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Mathilda und Theodor Rosendorn sind seit einigen Jahren verheiratet und wünschen sich nichts sehnlicher als ein Kind - vergeblich. Als sie einmal bei ihrer Schwiegermutter Trost sucht, findet sie das Gegenteil. Klaudia macht ihr heftige Vorwürfe und setzt Mathilda zunehmend unter Druck.
Das Verhältnis der beiden spannt sich weiter an, als Theodor überraschend bei einem Autounfall stirbt. Mathildas Leben liegt in Scherben, das große Erbe schwebt nun in der Luft, sollte Mathilda eines Tages ebenfalls nicht mehr da sein. Die zerstrittenen Frauen wünschen sich beide, dass Theodors Name weitergetragen wird und man ihn in Erinnerung behält.
Als plötzlich eine Fremde auf der Bildfläche erscheint und behauptet, ihr Sohn sei Theodors Kind, müssen sie handeln, ehe das Erbe an einen Betrüger und dessen Mutter geht ...
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Seitenzahl: 127
Cover
Das Glücks-Casting
Vorschau
Impressum
Das Glücks-Casting
Nach dem Unfalltod ihres Mannes kommt Mathilda auf eine ungewöhnliche Idee
Von Marlene Menzel
Mathilda und Theodor Rosendorn sind seit einigen Jahren verheiratet und wünschen sich nichts sehnlicher als ein Kind – vergeblich. Als sie einmal bei ihrer Schwiegermutter Trost sucht, findet sie das Gegenteil. Klaudia macht ihr heftige Vorwürfe und setzt Mathilda zunehmend unter Druck.
Das Verhältnis der beiden spannt sich weiter an, als Theodor überraschend bei einem Autounfall stirbt. Mathildas Leben liegt in Scherben, das große Erbe schwebt nun in der Luft, sollte Mathilda eines Tages ebenfalls nicht mehr da sein. Die zerstrittenen Frauen wünschen sich beide, dass Theodors Name weitergetragen wird und man ihn in Erinnerung behält.
Als plötzlich eine Fremde auf der Bildfläche erscheint und behauptet, ihr Sohn sei Theodors Kind, müssen sie handeln, ehe das Erbe an einen Betrüger und dessen Mutter geht ...
Mathilda Rosendorn schloss die Tür zu ihrer Villa auf und stellte die Einkäufe auf die große Insel ihrer offenen Küche. Die Vierzigjährige wischte sich über die feuchte Stirn und begann damit, Gemüse und Belag einzuräumen. Der Hochsommer war über Nacht über die Region hereingebrochen und machte ihnen den Alltag zur Hölle.
Immer wieder wanderte ihr Blick ins Wohnzimmer. Manchmal stellte sich Mathilda vor, wie ihre Kinder auf dem Teppich saßen und spielten, aufsahen und sie mit einem breiten Grinsen anlächelten. Mathildas Tochter hatte eine lustige Zahnlücke und hatte das dunkelbraune Haar zu Zöpfen gebunden, während ihr kleiner Sohn in einer Latzhose steckte und noch ganz runde Bäckchen hatte. Dann lösten sich die zwei jedes Mal in Luft auf und verschwanden, denn ihre Kinder gab es ja nicht. Es hatte sie nie gegeben.
Mathilda vergoss in diesen schwierigen Phasen zumeist eine Träne ganz für sich allein, straffte die Schultern und machte einfach weiter. Sie verdrängte ihren Schmerz, denn sie war eine starke Frau, die sich von ihrem unerfüllten Kinderwunsch nicht unterkriegen ließ.
»Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du jemanden damit beauftragen kannst? Du bist kein armes Kirchenmäuschen mehr. Diese Zeit hast du doch längst hinter dir, seit du meinen Theo geheiratet hast«, drängte sich eine unliebsame Stimme in den Vordergrund und holte Mathilda mit aller Härte in die Realität zurück.
Schnell wischte Mathilda sich über das Gesicht, damit ihre Schwiegermutter Klaudia nicht sah, dass sie geweint hatte. Von allen Menschen dieser Welt würde sie sich am allerwenigsten ihr anvertrauen. Mathilda genügten die wiederkehrenden versteckten Vorwürfe und der Druck, den Klaudia ihr machte, wenn das Thema »Nachwuchs« angeschnitten wurde. Schließlich ging es um die Zukunft des Rosendorn-Schokoladenimperiums, das seit vielen Generationen im Familienbesitz war.
Mathildas Laune sank mit sofortiger Wirkung in den Keller, als sie Klaudia, eine Frau Ende sechzig, ins Zimmer marschieren sah. Sie benahm sich, als wohnte sie hier. Seitdem sie Witwe war, lebte Klaudia allein im Haus nebenan. Wir sollten ihr den Schlüssel unbedingt wieder wegnehmen, nahm sich Mathilda erneut vor.
Die direkte Nähe zu ihrer Schwiegermutter war ihr ein Dorn im Auge, doch Theodor liebte seine Mutter, die er nach Richard Rosendorns Krebstod vor einem Jahr unterstützte, wo er konnte. Also behielt Mathilda ihre Meinung für sich und ließ alle Beleidigungen, Schmerzen und Kritik stillschweigend über sich ergehen. Dass Klaudia ein und aus ging, wie es ihr beliebte, störte sie dennoch. Etwas mehr Privatsphäre würde auch ihrem Kinderwunsch sicher guttun.
»Du weißt, dass ich so viel wie möglich selbst machen möchte.«
Klaudia verschränkte die Arme vor der flachen Brust und fokussierte sie mit ihren hellgrauen Augen. Sie sah damit wie ein Raubvogel aus – unheimlich –, der es auf Mathilda abgesehen hatte. Dass Klaudia sie als leichte Beute ansah, wusste sie seit sieben Jahren, seit ihrer Eheschließung mit Theodor. Mathilda war sich stets wie ein Störfaktor zwischen den beiden vorgekommen, obwohl ihr Mann alles dafür tat, dass sie sich wohlfühlte.
»Und was ist mit eurem Plan, eine Familie zu gründen? Wenn du deinem Körper zu viel zumutest, kann das ja nichts werden.«
Mathildas Magen zog sich zusammen. Da war er wieder, der Stich, den ihr ihre Schwiegermutter nur zu gern versetzte. Klaudia liebte es, in der Wunde zu bohren und ihr zu vermitteln, dass sie nicht genügte. »Wir haben noch Zeit.«
»Ihr seid beide über vierzig. Eigentlich wollte ich mein Enkelkind gern noch erleben. Aber die modernen Leute von heute warten so lange, bis es zu spät ist.«
»Mit dem Druck, den du uns machst, wird es ganz sicher nicht besser«, fauchte Mathilda. Sie hatte genug von ihren endlosen Diskussionen, die zu nichts führten.
Klaudia hob die gezupften Augenbrauen und richtete ihre schulterlange, leicht gewellte Frisur. Wie immer trug sie teuren Goldschmuck und sah aus, als wollte sie jeden Augenblick zu einem Firmenmeeting aufbrechen. Sie achtete auf ein gepflegtes Äußeres, auch zu Hause. Sie hatte als Frau eines stadtweit bekannten Schokoladenmoguls häufig im Rampenlicht gestanden und irgendwann eine Schutzmauer um sich herum errichtet. Ihr seltenes echtes Lächeln sparte sich Klaudia für ihren einzigen Sohn auf. Leider nahm sie ihn allzu gern für sich ein und stellte Mathilda damit aufs Abstellgleis.
Klaudia kam näher. Statt Mathilda bei den Einkäufen zu helfen, blitzte es in ihren Augen. Sie betrachtete ihre Schwiegertochter abschätzig.
Ich lasse mich nicht einschüchtern, sagte Mathilda sich. Nicht in meinem eigenen Haus!
»Hätte mein Theo doch bloß seine Jugendliebe geheiratet. Dann gäbe es all diese Probleme nicht«, raunte Klaudia gehässig.
»Dann wäre er aber auch mehrfach betrogen und verlassen worden. Ich kenne die Geschichten aus erster Hand, Klaudia. Du musst mich nicht mit Theos Ex vergleichen. Das ist außerdem gut zwanzig Jahre her. Wir sollten nach vorn sehen und weitermachen. Ob wir Kinder haben oder nicht, ist allein unsere Entscheidung.«
»Glaubst du, Theo wird bei dir bleiben, wenn nichts passiert? Mein Sohn hat sich immer Nachwuchs gewünscht und wird dieses Ziel deinetwegen nicht aus den Augen verlieren. Die Linie der Rosendorns wird aufgrund einer körperlichen Unzulänglichkeit ganz sicher nicht unterbrochen.«
Mathilda wies wütend zum Ausgang. Klaudia hatte den Bogen eindeutig überspannt.
»Solange du uns keinen Freiraum gibst, wird es hier auch niemals Kinder geben. Oder hast du etwa vergessen, wie sie entstehen?«
Die Angesprochene rümpfte ihre spitze Nase brüskiert.
»Theo täte gut daran, sich anderweitig umzusehen. Nach einer Jüngeren.«
»Auch wenn du es nach sieben Jahren Ehe und zwölf Jahren Beziehung immer noch nicht begreifen willst: Dein Sohn liebt mich! Dazu gehört, dass er mir treu ist und mich nicht einfach ersetzt. Oder hat dich dein Mann ausgetauscht, als du ihm keine weiteren Kinder mehr geschenkt hast?«
»Ich habe ihm einen Erben geboren. Was kannst du bis auf deine Arbeit in unserer Firma vorweisen?« Damit ließ Klaudia von Mathilda ab und schritt erhobenen Hauptes davon. Die Haustür fiel lautstark ins Schloss.
♥♥♥
Mathildas kurzes Aufbäumen hatte ihr alle Kräfte geraubt. Sie stützte sich nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit den Ellenbogen auf der Kücheninsel ab und barg das Gesicht in den Händen, bis die Tür von Neuem aufging und sie hochschreckte. In Erwartung der nächsten Attacke ballte sie die Fäuste.
»Lass mich raten: Meine Mutter war zu Gast«, erkannte Theodor Rosendorn und lächelte angesichts seiner aufgebrachten Frau schief. Der Mittvierziger legte seine Aktentasche in aller Ruhe beiseite und kam auf sie zu.
»Zu Gast würde ich es nicht nennen. Sie taucht auf, wann immer sie will.« Mathilda rieb sich die müden Augen. »Du glaubst nicht, was sie mir dieses Mal wieder alles an den Kopf geworfen hat.« Sie ließ sich erschöpft in seine Arme gleiten. »Ich dachte, sie würde mich irgendwann akzeptieren oder wenigstens in Ruhe lassen.«
Sofort fühlte Mathilda neue Kraft durch ihren Körper fließen. Theodors Wärme schenkte ihr den nötigen Mut. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah ihr tief in die blauen Augen. Auch in Theodors Haar entdeckte sie graue Strähnen, die perfekt zu seinem gepflegten Bart passten. Mit Mitte vierzig kam er ganz nach seinem Vater Richard, der mit spätestens fünfzig komplett ergraut gewesen war.
»Du weißt, dass sie es nicht so meint«, versuchte er wieder einmal, die Wogen zu glätten. Theodor war ein unverbesserlicher Optimist, der in jedem Menschen, selbst in seiner herrischen Mutter, das Gute sah. »Soll ich noch einmal mit ihr reden? Ich bin mir sicher, dass sie gerade nur eine schwierige Phase durchmacht. Du weißt, dass der Todestag meines Vaters näher rückt. Da wird Mutter immer etwas ... nervös. Sicher sucht sie nur unsere Nähe.«
»Und macht mir Vorhaltungen? Verzeih mir, Schatz, aber das passt nicht zusammen. Außerdem hat sie von Beginn an versucht, mich zu vergraulen. Das hat rein gar nichts mit deinem Vater – Gott hab ihn selig – zu tun. Heute hat sie mich sogar mit deiner Ex-Freundin Tina verglichen. Offenbar findet deine Mutter, dass sie besser zu dir passt als ich.«
»Das würde sie wohl bei jeder anderen genauso behaupten. Aber ausgerechnet Tina?« Theodor lachte schallend und warf den Kopf in den Nacken. »Das meint sie nicht ernst. Tina hätte mich niemals so glücklich gemacht wie du. Außerdem konnte Mutter sie nicht ausstehen. Das hat sie offenbar vergessen. Ich werde sie beiseitenehmen und ihr gut zureden. Auf mich hört sie vielleicht.«
Er hob Mathildas Kinn an, damit sie ihn ansah. Zuversicht zeigte sich in seinen Augen. Sofort verfing sie sich in seinem Blick wie am ersten Tag.
Mathilda befreite sich aus seinem sanften Griff. Ihre Brauen schoben sich zusammen, und ihre Stirn legte sich in nachdenkliche Falten.
»Lieber nicht«, meinte sie niedergeschlagen. »Sie wird mir Vorwürfe machen und behaupten, dass ich dich gegen sie aufhetze. Am liebsten wäre mir, dass wir sie eine Weile nicht sehen. Mein Nervenkostüm ist dünn genug. Da brauche ich nicht noch eine Schwiegermutter, die mir ein schlechtes Gewissen macht.«
Wieder wanderte ihr Blick ins Wohnzimmer, auf dessen Teppich keine Kinder spielten. Mathilda drehte sich weg und ging weiter ihrer Hausarbeit nach. Sie schaffte es gerade nicht, ihrem Mann in die Augen zu sehen. Sie hatte Angst, dass sie eines Tages statt Mitgefühl bloß noch herbe Enttäuschung darin entdeckte.
»Du bist nervös wegen deines Tests? Ich bin mir sicher, dass dein Arzt dir sagen wird, dass alles in Ordnung ist. Wir haben einfach noch nicht den richtigen Moment gefunden«, meinte er in ihrem Rücken.
Mathilda probierte, ihre bebenden Finger mit irgendetwas zu beschäftigen.
»Wir suchen den richtigen Moment seit drei Jahren. Vielleicht hat deine Mutter recht, und du bindest dir mit mir einen Klotz ans Bein. Besser, du würdest ...«
Theodor unterbrach seine Frau, indem er sie mit beiden Armen fest umschlang und sie an sich zog. Mathilda spürte seinen warmen Atem in ihrem Nacken, ehe er sich ganz an sie schmiegte.
»Sag so etwas nie wieder! Denk nicht einmal daran. Ich liebe dich und keine andere. Mutter wird das akzeptieren müssen. Sie ist seit Vaters Tod einfach durch den Wind.«
»Das Argument gilt jetzt seit einem Jahr«, erinnerte Mathilda ihn streng. »Ihre Trauer gibt ihr nicht das Recht, über uns zu richten und mir Vorwürfe zu machen. Dass unser bisher unerfüllter Wunsch genauso gut an dir liegen könnte, scheint ihr nicht einmal in den Sinn zu kommen. Stattdessen renne ich von einem Arzt zum nächsten.«
Theodors Miene in ihrem verglasten Küchenschrank sprach Bände. Mathilda drehte sich in seinen Armen, um ihm ins Gesicht zu sehen.
»Ich mache es«, entschied er überzeugt. »Für uns und für dich. Wenn sich herausstellt, dass ich das Problem bin, lässt sie wenigstens von dir ab. Aber du wirst sehen, dass alles gut wird.«
»Ich möchte nicht, dass stattdessen du ins Fadenkreuz gerätst. Deine Familie macht uns beiden viel Druck, weil wir die letzte Generation einer wichtigen Dynastie sind. Denk an deinen seltsamen Onkel, der mich jedes Mal über meinen Beckenboden ausfragt. Ich hätte es ahnen müssen, als ich mir einen Mann gesucht habe, auf dessen Schultern die Last eines Schokoladenimperiums lastet.«
»So wichtig ist das heutzutage nicht mehr«, antwortete er und lächelte. »Ich könnte die Firma eines Tages verkaufen.«
»Und euren Namen in Vergessenheit geraten lassen? Deiner Mutter ist es wichtig, dass die Firma im Familienbesitz bleibt«, wandte sie ein und küsste Theodor sanft, ehe er den Druck ihrer Lippen verstärkte.
Er hob sie mit Leichtigkeit auf die Kücheninsel und begann, mit den Lippen ihren Hals entlangzufahren. Mathilda seufzte vor Wonne und genoss seine zarten Berührungen.
»Habt ihr meine Handtasche gesehen? Ich hätte schwören können ...«, rief Klaudia in diesem Moment, dass die beiden erschrocken auseinanderfuhren.
Mathilda schoss die Hitze ins Gesicht. Sie war wütend und verlegen zugleich.
»Über das Thema Schlüssel reden wir noch«, raunte sie ihrem Mann zu.
Theodor ging forschen Schrittes ins Wohnzimmer und kam mit Klaudias Tasche zurück.
»Wie immer lag sie auf der Couch. Du wirst langsam vergesslich, Mutter.«
Mathilda unterstellte ihr Absicht, behielt ihren Verdacht aber für sich. Sie lehnte sich mit verschränkten Armen an den Kühlschrank und wartete geduldig ab. Es würde sie nicht wundern, wenn Klaudia einen Grund vorschob, um das Haus zu betreten und ihre Zweisamkeit zu zerstören. Es war gerade so, als hätte sie vor der Tür gelauert und den passenden Moment abgewartet.
»Seit dein Vater nicht mehr ist, fühle ich mich manchmal hilflos.«
Es wurden Küsschen ausgetauscht. Mathilda verdrehte heimlich die Augen. Eigentlich war es ihr egal, ob Klaudia sie sah, aber Theodor sollte nicht glauben, dass sie eifersüchtig auf ihre Schwiegermutter war.
»Wie war dein Tag in der Firma, Schatz?«
»Ich habe das Gefühl, dass mich noch immer jeder mit Vater vergleicht. Manchmal rutscht ihnen sogar der Name Richard heraus, weil wir uns so ähnlich sehen.«
»Das legt sich sicher bald. Du bist zu gut, um dich auf eine Stufe mit jemand anders zu stellen«, erwiderte sie sanft und legte ihrem Sohn eine Hand liebevoll an die bärtige Wange. »Auch wenn es sich um deinen Vater handelt.«
Mathilda atmete auf, als sich die Tür wieder hinter der Schwiegermutter schloss. Sie hoffte, dass ihnen weitere Überraschungsbesuche vorerst erspart blieben. Mit hochgezogener Augenbraue musterte sie ihren Mann.
»Du kennst sie doch. Was soll ich denn machen?« Er seufzte hilflos.
»Ihr den Schlüssel wegnehmen, damit wir unsere Privatsphäre zurückbekommen, wäre ein Anfang. Ich möchte nicht ständig darüber nachdenken, dass sie uns beim Sex zusieht. Es ist doch kein Wunder, dass wir kein Kind bekommen!«
»Du gibst ihr also die Schuld dafür?«
Mathilda seufzte erschöpft und ergriff seine Hände.
»Zumindest eine Teilschuld. Lass uns wegfahren. Nur wir zwei am heißen Strand von Bali. Wie klingt das?«
Theodor lächelte. Offenbar träumte er sich bereits dorthin, aber er schüttelte den Kopf.
»Du weißt, dass das gerade nicht geht. Ich habe ganz frisch den Posten meines Vaters übernommen. Die Einarbeitung hat das gesamte Jahr über gedauert. Es gab so viele Dinge, die ich regeln musste. Man erwartet absolute Kompetenz von mir. Ich kann mich nicht so einfach davonschleichen. Unsere Verkaufszahlen sind nach Vaters Tod eingebrochen, die Aktie gesunken. Es ist ein langer Weg, bis man wieder an der Spitze der Branche steht. Wir holen das nach, versprochen.«
Er beugte sich herunter und küsste sie zärtlich. Danach lehnte er die Stirn an ihre und verharrte für eine Minute in dieser Stellung. »Ich vereinbare einen Termin bei Doktor Jahn für nächste Woche. Es wird höchste Zeit. Entschuldige, dass ich dich so lange in dem Glauben gelassen habe, es liege an dir. Das ist nicht fair. Ich habe einen genauso großen Anteil daran wie du, also sollte ich Verantwortung übernehmen. Vielleicht bringt ein Besuch beim Arzt Licht ins Dunkel. Es tut mir so leid, Thilda.«