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Sabines Augen leuchten verzaubert, als Christian ihr im romantischen Kerzenlicht das Gedicht aus einem Buch vorliest. Auch Christians Herz klopft stürmisch in seiner Brust - aber nicht nur weil er sich in Sabine verliebt hat, sondern vor allem, weil er Angst hat, dass sie jetzt hinter sein großes Geheimnis kommen könnte.
Denn Christian kann nicht lesen. Anders als Sabine denkt, hat er das Gedicht nur aus dem Gedächtnis aufgesagt. Er ist Analphabet, und das versucht er vor der ganzen Welt, und damit auch vor Sabine, zu verbergen! Niemand darf wissen, dass sein zwölfjähriger Sohn Benjamin für ihn seit Langem allen Schriftkram erledigt - und deshalb viel zu wenig Zeit hat, um Kind zu sein ...
Doch dann passiert das Unfassbare: Sabine durchschaut Christians Scharade und wendet sich enttäuscht von ihm ab! Aus falscher Scham droht er die Frau zu verlieren, die er doch über alles liebt ...
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Seitenzahl: 126
Cover
Wie schreibt man »Ich liebe dich«?
Vorschau
Impressum
Wie schreibt man »Ich liebe dich«?
Roman um einen alleinerziehenden Vater und sein großes Geheimnis
Von Marlene Menzel
Sabines Augen leuchten verzaubert, als Christian ihr im romantischen Kerzenlicht das Gedicht aus einem Buch vorliest. Auch Christians Herz klopft stürmisch in seiner Brust – aber nicht nur, weil er sich in Sabine verliebt hat, sondern vor allem, weil er Angst hat, dass sie jetzt hinter sein großes Geheimnis kommen könnte.
Denn Christian kann nicht lesen. Anders als Sabine denkt, hat er das Gedicht nur aus dem Gedächtnis aufgesagt. Er ist Analphabet, und das versucht er vor der ganzen Welt, und damit auch vor Sabine, zu verbergen! Niemand darf wissen, dass sein zwölfjähriger Sohn Benjamin für ihn seit Langem allen Schriftkram erledigt – und deshalb viel zu wenig Zeit hat, um Kind zu sein ...
Doch dann passiert das Unfassbare: Sabine durchschaut Christians Scharade und wendet sich enttäuscht von ihm ab! Aus falscher Scham droht er die Frau zu verlieren, die er doch über alles liebt ...
Christian Wittstein schloss die Tür seiner Wohnung und atmete auf, als er nicht mehr die Schritte des Vertreters hörte. Beinahe hatte er sich irgendeinen Vertrag aufschwatzen lassen, weil der andere mit allerlei Papier vor seiner Nase gewedelt und betont hatte, wie wichtig diese zusätzliche Lebensversicherung war. Nein, danke! Er hatte ihn erfolgreich abgewimmelt.
Den Werbeflyer des Mannes hielt er trotzdem noch in der Hand. Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen wie das Muster der Tapete, die im Schlafzimmer hing. Wirre Bilder, die keine richtige Bedeutung für ihn hatten. Er erkannte Buchstaben aus seinem Vornamen darin, konnte das Wort dazu aber nicht bilden, geschweige denn den Satz lesen.
Wütend knüllte er den Flyer zusammen und warf ihn weg, ehe ihm einfiel, dass er wenigstens Benjamin hätte um Rat fragen können. Vielleicht hätte ihn das Thema sogar interessiert.
Christian bekam ein schlechtes Gewissen und sah nach dem Essen im Ofen. Nudelauflauf war Benjamins Leibspeise. Er wollte ihn damit glücklich machen, weil er Christian erst gestern wieder so gut mit den klein gedruckten Beipackzetteln der Medikamente und einer Anleitung für die neue Mikrowelle geholfen hatte. Zudem hatte er angekündigt, die Steuererklärung gemeinsam mit ihm zu erledigen.
Sie waren ein eingeschworenes Team und ergänzten sich bei allen Aufgaben, die anstanden.
Wenn Christian etwas googelte, benutzte er nicht die Computertastatur, sondern nutzte die Sprachsteuerung seines Handys. Das war einfacher, und so brauchte er auch nicht jedes Mal seinen Sohn darum zu bitten. Wenigstens diese Aufgabe blieb Benjamin erspart.
Für einen Zwölfjährigen war er immens verständig. Er benahm sich viel erwachsener als andere Kinder seines Alters. Manchmal tat diese Tatsache weh, weil sein Junge das Fußballspielen oder den Kinobesuch mit seinen Freunden absagte, um den Papierkram seines Vaters zu erledigen. Er hatte deutlich Besseres verdient.
Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Benjamin kam nach Hause und warf die Schultasche achtlos neben die Schuhe im Flur. Er schnaufte und stöhnte, als wäre er von einer sehr körperlichen Acht-Stunden-Schicht gekommen, wie Christian sie in der Druckerei erlebte, in der er seit seiner Ausbildung vor zwanzig Jahren arbeitete.
»Wie war die Schule?«, fragte er und stellte den Ofen aus.
»Alles gut«, sagte Benjamin wie jeden Tag.
»Sicher? Ich kenne diesen Tonfall«, antwortete Christian mit hochgezogener Augenbraue und drehte sich besorgt zu seinem Sohn um.
»Ach, heute haben wir einen Mathetest geschrieben, der nicht angekündigt war.«
»Warst du vorbereitet?«, wollte Christian wissen.
»Wie denn, wenn man uns damit überrascht?«, rief der Junge aus und warf die Hände genervt in die Luft.
»Das klingt logisch.« Christian lächelte aufmunternd. »Aber ich wette, dass du nicht so schlecht abschneidest, wie du jetzt denkst. Möchtest du, dass ich dir Nachhilfe gebe?« In Mathematik kann ich es wenigstens im Gegensatz zu Deutsch, dachte er.
Benjamin vergrub das Gesicht in den Händen und seufzte tief.
Christian legte eine Hand auf seine Schulter und drückte diese liebevoll. Er wollte seinen Sohn auf keinen Fall traurig sehen.
»Ich habe dein Lieblingsessen gemacht.«
Das entlockte dem Jungen ein Lächeln. Benjamin war viel zu verbohrt, was die Schulnoten betraf. Selbst Christian sah es nicht so eng und wusste aus eigener Erfahrung, dass man auch mit schlechten Noten einen Beruf erlernen und sein Leben meistern konnte.
»Nudelauflauf?«, fragte Benjamin hoffnungsvoll und machte große Augen. »Mit ganz viel Käse?«
»Wie du ihn magst.« Christian strich über seinen Haarschopf.
Bis auf die grünen Augen kam Benjamin ganz nach ihm. Das hellbraune Haar lag ihm in sanften Wellen auf dem Kopf, und seine Lippenpartie war voll. Damit und durch die Kulleraugen, die er von Mareike geerbt hatte, würde er in wenigen Jahren sicher die ersten Mädchen auf sich aufmerksam machen. Wie die Zeit verging!
Er schickte seinen Sohn zum Händewaschen und legte ihnen auf. Sie aßen und plauderten munter über dies und das, bis Benjamin in sein Zimmer ging und die Hausaufgaben machte.
Christian hätte ihm so gern dabei geholfen, doch seine große Schwäche ließ es nicht zu.
Er stellte die Spracherkennung in seinem Handy an und sagte: »Such mir Seiten über Kurse für Analphabeten heraus.«
Es dauerte keine zehn Sekunden, bis sein Wunsch erhört wurde und die Maschine allerlei Artikel ausspuckte. Christian ließ sie sich nacheinander vorlesen und erledigte währenddessen den Abwasch.
Es wäre ein Leichtes, sich anzumelden und hinzugehen, aber wieder einmal schloss er die Seiten lieber und schob sein Problem in den Hintergrund.
Er schämte sich zutiefst und fühlte sich sogar schäbig, wenn er daran dachte, mit Anfang vierzig in einen Lesekurs zu gehen, dann noch als hier Geborener, der seine Landessprache eigentlich kennen und beherrschen sollte. Nein, er würde einen anderen Weg finden und sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben.
Als Benjamin fertig war, sahen sie sich eine Dokumentation über ägyptische Ausgrabungen an, bei deren Interviews ab und zu Untertitel eingeblendet wurden, die ihm Benjamin laut vorlas.
Als sein Sohn im Bett lag, diktierte Christian noch ein paar E-Mails und Chatnachrichten über das Handy. Kontrollieren konnte er nichts davon. Mehrmals hatten ihn seine Freunde bereits darauf angesprochen, dass ihm die Worterkennung wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Dann lachten alle, und das Thema war vergessen.
Christian behauptete gern, dass seine Finger einfach zu flink waren und er nicht noch einmal kontrollierte, bevor er die Nachricht abschickte.
Eigentlich hatte er für jede Lebenslage eine Ausflucht parat. Am liebsten waren ihm Sprachnachrichten. Das fiel nicht weiter auf, und er umging die unschönen Fehler geschickt.
Im Bad warf er sich kaltes Wasser ins Gesicht. Müde Augen blickten Christian entgegen. Auch er gehörte dringend ins Bett, bevor es morgen zur Frühschicht um sechs Uhr ging.
Er musste fit sein, um sich nicht zu verraten. Es war ein ständiges Versteckspiel, das bereits in der Kindheit an ihm genagt hatte. Irgendwann gewöhnte man sich an die Lügen und sah sie als selbstverständlich an.
Christian löschte das Licht, schaute nach seinem Sohn, an dessen Bett er sich für einen Moment setzte, und zog sich dann ins Elternschlafzimmer zurück. Auf dem Nachttisch lag ein Buch, das Mareike bei ihrer überstürzten Abreise vergessen hatte. Das Cover zeigte eine tropische Landschaft mit Palmen und Sandstrand, davor eine Frau mit wallenden blonden Haaren.
Christian hatte es dort liegen gelassen. Erst, weil er geglaubt hatte, dass sich Mareike gegen ihren Liebhaber und für die Familie entscheiden würde, später, weil er es einfach nicht fertigbrachte, sie ganz aus ihrem Leben auszusperren.
So hatte er wenigstens eine kleine Erinnerung an die Frau, die ihr eigenes Kind im Stich gelassen hatte. Außerdem machte es sich gut als Dekoration und ließ diese Bettseite nicht ganz so leer aussehen.
Seine größte Sorge hatte er bereits vor sechs Jahren ausräumen können und gewonnen. Und wenn er schon den Kampf gegen das Jugendamt stemmen konnte, würde er auch alle anderen Hürden meistern, die ihm das Leben bot – ob mit oder ohne Leseschwäche.
♥♥♥
Christian ließ den Stapel Papier, der auf einer Holzpalette lag, per Knopfdruck bis auf Bodenhöhe fahren und brachte ihn im Anschluss mit dem Hubwagen zu den Schneidemaschinen. Dort würden die Flyer weiterverarbeitet werden.
Weil seine Schicht bereits um sechs Uhr startete, musste er Benjamin notgedrungen allein lassen und konnte den Tag nicht mit ihm gemeinsam beginnen. Der Gedanke behagte ihm nicht, doch sie waren auf seinen Verdienst in der Druckerei angewiesen.
Sein Sohn war alt genug, sich selbst Frühstück zuzubereiten und die Wohnung abzuschließen, bevor es zum Schulbus ging.
»Guten Morgen, Christian«, sagte sein Abteilungsleiter und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Hier alles gut?«
»Wie immer, Franz.« Er lächelte und stellte den Wagen gesichert ab, damit niemand darüber stolperte.
Erst vorige Woche hatte sich ein Kollege das Bein verstaucht, weil er auf einen Hubwagen getreten war, der im Weg gestanden hatte. Dieser war weggerollt, und der Kollege war auf der Nase gelandet. Eine Druckerei war eben kein Spielplatz.
Auf Christians Schultern lag große Verantwortung gegenüber Maschinen und Kollegen. Das hatte er an seiner Arbeit immer zu schätzen gewusst. Es ging weit über stumpfe Industriearbeit hinaus.
»Du siehst aus, als hättest du einen Sonderauftrag für mich«, meinte er zu Franz, der sich dieses Mal nicht von der Stelle bewegte, sondern an der Auslage der riesigen Druckmaschine auf ihn wartete.
»Gut erkannt, aber es geht nicht um einen Auftrag.«
»Sondern?«
Während sie redeten, bereitete Christian schon den nächsten Auftrag vor, tippte gekonnt auf die Buttons auf dem Monitor und stellte Auflagenhöhe, Geschwindigkeit und Papierformat ein.
Weil seine Arbeit hauptsächlich aus Bildern und weniger aus Worten bestand, hatte er kein Problem damit, die Maschine zu bedienen. Schlimm wurde es nur, wenn er durch einen Defekt einen Blick ins Handbuch werfen musste.
Dann tat er vor anderen gern so, als würde er verstehen, was er da sah, orientierte sich in Wahrheit aber ausschließlich an den Grafiken neben dem Text.
»Schuster will dich sehen, und ich weiß auch schon, um was es geht.«
Wilhelm Schuster leitete die Hamburger Druckerei und ließ sich selten in der Druckhalle blicken. Er saß lieber in seinem Büro und kümmerte sich um die Finanzen und Verträge.
Christian runzelte die Stirn. »Und was möchte er von mir? Du scheinst einen Verdacht zu haben.«
Franz' Augen wurden groß. »Ich habe letzte Woche mit ihm über dich und deine Zukunft hier in der Firma gesprochen. Du arbeitest seit zwanzig Jahren, also länger als ich und viele andere, bei Schuster Print.«
Christian atmete auf. Das klang zumindest nicht nach einer Kündigung, aber was wollten Franz und Wilhelm Schuster sonst von ihm? Er beschloss, einfach abzuwarten und zuzuhören.
»Und nun halt dich fest!«, rief Franz erfreut. Seine Augen weiteten sich noch einmal mehr und funkelten. »Er will dir ermöglichen, doch noch deinen Meister zu machen. Schuster will sogar alle anfallenden Kosten übernehmen und dich freistellen, wenn es nötig ist, damit du in Teilzeit zu den Lehrgängen gehen kannst. Was sagst du dazu?«
Alles in Christian zog sich zusammen. Sein Mund war auf einmal staubtrocken, und er brauchte eine Weile, um sich zu fangen und auf das Gesagte zu reagieren.
»Ähm ... wow«, murmelte er nur. »Das habe ich nicht kommen sehen.«
»Freust du dich denn nicht?« Franz runzelte die Stirn. »Das ist die Chance deines Lebens. Endlich kannst du aufsteigen, mehr verdienen, von der Maschine wegkommen, ein Team anleiten und deinen eigenen Verantwortungsbereich haben. Davon träumen die meisten.«
»Das weiß ich zu schätzen, Franz. Vielen Dank, dass du mich vorgeschlagen hast. Es kommt bloß so ... überraschend.«
»Nach zwanzig Jahren sollte nichts mehr überraschend sein. Du hast schon deine Ausbildung in diesem Betrieb gemacht und solltest für deine Treue belohnt werden. Glückwunsch!«
Als er ging, sackte Christian auf dem Stuhl zusammen. Er startete einen besonders langen Waschgang, um die Gummitücher auf den Walzen zu säubern und etwas Zeit zum Nachdenken zu haben.
Ich, ein Industriemeister? Ist das überhaupt möglich?, fragte er sich immer wieder.
Christian hatte sich mit Müh und Not, aber vor allem durch Geschick, Tricks und ausgeklügelte Strategien erst durch die Schule und später ebenso durch seine Ausbildung gemogelt. Noch einmal, erst recht in einem Meisterlehrgang würde er sich nicht herausreden können.
Er durfte auf keinen Fall auffliegen, wenn er seinen Job behalten wollte. Nicht nur im Bewerbungsgespräch damals, sondern auch bei der schriftlichen Abschlussprüfung hatte er gelogen.
Christians größte Sorge war, dass er Benjamin eines Tages nicht mehr ernähren konnte und das Amt ihm seinen Sohn doch noch wegnahm.
Bleich und schwitzend starrte er zu Boden und blendete den Lärm der Druck-, Schneide- und Falzmaschinen aus. Stattdessen hörte er sein aufgeregtes Herz, bis er vor Wilhelm Schusters Büro stand und die Hand zum Klopfen erhob. Er atmete durch und schlug drei Mal gegen das Holz.
»Herein!«
Vorsichtig warf Christian einen Blick ins Zimmer. »Sie wollten mich sprechen? Störe ich?«
»Aber nein! Kommen Sie und setzen Sie sich bitte. Ich habe Sie ja erwartet, Wittstein.«
Eingeschüchtert ließ er sich gegenüber seinem Vorgesetzten nieder. Seine Fingernägel, Kleidung und Haut waren noch schmutzig von der Arbeit. Schuster saß hingegen im Anzug vor ihm und roch nach einem teuren Aftershave.
»Sie wissen, dass ich immer mal wieder ein paar Mitarbeiter unterstütze, um ihre Karriere voranzutreiben und den Ruf der Firma damit zu stärken. Je mehr ausgebildete Fachkräfte ich habe, desto besser.«
Christian nickte. Seine Finger gruben sich in die graue Arbeitshose.
»Ihr Abteilungsleiter Franz Mertens kam vorige Woche auf mich zu und hat mich daran erinnert, dass Sie dieses Jahr bereits Zwanzigjähriges in der Firma feiern. Wir können stolz sein, unsere Arbeitskräfte so lange zu halten. Das schafft bei Weitem nicht jede Druckerei.«
Ohne meine Defizite wäre ich vielleicht gar nicht hier, sondern würde in einem Büro sitzen wie du, vor Gericht Angeklagte verteidigen oder teure Häuser an reiche Paare verkaufen, dachte Christian.
Stattdessen lächelte er und nickte brav. Natürlich war das hier kein Traumjob für ihn. Die Arbeit in einer Druckerei war schmutzig, körperlich anstrengend, psychisch belastend und das Dreischichtsystem eine Herausforderung für seinen Schlafrhythmus, aber Christians Lohn ernährte seine kleine Familie nun einmal und sorgte für etwas Balance in seinem Leben.
»Jedenfalls haben wir uns gemeinsam dazu entschlossen, Ihnen den Lehrgang zum Meister zu ermöglichen. Auf Sie kommen keine Kosten zu, und natürlich sind Sie für Kurse und Prüfungen freigestellt.«
Dieses Mal reagierte Christian direkt. »Vielen Dank. Das weiß ich zu schätzen, aber eigentlich bin ich glücklich mit dem, was ich habe.« Er verzog das Gesicht zerknirscht. »Ich bin niemand, der nach den Sternen greift.«
Schuster winkte ab. »Papperlapapp. Sie sind einer unserer fähigsten Drucker und stehen auf der Stelle, obwohl viel mehr Potenzial in Ihnen steckt. Das kann ich nicht so einfach missachten. So ein Chef bin ich nämlich nicht.« Er lachte donnernd. »Denken Sie wenigstens bis morgen darüber nach. Ihnen würde die Chance Ihres Lebens entgehen, Wittstein. Sie sind zu mehr berufen, glauben Sie mir. Ihr Abteilungsleiter bestätigt das.«
Christian saß in der Falle. Es grenzte an Beleidigung, wenn er das Angebot ablehnte. Es war eine Möglichkeit für mehr Geld, Anerkennung und ein besseres Leben für Benjamin.
Zudem würden die Nachtschichten wegfallen, wenn alles so lief wie geplant. Es reizte ihn sogar, eine eigene Abteilung zu führen oder als Franz' rechte Hand zu arbeiten. So viel Wertschätzung hatte er lange nicht bekommen – eigentlich noch nie.