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Ich bin unscheinbar, wohlerzogen und brav. Das Verrückteste an mir ist meine Mitbewohnerin. Die größte Auflehnung gegen meine Spießerwelt ist mein Beruf. Er ist alles, was ich nicht bin. Wir sind wie Tag und Nacht; Licht und Schatten. Was er in mir weckt ist gefährlich; seine Welt bedrohlich. Im Handumdrehen führt er mich in Versuchung. Er ist verführerisch herb mit 99 Prozent Kakao. Und ich würde sterben für dunkle Schokolade. Dark Romance aus dem Hause Stone, das ist anders als sonst üblich. Ebenso heiß, ebenso düster und spannend, aber auch überraschend und tiefgehend. Es gibt eine Triggerwarnung. Man sollte sie lesen.
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Dunkle Versuchung
Kitty & Mike Stone
Dark Romance
Ich bin unscheinbar, wohlerzogen und brav.
Das Verrückteste an mir ist meine Mitbewohnerin.
Die größte Auflehnung gegen meine Spießerwelt ist mein Beruf.
Er ist alles, was ich nicht bin.
Wir sind wie Tag und Nacht; Licht und Schatten.
Was er in mir weckt ist gefährlich; seine Welt bedrohlich.
Im Handumdrehen führt er mich in Versuchung.
Er ist verführerisch herb mit 99 Prozent Kakao.
Und ich würde sterben für dunkle Schokolade.
Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2021
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Impressum:
Kitty Stone & Mike Stone
Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain
© Februar 2020 Kitty Stone/Mike Stone
Alle Rechte vorbehalten!
Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autoren.
Covergestaltung: Oliviaprodesign
Bilder: depositphotos.com / shutterstock.com
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Warnung vor vielen bösen Worten
In der Inhaltswarnung und auch dahinter
Dieses neue Machwerk des stoneschen Autorenpaares ist eine Dark Romance, bei der wirklich kein Blatt vor den Mund genommen wird. Sie ist heiß und stellenweise ziemlich heftig. Es geht hart zur Sache und das Thema ist … so brisant wie gesellschaftlich relevant.
Es geht um Rassismus und Liebe zwischen Menschen sehr verschiedener, ethnischer Herkunft. Das ist kein Nebenschauplatz, sondern der Kern der Erzählung. Und die Worte, die in dieser Erzählung fallen, können leicht Befindlichkeiten verletzen.
Jedes gute Buch soll die Geschichte der Protagonisten erzählen, wie diese sie erleben, empfinden und verstehen. Das geschieht hier. Die Sprache ist dem angemessen. Sie wird nicht beschönigt und schleicht nicht um den heißen Brei herum. Verletzende, schlimme, beleidigende Worte fallen nicht nur, sie werden geradezu … eingebrannt.
Für alle, denen sich bei dieser Andeutung schon die Nackenhaare sträuben, muss von diesem Buch abgeraten werden. Wer den Inhalt nach Beweisen für den vermeintlichen Rassismus der Autoren durchkämmen will, dem steht das aber natürlich frei. Falls man pauschal davon ausgeht, dass Weiße keinesfalls in die Perspektive anderer Ethnien eintauchen und daraus erzählen können, wird man mit diesem Buch nicht glücklich.
Wer damit kein Problem hat, aber die Kernelemente von Dark Romance nicht vertragen kann, sucht auch besser andere Unterhaltung. Die Bösen tun den Guten weh. Und die Guten sind nicht immer Engel. Tiefgang wird in diesem Roman nicht nur angedeutet, sondern ausgeschöpft.
Wer die Bücher der Darkstones schon kennt, wird auch nach diesem Buch keine Therapie brauchen. Wer sich neu zu den Lesern hinzugesellt und/oder mit Dark Romance bisher wenig am Hut hatte, dem sei folgende, zusätzliche Warnung mitgegeben:
Dark Romance ist nicht lieb und will es auch nicht sein. Es geht mal hart, mal heiß, mal ziemlich brutal zu. Sex, Gewalt und Psychospiele sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel in diesem Subgenre. Missbrauch und Übergriffe drohen Protagonisten wie Statisten.
Romance bleibt es aber dennoch. Ein Happy End ist also garantiert. Fragt sich nur, wer wie schlimm leiden muss, bis es so weit ist. Und ob die Bösen ihre gerechte Strafe erhalten oder gar selbst die Protagonisten sind.
Wer sich darauf einlässt, tut das auf eigene Gefahr.
Es ist eine Gratwanderung. Jeder Leser empfindet anders.
Ihr seid gewarnt.
Briana
Nervös zupfe ich zum hundertsten Mal an meinem viel zu kurzen Rock herum. »Das ist keine gute Idee, Lissy«, wispere ich meiner Freundin zu und versuche erneut, sie von dieser irrwitzigen Idee abzubringen.
Ich fühle mich in der Schlange der Wartenden, umgeben von all den Fremden, immer unwohler. Sie alle scheinen mich anzustarren und ich kann es ihnen nicht einmal verübeln. Zwischen all der dunklen Haut steche ich heraus, wie eine Leuchtreklame in einer stockfinsteren Nacht mitten im Nirgendwo.
Bevor wir die Warteschlange erreichten, war mein Outfit meine größte Sorge. So freizügig bin ich noch nie in meinem Leben vor die Tür gegangen. Nicht einmal in einem Bikini könnte ich mich so entblößt fühlen, obwohl ich zum Glück nicht in die Klamotten meiner Freundin passe und mein Rock daher meine Pobacken doch noch gerade so bedeckt.
Aber ich trage keinen BH und untenrum nur etwas, das sich mehr wie Dekoration anfühlt, als nach einem Höschen. Mein Oberteil ist so hauchdünn, dass es beim passenden Licht nichts mehr verbirgt. Ich weiß nicht, warum ich mich überhaupt darauf eingelassen habe. Bis ich wieder einen Blick auf die sexy Latina an meiner Seite werfe, neben der ich trotz allem fast wie eine Klosterschülerin wirke.
Hier, vor dem Club zwischen den Wartenden im sich schneller bewegenden Teil der langen Schlange, wird das allerdings zur Nebensache. Nicht mein Outfit ist es, das mir die unangenehme Aufmerksamkeit einbringt. Es ist meine Hautfarbe.
Es gibt noch ein paar vereinzelte, andere Menschen hier, die nicht mehr oder weniger dunkelhäutig zu sein scheinen. Aber niemand ist so unfassbar blass wie ich es bin. Selbst zwischen den Menschen, unter denen ich aufgewachsen bin, kassiere ich oft Sprüche darüber, wie bleich und porzellanhaft meine Haut wirkt. Hier macht mich das zur extremen Außenseiterin und das scheint vielen überhaupt nicht zu gefallen …
»Jetzt stell dich nicht so an, BB«, gibt Lissy zurück. »Du musst unter Leute und das hier ist der angesagteste Schwarzen-Club in unserem Viertel.«
Ich bin versucht, auf ihren Denkfehler hinzuweisen. Er liegt in ihrer eigenen Beschreibung der Kundschaft des Clubs, die sich perfekt mit dem deckt, was ich mit gesenktem Kopf aus dem Augenwinkel um uns herum wahrnehme. Es ist ein Schwarzen-Club. Lateinamerikaner scheinen willkommen genug. Weiße … nicht so sehr.
›Elisabeth-Maria‹, würde ich unheimlich gerne zu ihr sagen, denn dann würde ihre dunkelbraune Lockenpracht durch die Luft peitschen, wenn sie wild den Kopf zu mir herumreißt, weil sie es hasst, mit ihrem vollen Namen angesprochen zu werden. ›Ist dir vielleicht aufgefallen, dass ich wie ein Blatt Papier in einem Meer aus Tinte wirke?‹
Das wäre die passende Antwort. Aber ich traue mich nicht, auch nur einen Mucks zu machen. Ich habe Angst, dass alles, was ich sage, von den Umstehenden als rassistisch verstanden werden könnte. Und ich weiß nicht einmal, ob das ein Missverständnis wäre. Ich bin mir meiner Ahnungslosigkeit in Bezug auf Black Culture und meiner ›weißen Privilegiertheit‹ nie zuvor so bewusst gewesen.
Statt etwas zu erwidern, werde ich einfach nur rot. Unser Teil der Schlange bewegt sich wieder weiter. Eine zweite, lange Schlange daneben steht unverändert still. Böse Blicke über die Ungleichbehandlung finden unweigerlich ihr Ziel in mir.
»Was hat die Cracker-Braut in der VIP-Schlange zu suchen?«, höre ich eine junge Frau zu ihrer Freundin sagen.
»Schneehäschen«, schnaubt die Angesprochene verächtlich und mustert mich abfällig. »Dürres, hässliches Ding.«
Hitze kriecht mir über die Arme, den Hals und den Nacken hinauf und lässt mein Gesicht glühen. Mir kommt die alberne Hoffnung, dass ich vielleicht mit dem Rotton weniger auffalle. Mein Blick huscht zu Lissy, aber sie hat es nicht mitbekommen. Ihre Aufmerksamkeit ist nach vorne gerichtet, wo wir uns dem Eingang nähern. Warum in aller Welt habe ich mich nur überreden lassen, hierherzukommen?
›Weil dein Leben ansonsten stinklangweilig ist‹, flüstert mir meine innere Stimme zu.
Nur mit Lissy ist es das nicht mehr ganz so sehr. Sie wirbelt alles durcheinander, seit ich sie kennengelernt habe. Im Studium, wo wir zufällig Mitbewohnerinnen im Wohnheim und ganz überraschend beste Freundinnen wurden.
Bei der Erinnerung daran muss ich an meine Eltern denken. Wenn sie mich jetzt hier sehen könnten, würden sie durchdrehen. Und Lissy die Schuld dafür geben, dass ich vom rechten Weg abgekommen bin. Was nicht völlig falsch und trotzdem auch ganz und gar nicht richtig ist.
Meine Freundin hat mir die Augen geöffnet und dank ihr weiß ich, welchen Weg ich für mein Leben wirklich einschlagen will, ja. Aber den Entschluss, mit meinem Abschluss in die Sozialarbeit vor Ort zu gehen, wo wirklich denen geholfen werden kann, die es brauchen, habe ich ganz allein gefällt.
Ich will mein Leben nicht als Tochter eines einflussreichen Politikers und Kongressabgeordneten verbringen, die immer zuallererst das Wohl der Familie im Blick hat. Ich will kein Charity machen, sondern wirklich helfen. Etwas bewegen. Einen Unterschied machen. Und das … kann ich nur hier.
Die wahre Antwort auf die Frage, warum ich mich habe überreden lassen, lautet also: Weil ich begreifen muss, wie die Lebensrealität der Leute aussieht, denen ich in Zukunft helfen soll. Schon ab Montag in meinem neuen Job als Sozialarbeiterin in diesem Viertel hier. Wo auch Lissy seit ihrem Abschluss arbeitet und wo ich gerade zu ihr in ihre kleine Wohnung gezogen bin, um wirklich vor Ort zu sein, und nicht ›in Sicherheit‹, wie es meine Eltern gern hätten.
Ja, deswegen bin ich hier. Ich hebe den Kopf und straffe mich etwas, denn das ist ein Grund, für den ich mich nicht schämen muss. Die Feindseligkeit der Menschen um mich herum kann ich wegstecken. Ich muss mir ihr Vertrauen erst verdienen. Und das … werde ich!
Mein Blick fällt auf den baumlangen Mann im Security-Shirt direkt vor meiner Freundin und mir. Fast vergesse ich meinen mutigen Beschluss, weil mir das Herz in die Hose rutscht. Er sieht kurz Lissy an, mustert mich dann rasch und zieht demonstrativ eine Augenbraue hoch.
Meine Freundin macht einen Schritt auf ihn zu und fordert ihn mit einer Geste auf, sich zu ihr herunter zu beugen, während ich mir ausmale, wie er mich abweisen wird, weil ich weiß bin. Oder zu dürr, wie die Frau in der Schlange meinte. Oder auch, weil ich nicht unbedingt so alt aussehe, wie ich bin …
Lissy flüstert ihm etwas zu und er mustert mich noch einmal. Eindringlich, diesmal. Durchdringend, geradezu. Als würde er taxieren, ob ich … Himmel, fast fühlt es sich an, als versuche er einzuschätzen, ob ich ihm gewachsen wäre. Was sofort mein Herz zum Rasen bringt, denn wenn er überall so groß und massiv gewachsen ist, wie von der reinen Statur her, dann … sehe ich definitiv nicht so aus, als wäre ich das!
Gott, warum verursacht das nur so ein plötzliches Kribbeln in meinem Unterleib?
›Frag doch nicht so blöd‹, schelte ich mich selbst stumm und muss an mein Lieblingsspielzeug denken, das sicher in der obersten Schublade meiner Kommode liegt. Und dem ich das Wissen verdanke, dass ich vielleicht nicht so aussehe, aber einem so großen, massiven Kerl … schon gewachsen sein könnte.
Der Einlasser zuckt mit den Schultern und macht eine Kopfbewegung zur Tür des Clubs. Während Lissy meinen Arm packt und mich mit sich zieht, stoße ich die Luft aus, von der ich nicht einmal gemerkt habe, dass ich sie anhielt. Mit einem letzten Blick über die Schulter folge ich ihr und entdecke, dass er nicht nur den Hintern meiner Freundin eingehend betrachtet, sondern auch … meinen.
Ich habe keine Erfahrung mit Clubs. Ich war immer eher die Streberin, die gelernt hat, während alle anderen feiern wollten. Meine Eltern wären vermutlich auch nicht sehr angetan davon gewesen, wenn ich die Partymaus hätte spielen wollen. Zu viel Skandal-Potenzial.
Was ich an Clubs von innen gesehen habe, hätte mich allerdings auch bei mehr Besuchen nicht auf das Innere dieses Lokals vorbereiten können. Praktisch sofort nach Passieren der Tür bin ich von sich drängenden Körpern umgeben, die sich im Rhythmus der wummernden Bässe bewegen. Fast so, als wären wir durch den Eingang direkt auf die Tanzfläche gelangt.
Ohne die Hand von Lissy an meinem Arm wäre ich sofort verloren, denn ich bin nicht besonders groß und es gibt nicht allzu viel Licht. Dunkle Körper in oft noch dunklerer Kleidung bewegen sich zur Musik und niemand scheint Scheu zu haben, andere Leute zu berühren. Schon auf den ersten Metern habe ich Brüste an meinen Armen und im Rücken gefühlt und vielleicht auch den Inhalt männlicher Hosen an meinen Beinen und meiner Hüfte.
Es ist heiß und schweißtreibend schwül, aber was mir die Hitze mehr als das aufsteigen lässt, ist die … Sinnlichkeit der Atmosphäre. Als sich meine Augen langsam an die Beleuchtung gewöhnen, nehme ich immer mehr schweißfeuchte, nackte Haut und heiße, sexy Körper wahr. Mit stockt der Atem, bei manchem, was ich im Vorbeigehen wahrnehme.
Hat diese Frau da wirklich ihre Hand in der Hose ihres Tanzpartners? Und wie weit können die Finger dieses Mannes noch vom Schoß der Frau entfernt sein, so weit, wie er ihren Rock bereits hinaufgeschoben hat? Reibt sich diese andere Frau da wirklich direkt mit ihrem Lustzentrum am Oberschenkel des Kerls, mit dem sie tanzt, während ein anderer ihre Brüste massiert?
Ich schaffe es gar nicht, alles in mich aufzunehmen. Lissy zerrt mich weiter, an den Tanzenden vorbei. Aber ich kann den Blick einfach nicht von den sich windenden Körpern losreißen und so stolpere ich mehr hinterher, als das ich laufe.
Was sich hier vor meinen Augen abspielt, lässt mich an andere Dinge denken, als an einen Nachtclub. So stelle ich mir … Orgien vor. Oder die berüchtigten Partys der Burschenschaften auf der Uni, von denen ich mich immer so strikt ferngehalten habe, wie der Teufel das Weihwasser meidet. Aber das ist Unsinn, denn ich war auf einer Universität mit hervorragendem Ruf und da wäre so etwas …
Himmel! Mit tiefem Schreck stelle ich fest, wie nahe ich einem zutiefst rassistischen Gedanken kam, ohne es zu merken. Weiße Privilegiertheit in ihrer hässlichsten Form. Ich kann doch nicht denken, dass eine heiße Party unter Weißen weniger erotisch aufgeladen wäre, als die Atmosphäre in einem Schwarzen-Club. Obwohl es mir wirklich, wirklich schwerfällt, mir einen ähnlich sinnlichen Anblick mit hellhäutigeren Körpern auszumalen …
Vielleicht ist es rassistisch. Aber vor allem ist es verdammt heiß! Allein nur bei der Vorstellung, dass sich die tanzenden so intim berühren, spüre ich ein heftiges Ziehen in meinem Schoß. Die dunkle, teilweise schwarze, schweißglänzende Haut, steht im Kontrast zu hellen Lichtblitzen. Die Körper winden, drehen und reiben sich auf der Tanzfläche. Es ist ein unentwirrbares Gewimmel sinnlicher Leiber, die sich weit mehr berühren, als es in einer Tanzschule geschieht. Es ist eine Orgie. Zumindest für meine Sinne!
Ich laufe fast in Lissy hinein, als diese abrupt anhält. Endlich kann ich die Augen von den Tänzern losreißen und erkenne, dass wir an einer überfüllten Bar angekommen sind. Selbstbewusst bahnt sie sich den Weg zwischen den Menschen hindurch, bis sie den Tresen erreicht. Mich zieht sie dabei einfach weiter mit.
Um das Ohr des fröhlich grinsenden Mannes zu erreichen, dessen weiße Zähne in seinem dunklen Gesicht zu blitzen scheinen, muss sich meine Freundin fast über den Tresen beugen. Hinter ihr stehend erfasse ich, wie viel das von ihrem Hintern entblößt und wie wenig Hinweise auf ein Höschen man dabei findet. Sie … wird doch eins anhaben, oder etwa nicht?
Ich bin froh, dass sie nicht lange in dieser Haltung bleibt, denn damit erregt sie einige Aufmerksamkeit. Und dann bemerken die Leute auch mich. Was gemischte Reaktionen zur Folge hat.
Einige Männer mustern mich auf eine Art, die mir wechselweise Schauer und Schauder über den Rücken laufen lässt. Sie ziehen mich fast mit den Augen aus und ich bin hin und her gerissen. Bei manchen ist das gar kein so unangenehmes Gefühl, bei anderen wiederum sehr unschön.
Unerfreulich ist auch die Art, wie die meisten Frauen mich anstarren. Erst stutzen sie, dann blinzeln sie und ihre Blicke werden feindselig und abfällig. Nicht wenige verziehen die Gesichter und sagen auch Dinge, die ich zum Glück über die Musik nicht verstehe. Aber es ist klar, dass es Beleidigungen sind.
»Getränke kommen«, lässt mich Lissy wissen. »Alles gut?«, erkundigt sie sich dann, als sie meine Miene sieht.
»Was ist ein Cracker?«, frage ich aus einem Impuls heraus.
»Wer hat das gesagt?«, faucht sie und blickt sich wild um.
»Draußen jemand«, beschwichtige ich schnell. »Was bedeutet es? Es ist nicht nett, oder?«
»Nein, es ist … ein beleidigender Begriff für Weiße«, seufzt meine Freundin und drückt meinen Arm. »Mach dir nichts draus, die Weiber hier sind alle nur neidisch, weil du …«
»Weil ich ein Schneehäschen bin?«, rutscht es mir raus, als gerade ein Musikstück in ein anderes übergeht und es kurz ein wenig leiser wird.
Lissy blinzelt mich an und scheint zwischen Verärgerung und Belustigung zerrissen. Peinlicher ist allerdings, dass der Barkeeper gerade in dem Moment Getränke auf dem Tresen abgestellt und sich vorgebeugt hat, um meine Freundin anzutippen. Er schaut mir direkt in die Augen und grinst.
»Das ist doch prima«, meint er und zwinkert mir zu.
Ich weiß nicht, warum ich rot werde. Es liegt daran, wie sein Blick über meinen Körper wandert, nehme ich an. Als wäre ein Schneehäschen … etwas Unanständiges?
Lissy beißt sich auf die Unterlippe. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie sich das Lachen verkneifen muss. Sie nimmt die Gläser und reicht mir eines davon. Es ist ein Cocktail-Glas und warm. Auf dem dunklen Getränk sitzt ein kleines Sahnehäubchen und ein Strohhalm ragt daraus hervor.
In meiner Verlegenheit nehme ich ihn zwischen die Lippen und probiere, was meine manchmal nicht ganz vernünftige Mitbewohnerin mir da bestellt hat. Dann reiße ich die Augen auf und kann nicht anders, als verhalten zu stöhnen, während mir die Knie weich werden.
Oh Gott! Das ist Schokolade! Warme, bittersüße Schokolade, die sogar beim Schlucken noch heißer wird. Heilige Scheiße, ist das gut!
»Wow«, höre ich die Stimme des Barkeepers. »Ist sie … vergeben?«
»Nur an dunkle Schokolade«, kichert Lissy. »Aber das dürfte bei dir ja kein Problem sein, hm?«
Ich stelle fest, dass ich die Augen genüsslich geschlossen habe, während ich noch mehr von diesem absolut genialen Cocktail genoss. Schnell mache ich sie wieder auf, um einen strafenden Blick in die Runde zu werfen.
Der Barmann grinst nur und zwinkert mir wieder zu. »Wenn du Nachschub brauchst, lass es mich wissen, Schneehäschen«, meint er.
»Du bist einmalig«, gluckst Lissy und gibt mir einen Kuss auf den Mund. »Mmh, schmeckt wirklich nicht so übel. Aber etwas zu bitter für so eine Süße wie dich …«
»Das ist es, was Schokolade erst richtig gut macht«, doziere ich sofort automatisch, denn ich muss meine heiße Liebe zu besonders hohem Kakao-Gehalt in der sündhaften Süßigkeit praktisch immer verteidigen, weil kaum jemand etwas anderes als Vollmilch mag.
»Genieß es einfach«, winkt meine Freundin, die das natürlich aus erster Hand kennt, ab. »Und ein Schneehäschen ist eine Weiße, die auf schwarze Männer steht.«
Sie erwischt mich mitten im Schluck und fast geht das in die Hose. Ich kann gerade so verhindern, mich böse zu verschlucken, bevor ich sie mit großen Augen anstarre. Ich weiß nicht, wie rot ich vorher war, aber jetzt glüht mein Gesicht, als ich nach dem Barkeeper sehe, dessen Blick auf mir ruht und der mir mit einer Flasche in der Hand zwinkernd zuprostet.
»Lissy!«, japse ich vorwurfsvoll.
»Was? Stimmt es denn nicht?«
»D-das …«
»Ich kenne dein Geheimnis«, flüstert sie mir verschwörerisch zu. »Ich hab ihn gesehen, als deine Schublade mal offenstand. Und da wusste ich, du musst unbedingt mit mir hierherkommen …«
Mein Mund klappt auf und ich kann kein Wort hervorbringen. Meine Freundin grinst mich frech an und meine Gedanken rasen. Sie … weiß von meinem Dildo? Oder meint sie etwas anderes? Aber was, wenn sie von einem Geheimnis in meiner Schublade spricht?
»Weißt du, ich bin fast geplatzt vor Neugier«, plaudert sie munter weiter. »So ein großes Teil und du bist so schmal und zierlich und … Ich meine, passt der wirklich ganz in dich rein?«
Es gäbe bestimmt Reaktionen darauf, die nicht alles verraten, was ich niemals einem Menschen beichten wollen würde. Aber ich finde zielsicher die eine Möglichkeit, ihr ohne Worte die Frage zu beantworten, indem ich den Kopf senke und noch mehr rot anlaufe. In meiner Verzweiflung bleibt mir nur, wieder nach dem Strohhalm des umwerfenden Cocktails zu angeln und mich auf den herben Schmelz auf meiner Zunge zu konzentrieren.
Und dann endet der Genuss auch schon wieder, weil das Glas leer ist …
Dayo
Etwas stimmt nicht. Es ist nicht greifbar, aber die Stimmung im Club ist nicht so, wie sie sein sollte. Es ist nicht viel, aber ich vertraue voll und ganz meinem Instinkt, wenn es um solche Eindrücke geht. Er trügt mich nicht.
Zuerst drehe ich meine Runde und halte die Augen offen. Dealer dealen, Huren genießen ihren freien Abend und die Einheimischen feiern. Wann immer mich jemand entdeckt, grüße ich mit einem Nicken, wer einen Gruß verdient und warne mit einem Blick, wer eine Warnung braucht. Nur einmal muss ich eingreifen.
Dass ein Handel stattfindet, ist offensichtlich. Ich kenne die Körperhaltung, die ein Dealer einnimmt, wenn es passiert. Aus eigener Erfahrung und aus der Beobachtung. Der Bursche ist jung und unerfahren. Aber viel wichtiger ist, dass er nicht hierhergehört.
Seinen hochgezogenen Schultern merkt man an, dass er nicht ahnungslos ist. Das hier ist nicht sein Revier. Er versucht, es zu verbergen, aber ich finde meine Anzeichen in den Schichten seiner Kleidung. Ich denke, ich weiß, zu welcher Gang er gehört. Dummer Fehler von ihm, ausgerechnet in diesem Revier wildern zu wollen.
»Hast du dich in der Hausnummer vertan, Motherfucker?«, knurre ich in der Nähe seines Ohrs, während ich die Hand bewusst hart auf seine Schulter fallen lasse. »Oder bist du einfach nur ein dummerNigga?«
Er schüttelt die Hand schnell und geschickt ab, indem er sich aus der Berührung dreht. Mit dem Körper deckt er die Ware oder das Geld und will sich mir entziehen. Schnell in der Menge untertauchen. Dicht genug dafür ist sie. Oder wäre es, wenn er es nicht mit mir zu tun hätte.
Ich spiele dieses Spiel schon mein ganzes Leben und kenne die Regeln. Ich weiß, wie sein Plan aussieht, bevor er weiß, dass er einen braucht. Ohne Mühe stelle ich mich in seinen Weg und gebe ihm einen harten Stoß zurück in die Sitzecke, aus der er entkommen will.
»Ganz schlechtes Karma, Junge«, lasse ich ihn wissen und baue mich demonstrativ breit vor ihm auf.
Er blinzelt, während er sich aus seiner halbliegenden Haltung auf der gepolsterten Sitzbank aufrappelt. Seine Augen huschen hektisch herum, aber es gibt keinen Fluchtweg mehr. Er muss sich mit mir auseinandersetzen.
Als er das begreift, fasst er mich ins Auge. Ich lasse ihm die Zeit, die er braucht. Er sieht mein Gesicht, die Haare, das halb offene Hemd, die Tätowierung auf meiner Brust und das Amulett um meinen Hals mit demselben Symbol. Er erfasst die Armbänder und die anderen Talismane, die ich immer bei mir habe. Wer auch nur schon mal meinen Namen gehört hat, müsste ein kompletter Vollidiot sein, um nicht zu kapieren, wer ich bin.
»Voodoo-Nigger«, formen seine Lippen tonlos und seine Augen weiten sich. Die Pupillen sagen mir eine Menge darüber, wie viel von seinem eigenen Stoff er intus hat.
Ich grinse ihn bösartig an und lasse meine Miene sofort wieder versteinern. Dann drehe ich den Kopf zu seiner Kundin. Sie ist zu jung für diesen Scheiß. Ich glaube, ich habe sie schon gesehen. Sie ist aus dem Viertel. Die Schwester irgendeines Jungen. Wer es genau ist, will mir gerade nicht einfallen, aber ich komme schon noch darauf.
»Wenn du dir den Scheiß reinziehst, den er dir verkauft, ist es deine Beerdigung«, rufe ich ihr zu.
»Sonst verkauft mir keiner was!«, begehrt sie auf.
»Weil du zu jung für den Dreck bist.«
»Ich bin alt genug, um …!«, will sie dagegenhalten.
»Wie sieht dein Bruder das?«, unterbreche ich sie.
»Lass Djamal da raus. Das geht den einen Scheiß an!«
»Wenn du erwachsen bist, kannst du deine eigenen Entscheidungen treffen, Tanisha«, grolle ich. Mit dem Namen ihres Bruders sind mir genug Puzzlestücke an den richtigen Platz gefallen, um zu wissen, wer sie ist. »Aber selbst dann läuft so ein Dreck wie der hier in meiner Hood nicht.«
»Fick dich doch, Dayo!«, faucht sie.
Ihre Augen werden groß wie in einem beknackten Anime, als ich dem Scheißer, der ihr Stoff verkaufen wollte, ins Gesicht trete. Stöhnend kippt er nach hinten und ist für einen Moment nicht in der Lage, sich aus dem Staub zu machen. Zeit genug …
Die Kleine rührt sich nicht, als ich mich über sie beuge. Sie zittert, aber sie ist wie eingefroren. Ihre Worte bereut sie schon, aber zurücknehmen kann sie es nicht mehr.
»Was dich davor rettet, dass ich dich mit diesem kleinen Pisser da bei seiner beschissenen Gang auf der anderen Seite des Flusses abladen lasse, ist allein deine Mutter, Tanisha«, sage ich kalt und ruhig. »Das reicht genau für dieses eine Mal und es kostet dich jeden Stein, den ihr Name dir in meinem Brett verschafft. Geh jetzt und lass dich hier nicht mehr blicken, bevor du achtzehn bist.«
Ich ignoriere die Tränen, die ihr in die Augen schießen und die Scham, die ihre tiefbraunen Wangen verdunkelt. Ich bin kein Pastor und kein Sozialarbeiter. Ich bin nicht nett. Aber ich hoffe dennoch, dass der Schreck, den ich ihr eingejagt habe, eine Weile vorhält.
Als sie sich aus der Nische schiebt, um fortzulaufen, nehme ich ihr das Tütchen ab, das sie gekauft hat. Schon am Gefühl des Inhalts zwischen meinen Fingern kann ich ausmachen, dass es Meth ist. Natürlich. Was sonst. Wenn man sich schon Scheiße reinzieht, dann auch richtig.
»Dayo, was geht?«, brummt eine tiefe Stimme von der Seite, als ich mich wieder dem Dealer zuwende.
»Meth-Dealer«, lasse ich Shawn von der Club-Security wissen.
»Keiner von deinen?«, vergewissert er sich.
Bei jedem anderen wäre ich sauer über die Frage, aber Shawn ist ein lächerlich dummer Nigga. Verlässlich, stark, aber fast völlig hirnlos. Und mit einem guten Herz. Was alles ist, was es braucht, um auf meiner guten Seite zu landen.
»Keiner von meinen und auch keiner von hier. Er braucht eine Lektion, damit er weiß, wo er nicht willkommen ist.«
»Kann ich machen. Soll ich?«, schlägt der wandelnde Panzerschrank vor.
Kurzentschlossen nicke ich. Mehr als eine Tracht Prügel ist nicht nötig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der kleine Pisser auf eigene Faust versucht hat, seine Geschäfte hier zu machen. Der Boss seiner Gang wird ihm vermutlich alle Rippen brechen, die Shawn ganz lässt, weil er einen Krieg riskiert hat.
Außerdem … juckt mir der Nacken und ich will rausfinden, was heute hier anders ist als sonst. Irgendwas liegt in der Luft und es konzentriert sich auf einen ganz bestimmten Bereich bei einer der Bars. Ich mag es nicht, wenn etwas vor sich geht und ich nicht weiß, was es ist. Selbst wenn es nicht gefährlich wirkt.
Anders ist immer alarmierend und ich tappe ungern im Dunkeln. Also überlasse ich es Shawn, den Müll rauszubringen, und stecke ihm einen Schein dafür zu. Dann ziehe ich mein Handy und tippe seiner Frau: ›Fünfziger in Hosentasche. Dein Nigga ist ein Guter.‹
Ich hoffe, sie liest es schnell und macht früher Feierabend. Ein Freier weniger wird ihr guttun. Ich brauche bald eine andere Aufgabe für sie. Ihre Schwangerschaft wird langsam sichtbar und das bringt Typen auf seltsame Ideen. Außerdem kann das ständige Geficke nicht gut für ein Baby sein …
Briana
Mir ist verdammt warm. Und es geht mir verdächtig gut. Ich fange an, mich zu fragen, ob dieser Cocktail möglicherweise mehr enthält, als nur dunkle Schokolade. Beispielsweise … Alkohol?
Es fühlt sich an, als würden mit jedem Schluck davon Hemmungen von mir abfallen. Die bösen Blicke, die ich noch vor Kurzem so deutlich auf mir gespürt habe, sind in den Hintergrund getreten. Stattdessen stecke ich den Kopf mit Lissy zusammen und wir stellen heimlich Vermutungen über Männer an, die wir entdecken.
Anfangs ging es um den Gesamteindruck. Aber nach dem zweiten ›Dark Chocolate‹ - was wirklich, wirklich ein sehr passender Name für diesen Drink ist, muss ich sagen - fing sie an, sich auf deren Hintern zu beschränken. Und ich … war absolut einverstanden damit. Was - glaube ich zu wissen - nicht ganz typisch für mich ist.
Auch wenn ich ganz sicher bin, knallrot zu sein, kann ich das Kichern doch nicht einstellen. Und auch das ist nicht normal. Ich kichere nicht. Ich bin doch kein kleines Mädchen. Offensichtlich aber wohl doch. Zumindest jetzt gerade …
Nach der Hälfte des dritten Glases entschlüpft es dann mir! »Was denkst du, wie groß sein … sein ›du weißt schon‹ ist?«, frage ich meine beste Freundin nach ihrer Meinung zu einem einstimmigen achter Hintern, der an uns vorbeiläuft.
»Sein ›du weißt schon‹?«, prustet sie und muss sich an der Bar festhalten, um nicht vor Lachen von ihrem Stuhl zu rutschen.
»Was ist so witzig?«, erkundigt sich Derek, der beste Barkeeper der Welt und eine solide neun in Sachen Po, bei dem ich durchaus auch gerne wüsste, was er in der Hose hat.
Gott, habe ich das wirklich gerade gedacht?! Ich meine, er ist wirklich liebenswert und charmant. Und er gibt mir das Gefühl, hier willkommen zu sein. Er berührt sogar gelegentlich meinen Arm oder meine Hand, wenn er mir einen neuen Cocktail gibt oder mich eines leeren Glases entledigt. Er ist wirklich süß …
»Sie will über Schwänze reden und nennt sie ›du weißt schon‹!«, prustet Lissy.
»Hey!«, beschwere ich mich über die Indiskretion und wechsle wieder einmal von knallrot zu ›ich verbrenne‹.
»Um wessen Schwanz geht es denn?«, erkundigt er sich. Bei mir!
»Äh … Ähm …«, stammele ich. Warum ich dann auf den Typen zeige, der keine Ahnung hatte, dass er Gegenstand des Gesprächs war, bis ich den Finger hob, kann ich selbst nicht begreifen.
»Und? Was ist das Urteil?«, will unser Barmann wissen, während der Mann, um den es geht, stirnrunzelnd zu mir sieht.
»Mittel«, platzt Lissy heraus.
»Mittel für einen Mann oder mittel für einen Schwarzen?«, hakt Derek sofort nach.
Ich blinzele nur und starre ihn fassungslos an. Aber er scheint kein Problem in diesem beiläufigen Rassismus zu sehen. Und … ich meine, na ja … Er ist schwarz. Also darf er das natürlich auch.
»Mittel für einen BBC«, versetzt Lissy.
»BBC?«, ächze ich.
»Big Black Cock«, hilft sie mir aus. »Großen, schwarzen Schwanz.«
»Oh, okay …«
Ich lasse das Lachen von beiden über mich ergehen, denn ich sehe ein, wie doof die Frage war. Nachdem sie es gesagt hat, wurde mir auch klar, dass es nur das sein kann. Ich werde niemandem erzählen, dass ich praktisch ein Abo auf diese Art von Porno habe. Dann wäre es nur noch peinlicher, dass es mir nicht sofort eingefallen ist. Außerdem werde ich hier ja wohl keine Porno-Kategorien diskutieren. Hoffe ich …
»Können wir …«, setze ich an und suche nach einer Ausflucht, »äh, tanzen gehen?«
»Du willst tanzen? Echt?«, freut sich meine Freundin und springt auf.
Oh Gott, was habe ich getan?! Von allen Orten auf dieser Welt gehöre ich am wenigsten auf diese Tanzfläche voller sexy Menschen, die sich zum Rhythmus bewegen, als wäre es ihnen in die Wiege gelegt worden. Was stimmt nur nicht mit mir?
»Komm!«, fordert Lissy und zieht mich von meinem Stuhl.
Ich kann gerade noch so meinen Drink abstellen und Derek mit einem Blick bitten, darauf aufzupassen. Bevor ich in die wogende Menge gerissen werde. Dann wirbelt mich die rassige Latina auch schon herum und zieht mich dicht an sich.
»Er steht auf dich«, wispert sie mir ins Ohr. »Zeig ihm, wie dein Körper sich bewegen kann. Denk nicht nach. Ich hab dich …«
Irgendwie … tue ich, was sie von mir verlangt. Auch wenn ich nicht glauben kann, was sie über Derek sagt. Ein Prachtkerl wie er mit der freien Auswahl aus all diesen Frauen mit den aufregenden Rundungen, die sich wie Sexgöttinnen zur Musik bewegen, soll mich auch nur wahrnehmen? Ich habe nicht mal richtige Titten und keinerlei Arsch. Was habe ich ihm schon zu bieten?
›Ballett‹, nuschelt eine seltsam lockere, innere Stimme in meinem Kopf. ›Jazz Dance.‹
Ohh-kay?
»Genau so«, haucht Lissy mir zu und … packt meinen Hintern!
Da bemerke ich es selbst. Ohne auch nur wirklich nachzudenken, habe ich angefangen, mich an ihr zu reiben. Die Schenkel zwischen den Beinen der anderen, wiegen wir uns zusammen im Takt. Von wegen Jazz Dance. Das ist purer Lambada, nur ohne die Schritte. Zum Glück habe ich so lange getanzt, dass ich nicht mehr über die Bewegungen nachdenken muss. Mein Schwips hilft wohl auch.
Das Ding ist, mir wird heiß. Ich meine, noch heißer. Wirklich, wirklich heiß. Vor allem im Bauch und zwischen den Beinen, wo der kräftige Oberschenkel meiner besten Freundin ohne Scheu Teile meines Körpers berührt, die selbst ich nur anfasse, wenn ich mich wirklich allein weiß.
Gütiger Gott! Das Gefühl, wenn ihre vollen Brüste meine kleinen Hügel streifen. Und der feste Griff an meinem Po. Die schwülheiße Atmosphäre. Die sexy Körper überall um mich herum. Ich bekomme wirklich verdammt Lust. Und zwar darauf, mich noch ein wenig mehr gehenzulassen und … ihr vielleicht ein ähnlich aufregendes Gefühl zu bescheren.
»Wow, Süße«, zischt sie und ich muss mich zwingen, die Augen aufzumachen, um sie anzusehen.
»Hm?«
»Ich wusste, dass du es in dir hast«, flüstert sie mir zu und ihre Augen funkeln. »Lass es raus.«
»Okay …«
Mehr weiß ich nicht. Und ich will auch nicht reden. Ich will … tanzen!
Dayo
Es ist zum Kotzen. Ich habe mein Ziel fast vor Augen und je länger es dauert, bis ich es erreiche, desto mehr verändert sich die Stimmung. Wie Wellen geht etwas von einem Punkt aus, der sich jetzt auf der Tanzfläche befindet. Aber ich kann es nicht erkennen und ich scheine für jeden Schritt darauf zu, gleich wieder zwei Schritte zurückzumachen.
Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals so viele Leute etwas von mir wollten. Eine Runde durch den Club, um nach dem Rechten zu sehen, dauert normalerweise etwa zehn Minuten. Heute bin ich nach über einer halben Stunde noch nicht einmal halb fertig. Die Zeit nicht mit eingerechnet, die ich mit dem Pisser von Möchtegern-Dealer verschwendet habe.
»Sie will mir einfach keinen Blowjob geben«, beschwert sich ein Nigga namens Bo wie eine kaputte Schallplatte bei mir. »Sie hat sich nie angestellt, wenn es darum ging, mir den Schwanz zu lutschen. Und jetzt weigert sie sich einfach.«
Ich habe die Schnauze voll. Vor allem, wenn es um so ein scheißdummes Gejammer geht. Ich wende mich ihm voll zu, nachdem ich ihm bisher nur mit einem Ohr zugehört habe.
»Sie ist nicht mehr deine Alte«, informiere ich den Idioten über eine Kleinigkeit, die ihm wohl völlig entgeht. »Wenn du jetzt was von ihr willst, zahlst du dafür. Sie ist dir nicht mehr verpflichtet und schuldet dir nichts.«
»Aber ich will ja zahlen!«, mault Bo wie ein bockiges Kind. »Sie will es trotzdem nicht.«
»Dann schluckst du das«, grolle ich augenrollend. »Es ist ihre Entscheidung, ob sie dich als Kunden nimmt. Jammerst du bei anderen Pussys auch so rum, wenn sie dich nicht ranlassen? Bist du ein Mann?«
»Aber sie hatte nie Probleme damit, meinen Schwanz …«, will er wiederholen.
»Sie ist nicht mehr deine Alte, Nigga!«, fahre ich ihn an. »Was zwischen euch war, ist Vergangenheit. Jetzt bist du ein Kunde und wenn sie nicht will, dann respektierst du das, oder du kriegst es mit mir zu tun. Das ist nicht so schwer zu verstehen.«
»Aber …«
»Nigga!«, schnauze ich und packe ihn am Kragen, um ihn zu mir zu ziehen. »Du strapazierst meine Geduld. Ich breche dir die Nase, wenn du mir weiter damit auf die Nerven gehst, dass eine Hure dein Geld nicht will.