Crekker! - Jo Zybell - E-Book

Crekker! E-Book

Jo Zybell

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Beschreibung

In der Nachbargalaxis Andromeda sitzt Ren Dhark in einer perfiden Falle fest. Während für ihn und die Besatzung der POINT OF langsam die Zeit knapp wird, kommt auf die sowieso schon geplagte Erde eine weitere gefährliche Bedrohung zu. Um die zu charakterisieren, genügt ein einziges Wort: Crekker!

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 9

Crekker!

 

von

 

Conrad Shepherd

(Kapitel 1 bis 5)

 

Achim Mehnert

(Kapitel 6 bis 11)

 

Uwe Helmut Grave

(Kapitel 12 bis 17)

 

Jo Zybell

(Kapitel 18 bis 22)

 

und

 

Hajo F. Breuer

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

21.

22.

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Impressum

Prolog

Im März des Jahres 2065 steht die Menschheit vor einer Zerreißprobe: Die Bewohner Terras sind nach Babylon evakuiert, wo Henner Trawisheim, der amtierende Commander der Planeten, die Zentrale des neuen Terra schaffen will. Nur noch 20 Millionen Menschen sind auf der mittlerweile völlig vereisten Erde zurückgeblieben.

Doch es ist Ren Dhark und seinen Mitstreitern gelungen, den Abfluß der Materie von unserer Sonne zu stoppen, indem sie die Hyperraumstation zerstörten, die kontinuierlich Masse aus der Sonne abzog und nach Proxima Centauri transferierte.

Als sich darüberhinaus die Synties – tropfenförmige Energiewesen aus dem All – aus alter Freundschaft zur Menschheit und vor allem zu Ren Dhark bereit erklären, die verlorengegangene Masse der Sonne durch neuen interstellaren Wasserstoff zu ergänzen und sie wieder so stark zu machen wie zuvor, scheint der glückliche Ausgang der Katastrophe gewiß.

Trotzdem läßt Henner Trawisheim die Evakuierungsaktion fortsetzen. Traut er den Synties nicht, oder verfolgt er eigene geheime Ziele? Die Frage wird bald überflüssig, als eine unbekannte Kraft die Synties aus dem Sonnensystem absaugt: Ohne die spurlos verschwundenen Helfer ist die Erde nicht mehr zu retten!

Resigniert beteiligt sich Ren Dhark mit seiner POINT OF an der weiteren Evakuierungsaktion. Doch nach ihrem Abschluß will er die Synties suchen, auch wenn er nicht den allerkleinsten Hinweis auf ihren Verbleib hat. Allmählich faßt er wieder Mut – als eine bisher unbekannte Spezies aus den Tiefen des Alls auftaucht und die Erde zu ihrer neuen Heimat erklärt! Und dieses Volk scheint wie geschaffen für ein Leben in arktischer Kälte.

Die Eisläufer oder Riiin, wie sie sich selbst nennen, landen an beiden Polen und nehmen die Erde von dort aus in Besitz. Verzweifelt versucht Ren Dhark, auf Babylon Hilfe für die Heimat der Menschheit zu erhalten – doch Henner Trawisheim läßt ihn eiskalt abblitzen. Auch Terence Wallis, der Herrscher von Eden, will seine noch junge Welt nicht in einen Krieg verwickeln.

Auf dem Rückflug nach Terra macht die POINT OFBekanntschaft mit einer unheimlichen Waffe der Eisläufer: dem Relativitätswerfer, der die Zeit rings um ein getroffenes Schiff um den Faktor 104 verlangsamt.

Trotzdem gelingt Ren Dhark der Durchbruch nach Cent Field. Die genaue Überprüfung alter Protokolle führt ihn und seine Gefährten zu einem geheimnisvollen Gerät unter Stonehenge, dessen Vernichtung einen kurzen Frühling in ganz Südengland auslöst und so Millionen Eisläufer das Leben kostet.

Arc Doorn erinnert sich daran, ein ähnliches Gerät schon einmal gesehen zu haben – und nimmt kurzerhand seinen Abschied von der POINT OF, um auf der Erde nach weiteren dieser geheimnisvollen Artefakte zu suchen.

Ren Dhark aber folgt der Spur des Energieimpulses nach Andromeda. Doch diesen neuen Flug in die Weiten des Alls will Dan Riker, Rens bester Freund, nicht mehr mitmachen: Auch er nimmt seinen Abschied von der POINT OF!

In der Nachbargalaxis findet Dhark die ehemalige Zentralwelt der dortigen Worgun. Von dort führt die Spur bis in den hintersten Winkel Andromedas. Aber auf dem Flug dorthin gerät die POINT OF in ein Sonnensystem, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Ein übermächtiger Traktorstrahl hält sie fest…

Auf der Erde kehren Arc Doorn und einige Getreue von einer Expedition nach Südamerika zurück, die dank eines Tel-Spions in den eigenen Reihen fast in einer Katastrophe geendet wäre. Doch nun braucht genau dieser Spion namens Gunnar Gant ihre Hilfe, denn er ist das Opfer eines Crekkers, eines Paramonstrums der Tel…

1.

»Alle Systeme normal«, meldete der Checkmaster überraschenderweise verbal auf Ren Dharks gedanklich gestellte Frage über den Zustand der POINT OF und schickte gleichzeitig einen entsprechenden Statusbericht an alle relevanten Stationen.

Ren nickte unwillkürlich, obwohl er sich nicht einmal sicher war, ob dem Bordgehirn die Bedeutung dieser Geste bekannt war – falls es sie überhaupt wahrnahm beziehungsweise registrierte. Er lächelte flüchtig, zuckte mit den Schultern und wandte sich seinem Zweiten Offizier zu.

»Kurs, Mister Bebir?«

»Unverändert, Commander. Navigations- und Kontrollsysteme funktionieren. Wir bewegen uns trotzdem stetig auf den Ausgangspunkt des Traktorstrahls zu.«

Der Commander nickte erneut, griff in die Brusttasche seiner Bordkombi und fingerte sich eine Zigarette aus der zerknautschten Packung, die dort seit längerem schon ihr lichtloses Dasein fristete.

Während ihm der Geruch des Tabaks in die Nase stieg, drehte er das Stäbchen zwischen den Fingern und stellte Überlegungen darüber an, ob er die Zigarette anzünden sollte.

Schließlich entschied er sich dagegen, steckte sie wieder zurück, atmete einmal tief ein und lockerte seine angespannte Haltung mit einer bewußten Anstrengung, während Hen Falluta, sich nachhaltig über dem Ohr kratzend, zweideutig brummte: »Tadellose Navigation.«

Ren musterte seinen Ersten Offizier aufmerksam. »Haben Sie etwas, Hen?«

Falluta preßte kurz die Lippen zusammen und lächelte schief. »Ja, Commander«, gestand er dann unumwunden, »ich habe verdammt etwas dagegen, einen Kurs zu fahren, den wir nicht beeinflussen können!«

Ren nickte. »Verstehe. Nun gut, Mister Falluta, vielleicht hilft es Ihnen, wenn ich versichere, daß es jedem an Bord hier ebenso geht wie Ihnen. Einschließlich meiner Person.«

»Natürlich, Commander, das ist mir bewußt. Entschuldigen Sie meine Bemerkung.«

»Da gibt es nichts zu entschuldigen, Hen. Und wie heißt es so schön: Kommt Zeit, kommt Rat. Und Zeit ist etwas, das wir in unserer gegenwärtigen Lage im Übermaß haben, finden Sie nicht?«

Falluta schnitt eine unzufriedene Grimasse. »Doch, Commander, üben wir uns also in Geduld«, sagt er und widmete sich den Anzeigen auf seiner Konsole.

Die POINT OF schien keine Fahrt zu machen, stand dem Augenschein nach bewegungslos im planetaren Raum am Rande des mächtigen Systems, das den Menschen seit einiger Zeit nur Rätsel aufgab und sie an den Gesetzmäßigkeiten der Physik zweifeln ließ. Allerdings war der Eindruck des Stillstands ein rein subjektiver. Die Instrumente waren unbestechlich und zeigten sehr wohl eine marginale Veränderung des scheinbaren Patts an: Obwohl der Antrieb mit Maximalleistung arbeitete und sich dem Sog des gewaltigen Traktorstrahls entgegenstemmte, kam das Schiff nicht dagegen an. Es war wie das Tauziehen zwischen zwei Titanen – mit vorhersehbarem Ausgang allerdings. Langsam zwar, aber dennoch unaufhaltsam wurde nämlich die POINT OF ins Innere des Systems mit seinen 37 Welten hinein- und auf den Mond zugezogen, von dem der Traktorstrahl seinen Ausgang nahm.

Der Checkmaster hatte schon vor einer Weile die Lage analysiert: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestand keine Möglichkeit, sich dem Traktorstrahl zu entziehen. Allerdings, so sein Resümee, würde unter den augenblicklichen Gegebenheiten mindestens ein Jahr vergehen, ehe das Schiff den Ausgangspunkt des Zugstrahls erreichte.

Insofern hatte der Ausspruch des Commanders, Zeit genug zu haben, durchaus eine gewisse Berechtigung.

Ren Dhark wandte sich an die Funk-Z.

»Mister Morris, hat sich die unbekannte Stimme dort draußen wieder hören lassen?«

»Negativ, Commander«, beschied ihm Funkoffizier Glenn Morris. »Sämtliche Phasen sind offen, aber es erreichen uns weder Audio- noch Bildsignale. Wie es den Anschein hat, legt man keinen Wert darauf, uns nach der eindeutigen Kapitulationsaufforderung noch einmal zu kontaktieren.«

»So wird es wohl sein«, nickte Dhark. »Na schön. Danke, Mister Morris.«

Er drehte sich in Richtung der Bildkugel und vertiefte sich wieder in die Betrachtung dessen, was ihm die Holosphäre zeigte, während ihm Morris’ Bemerkung durch den Kopf ging; die Masse der blauen Riesensonne war gigantisch, ein gewaltiger kosmischer Fusionsreaktor. Ob sie verantwortlich war für die Raumverzerrungen? Das konnte gut sein. Obwohl Vandekamp und die anderen Kontinuumsforscher und Physiker an Bord nicht davon ausgingen, hatte Ren in dieser Beziehung seine eigenen Vorstellungen.

»Wissen Sie, woran mich das alles erinnert, Commander?« brachte sich Falluta zu Gehör.

Ohne den Blick von der Bildkugel zu nehmen, antwortete Ren: »Ich denke ja. An die räumliche Darstellung des Bermudadreiecks auf der Erde nämlich. Ist es das, was Sie mir beizubringen versuchen, Nummer Eins?«

»Exakt, Kapitän. Ich gebe zu, daß mir dieser Gedanke gekommen ist.«

»Hoffen wir, daß Sie und ich nicht recht behalten, Hen.«

Die POINT OF wurde in einem Winkel von etwa zwanzig Grad schräg zur Ekliptik in das an Planeten nicht gerade arme System hineingezogen; die vier äußersten Welten hatte sie bereits hinter sich gelassen.

Das Innere des Systems lag ausgebreitet im Blickfeld der Taster. Ebenso das, was die Astronomie als Anomalie bezeichnet hatte: Drei der 37 Welten kreisten in der Lebenszone in einem gleichschenkligen Dreieck von 107 000 Kilometer Kantenlänge um die blaue Riesensonne, untereinander verbunden mit riesigen Röhren. Wie eine Spinne im Netz befand sich im Zentrum dieses künstlichen Planetenarrangements ein mit 600 Kilometer Durchmesser relativ kleiner Mond, der seinerseits durch je eine Röhre mit jedem der drei Planeten verbunden war. Diese atmosphärelose Steinkugel war Ausgangspunkt des übermächtigen Zugstrahls, der die POINT OF unentrinnbar fesselte und jeden Versuch vereitelte, sich aus den energetischen Fängen der unbekannten Maschinerie zu befreien.

Der Vergleich mit dem Bermudadreieck, in dem alles verschwand, was sich ihm näherte, war nicht einmal so verkehrt, fand Ren Dhark. Die entgegen allen Erwartungen frei und unbehelligt im System operierenden Flash hatten festgestellt, daß auf der Oberfläche des Mondes Raumschiffe der unterschiedlichsten Typen in großer Zahl herumstanden. Die in diesem System herrschenden Raumanomalien – als etwas anderes konnte man die merkwürdigen Verhältnisse nicht bezeichnen, mit denen sich die POINT OF konfrontiert sah – machten offenbar das Ringschiff anmeßbar, trotz seines ausgereiften Tarnschutzes. Seltsamerweise galt das nicht für die Beiboote, auch dann nicht, wenn man für die Kommunikation untereinander und zur POINT OF To-Richtfunk einsetzte. Sie konnten sich problemlos im System umsehen und Daten über die drei bewohnten Planeten sammeln. Was sie ausgiebig getan hatten; die Wissenschaftler an Bord hatten umfangreiche Datenpakete von den Beibooten erhalten, die sie nun eifrig analysierten.

»Commander!«

Ren blickte auf seinen Ersten Offizier; der Gedanke, der in seinem Hinterkopf versuchte, Gestalt anzunehmen, verflüchtigte sich. »Was haben Sie auf dem Herzen, Mister Falluta?« fragte er leicht irritiert.

»Die Flash, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten«, erwiderte Hen Falluta mit einem schiefen Lächeln, »die habe ich auf dem Herzen.« Und er fügte hinzu: »Wollen wir die Boote noch länger draußen lassen?«

Ren zögerte, aber nur einen Augenblick. Dann sagte er: »Nein. Ich denke, das ist für den Moment nicht länger nötig. Gönnen wir den Männern eine Pause, sie sollen zurückkehren.«

»Aye, Commander«, entgegnete Falluta und kontaktierte die Flash.

Nach kurzer Zeit waren alle noch im Raum operierenden Beiboote wieder zurück an Bord der POINT OF und in ihren Parkbuchten.

»Taktischen Alarm beenden, Commander?« wollte Hen Falluta wissen.

Ren runzelte leicht die Stirn, schüttelte dann den Kopf. »Nein. belassen wir es dabei, zumindest noch für eine Weile«, ordnete er an. »Wir wissen nicht, was uns noch alles erwartet. Wachsamkeit scheint mir das Gebot der Stunde zu sein.«

»Natürlich, Commander.«

*

»Und das müssen wir jetzt ein ganzes Jahr ertragen«, klagte Leon Bebir halblaut, und es war nicht zu erkennen, ob er diese Bemerkung scherzhaft meinte.

»Was meinen Sie…?«

Ren Dhark sah flüchtig zu seinem Zweiten Offizier hinüber.

»Das wird schrecklich langweilig werden, fürchte ich«, gab dieser zu verstehen. »Ständig darauf zu warten, daß oder ob überhaupt etwas geschieht.«

Ren schüttelte den Kopf.

»Mann, Bebir! Seien Sie nicht so ungeduldig. Ich kann Ihnen versichern, daß wir keinesfalls untätig bleiben werden. Uns wird bestimmt das eine oder andere einfallen, wie wir uns aus den Fesseln dieses Traktorstrahls befreien können. Wir haben ja«, er grinste leicht, was seinem Gesicht einen unglaublich jungenhaften Zug verlieh, »Zeit genug, uns etwas Entsprechendes zu überlegen.«

»Wenn Sie es sagen, Commander.« Bebir zeigte eine nur halbwegs überzeugte Miene.

Es war Hen Falluta, der einwarf: »Bislang haben wir noch jedes Problem in den Griff bekommen – auf die eine oder andere Weise. Zudem sind wir ja in der überaus glücklichen Lage, eine Menge kluger Köpfe an Bord zu haben.« Damit bezog er sich auf die Riege hochkarätiger Wissenschaftler, die an der Suchexpedition der POINT OF teilnahmen. Darunter befanden sich neben Astronomen, Anthropologen und Physikern auch auffallend viele Kontinuumsforscher und Intervallexperten.

»Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn diesen Eierkö…« Er verstummte, als sich Dhark kurz räusperte, und fuhr fort: »Wenn diesen Intelligenzbestien nicht was richtig Tolles einfiele, wie wir aus dem Schlamassel herauskommen.«

Verwundert über Fallutas saloppe Redeweise drehte Dhark seinen Sessel und wandte sich seinem Ortungsoffizier zu.

»Mister Grappa. Gibt es dort draußen etwas zu orten? Raumschiffe vielleicht?«

Der gebürtige Mailänder Tino Grappa, Chef der Ortungsabteilung, schüttelte den Kopf. »Nichts, Commander. Tut mir leid.«

»Informieren Sie mich sofort, sollte sich etwas daran ändern.«

»Natürlich. Außerdem leitet der Checkmaster sowieso alle Informationen umgehend auf Ihre Konsole weiter.«

»Gut«, dehnte der Commander und lächelte kurz. »Üben wir uns also in Geduld.«

*

An Bord der POINT OF ging alles seinen gewohnten Gang.

Die Hauptzentrale war voll besetzt; die anderen Abteilungen und Nebenzentralen arbeiteten mit der üblichen Belegung. Es herrschte trotz des Taktischen Alarms keine Hektik an Bord. Ein unbefangener Beobachter hätte meinen können, daß der normale Routinebetrieb durchgezogen wurde.

Dem war nicht ganz so.

Taktischer Alarm bedeutete auf allen Decks gesteigerte Wachsamkeit, vor allem in den sensiblen Bereichen wie dem Maschinenraum und den Waffenstationen.

Einmal befand man sich weit von der heimatlichen Milchstraße entfernt in unbekannten Regionen der Andromedagalaxis, in der es in der näheren Vergangenheit schon mehrfach zu unliebsamen Überraschungen und einigen ernsthaften Scharmützeln gekommen war. Zum anderen sah sich das Schiff gefangen von einem übermächtigen Traktorstrahl, dem zu entrinnen scheinbar unmöglich schien, und konfrontiert mit einem Phänomen, wie es rätselhafter nicht sein konnte.

Es war aufgetaucht, als sie sich auf dem Flug zum Zentrum der Andromedagalaxis befanden und 1000 Lichtjahre vor dem Zielgebiet unerwartet die Ortung verrücktzuspielen begonnen hatte.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die POINT OF gerade einer blauen Riesensonne genähert, als sich plötzlich der Weltraum vor dem Schiff zu verzerren und zu verwerfen schien.

Ren Dhark furchte die Stirn, als er sich diese Situation noch einmal vergegenwärtigte.

Natürlich hatte er sofort Befehl gegeben, mit Höchstleistung auf einen Ausweichkurs zu gehen, um das Schiff aus der Gefahrenzone zu bringen.

Doch ganz gleich, welche Richtung der Ringraumer auch immer genommen hatte, ständig hatte die blaue Riesensonne in Flugrichtung gelegen. Selbst voller Schub hatte die POINT OF kaum noch beschleunigen können.

Welche Anstrengungen man auch unternommen hatte, um diesem unerklärlichem Phänomen zu entrinnen, es hatte nichts gebracht. Und als Dhark den Raumer mit einer Transition aus der Gefahrenzone bringen wollte, hatte der Checkmaster mit einer Notschaltung eingegriffen und dieses Vorhaben unterbunden. Um Schaden vom Schiff abzuwenden, wie er warnte. Es bestünde eine neunundneunzigprozentige Wahrscheinlichkeit, daß die fünfdimensionalen Kräfte, die hier am Werk waren, das Schiff bei einer Transition in seine Atome zerlegen würden.

Der Raum wurde erst wieder normal, als die POINT OF unter die Lichtgeschwindigkeit gegangen war. Doch kaum hatte das Schiff gewendet, um sich dem Einflußbereich des Blauen Riesen mit Sternensog zu entziehen, als die Sonne plötzlich wieder in Fahrtrichtung vor der POINT OF gestanden hatte!

Dhark knetete seine Finger, betrachtete jeden einzelnen abwesend, während sich seine Gedanken erneut mit der Lage beschäftigten, in die sie geraten waren.

Was immer er und die Mannschaft unternommen hatten, es hatte sich herausgestellt, daß es unmöglich war, überlichtschnell vor dem Blauen Riesen zu fliehen. Die einzige Option war SLE. Aber unterlichtschnell würde die Fahrt bis zu jenem Punkt, an dem die Phänomene eingesetzt hatten, mehrere hundert Jahre dauern… theoretisch. Denn der Traktorstrahl verhinderte inzwischen jegliche Flugbahnänderung.

»Was ist Ihre Meinung, Commander?« Die Frage brachte ihn dazu, sich wieder dem Jetzt zu widmen.

»Wozu…?« Ren drehte sich zu der Stimme um. Sie gehörte dem Intervallexperten und Kontinuumsforscher H. C. Vandekamp.

Dhark hatte eine Zusammenkunft der Wissenschaftler einberufen, um über ihre weiteren Schritte zu beraten. Sein Erster Offizier Falluta nahm daran ebenso teil wie Manu Tschobe, der Roboter Artus, Amy Stewart und Bram Sass, letztere als Vertreter der Cyborgs.

Zu Vandekamp, Pal Hertog und Gerd Dongen hatte sich inzwischen noch Iwan Fedorewitsch gesellt, seines Zeichens ebenfalls Kontinuumsexperte. Ein etwas eigenwilliger, schmalbrüstiger Wissenschaftler mit schütterem Haar, dessen rote Augen nicht etwa auf einen Erbgutfehler, sondern allein auf seine gefärbten biologischen Kontaktlinsen zurückzuführen waren.

Jetzt runzelte Vandekamp die Stirn über der auffälligen Hakennase, die sein markantestes Erkennungszeichen war.

»Ich wollte wissen, was Sie von Mister Tschobes Vorschlag halten, Commander. Sind Sie dafür oder dagegen?«

Sie hatten sich in die Messe zurückgezogen mit ihrer relativ bequemen Bestuhlung und einigen Tischen, dort, wo auch der Cola-Automat stand. Einmal, um ungestört diskutieren zu können. Zum anderen, um den normalen Arbeitsablauf in der Leitzentrale so wenig wie möglich zu stören, wenngleich es für den Moment kaum etwas zu arbeiten gab.

Gegenstand der Diskussion war die Frage, ob das, was der POINT OF nicht möglich war, nämlich das System zu verlassen, den Flash gelingen könnte. Nachdem diese sich unbehelligt vom Traktorstrahl innerhalb des Systems nach Belieben bewegen konnten, vertrat Tschobe die Ansicht, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Wäre dieser von Erfolg gekrönt, so seine Argumentation, bestünde die Möglichkeit, in dem verbleibenden Jahr nach und nach alle Besatzungsmitglieder von der POINT OF zu evakuieren.

»Schlechte Idee«, erwiderte Dhark. »Ich halte nichts davon…«

»Kommen Sie, Commander. Was spricht dagegen?« ereiferte sich Bram Sass, hob die Schultern und lächelte aufmunternd, als könnte er damit Rens Bedenken zerstreuen.

»… zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Sie sollten mich ausreden lassen, Bram.« Dhark runzelte kaum merklich die Stirn, was nur Amy mitbekam, die inzwischen mit so ziemlich allen Gemütsregungen des Commanders vertraut war.

Der Cyborg verzichtete auf eine Antwort.

Es wäre ohnehin sinnlos gewesen, denn er wußte genau, wie Dharks Verstand arbeitete: Zuerst kam die Pflicht, der Einsatz für Besatzung und Schiff. Für einen Raumschiffskommandanten gab es keine andere Alternative.

Wenn der Commander eine Sache ablehnte, hatte er seine Gründe dafür. Gründe, die nicht in einer persönlichen Animosität einem bestimmten Thema gegenüber begründet lagen, sondern in erster Linie dem Wohl aller an Bord befindlichen Personen dienten.

Tatsächlich gab es niemanden in der Runde, der ernsthaft Dharks Ablehnung in Frage stellte, zumal er von den beiden Kontinuumsexperten Vandekamp und Fedorewitsch Schützenhilfe bekam.

H. C. Vandekamp – eigentlich hieß er mit Vornamen Honorius Cyrano, was ihm allerdings so peinlich war, daß er sich sogar von seinen engsten Freunden nur mit Ha-Zeh anreden ließ – erklärte, daß man es hier mit ganz besonderen Kräften zu tun haben mußte, die offenbar den Raum außerhalb der Systemgrenzen ständig neu »zusammenzufalten« in der Lage waren und so ein Entkommen aus dieser Anomalie unmöglich machten.

»Innerhalb des Planetensystems wirken diese Kräfte nicht«, beantwortete Fedorewitsch eine diesbezügliche Frage von Hen Falluta. »Vor allem nicht auf vergleichsweise winzige Körper mit kaum meßbarer Masse.«

»Wie unsere Beiboote?« unterbrach ihn Amy Stewart und lächelte ihn an.

Fedorewitsch räusperte sich und strich sich mit einer fahrigen Bewegung durch das schüttere Haar. »Ja. Ein sehr gutes Beispiel, liebes Fräulein Stewart.«

Liebes Fräulein Stewart. Mein Gott, dachte Ren und verkniff sich das Grinsen. Kann es sein, daß dieser knochentrockene Wissenschaftler in Amy verknallt ist?

»Es ist aber gut möglich«, zog Vandekamp das Gespräch wieder an sich, »daß diese anomalen Kräfte auch auf die Flash einzuwirken beginnen, sobald diese die Systemgrenzen überschreiten. Es ist durchaus zu befürchten, daß gerade erst durch diese Aktion die unbekannte Macht auf die Beiboote aufmerksam werden könnte.«

»Das heißt nicht«, fuhr Ren fort und fixierte dabei Tschobe, »daß wir nicht doch noch Ihren Vorschlag aufgreifen werden, falls uns kein anderer Ausweg bleibt, Manu. Andererseits haben wir viel Zeit… vermeiden wir es deshalb, so lange es geht, unsere Beiboote zu riskieren. Im Augenblick ist mir das Risiko noch zu groß, unseren einzigen verbliebenen Trumpf aus der Hand zu geben.«

»Verstehe, Commander«, nickte der Schwarze.

Ren wandte sich an Vandekamp.

»Können Sie uns schon etwas über die Natur dieser Raumanomalien sagen, H.C.?«

Der Angesprochene wiegte unschlüssig den Kopf. Schließlich sagte er: »Alles, was wir bislang herausgefunden haben, ist, daß es sich um Auswirkungen aus dem fünfdimensionalen Kontinuum handelt.«

»Also sind die Raumverzerrungen ein Produkt des Hyperraums«, brachte es Hen Falluta auf den Punkt.

»Davon gehen meine Kollegen und ich aus.«

Ren hob die Augenbrauen. »Und? Gibt es irgendwelche Erkenntnisse, die wir daraus ableiten können?«

»Nicht wirklich«, bedauerte Vandekamp. »Die Meßergebnisse, die wir bislang sammeln konnten, lassen sich mit dem bisherigen Stand unserer Physik kaum in Einklang bringen.«

»Was hier abläuft, weist auf das Produkt einer uns weit überlegenen Technologie hin«, mischte sich Fedorewitsch in das Gespräch ein.

»Hm. Verstehe.« Ren Dhark nickte bedächtig.

»Nachdem dieser Vorschlag vom Tisch ist, wie geht es weiter?« wollte Hen Falluta wissen, der das Thema etwas pragmatischer betrachtete.

Dhark hob den Blick und sah die Anwesenden der Reihe nach an. »Sehen wir mal, was wir bisher über dieses Dreieckssystem in Erfahrung gebracht haben. Der Mond steht voller Raumschiffe der unterschiedlichsten Typen…«

»Die alle energetisch tot sind«, warf Tschobe ein.

»Richtig«, bestätigte Dhark. »Aber wir haben noch lange nicht den Mond in seiner Gänze untersucht. Durchaus möglich, daß uns dort noch einige Überraschungen bevorstehen. Die drei Planeten selbst sind bewohnt und weisen einen hohen technischen Standard sowie ein hohes Energieniveau auf. Das heißt, die Zivilisation ist weit fortgeschritten. Finden wir doch heraus, wie weit.«

»Und das heißt?« Professor Vandekamp sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Dhark zögerte keine Sekunde mit der Antwort. »Wir werden mit einigen Flash und einem kleinen Kommando denjenigen der drei Planeten anfliegen, von dem der Hyperfunkspruch mit der Kapitulationsaufforderung gekommen ist.«

Wir? Warum sagst du nicht gleich ich, dachte Amy und warf ihm von der Seite einen Blick zu, den er jedoch nicht bemerkte – oder nicht bemerken wollte. Der weibliche Cyborg war sich dessen nicht ganz sicher.

»In Ordnung, Commander.« Hen Falluta machte Anstalten, sich zu erheben.

»Halt, halt!« hielt Dhark seinen Ersten Offizier erstaunt zurück. »Wo wollen Sie denn hin, Hen?«

Falluta zeigte sich erstaunt. »Mich um die Vorbereitungen kümmern.«

Ren Dhark schüttelte den Kopf.

»Heute nicht mehr, Nummer Eins. Morgen ist auch noch ein Tag. Geben Sie im Schiff bekannt, daß für alle, die einen normalen Dienst versehen, eine allgemeine Ruhepause bis morgen früh gilt.«

»Gilt das auch für uns?« erkundigte sich Falluta hoffnungsfroh.

Dhark blickte in die Runde.

»Für uns ja«, antwortete er und konnte sein Schmunzeln nur unvollkommen unterdrücken. »Für Sie nicht, Hen. In Abwesenheit des Kapitäns trägt bekanntlich der Erste Offizier Verantwortung für Schiff und Besatzung. Und Sie wollen doch sicher Ihren Teil dazu beitragen, daß Ihr Kapitän sorglos schlafen kann. Nicht wahr?«

»Ich kann mir nichts Erstrebenswerteres vorstellen, Commander«, erwiderte Hen Falluta mit einem schiefen Grinsen.

*

Als er aus der Dusche kam, fragte Amy: »Mußt du das tun?«

»Was tun?« fragte er, obwohl er ganz genau wußte, was sie meinte.

»Na, dich in Gefahr bringen. Wieder mal.« Sie zurrte den Gürtel ihres kurzen Bademantels fester um die Taille. Sie hatte vor ihm geduscht, und ihr Gesicht glänzte rosig. Das nasse Haar hatte sie dicht an den Kopf gekämmt, es schimmerte unter der Kabinenbeleuchtung wie ein goldener Helm. Diese Frisur hätte den meisten Frauen nicht gestanden. Bei ihr sah sie gut aus. Sie war ein hübsches Mädchen, eine wunderschöne Leibwächterin und tödliche Gefahr für jeden, der Ren Dhark ans Leben wollte.

»Was heißt denn hier ›wieder mal‹?« fragte er lahm.

Sie baute sich vor ihm auf, stemmte die Hände in die Seiten und stellte die langen Beine etwas auseinander.

Ein Bild für Götter. Nur war sich Ren nicht sicher, ob Götter den gleichen strafenden Blick draufhatten, mit dem Amy ihn bedachte. So mußte sich ein Schmetterling fühlen, bevor er von einer langen Nadel durchbohrt an die Wand gepinnt wurde.

Bei dem Gedanken begann er zu grinsen. Er hätte es besser unterlassen.

»Findest du das etwa lächerlich?«

»Nein«, sagte er, noch immer lächelnd; der Vergleich mit dem Schmetterling erheiterte ihn noch immer.

»Findest du etwa mich lächerlich?« Ihr Ton wurde etwas spitzer.

Hoppla, dachte er. Vorsicht, wenn sie diesen Ton anschlug, war Gefahr im Verzug, zumindest bedeutete er eine längere Diskussion, aber dazu war er eigentlich zu müde.

Er machte einen Schritt auf sie zu, packte sie links und rechts an den Schultern und zog sie dann ein wenig zu sich heran. Sie sträubte sich, aber nur kurz.

»Natürlich finde ich dich nicht lächerlich, wie käme ich dazu?«

»Dann ist es ja gut«, meinte sie und lächelte belustigt.

Er hatte das seltsame Gefühl, als hätte sie ihn auf den Arm genommen, als spiele sie mit ihm. Vielleicht bereitete ihr sein Unbehagen sogar eine gewisse Befriedigung. Vielleicht war es auch Masochismus, Sadismus, Exhibitionismus – ach was! Er rief sich zur Ordnung. Wenn überhaupt, dann hatte sie höchstens ein lockeres Schräubchen.

Dieser Gedanke erheiterte ihn erneut.

»Weißt du, mein Schatz«, sagte er, »du kannst einen Mann ganz schön verrückt machen.«

»Ist das so?« Mit einer mühelosen Bewegung befreite sie sich, wirbelte herum, ging zum Bett und setzte sich. »Nachdem wir das also geklärt hätten«, sagte sie, »ist mir viel wohler. Möchtest du dich nicht auch setzen?« sie klopfte mit der Hand neben sich auf das Bett. »Oder ziehst du es vor, die Nacht stehend dort drüben an der Wand zu verbringen?«

Als er neben ihr saß und sich mit dem Rücken gegen die Wand lehnte, sagte sie unvermittelt: »Der Kommandant eines Raumschiffes sollte Außenmissionen seinem Ersten Offizier oder anderen kompetenten Heißspornen überlassen.«

»Du zitierst aus den Flottenstatuten«, wehrte er ab. »Schon vergessen? Wir sind ein privates Forschungsschiff.«

»Aber mußt du dich deshalb ständig selbst an die vorderste Front begeben und losfliegen, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bietet?«

Er drehte sich zu ihr um und sah ihr in die Augen. »Höre ich da etwa echte Sorge in Ihrer Stimme, Amy Stewart?«

»Dummkopf« schnappte sie. »Natürlich mache ich mir Sorgen, wenn du wieder mal eine deiner Eskapaden durchziehst.«

Ren schürzte die Lippen, dachte einen Augenblick nach und sagte dann mit ruhiger, nachdrücklicher Stimme: »Hast du schon einmal daran gedacht, daß ohne meine Eskapaden, wie du sie nennst, die Menschheit nicht da wäre, wo sie heute ist?«

Amy starrte ihn lange an und wußte nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Schließlich erwiderte sie: »Ein Argument, dem ich mich nicht verschließen kann. Wie groß soll dein kleines Kommandounternehmen denn werden?«

»Höchsten vier Flash.«

»Wen gedenkst du mitzunehmen?«

Dhark dachte kurz nach.

»Dich natürlich«, meinte er, »dann Artus und Manu Tschobe. Zwei weitere Cyborgs, bin mir aber noch nicht schlüssig, wen genau.«

»Nimm Brack und Nunaat«, schlug Amy vor.

»Gut. Brack und Nunaat also, ganz wie Madame wünschen.« Er grinste zufrieden, erleichtert darüber, daß sie sich offensichtlich mit seiner »Eskapade« abgefunden hatte. Oder war es nur, weil sie ihn begleiten durfte?

»Das sind die Besatzungen für drei Flash. Fehlt noch eine Gruppe. Wen hast du dafür vorgesehen?«

»Ich dachte mir, ich nehme noch zwei Kadetten mit.«

»Hältst du das für klug?«

»Keine Bange«, entgegnete er, »ich werde sie nicht in den scharfen Einsatz schicken, sondern im Hintergrund belassen.«

»Was soll das bringen?«

»Sie haben so immerhin die Chance, sich zu bewähren, ohne zu sehr in vorderster Front zu stehen.«

»Hm.« Sie schien noch immer nicht restlos überzeugt. »Und an wen denkst du dabei?«

»Hawker und Trudeau«, gab er zur Antwort.

Schweigen. Dann: »Warum gerade die?«

Jetzt war es Ren, der schwieg. Amy wiederholte ihre Frage.

Schließlich bequemte sich der Commander zu einer Entgegnung. »Die zwei erscheinen mir besonders vielversprechend«, verriet er ihr.

»Vielversprechend?« dehnte sie. »In welcher Hinsicht?«

»Die beiden haben das Potential zur Menschenführung. Sie werden einmal hervorragende Offiziere werden. Sie erinnern mich…«

»Ja?« bohrte Amy, als Ren verstummte. »An was erinnern sie dich?«

»An wen.«

»Wie…?«

»Die Frage muß lauten, an wen sie mich erinnern.«

»Na gut, wenn es der Wahrheitsfindung dient, Commander – an wen also erinnern sie dich?«

»An zwei junge Leutnants, die sich vor 14 Jahren an Bord der GALAXIS aufmachten, das Universum aus den Angeln zu heben.«

Sie ließ ein kleines, glucksendes Lachen hören. »Ah, du sprichst von Dan und dir, ist es nicht so?«

Sein Schweigen war Antwort genug.

Schließlich fragte sie: »Und – ist es euch gelungen?«

»Was?«

»Das Universum aus den Angeln zu heben?«

Er stieß ein kurzes Lachen aus.

»Wir konnten es nicht einen Millimeter bewegen«, gestand er.

»Ist ja auch keine Arbeit für einen Menschen«, meinte sie nachdenklich. »Dazu bedarf es Götter.«

»Die wir nun mal nicht sind«, bestätigte er.

2.

»Hoch mit euch, Kadetten!«

Yannic Trudeau rollte sich in seinem Bett auf die andere Seite, um der lauten Stimme zu entgehen. Krampfhaft versuchte er den Traum, den er gehabt hatte, durch einen neuen, angenehmeren zu vertreiben.

Dunkel wurde ihm bewußt, wie sich rings um ihn Lärm breitmachte.

»Könnt ihr vielleicht mal Ruhe geben?« brummelte er und kniff die Augen zusammen. »Es ist mitten in der Nacht…«

»Von wegen Nacht, Kadett!« Jemand zerrte ihm die Decke weg. Die kühle Luft im Schlafraum ließ ihn frösteln.

»He, was soll das?« Er schüttelte die Desorientierung seines Halbschlafes ab und riß die Augen auf.

»Ich sagte: Hoch mit euch! Das war ein Befehl. Der gilt auch für Sie, Kadett Trudeau. Also schwingen Sie gefälligst Ihren Hintern aus der Dunstkiepe, sonst helfe ich nach. Hopp, hopp!«

Ein Mann in einer Schiffskombi starrte auf Trudeau herab. Er fuchtelte mit einem kurzen Stab vor ihm herum. Seine Haare waren kurz rasiert, das Gesicht zerfurcht, fast schrumpelig, und von der Farbe einer Dörrpflaume. Einzig die lange Narbe, die sich vom linken Auge bis hinunter zum Kinn zog, glänzte weiß.

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