Chaos im Büro - Anna Maria Kuppe - E-Book

Chaos im Büro E-Book

Anna Maria Kuppe

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Beschreibung

»Bleib nie da, wo du deine Ausbildung gemacht hast. Sie werden dich benutzen.« Diese Sätze ihres älteren Bruders nimmt sich Lisa zu Herzen und wagt einen Neuanfang. Im alten Job war die Fünfundzwanzigjährige ohnehin in letzter Zeit unglücklich. In der neuen Firma wünscht sie sich Spaß bei der Arbeit, nette Chefs, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ob sich diese Wünsche erfüllen werden? Humorvolle Episoden aus dem Berufsalltag.

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Die Protagonistin Lisa, ihre Familie und Kollegen sind fiktive Personen, die man sicher überall in der Arbeitswelt vorfinden kann. Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten mit Menschen, die ich persönlich kennenlernen durfte, sind rein zufällig und ungewollt.

Inhaltsverzeichnis

FAMILIE UND NEUBEGINN

DER EMPFANG

LÄSTERSCHWESTER ISOLDE

IN DER KANTINE

DIE NEUE ARBEIT

DER CHAOTISCHE VOGEL

NEUE BESEN KEHREN GUT

KÖLSCHER KLÜNGEL

GERÜCHTEKÜCHE

KONFLIKTE

DER BETRIEBSAUSFLUG

GEBURTSTAGSÜBERRASCHUNG

IST DAS SO?

PATRICK, DER JUNIORCHEF

WAS NUN?

BIOGRAFIE DER AUTORIN

FAMILIE UND NEUBEGINN

6.30 Uhr.

Der silberne Funkwecker wollte einfach keine Ruhe geben.

Wieder einmal lag eine fürchterliche Nacht hinter Lisa. Kaum wurde sie um drei Uhr wach, wälzte sie sich von einer Seite zur anderen.

Gut und gerne hätte die Fünfundzwanzigjährige jetzt noch ein Weilchen in ihrem weißen Himmelbett liegen bleiben können.

Verschlafen starrte Lisa auf ihre weiß/silbern glitzernde Raufasertapete. Fotos mit den geliebten Eltern, Geschwistern und Hunden zierten die Zimmerwände.

Ach, komm schon Lisa, du musst aufstehen, versuchte sie sich selbst zu motivieren.

Ein wichtiger Tag in ihrem Leben begann.

Bis gestern hatte Lisa Morgenthau in einem kleinen Steuerberaterbüro in der Kölner Innenstadt gearbeitet.

Vor neun Jahren startete sie ihre Ausbildung zur Bürokauffrau. Allerdings war das nicht gerade ihr Traumjob. Lieber wäre sie in ein Reisebüro gegangen oder hätte Innenarchitektur studiert. Doch beim Reisebüro nahm man urplötzlich nur noch Abiturienten an und für ein Studium zur Innenarchitektin reichte ihr Realschulabschluss nicht aus.

Drei Jahre Ausbildungszeit waren für die mittlerweile junge Frau kein Zuckerschlecken gewesen.

Mit ihrem ehemaligen Chef verstand sie sich recht gut. Peter Schmalenberg, Mitte fünfzig, war ein netter und höflicher Mann.

Wenn dienstags und donnerstags seine Frau kam, dann kühlte die Stimmung bei allen Mitarbeitern und vor allen Dingen beim Chef rapide ab.

Hilde Schmalenberg, ebenfalls Mitte fünfzig, rothaarig, rauchte mit Vorliebe Roth Händle. Morgens früh interessierten sie nur die neuesten Kontoauszüge. Bezahlte ein Kunde nicht rechtzeitig, wurde sofort eine Mahnung rausgeschickt. Da kannte die Chefin kein Pardon.

Ihr angetrauter Gatte, Nichtraucher und mit lichtem Haar, wurde sichtlich nervöser, wenn seine Hilde in der Nähe war und benahm sich vollkommen anders.

An den Tagen nörgelte der Steuerprofi nur und würdigte auch Lisas Arbeit nicht so wie er es sonst immer tat.

Montags, mittwochs und freitags gab es dann wieder freundliche Worte und nette Gesten. Wenn der Chef Hunger auf Kuchen hatte, dann musste Lisa in die Bäckerei gegenüber marschieren. Zu Hause durfte er offenbar keinerlei Süßigkeiten anrühren, er sollte doch abnehmen, meinte seine Frau und schmierte ihm das bei jeder Gelegenheit aufs Butterbrot.

In ihrem Job als Bürokauffrau war Lisa selbständiges Arbeiten und organisatorische Tätigkeiten gewohnt, aber darüber hinaus hieß es ständig: Mach dies, mach das, hol dies und hol das. So ging das tagein, tagaus.

Herr Schmalenberg pflegte seine Auszubildende zu duzen. Sie war mit sechzehn in seinen Augen noch ein kleines Kind.

Obwohl es in der Natur eines jeden liegt, dass man älter wird, und das von Jahr zu Jahr, blieb Lisa für ihn die ewig Sechzehnjährige.

Natürlich zahlten ihre Arbeitgeber auch nur den Mindestlohn, so dass sich Lisa davon nicht mal eine eigene Wohnung hätte leisten können.

Aber es gefiel ihr sehr gut im Kreis ihrer Familie. Auf ihre Eltern und Geschwister konnte sich Lisa immer verlassen.

Mit der Zeit wollte die feinfühlige Lisa aus diesem Hamsterrad einfach raus. Nicht von zu Hause, aber vom Büro, in dem sie total unglücklich war.

Ihr Bruder hatte einmal etwas sehr Interessantes erwähnt.

»Bleib nie da, wo du deine Ausbildung gemacht hast. Sie werden dich benutzen.«

Und ihr Bruder Frederik hatte mal wieder recht!

So konnte es wirklich nicht weitergehen und als sie die Zeitungsannoncen studierte, lachte sie diese Stellenanzeige der Firma Mayser an.

Drei Wochen nach ihrer Bewerbung wurde Lisa zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und der Seniorchef war ein Gentleman der alten Schule. Er hörte ihr gut zu und war sehr höflich. Wenn alle so nett sind wie er, dachte Lisa, dann kann mir hier gar nichts passieren.

Schon drei Tage nach diesem Termin hatte sie den Vertrag in der Post und heute war ihr erster Arbeitstag.

Und tschüss, dachte sie damals und startete voller Erwartung in einen neuen Abschnitt ihres Berufslebens.

Nach dem morgendlichen Ritual, Zähne putzen, Fingernägel säubern, duschen und Tagescreme im Gesicht verteilen, ihr schulterlanges brünettes Haar bürsten und zu einem strengen Zopf flechten, setzte sich die 1.70 Meter große und schlanke Lisa an den gedeckten Frühstückstisch.

Mutter Eva und Vater Kurt warteten bereits auf ihre Jüngste.

Vor zweiunddreißig Jahren lernten sie sich bei einer Tanzveranstaltung kennen und verliebten sich Hals über Kopf ineinander.

Der Fünfzigjährige sah immer noch gut aus, ein stattlicher Mann mit braun gelockten Haaren und er gehörte zu den zwei Prozent der Menschheit, die grüne Augen hat.

Beim Blick in die wie Bernstein leuchtenden Augen seiner Liebsten war er davon überzeugt, dass seine Angebetete einmal seine Ehefrau sein würde.

Mit seinem eigenen Betrieb für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik verdiente Kurt Morgenthau den Lebensunterhalt. Über seinen Kleidungsstil brauchte sich der Installateur keine Gedanken zu machen, denn der Blaumann war von montags bis freitags sein Arbeitsanzug.

Kurts freundlicher Umgang mit den Kunden und seine hilfsbereite Art sprachen sich schnell herum, so dass er ein gutgehendes Geschäft hatte.

Eva Morgenthau, die mit einem Baumwoll-T-Shirt in weiß und blau/weiß gestreifter Hose mit Rundum-Dehnbund immer leger aussah, imponierte mit ihrem natürlichen Wesen nicht nur ihrem Ehemann, sondern auch den Kunden und ihrer Familie.

Haushalt und Büroarbeit für den Gatten brachte die Fünfzigjährige spielend unter einen Hut.

Im Erdgeschoß des kleinen Einfamilien-Reihenhauses in Köln-Lindenthal hatte der Familienvater für seine Gattin ein elf qm großes Büro mit den nötigsten Möbeln, wie Schreibtisch und Regalen, alles in Buche, eingerichtet. Ein Computer und ein Drucker machten den Arbeitsraum perfekt.

Natürlich hätte Kurt auch seine beiden Töchter und den Sohn in den Berufsalltag mit einbeziehen können, aber er wollte, dass die Kinder sich frei entfalten und etwas tun, was ihnen Spaß macht.

Liebe wurde im Hause Morgenthau großgeschrieben. Egal, ob Eheleute, Kinder, Geschwister, Hunde, Liebe war für diese Familie Geborgenheit und Vertrauen.

Wie jeden Morgen trafen sich Lisa und ihre Eltern im Wohnzimmer des Hauses.

Dort hatte sich die Familie eine gemütliche Essecke mit alten Möbeln aus Eiche rustikal eingerichtet. Vielleicht etwas bieder, aber die Erinnerungsstücke ihrer Großmutter wollte Eva Morgenthau nicht so einfach wegwerfen.

Wie immer wurden alle liebevoll mit einem Küsschen auf die Wange begrüßt.

Auch die beiden vierbeinigen Familienmitglieder Max und Moritz sprangen überschwänglich an ihrem Frauchen hoch.

Zum 21. Geburtstag bekam Lisa ihre Lieblinge als Welpen geschenkt.

So mancher miese Tag wurde durch die niedlichen Dackel versüßt.

Je mehr Zeit verging, umso mehr wurde Lisa nervöser und nervöser. So ein Neuanfang konnte ganz schön aufregend sein.

Beherzt griff Lisa in den Brotkorb, entschied sich für ein knuspriges Roggenbrötchen, das sie mit etwas Butter und Himbeermarmelade bestrich.

»Oh, Vorsicht.«

Kurt Morgenthau versuchte, seine Tochter davor zu bewahren, sich die weiße Bluse mit der Marmelade zu bekleckern oder einen Fleck auf ihrer schwarzen Hose zu hinterlassen.

Für den ersten Tag wollte Lisa möglichst seriös zur Arbeit gehen.

In der weich fließenden Bluse fühlte sie sich einfach wohl. Die Hose war elastisch und bequem.

»Na, bist du aufgeregt?«

Lisa biss hastig in ihr Brötchen.

»Och ja, es geht so.«

Dabei zitterte sie ein wenig und ihr Vater lächelte verständnisvoll.

»Ich wünsche dir ganz viel Glück, meine Kleine. Aber ich muss jetzt in die Werkstatt.«

Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete sich Kurt von seinem Sonnenschein. Als Installateur fing sein Arbeitstag recht früh an.

Im Keller des 115 qm großen Eigenheims hatte er sich einen kleinen Werkzeugraum eingerichtet.

Irgendwo mussten seine Arbeitsmaterialien wie Dichtungsschneidekoffer und mehrere Sorten an Stanzmaterial gelagert werden.

»Tschüss, Papa.«

Lisa warf ihm noch einen Handkuss zu.

»Tschüss, Paps«, schrie ihre Schwester Eloise, die sich zu Mutter und Lisa an den Tisch gesellte.

»Na, Schwesterherz, heute ist dein großer Tag. Na, das wird schon alles klappen.«

Freundschaftlich klopfte sie ihrer kleinen Schwester auf die Schultern.

»Klar«, nickte Lisa.

Eloise, neunundzwanzig, kurzer Haarschnitt, Single aus Überzeugung, sah in ihrer 5-Pocket-Jeans mit seitlichem Dehnbund und dem hellblauen Polo-Shirt mal wieder ziemlich lässig aus.

Sie war kein Kind von Traurigkeit und genoss ihr Leben in vollen Zügen. Ob im Hundeverein, im Tennisclub, im Segelclub, Eloise hatte einfach Spaß am Leben.

Auf dem nicht weit vom Elternhaus entfernten Lindenthalgürtel gehörte ihr seit einem Jahr ein gutgehender Obst- und Gemüseladen.

Frische Ware lieferte ihr regelmäßig ihr Bruder Frederik. Der Einunddreißigjährige zog vor zwei Jahren zu seiner damaligen spanischen Freundin.

Als Frederik seine Carmen in einem Spanienurlaub kennen- und lieben lernte, war es um ihn geschehen. Eine Fernbeziehung kam für beide nicht in Frage und er entschloss sich kurzerhand, Deutschland zu verlassen und mit seiner Herzensdame in Almeria zu leben.

Mittlerweile sind sie verheiratet und wurden vor einem halben Jahr stolze Eltern der kleinen Marina.

Aus Altersgründen konnte sein Schwiegervater die Obst- und Gemüseplantage nicht fortführen und Frederik übernahm den Betrieb. Früher hatte er oft bei seinem Onkel auf dem Bauernhof ausgeholfen, so dass er mit vielen Dingen aus der Landwirtschaft vertraut war.

Lisa vermisste ihren großen Bruder sehr oft. Aber im Zeitalter der modernen Technik war es nicht mehr so schwierig, regelmäßigen Kontakt zu halten. Manchmal wäre es doch schön, ihn einfach in den Arm zu nehmen.

Bald würde sie ihn und seine kleine Familie besuchen, denn die Taufe von Marina stand in den nächsten Wochen an.

Na ja, sofern sie überhaupt so kurzfristig Urlaub bekommen würde.

Aber das lässt sich bestimmt irgendwie regeln.

Ein kurzer Blick auf das große Ziffernblatt ihrer schwarzen Armbanduhr und Lisa geriet in Panik.

»Oh, nein, so spät ist es schon. Ich muss los, die Straßenbahn fährt sonst ohne mich.«

Hektisch schnappte sich Lisa ihre schwarze Strickjacke mit Ajourmuster.

Zwar schrieb der Kalender den Monat Juni, aber morgens war es ab und an noch recht kühl.

»Tschüss.«

»Tschüss, Lisa. Viel Glück.«

»Danke euch.«

Die Haustür knallte hinter ihr zu. Sorry!

Bis zur nächsten Haltestelle Wüllnerstraße brauchte sie etwa fünf Minuten. Also keine Zeit vergeuden!

Leicht außer Atem erreichte Lisa die Haltestelle der Linie 7.

Während der Fahrt gingen ihr so viele Dinge durch den Kopf.

Wie wird der neue Chef sein? Und die Kolleginnen und Kollegen? Hoffentlich sind sie alle nett und es gibt nicht wieder ständig Nörgeleien, Streitigkeiten oder Sticheleien. Das hatte Lisa so satt.

Es dauerte etwa zehn Minuten und Lisa war am Ziel.

Die Haltestelle lag direkt vor dem großen Fabrikgebäude im Industriegebiet von Köln-Marsdorf.

Die Fassade des dreistöckigen Gebäudes war offenbar gerade mit weißer Farbe neu angestrichen worden. Alles sah so frisch aus.

Das war nun ihre neue Wirkungsstätte.

Wie hatte ihr ehemaliger Chef zum Abschied doch erwähnt: Reisende soll man nicht aufhalten.

Hier bin ich nun. Meine Reise in die Zukunft beginnt.

Setzen wir alles auf Anfang.

Auf geht`s.

DER EMPFANG

Da stand sie nun im Eingangsbereich der Lederwarenfabrik Mayser GmbH & Co.

Voller Elan steuerte Lisa auf die Rezeption des Hauses zu. Oh, dunkel sah das aus! Alles in schwarz und grauem Marmor. Aber für den ersten Tag hatte sie auch ein so gedecktes Outfit gewählt. Passte doch schon mal.

Von der rechten Seite näherte sich eine ältere Dame mit überdimensional geschminkten roten Lippen und großen Farbtupfern auf ihrem sonst dezenten schwarzen Kleid.

Ach, herrje, wie hat diese Frau sich denn geschminkt? Lisa war entsetzt über die Schminktechnik der scheinbar hauseigenen Empfangsdame.

»Guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?«, hörte Lisa diese durchaus pompös wirkende Frau sagen.

»Guten Morgen. Mein Name ist Lisa Morgenthau und ich habe heute meinen ersten Arbeitstag.«

»Ach, Frau Morgenthal, wie nett, dann melde ich Sie gleich bei den Kollegen an.«

»Morgenthau«, flüsterte Lisa.

Aber die Empfangsdame hörte gar nicht zu und sprach lautstark mit einer der neuen Kolleginnen.

Oh Gott! Diese riesige Brille war vollbesetzt mit Strasssteinen.

An der leicht fülligen Empfangsdame war alles mindestens eine Spur zu viel, egal ob Lidschatten, Lippenstift, Brille oder Kleidung.

Lisa konnte den Blick gar nicht von ihr lassen. Wow, einen Paradiesvogel dieser Art sieht man schließlich nicht jeden Tag.

Aber nett war Frau Schäfer, so stand jedenfalls der Name auf dem Schild an ihrem Flatterkleid.

Hätten die hier im Haus einen eigenen Zoo, diese Empfangsdame wäre glatt eine Attraktion, dachte Lisa schmunzelnd.

Unsanft riss Frau Schäfer die neue Mitarbeiterin aus ihren Gedanken.

»Sie fahren bitte zum zweiten Stock. Der Aufzug ist gleich hier rechts.«

»Vielen Dank, Frau Pa……ah, ich meine, Frau Schäfer.«

Oh je, beinahe wäre Lisa ins Fettnäpfchen getreten. Man sollte zuerst denken und dann sprechen.

Hastig drehte sich Lisa um und verschwand in Richtung Aufzug.

Sichtlich nervös zupfte sie an ihrer weißen Bluse. Hoffentlich sind alle nett, kreiste es wieder in ihrem Kopf herum. Ihr wurde vor lauter Aufregung übel.

Die Aufzugtür öffnete sich und eine Frau mittleren Alters streckte ihr die rechte Hand entgegen.

Ihr Kleidungsstil war eher festlich. Ein glänzendes Kleid mit Rückenreißverschluss und Gehschlitz in marine-ecru-bedruckt. Na ja, eventuell ging sie nach Feierabend direkt zu einer Sommerparty. Wer weiß?

»Hallo, Sie sind also Frau Morgenthau.«

Na, meinen Namen hatte sie wenigstens richtig ausgesprochen, dachte Lisa und erwiderte den forschen Handschlag der neuen Kollegin.

»Hallo.«

Ohne ihren eigenen Namen zu nennen, führte sie Lisa direkt in das Zimmer gegenüber. Geschätzte zwölf Quadratmeter groß, zwei alte Schreibtische in einem Braunton, links daneben jeweils ein Regal für diverse Ordner. Ebenfalls in braun. Es sah nun wirklich alles recht eng und bescheiden aus.

Die Frau ohne Namen stellte Lisa kurz vor.

»So, das ist sie nun, unsere neue Kollegin.«

Die anwesenden Damen im Raum musterten Lisa von unten nach oben und zurück.

»Und das sind ihre neuen Kolleginnen. Da hätten wir Frau Hopfner, Frau Klemm und ich bin Frau Klein.«

Während Hedwig Klein die Arme abweisend übereinander legte, streckten die beiden anderen Kolleginnen die Hände bereitwillig aus.

Linksaußen lächelte die blonde Frau Hopfner in ihrem schwarz/weißen Nadelstreifenanzug zwar ein wenig, aber das war eher ein aufgesetztes statt einem echten Lächeln.

Auch die rechts neben dem Schreibtisch stehende brünette Frau Klemm im lässigen T-Shirt in Melange-Optik hatte ein ziemlich unechtes, eher eingefrorenes, Lächeln. Sie wirkte ein wenig angespannt.

Den ersten Eindruck, den Lisa von den neuen Kolleginnen bekam war etwas unterkühlt.

Aber vielleicht waren die Damen auf den zweiten Blick ja ganz sympathisch.

Mehr oder weniger schubste Hedwig Klein die verdutzte Lisa an ihren neuen Arbeitsplatz. Einladend sah dieser nicht gerade aus. An den Ecken des Tisches traten schon die Späne leicht hervor.

Sollte ich mal ein Kleid oder einen Rock tragen, so muss ich aufpassen, dass die Strumpfhose keine Laufmaschen zieht, dachte Lisa.

Na ja, meistens trug sie sowieso Hosen. Wird schon gehen.

Nicht nur über die kühle Atmosphäre im Raum war die Fünfundzwanzigjährige entsetzt. Ob die das alles vom Sperrmüll haben? Ein moderner Arbeitsplatz würde irgendwie anders aussehen.

Der dunkelblaue Schreibtischstuhl, auf den sie sich setzte, war auch nicht gerade das neueste Modell. Dieser Stuhl hatte sicher, wie die übrigen Möbelstücke, schon bessere Zeiten erlebt.

Aber Lisa war bescheiden. Passte schon.

»Sie sind hier in der Abteilung Einkauf«, hörte sie die „reizende“ Stimme von Frau Klein. Ein gewisser herrischer Unterton schwang mit.

»Sie werden sich bestimmt gut zurechtfinden. Ich bin dann mal zur Tür raus. Habe schließlich noch andere Verpflichtungen. Tschüss.«

Frau Hopfner schloss sich der eilenden Kollegin an, aber sie hatte sowieso schweigend dem Monolog von Frau Klein zugehört.

Somit war Lisa mit Frau Klemm alleine.

»Ich bin Isolde Klemm und wir teilen uns zukünftig dieses Zimmer.«

»Schön, ich bin Lisa. Lisa Morgenthau.«