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Eine abgefuckte Aufgabe für einen gestörten Typen. Dozent für Disziplin und Gehorsam. Auf einer privaten Hochschule für Töchter der Elite. Ein Job so krank, dass nur jemand wie ich ihn machen kann. Doch Sie ist noch kaputter als ich. Sie weckt etwas in mir, das ich tot glaubte. Meine Maskerade aufrechtzuerhalten wird immer schwerer. Professionelle Distanz zu wahren wird zu einem Problem. Sie ist wie eine wahrgewordene Wunschvorstellung. Sie nicht in Besitz nehmen zu wollen ist fast unmöglich. Teach me - Lehre mich. Als ich diese Worte von ihren Lippen höre, verändert es alles. Dark Romance aus dem Hause Stone, das ist anders als sonst üblich. Ebenso heiß, ebenso düster und spannend, aber auch überraschend und tiefgehend. Es gibt eine Inhaltswarnung. Man sollte sie lesen. **** Alle Bücher der Dark Desires-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden und sind in sich abgeschlossen!
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Unterwerfung gelehrt
Kitty & Mike Stone
Dark Romance
Eine abgefuckte Aufgabe für einen gestörten Typen.Dozent für Disziplin und Gehorsam.Auf einer privaten Hochschule für Töchter der Elite.Ein Job so krank, dass nur jemand wie ich ihn machen kann.Doch Sie ist noch kaputter als ich.Sie weckt etwas in mir, das ich tot glaubte.Meine Maskerade aufrechtzuerhalten wird immer schwerer.Professionelle Distanz zu wahren wird zu einem Problem.Sie ist wie eine wahrgewordene Wunschvorstellung.Sie nicht in Besitz nehmen zu wollen ist fast unmöglich.Teach me - Lehre mich.Als ich diese Worte von ihren Lippen höre, verändert es alles.Dark Romance aus dem Hause Stone, das ist anders als sonst üblich. Ebenso heiß, ebenso düster und spannend, aber auch überraschend und tiefgehend. Es gibt eine Inhaltswarnung. Man sollte sie lesen.
Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2022
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Impressum:
Kitty Stone & Mike Stone
Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain
© Juli 2022 Kitty Stone/Mike Stone
Alle Rechte vorbehalten!
Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autoren.
Cover design by Jay Jay at JJ's Designs and Creations
Bilder: depositphotos.com
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Obligatorische Warnung
Lesen auf eigene Gefahr
Dark Romance ist nicht lieb und will es auch nicht sein. Es geht mal hart, mal heiß, mal ziemlich brutal zu. Sex, Gewalt und Psychospiele sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel in diesem Subgenre.
Romance bleibt es aber dennoch. Ein Happy End ist also garantiert. Fragt sich nur, wer wie schlimm leiden muss, bis es so weit ist. Und ob die Bösen ihre gerechte Strafe erhalten oder gar selbst die Protagonisten sind.
Wie in allen Büchern des Autorenpaares werden sich auch in diesem Roman wieder nicht alle Leute an die Maßstäbe konventioneller Vernunft halten. Es werden fragwürdige, problematische und ausgesprochen idiotische Entscheidungen getroffen. Manche davon haben Konsequenzen. Wie im wirklichen Leben.
Es werden Spielarten der körperlichen Liebe thematisiert, die nicht jedermanns Sache sein werden. BDSM ist nur eines der Themengebiete, die sich bei den Darkstones öfter wiederholen. Wer dahingehend empfindlich ist, sollte zu zahmerer Lektüre greifen.
Wer sich auf dieses Buch einlässt, mag sich in der Handlung so sehr verfangen, dass ein Ausstieg nicht mehr möglich ist. Das würde bedeuten, dass es wirkt wie beabsichtigt. Dafür wird es keine Entschuldigungen geben.
Ihr seid gewarnt.
Elaine
Seit einer gefühlten Ewigkeit schon laufe ich in meinem Zimmer auf und ab. Seitdem mich seine Schlägertypen einfach verschleppt haben. Mitten in der Vorlesung haben sie mich rausgezerrt und mitgenommen. Und nun bin ich hier und höre seit Stunden nichts. Das Eingesperrtsein ist kaum zu ertragen und macht mir schwer zu schaffen. Dabei sollte ich eigentlich daran gewöhnt sein. Schließlich war ich fast mein ganzes Leben lang gefangen.
Aber noch nie hat es mich so sehr eingeengt, dass ich kaum mehr Luft bekomme. Ich reiße ein Fenster auf und … mein Blick fällt sofort auf die dicken Gitterstäbe. Sie sind mir zuvor nicht aufgefallen. Das ist neu. Keuchend weiche ich in die Mitte des Raums zurück. Das Gefühl, dass die Wände auf mich zukommen und mich zerdrücken werden, ist plötzlich übermächtig. Das Zimmer fängt an, sich um mich zu drehen. Scheiße, Scheiße, Scheiße!
Ich kann mein Herz bis in den Hals hinauf schlagen fühlen. Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Tief atme ich ein und schließe die Augen. Doch die Dunkelheit hüllt mich nicht - wie sonst - schützend ein. Dieses Mal scheint sie mich erdrücken zu wollen. Nicht einmal in mir selbst finde ich noch Zuflucht vor meiner beschissenen Realität. Ich werfe mich herum und rase zur Tür.
»Lasst mich raus!«, brülle ich aus Leibeskräften und hämmere mit den Fäusten gegen das Holz. »Öffnet die Tür!«
Jeder Schlag lässt meine Arme vibrieren. Jeder Schlag erleichtert mir das Atmen. Jeder Schlag befreit mich etwas von der Enge und lässt einen ziehenden Schmerz in den Händen entstehen, den ich willkommen heiße. Ich dresche auf die Tür ein und höre auch nicht auf, als ich auf dem hellen Holz rote Schlieren zu sehen beginne. Es ist mir gleichgültig, ob ich mir die Hände blutig schlage. Es ist besser, als in diesem Zimmer zu ersticken, weil die Panik mir die Luft abschnürt.
Es geschieht ganz plötzlich, dass meine Fäuste auf keinen Widerstand mehr treffen und ich nach vorne taumele. »Vorsicht«, grunzt eine tiefe Stimme mit schwerem Akzent. Schwungvoll renne ich in eine breite, muskulöse Männerbrust hinein und werde an beiden Ellenbogen gepackt.
Igor oder Dimitrij. Ich weiß nicht welcher der beiden Zwillingsbrüder. Die Tränen in meinen Augen verschleiern mir die Sicht und sie sind ohnehin verdammt schwer auseinanderzuhalten. Auf jeden Fall ist es einer der Kolosse, die für ihn arbeiten und mich hierhergebracht haben. Aber im Moment ist das völlig egal, denn ich bin endlich aus dem Zimmer raus.
Mit einem Ruck an meinem Arm bedeutet er mir, ihm zu folgen. Wortkarg sind sie beide, doch ich glaube, es ist Igor. Er ist besonders schweigsam. Und besonders kalt. Keine Gefühlsregung ist auf seiner Miene zu erkennen.
Seine Hände verschwinden von meinen Armen und er dreht sich um. Es interessiert ihn nicht, dass ich am ganzen Körper zittere und erst einmal zu Atem kommen muss. Er hat seine Befehle und alles andere ist ihm scheißegal. Es gibt nur eine Ausnahme davon, aber über die will ich gar nicht erst nachdenken. Abgesehen davon könnte er ebenso gut ein Roboter sein, so emotionslos ist er.
Während ich mich langsam beruhige und zu fangen versuche, verschwindet der Muskelberg um die nächste Ecke. Kurz darauf höre ich ihn die Stufen hinabgehen. Er muss nicht auf mich warten und ich brauche ihn nicht, um zu wissen, wo ich hin muss. Hier hat sich nichts geändert. Bis auf die Gitterstäbe, erinnere ich mich. Doch das passt zu diesem Ort, der für mich die Hölle auf Erden darstellt.
Es versetzt mir einen Stich, wenn ich daran denke, was ich verloren habe. Für kurze Zeit durfte ich das Gefühl von Freiheit kosten. So etwas wie Normalität und ein echtes Leben. Fernab wachsamer Augen. Auch wenn ich jetzt begreife, dass ich mir das nur eingebildet habe. Offenbar wurde ich doch beobachtet. Und nun zahle ich den Preis für meine Sorglosigkeit. Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder irgendwelche Freiheiten genießen werde. Vermutlich bis an mein Lebensende nicht.
Sie kamen am helllichten Tag und platzten mitten in die Vorlesung. Igor und Dimitrij. Seine beiden wichtigsten Handlanger. Sie haben mich einfach mitgenommen und ich war zu fassungslos, um mich auch nur zu wehren.
Ein einziger meiner Mitschüler hat versucht, etwas dagegen zu unternehmen. Ich wollte ihn warnen, aber es ging zu schnell. Zum Glück wurde er nur mit brachialer Gewalt in seinen Stuhl zurückgestoßen und nicht mehr. Ich bezweifle, dass die beiden Schläger gezögert hätten, ihm sehr wehzutun, wenn er es noch einmal versucht hätte. Öffentlichkeit hin oder her. Das interessiert sie nicht.
Was werden meine Kommilitonen denken? Was wird Jason denken, wenn er davon erfährt? Wir sind uns langsam nähergekommen. Vermutlich war es das, was meine Entführung verursacht hat. Er muss Spione in meiner Nähe gehabt haben, die ihm steckten, dass ich zwei Dates mit einem Studenten hatte. Dass es völlig harmlos war, interessiert ihn nicht. Und … vielleicht war es das auch nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin. Jedenfalls wäre es das nicht mehr lange geblieben.
Ich wette, er sorgt dafür, dass es eine passende Geschichte zu meinem Verschwinden geben wird. Irgendetwas wird er verlauten lassen und die Leute werden es schlucken. Wie immer. Was sollen sie auch tun? Niemand weiß, wohin ich gebracht wurde. Nicht einmal Jason wird etwas unternehmen, denn so nahe standen wir uns eigentlich nicht. Es war ein Flirt, nicht die große Liebe.
Shit! Ich hatte gerade angefangen, endlich aus mir herauszugehen. Ich war so dumm. So blind! Ich hörte tatsächlich auf, dauernd über die Schulter zu sehen. Ich dachte, ich bin endlich frei. Ich bin wirklich zu dämlich!
Ich atme tief ein und mache mich auf den Weg, mich der unvermeidlichen Konfrontation zu stellen. Was bleibt mir anderes übrig? Es wird niemand kommen, um mich zu retten, wie ich es mir als Kind manchmal erträumt habe. Wobei ich da nur einsam war und noch nicht begriffen hatte, dass ich ebenso eine Gefangene bin, wie die Prinzessinnen in den Märchen. Nur dass es für mich keinen Prinzen gibt, der aufbricht, um mich freizukämpfen. Nicht Jason und auch sonst niemanden. Ich habe keine Menschenseele, die sich um mich schert.
Als ich die Treppe hinab und zum Arbeitszimmer gehe, erkenne ich, dass es Dimitrij war, der mich holte. Es ist dieses fast nicht vorhandene Etwas in seinem Blick, der mich nur streift. Diese ferne Ahnung einer Emotion, die in tausend Jahren vielleicht mal zu Mitgefühl heranreifen könnte, falls vorher die Erde aufhört, um die Sonne zu kreisen. Aber immerhin ist da etwas. Anders als bei Igor. Anders als bei … ihm.
Seufzend gehe ich an dem Muskelberg vorbei und betrete das Büro. Die Vertrautheit des Raums ist erschreckend. Vor langer Zeit war es einmal ein besonderes Ereignis, hierherkommen zu dürfen. Doch das ist lange vorbei. Selbst da war es nur kindliche Ahnungslosigkeit, die mich das Grauen nicht sehen ließ. Dieser Raum ist ganz und gar von ihm durchdrungen und erfüllt. Das lässt mich frösteln.
Ich wende mich dem Schreibtisch zu, aber dort sitzt er nicht. Bevor ich mich umdrehen und umsehen kann, höre ich seine Stimme von der anderen Seite des Zimmers. »Elaine«, sagt er nur. Doch es reicht, mir einen eiskalten Schauder über den Rücken zu jagen.
Gleichzeitig werde ich allerdings auch wütend. Was gibt ihm das Recht, mich so in Angst zu versetzen? Was gibt ihm das Recht, über mich zu bestimmen, obwohl ich erwachsen bin? Mit welcher Berechtigung behandelt er mich wie eine Gefangene?
»Warum?!«, fauche ich. Auch wenn ich meinen Tonfall sofort bereue, als ich herumfahre und sehe, wie sich seine ohnehin schon düstere Miene noch mehr verfinstert. Wie eine teuflische Fratze erscheint mir dieses Gesicht für einen Augenblick, aber ich schüttele die tiefe Furcht zumindest ein wenig wieder ab, die er schon so lange in mir erweckt.
»Das musst du fragen?« Seine Stimme ist eisig. »Willst du vorgeben nicht zu wissen, wie du das in dich gesetzte Vertrauen enttäuscht und mich zu hintergehen versucht hast?«
»Dich hintergehen? Weil ich versucht habe, wie eine ganz normale Studentin einfach nur mein Leben zu leben?«
»Eine ganz normale Schlampe, meinst du wohl«, erwidert er. »Oder denkst du, deine Eskapaden sind mir nicht bekannt?«
»Ich bin sicher, dass du bestens informiert sein musst«, gebe ich zurück. Mein Ton ist nicht weniger kalt als seiner, aber ich kann mich nicht so emotionslos geben. Das kann nur jemand wie er, der keine Seele zu haben scheint. »Was bedeutet, dass du wissen musst, dass überhaupt gar nichts mit Jason passiert ist. Wir haben uns nur angefreundet und sind zweimal ausgegangen. Mehr nicht …«
»Und bei welcher Verabredung hattest du vor, dich wie eine billige Hure von ihm ficken zu lassen?«, schnauzt er, urplötzlich so wütend, dass ich zurückweiche und erschrocken die Hände hebe. Dabei ist es sehr viele Jahre her, dass er zuletzt selbst die Hand gegen mich erhoben hat. Das überlässt er lieber seinen Schlägern …
»Ich hatte überhaupt nicht …«, will ich widersprechen, doch er fällt mir sofort ins Wort und es war auch viel zu schwach, um selbst mich zu überzeugen.
»Lüg mich nicht an!«, donnert er und macht einen drohenden Schritt auf mich zu, der mich sofort noch weiter zurückweichen lässt, bis ich an seinen Schreibtisch stoße. »Du bist so erbärmlich und verkommen wie deine Mutter! Ich kenne deinesgleichen. Ich weiß genau, was du vorhattest!«
Ich klappe den Mund auf und zu und ringe nach Luft. So deutlich hat er meine Mom noch nie schlechtgemacht. Auch wenn ich schon lange weiß, dass er sie so sieht. Zu ihrem Glück ist sie tot und muss es nicht mehr miterleben. Auch wenn ich mir wünschte, sie wäre jetzt hier, um mir zu helfen und mich zu beschützen. Wie schon so oft in meinem Leben.
»Ich werde nicht zulassen, dass du mich so missachtest und meinen Namen in den Schmutz ziehst«, fährt er nur unwesentlich leiser fort. »Ich werde alldem jetzt sofort ein Ende setzen. Vor einer Weile hat mir ein Geschäftspartner ein Angebot gemacht, das ich annehmen werde. Du wirst eine seiner Frauen werden und er wird dich auf die Weise erziehen, die ihm richtig erscheint. Ich wollte dich nicht diesem Schicksal ausliefern, aber du lässt mir keine Wahl.«
Ich fühle die Enge sich wieder um mich herum verdichten und mir die Luft abdrücken. Ich weiß nur zu genau, von wem er spricht. Ich erinnere mich an den Mann in arabischen Gewändern, der einmal als Gast hier war und mich mit einem gleichermaßen begehrlichen, wie furchteinflößenden Blick anstarrte. Völlig ungeniert, obwohl ich nicht einmal erwachsen war, musterte er meinen Körper, und ich fühlte mich trotz meiner Kleidung wie nackt und schutzlos.
»Nein!«, ächze ich. Mehr bringe ich nicht über die Lippen.
»Du lässt mir keine Wahl«, wiederholt der Mann, der so wenig Vater für mich ist, dass ich es nicht schaffe, ihn so zu nennen.
Doch ich muss meinen Stolz und alles andere schlucken, wenn ich nicht als menschliches Vieh in einem Harem enden will, aus dem es garantiert nie ein Entkommen geben wird.
»Vater, bitte!«, schluchze ich und falle auf die Knie.
Die Tränen sind echt, auch wenn ich weiß, dass ich an einen Mann appelliere, der kein Herz hat, das erweichen könnte. Fieberhaft überlege ich, welche Alternative ich ihm vorschlagen kann. Vergessen sind alle Ideen davon, mein Recht auf Freiheit als Erwachsene von ihm einzufordern. Es geht nur noch ums nackte Überleben für mich!
»Bitte, ich … Ich tue alles, was du verlangst. Nur bitte, tu mir das nicht an!«
»Alles, was ich verlange?«, schnaubt er abfällig. »Dazu hattest du reichlich Gelegenheit. Ich habe dir sogar die Freiheit geboten, eine normale Universität zu besuchen. Und du dankst es mir, indem du nichts Besseres zu tun hast, als dich sofort dem nächstbesten Kerl an den Hals zu werfen. Hast du gedacht, er würde mit dir durchbrennen? Wolltest du ihm ein Kind anhängen und ihn dazu bringen, dich zu heiraten? Dachtest du, das würde dich meinem Zugriff entziehen?«
Mit brutaler Plötzlichkeit wird mir klar, dass seine Worte zwar mir gelten, aber meine Mutter beschreiben. Jedenfalls wie er sie sieht. Ich habe es nie wirklich verstanden, doch jetzt wird alles offensichtlich und ich frage mich, wie es mir entgehen konnte.
Doch die Erkenntnis kommt zu spät. Es hilft mir jetzt nicht mehr zu verstehen, dass er die Dinge, die er meiner Mutter vorhält, an mir auslässt. Mit noch tieferem Schrecken wird mir bewusst, dass er womöglich sogar an seiner Vaterschaft zweifelt. Es wäre immerhin eine Erklärung für einige der besonders seltsamen Dinge, die zwischen uns vorgingen.
Ich sehe auf seine Schuhe, als er sich vor mir aufbaut. So nah war er mir seit vielen Jahren nicht mehr, aber ich muss keine Wärme von diesem Mann erwarten. Wird er mich diesmal selbst schlagen? Oder lässt er es wieder von seinen Handlangern tun, wie sonst auch? Um mich bloß nicht anzufassen. Wie ich nun vermute nicht aus Abscheu, sondern vielleicht wegen anderer Regungen, die es in ihm auslöst.
»Wenn ich dich schon nicht Respekt lehren kann, wird der Scheich es sicher schaffen«, knurrt er mir zu. »Oder dich bei dem Versuch zerbrechen. Was mich dann auch nicht mehr schert …«
»Das Internat!«, keuche ich, als meine rasenden Gedanken einen Strohhalm finden, an den ich mich klammern muss, weil mir sonst nichts bleibt. »Ich … gehe dorthin, wie du es wolltest. Ich tue es! Dann kannst du …« Ich muss schlucken, so wenig will es mir über die Lippen. »Dann kannst du mich an jemanden verheiraten, der dir mehr nutzt …«
Die Stille, die auf diese Worte folgt, ist ohrenbetäubend. Ich weiß, dass ich den Nagel auf den Kopf treffe. Dieser Scheich ist einer seiner Geschäftspartner, aber es gibt wichtigere Männer. Einige davon habe ich kennenlernen müssen, als ich die artige, heranwachsende Tochter zu spielen hatte. Sie waren auf ihre Weise nicht weniger furchteinflößend als der Araber, aber immerhin haben sie keine Harems. Glaube ich.
»Warum sollte ich noch einmal so viel Geld in dich investieren, wenn ich jetzt schon Gewinn machen kann«, will er eiskalt wissen.
Ich blicke auf und verschließe alles menschliche in mir. Den Schmerz, die Angst und selbst meine Wut. Aus toten Augen sehe ich ihn an.
»Weil ich deinen Gewinn vervielfachen kann«, ringe ich mir ab. »Du hast es selbst gesagt: Die Absolventinnen dieser Schule sind als Ehefrauen heiß begehrt. Ich mache meinen Abschluss, heirate den Mann deiner Wahl und sorge dafür, dass es dir Nutzen bringt. Das … war doch ohnehin dein Plan für mich, oder nicht?«
Seine Augen verengen sich, aber ich lese in seiner Miene die Wahrheit. Das war genau sein Plan für mich. Er will seine Tochter loswerden, aber er will auch Profit daraus schlagen. Weil er fürchtet, was er sonst mit mir anstellt, wenn er mich weiter in seiner Nähe hat. Weil er sich selbst nicht traut, wenn er auch nur daran denkt, mich anzufassen!
»Es wird keine weitere Chance für dich geben, wenn du diese versaust«, sagt er sehr leise und tödlich kalt. »Das ist deine letzte.«
Ich nicke. Ich traue meiner Stimme nicht und es gibt auch nichts weiter dazu zu sagen. Ich habe gerade erkannt, was mein sogenannter Vater für ein Mensch ist. Ich werde ihn nicht noch einmal unterschätzen. Entkommen kann ich ihm nicht, aber … wenn ich tatsächlich lerne, eine perfekte Ehefrau zu sein, und mich einer seiner Geschäftspartner nimmt, kann ich vielleicht auf diese Weise einen unkontrollierbaren Unmenschen gegen einen eintauschen, auf den ich Einfluss zu nehmen vermag.
Selbst wenn ich einen Anflug von Übelkeit bei der Vorstellung verspüre, wie diese Einflussnahme aussehen würde. Aber was bleibt mir für eine Wahl? Und … wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, hatte ich doch wirklich vor, Jason zu verführen und zur Flucht zu benutzen. Auch wenn ich im Grunde hätte wissen müssen, dass ich einen wesentlich mächtigeren Mann an meiner Seite brauchen werde, um wirklich von dem Mann frei zu sein, der sich mein Vater nennt.
Elaine
Chateau Briant.
Gäbe es eine Werbebroschüre für diesen Ort, würde sie ihn sicherlich als abgelegene Idylle in den Bergen zwischen Frankreich und der Schweiz bezeichnen, an dem keine Verlockungen der modernen Welt vom Lernen und Studieren ablenken. Ob auch erwähnt würde, dass es ein Ort der Manipulation für Töchter reicher Leute ist, an dem sie zu perfekten Modepuppen und Vorzeige-Ehefrauen erzogen werden, wage ich zu bezweifeln.
Als mein Vater zum ersten Mal von diesem Ort sprach, hat er zwar andere Worte verwendet, aber mir war schnell klar, was für eine Schule das ist. Und genau dorthin wollte er mich schicken, damit man mich zu einer vorzeigbaren, unterwürfigen Frau ausbildete. In ein Gefängnis, in dem man nur lernt, was man wissen muss, um reichen, alten Männern zu gefallen.
Kein Wunder, dass dieser Ort auf keiner Karte zu finden ist, die seit dem letzten Weltkrieg angefertigt wurde. Ich habe kaum Material über diese Schule gefunden und nach dem Wenigen, was ich herausfand, wollte ich auf keinen Fall dorthin. Wer wollte schon in ein ehemaliges Ausbildungslager der Nazis, wo, während des Kriegs, junge Offiziere auf die Ideologie eingeschworen wurden? Geändert hat sich wohl nur das Geschlecht der Insassen und nicht viel mehr. Das ist jedenfalls der Eindruck, den ich gewann.
Und nun stehe ich hier, vor dem Zugangstor in der Schlossmauer. Igor sitzt im Wagen und wartet darauf, dass ich in Empfang genommen werde. Erst dann wird er wegfahren und wenn ich ihn nie wiedersehe, wird es mich sicher nicht traurig stimmen. Selbst wenn ich noch immer mit gemischten Gefühlen an die Prügel denke, die er und sein Bruder mir auf Geheiß meines Vaters verpasst haben. Das waren die einzigen Momente körperlicher Nähe, die ich überhaupt erlebt habe, seit ich ein Kind war. Auch wenn es immer sehr schmerzhaft war.
So kaputt bin ich, dass ich über deren Schläge nachdenke, während ich mit zwei Koffern auf die Einweisung in den Frauenknast warte. Es ist jedoch der einzige Ausweg, der mir noch bleibt. Wenn ich die Schule absolviere, werde ich zum sehr begehrten Handelsobjekt in höchsten Kreisen. Es ist meine Chance, jemanden zu finden, der über die Macht verfügt, mich vor meinem eigenen Vater zu schützen. Ich muss das hier nicht nur durchstehen, sondern auch erfolgreich hinter mich bringen. Egal, was mich erwartet.
Ich schaue auf das riesige hölzerne Tor vor mir. Es besteht aus zwei großen Flügeltüren mit kunstvollen Metallverzierungen. Zu beiden Seiten, auf Höhe der Mauer, sind Kameras angebracht. Sie sind auf mich gerichtet. Seit ich vor einigen Minuten geklingelt, und durch die Sprechanlage meinen Namen nannte, hat sich nichts weiter getan. Aber ich bin mir sicher, dass man mich beobachtet.
Mit einem kurzen, leisen Knarzen setzen sich die Türen in Bewegung. Fast lautlos gleiten sie nach innen auseinander. Sie mögen alt aussehen, aber sie sind in sehr gutem Zustand. Wenn ich nicht das Gefühl hätte, ich würde zu meiner eigenen Hinrichtung gehen, könnte ich das Zusammenspiel von alt und modern vielleicht sogar bewundern.
So jedoch blicke ich ohne Begeisterung der hochgewachsenen, hageren Frau entgegen, die aus einem Fahrzeug steigt, dass mich an ein Elektromobil auf einem Golfplatz erinnert. Ihr Haar ist zu einem strengen Dutt zusammengefasst, Blazer und Rock sitzen akkurat. Das Halstuch ist perfekt gebunden und die Pumps glänzen schwarz poliert. Alles an ihr schreit Gouvernante aus vergangenen Zeiten heraus. Streng, bevormundend und tugendhaft.
Mit unbewegter Miene kommt sie auf mich zu und bleibt vor mir stehen. »Ich bin Madame Flamant und ich werde Sie zur Direktorin bringen. Folgen Sie mir.« Kein Lächeln, keine Herzlichkeit. Nichts.
Kurz schaue ich über die Schulter, als ich den Wagen hinter mir starten höre. Igor hat seinen Auftrag erfüllt und fährt davon, ohne mich auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. In dem Moment könnte mir nicht schmerzlicher bewusst werden, wie egal ich ihm, meinem Vater und sicher auch der Frau vor mir bin.
Ich drehe mich um und will meine beiden Koffer ergreifen. Das Räuspern von Madame Flamant lässt mich innehalten. »Das wird Ernest übernehmen.« Sie sieht mich aus zusammengekniffen Augen an. »Sie haben viel zu lernen, Mademoiselle Moreau.«
Erst jetzt fällt mir der schmächtige Kerl auf, der mit in dem kleinen Fahrzeug hier ankam. Der soll meine schweren Koffer tragen? Ich muss mich zusammenreißen, um beiseitezutreten und ihm mein Gepäck zu überlassen. Aber ich will nicht schon direkt einen schlechten Eindruck hinterlassen.
»Danke, Ern…«
» Mademoiselle Moreau«, tadelt sie. »Folgen Sie mir endlich.«
»Ich … Ja, natürlich, Madame Flamant. Entschuldigen Sie.« Mit hochrotem Kopf sehe ich ihren missbilligenden Blick und wie sie leicht den Kopf schüttelt.
Ich fühle mich wie ein Kind und nicht wie eine junge Frau. Und dieses Kind scheint von Anfang an alles falsch zu machen. Madame Flamant dreht sich um und ich folge ihr durch den Eingang. Mit jedem Schritt, den ich gehe, steuere ich direkt ins Ungewisse hinein. Als sich das Tor mit einem leisen, aber für mich doch sehr hörbaren Klacken schließt, bin ich wieder gefangen. Diesmal sind es keine vergitterten Fenster, sondern dicke, hohe Steinmauern, die ein Entkommen unmöglich machen. Mein Herz schlägt mir bis in den Hals hinauf und ich schlucke trocken. Zittrig atme ich ein und bekämpfe die aufsteigende Panik. ›Ich bin hier freiwillig, um meinem Vater zu entkommen‹, bete ich mir vor.
Während Ernest meine Koffer hinten in dem Fahrzeug in eine Art Kofferraum wuchtet, setze ich mich neben der stocksteifen Schreckschraube auf die zweigeteilte Rückbank. Schnaufend steigt der Lakai vorne ein und mit einem leisen Summen setzt sich das Gefährt in Bewegung.
Die Fahrt verläuft stumm. Hochaufgerichtet sitzt die Frau zu meiner Seite im Wagen und blickt geradeaus. Mir ist das ganz recht. So kann ich mich beruhigen und einen ersten Eindruck von dem Gelände gewinnen. Weitläufige Rasenlandschaften, durchbrochen von akkurat geschnitten Hecken und vereinzelten Bäumen, die in Form gestutzt sind. Geradlinig und ohne Schnörkel. Ich bin mir sicher, dass es strengstens verboten ist, die Rasenflächen zu betreten.
Im Hintergrund taucht das Schloss vor den schneebedeckten Bergen auf. Das große Gebäude hebt sich von dem hellen Hintergrund deutlich ab. Gewaltig, alt und … düster. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Was mag sich vor langer Zeit hinter diesen Mauern abgespielt haben?
Ich kann es mir nur auf Basis der wenigen Recherche-Ergebnisse ausmalen. Eine ideologische Erziehungsanstalt für junge Nazi-Offiziere. Eine Anlage der berüchtigten SS – des besonders militanten Arms des Regimes. Haben hier junge Männer gelernt, andere Menschen aufgrund ihrer Abstammung so sehr zu hassen, dass es ihnen ohne Gewissensbisse möglich war, sie massenhaft zu ermorden?
Wir kommen immer näher und der riesige Kasten scheint bedrohlich über allem aufzuragen. Sogar die Berge verblassen hinter diesem Ungetüm. Auf was habe ich mich nur eingelassen?
Der Wagen rollt über den asphaltierten Weg zum Eingang des Schlosses. Von nahem sieht man, dass dieses alte Gebäude aufwändig modernisiert wurde. Kameras und Flutlichter sind an verschiedenen Positionen am Gemäuer angebracht. An den Fenstern kann ich Sensoren erkennen. Es ist wie ein Hochsicherheitsgefängnis, das sich als Schule ausgibt.
Diese Schule überwacht alles. Wobei kein Schüler zu sehen ist, was an der Uhrzeit liegen mag. Sicherlich haben sie alle Unterricht. Ich weiß noch nicht einmal, wie viele Schüler es hier gibt. Alles, was ich rausbekommen konnte, ist, dass der Abschluss, den ich innerhalb von zwei Jahren hier machen kann, mit dem Collegeabschluss vergleichbar ist.
Zwei Jahre … Verdammt, das ist eine Ewigkeit! Zu Hause war das früher eine überschaubare Zeit. Jetzt, eingeschlossen hinter diesen Mauern, fühlt es sich unerträglich lang an. Doch wie die Dinge jetzt in meinem Elternhaus stehen – falls ich das wirklich so nennen kann – wäre es dort noch schlimmer. Und gegen einen orientalischen Harem möchte ich es schon gar nicht eintauschen.
Sobald wir vor der breiten Treppe zum Eingang anhalten, steigt Madame Flamant aus. Ich beeile mich, ebenfalls aus dem Fahrzeug zu kommen, den Wagen zu umrunden und ihr die Stufen hinauf zu Tür zu folgen. Ich widerstehe dem Drang, mich nach meinen Koffern umzuschauen. Dieser Ernest wird sie mir sicherlich auch hineintragen. Wenn dem nicht so sein sollte, dann ist es mein nächster Fehler.
Am Eingang angekommen, holt die zugeknöpfte Gouvernante eine Zugangskarte hervor und hält sie an das Display neben der Tür. Ein leises Summen ertönt und sie drückt die Tür auf.
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Nach dem ersten Eindruck vielleicht eine düstere, große Eingangshalle mit schweren Samtvorhängen und dunkel vertäfelten Wänden. Alles schnörkellos. Stattdessen ist der Boden mit beigem Marmor gefliest, die Wände erstrahlen genauso hell. An diesen hängen Bilder der ehemaligen Direktorinnen oder auch Absolventinnen, die durch geschickt platzierte Lampen angestrahlt werden. Tische mit kunstvoll drapierten Gestecken befinden sich in der Halle. Mannshohe Skulpturen stehen zu beiden Seiten der breiten Treppe, die ins Obergeschoss führt. Ein riesiger Kronleuchter hängt in der Mitte der Halle. Licht bricht sich in den Hunderten von Kristallen. Von außen gleicht das Schloss einem Hochsicherheitstrakt, im Inneren dagegen ist es prunkvoll und mit Stil ausgestattet. Der Kontrast ist so stark, dass es mir beinahe einen Schock verpasst.
»Ich werde Sie jetzt zu Madame Laurent, der Direktorin, bringen. Diese wird Sie über das Institut, den Alltag und die Regeln in Kenntnis setzen.«
Die Stimme der Vorsteherin, Hausdame oder was auch immer sie ist, reißt mich aus der Betrachtung. Ich begegne ihrem missbilligenden Blick. Sie zeigt keinerlei Verständnis, dass ich mich umgesehen habe. Wird man hier zur emotionslosen Marionette ausgebildet?
Ich denke nicht weiter darüber nach, sondern folge ihr durch die Halle zur nächsten Tür. Auf einem goldenen Schild kann ich lesen, dass dies das Vorzimmer der Internatsleitung ist. Kurz bleibt sie stehen und sieht mich an. »Sie sprechen nur, wenn Sie etwas gefragt oder dazu aufgefordert werden. Haben Sie verstanden, Mademoiselle Moreau?«
»Ja, natürlich.« Ihre hochgezogenen Augenbrauen zeigen mir sofort, dass ich schon wieder einen Fehler begangen habe. Ich kann mir denken was und schiebe schnell hinterher: »Madame Flamant.«
Erneut trifft mich ein missbilligender Blick, bevor sie sich der Tür zuwendet, klopft und wartet, bis wir hereingebeten werden. Was für eine schreckliche Schnepfe! Hoffentlich habe ich mit ihr nicht viel zu tun. Ich weiß nicht, ob ich sonst die Zeit hier überstehen werde. Und hoffentlich sind die Lehrer nicht alle wie sie.
Die Schreckschraube tritt ein und ich folge ihr. Ein großes, modern eingerichtetes Büro offenbart sich meinem Blick. Es ist völlig anders als die Sekretariate, die ich von Privatschulen und vom College her kenne. Aber es passt zu der Eingangshalle. Es ist stilvoll eingerichtet und die junge Frau hinter dem Schreibtisch sieht wie aus einem Modekatalog entsprungen. Sofort drängt sich mir das Bild einer Werbebroschüre auf. Dieses Vorzimmer zeigt jedem, der über genug Geld verfügt, was er von dieser Einrichtung zu erwarten hat.
»Das ist Miss Winter, die Sekretärin von Madame Laurent. Sie tun gut daran, sie während Ihres Aufenthaltes so wenig wie möglich zu Gesicht zu bekommen.«
Besagte Sekretärin nickt mir mit einem angedeuteten Lächeln zu. »Willkommen, Mademoiselle Moreau«, sagt sie mit professioneller Freundlichkeit und wendet sich dann an die Frau neben mir. »Madame Laurent erwartet Sie.«
»Vielen Dank, Miss Winter«, bedanke ich mich für die Begrüßung, was mir schon wieder einen missbilligenden Blick der alten Jungfer einbringt. »Was?«, kann ich mich einfach nicht mehr zusammenreißen. Es platzt einfach so aus mir heraus. »Darf ich mich jetzt noch nicht mal für eine Begrüßung bedanken? Oder sind hier alle Bediensteten unter meinem Stand und ich muss sie mit Nichtachtung strafen?«
Miss Winter schnappt laut nach Luft, wohingegen sich in Madame Flamants Gesicht rote Flecken zeigen und sich ein wütender Zug bildet. »Strafen ist hier genau das richtige Stichwort, Mademoiselle Moreau. Sie werden davon sicher eine Menge erhalten. Und ich werde nicht müde werden, sie anzuord…« Lautes Klopfen und das Öffnen von zwei Türen gleichzeitig unterbricht ihre selbstgerechte Belehrung.
Hinter mir kommt Ernest schnaufend mit meinen zwei Koffern herein und auf der gegenüberliegenden Seite betritt eine ältere, aristokratisch wirkende Frau das Vorzimmer. »Was dauert hier so lange?« Sie blickt von der Sekretärin zu der übellaunigen Gouvernante und dann zu mir. Ein Lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht. Ganz sicher nicht herzlich oder warm, aber immerhin professionell. Es ist eine Maskerade, die ich schon oft bei meinem Vater gesehen habe. Eine einstudierte Höflichkeit.
»Ah, Mademoiselle Moreau. Kommen Sie doch bitte in mein Büro.«
Ich folge der Direktorin in ihren Raum, der genauso elegant und modern eingerichtet ist, wie ihr Vorzimmer. Sie steuert den großen, mahagonifarbenen Schreibtisch an.
»Setzen Sie sich doch bitte.« Sie deutet auf einen der Stühle davor und nimmt auf ihrem Sessel Platz. »Ich begrüße Sie herzlich auf Chateau Briant, Mademoiselle Moreau«, beginnt sie, nachdem ich sitze. »Ihr Vater hat eine sehr gute Wahl für Sie getroffen. Sie werden hier die beste Ausbildung erhalten. Wir können mit Stolz behaupten, dass viele Gattinnen hochrangiger Politiker und Geschäftsmänner in unserem Institut gewesen sind. Ein solcher Weg steht auch Ihnen offen. Das bedeutet allerdings«, sie macht eine kleine Pause und blickt mir fest in die Augen, »dass Sie sich dafür anstrengen müssen. Wir erwarten von unseren Absolventinnen, dass diese sich nicht mit einhundert Prozent zufriedengeben. Dass sie über sich hinauswachsen. Dass sie mehr leisten, als alle anderen. Sind Sie dazu bereit, Mademoiselle Moreau?«
»Ja, das bin ich, Madame Laurant«, sage ich mit Nachdruck und meine es auch so.
Ich will aus den Fängen meines Vaters entfliehen und das wird mir wohl oder übel nur durch einen einflussreichen Ehemann gelingen. Was absolut bitter ist. Der Traum von einem Prinzen, der mich auf einem Schimmel abholen kommt, ist schon in jungen Jahren zerplatzt. Ich habe schnell gelernt, dass ich kein normales Leben unter meinem Vater würde führen können.
Aber dass ich mich auf höchster Ebene prostituieren muss, um ihn zu entkommen, hätte ich mir tatsächlich nie ausgemalt. Ich weiß allerdings nicht, ob ich es schaffe den Anforderungen dieser Schule gerecht zu werden. Das stellt ein großes Problem dar. Aber das werde ich der Direktorin ganz sicher nicht auf die Nase binden.
»Das ist gut so, Mademoiselle Moreau«, erwidert sie mit einem zufriedenen Lächeln. »Es herrschen in unserem Institut strikte, aber einfach zu befolgende Regeln. Erstens: Während Ihrer Ausbildung gibt es keinen Kontakt nach draußen. Weder zu Ihrer Familie, noch zu Freunden. Wir sorgen dafür, dass Sie nichts vom Erreichen Ihres Ziels ablenken wird. Es gibt nur wenige, ganz spezielle Situationen, in denen von dieser Regel abgewichen werden kann und wird. Dies wird von uns individuell beurteilt. Zweitens: Das Institutsgelände darf nicht verlassen werden. Zu keiner Zeit. Drittens: Den Anweisungen des Kollegiums ist immer Folge zu leisten. Egal, was Ihnen aufgetragen wird, es erfüllt alles seinen Zweck und darf nicht infrage gestellt werden. Das sind unsere wichtigsten Regeln, die es immer einzuhalten gilt.«
Keinen Kontakt nach draußen? Nicht dass ich meinen Vater kontaktieren wollte oder Freunde hätte, die auf einen Anruf warten würden, aber so abgeschnitten zu sein ist schon sehr erschreckend.
Madame Laurant steht auf. »Ich werde Sie jetzt wieder Madame Flamant übergeben. Diese ist unsere Hausdame, die über alles Bescheid weiß. Sollten sie etwas benötigen, ein Problem oder Fragen haben, wenden Sie sich jederzeit an sie.«
Na toll. Ich werde mich hüten, das zu tun. In den Augen von diesem Hausdrachen mache ich eh alles falsch. Ich habe keine Lust, dass diese Schnepfe mir eine Strafe nach der nächsten aufbrummt, nur weil ich eine banale Frage zu stellen wage.
Als ich der Direktorin zurück in das Vorzimmer folge, trifft mich fast der Schlag. »Was haben Sie in meinen Sachen zu suchen?«, entfährt es mir scharf. Meine beiden Koffer liegen geöffnet auf einem Tisch und ich kann nicht fassen, dass besagter Drache meine Kleidung durchwühlt.
Mit spitzen Fingern zieht sie eine Jeans hervor und dreht sich mit diesem nervtötenden, missbilligenden Blick zu mir um. Allerdings antwortet mir Madame Laurant an ihrer statt. »Wir müssen sichergehen, dass Sie keine elektronischen Geräte, die zur Kommunikation nach draußen dienen könnten, bei sich haben. Außerdem gilt hier eine Kleiderordnung. Wir sehen es Ihnen für dieses Mal nach und ahnen dies nicht als Verstoß, da Ihr Vater sie kurzfristig angemeldet hat und wir Ihnen die Unterlagen, was Sie zu Hause lassen und was Sie unbedingt dabeihaben müssen, nicht zukommen lassen konnten. Madame Flamant wird aussortieren, was in unserem Institut nicht gestattet ist, und eine Liste erstellen, was wir für Sie noch besorgen müssen. Die Kleiderordnung gilt zu jeder Zeit, nicht nur während des Unterrichts. Sie betrifft auch Unterwäsche und Freizeitkleidung.«
Sprachlos höre ich den Ausführungen zu und muss an mich halten, um weder der Gouvernante meine Sachen aus deren Fingern zu schlagen, noch der Leiterin ins Wort zu fallen und ihr zu sagen, wo sie sich ihre Regeln hinstecken kann. Stattdessen bete ich mir wieder einmal den Satz vor, der mich wohl die nächsten zwei Jahre begleiten wird, um mich vor impulsiven Reaktionen abzuhalten: ›Ich bin hier freiwillig, um meinem Vater zu entkommen!‹
Zehn Minuten später und um einen Koffer an Habseligkeiten ärmer, folgen Ernest und ich dem Hausdrachen aus dem Vorzimmer in die große Halle und gehen zur Treppe.
Wir begeben uns nach oben in den ersten Stock, durchqueren Flur über Flur und halten irgendwann vor einer Tür an. Den ganzen Weg hierher ist uns kein einziger Schüler, Lehrer oder anderer Bediensteter begegnet. Es herrscht absolute Stille und ich frage mich kurz, ob ich mich in diesem Schloss alleine befinde und das mit dem Institut eine Lüge ist.
Madame Flamant zückt abermals ihre Keycard, hält sie vor das angebrachte Display und öffnet mir die Zimmertür. Dahinter liegt ein karg eingerichteter Raum. Er unterscheidet sich völlig von dem Prunk im Eingangsbereich und den Räumlichkeiten der Direktorin. Bett, Schreibtisch, Stuhl und ein Schrank bilden das einzige Mobiliar.
»Hinter der Tür liegt das Badezimmer. Auf diesem Tablet sind die Hausordnung, die Kleidervorschriften und alle wichtigen Regeln vermerkt. Genauso finden Sie Ihren Stundenplan und ein Wegeplan des Schlosses. Sie sollten alles schnell verinnerlichen und sich daran halten. Ansonsten werden es zwei anstrengende Jahre für Sie werden, Mademoiselle Moreau.« Sie hält kurz inne und wirft mir einen dieser strafenden Blicke zu, von denen ich bereits die Nase voll habe. »Ich bin nicht so tolerant wie Madame Laurent. Ich erwarte die sofortige Einhaltung jeglicher Regeln. Jeder Verstoß wird strengstens geahndet. Das sollten Sie sich merken. Und jetzt packen Sie Ihre Sachen weg und vertiefen sich in die Vorschriften. Punkt ein Uhr haben Sie sich im Speiseraum zum Mittagessen einzufinden, wie alle anderen.«
Sie dreht sich um, rauscht aus dem Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Allein bleibe ich zurück und kann das Gefühl nicht abwehren, vom Regen in die Traufe geraten zu sein. Diese Frau hasst mich, ohne dass ich ihr etwas getan hätte. Und alle anderen hier scheinen einen ähnlichen Stock in ihren Ärschen zu haben. Fuck, worauf habe ich mich nur eingelassen?!
Ethan
Die Stille im Klassenraum während einer Schreibaufgabe ist beinahe gespenstisch und kommt mir auch nach zwei Jahren an diesem verrückten Institut noch unnatürlich vor. Auch ohne Erfahrung als Lehrer von Heranwachsenden oder jungen Erwachsenen weiß ich, dass es nicht so extrem diszipliniert zugehen sollte. Doch hier ist das nicht nur die Norm, sondern auch das Mindestmaß dessen, was von den jungen Frauen erwartet wird.
Meine Schritte sind das einzige, deutliche Geräusch neben dem Kratzen der Füllfederhalter auf dem Papier, der Kulisse der leisen Atemgeräusche und einem sehr seltenen Knarren eines der Stühle, wenn eine der Schülerinnen ihre Haltung verändert.
Dieses Knarren ist ein Signal für mich, nach dem Rechten zu sehen. Die Stühle sind mit voller Absicht so gestaltet, dass jede Regung einen Laut verursacht. Teil meines Jobs ist es, zu überprüfen, ob das zu einer Verschlechterung der Form führt, auf die hier extremster Wert gelegt wird.
Kerzengerade sitzen die Studentinnen. Dies ist die Abschlussklasse. Wer hier Fehler macht, bekommt empfindliche Punktabzüge. Sich auch nur vorzubeugen, während geschrieben wird, wäre ein solcher Fauxpas – wie man es hier euphemistisch nennt. Das zu korrigieren und auch zu ahnden ist Teil meines Aufgabengebiets als Dozent für Disziplin und Gehorsam an dieser sogenannten Schule.
Mit der Reitgerte, die zu meiner ›Uniform‹ gehört, berühre ich eine der Frauen am unteren Rücken, als ihre Körperspannung minimal nachlässt, was bereits das verräterische Knarzen erzeugt. Sie ist eines der Sorgenkinder, wenn man so will. Tiffany - oder Mademoiselle Wilson, wie sie zu nennen ist - tut sich mit ihrer Haltung manchmal etwas schwer. Sie ist eine der wenigen hier, die mir nicht zutiefst zuwider ist, also ermahne ich sie beim ersten Mal ohne weitere Konsequenzen. Sofort streckt sie den Rücken durch und schafft es, kaum rot anzulaufen, weil sie mal wieder unkonzentriert war.
Natürlich spüre ich die Blicke, die erwartungsvoll auf mir ruhen. Vor allem von vorne, wo Madame Szykova als Fachlehrerin ebenfalls genauestens über ihre Zöglinge wacht. Sie ist die Leiterin dieser Unterrichtseinheit und ich bin lediglich Gast in ihrem Unterricht. Wenn sie es für nötig hält, wird sie mich anleiten, eine Strafe zu verhängen. Dem müsste ich Folge leisten, ob ich will oder nicht. Aber sie lässt es auf sich beruhen.
Mein Job hier besteht zur Hälfte aus dieser bescheuerten Tätigkeit. Ich laufe während des Unterrichts in den Reihen auf und ab und korrigiere die Haltung, prüfe auf perfekten Uniformzustand und kümmere mich um alle Disziplinprobleme. Was allein für sich genommen schon absurd genug ist, doch in diesem Internat wird Absurdität großgeschrieben. Und ich bin Teil dieses völlig kranken Systems, weil ich keine andere Wahl habe.
Andere Augen ruhen ebenfalls auf mir. Einige der besten Schülerinnen dieser Klasse haben ihre Blicke überall. Sie wissen genau, wo ich mich befinde und was ich tue, selbst wenn ich mich in ihrem Rücken aufhalte. Perfekte Erzeugnisse der ganz besonderen Ausbildung, die diese jungen Frauen erhalten.
Diese speziellen Fälle sind brandgefährlich. Sie nutzen jede Schwäche aus. Tiffany wird das später ganz sicher zu spüren bekommen, aber ich selbst muss auch immer wieder aufpassen. Die Abschlussklasse ist ein Sonderfall an dieser Schule. Einige der völlig verrückten Regeln gelten für sie nicht. Und das wissen diese Schlangen ganz genau.
Bald schon werden sie das Internat verlassen. Einige haben bereits zukünftige Ehemänner, die auf sie warten, doch die Besten werden sich dann erst auf die Jagd begeben. Viele sind auf Wunsch der Eltern hier und die Zustimmung zu den Regeln des Instituts kann getrost als erzwungen betrachtet werden. Doch es gibt eine Reihe junger Frauen, die genau da sind, wo sie sein wollen. Im Abschlussjahr erkennt man diese besonders leicht.
Ich ignoriere die Blicke, wie ich es immer tue. Ich ignoriere auch noch andere Dinge. Von den nächsten Absolventinnen wird erwartet, dass sie lernen, ihre Vorzüge auf subtile Art zur Geltung zu bringen. Es gibt keine Vorschriften mehr für die Unterwäsche bei diesem Jahrgang. Einige von denen, die es sich leisten können, verzichten mit voller Absicht und in vollem Bewusstsein ihrer Wirkung auf solche Nebensächlichkeiten wie BHs und sorgen dafür, dass es einem männlichen Betrachter keinesfalls entgeht.