0,00 €
Daniel - ein junger Mensch - steckt in einer Lebenskrise. Kurzerhand beschließt er, aus seinem bisherigen Dasein auszusteigen und etwas Neues zu beginnen. Die Kraft, die ihn antreibt, ist die Liebe - wenn doch bloß nicht die Überlebensängste wären, die ihn auf der immer tiefer fahrenden Rolltreppe seines Lebens begleiten.
*********************************************************************
Prequel zu meinem Roman "Prinzenwolken"
Der Inhalt dieser Geschichte umfasst ca. 6000 Wörter.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 32
Irgendwo in Berlin-Dahlem machte sich ein junger Mann spät abends auf den Weg. Weil er eigentlich überhaupt kein Ziel hatte, fuhr er mit der U-Bahn kreuz und quer und sah sehr verzweifelt aus – mit Tränen im Gesicht und einem dicken Kloß im Hals. Seine Haare waren nicht aufwendig gestylt und unter seinen Fingernägeln befanden sich leichte Schmutzränder – auch die Klamotten, die er trug, waren nichts Besonderes – eine hellblaue Jeans mit diversen Applikationen an den Beinen und eine braun-grüne Jacke.
Langsam verabschiedete sich die Sonne und hinterließ ein rötlich schimmerndes Wolkenband am Horizont, dabei wehte ein leichter Wind. Keinesfalls wollte er jemals nach Hause zurückkehren, zu heftig waren die Auseinandersetzungen der letzten Stunden mit seinem zornigen Vater gewesen, der sich wohl bisher ein völlig falsches Bild von seinem Sohn gemacht hatte. Über einen Schlafplatz hatte er sich aber noch keine Gedanken gemacht – Freunde, zu denen er gehen konnte, hatte er eigentlich keine mehr. Vielleicht würde er sich einfach in eine U-Bahn-Station legen und dort für ein paar Stunden die Augen schließen.
Nach einiger Zeit schaute er an sich hinunter und hielt einen Moment inne. Irgendwann würde man nach ihm suchen. Er bekam Angst, all das nicht lange durchhalten zu können.
Am Zoologischen Garten angekommen, kaufte er sich eine Packung Zigaretten. Die Marke erinnerte ihn an einen seiner letzten schönen Abende. Eigentlich rauchte er nicht, doch in jenem Moment hatte er das Gefühl, dass er es für seine Nerven benötigte. Ein paar Minuten saß er auf einer Bank und beobachtete vorbeigehende Passanten.
Offensichtlich nahm niemand Notiz von ihm, er war einer unter vielen, ein Teil der Masse. So würde wohl auch keiner von ihnen merken, wenn er nicht mehr hier sitzen würde. Er schloss die Augen und hegte den Wunsch, sich einfach in Luft aufzulösen. Als er sie wieder öffnete, bot sich ihm jedoch immer noch dasselbe Bild. Lediglich die Sonne stand ein wenig tiefer, ein Zeichen dafür, dass die Nacht bald hereinbrechen würde. Er begann, leicht zu frieren, es war mittlerweile zu kühl, um draußen sitzen zu können, ohne zu frösteln.
Zeit für ihn, sich noch eine Zigarette von der Marke, die in ihm so starke Erinnerungen wach werden ließ, anzuzünden. Der Rauch brannte in seiner Lunge, zwei Mal musste er kräftig husten, dann trat er die Kippe aus und setzte sich wieder in die Bahn, ohne überhaupt zu wissen, wohin er denn eigentlich wollte.
Nach einer Weile hatte er Berlin verlassen. Der Ort, in dem er sich befand, war ihm nicht unbekannt. Sein Adrenalinspiegel stieg ins Unermessliche. Immer wieder schaute er auf die Zigarettenschachtel. Dabei grinste er. Trotzdem hatte er immer noch feuchte Augen. Die Dunkelheit machte es ihm nicht gerade leicht, unbeschwert zu sein. Ihm fehlten eine starke Hand und jemand, der ihn berührte. Die Sehnsucht nach Geborgenheit wurde immer stärker, doch irgendwo hatte er auch Hemmungen, den Schritt zu wagen, den er eigentlich schon länger gehen wollte. Mit weichen Knien und klopfendem Herzen stieg aus der Bahn, als würde er von seinem Unterbewusstsein gesteuert, das ihn auch zu seinem Ziel führte. Eine lange Zeit stand er vor der Adresse, in der er Zuflucht suchen wollte und schaute auf das Haus. Seine innere Stimme jedoch verbot ihm, zu klingeln.