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Alina liebt ihren neuen Job, und ihr attraktiver Kollege Martin sorgt dafür, dass sich zum Arbeitseifer auch Herzklopfen dazugesellt. Doch gleichzeitig geschehen in ihrem Leben merkwürdige Dinge. Einmal verschwinden über Nacht alle Lebensmittel aus dem Kühlschrank. In einer anderen Nacht träumt sie von Gartenarbeiten, und als sie erwacht, sind ihre Hände tatsächlich voller Blumenerde.
Was ist nur los mit ihr? Sie glaubt, verrückt zu werden. Sie spricht mit niemandem darüber. Doch dann kommt der Tag, an dem ihr Leiden sie in große Gefahr bringt ...
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Seitenzahl: 138
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Dr. Holl und die Schlafwandlerin
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Impressum
Dr. Holl und die Schlafwandlerin
Alinas Leiden bleibt lange unbemerkt, dann geschieht ein Unglück
Von Marlene Menzel
Alina liebt ihren neuen Job, und ihr attraktiver Kollege Martin sorgt dafür, dass sich zum Arbeitseifer auch Herzklopfen dazugesellt. Doch gleichzeitig geschehen in ihrem Leben merkwürdige Dinge. Einmal verschwinden über Nacht alle Lebensmittel aus dem Kühlschrank. In einer anderen Nacht träumt sie von Gartenarbeiten, und als sie erwacht, sind ihre Hände tatsächlich voller Blumenerde.
Was ist nur los mit ihr? Sie glaubt, verrückt zu werden. Sie spricht mit niemandem darüber. Doch dann kommt der Tag, an dem ihr Leiden sie in große Gefahr bringt ...
Alina warf ihre Beine über die Bettkante und streckte sich ausgiebig. Sie fühlte sich seltsam gerädert, dabei war sie gestern extra früh schlafen gegangen und auch direkt eingenickt, obwohl die Aufregung sie schier auffraß. Vielleicht lag sie auf einer schlechten Matratze. Alina hatte vor Kurzem einen Beitrag über genau dieses Thema im Fernsehen verfolgt. Die Menschheit litt anscheinend unter ihren falschen Betten und Liegepositionen. Alina fragte sich, wieso man den Leuten nicht gleich riet, einfach auf dem Boden zu schlafen wie in anderen Ländern und Kulturen.
Sie gähnte laut und blieb eine Weile auf der Bettkante sitzen, bis sie sich bereit fühlte, endlich ins Bad zu gehen und sich frisch zu machen. Alina stellte sich unter die Dusche und stylte sich ein wenig. Etwas Make-up sollte reichen, um die Augenringe zu verdecken. Schon wieder ein Gähnen, und im Anschluss schüttelte sie sich leicht. Ein Schauer, den sie sich genauso wenig erklären konnte, lief ihr den Rücken hinunter.
Das gibt es doch nicht, dachte Alina genervt, als sie bemerkte, dass sie die Reihenfolge vertauscht hatte.
Eigentlich hatte sie sich vor dem Schminken die Zähne putzen wollen und nicht umgekehrt. Nun verdrehte sie alles. Das musste die Müdigkeit sein, die sie immer noch fest im Griff hielt.
Ich fühle mich, als hätte ich die Nacht durchgetanzt. Was ist nur los mit mir?
Sie schob ihren Zustand auf die immense Aufregung. Heute würde Alina ihren ersten Arbeitstag im Tierheim haben und damit endlich einmal etwas machen, das ihr wirklich Spaß bereitete.
»Na, Schlafmütze?«, wurde sie vor der Tür von ihrem Mitbewohner Aaron begrüßt, der breit grinste, aber dabei nicht halb so charmant wie ihr neuer Kollege Martin aussah.
Jener würde sie ab heute einarbeiten. Auch deshalb hüpfte ihr Herz seit gestern Abend. Sie hatte ihn, seine braunen Locken und den sanften Blick aus seinen braunen Augen vor dem Einschlafen ganz klar vor sich gesehen.
»Erde an Alina.« Aaron wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht, bis sie ihn ansah. »Was ist nur los mit dir? Feli hat mir letztens erst erzählt, dass du seit Kurzem kaum ansprechbar bist. Hast du dich etwa von einem Frühaufsteher zum Morgenmuffel entwickelt?«
Felicitas, die Dritte im Bunde, bewohnte das Zimmer neben ihrem. Zu dritt teilten sie sich die Miete, den Kühlschrank und das Bad, unternahmen privat aber kaum etwas zusammen. Drei Singles, die es einfach praktisch fanden, nicht allein für alles aufkommen zu müssen – erst recht bei den horrenden Mietpreisen heutzutage. Es war schwierig genug, in München überhaupt eine Wohnung zu finden, dann auch noch am Englischen Garten. Besser hätten sie es nicht treffen können.
»Ich habe einfach schlecht geschlafen. Das ist alles«, murrte sie und schob sich an Aaron vorbei. Alina ging in die Küche und traf auf die hektische Felicitas, die ihren Kaffee in aller Eile hinunterstürzte.
»Ach, da bist du ja endlich. Denk bitte unbedingt an die Miete. Ich will nicht wieder was auslegen müssen.«
»Mhmm, ja, ich denk dran«, nuschelte Alina übermüdet und missachtete Felis hochgezogene Augenbraue geschickt. Ihre Mitbewohnerin spielte sich gern als Chefin auf, dabei hatten alle drei einst Zahlungsschwierigkeiten gehabt. Jetzt, da es bei Aaron und Feli zu laufen schien, war nur noch Alina das Problemkind.
Felicitas steckte in einem teuren Businessoutfit, weil sie seit Kurzem Anwaltsgehilfin war und in einer namhaften Kanzlei angefangen hatte. Seitdem lebte sie allerdings auch mit dem großen Druck, dem sie ausgesetzt war. Kein Wunder, dass sie immer mehr zur Spaßbremse mutierte.
Auch bei Schauspieler Aaron lief es wie geschmiert, da er vorige Woche das Angebot eines Theaters für eine ganze Saison bekommen hatte. Er würde in dem Stück sogar eine Rolle mit vielen Szenen und Textpassagen spielen. Auch bei ihm ging es also voran.
Nur bei Alina war das nicht der Fall. Das sollte sich aber mit ihrer neuen Stelle ändern. Vielleicht würden ihr ihre Eltern dann auch nicht mehr in den Ohren liegen, sie hätte doch lieber die Ausbildung im Verkauf beenden oder ein Studium anfangen sollen. Im Grunde genommen hatten sie ja recht, wenn sie enttäuscht waren. Alina war es von sich selbst auch, weil sie nichts in ihrem Leben zu Ende brachte, sondern meistens gleich zu Beginn das Handtuch warf und wieder verschwand, ehe man sich an sie gewöhnt hatte.
Sie hielt sich seit der abgebrochenen Ausbildung mit kleinen Jobs in Restaurants, Kneipen und an der Supermarktkasse über Wasser. Nichts davon erfüllte sie auch nur im Geringsten, doch sie brauchte Geld, wenn sie nicht bei ihren Eltern betteln wollte. Ein wenig Stolz hatte sie immerhin auch.
Tiere waren wenigstens eine kleine Leidenschaft von ihr, weshalb sie dieses Mal fest daran glaubte, die Probezeit zu überstehen und in dem neuen Job glücklich zu werden, statt wegzulaufen.
Ob Martin eine Freundin hat?, fragte sie sich, als sie die Wohnung verlassen hatte und mit der U-Bahn zum Max-Weber-Platz fuhr. Von dort waren es nur noch ein paar Gehminuten, aber ausgerechnet, als sie ausstieg, schüttete es wie aus Eimern.
»Nein, nein, nein! Nicht das noch!«, rief sie und hielt sich ihre Tasche schützend über die braunen Haare, die sie heute früh extra seidig glatt geföhnt hatte. Immer dann fielen sie ihr so schön über den Rücken und sorgten für einige neidische oder beeindruckte Blicke auf der Straße.
***
Ihr Werk war dahin, als sie vor dem Tierheim ›Pfotenliebe‹ ankam. Fünf Minuten Fußweg hatten eine halbe Stunde Vorbereitung zunichtegemacht. In der Spiegelung der Fensterscheibe konnte Alina das Malheur bereits erkennen und ärgerte sich maßlos. Wäre sie früher losgefahren, hätte sie es wenigstens vor dem Morgenguss geschafft, aber sie hatte sich ja extra für Martin herausputzen wollen.
»Willst du nicht endlich reinkommen?«, fragte eine sonore Stimme von der Seite und ließ sie zusammenfahren.
Martin stand in der Tür und lehnte lässig am Rahmen. Seine großen braunen Augen musterten sie neugierig, und ein Schmunzeln kräuselte seine schönen vollen Lippen. Die braunen Locken fielen ihm, wie gewohnt, störend in die Stirn. Mit einem Fingerschnippen brachte er sie zurück auf den Kopf und damit etwas Ordnung in das Chaos, das er Frisur nannte. Eigentlich hätte sie sich nicht zu schämen brauchen, auch wenn sie jetzt wahrscheinlich passend zu ihrem neuen Arbeitsplatz wie ein begossener Pudel aussah.
Alina hatte aufgehört, zu atmen, als er sie angesprochen hatte. Sie lächelte so breit, dass ihr der Kiefer wehtat. »Ich ... Nein, ich komme natürlich rein«, stammelte sie glücklich und ein wenig überfordert.
Sie folgte Martin in den kleinen Eingangsbereich. Überall hingen oder standen Regale mit Leckerlis, Spielzeugen und Equipment für den liebsten Freund, sei es Hund oder Katze, Meerschweinchen oder Papagei. Es roch streng, aber das war normal bei den vielen Tieren.
Alina konnte ihr aufgeregtes Herz noch im Kopf hören, als sie längst im Warmen war und ihre Jacke abgelegt hatte.
»Mieses Frühlingswetter, was?«, sagte er munter. »Ich mag es gar nicht, bei Regen und Sturm mit den Hunden zu gehen, aber was muss, das muss.« Er breitete seine Arme weit aus. Kurz glaubte sie, dass er sie umarmen wollte, doch da hatte sie zu viel gehofft. »Willkommen im Tierheim ›Pfotenliebe‹. Du weißt ja bereits, was dich in etwa erwartet. Hast du noch Fragen, ehe wir mit dem Bürokratischen starten?«
»Gerade nicht.« Sie konnte es kaum erwarten, sich endlich in die Arbeit zu stürzen. So wild war sie lange nicht mehr auf einen Job gewesen. »Wo ist Melanie?«
»Die Chefin ist diese Woche krankgeschrieben. Umso schöner, dass du jetzt da bist.«
Sie errötete leicht, dabei hatte Martin nur das Praktische an ihr betont, nicht sie als Person. Helfende Hände waren immer gern gesehen.
»Und ihr finanziert euch rein über Spenden?«, fragte sie. »Nehme ich euch dann nicht das nötige Geld weg, das ihr für die Unterbringung der Tiere braucht?«
Martin lächelte warmherzig. »Dass du an so etwas denkst, zeigt mir nur, dass du hier genau richtig bist. Wir brauchen mehr Menschen wie dich. Ja, wir werden tatsächlich über Spenden finanziert und halten uns gerade so über Wasser, aber es reicht. Und da wir sowieso noch jemanden brauchen, der mit anpackt, sich nicht zu fein ist, auch mal Tierkot wegzuputzen, und auch seine Freizeit gelegentlich opfert, kommst du gerade recht.«
Ihr Gesicht wurde noch wärmer. Alina ahnte, dass er ihr die Verlegenheit inzwischen ansah, weshalb sie sich wegdrehte und mit einem bunten Regal beschäftigte.
Sie hörte Hundegebell, Schaben, Scheppern und ein Fauchen wie das einer Katze. Die Geräusche kamen aus dem Hinterzimmer. Alina wusste, dass es noch einen Außenbereich gab, der von jedem Zwinger erreichbar und wiederum unterteilt war. So bekamen die Tiere etwas Auslauf auf einer grünen Wiese, auch wenn diese künstlich angelegt worden war.
Ihr Puls raste noch immer, als Martin hinter der kurzen Theke verschwand und ihr dann den wichtigen Vertrag hinhielt. Sein Lächeln verblieb und ließ die Schmetterlinge in Alinas Bauch schier durchdrehen.
Sie sollte an diesem ersten Tag lieber einmal entspannen, durchatmen und ganz bei der Sache bleiben. Schließlich hatte sie bis jetzt erst ein kurzes Gespräch mit Chefin Melanie Staade geführt und einen kleinen Rundgang durch die übersichtliche Anlage gemacht. Die Probezeit begann mit der Unterschrift auf ihrem Vertrag, den ihr Martin in diesem Moment über den Tresen schob. Ein Kugelschreiber lag daneben.
»Lies es dir in Ruhe durch. Es ist recht übersichtlich, aber da du angestellt sein wirst und nicht nur für einen Ferienjob hier bist, sind ein paar Dinge mehr zu beachten. Dein Gehalt kriegst du immer zum Monatsende.«
Es war nicht viel Geld, weil sich das Tierheim kaum einen neuen Mitarbeiter leisten konnte, aber für Alina bedeutete es Unabhängigkeit und sogar ein Stück Freiheit. Weder Felicitas noch ihre Eltern würden ihr von nun an in den Ohren liegen. Sie nahm ihr Leben ab sofort in die eigenen Hände, zahlte Schulden zurück und die Miete immer rechtzeitig, hatte sie sich vorgenommen. Besser könnte es nicht laufen. Mit dem süßen Martin vor der Nase sowieso nicht.
»... einen Schutzvertrag abschließen, und sie müssen für das gewünschte Tier eine Gebühr bezahlen«, erzählte Martin gerade. Schon wieder waren Alinas Gedanken völlig abgeschweift. Sie sollte sich endlich konzentrieren, ehe man sie an ihrem allerersten Tag gleich wieder auf die Straße setzte. »Diese liegt bei Hunden meist zwischen zweihundert und dreihundert Euro, bei Katzen zwischen siebzig und hundert Euro, und für Kleintiere wie Hamster, Hasen oder Meerschweinchen muss man mit zwanzig bis vierzig Euro rechnen.«
Alina verstand zum Glück genug. Martin sprach von den Kunden nach einer erfolgreichen Vermittlung eines Tieres.
»Ich nehme an, ihr achtet genau darauf, in welches Zuhause eure Schützlinge kommen.«
Martin nickte eifrig. »Wir sind da sehr penibel geworden, weil man uns die armen Geschöpfe sonst nach wenigen Wochen oder Monaten wiederbringt. Sie sollen im besten Fall ein Zuhause auf Lebenszeit finden. Früher haben wir sie viel zu schnell rausgegeben. Ein Beagle wurde an einer Raststätte gefunden und zu uns zurückgebracht. Seine Besitzer hatten ihn ausgesetzt. Wir haben ihn gleich wiedererkannt.«
»Wie schrecklich!«, hauchte Alina. Sie war fassungslos, wie grausam manche Menschen mit einem Lebewesen umgingen. Hunde waren das Größte für sie. »Und was wurde aus ihm?«
»Wir konnten ihn ein halbes Jahr später dank unserer Website an eine nette Familie mit Garten und einem weiteren Hund vermitteln. Das ist jetzt drei Jahre her. Manchmal schicken sie uns Fotos von Sour Cream.«
Alina stutzte. »Sour Cream? Ist das ihr Ernst?«
Sie prusteten beide los.
Martin wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ist nicht mein Hund, und der Kleine wird sich wohl kaum daran stören. Es klingt immerhin besser als Strawberry Muffin oder Blueberry Cheesecake.«
»Wollen die ihren Hund etwa essen?«
Wieder verfielen sie in Gelächter. Sofort löste sich der Knoten in ihrem Bauch, und auch das Atmen fiel Alina plötzlich leichter. Sie entspannte endlich.
Es kehrte Ruhe ein. Bis auf die Tiere und die Autos auf der Straße hörte man nun nichts mehr.
Martins treuer Hundeblick, der nicht besser zu seinem Arbeitsplatz hätten passen können, zog sie in seinen Bann. Er stand so nah, dass sie seinen Geruch in der Nase hatte: eine Mischung aus Aftershave und Zedernholz. Sie fühlte ein Prickeln auf ihrer Haut, als hätte er sie unter Strom gesetzt.
Martin kam näher, bis er direkt vor ihr stand und sie die Details in seinen Augen erkennen konnte. Seine Iriden waren nicht nur braun, sondern auch grau.
Er hob die Hand, als wollte er über ihre Wange streichen. In Erwartung der zärtlichen Berührung schloss sie die Augen.
Martin zog seine Finger mit einem Ruck zurück, als die Tür aufging und ein großer, gut aussehender Mann Ende vierzig mit seiner rund zehnjährigen Tochter eintrat. Der Moment war vorüber, doch das spannende Prickeln blieb.
***
Stefan Holl ließ Juju voran ins Gebäude gehen. Es handelte sich um ein Tierheim mit gutem Ruf und vielen Vierbeinern. Stefan hatte nicht selten Geld gespendet, um Melanie Staade zu unterstützen, die einst mit einem Beinbruch bei ihm in der Klinik gelegen und von ihrem Herzensprojekt, dem Tierheim ›Pfotenliebe‹, berichtet hatte.
Er hatte seiner Tochter verdeutlicht, dass sie sich für einen Hund von hier statt von einem teuren Züchter entscheiden sollte, aber das letzte Wort würden sowieso ihre Eltern haben. Dass Juju schon seit einer Weile den Traum vom eigenen Haustier verfolgte, war kein Geheimnis im Hause Holl. Sie konnte sehr hartnäckig sein, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.
»Du weißt, dass ein Hund immer eine große Verantwortung bedeutet. Er ist weder ein Spielzeug noch etwas, das man wegschieben kann, sobald es langweilig wird. Der Hund wird zu einem Familienmitglied und ist hilflos wie ein Kind. Du musst auf ihn achten, ihn füttern, waschen, zum Arzt begleiten und mehrmals pro Tag mit ihm rausgehen, auch wenn es regnet, schneit und stürmt«, hatte er ihr lang und breit erklärt.
Er schloss den Regenschirm und lehnte ihn an die Heizung.
»Guten Tag«, sagte er zu den beiden, die plötzlich auseinanderfuhren, als hätte Stefan sie bei einer Heimlichkeit erwischt.
Beide waren Mitte zwanzig und braunhaarig. Während ihm die Locken nur so um den Kopf flogen, war ihr Haar lang und glatt. Bildete sich Stefan ein, dass sie errötete und peinlich berührt zur Seite sah?
Ihr Kollege kam auf ihn zu und reichte ihm und Juju die Hand.
»Willkommen im Tierheim ›Pfotenliebe‹. Sie sind auf der Suche nach einem neuen Freund fürs Leben?«
»Wir würden uns gern Ihre Hunde ansehen«, kam Juju dem Arzt zuvor, der die Hand auf ihre Schulter legte und lächelte.
»Ganz recht. Mein Name ist übrigens Stefan Holl, und das ist meine Tochter Juju. Nach langen Diskussionen möchten wir einmal sehen, ob etwas Passendes für uns dabei ist. Wir haben ein großes Grundstück mit Garten und jede Menge Liebe im Gepäck«, erzählte er.
»Das sind gute Voraussetzungen für einen Hund. Ich heiße Martin, und das ist meine Kollegin Alina. Gern zeigen wir Ihnen ein paar unserer Vierbeiner, aber lassen Sie uns erst ein kleines Gespräch in der Sitzecke führen.« Er deutete auf die lange Couch. Auf einem Sessel gegenüber nahm er selbst Platz.
Ein wenig kam sich Stefan wie beim Therapeuten vor. Fehlte bloß noch, dass er sich hinlegen und über seine Ängste und Träume sprechen sollte. Aber das eigenartige Gefühl war sofort verflogen, als er in das lachende Gesicht des anderen Mannes sah. Martin meinte es gut und wollte bloß prüfen, was für ein Typ Hund für sie der geeignete war. Das kannte Stefan aus etlichen Tiersendungen, die sich Juju gern zu Hause ansah, wenn sie mit den Hausaufgaben fertig war und einmal kein Treffen mit ihren Freundinnen Larissa, Emma oder Clara anstand.
Alina zog sich einen Stuhl heran. Es wirkte, als wollte sie selbst noch etwas lernen, denn sie lauschte Martin aufmerksam und lächelte manchmal, öffnete ihren Mund aber kein einziges Mal. Vielleicht war es ihr erster Tag im Tierheim. Martin bat sie darum, sich Notizen zu machen.
»Also, was für eine Art Hund suchen Sie? Eher ein aktives und sportliches Tier? Das kann aber schnell zur Mammutaufgabe werden, weil man dann unbedingt mitziehen muss. Gemütliche Abende auf dem Sofa werden zur Seltenheit mit einem Hund, der viel einfordert.