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Pfleger Marius ist der Beziehungsexperte der Berling-Klinik. Kaum eine Kollegin schwört nicht auf seine Ratschläge, die oft besser sind als die eines Psychologen. Er scheint sich in jeden Menschen hineinversetzen zu können.
Er ist aber auch ausgesprochen fleißig, schiebt viele Doppelschichten und hilft nach Dienstschluss sogar in der Zahnarztpraxis seines Onkels aus - denn er ist überzeugt: Die Menschen brauchen ihn!
Was Marius übersieht, ist seine eigene Gesundheit, die plötzlich ins Wanken gerät. Alles beginnt mit einem Bandscheibenvorfall. Bald kommen weitere Symptome hinzu: Das Surren seiner elektrischen Zahnbüste hört sich für ihn plötzlich wie ein Presslufthammer an. Ihm wird schwindelig, er hält sich die Ohren zu und bekommt Atemnot. Das ist aber noch nicht alles. Es kommt noch viel schlimmer ...
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Seitenzahl: 127
Cover
Ein Geräusch zu viel
Vorschau
Impressum
Ein Geräusch zu viel
Arztroman über das Phänomen Hochsensibilität
Von Marlene Menzel
Pfleger Marius ist der Beziehungsexperte der Berling-Klinik. Kaum eine Kollegin schwört nicht auf seine Ratschläge, die oft besser sind als die eines Psychologen. Er scheint sich in jeden Menschen hineinversetzen zu können.
Er ist aber auch ausgesprochen fleißig, schiebt viele Doppelschichten und hilft nach Dienstschluss sogar in der Zahnarztpraxis seines Onkels aus – denn er ist überzeugt: Die Menschen brauchen ihn!
Was Marius übersieht, ist seine eigene Gesundheit, die plötzlich ins Wanken gerät. Alles beginnt mit einem Bandscheibenvorfall. Bald kommen weitere Symptome hinzu: Das Surren seiner elektrischen Zahnbüste hört sich für ihn plötzlich wie ein Presslufthammer an. Ihm wird schwindelig, er hält sich die Ohren zu und bekommt Atemnot. Das ist aber noch nicht alles. Es kommt noch viel schlimmer ...
»Und dann hat er allen Ernstes gesagt, ich könne ja einen anderen nehmen, wenn es mir nicht passt!«, beschwerte sich Praktikantin Susi bei ihrem Kollegen Marius, der in aller Ruhe zuhörte und dazu nickte. »Was würdest du an meiner Stelle machen? Soll ich Sascha noch eine Chance geben, nachdem er mir das an den Kopf geworfen hat?« Sie lehnte sich zurück und spielte mit ihrem langen blonden Haar.
»Das fragst du ausgerechnet mich als Mann?« Er lachte leise und trank seinen Kaffee weiter.
Sie saßen im Stationszimmer. Hier machten Marius und seine Kolleginnen Pause von der anstrengenden Schicht.
In der Berling-Klinik am Englischen Garten war immer etwas los, die Arbeit stand nie still. Das war einer der Gründe, wieso es Marius gerade hier so mochte. Er wurde gern gefordert und jobbte neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Krankenpfleger sogar noch in der Zahnarztpraxis seines Onkels und half in seiner Freizeit karitativ aus.
»Ich würde an deiner Stelle erst einmal Gras über die Sache wachsen lassen und dann darauf warten, dass er von selbst auf dich zukommt.«
»Und wenn er das nicht tut?«
Marius lächelte aufmunternd. »Wird er. Sascha hat das im Zorn gesagt und sicher nicht so gemeint. Er muss jetzt zuerst wieder klar denken, dann wird er sich das noch einmal überlegen und zurückkommen.«
»Und was mache ich dann? Soll ich ihn abweisen für seine Frechheit?«
Marius schüttelte den Kopf. »Es ging bei eurem Streit ums Fernsehprogramm, nicht um eine Schwangerschaft, Susi. Ihr habt euch beide einfach hochgeschaukelt. Solche kleinen Zankereien machen manche Beziehung erst interessant. Außerdem ist Sascha furchtbar eifersüchtig und würde niemals wollen, dass du einen anderen Mann triffst. Schon allein deshalb wird er wieder angekrochen kommen und sich bei dir entschuldigen.«
Sie nickte nachdenklich und wärmte sich die Hände an ihrem Becher. »Aber hat unsere Beziehung denn noch eine Chance, wenn ich ihn jetzt zurücknehme und es dann wieder und wieder passiert?«
»Ihr solltet beide einmal rauskommen und nicht nur vorm Fernseher sitzen, dann wird das auch wieder. Ihr schlagt euch wegen nichts die Köpfe ein, da ihr euch keinen Freiraum gönnt. Geh häufiger allein aus und lass ihn das auch tun. Umso schöner wird dann eure gemeinsame Zeit.«
Susis Nicken wurde energischer. »Du hast absolut recht. Danke, Marius. Du bist besser als jeder Psychologe.«
Er musste lachen. »Gern geschehen.«
»Auf dich höre ich wenigstens, weil ich weiß, dass du nicht auf mein Geld schielst.« Sie sah auf die Uhr. »Meine Pause ist vorbei. Bis nachher.«
»Bis dann.«
Als er allein war, tankte Marius die Ruhe, die in diesem Zimmer herrschte. Nur der Getränkeautomat gab ein Surren von sich, aber ansonsten war es stiller als an jedem anderen Ort in der Klinik.
Er trank aus und warf den Einwegbecher in den Müll, bevor er auf den Flur ging und wieder mitten im hektischen Krankenhausalltag steckte.
Von Weitem sah er eine Schwester von der Inneren, die ihr braunes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte und deren Tattoos unter einem langärmeligen Shirt hervorlugten.
»Anja!«, rief er und winkte.
Langsam kam sie auf ihn zu und lächelte schüchtern. Ihre Hände versteckte sie in dem blauen Kasack.
»Ich habe dich heute früh vermisst und musste allein im Café frühstücken«, sagte Marius etwas leiser. »Wo hast du gesteckt? Ich konnte dich auch auf dem Handy nicht erreichen. Das legst du doch sonst nie beiseite.«
»Ach, ich habe verschlafen und musste mich nur etwas beeilen«, sagte sie hastig. »Tut mir leid, dass du umsonst gewartet hast. Bin heute wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden.« Sie rieb sich etwas zu oft über Wangen und Augen. Außerdem kaute sie auf ihrer Unterlippe und sah ihm nicht ins Gesicht.
Er legte den Arm um ihre schmalen Schultern und ging mit ihr ein Stück. »Alles okay, bei dir?«
»Ja, wieso?«
»Du wirkst ... angespannt. Ist es wegen der Fahrprüfung? War sie gestern nach seiner Schicht? Lief wohl nicht so gut, aber das muss dich nicht bedrücken. Ich habe meine erst beim dritten Versuch geschafft, und der Lehrer meinte zu mir, dass es einem Wunder gleicht, dass ich sie überhaupt bestanden habe. Wie geht's dir jetzt damit?«
Erstaunt sah sie ihn an. »Du bist der Erste, der mich das fragt. Woher wusstest du, dass die Prüfung gestern war? Ich hätte doch auch eine Beziehungskrise wie unsere Susi haben oder wirklich nur müde sein können.«
Er zuckte mit den Schultern. »Das war bloß so ein Gefühl. Außerdem hast du keine Beziehung.«
Sie lächelte. »Ich bin beeindruckt, dass ausgerechnet einem Mann meine Sorgen auffallen. Niemand sonst hat gefragt, wie es mir geht und wieso ich so lustlos wirke.«
Marius schmunzelte. »Das ist doch nur ein Klischee. Auch Männer können Antennen haben und sensibel sein. Möchtest du einen Kaffee aus dem Automaten oder lieber einen aus dem Café nebenan.« Er beugte sich vor und raunte verschwörerisch: »Der ist sowieso viel besser. Ich könnte dir auch eines deiner liebsten Käsebrötchen mitbringen. Die isst du immer, wenn du Stress hattest.«
Das brachte Anja zum Kichern. »Gern den Kaffee von nebenan, und ich sage auch nicht Nein zum Käsebrötchen. Dass dir das alles aufgefallen ist, ist toll. Wir haben nie darüber gesprochen. Danke, Marius.« Sie umarmte ihn und sorgte für ein warmes Gefühl in seinem Inneren.
Er hatte keine sexuellen Gefühle für Anja, aber sie war so etwas wie seine beste Freundin. In ihrer Nähe fühlte er sich wohl, und sie schien zu merken, dass er sie mit seiner Art nicht anbaggern wollte. Beide Seiten waren mit dem zufrieden, wie es war.
Anja musste weiter, weil sie gebraucht wurde, und auch Marius stürzte sich wieder in die Arbeit. Für Gespräche blieb nach Feierabend Zeit.
***
Chefarzt Dr. Holl küsste seine Frau Julia auf die Stirn. Gleich würde er zu einer späten Schicht in die Klinik aufbrechen, die er seit der Übernahme von seinem Schwiegervater leitete.
»Bleib nicht wach. Könnte spät werden«, sagte er und sah in Julias tiefblaue Augen, die ihn vom ersten Moment an fasziniert hatten.
»Ich weiß«, erwiderte sie mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen. »Deine Arbeit ist dein Leben, und die Patienten stehen immer an erster Stelle. Aber pass bitte trotzdem gut auf dich auf. So ein Herzinfarkt könnte jederzeit wiederkommen. Du hast dich schon einmal übernommen, Stefan.«
Er sah die Sorge in ihrem Gesicht, das von dunkelblonden Locken mit immer mehr silbernen Strähnen umrahmt wurde, und setzte sich neben sie.
Stefan hielt ihre Hand in seiner und sah Julia tief in die Augen. »Ich werde auf mich achten. Auch ich möchte das niemals wieder erleben. Nicht nur, weil ich im Koma lag, sondern auch, weil ich meiner Familie große Sorgen bereitet habe. Es wird Pausen geben, und wenn ich merke, dass es zu viel ist, ziehe ich mich zurück.«
Sie seufzte leise. »Wieso ist man immer erst hinterher schlauer?«
Stefan zog Julia in seine Arme und genoss den kurzen Moment, der so immens wichtig für ihn war. Beinahe hätte er sie nie wieder umarmen können. Er hatte großes Glück gehabt. »Ich weiß es nicht, aber ich werde tagtäglich mit solchen Schicksalen konfrontiert. Das ist kein Spaß mehr, sondern die Realität von vielen da draußen. Jetzt, da ich schlauer bin, kann ich ihnen noch mehr helfen.«
Sie küssten sich, und Stefan machte sich auf den Weg ins Kinderzimmer, um seine jüngste Tochter Juju zu verabschieden. Seit seinem Infarkt und der Hirnblutung verließ er niemals überstürzt das Haus, sondern ließ sich Zeit, seine Liebsten zu verabschieden. Man wusste schließlich nie, was der Tag bringen würde und wie das Leben verlief.
Im Auto sang er laut bei R.E.M. mit Losing my Religion mit, parkte auf seinem für den Klinikleiter vorgesehenen Platz und betrat das mehrgeschossige Hauptgebäude der Klinik.
Auch hier nahm sich Stefan von nun an Zeit, die Mitarbeiter ordentlich zu begrüßen, statt an ihnen vorbeizueilen und nur kurz zu winken oder ein schnelles »Hallo« zu rufen.
Der Schicksalsschlag hatte einen anderen Menschen aus ihm gemacht. Einen besseren.
»Herr Doktor, wir brauchen Sie dringend auf Station drei!«, rief ihm eine Fachärztin zu.
Er beschleunigte seine Schritte und musste schmunzeln. So viel zu mehr Ruhe. Aber es machte wenigstens Spaß, Menschen zu helfen. Stefan wusste, dass das seine Lebensaufgabe war, und diese erfüllte er mit Bravour.
***
Marius versorgte Patienten, reichte Medikamente und machte die Betten. Sein Tag verging wieder einmal wie im Flug.
»Könntest du noch nach Frau Paulsen sehen? Sie liegt in Zimmer 18 und klagt über Rückenschmerzen. Vielleicht musst du sie umbetten«, sagte ihm die Oberschwester.
»Wird gemacht.« Marius nickte eifrig. Er hatte zwar Feierabend, aber pünktlich schaffte man es nie aus der Klinik, zumal sie immer zu wenig Leute waren und er bereits ab und zu Doppelschichten schob.
Er wusch sich die Hände. Seine Augenlider wurden langsam schwer, aber daran hatte er sich ebenso gewöhnt wie an die schmerzenden Gelenke oder den steifen Nacken. Er würde wohl bald wieder Dehnübungen zu Hause machen müssen, um das auszugleichen. Und sein Fitnessstudio hatte ihn viel zu lange nicht gesehen. Marius hatte kaum Privatleben neben der ganzen Arbeit.
Vor einer halben Stunde hatte Onkel Gerald schon wieder angefragt, wann Marius Zeit hatte, auszuhelfen. Ihm wäre eine Sprechstundenhilfe weggebrochen und er brauchte jemanden, der in der Zahnarztpraxis die Patienten empfing und Termine mit ihnen vereinbarte.
Marius verscheuchte seinen liebenswerten, aber auch anhänglichen Onkel aus dem Kopf und klopfte an die Tür von Zimmer 18.
Als er eintrat, wurde er überrascht. Der Pfleger hatte eine alte Dame mit Rückenproblemen erwartet, keine bildhübsche Frau in seinem Alter. Ihr langes naturrotes Haar war leicht gelockt, und ihre smaragdfarbenen Augen strahlten ihn an, als er auf sie zuging. So eine Reaktion hatte er zwar häufiger erlebt, aber dieses Mal machte sein Herz einen kleinen Sprung.
»Guten Tag«, sagte er und lächelte warmherzig. »Ich bin Krankenpfleger Marius.« Er deutete auf ein Schild an seinem Kasack. »Man sagte mir, Sie haben Probleme? Wie kann ich helfen?«
»Ich bin Hannah, angenehm.« Sie drückte die Hand in den Rücken und verzog das Gesicht. »Seit heute früh schmerzt es hier, und ich weiß nicht, wieso.«
»Wurden Sie schon operiert?«
»Ja, aber nicht am Rücken, sondern am Fuß. Und nun muss ich ein paar Tage hierbleiben, sagen die Ärzte, weil man nicht weiß, ob es sich noch einmal entzündet. Ich hatte einen komplizierten Bruch meines Fußknöchels. Eine Nacht lang war alles gut, und plötzlich bekomme ich Rückenschmerzen.«
Marius sah sich ihren Gips einmal an und kontrollierte, dass er richtig saß und nicht auf der Haut rieb. »Lassen Sie mich raten: Sie sind vom Pferd gefallen.«
Hannah kicherte. »Sehe ich etwa aus wie ein Pferdemädchen?« Ihre Augen blitzten herausfordernd.
Er schüttelte sofort den Kopf und grinste. »Eher wie eine Frau, die normalerweise mit beiden Beinen auf dem Boden steht, aber gern auch mal das Abenteuer sucht. Entweder ist die Landung nach einem Fallschirmsprung nicht so abgelaufen, wie Sie es gern gehabt hätten, oder Sie waren in den Bergen und sind dort umgeknickt.«
Beeindruckt schürzte sie die Lippen. »Nicht schlecht, nah dran. Ich war mit Freunden klettern, aber so ein großes Abenteuer war es eigentlich gar nicht. Ich bin blöd aufgekommen und wollte einen Ausfallschritt machen. Leider war an der Stelle eine kleine Grube. Das Ende vom Lied sehen Sie ja.« Sie deutete frustriert auf ihren eingewickelten Fuß.
Marius erinnerte sich daran, wieso er hergekommen war. »Lassen Sie mich zuerst das Problem mit Ihrem Rücken klären. Darf ich?« Er zeigte auf ihr Kissen und bat Hannah, sich vorsichtig aufzusetzen.
Erst aus der Nähe entdeckte er die Sommersprossen, die sich über ihre Nase und Wangen verteilten, als hätte sie Gott persönlich mit einem Pinsel dorthin gesetzt. Eine Frau wie ein Gemälde! Marius starrte sie fasziniert an. So ein Grün hatte er noch nie zuvor gesehen.
Hannah lächelte amüsiert, als sie seinen Blick bemerkte.
Er wich zurück und errötete.
Ihr Lächeln blieb und schenkte ihm ein warmes Gefühl in seinem Magen. Sofort machten sich die Schmetterlinge auf den Weg.
Hör auf damit, sie ist deine Patientin, Herrgott!, schalt er sich und drängte die aufkeimenden Gefühle in den Hintergrund. Mach einfach deine Arbeit. Frauen haben dir nur Unglück gebracht, also lass lieber die Finger von ihnen!
Er schüttelte das Kissen auf und sah sich die Matratze darunter an. »Hier haben wir ja den Übeltäter.« Der Pfleger zog einen schwarzen Haarreif zwischen Kissen und Laken hervor. »Darauf haben Sie wahrscheinlich geschlafen und deshalb nun Rückenschmerzen. Gehört der Ihnen?«
Hannah musste lachen. »Und dafür habe ich Sie extra gerufen! Das ist mir jetzt aber peinlich!« Sie nahm den Reif entgegen und schlug die Hand vor die Augen.
Marius lachte mit ihr. »Keine Sorge, ich habe schon deutlich verrücktere Aufgaben bekommen.«
»Das glaube ich Ihnen gern. Sie müssen mir unbedingt bei einem Kaffee davon erzählen.«
War das die Einladung zu einem Date? Marius wurde unsicher. Er trennte Arbeit und Privates strikt, außer mit Anja, aber bei ihnen ging es nie über eine Freundschaft hinaus.
Marius entschied sich, nicht darauf einzugehen. Er überprüfte Hannahs Vitalwerte, sorgte dafür, dass ihr Bett wieder bequem war, und wünschte ihr einen schönen Nachmittag.
»Sie bleiben nicht?«, fragte sie ein wenig enttäuscht.
»Ich hatte Frühschicht und bin bereits über meiner Zeit. Aber ich kann gern morgen noch einmal nach Ihnen sehen, wenn Sie möchten.«
Hannahs Augen leuchteten. »Sehr gern, Marius. Bis morgen dann. Hier ist es so langweilig, und ich bekomme nicht oft Besuch. Da finde ich es gut, ein bekanntes Gesicht zu sehen.«
Eine Ausrede, das wusste er, aber sie schmeichelte ihm. Hannah hatte also wirklich Lust, ihn wiederzusehen. Marius entschied sich, auf einen Abstecher vorbeizukommen, wenn es seine Zeit zuließ. Solange es mit der Arbeit zu tun hatte, konnte niemand meckern, und er brauchte kein schlechtes Gewissen zu haben.
Lange, nachdem er das Krankenzimmer verlassen hatte, klopfte ihm das Herz noch immer bis zum Hals. Hannahs grüne Augen hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt. Er würde heute wahrscheinlich von ihnen träumen.
***
Hannah ließ sich ins Kissen sinken und legte ihre Hand ans Herz. Es schlug wild und drückte heftig gegen ihren Brustkorb. Beinahe vergaß sie durch den süßen Krankenpfleger die Schmerzen in ihrem Knöchel.
Was hast du dir nur dabei gedacht?, schalt sie sich und schloss die Augen. Wie armselig ist es, einfach seinen Pfleger anzubaggern? Sicher hat Marius eine Freundin und wollte nur höflich sein. Du hast ja gemerkt, dass er nicht auf deine Einladung eingegangen ist.
Sie hätte sich ohrfeigen können, so blöd fand sie sich, aber als er durch die Tür gekommen war, war es um sie geschehen gewesen.