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Der 7jährige Florian kommt eines Tages ganz aufgeregt nach Hause, weil er beim gemeinsamen Duschen nach dem Schwimmunterricht entdeckt hat, dass der Penis seines Mitschülers Benny beschnitten ist und dass der Junge sich deshalb schämt. Florians Vater nutzt diese Gelegenheit für ein "Männergespräch" mit seinem Sohn, das während des abendlichen Bades stattfindet. Dabei geht es um die Vorhaut, Phimose und Beschneidung, aber auch um männliche Anatomie und Sexualaufklärung allgemein. Es gelingt dem Vater, Florians Fragen einfühlsam, bisweilen humorvoll und stets leicht verständlich zu beantworten. Am Ende des Gespräches hat Florian, der seinen Penis liebevoll "Charlie" nennt, eine ganz klare Haltung zur Beschneidung entwickelt: Für sich selbst lehnt er diesen Eingriff kategorisch ab. Seine Freundschaft zu Benny und den ebenfalls beschnittenen muslimischen Jungen Mehmet behält Florian aber bei. "Charlie in der Badewanne" - ein Buch für Jungen ab 6 Jahren und eine Anregung für den ungezwungenen Einstieg in das Thema Sexualaufklärung - ganz speziell für Jungen im Kindergarten- und Grundschulalter.
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Seitenzahl: 46
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Mario Lichtenheldt
Charlie in der Badewanne
Ein Vater-Sohn-Gespräch
über Vorhaut, Phimose und Beschneidung
für Eltern und Jungen ab 6
© 2014 Mario Lichtenheldt
Autor: Mario Lichtenheldt
Umschlaggestaltung: Mario Lichtenheldt
Lektorat, Korrektorat: Dr. rer. nat. Meike Beier, Andrea Schmidt
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978-3-8495-9280-6 (Paperback)
ISBN: 978-3-8495-9281-3 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Inhaltsverzeichnis
Ein Männergespräch
Benny schämt sich
Zipfel, Schnäpperle & Co. – Kleiner Mann mit vielen Namen
„Daumen hoch?“ – Warum der Penis Männchen macht
Charlie und die Babys
Kleine Eier – große Wirkung: Die Hoden
Lippen & Linien – Mädchen oder Junge?
Kirsche mit Pullover – Eichel und Vorhaut
Rosen und Phimosen
Wenn Charlie krank ist
Winnetou, Old Shatterhand und Opa Erich
Mehmet
Männergespräche ohne Männer?
Mein Körper gehört mir!
Kleines ABC für Jungs – ganz privat!
Fragen?
Bildnachweis
Liebe Leserinnen und Leser,
als Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins „intaktiv – eine Stimme für genitale Selbstbestimmung“ freue ich mich sehr, dass aus den Reihen unserer Mitglieder ein Buch entstanden ist, das eine kindgerechte Aufklärung über Themen wie Männlichkeit, Sexualität und Beschneidung im medizinischen wie religiösen Kontext bietet. Sowohl die „Beschneidungsdebatte“ als auch das daraus resultierende „Beschneidungsgesetz“ignorierten vor allem die Stimme derjenigen, die eigentlich zuerst hätten gefragt werden müssen: der männlichen Kinder und Jugendlichen. Stattdessen wurde ihnen das Grundrecht auf intakte, unversehrte Genitalien per Gesetz entzogen. So wird ein Buch wie „Charlie“ umso wichtiger, denn wo der Staat sein Wächteramt aufgegeben hat, tut Aufklärung not – für Eltern, Kinder und alle, die sich dem Schutz von Kindern als Träger eigener Persönlichkeitsrechte von Herzen verbunden fühlen.
Ich möchte mich daher herzlich bedanken bei allen, die dieses Buch ermöglicht haben: bei seinem Autor Mario Lichtenheldt, seiner Lektorin Dr. Meike Beier und beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), der bereits seit Jahren engagierte wissenschaftliche Aufklärungsarbeit zu den Themen „Phimose, Vorhaut und Beschneidung“ betreibt. Ein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des BVKJ, für die Erlaubnis zum Nachdruck von Abbildungen für den „Charlie“. Nicht zuletzt bedanke ich mich bei allen, die dieses Buch lesen, weitergeben oder auf andere Weise unterstützen und somit ihren eigenen Beitrag zu einer besseren Aufklärung über eine gesunde Sexualentwicklung und intakte Genitalien leisten. Ihnen allen wünsche ich eine spannende und lehrreiche Lektüre!
Mit den besten Grüßen
Viola Schäfer
Diplom-Psychologin, Vorsitzende intaktiv e.V.
Ein Männergespräch
„Papa, Papa, der Arzt hat Benny ein Stück vom Pimmel abgeschnitten! Jetzt ist er ganz rot und sieht aus wie ein Indianer mit Glatze!“, ruft Florian aufgeregt, als er von der Schule nach Hause kommt.
„Wie bitte? Was ist rot? Wer hat Benny etwas abgeschnitten?“
Erschrocken lässt Papa seine Brille fallen, die er sich eben auf die Nase setzen wollte, als sein 7-jähriger Sohn lärmend wie ein Indianerhäuptling ins Arbeitszimmer gerannt kommt und – nunmehr in einen Medizinmann verwandelt – stampfend um den Schreibtisch tanzt.
„Ja, im Krankenhaus haben sie seinen Pimmel skalpiert – wie die Indianer die Köpfe ihrer Feinde!“, ruft Florian aufgeregt. „Ich hab‘s genau gesehen, unter der Dusche nach dem Schwimmen, und die anderen Jungs auch!“
„Wie bitte?“, fragt Papa nun schon zum zweiten Mal. „Die anderen Jungs wurden auch skalpiert?“
„Nein, die anderen Jungs wurden nicht skalpiert!“, erklärt Florian ungeduldig. „Alle haben gesehen, dass Benny skalpiert wurde, ich meine, dass sein Pimmel skalpiert wurde!“
Jetzt endlich geht Papa ein Licht auf und er versteht, was Florian gesehen hat.
„Nein, nein!“, beruhigt Papa den vor Aufregung ganz roten Indianer und erklärt: „Bennys Pimmel wurde nicht skalpiert. Er wurde beschnitten. Ich wusste gar nicht, dass man sowas heute immer noch macht.“
„Beschnitten? Was ist denn das?“, fragt Florian verdutzt und bleibt ruckartig genau vor Papa stehen, so als hätte jemand seinen Stecker aus der Steckdose gezogen.
„Florian, manche Jungen werden beschnitten, wenn ihre Vorhaut krank oder zu eng ist. Man schneidet ihnen ein Stückchen Haut von ihrem Penis ab – ganz vorne den Zipfel und noch ein Stück mehr. Diese Haut nennt man Vorhaut.“
Nicht beschnittener (intakter) und vollständig beschnittener Penis © BVKJ
„Sind die verrückt geworden?“, fragt Florian entsetzt.
„Wer? Die Jungen?“, fragt Papa zurück.
„Nein, die Medizinmänner, die so etwas machen! Das tut doch sicher furchtbar weh?“, faucht Florian wütend.
„Viele Ärzte tun das heute nicht mehr, aber manche wissen noch nicht, dass man eine enge oder kranke Vorhaut nicht abschneiden muss. Anstatt in ihre Schulbücher zu schauen, lesen sie wohl lieber Comics. Dabei können sie natürlich nichts lernen!“, antwortet Papa und zwinkert seinem Sohn zu, denn manchmal blättert Florian auch lieber in Micky-Maus-Heften, statt für die Schule zu lernen.
„Der Pimmel heißt übrigens Penis. Am besten, du merkst dir das Wort. Nur kleine Jungen sagen Pimmel oder Pullermann. Aber du gehst ja schon zur Schule!“, sagt Papa leise, damit Mama in der Küche es nicht hören kann.
Stimmt! Florian geht in die 2. Klasse und deshalb wird er ab heute nur noch das Wort „Penis“ verwenden – na ja, oder Charlie, denn so hat er seinen Pimmel … nein, seinen Penis liebevoll genannt.
„Wird Charlie auch irgendwann skalpiert, ich meine: Wird Charlie auch irgendwann beschnitten?“, fragt Florian nun besorgt. „Ich möchte das nämlich nicht!“