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Bekannt ist Hessen für seinen Äppelwoi, die traditionelle Frankfurter Grie Soß und den Handkäs mit Musik. Wer das Bundesland Hessen mit seinem Wohnmobil nicht nur kulinarisch, sondern auch regional in allen seinen Facetten erkunden will, liegt mit diesem Tourenband goldrichtig. Egal ob Wanderfreund, Historiker oder Kulturinteressierte, Badefan, Gourmet oder Bikerin: Die sechs Tourenvorschläge halten für jedes Urlaubsplaisir das Richtige bereit.
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Seitenzahl: 213
Veröffentlichungsjahr: 2025
»Dom der Bergstraße« wird die katholische Pfarrkirche St. Peter in Heppenheim im Volksmund genannt.
Udo Bernhart · Herbert Taschler
Die schönsten Entdeckertouren
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
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WILLKOMMEN IN HESSEN
WALD UND WOLKENKRATZER
DIE ROUTEN
1TOUR DURCH DEN TAUNUS
Wanderparadies, Berge & Wälder, Burgen & Denkmäler
2RUND UM DEN HOHEN MEISSNER
Der König der osthessischen Berge
3SEENTOUR IN NORDHESSEN
Zwischen Diemelsee und Edersee
4AM MAIN ENTLANG ZUM RHEIN
Von Aschaffenburg nach Lorch am Rhein
5BERGSTRASSE ZWISCHEN MAIN UND NECKAR
Genussreich: Dolce Vita an der »Riviera Deutschlands«
6STÄDTETOUR IM RHEIN-MAIN-GEBIET
Frankfurt am Main, Offenbach am Main, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden
REISEINFOS VON A BIS Z
PACK- UND CHECKLISTEN
REGISTER
PS: WAS WIR NOCH SAGEN WOLLTEN …
UNSER NACHHALTIGKEITSKODEX
STRASSENATLAS
IMPRESSUM
Stellplatz an der Oberburgstraße beim Diebesturm in Witzenhausen
Das Bundesland Hessen ist ein ideales Reiseziel für Naturliebhaber, Sportbegeisterte und Ruhesuchende, für Kulturinteressierte und Genießer. Die Ziele sind vielfältig: Natur- und Nationalparks, Wälder, Berge und Seen, herausgeputzte Fachwerkhäuser und moderne Skylines, innovative Museen, kulinarische Highlights und ein bunter Veranstaltungsreigen laden ein …
Wiesbaden (279 000 Einwohner) ist die Hauptstadt des Bundeslandes Hessen. Die größte Stadt aber ist Frankfurt mit 763 000 Einwohnern. In der Finanzmetropole liegt auch der größte Flughafen Deutschlands. Weitere große Städte sind Kassel, Darmstadt und Offenbach, Hanau, Gießen, Marburg und Fulda.
Der bedeutendste Fluss in Hessen ist der Rhein. Er fließt auf einer Länge von 107 km durch das Bundesland und bildet die Grenze zu Rheinland-Pfalz. Der Main, der 77 km durch Hessen strömt, ist der längste rechte Nebenfluss des Rheins.
12,42 Prozent der Fläche Hessens sind mit Wald bewachsen. Hessen ist damit das waldreichste Bundesland Deutschlands. Der höchste Berg Hessens ist mit 950 m die Wasserkuppe in der Röhn. Der Große Feldberg ist mit 881 m der höchste Berg im Taunus.
In die traditionelle Frankfurter Grüne Soße, die »Grie Soß«, gehören sieben Kräuter: Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch. Goethes Leibgericht wird mit hart gekochten Eiern, Salzkartoffeln und Fleisch serviert.
Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt geboren und verbrachte seine Kindheit in Frankfurt. Das ehemalige Wohnhaus der Familie Goethe lädt nach seinem Wiederaufbau heute als Museum zum Besuch ein.
Ebbelwoi, Äbbelwei, Apfelwoi, Äppler oder Stöffche, Viez oder auch nur Most – der Apfelwein hat in Hessen viele Namen. Gekeltert wird der »Wein« aus Äpfeln – meist aus einer Mischung verschiedener, relativ säurehaltiger. In Frankfurt kann man mit Musik, Brezeln und Ebbelwei eine Stadtrundfahrt mit dem »Ebbelwei-Expreß« erleben.
Das ehemalige Römerkastell Saalburg auf dem Taunuskamm nordwestlich von Bad Homburg vor der Höhe war einst Teil des römischen Limes. Die Saalburg gilt als das besterforschte und am vollständigsten rekonstruierte Kastell und ist seit 2005 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Mit knapp 12 m2 Wasseroberfläche ist der Edersee am Fulda-Zufluss Eder der größte Stausee in Hessen. Allein die 48 m hohe Staumauer Edertalsperre ist einen Besuch wert. Der See samt Umgebung mit Naturpark und Nationalpark Kellerwald-Edersee bietet ein großflächiges Freizeitgebiet.
Die dichten Wälder des Taunus, die Skyline von Frankfurt, romantische Flusslandschaften, bedeutende Kunst – Hessens Urlaubsziele sind bestechend kontrastreich.
Blick vom Damiankopf im Bingener Wald auf Assmannshausen am Rhein
Hessen hat 2021 seinen 75. Geburtstag gefeiert. Die Hessische Verfassung vom 1. Dezember 1946 ist die älteste noch heute geltende Verfassung eines deutschen Bundeslandes – und steht damit ganz in der Tradition der deutschen Demokratiebewegung und der ersten deutschen Nationalversammlung 1848 in der Paulskirche in Frankfurt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es zwar nicht geklappt, dass Frankfurt Bundeshauptstadt wurde, Hessen sieht sich aber trotzdem gern als Mittelpunkt Deutschlands – und zwar zu Recht. Wenn man eine Linie vom nördlichsten zum südlichsten und vom westlichsten zum östlichsten Punkt Deutschlands zieht, so kreuzen sich die beiden Linien bei Kassel.
Hessen blickt auf eine lange Geschichte zurück, die von territorialer Zerteilung und vielfältigen kulturellen Einflüssen geprägt ist. In vorgeschichtlicher Zeit war das Gebiet des heutigen Landes Hessen von keltischen und germanischen Stämmen besiedelt. Erstmals namentlich erwähnt wurde Hessen in einem Papstschreiben an den Missionar Bonifatius, in dem um 738 von den »Hessi« die Rede ist. In der Stauferzeit schlug die Geburtsstunde Hessens, als Elisabeth, die Witwe des thüringischen Landgrafen Ludwig IV., im Sommer 1228 ihre Residenz nach Marburg verlegte. Aus dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt wurde 1918 nach dem Ende der Monarchie und mit der Gründung der Weimarer Republik der Volksstaat Hessen gebildet. Am 20. Februar 1919 gab sich das Land eine demokratische Verfassung. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Land Groß-Hessen am 19. September 1945 mit einer Proklamation der amerikanischen Militärregierung gebildet. Neue Landeshauptstadt wurde am 12. Oktober Wiesbaden. Am 1. Dezember 1946 entschieden sich 76,8 Prozent der Wahlberechtigten für die Annahme der neuen hessischen Verfassung. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich das Bundesland zu einer prosperierenden Region.
Lorch liegt an der Mündung der Wisper in den Rhein.
Mit 6,37 Millionen Einwohnern steht Hessen heute an fünfter Stelle der bevölkerungsreichsten Bundesländer Deutschlands. Ebenfalls an fünfter Stelle der deutschen Bundesländer steht Hessen in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt 44,1 Jahre. Die Fläche des Bundeslandes von 21 115,63 Quadratkilometern teilen 417 Gemeinden und fünf kreisfreie Städte unter sich auf. Die Hauptstadt des Bundeslandes ist Wiesbaden. Die größte Stadt ist allerdings Frankfurt mit seiner einzigartigen Skyline. Hier stehen so viele und so hohe Wolkenkratzer wie in keiner anderen deutschen Stadt: Der Europaturm, ein Fernmeldeturm, ragt 337 Meter in die Höhe. Danach folgen mit dem Commerzbank Tower, dem Messeturm, dem Westend Tower, dem Main Tower und dem Tower 185 fünf Hochhäuser, die mindestens 200 Meter hoch sind. Die fünf bevölkerungsreichsten Städte in Hessen sind Frankfurt am Main (763 000 Einwohner), Wiesbaden (279 000), Kassel (202 000), Darmstadt (160 000) und Offenbach am Main (130 000).
Der bedeutendste Fluss in Hessen ist der Rhein. Er fließt 107 Kilometer durch Hessen und bildet die Grenze zum Bundesland Rheinland-Pfalz. Der Main ist der längste rechte Nebenfluss des Rheins. Durch Hessen fließt er auf einer Länge von 77 Kilometern. Im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kostheim mündet er in den Rhein.
Einkaufscenter MyZeil in Frankfurt
12,42 Prozent der Fläche Hessens sind mit Wald bewachsen. Hessen ist damit das waldreichste Bundesland Deutschlands. Der höchste Berg Hessens ist mit 950 Höhenmetern die Wasserkuppe in der Röhn. Der Große Feldberg ist mit 881 Metern der höchste Berg im Taunus. Das Mittelgebirge Vogelsberg nördlich von Frankfurt ist das größte zusammenhängende ehemalige Vulkangebiet in Mitteleuropa. Der höchste Berg hier ist der Taufstein mit 773 Meter Höhe. Die Wetterau zwischen Taunus und Vogelsberg gilt als eine der ältesten Kulturlandschaften Deutschlands.
Das hessische Wappen zeigt einen aufrechten Löwen, dessen Blick nach rechts gerichtet ist. Der Löwe ist rot-weiß gestreift, die Krallen sind gelb. Die Hessenzeichen gibt es auch in Rot, Weiß und Schwarz. Die hessische Landeshymne ist das Hessenlied:
»Ich kenne ein Land, so reich und so schön, voll goldener Ähren die Felder.
Traditionsgericht Flammkuchen
Dort grünen im Tal bis zu sonnigen Höh’n viel dunkele, duftige Wälder.
Dort hab’ ich als Kind an der Mutter Hand in Blüten und Blumen gesessen.
Ich grüß’ dich, du Heimat, du herrliches Land.
Herz Deutschlands, mein blühendes Hessenland …«
Deftig, traditionell und bodenständig, so mögen es die Hessen bei den Mahlzeiten gern. Typisch hessische Gerichte sind »Ahle Worscht« und »Handkäs mit Musik«, »Grie Soß«, Frankfurter Würstchen und Speckkuchen, um nur einige zu nennen.
Die »Ahle Worscht« ist eine lang gereifte Rohwurst aus durchgedrehtem Schweinemuskelfleisch und Schweinespeck, die je nach Region mit Salz, Pfeffer, Muskat, Nelkenpfeffer oder Kümmel gewürzt wird. »Ahle« heißt im Hessischen »alt«. Das besondere Kennzeichen der Wurst ist ihre langsame Reifung bei hoher Luftfeuchtigkeit, die für das besondere Aroma sorgt. Der Handkäse kann mit oder ohne Musik genossen werden. In der Version »mit Musik« wird der Sauermilchkäse mit einer traditionellen Marinade aus Zwiebeln, Essig und Öl, Pfeffer und Salz serviert. In die traditionelle Frankfurter »Grie Soß«, die Grüne Soße, gehören sieben Kräuter: Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch. Die Soße wird traditionell kalt zu gekochten Eiern, Fleisch, kaltem Braten oder Kartoffeln serviert. Die Soßen-Saison beginnt am Gründonnerstag und dauert bis zum ersten Frost im Herbst.
Das Traditionsgetränk Ebbelwei, der Apfelwein, hat in Hessen viele Namen: Ebbelwoi, Äbbelwei, Apfelwoi, Äppler oder Stöffche, Viez oder einfach Most. Gekeltert wird er aus relativ säurehaltigen Äpfeln. Je nachdem, wie groß der Durst ist, kann man in Frankfurt einen »Ein-Liter-Bembel« oder auch »Fünf-Liter-Bembel« bestellen. Getrunken werden die Schoppen im »Gerippte«.
Unsere sechs ausgewählten Routen führen uns mit dem Wohnmobil zu besonders schönen und sehenswerten Plätzen und Orten in Hessen:
Tour 1 geht in den Taunus – ein Gebiet voller Höhepunkte und ein Wanderparadies mit Bergen und Wäldern, Burgen und Denkmälern. Das Mittelgebirge mit dem Großen Feldberg als höchste Erhebung ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges und gehört zu den älteren Gebirgen Deutschlands.
Tour 2 führt uns rund um den Hohen Meißner, den König der osthessischen Berge.
Die Gegend ist ein beliebtes Ziel sowohl für Tagesausflüge als auch für längere Wanderungen. Durch seine Lage im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land ist der Hohe Meißner Hausberg von Frau Holle und mit zahlreichen Sagen und Mythen verwoben.
Auf eine Seentour in Nordhessen zwischen Diemelsee und Edersee führt uns Tour 3. Der Diemelsee ist der kleinste der Sauerländer Stauseen, der Edersee einer der größten Stauseen Europas und beliebtes Ausflugsziel. Der Nationalpark Kellerwald-Edersee ist der einzige Nationalpark Hessens und umfasst fünf Naturparks: Naturpark Diemelsee, Naturpark Kellerwald-Edersee, Naturpark Habichtswald, Geo-Naturpark Frau-Holle-Land und Naturpark Hessische Rhön.
Tour 4 führt am Main entlang zum Rhein, von Aschaffenburg nach Lorch am Rhein. Der Main ist mit 524 Kilometer Fließstrecke der längste rechte Nebenfluss des Rheins. Auf die Bergstraße zwischen Main und Neckar geht es in Tour 5. Diese benutzten bereits die Römer als wichtige Handels- und Heerstraße durch den Odenwald. Mandelbäume, Pfirsiche und Aprikosen blühen im Frühling und historische Marktplätze, Fachwerkhäuser, Burgen und Schlösser laden zum Besuch.
Die Städtetour 6 im Rhein-Main-Gebiet führt uns in die zwei Landeshauptstädte der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz, nach Wiesbaden und Mainz. Zuerst aber geht es in Hessens größte Stadt Frankfurt. Dazwischen stehen noch das multikulturelle Offenbach am Main und Darmstadt, das Zentrum des Jugendstils, auf dem Programm.
Die einzelnen Touren können natürlich unterschiedlich – auch in umgekehrter Richtung oder nur etappenweise – geplant und gefahren werden. Viele Sehenswürdigkeiten vor Ort erreicht man am besten zu Fuß oder mit dem Rad, das auf die Reise mitzunehmen lohnt. Ein leichtes Modell wie zum Beispiel ein Gravelbike ist erste Wahl. Damit ist es sogar kein Problem, bis zu hundert Kilometer am Tag zurückzulegen. Im Gegenteil, es macht Spaß, man hat Bewegung und verbraucht keinen Diesel.
Bei den Städtetouren haben Wohnmobile generell in den Innenstädten nichts zu suchen. Es gibt in allen Städten zentrumsnahe Park- und Stellplätze. Von dort empfiehlt es sich je nach Ausdehnung und Größe der Stadt, entweder zu Fuß oder mit dem Rad auf Erkundungstour zu gehen.
Ein Urlaub mit dem Wohnmobil – in unserem Fall mit dem Bulli – bietet auf den Routen durch Hessen viel Abwechslung, attraktive Ziele, Aufregung genauso wie Entspannung. Camper können zwischen einfachen Wohnmobilplätzen – teils kostenlos, teils kostenpflichtig – und Luxus-Campingplätzen wählen: Für jeden Urlaubsgeschmack ist etwas dabei, egal ob man wenige Tage oder mehrere Wochen bleiben möchte.
Udo Bernhart
Herbert Taschler
Im Bethmannpark in Frankfurt
Sechs reizvolle und abwechslungsreiche Touren laden dazu ein, Hessens Vielseitigkeit und Schönheit zu entdecken.
Die Dyckerhoff-Fußgängerbrücke über der Hafeneinfahrt von Schierstein
Taunus, der ursprünglich keltische Name, bedeutet »Die Höhe«. Touristiker meinen: weil der Taunus voller Höhepunkte ist – und so vieles auf hohem Niveau bietet. Und sie haben recht. Die Region hat bis heute nichts von ihrer ursprünglichen Schönheit verloren. Das Mittelgebirge mit dem Großen Feldberg als höchster Erhebung ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges und gehört zu den älteren Gebirgen Deutschlands.
Das Residenzschloss von Idstein geht auf eine alte Burg zurück.
Unsere Reise durch den Taunus beginnt in Idstein. Die schöne alte Stadt wurde im Jahr 1102 erstmals urkundlich als »Etichenstein« erwähnt und erhielt im Jahr 1287 die Stadtrechte. Neben dem Hexenturm im Bereich der alten Nassauer Burg, die später zu einem Residenzschloss umgebaut wurde, besitzt Idstein einen mittelalterlichen Kern mit vielen Fachwerkbauten. Die Altstadt befindet sich zwischen den beiden Stadtbächen Wolfsbach und Wörsbach auf einem Höhenrücken von rund 280 Metern. Den schließt im Norden der Altstadt der Burg- und Schlossfelsen ab, hinter dem beide Bäche zusammenlaufen.
Der Hexenturm genannte Bergfried ist das älteste erhaltene Bauwerk Idsteins und Wahrzeichen der Stadt. Mit 42 Meter hohen und über drei Meter dicken Mauern bei nur knapp zwölf Metern Durchmesser entstand er in einzelnen Bauphasen um 1170, 1240 und um 1500. Seine Butterfassform bekam er um 1500. Mehrere kleinere Um- und Anbauten im 18. Jahrhundert gaben ihm 1810 sein heutiges Aussehen.
Im historischen Zentrum von Idstein
Im 17. Jahrhundert war Idstein unter dem protestantischen Grafen Johannes von Nassau und Idstein (1603–1677) Schauplatz von Hexenprozessen. Hexen oder Hexer wurden im Hexenturm allerdings nicht eingekerkert. Dies geschah in einem kleineren Turm, welcher heute nicht mehr existiert.
Während der Öffnungszeiten der Tourist-Info gibt es die Gelegenheit, den Hexenturm zu besteigen. Gegen ein kleines Pfand wird der Schlüssel zum Turm gern ausgehändigt. Das Residenzschloss geht auf eine alte Burg zurück. Konrad und Udalrich von »Etichestein« gelten um 1102 als ihre ersten bekannten Herren. Graf Ludwig II. von Nassau-Saarbrücken ließ ab 1613 die Idsteiner Burg auf dem Felsmassiv zwischen den beiden Stadtbächen abreißen, um einem Neubau im Renaissancestil, dem heutigen Schloss, Platz zu machen. Seine Innenausstattung verdankt das Schloss dem letzten Idsteiner Fürsten Georg August Samuel.
Die Nassauer residierten mit einer kurzen Unterbrechung bis 1721 auf dem Schloss. Dann wurde die Residenz als nassauisches Zentralarchiv, Genesungsheim, Reservelazarett, Kaserne, Landschulheim, Lehrerbildungsanstalt und erneut als Lazarett genutzt. Seit 1946 ist hier ein Gymnasium untergebracht. Das Schloss kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.
Der Lustgarten am Idsteiner Schloss lässt sich bis zum Jahr 1566 zurückverfolgen. Graf Johannes förderte ab 1650 die Erweiterung des Schlossgartens durch den Bau künstlicher Grotten, den Ankauf exotischer und kostbarer Pflanzen und durch fachmännische Pflege der Beete.
Tipp
ESSEN UND TRINKEN IN IDSTEIN
Die Kultkneipe »Alt Kalesch« im Veitenmühlweg 9 besitzt einen gemütlichen Biergarten. Die »Kartoffelküche« in der Borngasse 3 ist ein idealer Treffpunkt zum Speisen in uriger Atmosphäre – alles rund um die Kartoffel mit verschiedenen Fisch- und Fleischgerichten.
Idsteins Schatz ist seine alte Bausubstanz. Der malerische Stadtkern ist durch rund 200 bemalte und mit reichem Schnitzwerk verzierte Fachwerkgebäude geprägt, die zwischen 1410 und Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurden. Zentrum der Stadt und ihre gute Stube ist der König-Adolf-Platz. Er ist umgeben von Fachwerkhäusern, die größtenteils um 1600 datieren. Neben dem Rathaus aus dem Jahr 1698 steht linker Hand das Schiefe Haus, das sich 1727 der Major der Stadtmiliz Nicolay erbauen ließ. Rechts vom Rathaus befindet sich das mächtige Kanzleitor, das seit 1497 den Zugang zum Schlossbezirk bildet. Das vielleicht schönste Beispiel für Idsteins Fachwerkkunst bietet das Killingerhaus. Das um 1615 errichtete und reich verzierte Gebäude ist eines der kunsthistorisch bedeutsamsten Fachwerkhäuser in Deutschland und dient seit 1987 als Museum und Fremdenverkehrsamt. Auch den Rest des alten Stadtkerns prägen Fachwerkhäuser und Hofanlagen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Dies insbesondere entlang der Obergasse, die vom König-Adolf-Platz aus der Stadt herausführt und auf Höhe des Höerhofs auf die alte Stadtmauer stößt. Der Höerhof – im Volksmund auch Toepferhaus genannt – wurde 1620 bis 1626 von Schlossbaumeister Henrich Heer errichtet. Er diente unter anderem als Jagdschloss und Forstamt. Von 1911 bis 1955 wohnte hier der Maler Ernst Toepfer, heute beherbergt der Hof einen stilvollen Hotel- und Restaurantbetrieb. Etwas unterhalb steht der Stockheimer Hof, Ende des 16. Jahrhunderts als Sitz der Herren von Stockheim erbaut. In der Obergasse 2 befindet sich das älteste Wohnhaus Idsteins aus dem Jahr 1410. Auf dem Löherplatz findet immer mittwochs (10–14 Uhr) und samstags (8–14 Uhr) der Idsteiner Wochenmarkt statt.
KULTUR
IDSTEINS STADTGESCHICHTE
Die Besucher des Stadtmuseums im Killingerhaus erwartet eine Darstellung der 900-jährigen Geschichte der Stadt anhand zahlreicher Ausstellungsstücke aus mehreren Jahrhunderten. Die Schwerpunkte des Museums sind die Themen Stadtentwicklung, Schulgeschichte, die bürgerliche und bäuerliche Lebenswelt sowie Handwerk und Gewerbe (idstein.de).
Nur gut 17 Kilometer von Idstein entfernt lohnt Eppstein einen Besuch – ein kleiner verträumter Ort, die Altstadt ein großes Freilichtmuseum, dessen liebevoll gestaltete Fachwerkhäuser aus der Zeit zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert stammen. Das einstige evangelische Pfarrhaus aus dem Jahr 1725 und die katholische Pfarrkirche im neugotischen Stil lassen erahnen, welch wichtige Rolle die Religion seit jeher für die Region spielt. Das Ensemble der Eppsteiner Gotteshäuser wird durch die zu Beginn des 15. Jahrhunderts erbaute Talkirche komplettiert. Dieses spätgotische Meisterwerk im Stadtteil Eppstein sticht aus der Vielzahl der umliegenden Fachwerkhäuser hervor. Eine schöne Aussicht über die Stadt hat man vom Neufville-Turm. Die Tore des Aussichtsturmes stehen an Wochenenden und Feiertagen von Anfang April bis Ende September offen. Schon 1122 wurde die über Eppstein thronende Burg erstmals urkundlich erwähnt. Bis heute ist der Ort eng mit der Historie des Kastells verbunden, in dem einst die Herren von Eppstein lebten. Die frühere Verteidigungslinie wurde zu einem Stadt- und Burgmuseum umfunktioniert, das Treffpunkt und Kulturzentrum in einem ist. Alljährlich wird die atemberaubende Kulisse genutzt, um Theatervorstellungen oder Schauspiele aufzuführen. Klassische und moderne Musik ertönt bei den Burgkonzerten. Einmal im Jahr öffnen sich die Tore für die Burgfestspiele. Sportlich geht es beim Eppsteiner Burglauf oder dem Mountainbike-Marathonrennen her.
Burg und Schloss Idstein
Zu einem ausgiebigen Spaziergang lädt der Bergpark Villa Anna auf dem Jähenberg oberhalb der S-Bahn-Station ein. Schon vor über 100 Jahren machte er von sich reden, als Besucher das Landschaftsparadies als »begehbares Landschaftsgemälde« bezeichneten. Bis heute besticht die Grünanlage mit ihrem Reichtum an exotischen Bäumen, deren Vielfalt von Mammutbäumen und Douglasien über orientalische Fichten bis hin zu Weymouth-Kiefern reicht. Das Gelände ist frei zugänglich, es können aber auch Führungen gebucht werden (vve-eppstein.de).
Wir nehmen nun Kurs auf Bad Camberg. Die mit 14 000 Einwohnern zweitgrößte Stadt im Süden des mittelhessischen Landkreises Limburg-Weilburg liegt im Hintertaunus, 30 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt Wiesbaden. Der anerkannte Kneippkurort ist der älteste seiner Art in Hessen und der drittälteste in Deutschland. Bad Camberg im »Goldenen Grund« wird die Stadt – wegen der goldgelben Kornfelder, welche die Stadt umgeben – gern genannt. Die 1725 auf einem Berg östlich der Stadt erbaute Kreuzkapelle ist schon von Weitem sichtbar und heute das Wahrzeichen der Stadt. Der bereits im 18. Jahrhundert angelegte Kurpark im Herzen der Stadt mit Kräutergarten, Wassertretbecken, einer Minigolfanlage und einem Schaukräutergarten lädt zu Spaziergängen ein.
Schmuck restaurierte Fachwerkhäuser am Marktplatz von Bad Camberg
Der Marktplatz und seine Umgebung präsentieren sich mit schmuck restaurierten Fachwerkhäusern mit aufwendiger Ornamentik. Beeindruckend ist die Fachwerkbautengruppe des Amthofs, die sich über eine Frontlänge von 155 Metern erstreckt. Das repräsentative Gebäude wurde 1605 auf den Grundmauern eines Vorgängergebäudes errichtet. In den folgenden Jahren verschmolzen die ursprünglich drei Einzelhöfe zu einem Gesamtensemble. Der Amthof war Sitz und Wohngebäude der Oberamtmänner des kurtrierischen Amts Camberg. Heute ist er Sitz der Stadtverwaltung.
Von der ehemaligen Stadtbefestigung sind nur noch Reste erhalten. Mit dem um 1380 erbauten Obertorturm und dem von 1365 bis 1380 erbauten Untertorturm stehen noch zwei der ehemals 13 Türme. Den Obertorturm, ein Wahrzeichen der Stadt, das auch im Stadtwappen erscheint, findet man angrenzend an den Amthof. Er ist der historische Eingang aus östlicher Richtung und war einst mit einer spitzbogigen Durchfahrt und mit einem Falltor nach außen und nach innen mit einem Drehflügeltor gesichert. Mit seinem steilen Walmdach und dem Glockentürmchen bekam der 33 Meter hohe Turm 1630 sein heutiges Aussehen. Seit 1981 ist er bis zur Türmerwohnung über 133 Stufen von der nebenstehenden Hohenfeldkapelle aus begehbar. Die Kapelle ist mit zahlreichen Einrichtungsgegenständen aus verschiedenen Jahrhunderten ausgestattet, darunter Platten mit Grabinschriften der für die Stadt bedeutenden Familien.
SPECIAL
STADTFÜHRUNGEN
Regelmäßige Führungen wie die klassische Stadtführung, der Fachwerkrundgang, der Stadtmauerrundgang, die Kneipp-Kräutergartenführung, die Erlebnisstadtführung und die Kinderstadtführung geben einen detaillierten Einblick in die Historie Bad Cambergs (Tourist-Info Bad Camberg, bad-camberg.de).
Auf vier Etagen zeigt das Stadt- und Turmmuseum unterschiedliche Ausstellungen zur Stadtgeschichte. In der dritten Etage wird das Thema Holz – besonders das zum Fachwerk verwendete – mit Modellen und einem Zimmermann auf der Walz veranschaulicht. Die vierte Etage bietet einen schönen Ausblick über die Stadt zum Taunus (Am Amthof, verein-historisches-camberg.de).
Der Untertorturm wird im Volksmund als der »Schiefe Turm von Bad Camberg« bezeichnet. Diesen Namen verdankt er seiner Neigung von 1,44 Metern bei einer Höhe von 21 Metern. An seiner Basis befanden sich einmal drei Tore hintereinander. Seine alte Haube wurde in der Endphase des Zweiten Weltkriegs 1945 zerstört.
Die katholische Kirche St. Peter und Paul steht im Nordwesten der Altstadt. Ihr ältester Teil ist der 1580 gebaute Westturm. Das Kirchenschiff war im 18. Jahrhundert zerfallen und wurde im Zopfstil wiederaufgebaut.
Damit ist die Hallenkirche eines von wenigen Beispielen dieser Bauweise in der Region. Die evangelische Martinskirche und das Pfarrhaus wurden 1896 bis 1897 errichtet. Der Zugang zum Kirchengelände führt durch ein markantes Tor von der Burgstraße her.
In Bad Camberg findet seit 1781 jedes Jahr gleichzeitig mit dem Herbstmarkt am zweiten Wochenende im Oktober die Camberger Kerb (Kirmes) statt. Seit 2004 wird diese traditionell im Festzelt in den Pfortenwiesen am Alten Sportplatz abgehalten. Gut speisen kann man im familiengeführten Altstadtkeller in der Strackgasse 4. Die Bäckerei und Konditorei Cafe Stern in der Sebastian-Kneipp-Str. 1 serviert leckere Kuchen und Torten, auch zum Mitnehmen.
Bequem zu fahrende Landstraßen bringen uns in das Weiltal, das die landschaftlichen Schönheiten des nördlichen Hochtaunus eröffnet. Der knapp 50 Kilometer lange Weiltalweg verläuft immer parallel zum Flussbett der Weil. Eine Reihe von Orten – von der Feldberg-Region bis hinab ins Weilburger Lahntal – sind nach dem Fluss benannt, wie etwa Weilburg oder der Marktflecken Weilmünster, die größte Gemeinde im Weiltal.
Die Kirchturmuhr in Weilmünster
Am Marktbrunnen in Weilberg
Weilmünster wurde 1217 als »Wilmunstre« erstmals urkundlich erwähnt, war zu dieser Zeit aber schon ein Dorf mit eigener Kirche. Die jetzige evangelische Kirche wurde Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet. 1790 wurde das Gotteshaus in barockem Stil umgebaut. Der viereckige freistehende Wehrturm stammt aus der Zeit um 1300. Unter den zahlreichen Fachwerkhäusern sticht die Heimatstube hervor, ein traufständiges Doppelhaus aus der Zeit um 1700. Das Fachwerkhaus verfügt über Schnitzereien an Schwelle und Eckständer, die Oberlichttür ist mit Rauten und Zopfwerk geschmückt. Das Haus wird heute als Heimatstube des Heimatvereins Weilmünster genutzt.
Der 20 Meter hohe Kirbergturm, im Volksmund Römerturm genannt, liegt 25 Meter oberhalb der Gemeinde. Der ehemalige Wachturm aus der Zeit um 1600 war Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage von Weilmünster und ist heute ein beliebter Aussichtsturm.
Wer die Vorräte für das Wohnmobil auffüllen will, findet im Ortsteil Ernsthausen den Bioladen Rathsbacher Hof mit einem reichhaltigen Angebot selbst erzeugter Waren: Vollkornbrote, Obst, Gemüse, Eier, Wildspezialitäten, Getreide – und alles in bester Qualität (rathsbacher-hof.de).
Die Stadt Weilburg an der Lahn liegt auf 165 Meter Höhe zwischen Wetzlar und Limburg an einer Lahnschleife, am Übergang zwischen Hochtaunus und Hohem Westerwald. Ein Stadtrundgang durch die barocke historische Altstadt wird zu einem spannenden Streifzug durch 500 Jahre Architekturgeschichte. Besonders die Residenz des Hauses Nassau-Weilburg, die eindrucksvoll auf einem Bergsporn über der Lahn thront, zieht die Besucher Weilburgs in ihren Bann.
Graf Philipp III. und sein Sohn Albrecht von Nassau-Weilburg errichteten zwischen 1533 und 1572 ein vierflügeliges Schloss, das Graf Johann Ernst (1675–1719) in der Barockzeit um- und ausbauen ließ: Schloss, Nebengebäude sowie Schloss- und Stadtkirche wirken noch heute als imposantes Gesamtbild. Angrenzend an das Schloss Weilburg befindet sich der in Terrassen angeordnete malerische Schlossgarten mit barocken Orangerien und Gartenräumen, welche im Sommer als Konzertsäle für die Weilburger Schlosskonzerte genutzt werden. Das »Gebück« am Steilhang in Richtung der Lahnauen wurde 1789 als kaskadenähnlicher Baumpark angelegt und lädt noch heute zum Spazierengehen ein. Der Schlossgarten ist ganzjährig bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet.
AUSFLUG
WEILTALWEG
Der 1991 eingerichtete Weiltalweg lädt Wanderer und Radfahrer zu einmaligen Touren und Ausflügen. Er folgt dem Lauf der Weil von der Passhöhe Rotes Kreuz bis zur Mündung kurz hinter Weilburg an der Lahn. Einkehrmöglichkeiten finden sich in den Orten, die der Weiltalweg passiert, genug. Als besonderer Service fährt zwischen Mai und Oktober entlang des Weiltalwegs der Weiltalbus (Linie 245). Er hat einen Anhänger, in dem Fahrräder kostenfrei mitgenommen werden.
Schloss Braunfels ging aus einer im 13. Jahrhundert errichteten Trutzburg hervor.
Im Bergbau- und Stadtmuseum am Schlossplatz erfahren Besucher alles über die Stadtgeschichte von 906 bis heute sowie über den Bergbau in der Region (museum-weilburg.de). Am nahe gelegenen Marktplatz lädt das Café-Bistro Altes aRthaus mit Kaffeespezialitäten und kleiner Speisekarte zu einer Rast ein (altes-arthaus.de). Nicht weit von der Altstadt an der Lahn präsentiert der Modellbaupark 1:8 auf über 2500 Quadratmetern eine Welt im Maßstab 1:8, die sich stetig verändert und weiterwächst. Wer mag, fährt hier mit der elektrisch betriebenen Diesellok – ein schönes Erlebnis nicht nur für Kinder (funktionsmodell-bauteam-weilburg.de).
Stadt und Schloss Braunfels wurden im Jahr 1246 erstmals erwähnt. Die innere Altstadt mit ausgeprägten Verteidigungsanlagen ist der Rest einer vorburgartigen Erweiterung rund um die um 1300 errichtete Burg. Der Marktplatz