Familie mit Herz 157 - Caroline Steffens - E-Book

Familie mit Herz 157 E-Book

Caroline Steffens

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Beschreibung

Jetzt reicht’s! Nach der Trennung von ihrem Freund gründet Silke in ihrem Zuhause eine reine Mädels-WG. Sie und ihre Freundin Martina sind sich sicher: Uns kommt kein Mann mehr ins Haus! Und zunächst gestaltet sich das männerfreie Leben auch wunderbar - bis eines Tages Martinas charmanter Bruder Lennart mit seiner kleinen Tochter Anna hereinschneit. Für Silke ist es Liebe auf den ersten Blick - doch das will sie nicht zugeben. Schließlich hat sie ihre Vorsätze gefasst, und die letzte schmerzvolle Trennung ist ihr noch lebendig in Erinnerung. Darum verhält sie sich Lennart gegenüber besonders kratzbürstig. Wann immer er vorbeikommt, um sein Töchterchen in Martinas Obhut zu geben, fährt Silke die Krallen aus. Zu dumm, denn der gut aussehende Witwer findet auch Silke sehr anziehend. Am Geburtstag der kleinen Anna überschlagen sich die Ereignisse und zwingen Silke und Lennart zur Aussprache ...


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Inhalt

Cover

Männer müssen leider draußen bleiben!

Vorschau

Impressum

Männer müssen leider draußen bleiben!

Zwei Frauen haben genug von der Liebe und eröffnen eine Mädels-WG

Von Caroline Steffens

Jetzt reicht's! Nach der Trennung von ihrem Freund gründet Silke in ihrem Zuhause eine reine Mädels-WG. Sie und ihre Freundin Martina sind sich sicher: Uns kommt kein Mann mehr ins Haus! Und zunächst gestaltet sich das männerfreie Leben auch wunderbar – bis eines Tages Martinas charmanter Bruder Lennart mit seiner kleinen Tochter Anna hereinschneit. Für Silke ist es Liebe auf den ersten Blick – doch das will sie nicht zugeben. Schließlich hat sie ihre Vorsätze gefasst, und die letzte schmerzvolle Trennung ist ihr noch lebendig in Erinnerung. Darum verhält sie sich Lennart gegenüber besonders kratzbürstig. Wann immer er vorbeikommt, um sein Töchterchen in Martinas Obhut zu geben, fährt Silke die Krallen aus. Zu dumm, denn der gut aussehende Witwer findet auch Silke sehr anziehend. Am Geburtstag der kleinen Anna überschlagen sich die Ereignisse und zwingen Silke und Lennart zur Aussprache ...

Silke Stemmler fuhr ihren Computer herunter. Die Unterlagen für die Buchhaltung der Schreinerei Holzmeister Gerber waren fertig, und sie hatte jetzt Feierabend. Sie schob den Stuhl vom Schreibtisch zurück, stand auf und verließ ihr kleines Büro. Sorgfältig zog sie die Zimmertür hinter sich zu.

Dieses Ritual brauchte sie, um für den jeweiligen Tag mit ihrer Arbeit abschließen zu können. Seit etlichen Jahren schon erledigte sie vom Homeoffice aus sämtliche Büroarbeiten für Gerber, einschließlich der Terminvergabe. Im Grunde wusste sie es zu schätzen, von zu Hause aus arbeiten zu können und nicht wie früher gegen halb sieben morgens aus der Tür zu hetzen, als sie noch im Möbelhaus Schuster in der Verwaltung angestellt gewesen war.

Die morgendliche Fahrt zur Arbeit mitsamt dem Berufsverkehr entfiel. Silke musste keinen Parkplatz suchen und schon gar nicht alle zwei Stunden zu ihrem Wagen laufen, um einen neuen Parkschein zu lösen, was zum einen teuer kam und zum anderen ohnehin nicht erlaubt war. Stets war sie in Sorge gewesen, irgendwann einmal dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Und sie konnte sich entspannt kleiden. Schuster hatte größten Wert darauf gelegt, dass sämtliche seiner Mitarbeiter im Kostüm oder Anzug erschienen. Das betraf auch diejenigen, die in der Verwaltung arbeiteten. Silke fühlte sich in Jeans, T-Shirts oder Pullis, je nach Jahreszeit, am wohlsten.

Doch von zu Hause aus zu arbeiten, hatte auch Nachteile. Einer davon war, dass sie viel zu viel in ihren eigenen vier Wänden saß.

Langsam stieg Silke die Treppe hinunter in das Erdgeschoss ihres Hauses. Es war kurz nach siebzehn Uhr. Vor ihr lag ein langer, einsamer Feierabend. An sonnigen Tagen nutzte sie die abendlichen Stunden gerne für eine Joggingrunde oder um Rad zu fahren. Doch heute war es draußen grau und trüb, und der Regen rann in dicken Rinnsalen an den Fensterscheiben hinunter.

Silke ging in ihre Küche, lehnte sich rücklings an die Arbeitsfläche und überlegte. Sie konnte Ruth anrufen, ob sie Lust auf einen Mädelsabend hatte. Am Stadtrand hatte ein neues Lokal mit Biergarten eröffnet, der direkt am Kiefernsee lag. Den Biergarten konnte sie bei dem Wetter nicht nutzen, aber das Lokal. Es sollte laut Gerber bestes Essen zu moderaten Preisen geben.

Allerdings war Ruth frisch verliebt und hatte selten spontan Zeit.

Silke überlegte. Sie könnte Sabine besuchen, doch die war vor Kurzem zum zweiten Mal Mutter geworden. Ihr kleiner Sohn Timo war jetzt drei Monate alt, seine »große« Schwester Bianka war zwei. Sabine freute sich immer, wenn sie Besuch bekam. Mit zwei Kindern das Haus zu verlassen, fand sie sehr beschwerlich. Ja, zu Sabine zu fahren war eine gute Idee. Sie konnte auf dem Weg zu ihr zwei Pizzen besorgen, für ein gemütliches Abendessen. Die Idee gefiel ihr.

Silke holte ihr Handy, das im Wohnzimmer auf dem Tisch lag, und schrieb Sabine eine WhatsApp-Nachricht, ob sie heute Abend Lust auf Besuch hatte.

Sekunden darauf läutete ihr Telefon. Sabine meldete sich, abgehetzt und außer Atem. Grundsätzlich freue sie sich immer, wenn Silke vorbeikommen wollte. Nur heute ging es nicht. Bianka hatte eine Mittelohrentzündung, und Klein-Timo brüllte ununterbrochen.

Silke hatte ehrlich Mitleid mit der Freundin. Mutter zu sein war anscheinend oft sehr beschwerlich. Gleichzeitig spürte sie einen Hauch Bedauern. Sie hätte gerne Kinder gehabt, auch wenn es mit viel Anstrengung verbunden zu sein schien.

Doch die Jahre vergingen, einem Mann, mit dem sie eine Familie hätte gründen wollen, war sie schon lange nicht mehr begegnet, und allmählich nahm Silke von dem Wunsch Abschied. Wobei das mit den Männern ohnehin so eine Sache war. Nach der herben Enttäuschung mit Valentin, ihrem Ex-Freund, war sie vorsichtig geworden. Wahrscheinlich war es ohnehin besser für sie, alleine zu bleiben.

Sie äußerte Sabine gegenüber ihr Bedauern und wünschte gute Besserung. Die Freundin bedankte sich und beendete eilig das Gespräch.

Die nächste Option war Bärbel, eine ehemalige Kollegin von ihr aus dem Möbelhaus. Bärbel war Mitte vierzig, eine Seele von Mensch und genauso alleinstehend wie Silke, seit sie sich vor fünf Jahren hatte scheiden lassen. Bärbel konnte sie direkt anrufen, bei ihr brauchte sie keine Rücksicht auf den Schlaf kleiner Kinder zu nehmen.

Bärbel hob sofort ab.

»Hey, Süße«, rief sie freudig, und Silke musste lächeln. Sie sah die Freundin vor sich, die am liebsten bunte, bodenlange Kleider trug, die Haare nachlässig hochsteckte und, sowie das Wetter es irgend zuließ, barfuß lief. Die paar Pfunde, die sie zu viel auf den Rippen hatte, störten Bärbel herzlich wenig. Zu ihren erklärten Lieblingsgerichten gehörten Nudeln und Sahnetorten, und auch zu einem süßen Likör, sagte Bärbel nicht Nein.

»Hallo, Bärbelchen«, ging Silke guter Dinge auf den entspannten Ton der ehemaligen Kollegin ein. »Hast du heute Abend schon was vor? Oder magst du mit mir in das neue Lokal am Kiefernsee gehen? Wir können auch in die Stadt, wenn dir das lieber ist. Es gibt ...«

»Schätzchen«, unterbrach Bärbel sie und klang nun bedauernd. »Es tut mir leid, Süße, aber ich bin gar nicht zu Hause. Ich besuche meine Cousine im Odenwald. Nächste Woche, wenn ich wieder da bin, machen wir, was du willst, ja?«

»Oh, okay«, stimmte Silke zu, deren eben noch gute Stimmung völlig verpuffte. Nun wusste sie keine Freundin mehr, mit der sie den Abend verbringen konnte.

»Dann lass uns doch nächste Woche wieder telefonieren. Ich rufe dich an, ja?«, versicherte Bärbel.

»Machen wir. Hab eine schöne Zeit, bis dann«, verabschiedete sich Silke.

Niedergeschlagen legte sie das Handy auf den Couchtisch und sah erneut zum Fenster. Es regnete immer noch. Vielleicht sollte sie in die Therme gehen, ein paar Bahnen schwimmen, sich ein- oder zweimal ins Dampfbad setzen und sich im Restaurant eine Kleinigkeit zum Abendessen gönnen. Das war allemal besser, als gelangweilt durch die Fernsehprogramme zu schalten.

♥♥♥

Silke breitete ihr rot-weiß-gestreiftes Handtuch auf einem der Liegestühle aus, die am Rand des Schwimmbeckens standen, und legte sich darauf. Zehn Bahnen am Stück war sie geschwommen, und sie war durchaus ein wenig stolz auf sich. In die Therme zu gehen, war eine gute Entscheidung gewesen. Jetzt wollte sie sich ein wenig ausruhen und dann das Dampfbad genießen. Sie nestelte eine Zeitschrift aus ihrer Tasche, die sie neben ihren Platz gestellt hatte.

»Hallo, Silke«, hörte sie eine bekannte Stimme und sah hoch. Martina Rupprecht setzte sich auf den Liegestuhl neben sie. Martina kannte sie vom Yoga-Kurs der Volkshochschule, den sie einmal in der Woche besuchte.

»Hallo, Martina.« Sie lächelte ihr zu.

Die andere erwiderte das Lächeln, doch es erschien Silke, als müsste sie sich Mühe geben, die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Dabei kannte sie Martina als eine ausgesprochen fröhliche Frau.

»Alles in Ordnung?«, fragte sie.

Martina zuckte mit den Schultern. »Es lief schon besser«, gab sie zu und zupfte das weiße Handtuch zurecht, auf dem sie saß.

»Was ist los?«, forschte Silke und hoffte, nicht indiskret zu sein.

Martina seufzte. »Mir ist gekündigt worden. Ich habe keine Arbeit mehr.«

»Oh nein, das tut mir leid«, erwiderte Silke voller Anteilnahme.

»Tja.« Wieder hob Martina die Schultern. »Meine Chefin, Frau Grießhammer, gibt das Handarbeitsgeschäft auf, weil sie in Ruhestand geht. Ich habe noch ein paar Wochen Urlaub, und danach bin ich arbeitslos.« Sie streckte sich auf ihrer Liege aus.

»Seit wann weißt du das?«, fragte Silke, die sich erinnern konnte, dass Martina das letzte Mal beim Yoga gefehlt hatte und die Woche davor bedrückt gewirkt hatte.

»Schon eine Weile. Ich habe nur bisher gehofft, rasch etwas Neues zu finden, doch das ist viel schwieriger, als ich dachte. Damit nicht genug: Mein Vermieter hat die Miete erhöht. Ehrlich, Silke, ich kann mir meine Wohnung unter den Umständen nicht mehr leisten.« Nun klang Martina richtig unglücklich.

»Ach du liebe Güte.« Silke war ehrlich betroffen. Es musste sehr schlimm sein, plötzlich keine Arbeit mehr zu haben und finanziell an die Grenzen zu kommen. »Wenn ich dir irgendwie helfen kann...«, fuhr sie fort und brach ab. Welch banale Floskel! Sie konnte Martina weder eine Arbeit noch eine günstigere Wohnung beschaffen.

»Lieb von dir«, sagte Martina. »Ich wüsste nur nicht, wie. Die Tochter meiner Nachbarn ist jetzt in die Innenstadt in eine Wohngemeinschaft gezogen. Sie will endlich auf eigenen Füßen stehen. Ernsthaft, Silke, ich habe schon überlegt, ob ich mir einen Untermieter in meine Wohnung holen kann. Oder ob ich auch eine WG gründe. Aber so wie ich meinen Vermieter, Herrn Prechtl, kenne, ist er dagegen.«

»Du willst eine WG gründen?« Verblüfft sah Silke zu Martina.

Diese lächelte niedergeschlagen. »Vergiss es. Es war nur so eine Idee. Wie gesagt, den Prechtl brauche ich eigentlich gar nicht zu fragen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mir eine günstigere Wohnung zu suchen. Und natürlich weiterhin Arbeit.«

»Schon klar.« Während Martina sprach, musste Silke an ihr Haus denken, das sie von ihren Eltern geerbt hatte. Sie hatte reichlich Platz, vor allem, seit Valentin vor zwei Jahren wieder ausgezogen war. Valentin, mit dem sie eine Familie hatte gründen wollen.

Rasch verscheuchte sie die Erinnerung an ihren Ex-Freund, mit dem sie immerhin fünf Jahre zusammengelebt hatte. In ihrem Kopf formte sich eine Idee. Sollte sie Martina vorschlagen, zu ihr zu ziehen? Ebenfalls im Sinne einer WG?

Sie könnte das Gästezimmer im ersten Stock haben, zu dem sogar ein kleines Duschbad gehörte. Einen Balkon gab es auch. Er war nicht groß, aber nach Süden ausgerichtet. Die Küche und den Garten könnten sie gemeinsam nutzen. Hinsichtlich der Miete würden sie sich einig werden. Es ging ihr ja nicht ums Geld.

Von einem Moment zum anderen sah Silke gemeinsame Abende vor sich, auf ihrer Terrasse. Vielleicht mit Steaks oder Würstchen auf ihrem Elektrogrill, dazu ein Glas Wein und mit einer Kerze auf dem Tisch. Oder sie kochten zusammen? Führten Frauengespräche, hatten einen angenehmen Austausch über das, was sie beide bewegte. Das wäre doch wunderbar, oder?

Martina bekäme ein günstiges Dach über dem Kopf und könnte sich in Ruhe nach einer neuen Arbeit umsehen. Und sie hätte eine Freundin, mit der sie gelegentlich Zeit verbringen konnte, wenn es für sie beide gerade passte.

Die Vorstellung gefiel Silke. Dennoch wollte sie über ihre Idee noch nachdenken. In drei Tagen war wieder Yoga, dann konnte sie ihr den Vorschlag machen, wenn sie ihn immer noch gut fand.

Martina stand von ihrer Liege auf. »Ich gehe zur Massage. Bis später oder bis nächste Woche beim Yoga, je nachdem, wie lange du noch hierbleibst.«

»Bis dann, ja«, verabschiedete sich Silke. Auch sie stand von ihrem Platz auf. Sie würde sich jetzt ins Dampfbad setzen, noch einmal kurz überlegen und vielleicht doch nachher gleich mit Martina reden. Worauf sollte sie warten? Sie mochte Martina, und sie verstanden sich gut. Und in ihrem Haus war Platz genug, um sich aus dem Weg zu gehen, wenn jeder Zeit für sich brauchte.

♥♥♥

Silke blätterte in der Modezeitschrift, die sie am Kiosk der Therme gekauft hatte, und sah immer wieder beiläufig zu der Tür, die den Badebereich vom Spa-Bereich trennte. Eigentlich wäre sie jetzt gerne in das kleine Restaurant gegangen, in dem man Kaffee, Kuchen und kleine Snacks kaufen konnten. Doch wenn es ungünstig lief, kam Martina genau in der Zeit von ihrer Massage zurück und machte sich auf den Heimweg. Dann musste sie tatsächlich die drei Tage bis zum nächsten Yoga-Abend warten, ehe sie ihr den Vorschlag unterbreiten konnte.

Sie kannte zwar Martinas Nachnamen, hatte aber keine Handynummer von ihr. Dass Martina in keinem Telefonverzeichnis stand, wusste sie von einer weiteren Kurs-Teilnehmerin, die vor ein paar Wochen ihre Yoga-Matte mit Martinas verwechselt und mit nach Hause genommen hatte. Sie hatte vergeblich versucht, sie zu erreichen, um ihr Bescheid zu sagen, und die Verwechslung deswegen erst eine Woche später aufklären können.

Silkes Magen knurrte. Sie dachte an die leckeren Pizza-Ecken, die es im Restaurant gab, an eine köstliche, gebräunte Bratwurst mit Kraut und Brot oder an die scharfe Gulaschsuppe, die sie so gerne aß. Sie wusste gar nicht, was sie nachher bestellen sollte. Alle drei Gerichte erschienen ihr verlockend. Sie beugte sich zur Seite und stopfte ihre Zeitschrift zurück in ihre Tasche.

»Hey«, hörte sie Martinas Stimme und wandte sich um.

»Hey«, erwiderte sie und lächelte ihr zu. Martina sah jetzt ein wenig entspannter aus.

»Das hat gutgetan«, ließ sie sie wissen und setzte sich auf Silkes Liegestuhl. »Solltest du auch mal probieren.«

»Du, ich habe eine Idee«, begann Silke, ohne auf Martinas Bemerkung einzugehen, und richtete sich etwas mehr auf.

»Lass hören.« Martina zupfte den Kragen ihres Bademantels zurecht und kuschelte sich in das rosa Frottee ein.

»Du ziehst zu mir«, platzte Silke heraus. »Wir beide gründen eine WG.«

»Wie bitte?« Verblüfft sah Martina sie an.

»Ja. Ich habe ein Haus, das ist eh zu groß für mich allein. Du kannst das Gästezimmer im ersten Stock haben, mit Balkon und eigenem Bad. Die Küche teilen wir uns und den Garten natürlich auch. Außerdem habe ich eine fast neue Waschmaschine und einen großen Kühl-Gefrierschrank. Du kannst alles mitbenutzen. Was sagst du?« Erwartungsvoll sah sie sie an.

»Ich bin sprachlos«, erwiderte Martina. »Meinst du das wirklich ernst?«

»Aber so was von ernst. Mit der Miete werden wir uns bestimmt einig. Ich will nicht viel haben.«

»Ehrlich, Silke. Ich finde das großartig von dir«, sagte Martina.

»Du kannst einziehen, wann du willst. Meinetwegen schon in den nächsten Tagen. Am besten kommst du morgen oder übermorgen vorbei und siehst dir alles an, damit du weißt, ob es für dich passt. Was meinst du?«

»Ich bin sprachlos«, wiederholte Martina, und Silke lachte.

»Cool. Ich freue mich.«

»Ich kann es gar nicht glauben.« Martina schüttelte den Kopf.

»Das wird super«, versicherte Silke. »Ich bin allerdings den ganzen Tag zu Hause, weil ich im Homeoffice arbeite. Sturmfrei hast du also nicht.«

Martina schmunzelte. »Wer braucht schon sturmfrei? Ich finde das ganz toll von dir. Lass uns gleich Handynummern tauschen, und gib mir deine Adresse bitte. Wann kann ich morgen vorbeikommen?«

»Am besten nach sechzehn Uhr. Bis dahin muss ich arbeiten«, sagte Silke. »Wenn du eigene Möbel mitbringen willst, stellen wir die Sachen aus dem Gästezimmer in den Keller.«

»Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. Allein schon für das Angebot«, erwiderte Martina.

Silke lachte sie an. »Musst du überhaupt nicht. Du wirst sehen, wir werden eine prima Mädels-WG«, versicherte sie.

♥♥♥

Lennart Rupprecht betrat das Kinderzimmer seiner Tochter Anna. Die Kleine lag bäuchlings auf dem Boden und war mit einem Ausmalbuch beschäftigt. »Anna?«, sprach er sein Kind an.

»Hm«, machte Anna, ohne aufzusehen.

»Ich muss noch einmal weg, zu einem Kunden. Es wird ein bisschen dauern. Ich bringe dich zu Tina, du darfst bei ihr schlafen, und ich hole dich morgen nach dem Frühstück wieder ab.«

Anna wandte sich zu ihrem Vater um. »Papa, das Rot ist abgebrochen«, erwiderte sie und hielt den Buntstift hoch.

»Kleines, du darfst nicht so fest aufdrücken beim Malen. Wir spitzen ihn wieder an.« Die Stifte waren ganz neu.

»Fahren wir jetzt gleich?«

»Ja. Tina hat auch eine Überraschung für dich.«

»Was für eine?«, forschte Anna.

»Sie fährt ausnahmsweise mit dir zu McDonalds«, erklärte er der Kleinen.