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Sofia Prinzessin von Thalbach kümmert sich voller Zuneigung um die Schützlinge im Kindergarten "Zwergenstube", den sie mit großem Engagement leitet. Sonst ist ihr Leben im Moment eher langweilig, und der Alltag der Fürstenfamilie plätschert so dahin.
Als Sofia eines Abends auf einem Fest auf Adrian Fürstenberg trifft, ändert sich ihr Leben. Sie beginnt, zunächst aus persönlichen Gründen, dem Blogger anonyme Informationen über die Adelswelt zuzuspielen. An Skandalen mangelt es ja wahrhaftig nicht, und Sofia ist daran gelegen, Gerechtigkeit walten zu lassen.
In dieser Zeit tritt ein weiterer Mann in ihr Leben. Steffen Bergmann, der Vater eines kleinen Mädchens aus dem Kindergarten. Doch der attraktive Hamburger birgt ein Geheimnis - ein Schicksalsschlag hat seine Familie getroffen und er möchte von vorn beginnen. Wird er seinen Neuanfang mit Sofia teilen oder bringt das Geheimnis um den Mann ihre eigene Zukunft ins Wanken? Gerät Sofia selbst in die Fänge des Bloggers?
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Seitenzahl: 132
Cover
Die royale Whistleblowerin
Vorschau
Impressum
Die royale Whistleblowerin
Sie enthüllt die dunkelsten Geheimnisse der High Society
Von Caroline Steffens
Sofia Prinzessin von Thalbach kümmert sich voller Zuneigung um die Schützlinge im Kindergarten »Zwergenstube«, den sie mit großem Engagement leitet. Sonst ist ihr Leben im Moment eher langweilig, und der Alltag der Fürstenfamilie plätschert so dahin.
Als Sofia eines Abends auf einem Fest auf Adrian Fürstenberg trifft, ändert sich ihr Leben. Sie beginnt, zunächst aus persönlichen Gründen, dem Blogger anonyme Informationen über die Adelswelt zuzuspielen. An Skandalen mangelt es ja wahrhaftig nicht, und Sofia ist daran gelegen, Gerechtigkeit walten zu lassen.
In dieser Zeit tritt ein weiterer Mann in ihr Leben. Steffen Bergmann, der Vater eines kleinen Mädchens aus dem Kindergarten. Doch der attraktive Hamburger birgt ein Geheimnis – ein Schicksalsschlag hat seine Familie getroffen und er möchte von vorn beginnen. Wird er seinen Neuanfang mit Sofia teilen oder bringt das Geheimnis um den Mann ihre eigene Zukunft ins Wanken? Gerät Sofia selbst in die Fänge des Bloggers?
Die Morgensonne stand am klaren blauen Himmel und schien durch die verglaste Seitenwand von Olivia Krügers großzügig geschnittenem Büro im siebten Stock des Geschäftshauses.
Ihr Blick war konzentriert auf den Bildschirm ihres Computers gerichtet. Verärgert überflog sie die letzten Artikel und dazugehörenden Fotos, die ihr Angestellter, Adrian Fürstenberg, in den Blog »Welt des Adels« eingestellt hatte.
Myra Prinzessin von Reichheim trug mal wieder ein sehr knapp geschnittenes und extrem kurzes Kleid. Ein tiefer Ausschnitt betonte ihre üppige Brust. Im Artikel mutmaßte Adrian, sie hätte sich die Brüste machen und auch einige Korrekturen im Gesicht vornehmen lassen. Schließlich sah sie aus wie Mitte zwanzig, obwohl sie die vierzig schon weit überschritten haben sollte.
Ulrich Prinz von Stettwasser hatte wieder zu tief ins Glas geguckt. Das Foto zeigte, wie zwei Sicherheitskräfte den stark betrunkenen Prinzen aus einem High-Society-Lokal führten. Adrian wollte von Insidern erfahren haben, dass der Prinz von seinem Vater aufgefordert worden war, eine Entziehungskur zu machen – ansonsten würden ihm die finanziellen Mittel gestrichen.
Und die frisch verlobte Lydia Prinzessin von Markstein war beim Flirten mit einem wesentlich älteren Unbekannten ertappt worden.
Aufgebracht griff Olivia nach dem Telefonhörer und drückte die Kurzwahl für ihre Sekretärin.
»Christa, schicken Sie mir bitte den Fürstenberg rein. Sofort!«, verlangte sie, kaum, dass sich ihre Angestellte gemeldet hatte.
Adrian Fürstenberg schob seinen Schreibtischstuhl zurück, strich mit beiden Händen das dunkelbraune wellige Haar zurück und erhob sich. Er versuchte zu ignorieren, dass seine Knie ihm schon stabileren Halt gegeben hatten, und durchquerte in aufrechter Haltung das Großraumbüro, in dem drei weitere Angestellte saßen.
Keine halbe Minute später klopfte er an die Tür seiner Vorgesetzten, Olivia Krüger.
»Herein«, hörte er sie ungeduldig und eindeutig gereizter Laune rufen.
Seine Handflächen wurden feucht. Er hatte es geahnt. Wenn die Krüger ihn in ihr Büro bestellte, war sie wie meistens schlecht auf ihn zu sprechen.
Er öffnete die Tür und betrat das große, lichtdurchflutete Büro der Blogbetreiberin. Trotz seiner Anspannung fragte er sich zum wiederholten Mal, warum sie überhaupt solch einen weitläufigen Raum brauchte.
Wäre der Boden mit Parkett belegt gewesen, statt mit hartem hellblauen Nadelfilz, so hätte sich das Geschäftszimmer auch als Tanzsaal geeignet. Zudem war das Büro spartanisch, aber teuer eingerichtet. Außer dem Schreibtisch befand sich nur noch eine kleine Sitzgruppe im Raum. Drei Sessel aus weißem Leder standen um einen Glastisch. In einer Ecke thronte eine übergroße Yuccapalme.
Die Antwort auf seine unausgesprochene Frage lag auf der Hand. Die Krüger brauchte solch ein exquisites Büro, um sich wichtig zu fühlen.
»Kommen Sie ruhig näher, Adrian«, ordnete Olivia an und zeigte auf den Besucherstuhl aus transparentem Plexiglas, der ihrem Schreibtisch gegenüberstand.
Adrian tat wie aufgefordert, fragte sich, ob sie wollte, dass er sich setzte, oder ob er stehen bleiben sollte. Egal was er tat, es konnte nur verkehrt sein. Er entschied sich, sich zu setzen. Offenbar hatte sie keine Einwände, doch so, wie sie ihn ansah, würde gleich ein Donnerwetter auf ihn niedergehen.
Olivia legte die Fingerspitzen aneinander.
»Was denken Sie sich eigentlich, Adrian? Wollen Sie meinen Blog ruinieren?« Sie sprach mit harter Stimme und musterte ihren Angestellten mit scharfem Blick.
Trotz der Klimaanlage in ihrem Büro wurde Adrian heiß. Er verspürte den Drang, den Kragen seines Poloshirts zu lockern, der ohnehin offen stand. Er wusste genau, wovon sie sprach. Doch so einfach, wie sie es sich vorstellte, war es nun einmal nicht, Brisantes aus der »Welt des Adels«, der Schönen und Reichen, zu erfahren, um darüber zu berichten.
»Aber Frau Krüger, ich ...«, begann er hilflos und wusste doch, jedes Wort der Verteidigung würde sie nur noch mehr entzürnen.
»Papperlapapp!« Mit einer rüden Handbewegung schnitt sie ihm das Wort ab. »Sehen Sie sich Ihre Fotos und Artikel einmal mit den Augen unserer Follower und Leser an! Kurze Röcke, gemachte Brüste, ein betrunkener Prinz! Wen interessiert denn das? Die Leute wollen etwas richtig Spannendes erfahren! Etwas, was sie auf ihrem bequemen Sofa daheim wunderbar erschüttert. Sie wollen Skandalöses erfahren und genießen, dass sie selbst außen vor sind.« Sie unterbrach sich und holte Luft.
Sein Kopf war völlig leer, und er wusste absolut nichts zu sagen, womit er sie besänftigen konnte.
»Ihre Berichte sind zum Einschlafen«, fuhr sie fort. »Solche Mitarbeiter wie Sie kann ich mir nicht leisten. Das kann ja Ulla besser, die sich um die Werbe-Einblendungen kümmert.«
Adrian fuhr der Schrecken in den Magen. Wollte sie ihn etwa entlassen?
Sie kramte in einem Ablagekorb, und ihn überkam ein leichtes Schwindelgefühl. Suchte sie nach seiner Kündigung? Er spürte schwache Erleichterung, als Olivia lediglich einen Notizzettel hervorzog.
»Hier.« Mit verkniffener Miene schob sie ihm den Zettel zu. Darauf stand nur ein einziges Wort: Night Star.
»Was ist das?«, fragte er mit beklommener Stimme.
»Ein neuer, sehr nobler Nachtclub. Inhaber ist Matteo Prinz von Linden. In zwei Tagen ist Eröffnung. Es sind viele Gäste von Rang und Namen eingeladen. Sie gehen hin, ganz offiziell, um einen Bericht über die Feier zu schreiben, mit vielen Fotos. Inoffiziell erwarte ich von Ihnen, dass Sie mindestens einen blog-würdigen Skandal in Erfahrung bringen. Einen. Das wird ja wohl zu schaffen sein.«
Adrian wusste jetzt schon, er würde an der Aufgabe scheitern. Er versuchte, seine Hand, mit der er nach dem Zettel griff, so ruhig wie möglich zu halten. Es gelang nicht wirklich.
»Und diesmal will ich Ihr Geschreibsel sehen, ehe es online geht. Ist das klar?«, fuhr sie ihn an.
»Jawoll.« Sein Mund war staubtrocken.
»Es ist Ihre letzte Chance, Adrian. Ansonsten sehe ich mich gezwungen, Sie durch einen fähigeren Mitarbeiter zu ersetzen. Haben wir uns verstanden?«
»Natürlich«, würgte er hervor.
Olivia saß in sehr aufrechter Haltung hinter ihrem Schreibtisch und sah Adrian Fürstenberg nach. Erst als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich mit verärgerter Miene in ihrem Stuhl zurück.
Gut, dass Fürstenberg nicht wusste, dass sie weit und breit keinen Ersatz für ihn in Aussicht hatte. Wenn sie ihn jetzt entließ, konnte sie seine Aufgaben gleich selbst wieder übernehmen, so wie damals, als sie ihren Blog ins Leben gerufen hatte. Allein die Vorstellung war ihr zuwider. Blieb zu hoffen, dass sie ihn mit ihrer Drohung ein wenig in Schwung gebracht hatte. Wirklich daran glauben konnte sie nicht.
Mit einem schweren Seufzen wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu, dem Überprüfen der eingereichten Gastbeiträge.
Der Artikel über die Mode der kommenden Herbst-Winter-Saison gefiel ihr. Der Verfasserin würde sie zusagen. Auch ein Beitrag über Fernreisen war interessant. Olivia versuchte, ihren Ärger über Adrians banale Artikel für den Augenblick beiseitezuschieben, und vertiefte sich in ihre Arbeit.
Sofia Prinzessin von Thalberg saß mit ihren Eltern und ihrem Bruder Leon beim Frühstück in dem gediegen eingerichteten Esszimmer von Schloss Rothweil, das seit Generationen im Besitz der Familie war. Unter dem Tisch lag Ben, der dreijährige Golden Retriever, und schmatzte zufrieden. War die ganze Familie beisammen, fühlte der Hund sich wohl.
Sofia bestrich die zweite Hälfte ihres Brötchens mit Butter und Erdbeermarmelade, Leon legte hauchdünne Käse- und Gurkenscheiben auf sein Vollkornbrot.
Alexander Fürst von Thalberg, setzte seine Kaffeetasse ab, aus der er eben getrunken hatte.
»Wie weit bist du mit deinen Plänen zur Umgestaltung unserer Schlösser, Leon?«, wandte er sich an seinen Sohn.
Der Angesprochene legte sein Vollkornbrot zurück auf den Teller.
»Ich komme gut voran«, erwiderte er. »Schloss Schoenblick würde ich gern zu einem erstklassigen Hotel umgestalten, wobei ich das Flair der vergangenen Zeiten erhalten will, ohne dass die Gäste auf irgendeinen Komfort verzichten müssen. Hinter dem Schloss dachte ich an einen großzügigen Wellnessbereich.«
»Das klingt wunderbar«, stimmte Gundula Fürstin von Thalberg zu und lächelte ihren Sohn an.
Sofia leckte sich verstohlen die Erdbeermarmelade von den Fingern. Leon verwaltete seit gut einem Jahr die drei Schlösser, die sich zusätzlich zu Schloss Rothweil im Besitz der von Thalbergs befanden. Er wollte sie der Öffentlichkeit zugänglich machen, womit die Eltern durchaus einverstanden waren.
Der Fürst nickte wohlwollend.
Leon lächelte seiner Mutter zu. »Schloss Bel Ami eignet sich hervorragend für Führungen. Hier muss auch kaum etwas restauriert werden. Besonders der rosa Salon ist äußerst geschmackvoll.«
Sofia sah den großen Raum vor sich, mit den samtigen Tapeten aus der Barockzeit, auf denen sich rosa Ornamente von cremeweißem perlmuttartig schimmerndem Hintergrund abhoben. Zierliche Sitzgelegenheiten aus weißem Holz mit roséfarbenen gepolsterten Sitzflächen gruppierten sich um einen großen Kamin und seitlich, nahe einem hohen Fenster, stand ein weißer Flügel.
»Im Erdgeschoss möchte ich ein Café einrichten, vielleicht auch eine Boutique, darüber muss ich noch nachdenken«, sprach Leon weiter.
»Das sind wunderbare und gut durchdachte Pläne«, lobte der Fürst seinen Sohn.
»Danke, Papa.« Leon lächelte nun auch ihm zu.
Sofia sah, wie sehr ihr kleiner Bruder sich über die Anerkennung freute.
»Und was hast du dir für Schloss Brunkenbühl überlegt?«, erkundigte sich der Fürst.
Sofia überlegte, ob sie das Gespräch kurz unterbrechen sollte. Für sie wurde es Zeit, sich auf den Weg zur Arbeit zu machen.
»Hier bin ich, ehrlich gesagt, noch unschlüssig. Es ist nicht allzu groß und auch die Parkanlage bietet nicht so viele Möglichkeiten. Das Highlight hier ist der Feensee. Das Wasser ist von hervorragender Qualität und zum Baden bestens geeignet. Ich dachte schon einmal daran, das Schloss zu einem exquisiten Ferienhaus umzugestalten.«
»Grundsätzlich finde ich auch diese Überlegung gut«, stimmte der Fürst zu. »Allerdings gibt es im nahen Umfeld von Schloss Brunkenbühl außer dem See nicht wirklich viel, was Urlaubern gefallen könnte. Kaum Wanderwege, um einzukaufen muss man die etwa zehn Kilometer nach Bernreuth fahren, und selbst, wer absolute Einsamkeit sucht, ist abends doch recht von der Welt abgeschnitten.«
»Aber, mein Lieber, es gibt durchaus Menschen, die sich unter solchen Umständen bestens erholen können«, wandte die Fürstin ein und sah ihren Mann an.
Alexander von Thalberg lächelte zurückhaltend. Offenbar war er nicht überzeugt.
Leon seufzte. »Habt ihr eine bessere Idee?«, fragte er.
Sekundenlang wurde es still am Tisch. Der Fürst sah zu seiner Frau, die nachdenklich auf ihren Teller blickte und ihr Hörnchen zerbröselte.
»Spontan nicht«, gab die Fürstin zu.
»Aber ich«, sagte Sofia. »Du könntest eine Art Kinder-Erlebniswelt aus dem Schloss machen.«
Sofia erntete verblüffte Blicke.
»Eine Art Kinder-Erlebniswelt?«, wiederholte Leon irritiert. »Was meinst du? Wie genau soll so etwas aussehen?«
»Ganz einfach. Der Rittersaal ist bestimmt für kleine Jungs sehr spannend. Den Schlossturm wiederum finden kleine Mädchen sicher toll, in Erinnerung an das Märchen von Rapunzel zum Beispiel. In der antiken Küche könnten die Kinder unter Anleitung einfache Gerichte herstellen, wie Kräuterbrötchen backen oder Pfannkuchen oder Ähnliches. So erfahren sie, wie in früherer Zeit Essen zubereitet wurde.«
Leon sah seine Schwester zweifelnd an, und auch von ihren Eltern kam keine Zustimmung.
»Auch der See eignet sich prima für kleine Kinder«, sprach Sofia weiter. »Der Fußweg dorthin dauert kaum zehn Minuten. Links ist eine Wiese, auf der im Frühjahr und Sommer reichlich Wildblumen blühen und Schmetterlinge unterwegs sind. Hier kann man ihnen die Natur nahebringen. Rechts ist das Waldstück, in dem man eventuell einen kleinen Barfuß-Pfad anlegen könnte. Vielleicht auch einen Bereich, in dem die Kinder mit verbundenen Augen Material ertasten können. Moos, Baumrinde, Steine, Tannenzapfen und so weiter. Alles schonend in die herrliche Natur integriert.«
»Ich kann es mir tatsächlich vorstellen«, stimmte ihre Mutter nun zu.
Die beiden Männer äußerten sich nicht.
»Und der See ist auch gut geeignet. Das Ufer fällt endlos lange flach ab. Hier könnte ein Bereich abgeteilt werden, damit die Kleinen nicht in Gefahr geraten. Man könnte am Ufer auf einigen Metern die Möglichkeit schaffen, kleine Staudämme zu bauen oder Wasserräder.«
»Du hast reichlich Fantasie«, stellte Leon fest.
Erst jetzt merkte Sofia, dass er gekränkt war.
»Entschuldige, es war nur ein Gedanke«, versicherte sie schnell.
»Es ist sicher eine Art Berufskrankheit bei dir, immer sofort an Kinder zu denken«, fuhr Leon fort. Sein Brot lag noch immer unangerührt auf seinem Teller. »Ich sehe in Schloss Brunkenbühl tatsächlich keine Erlebniswelt für die Kleinen.«
»Wieso nicht?«, fragte der Fürst und sah seinen Sohn aufmerksam an.
»Vater, ich bitte dich. Es ist ein wunderschönes Anwesen. Ich sehe schon überall die Abnutzungen, die durch die Kinder entstehen. Treppen werden heruntergesprungen, klebrige Hände an den Fenstern, Wänden und Türen, und zu Bruch gehen kann auch immer mal was. Ich denke da insbesondere an die eine oder andere antike Vitrine.«
»Ich finde Sofias Vorschlag durchaus eine Überlegung wert«, stimmte nun die Mutter zu. Auch der Fürst nickte.
»Die Vitrinen kann man wegräumen. Es müssen ja nicht alle Räume zugänglich gemacht werden. Klebespuren kann man wegputzen, und gegen das Herumtoben im Schloss helfen wohl ein paar Ermahnungen erwachsener Begleitpersonen«, sagte der Fürst.
»Sicher.« Leon hielt für den Moment nicht weiter gegen den Vorschlag. Doch hatte er mit sich zu kämpfen, das war ihm anzusehen.
»Ich bin übrigens übermorgen von Matteo zu Eröffnung des Night Star eingeladen, um auch noch von etwas anderem zu sprechen als von der Arbeit.«
»Ach, wie schön.« Gundula lächelte ihrem Sohn zu.
Sofia hoffte, sie würde jetzt keine Bemerkung dazu machen, dass auf der Einweihungsfeier des neuen Nachtclubs sicher auch jede Menge ungebundene junge Frauen adliger Herkunft wären, die sich sehr freuen würden, wenn Leon ihnen ein wenig Zeit widmete. Es war eine Tatsache, dass die Mutter dringlich hoffte, ihr Bruder würde endlich die Frau fürs Leben finden. Leon jedoch hatte keine Eile, sich zu binden.
Tatsächlich öffnete die Fürstin den Mund, um noch etwas zu sagen.
»Ihr entschuldigt mich bitte«, sagte Sofia hastig, ehe die Mutter anfing zu sprechen. »Ich bin spät dran, ich muss los.«
»Natürlich. Bis heute Abend, Liebes«, sagte die Fürstin.
Auch ihr Vater verabschiedete sich von ihr, Leon dagegen nickte nur flüchtig.
Sofia betrat kurz nach acht Uhr den Kindergarten »Zwergenstube«. Gelächter und Geplapper der Kleinen drang aus allen Räumen. Die meisten Türen standen offen, noch war freie Spielzeit. Um neun Uhr gab es täglich ein gemeinsames kleines Frühstück.
In der Wichtelgruppe, um die sich die zweiundzwanzigjährige Tine kümmerte, stritten gerade zwei kleine Jungen um ein Bilderbuch. Grit, die Tine zur Seite stand, war nicht zu sehen. In der Blümchengruppe tröstete Julia die kleine Mia, die sich offenbar an einem Finger wehgetan hatte.
Sofia grüßte die beiden Erzieherinnen, die ihr unterstellt waren, und ging zunächst in ihr Büro. Sie teilte sich mit Julia die Betreuung der Kinder in der Blümchengruppe, doch ehe sie sich den Kleinen widmen konnte, standen etwas Büroarbeit an.
Zum einen musste sie sich um die Vorbereitungen für den Elternabend nächste Woche kümmern. Außerdem klemmte ein Rollladen in der Turnhalle. Hier brauchte sie einen Handwerker.
Der Musiklehrer, der einmal in der Woche für eine Stunde vorbeikam und mit den Vorschulkindern sang und dazu Gitarre spielte, hatte sich das Handgelenk gebrochen. Er fiel mehrere Wochen aus. Als Ersatz für ihn hatte er seine neunzehnjährige Tochter vorgeschlagen. Sofia wollte mit der jungen Frau einen Vorstellungstermin vereinbaren und eventuell eine kurze Probezeit, falls man sich einig wurde.