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Wer war der "Schwarze Doktor", der vor Jahrhunderten in den Wäldern zwischen Ober- und Unterweißbach lebte? Welches Geheimnis birgt das uralte Arzneibuch, das eines Tages auf dem Dachboden des Museums entdeckt wird und kurze Zeit später auf mysteriöse Weise wieder verschwindet? Moritz, Anne und Jakob, drei 11-jährige Freunde, begeben sich auf Spurensuche - und entdecken eine Welt, die es längst nicht mehr gibt ...
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Seitenzahl: 85
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Mario Lichtenheldt Johanna Konrad
Das Geheimnis des schwarzen Doktors
Moritz und seine Freunde auf der Suche nach einem uralten Buch
© 2024 Mario Lichtenheldt/Johanna Konrad
Titelbild: alchemistische Symbole (bearb. von M. Lichtenheldt)
Bild Rückseite: Hexe061277/pixelio.de, Image 264659 (bearbeitet)
Lektorat, Korrektorat: Andrea Lichtenheldt
Druck und Distribution im Auftrag des Autors/der Autorin:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
ISBN
Paperback
978-3-347-90986-1 (ISBN Paperback)
Hardcover
978-3-347-90989-2 (ISBN Hardcover)
e-Book
978-3-347-90991-5 ISBN e-Book
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor/die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine/ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors/der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Das verschwundene Buch
Der schwarze Doktor
Eine finstere Gestalt
Botschaft aus dem Reich der Toten
Das uralte Bergwerk
In letzter Sekunde
Urban
Alltag – ohne Alles
Brennnesseln – Annes neue Kleider
Der Kirschbaum im Wald
Heimweh
Altes Licht – Neue Zeit
Der schwarze Schlangenfuß
Älter als der schwarze Doktor
Zum Hintergrund unserer Geschichte
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Titelblatt
Urheberrechte
Das verschwundene Buch
Zum Hintergrund unserer Geschichte
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Das verschwundene Buch
Letzter Schultag vor den Ferien. Moritz, Anne und Jakob träumen vor sich hin und sind eigentlich gar nicht mehr da. Nur ihre Körper sitzen noch im Klassenraum. Tim reißt seinen Mund beim Gähnen so weit auf, dass der Mathelehrer erschrocken zwei Schritte zurückweicht. Niemand hört zu, auch nicht, als Herr Zahl die Zwillingsbrüder Tim und Tom nach vorne bittet, irgendetwas über große und kleine Körper erzählt und behauptet, dass wir noch längst nicht wissen, wie groß Tim und Tom sind, wenn wir wissen, dass Tim 0,5 cm größer ist als Tom. Langweilig …
Plötzlich jedoch sind alle hellwach, denn nun taucht draußen auf der Straße ein Polizeiwagen mit Blaulicht auf – und dann noch einer und noch einer! Mit quietschenden Reifen stoppen die Autos genau vor dem Museum auf der anderen Straßenseite, womit die Mathestunde bei Herrn Zahl beendet ist, denn alle Schüler drücken sich die Nasen an den Fenstern platt, um zu sehen, was dort drüben passiert.
Und was passiert dort?
Nicht viel. Polizisten verschwinden im Museum, dann zwei Frauen in weißen Overalls.
„Vielleicht ist jemand ermordet worden?“, vermutet Jakob.
„Oder jemand hat versucht, etwas zu stehlen!“ glaubt Moritz.
„Am helllichten Tag?“, widerspricht Anne. „Das muss dann aber ein besonders dämlicher Dieb sein.“
Es hilft alles nichts. Herr Zahl redet munter weiter über Größen- und Zeitmaße …
Es gibt nur einen Trost: Irgendwann im Nirgendwann endet auch diese letzte Unterrichtsstunde in der 5. Klasse.
Nun aber nichts wie nach Hause! Und während es im Schulhaus schlagartig still wird, sind Moritz, Anne und Jakob sich einig: Erst müssen sie wissen, was im Museum passiert ist!
„Das Buch des schwarzen Doktors wurde gestohlen!“, erklärt ihnen Katharina, die Leiterin des Museums, die alle hier kennen.
„Das Buch des schwarzen Doktors?“, fragt Moritz entsetzt. „Aber das ist doch …“
„Sehr alt und sehr wertvoll!“, ergänzt Katharina den Satz des erschrockenen Jungen. „Es wurde erst vor einigen Jahren während einer Reparatur am Dach in einem geheimen Versteck entdeckt.
„Kommt mit!“, ruft Moritz seinen Freunden zu. „Ich habe einen Plan!“
„Und welchen?“, wundert sich Anne.
„Weiß ich noch nicht.“, antwortet Moritz. „Zuerst müssen wir mal zu Opa Max. Der weiß alles über den schwarzen Doktor!“
„Du hast einen Plan und weißt nicht welchen? Auch gut!“ Jakob greift sich an den Kopf.
***
„Aber Moritz, wer sollte denn so etwas tun?“, fragt Opa Max, nachdem ihm die drei Freunde von dem Diebstahl im Museum berichtet haben. „Das Buch ist mehr als 500 Jahre alt und die alte Schrift kann doch heute fast niemand mehr lesen! Und verkaufen kann der Dieb es auch nicht, weil es das Buch nur ein einziges Mal auf der Welt gibt – er würde sofort auffallen und verhaftet.“
Der schwarze Doktor
„Warum ist das Buch denn so wertvoll?“, möchte Moritz wissen, der sich noch gut an einen Besuch im Museum und an das uralte Buch erinnern kann – ein Buch ohne Einband, von dem eigentlich nur noch der zerschlissene Innenteil übrig ist.
„Nun, das Buch ist ein Einzelstück, ein Unikat!“, erklärt der Opa. „Man weiß nicht genau, wer es geschrieben hat. Vielleicht ein Mönch? Oder einer der alten Laboranten, die es früher hier in Oberweißbach gab? Das waren Leute, die aus Pflanzen und geheimen Mitteln Arznei hergestellt haben.“
Und dann beginnt Opa Max geheimnisvoll zu flüstern:
„Vielleicht hat ja der schwarze Doktor das Buch geschrieben? Und später wurde es von seinen Schülern immer weitergegeben – vom Vater an den Sohn oder vom Meister an seinen Schüler.“
„Der schwarze Doktor?“ Anne erstarrt.
„Ja! Möglich ist es“, antwortet der Opa.
Und nun muss er Moritz, Anne und Jakob ganz genau erzählen, was es mit dem rätselhaften schwarzen Doktor auf sich hat:
„Der schwarze Doktor war ein Einsiedler. Er lebte vor ungefähr 500 Jahren in einer einsamen Waldhütte zwischen Ober- und Unterweißbach. Wegen seiner dunklen Kutte nannte man ihn den „schwarzen Doktor“. Bald ging das Gerücht um, der schweigsame Alte stünde mit dem Teufel im Bunde! Dabei war er nur ein sehr kluger Mann, der alle Kräuter, Pflanzen, Beeren, Pilze, Tiere und alle Geheimnisse des Waldes kannte. Er wusste genau, aus welchen Wurzeln, Blättern und Blüten man Salben, Säfte, Tees, Pulver oder Pillen machen kann. Der schwarze Doktor kannte geheime Mittel gegen Bauchweh, Hautkrankheiten, Erkältungen, Kopfschmerzen und sogar gegen die Pest oder die Blattern – das waren fürchterliche Krankheiten, an denen früher viele Kinder und Erwachsene starben. Der alte Mönch wusste, welche Pflanzen Schmerzen stillen oder bei Verletzungen oder Entzündungen helfen. Er konnte Wunden verbinden und mit Kräutern verhindern, dass sie sich entzünden. Er hat Menschen und Tieren bei der Geburt von Kindern geholfen. Der schwarze Doktor war Arzt, Zahnarzt, Tierarzt und Apotheker in einer Person.
Schätze und großen Reichtum soll sich der Alte durch seine Kunst erworben und im Wald vergraben haben.
Eines Tages entdeckten Holzfäller den schwarzen Doktor tot vor seiner Hütte liegen. Räuber hatten ihn erschlagen, doch einen Schatz fanden sie nicht. Den nämlich hatte der alte Mann an einem sicheren Ort verborgen – an einem todsicheren Ort: in seinem Kopf! Der Reichtum des schwarzen Doktors war sein Wissen!
Niemand kennt den Namen des alten Mönchs, der einst in unseren Wäldern umging. Doch es gibt Vermutungen:
In unserem Nachbarort Mellenbach gab es damals ein kleines Kloster. Die Mönche dort lebten freiwillig in Armut, beteten, sangen Lieder und halfen den Menschen in den kleinen Walddörfern, indem sie z. B. Krankenpflege betrieben, Arznei herstellten oder gute Ratschläge erteilten.
Die Mönche hatten einen eigenen Klostergarten, in dem Obst, Gemüse, Gewürze und Heilpflanzen wuchsen.
Auch gab es eine umfangreiche Bibliothek voller uralter Bücher, in denen das gesamte Wissen der damaligen Zeit enthalten war.
Die Mönche schrieben die Bücher ab – Wort für Wort. Das dauerte oft Monate oder gar Jahre und doch verbreitete sich das wertvolle Wissen auf diese Weise langsam immer weiter.
Und dann erfand ein gewisser Johannes Gutenberg den Buchdruck mit einzelnen, beweglichen Buchstaben aus Metall, die man immer wieder verwenden und zu unterschiedlichen Texten zusammensetzen kann – und diese Erfindung veränderte auch das Leben der Mönche.
Zwar gab es auch schon vor Gutenberg gedruckte Bücher, aber die wurden mit Holzplatten gedruckt, in die jeweils eine ganze Buchseite in Spiegelschrift eingeritzt wurde – und das ging auch nicht schneller als das Abschreiben in der Klosterbibliothek. Seit Gutenbergs Erfindung jedoch konnte man in kurzer Zeit viele Bücher drucken. Die Mönche mussten sie nicht mehr mühsam per Hand kopieren und hatten weniger Arbeit.
Die Bewohner des kleinen Klosters Mellenbach lebten weit abgeschieden von großen Städten. Die heutigen Straßen gab es damals noch nicht, nur schmale Pfade. Der Wald war viel dichter und finsterer als heute und so kam nur selten jemand hierher.
Tief im Wald verborgen durften die Mellenbacher Mönche für sich selbst Bier brauen und weil sie nicht mehr viel zu tun hatten, brauten sie fleißig Bier – viel Bier – und tranken es noch fleißiger.
Der Chef des Klosters, der Abt, ermahnte seine Mönche immer wieder, ein ordentliches, vorbildliches Leben zu führen, in den wertvollen Büchern der Bibliothek zu lesen und daraus zu lernen, damit die Menschen im Dorf von ihnen, den Mönchen, lernen können. Die Klosterbrüder jedoch fanden das langweilig. Sie tranken Bier und Wein, schlichen den Mädchen im Dorf hinterher und versetzten sie in Angst und Schrecken. Ja, die Mönche benahmen sich immer öfter wie ungezogene Kinder.