wurden die Inseln Cousin und Aride zu Vogelschutzgebieten erklärt, und man begann erstmals, Kokosplantagen zurückzubauen und durch heimische Vegetation zu ersetzen. Diesem Beispiel folgten seither auch private Investoren auf weiteren Inseln. Mitte der 1980er-Jahre schuf die Regierung das erste Umweltministerium der Welt, und in der Verfassung von 1993 schrieb die Republik der Seychellen als erstes Land den Naturschutz als Staatsziel fest.
Die Brotfrucht ist die »Kartoffel der Seychellen«. Gekocht wird sie als Gemüse gereicht.
Jedenfalls haben die Seychellois erkannt, was gut ist für sie selber – und für ihren wichtigsten Wirtschaftsfaktor, den Tourismus. Seit den 1980er-Jahren wurden insgesamt 20 Nationalparks, Meeresnationalparks und Naturparks eingerichtet, sodass heute fast 60 Prozent der Landesfläche unter Schutz stehen: Dies ist mit Abstand der höchste Anteil im Vergleich zu allen anderen Staaten der Erde.
Dass viele dieser Schutzgebiete nur auf geführten Exkursionen und gegen Eintritts- oder Landegebühren betreten werden dürfen, hat den durchaus positiven Effekt, auch das Engagement der Besucher für die Erhaltung dieser Naturschätze zu wecken. Die zwei spektakulärsten – das Aldabra-Atoll in den Äußeren Seychellen und der Kokospalmendschungel Vallée de Mai auf der Insel Praslin – wurden 1982 bzw. 1983 als Weltnaturerbe der UNESCO unter internationalen Schutz gestellt.
Das bekannteste Wahrzeichen in Victoria: der Clocktower
Vermutlich haben arabische Seefahrer die Inseln schon im frühen Mittelalter gesichtet. Nachweisbar waren es jedoch erst um 1500 die Portugiesen João da Nova und Vasco da Gama, die auf ihren Indienfahrten den Archipel »entdeckten« und in Seekarten einzeichneten. Hundert Jahre später tat der Kapitän eines Schoners der britischen East India Company das Gleiche – aber auch er ließ es dabei bewenden.
Doch Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die ferne Inselgruppe zur »schönen Beute« der Europäer. Als Bertrand François Mahé de La Bourdonnais (1699–1753), Gouverneur der französischen Kolonie Mauritius, 1742 eine Expedition aussandte, um sie nach neuen Stützpunkten auf der Indienroute suchen zu lassen, stieß Kapitän Lazare Picault (ca. 1700–1748) auf die Inneren Seychellen. Er ging auf der größten Insel an Land, erkundete sie und gab ihr den Namen Mahé.
Picault gefielen die »Inseln des Überflusses«, wie er sie nannte, und er empfahl die Besiedelung. Dazu kam es schließlich 1770, nachdem 1756 eine zweite Expedition den Archipel für Frankreich annektiert hatte. Damals entstand das Grundmuster für die kreolische Gesellschaft der heutigen Seychellen. Weiße Siedler aus Mauritius, Réunion und von französischen Besitzungen in Indien zogen nach Mahé, um Kokosnüsse, Feldfrüchte und die in Europa begehrten exotischen Gewürze anzubauen. Dafür holten sie Arbeitssklaven aus Afrika und kolonisierten in den nächsten 40 Jahren die meisten bewohnbaren Inseln des Archipels.
Madagaskarweber zählen zu den häufigsten Vögeln. Hier ein Männchen im Prachtkleid.
Den Engländern behagte das gar nicht. Nachdem sie dem Erzrivalen Frankreich die Inseln ein halbes Dutzend Mal in erbitterten Flottenkriegen streitig gemacht hatten, konnten sie 1811 endlich die Macht übernehmen. Sie anglisierten Ortsnamen und Sitten, schafften 1833 die Sklaverei ab und erhoben die Seychellen schließlich 1903 zur Britischen Kronkolonie. Und so beließen sie es – bei zunehmend gewährter politischer Eigenständigkeit – bis 1976.
Dass die Briten im Zuge dieser Liberalisierung 1964 auch die Gründung politischer Parteien zugelassen hatten, führte naturgemäß auf den Weg »los von London«. Anfänglich hatten die bürgerliche Seychelles Democratic Party (SDP) und die linke Seychelles People’s United Party (SPUP) noch unterschiedliche Ziele verfolgt, doch 1975 schwenkte auch die SDP auf die Forderung nach Unabhängigkeit ein. London lenkte ein, und so konnten die Seychellois am 29. Juni 1976 ihre Republic of Seychelles ausrufen.
Skipper Louis erklärt, wo er die »Sea Pearl« längssteuert.
Mit einem hatte das Vereinigte Königreich freilich nicht gerechnet: dass sich der neue kleine Staat politisch dem Ostblock annähern würde. Doch genau das trat ein, als der (sozialistische) Premier France-Albert René 1977 den (bürgerlichen) Staatspräsidenten James Mancham unblutig aus dem Amt putschte. René, genannt »der Boss«, verordnete den Ein-Parteien-Staat und regierte ihn autokratisch. Aber mit Augenmaß und Pragmatismus: So wurde etwa der eingeschlagene Weg einer nachhaltigen Sozial- und Umweltpolitik nie verlassen.
Als Anfang der Neunzigerjahre das sozialistische Modell Osteuropas zusammenbrach, bewiesen die einstigen Antagonisten der Seychellen – René und Mancham – abermals politischen Weitblick. Gemeinsam schufen sie wieder einen Mehrparteienstaat und eine neue Verfassung. Seither gibt es freie Wahlen, René wurde – zur anfänglichen Überraschung vieler – zweimal wiedergewählt und gab 2004 das Staatspräsidentenamt an seinen Stellvertreter James Alix Michel ab. Seit 2016 übt Danny Antoine Rollen Faure das Amt des Präsidenten der Republik Seychellen aus.
Ziemlich genau 200 Jahre lang – von der ersten Besiedlung der Inseln 1770 bis zur Eröffnung des internationalen Flughafens von Victoria 1972 – waren die Seychellen rein agrarisch geprägt. Die Menschen versorgten sich mit Fisch aus dem Meer und den Früchten von Feld und Acker. Ihr Geld verdienten sie mit dem Einschlag und Verkauf tropischer Harthölzer, mit dem Anbau und Export von Zimt und Vanille, Tee und Gewürzen. Vor allem aber mit dem Export von Kopra, dem Öl aus dem Kernfleisch der Kokospalme. Es dient zur Herstellung von Seifen und Kosmetika sowie als Kokosfett zum Backen und Braten. Spätestens seit Palmöl aus asiatischen Staaten in vielerlei Hinsicht die Rolle von Kopra übernahm, sind die Kokosnussplantagen der Seychellen jedoch fast bedeutungslos geworden.
Aufgefangen wurde der Niedergang der Koprawirtschaft durch den Aufstieg des Tourismus. Er begann mit der Eröffnung des Flughafens von Victoria im März 1972. Seither hat sich der Fremdenverkehr kontinuierlich zum wichtigsten Devisenbringer entwickelt. Heute verdienen etwa 30 Prozent der Seychellois ihren Lebensunterhalt im Tourismus und erwirtschaften damit fast 70 Prozent des Volkseinkommens.
Obwohl die Seychellen seit jeher auf besonders zahlungskräftige Gäste setzen, ist in den letzten Jahren neben neuen Luxusresorts auch ein preislich weit gefächertes Angebot von Gästehäusern und Apartments entstanden. Dies ist unter anderem eine Folge der Abwertung der Landeswährung im Jahr 2008 um fast die Hälfte. Damit wurde Seychellenurlaub für neue Gästeschichten erschwinglich. Auch Ökotourismus wird seither in allen Hotelkategorien großgeschrieben, besonders aber als Richtschnur für die touristisch erst noch zu erschließenden Outer Islands.
Entourage von König Tutu II. beim Karneval in Victoria
Zahlenmäßig gesehen sind die Seychellen – mit circa 6000 Gästebetten und rund 200 000 Ankünften pro Jahr – immer noch ein kleines Ferienland. Die meisten Gäste kommen aus Frankreich und Deutschland, es folgen die Vereinigten Arabischen Emirate und Italien. China ist gut vertreten und gilt als wichtigster Zukunftsmarkt.
Es mag erstaunen, aber obwohl die Franzosen nur gerade mal 40 Jahre lang die Seychellen beherrschten (die Briten hingegen 160 Jahre!), wirkt das Land viel eher französisch. Das hat gewiss mit der kreolischen Sprache zu tun, deren ganz und gar unenglischen Klang man im Alltag auf Schritt und Tritt hört. Doch es ist auch die heitere, fast provenzalische Gelassenheit der Seychellois, die einem dieses Gefühl vermittelt.
Dazu kommt, dass auch die wenige noch erhaltene Kolonialarchitektur französisches Flair hat – selbst wenn sie aus dem 19. Jahrhundert stammt, einer Zeit, als die Franzosen nicht mehr die Macht, aber die Kreolen und ihre Kultur immer selbstbewusster das Sagen hatten. Besonders schöne Beispiele dafür sind das Pflanzerhaus Grann Kaz auf Silhouette und die Maison St. Joseph auf Mahé, in der das Creole Institut, die moderne Wiege dieser Kultur, eine passende Heimstatt gefunden hat. Unweigerlich kreolisch geht es zu, wenn die Seychellois feiern. Oft wird dann sogar noch die Moutia zum Besten gegeben, eine Art Gospelgesang mit Tanz aus der Sklavenzeit. Die Sega hingegen – auch alter afrikanischer Herkunft – ist heute so etwas wie der Nationaltanz der Seychellen: abends beim Feuer am Strand, auf den Dancefloors der Hotels und selbst in der Disco. Auch Gäste, die diesen animierten Paartanz nicht kennen, kommen nicht umhin, ihn mindestens zu probieren. Auf dem Festival Kreol Ende Oktober können sie das eine ganze Woche lang!
Das Warten auf den Bus gehört auf Mahé für die Menschen zum Alltag.
Wie die Bevölkerung und die Vegetation ist auch die Küche der Seychellen eine Mischung aus Einflüssen mehrerer Länder, ja Kontinente. Man nehme einfach das Beste der indischen, französischen und afrikanischen Küche, lautet ein geflügeltes Wort, um zu beschreiben, was hier – oft als »Kreolisches Buffet« – auf den Tisch kommt.
Gegessen wird vor allem fangfrischer Fisch, den dieses Land der vielen Inseln im Überfluss bietet. Thunfisch und Bonito, Schwertfisch und Zackenbarsch, Haifisch und Tintenfisch, Barrakuda, Dorade und Königsmakrele. Eine Spezialität ist der Bourzwa genannte Rote Schnapper; gegrillt und im Ganzen serviert reicht einer dieser ellenlangen, fleischigen Fische für eine ganze Tischrunde. Viele Fische werden gegrillt, andere gekocht oder ausgebacken. Meistens aber klein gewürfelt und als Curry zubereitet. Dafür nun die schmackhafteste Gewürzmischung zu kreieren – das ist die Kunst des kreolischen Kochs (der meistens eine Köchin ist). Überhaupt sind Currys – also die unerschöpflichen Würzvariationen nach indischer Art – das A und O der hiesigen Küche. Und so gibt es, jeweils anders gewürzt, Currys mit gegartem Gemüse, mit Hühner-, Lamm-, Rind- oder Schweinefleisch. In einigen Restaurants auf Mahé auch Flughund-Curry.
Blick von Cerf Island auf Mahé und die Hauptstadt Victoria
Der Inbegriff seychellischer Gaumenfreuden – Currys, Reis und lokale Zuspeisen wie Maniok
Beilage ist fast immer gekochter Reis, kosten sollte man heimische Zuspeisen wie Maniok, Süßkartoffeln, grüne Bananen oder Brotfrucht. Ebenso auf den Tisch kommen Satinis, pikante Mango-, Papaya- oder Kokosnuss-Chutneys. Suppen gibt es natürlich auch, die meisten mit Fisch oder Meeresfrüchten als Zutat. Selten hingegen den »Millionärssalat«, das feinblättrig geschnittene und marinierte Herz der Palmiste-Palme.
Getrunken wird zum kreolischen Essen (und sehr gern auch zwischendurch!) vor allem das Seybrew-Bier: ein Helles aus der nationalen Brauerei nahe Victoria, gebraut nach deutschem Reinheitsgebot. Einmalig gut sind die frischen Fruchtsäfte, unbedingt probieren sollte man Passionsfrucht und den Saft der Kokosnuss. In der eigenen Schale serviert und chic garniert ist das ein beliebter Aperitif und Erfrischungstrunk.
Kokosnuss krönt auf den Seychellen auch jedes festliche Menü: Das delikate Nouga koko, ein Dessert aus karamellisierten Raspeln, ist freilich so süß und mächtig, dass man danach einen Calou for braucht. Diese Spezialität aus dem Saft angeritzter Kokosknospen wirkt frisch von der Palme nur leicht alkoholisch – einen Tag lang vergoren aber als schön starker Schnaps. Kredenzt wird er natürlich nur von Kennern und Freunden.
Lage: Die Seychellen liegen im westlichen Indischen Ozean vor der ostafrikanischen Küste und umfassen das Gebiet von 4° bis 10° südlicher Breite und 46° bis 56° östlicher Länge. Die Hauptinsel Mahé ist rund 1600 km von Afrika entfernt. Nach Frankfurt/Main sind es 7565 km Luftlinie.
Fläche: Die 115 Inseln der Seychellen haben eine Landfläche von 455 km2 (die Hälfte des Stadtgebiets von Berlin). Samt Seefläche umfasst das Staatsgebiet 390 000 km2.
Geografie: Die Inseln werden als Innere Seychellen (Inner Islands) und Äußere Seychellen (Outer Islands) unterschieden. 42 der Inner Islands sind aus Granit: Reste des vor etwa 200 Millionen Jahren zerborstenen Urkontinents Gondwana. Die Outer Islands sind viel jünger: Die 73 Koralleninseln und -atolle entstanden durch unterseeischen Vulkanismus.
Hauptstadt: Victoria auf der Hauptinsel Mahé
Flagge: Blau steht für den Himmel, Gelb für die Sonne, Rot für die Einigkeit, Weiß für soziale Gerechtigkeit, Grün für die Umwelt.
Bevölkerung: circa 90 000; davon 90 % Kreolen, 10 % Einwohner europäischer, indischer, chinesischer Herkunft.
Religion: Katholiken (circa 76 %), Anglikaner, Hindus, Moslems
Amtssprache: Kreolisch (Kreol Seselwa), Englisch, Französisch
Zeitzone: MEZ + 3 Std., MESZ + 2 Std.
Währung: Seychellen-Rupie (SCR). 1 Euro entspricht ca. 16 SCR (Stand: November 2017)
Staat und Politik: Parlamentarische Demokratie mit der Volkspartei Parti Lepep an der Regierung. Präsident ist seit 2004 James Alix Michel.
Wirtschaft: Die Seychellen haben Afrikas zweithöchstes Pro-Kopf-Einkommen. Haupteinnahmequelle ist – mit circa 6000 Gästebetten und jährlich rund 200 000 Besuchern – der Tourismus; etwa ein Drittel der Bevölkerung erwirtschaftet 70 % des Volkseinkommens. Exportiert werden Dosenfisch, Gewürze, Kokospalmprodukte. Fast alle Konsumgüter, ja selbst Obst und Gemüse müssen importiert werden.
Surfen (mit dem Mobiltelefon) kann man am besten am Strand.
Vor rund 200 Millionen Jahren Der Urkontinent Gondwana zerbricht und driftet auseinander. Zwischen dem heutigen Afrika und Indien bleiben als Splitter die Granitinseln und -klippen der Seychellen im Ozean stehen.
Ab 7. Jh. Arabische Seefahrer sichten vermutlich als Erste die Inseln des Archipels. Eine oft vermutete Anwesenheit oder frühe Besiedlung ist aber nicht belegt.
1501 Der portugiesische Seefahrer João da Nova entdeckt die Farquhar-Inseln.
1502 Vasco da Gama sieht auf seiner zweiten Indienreise die Amiranten.
Januar 1609 Kapitän Alexander Sharpeigh von der East India Company erreicht North Island. Die »Entdeckung« bleibt folgenlos.
November 1742 Kapitän Lazare Picault – vom französischen Gouverneur auf Mauritius entsandt – entdeckt Mahé. Vermutlich in Anse Boileau geht er an Land.
November 1756 Kommandant Nicolas Morphey nimmt Mahé und sieben weitere Eilande für Frankreich in Besitz und benennt sie nach Jean Moreau de Séchelles, dem Finanzminister von Louis XV.
August 1770 Auf der Insel Sainte Anne siedeln erste Franzosen und ihre Sklaven.
1772 An der Anse Royale wird die erste Plantage angelegt, der Jardin du Roi.
1778 Leutnant de Romainville gründet L’Etablissement du Roi, die Keimzelle der späteren Hauptstadt Victoria.
1793 Nach der Revolution in Paris (1789) macht die neue französische Republik die Seychellen zum Stützpunkt der Corsaires, die Handelsschiffe ausrauben, vor allem englische.
Mai 1794 Mit vier Kriegsschiffen erobern die Engländer die Seychellen. Den französischen Verwalter Jean-Baptiste Quéau de Quinssy belassen sie im Amt. Er wird es, mit dem anglisierten Namen de Quincy, bis 1827 innehaben.
Dezember 1810 Die Engländer erobern Mauritius – und damit auch die Herrschaft über die Seychellen.
21. April 1811 Die Seychellen gehen an England über. Die Inseln werden nun stärker besiedelt und Kokosplantagen angelegt.
1812 Der Sklavenhandel wird verboten, die Sklaverei aber erst 1833 abgeschafft.
1832 Die Anglikaner schicken einen ersten Priester auf die Seychellen.
1853 Die Katholische Kirche gründet eine erste Missionsstation.
12. Oktober 1862 Ein Erdrutsch zerstört Teile Victorias und fordert 79 Opfer. Heute erinnert eine 2012 geweihte Gedenkstätte hinter dem Liberty House daran.
1903 Die Seychellen werden zur eigenständigen Kronkolonie. In Victoria wird der Clock Tower errichtet.
1939–45 Im Zweiten Weltkrieg dienen die Seychellen als »Tankstelle« für englische Schiffe und Flugzeuge.
1948 Erste gewählte Regierung.
1964 Gründung der Seychelles Democratic Party (SDP) und der Seychelles People’s United Party (SPUP)
1967 Allgemeines Wahlrecht
1970 und 1974 Die SDP siegt bei den Parlamentswahlen.
20. März 1972 Queen Elizabeth II. eröffnet den internationalen Flughafen in Victoria. Der moderne Tourismus beginnt.
29. Juni 1976 Unabhängigkeitserklärung der demokratischen Republic of Seychelles. Staatspräsident wird SDP-Chef James R. Mancham, Premierminister France-Albert René von der SPUP.
5. Juli 1977 Unblutiger Putsch durch René, der ein sozialistisches Einparteienregime einführt und sich politisch dem damaligen Ostblock annähert.
1982 Das Aldabra-Atoll wird UNESCOWeltnaturerbe.
1983 Der Nationalpark Vallée de Mai wird UNESCO-Weltnaturerbe.
1993 Politische Aussöhnung der verfeindeten Lager. Neue Verfassung mit Mehrparteiensystem und Wahl von René als Staatspräsident. Auch 1998 und 2002 wird er wiedergewählt.
2004 France-Albert René tritt als Staatspräsident zurück. Auf ihn folgt sein Vize James Alix Michel. Er liberalisiert die Wirtschaft und fördert Investitionen. 2006 und 2011 wird er bei Direktwahlen im Amt bestätigt.
Dezember 2004 Der durch ein Seebeben vor Indonesien ausgelöste Tsunami überschwemmt die Landebahn des Flughafens von Victoria.
2008 Die Seychellen sind zahlungsunfähig. Die Rupie wird nach Freigabe des Kurses um fast 50 Prozent abgewertet – Seychellenurlaub damit viel billiger.
2010 Somalische Piraten kapern Schiffe auf seychellischen Hoheitsgewässern. Die NATO und Russland starten Militäreinsätze von Mahé aus.
2012 Die arabische Fluglinie Etihad Airways übernimmt 40 Prozent von Air Seychelles und deren Europaflüge.
Mai 2015 Staatspräsident Michel besucht Papst Franziskus im Vatikan.
Juni 2015 James Alix Michel kandidiert für die Präsidentschaftswahl im Frühjahr.
2016 Danny Antoine Rollen Faure wird Staatspräsident.
1Victoria
Drehscheibe der Seychellen
2Stadtrundgang Victoria
Stippvisite ohne Strand
3Die Botanischen Gärten
Victorias grünes Juwel
4Carnaval International
Ole ola bei 30 Grad
5Eden Island
Refugium der Reichen
6Inselhüpfen
Die Seychellen vom Boot aus
Blick von Victorias Hausberg Les Trois Frères auf die Hauptstadt der Seychellen
Die Hauptstadt der Seychellen ist zwar klein, aber um sie dreht sich das ganze Leben des Archipels. In Victoria wohnen die meisten Einheimischen, hier haben alle wichtigen Institutionen, Unternehmen und die Regierung ihren Sitz, von hier gibt es Verbindungen zu allen Orten des Inselstaats. Und am internationalen Flughafen der Stadt kommt jeder an, der als Feriengast auf die Seychellen reist.
Das Bicentennial Monument erinnert an die Gründung der Stadt 1778 durch die Franzosen.
Schon beim Anflug auf den Seychelles International Airport kann man gut erkennen, dass Victoria keine Weltmetropole ist, sondern eine ländlich mittelgroße Hafenstadt. Sie befindet sich an der Nordostseite der größten Seychelleninsel Mahé. Im Westen ragen bis zu 700 Meter hohe, dicht bewachsene Granitberge auf, besonders markant die Dreiergruppe »Les Trois Frères«. Im Osten liegen Hafenanlagen und Industriebetriebe, darunter Indian Ocean Tuna, die zweitgrößte Thunfischkonservenfabrik der Welt. Dahinter am Horizont kommt schon eine erste »Traumlandschaft« in den Blick: die malerischen Inseln des Sainte Anne Marine National Park.
Victoria ist grün, dörflich und hat rund 30 000 Einwohner.
Der im März 1972 – also noch unter britischer Herrschaft – von Queen Elizabeth II. eröffnete Flughafen von Victoria markiert die größte Zäsur in der jüngeren Geschichte des Landes: die Entwicklung eines agrarisch geprägten Kolonialstaats zum modernen Tourismusland. Heute werden auf der knapp 3000 Meter langen Betonpiste jährlich rund 400 000 Fluggäste abgefertigt, Tendenz steigend. Gleich nebenan starten mehrmals am Tag Inlandsflüge zu diversen Inseln. In die elf Kilometer entfernte Stadt Victoria führt – auf einer großteils durch Landaufschüttung gewonnenen Trasse – der Providence Highway, die einzige Autobahn der Seychellen.
Am Hafen verbreiten Einheimische gute Stimmung mit Tanz und Gesang
Wesentliche Teile der Hauptstadt selber, vor allem zum Hafen hin, liegen ebenso auf Land, das ab den 1930er-Jahren aufgeschüttet wurde. Dies erklärt auch, warum etwa das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete State House, heute Residenz des Staatspräsidenten, so fernab von Strand und Meer steht – aber unmittelbar neben der Keim-zelle von Victoria.
Der bunte Eingangsbereich des Hindu Tempels in Victoria
Dort hatte im Jahr 1778 Leutnant Charles Routier de Romainville (1742–1792) im Auftrag der französischen Kolonialmacht von Mauritius sein Lager aufgeschlagen, dann eine Kaserne, Küche und Kirche, Hospital und Gefängnis bauen lassen. Die Garnison, L’Etablissement du Roi genannt, wuchs noch in der Franzosenzeit zum größten Siedlungsund Hafenort auf Mahé heran. Als ein halbes Jahrhundert später die Briten die Macht auf den Seychellen übernahmen, drückten sie bald auch der kleinen kolonialen Kapitale ihren Stempel auf: Anlässlich der Hochzeit von Queen Victoria (1819–1901) wurde die Stadt 1841 nach ihr umbenannt.
Auf dem Freedom Square, dem größten Verkehrskreisel von Victoria, erinnert das 1978 errichtete Bicentennial Monument an die Gründung. Seine drei riesigen weißen Flügel sollen die Herkunftskontinente der rund 90 000 Bürger der Seychellen symbolisieren: Afrika, Europa und Asien. Heute bilden die knapp 30 000 Einwohner ihrer Hauptstadt mehr denn je zuvor ein buntes Völkergemisch. Abkömmlinge der Kolonialherren und ihrer afrikanischen Sklaven, chinesische und indische Händler, oft auch die Melange vieler Ethnien, prägen das Bild von Victoria.
Viele Seychellois – so heißen die Bewohner des Inselstaats – haben afrikanische Vorfahren.