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Er ist ein eiskalter Killer und der einzige Mann, den ich je geliebt habe. Er hat mein bedingungsloses Vertrauen missbraucht. Seine Verurteilung war der Höhepunkt meiner Karriere. Meine Ehe mit ihm bleibt der größte Schandfleck in meinem Leben. Ich hasse ihn mit der gleichen Wildheit, mit der ich ihn geliebt habe. Und jetzt muss ich diesen Scheißkerl um Hilfe bitten. Ich bin ein Profi. Er hat keine Macht mehr über mich. Es darf keine Rolle spielen, wie gut mein Körper sich noch an ihn erinnert. Sie ist eine gottverdammte Staatsanwältin und mein größter Fehler. Ich habe auf ihre Liebe vertraut, doch sie hat mich verraten. Sie hat mich ihrer Karriere geopfert und in den Knast gesteckt. Sie dachte, dass sie mich nie wiedersehen müsste.Nun braucht sie meine Hilfe. Ich werde es genießen, sie betteln zu lassen. Ich werde sie für ihren Verrat bestrafen. Sie wird wieder mir gehören. Bis ich mit ihr fertig bin … ~~~~~ Einzelband. Verbrecherisch-heiße Dark Romance. Düster und Grenzen überschreitend. Nach dem Dark & Deadly Motto der Autoren.
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THE HITMAN
KITTY STONE & MIKE STONE
Er ist ein eiskalter Killer und der einzige Mann, den ich je geliebt habe.
Er hat mein bedingungsloses Vertrauen missbraucht.
Seine Verurteilung war der Höhepunkt meiner Karriere.
Meine Ehe mit ihm bleibt der größte Schandfleck in meinem Leben.
Ich hasse ihn mit der gleichen Wildheit, mit der ich ihn geliebt habe.
Und jetzt muss ich diesen Scheißkerl um Hilfe bitten.
Ich bin ein Profi. Er hat keine Macht mehr über mich.
Es darf keine Rolle spielen, wie gut mein Körper sich noch an ihn erinnert.
Sie ist eine gottverdammte Staatsanwältin und mein größter Fehler.
Ich habe auf ihre Liebe vertraut, doch sie hat mich verraten.
Sie hat mich ihrer Karriere geopfert und in den Knast gesteckt.
Sie dachte, dass sie mich nie wiedersehen müsste.
Nun braucht sie meine Hilfe.
Ich werde es genießen, sie betteln zu lassen.
Ich werde sie für ihren Verrat bestrafen.
Sie wird wieder mir gehören.
Bis ich mit ihr fertig bin …
~~~~~
Einzelband. Verbrecherisch-heiße Dark Romance. Düster und Grenzen überschreitend. Nach dem Dark & Deadly Motto der Autoren.
Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2019
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Impressum:
Kitty Stone & Mike Stone
Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain
© Dezember 2019 Kitty Stone/Mike Stone
Alle Rechte vorbehalten!
Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autoren.
Covergestaltung: Oliviaprodesign / Bilder: depositphotos.com
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Warnung vor frechen Ideen für Beziehungsstreitigkeiten
Erhöhtes Versöhnungs-Sex-Risiko mitinbegriffen
Auch dieses Buch ist eine Dark Romance aus der Dark & Deadly Reihe des Autorenpaares, die aus lauter Einzelbänden besteht. Und auch diesmal wird es nicht nur heiß, sondern auch stellenweise düster und hart.
Für Veteranen der Bücher der Autoren steht allerdings nichts zu befürchten. Das Buch wird seinem Namen gerecht, aber die überschrittenen Grenzen werden eher mit einem Augenzwinkern passiert. Gefahr für das Seelenheil sollte nicht bestehen. Gutbürgerliches Moralempfinden wird aber garantiert auch diesmal wieder verletzt.
Wie üblich mag den Protagonisten Gefahr drohen und es wird ihnen auch wehgetan. Anstandsregeln werden missachtet, Streits werden auf skandalös-effektive Weise ausgefochten. Generell werden viele Schimpfworte in mindestens vier Sprachen verwendet. Vorzugsweise von den Protas, um sie sich gegenseitig an den Kopf zu werfen.
Toxische Beziehungen sollen damit nicht verharmlost werden. Den Partner zu belügen ist keine Lappalie und sollte niemals die Lösung für ein Problem darstellen. Wer miteinander redet, vermeidet Missverständnisse und kommt vielleicht darum herum, den Partner in den Knast stecken zu müssen. Vielleicht … ;-)
Abigail Gardner
Laut klopft es an meiner Bürotür und im selben Moment wird diese schon aufgerissen, ohne dass ich auch nur Herein sagen kann. Mein Assistent Ethan stürmt in den Raum. Mit gerunzelter Stirn schaue ich in sein tiefrot angelaufenes Gesicht. Sein Atem geht stoßweise und er ringt sichtlich nach Luft.
»Was?!« Ich lasse meinen Stift sinken und warte ab, ob die offensichtlich wichtige Nachricht, die er mitbringt, noch herauskommt, bevor er einem Herzinfarkt zum Opfer fällt.
»Abi«, keucht er, schnappt weiter nach Luft und stützt sich auf meinem Schreibtisch ab.
Ich bin zwar keine Ärztin, aber einen akuten medizinischen Notfall schließe ich aus. Viel mehr nehme ich an, dass er den Fahrstuhl ignoriert hat und die Treppen zum vierten Stock hochgerannt ist.
»Wir haben ein Problem«, japst er und sieht mich eindringlich an.
Scheiße, was ist jetzt schon wieder los? Ich kann keine verdammten Probleme gebrauchen. Davon habe ich die letzten zwei Jahre schon genug am Arsch gehabt. Kann nicht einmal alles nach Plan verlaufen? Jedes Mal, wenn ich nicht alles selbst in die Hand nehme, läuft etwas schief.
Von meinem inneren Disput bekommt Ethan nichts mit. Nach außen hin wirke ich vermutlich wie immer kühl und kontrolliert. Darin bin ich so gut, dass man mich hinter meinem Rücken ›Schwarze Witwe‹ nennt. Dabei bin ich ganz sicher kein männermordender Vamp. Ich habe mir lediglich den Arsch aufgerissen, um die jüngste, leitende Staatsanwältin zu werden, die der Bezirk jemals hatte.
Durchdringend sehe ich Ethan in die Augen und versuche ihn zu zwingen, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, damit er mir endlich verraten kann, was schiefgegangen ist. »Wir haben Hernandez verloren«, bricht es aus ihm heraus.
Meine linke Augenbraue zuckt so heftig nach oben, dass ich es selbst spüre. Normalerweise bemerke ich das kaum, aber diesmal tut es beinahe weh »Wie kann man einen Menschen verlieren?«, frage ich betont ruhig nach.
In meinem Inneren sieht es jedoch ganz anders aus. Ich weiß nicht, ob ich auf einen gewaltigen Wutausbruch zusteuere oder eher dem Nervenzusammenbruch nahe bin. ›Hernandez verloren‹, hallt es in meinem Kopf nach. Juan Hernandez, der einzige Zeuge, den wir haben, um den größten Drogenhändler der gesamten Region endlich hinter Gitter zu bringen. Selbst das Originaldokument der Unabhängigkeitserklärung ist im Moment nicht so wertvoll wie dieser Kronzeuge. Und meine Leute haben ihn … ›verloren‹!
»I-ich weiß es nicht«, schnauft mein Assistent noch immer außer Atem. »Er sollte heute in Schutzha…«
»Ich weiß, was heute passieren sollte, Ethan«, schneide ich ihm das Wort ab. »Was ist geschehen?«
»Er war nicht in seiner Wohnung.«
»Und weiter?«, frage ich, während mein Tonfall kälter und leiser wird.
»Das Team hat alles auf den Kopf gestellt und …«, brabbelt er.
»Wie zum Teufel kann dem besten Ermittlungsteam des Bundesstaates der wichtigste Zeuge seit Watergate verloren gehen?«, unterbreche ich ihn erneut.
Ich bin aufgestanden, stütze mich auf dem Schreibtisch ab und beuge mich vor. Ein Teil von mir kann nicht fassen, dass er plappert, als wäre jemandem eine Tasse umgefallen und Kaffee hätte sich über ein paar ersetzbare Papiere ergossen. Ein anderer Teil wünscht sich eine Schusswaffe, von der ich nicht weiß, ob ich sie gegen ihn oder eher gegen mich selbst richten würde.
Denn, wenn Hernandez untergetaucht sein sollte, haben wir ein Problem von biblischen Ausmaßen. Und falls irgendjemand Wind von seiner Bereitschaft zur Kooperation bekommen hat und er uns weggeschnappt wurde … Himmel, darüber darf ich gar nicht nachdenken!
»I-ich habe keine Ahnung«, heult Ethan fast los, denn mein sonst so kontrollierter Gesichtsausdruck muss gerade Bände sprechen, die von schrecklicher Folter und höllischen Strafen berichten.
»Dann hol jemand, der die hat«, zische ich und starre ihn nieder.
»A-a…«
»Raus«, fordere ich so leise und eiskalt, dass er sich abrupt aufrichtet und einen Schritt zurücktaumelt. »Und komm gar nicht erst wieder, bevor du handfeste Informationen hast.«
Er dreht sich auf dem Absatz um und fällt fast über seine eigenen Füße, so schnell rennt er aus meinem Büro. Dermaßen hart bin ich noch nie mit ihm umgegangen. Aber es stand auch noch nie so viel auf dem Spiel. Wenn diese Sache in die Hose geht, kann nicht nur er seinen Job an den Nagel hängen. Ich brauche diesen Erfolg mehr als alle anderen zusammen. Ich brauche einen sichtbaren und sauberen Beweis dafür, dass ich die Richtige für meinen Stuhl bin, an dem mit ziemlicher Sicherheit sogar mein oberster Boss - der Gouverneur des Bundesstaates - fleißig sägt.
Als die Tür lautstark ins Schloss fällt, lasse ich mich auf meinen Sitz fallen. »Scheiße, scheiße, scheiße«, presse ich zwischen den Zähnen hervor und atme tief ein und aus. Ich muss mich beruhigen. Kopflos zu sein, hat mich noch nie weitergebracht. Als ich noch die kleine Assistentin des vorherigen Staatsanwaltes war, musste ich viel Hohn und Belustigung wegstecken. Vor allen Dingen nach der Sache mit … Zane.
Ich verscheuche den Namen und das dazugehörige Gesicht, das sich unweigerlich vor mein geistiges Auge schiebt, aus meinem Kopf und konzentriere mich auf meine derzeitige Lage. Seit mehr als zwei Jahren arbeitet die Staatsanwaltschaft unter meiner Leitung nun schon daran, Pablo ›El Capturador‹ Diaz dingfest zu machen. ›Der Grapscher‹ ist kometenhaft zum größten Drogenboss der oberen Ostküste aufgestiegen. Niemand wäre so dumm, gegen ihn auszusagen. Ganz zu schweigen davon, dass eine einfache Aussage eines gewöhnlichen Handlangers auch nicht reichen würde, so einen schweren Brocken hinter Gitter zu bringen.
Doch Juan Hernandez ist kein einfacher Handlanger im Getriebe des nordamerikanischen Drogenhandels. Er ist auch kein Capo oder Leutnant in einer der verschiedenen Unterorganisationen. Er ist nicht einmal ein zufälliger Zeuge einer direkten Beteiligung an einer nachweisbaren Gewalttat, für die ›der Grapscher‹ so berüchtigt ist. Hernandez ist einfach ›nur‹ der ehemalige Buchhalter von Diaz. Nicht mehr und nicht weniger. Und damit ist er sein Gewicht in lupenreinen Diamanten wert.
Hernandez - und nur er allein - ist der Grund, weswegen es Diaz bisher gelungen ist, jedem Versuch zu entgehen, den Drogenboss über Umwege zur Rechenschaft zu ziehen. Der Trick mit der Steuerhinterziehung ist bereits seit Al Capone kein Geheimnis mehr, aber es stolpern noch immer viele Verbrecher darüber. ›Der Grapscher‹ allerdings nicht. Weil seine Bücher für jede noch so kleine Geldbewegung eine legale Erklärung haben. Und die stammt von Hernandez, der - wie erstaunlich viele seines Berufszweigs - die gefährliche Angewohnheit hat, alle seine Handlungen sauber zu dokumentieren und die Unterlagen sicher versteckt aufzubewahren.
Und nun ist dieser einzige Zeuge, der das Wissen und den Willen hat, gegen den Kriminellen auszupacken, verschwunden. An dem Tag, als wir ihn endlich in Schutzhaft nehmen dürfen, weil der zuständige Richter zuerst die Datenproben, die er uns zugespielt hat, auf Herz und Nieren geprüft haben wollte, ist er plötzlich weg. Natürlich gerate ich in Panik, denn an Zufälle glaube ich nicht mehr, seit … Spätestens seit der Mann, den ich zu lieben glaubte, sich als mein größter Fang und zugleich mein schlimmster Albtraum entpuppte. Woran ich gerade nicht denken will und auch nicht denken werde!
Hätten wir Hernandez doch bloß schon vorher in Gewahrsam genommen, verdammter Mist! Die Datenproben überprüfen, dass ich nicht lache. Natürlich sind sie vielversprechend und natürlich brauchen wir Hernandez, damit er uns zeigt, wie sie zu interpretieren sind. Das konnte selbst ich auf einen Blick erfassen. Aber nein, der Richter hat auf direkte Anweisung von oberster Stelle - also vom Justizministerium - verlangt, dass wir alles exakt nach den Regeln machen und uns keinen noch so kleinen Fehler erlauben. Der Fisch, den wir am Haken haben, ist einfach zu groß.
Und was haben wir jetzt davon? Einen Haufen Datenmüll, den wir ohne denjenigen, der die Zusammenhänge versteht und den Analysten erklären kann, auch in den Müll werfen können. Und einen hoffentlich nur untergetauchten und nicht bereits mit Betonschuhen in irgendeinem Fluss oder See badenden Buchhalter, der unser Schlüssel zum Verständnis sein soll, haben wir eben gerade nicht!
Hernandez wollte in Sicherheit gebracht werden. Wir haben ihn hingehalten. Nun ist er weiß Gott wo und der gesamte Fall droht, in seine Einzelteile zu zerfallen. ›El Capturador‹ entgeht wieder der Verhaftung und macht weiter seine Geschäfte. Und ich werde weiter subtil in Richtung der nächsten Klippe geschubst, über die man mich fallen sehen möchte, damit meine Karriere meiner eigenen Dummheit zum Opfer fällt und man mich los ist. Weil ich … ein unangenehmer Schandfleck für das gesamte Justizministerium bin.
Die dumme Kuh, die mit einem Schwerverbrecher verheiratet war, ohne es zu merken, bis sie ihn entlarven und hinter Gitter bringen konnte. Die ›Schwarze Witwe‹, die ihr mörderisches Männchen erwischt hat, nachdem er sie jahrelang zum Narren hielt. Die Lachnummer aller Lachnummern in der gesamten Staatsanwaltschaft der Vereinigten Staaten. Und dazu eine tickende Zeitbombe, denn noch sind die komplexen Zusammenhänge meiner Vergangenheit nicht öffentlich bekannt. Was sich jederzeit ändern kann …
Erneut klopft es an meiner Tür und diesmal wird diese nicht einfach aufgerissen. Gut so, denn in meiner Stimmung hätte ich jedem, der es noch einmal wagt, den Kopf abgerissen. Schwarze Witwe hin, Gottesanbeterin her.
Nach meinem knappen ›Herein‹ betritt Detective Benjamin Wilson, der Leiter der Ermittlungseinheit, mein Büro. Ohne Umschweife, wie ich es von ihm kenne, kommt er zum Wesentlichen: »Wir haben Hernandez weder in seinem Haus, noch in der Umgebung auffinden können. Wir können ausschließen, dass er abgeholt wurde, da wir ihn rund um die Uhr überwacht haben.«
»Wenn das der Fall ist, dann müsste er aufzufinden sein. Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.«
»Ich habe sofort die Spurensicherung beauftragt, damit sie alles auf den Kopf stellen.«
»Und wann haben Sie sich gedacht, mich zu informieren, Detective?« Ich kann dabei zusehen, wie sich seine Stirn kurz in Falten legt.
»Ich habe umgehend Burke informieren lassen …«
»Und Sie meinen nicht, dass Sie bei dieser Angelegenheit statt meines Assistenten direkt mich hätten anrufen sollen?«, frage ich so ruhig wie möglich nach, obwohl sich vor angestauter Frustration mein Hals zuschnürt.
»Da ich keine Zeit vergeuden wollte, habe ich es für ausreichend erachtet, dass Detective Jackson das Telefonat mit Burke führt.«
»Wenn noch einmal so etwas passieren sollte, werde ich gefälligst direkt und persönlich informiert. Von Ihnen.« Ich weiß, dass ich gerade vielleicht ein wenig überreagiere, aber das ist ein verdammt wichtiger Fall und es geht um meine Karriere. Die Karriere, die ich mir in den letzten Jahren gegen harten Widerstand und trotz des größten Fehlers meines Lebens aufgebaut habe. Es stecken zu viele Tränen und zu viel Schmerz darin, um jetzt untätig dabei zuzusehen, wie alles den Bach runtergeht.
Herrgott, der Druck ist im Moment einfach zu groß! Wenn ich mich nach Feierabend heute nicht abreagiere, funktioniere ich morgen im Büro wahrscheinlich gar nicht oder bringe jemanden um. Falls ich heute überhaupt irgendwann Feierabend machen kann, heißt das …
»Abi …«, sagt Detective Wilson in einem Tonfall, der ganz klar an meine Vernunft appellieren soll. Was ziemlich genau der falscheste Ton ist, den er anschlagen kann.
»Misses Gardner«, unterbreche ich ihn harsch, und sehe, wie ganz kurz sein Mundwinkel zuckt. Hier an der Arbeit bewahrt er absolute Professionalität, das weiß ich. Ich bin seine Vorgesetzte und er würde es nie wagen, mir zu widersprechen. Aber ich weiß, dass mein Verhalten später Konsequenzen haben wird; dass die Verfehlung mir nachher einen roten Arsch einbringen wird. Ehrlich gesagt zähle ich fest darauf, als ich fortfahre. »Ich will umgehend von Ihnen benachrichtigt werden, wenn die Spurensicherung etwas gefunden hat.«
»Selbstverständlich, Misses Gardner.« So wie er meinen Namen betont, bekomme ich eine Ahnung, was mir noch blühen wird. Es ist eine willkommene Ablenkung, kurz darüber nachzudenken.
Wilson dreht sich um und hat fast die Tür erreicht, als ich ihn doch noch aufhalte. »Detective?«
»Ma'am?«, er wirft mir über die Schulter einen Blick zu.
»22 Uhr im Secret Motion. Und seien Sie pünktlich.«
Er runzelt die Stirn, nickt aber. Jetzt kann ich mir sicher sein, dass ich heute noch buchstäblich den Hintern versohlt bekommen werde. Das brauche ich unbedingt.
Ich lehne mich im Stuhl zurück und betrachte Wilsons breiten Rücken, während er mein Büro verlässt. Normalerweise würde ich nie etwas mit einem Kollegen anfangen. Aber ihn habe ich kennengelernt, als ich wegen Zane am Boden zerstört war. Nur im Secret Motion, einem sehr diskreten BDSM-Club, kann ich irgendetwas fühlen, während ich im Alltag einfach nur funktioniere.
Schnell verscheuche ich, wie so oft, die Gedanken an die Vergangenheit. Ich habe Wichtigeres zu tun als mich in Selbstmitleid zu suhlen oder einem Hauch von Kribbeln zwischen meinen Schenkeln Beachtung zu schenken. Ich habe einen verdammten Zeugen zu finden.
Am liebsten würde ich selbst loslaufen und suchen. Das vermisse ich schon ein wenig. Als ich noch die Assistentin des Staatsanwaltes war, hatte ich viel mehr Recherche- und Laufarbeit. Ich war aktiver an einem Fall dran. Jetzt bin ich dazu verdammt hinter dem Schreibtisch zu hocken, alles zu koordinieren, Fakten zusammenzutragen, auszuwerten und andere die ›niederen‹ Arbeiten verrichten zu lassen.
Aber zu meinem Team in den Konferenzraum zu gehen, ist mir nicht verboten. Im Moment kann ich von meinem Schreibtisch aus nichts ausrichten. Wilson hat die weitere Suche voll im Griff, das weiß ich. Er ist nicht umsonst der Leiter des mir direkt unterstehenden Spezialtrupps von Ermittlern der Staatsanwaltschaft.
Es ist schon weit nach einundzwanzig Uhr, als ich absolut frustriert den Computer ausschalte. Die Spurensicherung hat im Keller des Hauses einen Gang hinter einem der Regale gefunden. Die Ermittler gehen zwar davon aus, dass dort keiner eingedrungen ist und Hernandez rausgeholt hat, aber er hat sich ganz offensichtlich auf diesem Weg aus dem Staub gemacht.
Als ich davon erfuhr, orderte ich umgehend den Grundriss des Hauses. Natürlich war dieser Fluchtweg, der ins öffentliche Abwassersystem mündet, nicht verzeichnet. Er muss erst viel später hinzugekommen sein. Wir haben anscheinend einen Zeugen, der schon lange auf eine plötzliche Flucht vorbereitet ist. Und dem wir zu lange untätig waren, sodass er kalte Füße bekommen hat. Aber mit ihm steht oder fällt die Verurteilung des Drogenbosses. Ich brauche ihn!
In meinem Inneren tobt ein Orkan. Am liebsten möchte ich etwas zertrümmern, schreien oder jemandem richtig wehtun. All das gleichzeitig wäre geradezu perfekt. Stattdessen halte ich diese ohnmächtige Wut - wie so oft - jedoch in Schach und treibe damit meinen inneren Druck in die Höhe. Während ich mich umziehe, da ich keine Zeit mehr habe nach Hause zu fahren, zittern meine Finger und die Ketten in meinen Händen rascheln leise. Das kühle Material auf meiner nackten Haut beschert mir eine Gänsehaut.
Mein Körper reagiert sofort darauf. Es ist, als ob er auf das Anlegen des Harnischs konditioniert ist. Sofort werden meine Nippel hart und das Kribbeln zwischen meinen Beinen ist wieder da. Ich schlüpfe in meine Pumps und ziehe nur den dünnen Mantel über, der knapp oberhalb der Knie endet. Ein geschulter Beobachter würde genau erkennen, dass ich weder Strümpfe noch einen Rock darunter trage. Denn meine engen Röcke lugen sonst immer einen Handbreit hervor. Außerdem zeichnen sich meine Brustwarzen selbst unter dem Mantelstoff noch ab.
Mein Handy meldet die Ankunft des bestellten Taxis. Ich schnappe mir meine Aktentasche, in der sich auch meine Kleidung befindet, und fahre mit dem Aufzug hinab zum Eingangsbereich.
Der Empfang ist um diese Uhrzeit wie immer mit einem der Wachposten besetzt. Dieser nickt mir nur kurz zu. Wenn er in den Computer schauen würde, wüsste er, wie oft ich schon zu später Stunde als eine der Letzten das Gebäude verlassen habe. Er mag mich vielleicht nicht wirklich kennen, aber wie alle seine Kollegen hat er schnell gelernt, dass ich absolut nicht an Small Talk interessiert bin. Schon gar nicht, wenn ich auf dem Weg zu dem Ort bin, an dem mein Körper endlich wieder etwas anderes als unterdrückte Wut und dumpfen Schmerz fühlen kann.
Ob der Wachmann erkennen kann, dass ich unter dem Mantel so gut wie nackt bin, ist mir egal. Mich interessiert nicht, was er von mir hält. Ich habe auf die harte Tour lernen müssen, dass es verschwendete Energie ist, sich Gedanken darüber zu machen, was das Umfeld von einem hält. Mit meiner Vergangenheit und meinem Job gibt es viel zu viele Menschen die mich hassen und meinen Sturz von der Karriereleiter bejubeln würden. Ganz zu schweigen von denen, die mir ganz konkret den Tod an den Hals wünschen, weil ich meinen Job gut mache.
Ich will jetzt aber nicht mehr über all die Menschen um mich herum nachdenken, die mir nichts Gutes wollen. Während ich ins Taxi steige, konzentriere ich mich auf den Fahrer. Natürlich sehe ich seinen Blick, als ich Platz nehme. Mein Mantel klafft vorn ein klein wenig auf und entblößt ein gutes Stück meiner nackten Oberschenkel. Dass er es wahrgenommen hat, wird noch deutlicher, als er mich stotternd nach meinem Ziel fragt.
Endlich etwas entspannter lehne ich mich ins Polster des Wagens zurück und genieße die Blicke, die er mir durch den Rückspiegel zuwirft. In meinem Umfeld halten mich alle für eine eiskalte Hexe, mit der man sich lieber nicht einlässt. Jetzt, hier, unter den Blicken eines Fremden, komme ich mir immerhin ein ganz klein wenig wie eine begehrenswerte Frau vor. Nervös nestelt er am Rückspiegel herum und ich weiß genau, dass er ihn so eingestellt hat, dass er nicht mehr den Verkehr hinter uns sieht, sondern einen Blick auf meine Schenkel erhaschen kann. Meine Beine habe ich leicht gespreizt und ich zeige ihm nur so viel, dass es seine Fantasie ankurbelt.
Es ist ein Spiel mit dem Feuer, an dem ich mich als Staatsanwältin schnell verbrennen kann. Früher, als ich noch eine kleine Assistentin war und Zane seine Hand zwischen meine Beine gleiten ließ, war dies eine Variante des Vorspiels. Heute weiß ich, dass er jeden zum Schweigen gebracht hätte …
Wieder einmal muss ich die Erinnerungen an ihn abwürgen. Ich presse die Beine zusammen und knirsche mit den Zähnen. Ich muss diesen gottverdammten, verlogenen Bastard endlich aus meinen Gedanken verbannen. Es ist verdammt noch mal genug Zeit vergangen, seit ich ihm auf die Schliche gekommen bin und ihn seiner gerechten Strafe zugeführt habe. Zumindest für all die Gesetze, die er gebrochen hat, wenn schon nicht für den ganz persönlichen Verrat, der mir so unendlich wehgetan hat, dass ich beinahe den Boden unter den Füßen verloren hätte. Warum komme ich von diesem Mistkerl immer noch nicht los?
Am Ziel angekommen, gebe ich ein großzügiges Trinkgeld und schreite die Stufen zur Haustür des im viktorianischen Stil gebauten Hauses hinauf. Von außen sieht man nicht, dass sich im Inneren ein exklusiver Club befindet, der nur Mitglieder auf Empfehlung annimmt und absolut diskret operiert. Man kennt mich hier. »Guten Abend Misses Abigail. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt«, grüßt mich der Portier.
Ich bin noch vor der von mir angegebenen Zeit da und setze mich an die kleine Bar, die sich im Untergeschoss befindet. Durch Zufall bin ich vor einem Jahr auf dieses sehr spezielle Etablissement aufmerksam geworden, als mein innerer Druck immens hoch war. Im Büro würde man mich heutzutage als ausgeglichen bezeichnen, obwohl ich meilenweit von diesem Zustand entfernt bin. Der Club hilft mir, zumindest die Fassade aufrecht zu erhalten.
Ich komme nicht dazu meine Bestellung aufzugeben, schon nehme ich Wilson in meinem Rücken wahr. Noch bevor ich ihn fühlen, hören und sogar riechen kann. Meine Nackenhaare stellen sich auf als er dicht hinter mir steht, ohne mich zu berühren. Auf meinem ganzen Körper bildet sich eine Gänsehaut. Ich drehe mich nicht zu ihm um, sondern warte ab, was er von mir verlangt.
Sein Atem streift meinen Hals und ich muss mich zusammenreißen, um nicht doch die Führung zu übernehmen, wie ich es in meinem Job gewohnt bin. Ich komme hierher, um genau das nicht mehr tun zu müssen. Um mich führen zu lassen und mich in die Hand eines anderen zu begeben. In seine Hand …
»Steh auf und geh zum Fahrstuhl. Halte deinen Blick gesenkt.«
Ein Schauer läuft über meinen Körper und in lustvoller Erwartung kribbelt mein Kitzler. Aber ich wage es nicht, meine Beine aneinander zu reiben. Langsam lasse ich mich vom Barhocker gleiten und schlage den Weg zum Aufzug ein, den ich sogar mit verbundenen Augen finden würde. Mit Blick auf die Wand und mit dem Rücken zum Ausgang betrete ich die enge Kabine. Ich höre, wie das Gitter zugezogen wird und der Fahrstuhl sich mit einem leichten Ruck und leisem Summen in Bewegung setzt.
»Du hast dich mir gegenüber ungehörig verhalten.«
Ganz dicht ist Benjamin an mich herangetreten und ich kann seine Wärme im Rücken fühlen, aber nicht seinen Körper an meinem. Er weiß, dass mich das in den Wahnsinn treibt. Schnell hat er herausgefunden, dass er mich weder mit Schlägen, noch sonstigen körperlichen Züchtigungen wirklich bestrafen kann. Das ist es, was ich will, denn ich bin hier, um zu fühlen.
Es ist fast egal, was er mit meinem Körper anstellt. Sicher, wir haben die Grenzen sehr klar abgesteckt. Aber das dient nur der Absicherung und ist im Grunde Schein. Wenn ich hier bin, lasse ich alle Grenzen hinter mir. Ich würde mich nicht wehren, wenn er über das Vereinbarte hinausginge. Hauptsache ich spüre etwas dabei.
Der Entzug des Körperkontaktes ist daher die schlimmste aller Bestrafungen. Benjamin weiß, wie weit er mich an meine Grenze treiben kann. Und ich bin mir sicher, dass er es heute bis zum Äußersten ausreizen und dabei genießen wird.
»Es tut mir leid, Sir«, entschuldige ich mich leise und werde im nächsten Moment am Arm gepackt und herumgewirbelt.
»Sieh mich an«, befiehlt er hart und bestimmt. Seine Züge sind unbewegt, als ich ihm ins Gesicht schaue. Er kann genauso ein Pokerface aufsetzen, wie ich es jeden Tag tue. Aber hier und jetzt ist meine Maske dabei zu fallen und er kann in meinen Augen die Lüge ablesen. Es tut mir absolut nicht leid. Es war verdammt noch mal Berechnung, damit er mir den Frust aus dem Leib vögelt.
»Ich sollte dich zur Strafe fortschicken«, fängt er so ungerührt an, dass es mir einen eiskalten Schauer den Rücken hinabjagt. »Aber dann würdest du dich dem nächsten willigen Kerl wie eine läufige Hündin anbieten. Hab ich recht?« Hart sieht er mich an.
Natürlich hat er recht und eigentlich brauche ich es ihm nicht zu bestätigen, aber, da er die Fahrstuhltür nicht öffnet und mich abwartend ansieht, obwohl wir im Obergeschoss angekommen sind, gebe ich nach: »Ja, Sir.«
Er lässt mich los und öffnet das Gitter. »Komm.« Es ist schwer abzulesen, wie sauer er auf mich ist. Ich folge ihm durch den Gang, bis zu dem Zimmer, das wir immer für unsere Sessions nutzen. Benjamin öffnet die Tür zu der Suite und bleibt kurz stehen. »Schließ dir Tür und bleibt dort stehen.«
Kurz runzele ich die Stirn, befolge aber seine Anweisung und warte ab. Er geht langsam zum Sessel an der gegenüberliegenden Wand und setzt sich. Die Arme auf die Lehnen gelegt, sieht er mich mit leicht schräggelegtem Kopf an. In meinem Magen kribbelt es vor Aufregung. Vor dem Unerwarteten, weil er sich noch nie so gegeben hat.
»Zieh deinen Mantel aus, Puppy.«
Nur kurz stutze ich. Doch dann öffne ich die Knöpfe und bin folgsam, wie das Hündchen, als das er mich gerade betitelt hat. Die Ketten reiben über meine Haut und erzitternd muss ich feststellen, dass mich dieses absurde Spiel irgendwie doch erregt.
»Brav.« Seine Stimme ist nicht schmeichelnd, wie man es bei einem Lob erwarten würde. Sondern eher … herablassend. Macht es mich an? Meinen Körper auf jeden Fall. »Runter. Auf alle viere.«
Ich lasse mich hinab auf den Boden.
»Und jetzt sei ein braves Hündchen und komm zu mir.«
›Wildkatze‹ hat Zane mich manchmal genannt, bevor er sich mit einem einzigen, harten Stoß in mir versenkte. Nie wäre er auf die Idee gekommen, mich als Hündchen zu bezeichnen! Er hatte immerhin Respekt vor meinen Krallen und hat es sogar genossen, wenn ich mich mit aller Kraft gewehrt habe.
Ich unterdrücke die Stimme in meinem Kopf, die sich lauter werdend über den Tonfall und die erniedrigenden Befehle von Benjamin beschweren will, und krabbele auf ihn zu. Wenn er mich als kleines Schoßhündchen will, soll es mir egal sein, solange er mich nur fickt, bis ich das Bewusstsein verliere. Und mich hoffentlich dabei schlägt, sodass ich die nächsten Tage beim Sitzen noch daran erinnert werde.
***
Meine Knöchel treten weiß hervor, so heftig umklammere ich den Telefonhörer. »Natürlich Sir, Sie können sich auf mich verlassen«, presse ich hervor, lausche dem Klicken, das die Verbindung beendet und lege mühsam beherrscht den Hörer zurück an seinen Platz.
Abwartend sieht mich Ethan, mein Assistent, an. Ich muss tief Luft holen, um ihn in Kenntnis zu setzen, dass wir am Arsch sind. »Gouverneur Baker hat uns zwei Wochen gegeben, um unseren Zeugen zu finden oder jemand anderen aufzutun, der Diaz belastet und gegen ihn aussagen will.«
»Warum dieses Ultimatum? Die Staatsanwaltschaft ist doch schon längere Zeit hinter Diaz her«, fragt er verständnislos nach. Es ist genau die richtige Frage an der richtigen Stelle, aber ich entdecke im Gesicht meines Assistenten Hinweise darauf, dass er die wirkliche Antwort vielleicht noch besser kennt, als ich.
»Politik«, seufze ich und spiele die Scharade weiter mit, wie es von mir erwartet wird. »Die Wahlen stehen kurz bevor und seit Hernandez zum ersten Mal Kontakt zu uns aufgenommen hat, sind drei Wochen vergangen. Der Gouverneur hat Zweifel, ob wir die Geheimhaltung noch länger gewährleisten können. Wenn etwas durchsickert, wird Diaz über kurz oder lang Wind davon bekommen und alles, was wir jetzt haben, ist nichts mehr Wert. Ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn die Presse davon Wind bekommt, dass wir trotz eines möglichen Kronzeugen noch keinen Schritt näher an einer Verhaftung sind. Die Anklage darf nicht noch länger rausgezögert werden. Dem Gouverneur sitzen schlechte Umfragewerte vor den Wahlen im Nacken, also sitzt er jetzt dem Justizministerium im Nacken …«
»Und die setzen ihren Fuß in unseren Nacken«, vervollständigt Ethan das Offensichtliche. »Was willst du unternehmen, Abi?«
»Ich weiß es noch nicht. Ich muss überlegen.« Während ich aufstehe und zum Fenster gehe, lässt mich mein Assistent allein. Zweifellos wird mein genauer Wortlaut jetzt sofort an seinen nicht ganz so heimlichen Chef weitergegeben werden.
Aber diesem Angriff auf meine Position kann ich gerade keine Aufmerksamkeit schenken. Wenn ich in diesem Fall versage, bin ich meinen Posten los. Auch ganz ohne dass mein Assistent - zweifellos in Hoffnung auf eine Beförderung an meine Stelle - meine Überlegungen an seinen Boss weitergibt. Nur wenn ich Erfolg habe, bin ich so gut wie unangreifbar. Diesmal werde ich allerdings sicherstellen, dass es der Öffentlichkeit nicht entgeht und unter den Teppich gekehrt wird. Diesmal hält mich keine persönliche Scham davon ab, die Sache zu meinem Vorteil zu nutzen und gegen meine eigenen, politischen Feinde vorzugehen. Falls ich erfolgreich bin! Was mich zum Kernproblem bringt …
Seit drei Wochen ist Hernandez spurlos verschwunden. Wilson und sein Team haben unermüdlich nach ihm gesucht. Doch der Detective hat recht - wenn er untergetaucht ist und nicht gefunden werden will, werden wir das auch nicht schaffen. Wir haben ganz diskret jeden möglichen Informanten ausgequetscht und alle verfügbaren Quellen angezapft. Niemand weiß etwas. Diaz scheint sich in keiner Weise zu rühren. Es ist, als hätte es Hernandez nie gegeben.
Wenn wir noch mehr Druck ausüben, weiß bald der ganze Bundesstaat, wen wir suchen. Spätestens dann erfährt es auch Diaz. Und wenn ›der Grapscher‹ mit der Suche nach Hernandez beginnt, wird er uns mit seinen Mitteln und seiner Skrupellosigkeit immer ein paar Dutzend Nasenlängen voraus sein.
Nein, die Kanäle von Polizei und Staatsanwaltschaft sind ausgeschöpft und mein eigenes Ermittlerteam findet einfach keine weitere Spur. Da sie bereits die Besten der Besten sind, stecken wir in einer Sackgasse. Es gibt nur eine Quelle, an die ich mich noch wenden könnte. Nur eine Person, die mir helfen kann, nicht sang und klanglos unterzugehen und zwangsläufig einen brutalen Schwerverbrecher ungeschoren davonkommen zu lassen. Denn wenn ich jetzt versage, fordert man meinen Rücktritt und ich habe keine Erfolge vorzuweisen, mit denen ich das abwenden könnte. Womit meine Ermittlungen im Sande verlaufen werden, denn ich kenne meinen vermutlichen Nachfolger und denke nicht, dass er den nötigen Biss hat, sich mit Diaz anzulegen. Er ist ja schon als Assistent keine besondere Leuchte …
Es gibt nur einen einzigen Weg. Einen, den ich keinesfalls gehen will. Ganz und gar nicht! Aber ich muss …
Kurz spiele ich mit dem Gedanken, es einfach nicht zu tun. Den Kopf in den Sand zu stecken und abzuwarten, bis es zu spät ist. Einfach alles den Bach runtergehen zu lassen.
Es ist nicht das Wissen darum, wie viele Leute für mich arbeiten und nach meinem Untergang einen Knick in ihrem Karriereplan erleben werden. Nicht einmal, wie viele Menschen unter den Machenschaften des Drogenbosses direkt oder indirekt leiden. Was mich davon abhält aufzugeben, ist vor allem anderen das Wissen darum, dass er sich ins Fäustchen lachen würde, wenn er davon wüsste. Er, der Mann, zu dem ich gehen muss. Er, der mich ganz sicher auslachen würde, wenn er wüsste, dass ich mich davor fürchte, ihn aufzusuchen.
Selbst wenn er nie davon erfahren würde, ist das eine Genugtuung, die ich ihm nicht gönnen werde. Niemals!
Zane Kaminski
Das warme Wasser aus der Dusche prasselt mir auf Kopf und Schultern. Es spült den Schweiß weg, der sich während der anderthalb Stunden im Fitnessraum zwangsläufig gebildet hat. Die konstante Anspannung, unter der ich neuerdings stehe, löst sich dadurch allerdings nicht. Die anfängliche Erleichterung nach dem Training und der Dusche, will sich nicht mehr einstellen, stattdessen beschert es mir nur eine kurze Atempause. Die genieße ich allerdings in vollen Zügen.
Im Knast duscht man mit dem Arsch zur Wand, wenn man keinen ungebetenen Besuch durch die Hintertür riskieren will. Das ist ein Spruch, den ich in diversen Formen früher schon von Ex-Insassen gehört habe. Eine Gefängnis-Weisheit und ein guter Rat, wenn man so will. Aber ich habe ihn für mich ergänzt: Außer wenn man es sich leisten kann.
Ich kann es mir leisten, mich nicht nur mit den Unterarmen an der Wand abzustützen und den Kopf hängen zu lassen, sodass mir das Wasser auf die Schultern prasselt, sondern auch noch die Augen dabei zu schließen. Ich musste das erst ein paar Dickschädeln nachhaltig klarmachen, als ich einer von ›den Neuen‹ war. Aber ein paar gebrochene Nasen und Rippen waren ausreichend. Skrupellosigkeit zahlt sich aus, wenn man es mit schweren Jungs zu tun hat. Das, und … ein gewisser Ruf. Der musste sich zwar erst herumsprechen, aber als auch die letzten Vollidioten kapiert hatten, dass ich ein Hitman bin … - oder besser gesagt war -, kehrte Ruhe ein.
Vermutlich hat deswegen meine Wachsamkeit soweit nachgelassen, dass ich nicht sofort bemerke, dass ich Besuch habe. Sie sind leise, aber nicht lautlos. Das Wasser aus der Dusche hat ihre Annäherung übertönt. Wollten sie mich kaltstellen, wäre das schon erledigt. Wollten sie mich angreifen, wäre ich bereits im Handgemenge. Und wenn sie sich aufspielen müssten, weil sie denken, sie könnten mich rumschubsen, hätten sie bereits angefangen zu labern. Womit nur eine Möglichkeit bleibt …
»Was auch immer es ist, es muss warten«, brumme ich.
Perfektes Timing. Wenn ich mich nicht irre, wollte der Anführer der Abordnung gerade was sagen. Unauffällig riskiere ich einen Blick aus dem Augenwinkel. Einmal Anzughose und Halbschuhe, einmal Uniformhose und Stiefel. Ein Wärter und ein Staatsbediensteter in zivil. Bestenfalls mittelmäßige Stoffqualität und nicht optimal passender Schnitt der Hose deuten auf einen Cop hin. Vielleicht auch ein niederrangiger Vertreter des Justizministeriums. So oder so niemand, mit dem ich wirklich reden will.
»Ich fürchte …«, setzt der Wärter an.
Sein Name ist Wally und er ist so höflich wie die meisten hier. Ich genieße nicht nur unter Mithäftlingen einen gewissen, teils gewaltbasierten Respekt. Die Wärter haben alle ihre eigene Meinung dazu, ob jemand unbedingt in den Knast gehört, der beruflich andere Verbrecher umgebracht hat. Ich habe keine Probleme mit ihnen. Was jedoch nicht für den anderen Knilch gilt.
»Du wirst jetzt sofort mitkommen, Camensky«, schnauzt der mich an und bügelt über den armen Vollzugsbeamten einfach drüber, der hier nur seinen Job macht.
Wie so viele andere, die es nicht besser wissen und die sich auch nicht dafür interessieren, spricht er meinen Namen völlig falsch aus. So falsch, dass ich fast schon Absicht dahinter vermute. Sehr amerikanisch, was es kaum möglich macht, es noch falscher zu tun.
Nicht, dass ich mir allzu viel daraus mache, wie richtig mein Name ausgesprochen wird. Im Gegensatz zu meinen Eltern war ich nie besonders patriotisch dem Land gegenüber, das ich nur von Besuchen kenne. Ich bin Amerikaner, kein Pole. Aber ich setze es auf eine schnell länger werdende Liste mit Gründen, weswegen ich das Arschloch nicht mag.
Platz eins nimmt darauf ganz schnell seine Attitüde ein. Er meint nicht nur, den Boss raushängen lassen zu können, er wird auch noch handgreiflich. Als ich nämlich nicht sofort in Hab-Acht-Stellung springe, weil er mir eine Anweisung gibt, greift er nach meiner Schulter.
Es wäre übertrieben, es einen Angriff zu nennen. Er will mich ganz sicher nur herumreißen, damit er mir ins Gesicht brüllen kann. Ich kenne diese Art von Wichtigtuern. Seine Dienstmarke macht ihn in seiner Vorstellung zu einem Übermenschen und wer nicht sofort spurt, ist ein legitimes Ziel für ein wenig Staatsgewalt.
Ich werfe einen Blick auf seine hässliche Visage, als sie an mir vorbeirauscht. Besonders seine extreme Hakennase fällt mir dabei auf. Ansonsten ist sein Ausdruck überrascht, bis er mit einigem Schwung mit dem Gesicht voran gegen die gekachelte Wand kracht. Ich trete zur Seite und habe die Hände schon leicht erhoben. Viel war nicht nötig, ihn ins Leere laufen zu lassen. Zeit, darauf hinzuweisen, dass ich ihn nicht wirklich angepackt habe. Jedenfalls nicht auf eine Weise, die mir irgendwer nachweisen könnte.
Die Reaktion aller anderen Anwesenden fällt allerdings weniger drastisch aus, als ich befürchten musste. Wally, der Wärter, blinzelt nur und sieht aus, als müsste sein Hirn das erst verarbeiten. Eine zweite anwesende Anzugträgerin zuckt zusammen und greift instinktiv in Richtung ihrer Waffe, verharrt aber. Da ich die Hände hebe und zurücktrete, registriert sie mich nicht als akute Bedrohung. Mein Bekleidungszustand mag dabei eine gewisse Rolle spielen. Mir soll es recht sein. Wenn sie sich von Bauchmuskeln und einem Schwanz ablenken lassen will, werde ich sie nicht aufhalten.
»Du beschissener Wichser!«, jault der von der Dusche durchnässte Anzugträger Nummer eins und hält sich die angeknackste Nase, während er zu mir herumwirbelt. »Dafür wirst du …!«
»Wärter, ich muss einen tätlichen Übergriff melden«, unterbreche ich ihn an Wally gewandt. »Ich werde von einem Zivilisten angegriffen und bedroht.«
Der Schließer blinzelt noch ein paar Mal, aber dann durchzuckt es ihn. Ich kann in seiner recht einfachen Miene gut ablesen, dass er eine Chance sieht, es ›diesen Wichtigtuern‹ mal heimzuzahlen.
»Treten sie zurück, Sir!«, fordert er mit all der antrainierten Autorität eines Vollzugsmitarbeiters. Dass er dabei die Hand auf den Taser an seinem Gürtel legt, ist einfach zu gut. Ich kann mir kaum das Grinsen verkneifen.
»Was zum …?«, ächzt der mutmaßliche Cop, denn entgegen jeder Wahrscheinlichkeit spricht Wally mit ihm. »Bist du völlig bescheuert, du nichtsnutziger …«
»Zentrale, ich habe hier ein Problem mit einem Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft«, rattert der Goldjunge von Wärter in sein Funkgerät. »Ich brauche Verstärkung.«
»Hast du völlig den Verstand verloren, du Idiot?!«, keucht nun auch die Frau. »Hast du nicht gesehen, dass er …?«
Sie deutet vage in meine Richtung und will wohl die Schuld - nicht ganz ungerechtfertigterweise, könnte man sagen - auf mich abschieben. Aber Wally ist im Automatikmodus und reißt seinen Taser aus dem Holster. Ich kann kaum ein lautes Auflachen unterdrücken, als er die beiden Anzugträger ins Auge fasst und klarstellt, wem ein saftiger Elektroschock droht, wenn die Lage sich nicht schnell entspannt.
»Treten Sie vom Insassen fort und dort zur Seite«, fordert mein überraschender Held des Tages energisch.
»Du dämlicher Vollidiot, wir sind verdammt noch mal …!«, legt der nasse Bundesagent mit einer Standpauke los. Dann macht er ganz plötzlich nur noch die Geräusche, die man eben so macht, wenn man zwei Metallspitzen abbekommt, die mit Drähten an einer Hochleistungsbatterie hängen.
Zuckend und ächzend geht er in die Knie und kippt dann seitlich um. Ich muss mir ernsthaft auf die Zunge beißen, sonst platze ich vor Lachen. Das ist einfach zu gut! Es wird Konsequenzen haben, aber das ist es wert.