Chefarzt Dr. Holl 1997 - Caroline Steffens - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1997 E-Book

Caroline Steffens

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Beschreibung

Nico ist Amelies Patenonkel, und da ihre Eltern zu einer Hochzeit eingeladen sind, passt er einen ganzen Tag auf die Fünfjährige auf. Ursprünglich ist ein Ausflug zu einem Naturlehrpfad geplant, doch Amelie möchte unbedingt ins Freibad. Da Nico die Eltern nicht erreicht, entscheidet er eigenmächtig und erfüllt dem Kind den Wunsch. Im Bad angekommen, will Amelie auf die Wasserrutsche. Auch dazu lässt Nico sich überreden.
Sie rutschen gemeinsam. Nico setzt Amelie auf seinen Schoß, und dann rauschen sie auch schon los. Plötzlich ertönen panische Schreie hinter ihnen, und Nico bekommt einen heftigen Schlag. Als er die Augen wieder öffnet, sieht er nur noch, wie Amelie über den Rand der Rutsche hinauskatapultiert wird ...

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Inhalt

Cover

Rutschpartie ins Ungewisse

Vorschau

Impressum

Rutschpartie ins Ungewisse

Ein Nachmittag im Spaßbad nimmt ein dramatisches Ende

Von Caroline Steffens

Nico ist Amelies Patenonkel, und da ihre Eltern zu einer Hochzeit eingeladen sind, passt er einen ganzen Tag auf die Fünfjährige auf. Ursprünglich ist ein Ausflug zu einem Naturlehrpfad geplant, doch Amelie möchte unbedingt ins Freibad. Da Nico die Eltern nicht erreicht, entscheidet er eigenmächtig und erfüllt dem Kind den Wunsch. Im Bad angekommen, quengelt Amelie. Sie will unbedingt auf die Wasserrutsche. Auch dazu lässt Nico sich überreden.

Sie rutschen gemeinsam. Nico setzt Amelie auf seinen Schoß, und dann rauschen sie auch schon los. Plötzlich ertönen panische Schreie hinter ihnen, und Nico bekommt einen heftigen Schlag. Als er die Augen wieder öffnet, sieht er nur noch, wie Amelie über den Rand der Rutsche hinauskatapultiert wird ...

Jana Weihs betrachtete sich im Spiegel des Schlafzimmerschranks. Das knöchellange rote Kleid, ärmellos und mit V-Ausschnitt, stand ihr hervorragend. Es war schmal geschnitten, betonte ihre schlanke Taille, und das fließende Rockteil umspielte ihre Beine. Auf einer Seite war es bis zum Knie geschlitzt, sodass sie sich darin gut würde bewegen können.

Ihr Mann Thomas trat hinter sie und lächelte ihr im Spiegel zu.

»Du siehst wundervoll aus, Schatz«, sagte er nicht ohne Stolz, strich sanft ihre dunklen Locken beiseite und küsste sie auf den Hals.

»Danke dir.« Jana lächelte zurück. An ihren Ohren glitzerten die tropfenförmigen Stecker, die Thomas ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatte, zusammen mit der passenden Halskette, die sie ebenfalls schon angelegt hatte. Mit ihrem Augen-Make-up war sie noch nicht zufrieden. Der linke Lidstrich war nicht so gut gelungen, wie der auf der rechten Seite. Sie musste nachbessern, sonst fühlte sie sich nicht wohl.

»Mama?«, ertönte die Stimme der kleinen Amelie, und die Fünfjährige hopste ins Schlafzimmer ihrer Eltern.

»Ja, mein Sternchen?«, erwiderte Jana und wandte sich ihrem Töchterchen zu.

»Wann geht ihr denn zur Hochzeit? Und wann kommt Nico?«, wollte die Kleine wissen.

»Wir fahren in einer halben Stunde«, sagte Thomas Weihs zu seinem Kind und schmunzelte. Amelie freute sich seit Tagen darauf, einen ganzen Tag mit ihrem Patenonkel Nico verbringen zu dürfen.

»In einer halben Stunde?«, fragte die Kleine und blickte ratlos drein.

Jana lachte leise.

»Eine halbe Stunde dauert so lange wie drei Folgen ›Bob, der Baumeister‹«, erklärte sie Amelie und hob drei Finger.

»Drei?«, wiederholte die Kleine, legte den Kopf schief und hob ebenfalls drei Finger.

»Genau«, bestätigte Jana und lächelte ihr Kind liebevoll an.

»Darf ich dann gleich eine Folge gucken, damit es schneller geht?«, bat Amelie.

»Das lohnt sich nicht mehr, Amelie«, antwortete Thomas. Er strich der Kleinen über die zarten Schultern. »Und um deine zweite Frage zu beantworten: Nico wird jeden Moment hier sein.«

»Au ja«, rief Amelie und hüpfte auf und ab. »Wir spielen bestimmt was ganz Tolles. Den ganzen Tag!«

Jana lachte und Thomas schmunzelte.

»Ganz sicher«, antwortete Thomas.

Es läutete.

»Das wird er sein«, sagte er.

»Würdest du ...?«, bat Jana ihren Mann. »Ich möchte mein Make-up noch rasch korrigieren.«

»Ja, klar. Ich mache auf«, antwortete er. »Obwohl ich finde, du siehst perfekt aus.« Ehe Jana noch etwas sagen konnte, ging er zur Tür.

Amelie rannte bereits voraus aus dem Schlafzimmer. Liebevoll lächelnd sah Jana ihrem Mann und ihrem Kind nach. Was hatte sie für ein Glück mit ihrer kleinen Familie.

***

Nico Berger wartete unter der gläsernen Überdachung der Haustür seines besten Freundes Thomas, dass geöffnet wurde. Unter den Arm geklemmt hielt er eine rosa Schachtel in der Bügelperlen und drei Steckvorlagen waren.

Es wurde geöffnet, und sein Patenkind Amelie sprang auf ihn zu.

»Nico«, rief die Kleine voller Freude und umschlang seine Beine mit den Armen.

»Hallo, Amelchen«, begrüßte er sie und drückte das Kind. »Hallo, Thomas«, fuhr er fort und grinste den Vater der Kleinen an.

»Nico, schön, dass du hier bist. Amelie kann es kaum erwarten, uns loszuwerden«, sagte Thomas und lachte. Die Männer klopften einander auf die Schulter. »Komm rein.«

»Wow!« Nico betrachtete den Freund seit Kindertagen gründlich. »Schicker Anzug, steht dir.«

Er betrat das Haus, und Thomas schloss die Tür hinter ihm. Er grinste.

»Jana hat darauf bestanden. Sie fand, meine alten Anzüge wären nicht mehr zeitgemäß. So musste zur Hochzeit von Doro und Adrian investiert werden.«

»Was hast du denn da?«, unterbrach Amelie neugierig das Gespräch der Erwachsenen und tippte mit einem Fingerchen an die rosa Schachtel.

»Eine Überraschung für die kleine Prinzessin«, erwiderte Nico und hielt ihr die Packung hin.

»Oh«, machte Amelie beinahe andächtig. »Da sind ja Glitzer-Perlen drin. In einem so schönen Rosa!«

»Richtig. Und in Glitzer-Hellblau auch«, bestätigte Nico. »Und noch viel mehr Farben. Du kannst sie auf die Vorlagen stecken. Guck, hier ein Stern, da ein Herz, und das ist ein Glücksklee.«

»Ist das schön. Danke, Nico.« Wieder umschlang das Kind seine Beine.

»Immer gerne. Wenn du eine Vorlage fertig hast, geh ich mit dem Bügeleisen drüber, dann schmelzen die Perlen zusammen, und du kannst dein Werk irgendwo aufhängen. An der Wand oder so«, erklärte er der Kleinen.

»Das zeig ich der Mama«, rief Amelie und rannte mit ihrem Geschenk zur Treppe, die in das obere Stockwerk führte.

»Du verwöhnst das Kind«, sagte Thomas und seufzte.

»Ich kann einfach nicht anders«, erwiderte Nico und grinste. »Sie ist so niedlich und kann sich so freuen.«

»Das ist wahr. Aber du gibst ja ständig Geld für Amelie aus«, bemerkte Thomas.

»Lass mir doch die Freude. Und außerdem, ganz unter uns gesagt ...« Er senkte schmunzelnd die Stimme. »Es ist ein Zweite-Wahl-Artikel. Der Inhalt ist völlig okay, aber eine Ecke der Verpackung ist beim Transport eingedrückt worden. Und mit den Mitarbeiter-Prozenten, die Julia bekommt, habe ich für die kleine Aufmerksamkeit so gut wie nichts bezahlt.«

»Deine Cousine lässt dir einiges zukommen, für Amelie«, sagte Thomas und lächelte.

»Wenn es für Amelies Alter passt, immer«, bestätigte Nico. »Julias Kinder sind mit vierzehn und sechzehn zu alt für Glitzer-Steckperlen.«

»Davon ist auszugehen.« Die Männer grinsten einander an.

Jana kam die Treppe herunter.

»Hallo, Nico«, begrüßte sie ihn.

Nico lächelte ihr zu. »Hallo, Jana. Eben habe ich Thomas schon für sein Outfit gelobt, aber ich muss sagen, du übertriffst ihn noch. Du siehst fantastisch aus.«

»Danke dir«, erwiderte Jana und lächelte.

»Wo ist Amelie?«, fragte Thomas und sah zur Treppe.

»In ihrem Zimmer. Sie hat bereits die ganzen Perlen auf den Teppich gekippt und ist jetzt erst mal beschäftigt«, sagte Jana freundlich.

»Erfahrungsgemäß wohl nicht lange«, bemerkte Thomas.

»Bitte, Nico. Übernimm du es, die Perlen später zu bügeln«, sagte Jana. »Ich mache mir einfach Gedanken, dass Amelie sich an dem heißen Eisen verbrennen könnte.«

»Das weiß ich doch«, beruhigte Nico die Frau seines besten Freundes. »Ich mache das. Und ich vergesse auch bestimmt nicht, das Bügeleisen abzustecken«, ergänzte er.

Jana lächelte verlegen.

»Es kann spät werden. Ist das wirklich in Ordnung für dich?«, fragte sie.

»Aber sicher. Genießt den Tag«, beruhigte Nico sie. »Wir gehen auf jeden Fall auch nach draußen, das Wetter ist ja heute wirklich wunderbar.«

»Was habt ihr vor?«, erkundigte Jana sich. Nico wusste, dass sie in steter Sorge um ihr Töchterchen war, was Thomas meist übertrieben fand. Hier, in der ruhigen Straße, in der Jana und Thomas mit Amelie wohnten, spielten oft etliche kleine Kinder vor den Häusern ihrer Eltern. Natürlich durfte Amelie mitspielen, doch Jana hielt sich dann gerne ›zufällig‹ im Garten auf, um ein Auge auf das Töchterchen zu haben. Es konnte ja heutzutage so viel passieren.

»Wenn Amelie Lust hat, gehen wir auf den Spielplatz.« Nico zeigte mit dem Daumen über seine Schulter. Der Spielplatz lag am Ende der Straße, einer Sackgasse. Zu Fuß war man in wenigen Minuten dort.

»Das ist eine gute Idee«, stimmte Jana zu.

»Oder in die Stadt, ein Eis essen«, fuhr er fort. »Oder ich gehe mit ihr zu dem neuen Naturlehrpfad. Der ist für Kinder jeden Alters geeignet, stand neulich im Internet. Sowas in der Art, dachte ich.«

»Super Ideen«, lobte Jana. »Mach doch bitte ein paar Fotos und schicke sie mir.«

»Geht klar«, versprach Nico. »Und jetzt macht euch auf den Weg, ich passe schon gut auf die Kleine auf.«

»Das wissen wir.« Jana strich ihm über den Arm. »Bei dir ist Amelie in den besten Händen. Und denk dran, du kannst gerne heute bei uns übernachten. Ich habe das Gästezimmer vorbereitet. Und der Kühlschrank ist auch voll.«

»Lieb von dir. Wir werden sehen. Jetzt macht euch einen schönen Tag und keine Gedanken.«

Jana und Thomas riefen nach Amelie, um sich von der Kleinen zu verabschieden, die nur widerwillig aus ihrem Zimmer kam und von der obersten Treppenstufe in den Eingangsbereich des Hauses heruntersah.

»Ich sortier die Perlen«, erklärte sie. »Das sind ganz viele.«

»Wir wollten uns nur verabschieden, Amelie«, sagte Jana und sah nach oben.

Die Kleine hob winkend die Hand. »Tschühüs«, rief sie, drehte auf dem Absatz um und eilte zurück in ihr Zimmer.

Jana seufzte ein wenig wehmütig. »Sie wird so schnell groß«, bemerkte sie.

»So schnell nun auch wieder nicht«, hielt Thomas dagegen. »Nico, wir sehen uns. Bis dann.«

***

Nico schloss die Haustür hinter Jana und Thomas.

»Sind sie weg?«, rief Amelie von oben, ohne sich blicken zu lassen.

»Ja-ha«, rief Nico zurück und schmunzelte.

»Bekomm ich eine Limo?«

»Du kannst eine Saft-Schorle haben. Ich guck mal, was da ist«, antwortete Nico. Jana und Thomas hielten nichts von den zuckerhaltigen Getränken und er im Grunde auch nicht. Es war auch nicht davon auszugehen, dass Limonade im Haus war.

Amelie kam zur Treppe.

»Keine Limo?«, fragte sie und sah betrübt nach unten.

Nico lächelte ihr zu. »Keine Limo«, bestätigte er.

»Na gut. Dann mag ich eine Kirschsaft-Schorle. Und ich mag, dass du mir bei den Perlen hilfst.«

»Geht klar, Prinzessin. Ich komme mit dem Saft in dein Zimmer. Und später gehen wir nach draußen«, erklärte er, und Amelie nickte. »Du darfst dir aussuchen, was wir machen«, schlug er vor. »Entweder gehen wir auf den Spielplatz oder in die Stadt und ich kaufe dir ein Eis. Oder wir gehen zum Naturlehrpfad.«

»Was ist das für ein Pfad?«, fragte Amelie.

»Auf einem Naturlehrpfad kannst du zum Beispiel mit nackten Füßen durchs Wasser laufen oder über Sand oder über Blätter. Oder du kannst balancieren. Und es gibt große Tafeln, auf denen man den Wald erklärt bekommt«, sagte Nico.

»Hm«, machte Amelie. Ihr kleines Gesicht drückte Skepsis aus. Begeistert schien sie nicht zu sein.

»Möchtest du lieber ein Eis oder auf den Spielplatz?«, fragte er. Sie konnten auch beides machen.

»Ich überleg mal«, bot Amelie an.

»Mach das.« Er lächelte ihr zu.

»Bekomm ich mittags Nudeln?«, wechselte sie das Thema.

»Das lässt sich machen«, versprach er.

»Aber erst den Saft und die Perlen. Ich wart auf dich«, ließ Amelie ihn wissen, wandte ihm den Rücken zu und lief davon.

Nico ging in die Küche. Die kleine Amelie war wirklich ein niedliches, liebes Kind. Es gefiel ihm, sich mit ihr zu unterhalten und zu besprechen, was sie machen wollten. Es gefiel ihm auch, ihre im Moment noch bescheidenen Wünsche zu erfüllen. Saftschorle und Nudeln. Das war wirklich machbar. Irgendwann einmal wollte er auch Vater werden. Es fehlte nur noch die passende Frau dazu.

***

Dr. Stefan Holl saß mit seiner Frau Julia und den vier Kindern auf der Terrasse beim Frühstück. Schon jetzt schien die Sonne warm vom Himmel und ließ das Wasser im Pool, der sich seitlich der Terrasse befand, verlockend glitzern.

Lächelnd sah Stefan in die Runde.

»Wie schön, dass wir alle wieder einmal beisammen sind«, sagte er.

Die Zwillinge Marc und Daniela, die mit ihren zwanzig Jahren die Ältesten ihrer Kinder waren, grinsten. Marc lehnte sich im Stuhl zurück. Lässig legte er den Knöchel seines rechten Fußes auf seinen linken Oberschenkel und nippte an seinem Kaffee.

»War auf jeden Fall besser so, über Nacht bei euch zu bleiben. Matteos Feier zu seinem 21. Geburtstag ging bis drei Uhr morgens. Wir hatten beide echt keinen Bock mehr, noch quer durch München zurück nach Hause zu fahren, nicht wahr, Dani?«, wandte er sich an seine Schwester.

»Absolut nicht«, pflichtete sie ihm bei und nahm sich ein Brötchen. »Aber denkt bloß nicht, wir hätten über die Stränge geschlagen, von wegen Alkohol und so. Wir waren einfach nur noch müde.«

»Ihr wisst doch, ihr habt hier nach wie vor euer Zuhause«, sagte Julia liebevoll und lächelte ihre beiden Großen an.

»Ich weiß.« Marc lächelte zurück.

»Wollt ihr nicht ein paar Tage hierbleiben und euch verwöhnen lassen?«, schlug Julia vor.

Marc sah zu seiner Schwester.

»Was sagst du, Dani? Können wir uns die Zeit nehmen?«

»So gerne ich hierbleiben würde, ich muss nach Hause und lernen. Wir schreiben nächste Woche eine Klausur«, sagte sie bedauernd. »Wenn du mir den Wagen überlässt, kannst du aber natürlich noch hierbleiben«, fuhr sie fort und strich dick Erdbeermarmelade auf ihr Brötchen.

»Und wie komme ich dann zurück? Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch ganz München?«, fragte Marc. »Du weißt doch, ich wollte noch einige Sachen aus meinem Zimmer hier mitnehmen. Die Schlepperei ...«

Stefan und seine Frau tauschten einen Blick.

»Ich kann dich fahren«, sagten beide gleichzeitig, wie aus einem Mund. Gelächter ertönte um den Frühstückstisch. Marc und Dani lachten als Erste, gleich darauf stimmten auch die beiden jüngeren Kinder, der fünfzehnjährige Chris und die elfjährige Julia, genannt ›Juju‹, mit ein. Ihre Eltern schlossen sich an, Julia ein wenig verlegen.

»Man merkt, dass ihr schon sehr lange verheiratet seid«, amüsierte sich Marc und stellte seine leere Tasse zurück auf den Tisch. »Ganz lieb von euch, danke. Aber lasst mal. Wir sind erwachsen. Dani fährt heute zurück. Ich packe mein Zeug jetzt gleich nach dem Frühstück zusammen und leg es ins Auto. Dann kann ich in ein paar Tagen tatsächlich mit den Öffentlichen zurückfahren.«

»Schön, dann wäre das geklärt«, sagte Stefan und sah zu Chris und Juju. »Und was macht ihr an diesem wundervollen Samstag?«

»Luise kommt nachher zu mir«, verkündete Juju. »Wir wollen in den Pool. Dürfen wir?«

»Ja, klar. Dazu haben wir ihn ja«, stimmte ihr Vater zu. Beide Mädchen konnten gut schwimmen.

»Und du, Chris?«, wandte sich Julia an den zweiten Sohn.

»Ich treffe mich nach dem Mittagessen mit ein paar Jungs aus der Schule im Freibad«, antwortete er. »Und ihr?«, fragte er seine Eltern.

»Ich fahre nachher mit eurem Vater in die Klinik. Ich möchte mir auf der Kinderstation das neue Ultraschallgerät ansehen«, erwiderte Julia.

»Das, das so hochauflösende Bilder machen soll?«, fragte Dani.

»Genau«, bestätigte ihre Mutter.

»Und ich habe einfach nur Dienst«, teilte Stefan mit und lächelte. »Ach ja, und ich muss einen Vortrag vorbereiten, den ich nächsten Monat an der Uni halten darf. Es geht um Traumatisierung im Zusammenhang mit Geburt.«

»So genau wollte ich das gar nicht wissen«, seufzte Chris. »Also ich meine, das mit der Geburt und dem Trauma und so.«

»Das kommt davon, weil du dich mehr für Technik interessierst als für die Medizin«, sagte Marc.

»Kann schon sein.« Chris sah zu seinen Eltern. »Ist es okay, wenn ich schon mal auf mein Zimmer gehe? Ein paar Hausaufgaben muss ich leider noch machen, ehe ich ins Schwimmbad kann.«

»Natürlich, geh nur«, sagte seine Mutter und lächelte ihm zu.

»Ich auch?«, fragte Juju und stand auf, ehe sie eine Antwort bekommen hatte.

»Sicher«, stimmte ihr Vater zu. »Möchtest du auch was für die Schule tun?«

»Nein.« Juju kicherte. »Luise hat sich Nagellack gekauft. Drei Flaschen! Sie hat mir eine geliehen. Den mag ich ausprobieren.«

»Nagellack?« Mahnend sah ihre Mutter sie an. »Juju, dafür bist du noch viel zu jung.«

»Mama, bitte. Er ist auch nicht knallrot oder so. Nur ein bisschen rosa«, bettelte Juju. Stefan legte seiner Frau die Hand auf den Arm.

»Also gut«, seufzte Julia. »Aber morgen Abend machst du ihn wieder ab. Ich möchte nicht, dass du damit in die Schule gehst.«

»Okay«, stimmte Juju gedehnt zu.

Stefan lächelte seiner Frau zu. »Ich muss los, Liebes. Bist du so weit?«

»Sicher.« Julia legte ihre Serviette neben den Teller. »Sehen wir uns noch zum Mittagessen?«, fragte sie Dani.

»Auf jeden Fall«, versprach ihre ältere Tochter.

»Dann bis später«, verabschiedete Julia sich von ihren großen Kindern.

Stefan nickte den Zwillingen lächelnd zu. Nach seiner Frau betrat er durch die Terrassentür das Haus, um seinen Autoschlüssel zu holen.

***

Nico und Amelie saßen auf der Terrasse im Schatten. Um den Mund der Kleinen war ein Rand Tomatensoße, und auch ihr T-Shirt hatte einen Fleck abbekommen. Nico hoffte, Letzteres war nicht allzu schlimm. Er würde gleich versuchen, ihn auszuwaschen. Er trank einen Schluck von seinem Sprudelwasser. Der Tag war wirklich sehr warm, und mittlerweile war er von dem Besuch des Spielplatzes nicht mehr überzeugt. Er lag größtenteils in der prallen Sonne.

Amelie schob den letzten Löffel ihrer Nudeln in den Mund.

»Fertig«, verkündete sie noch mit vollem Mund.

Nico schmunzelte. »Nun iss erst einmal runter, und dann sagst du mir, ob du satt bist oder noch etwas magst.«

Amelie nickte, kaute und schluckte. »Ich bin satt«, ließ sie ihn wissen.