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Die Sehnsucht zu leben, inspiriert dazu Einfachheit neu zu entdecken, da sein in diesem Moment, die Landschaft erkunden, die Wiese anschauen, den Baum, die Wolken, den Wind. Die Freiheit des Erkundens, die Idee des Sich-Bewegens, überraschende Orte zu entdecken, sich einzulassen, wann immer man möchte, öffnet eine Welt voller Fragen, die Schritt für Schritt zum Staunen einlädt. Die lebendige Vielfalt, jeweils eingebunden in einen situativen Kontext, lebt von der forschenden Neugier des Protagnisten Golo, der in seinem Unterwegssein unentwegt mit den Menschen redet und dabei ein umfassendes Panorama des Menschseins entstehen lässt. Weder scheut er das Labyrinth verschlungener Wege, noch die verwirrende Anlage unterirdischer Schächte, um mit den Menschen in Kontakt zu treten. Er unternimmt den Versuch, in der Aufrechterhaltung eines eigenen Rhythmus, anhand von zahlreichen Beobachtungen und Begegnungen verschiedene Facetten der Freiheit und Kreativität aufzufächern. Dies bezaubert, weil sich darin immer wieder smarte Perlen finden. Ein Reh, Schmetterlinge, eine sprechende Schlange haben in seiner Welt ebenso Platz wie eine Ausserirdische, die in einem silbernen Würfel landet. Er lernt eine Riesin kennen, Menschen, die kleiner als Gräser und Blumen sind und hat ein offenes Ohr für ihre Anliegen und Geschichten. Seine Aufmerksamkeit spornt die Menschen zum Erzählen, aber auch zum Malen, Tanzen, Komponieren, Singen und Musizieren an und eröffnet einen Möglichkeitsraum des Sich-Bewegens, in dem sich Bewegungsgestalten herausbilden, die einen Fundus an Erkundungsmöglichkeiten und eine Welt des spielerisch Narrativen repräsentieren.
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Seitenzahl: 223
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Murmeln in der Wurzelbucht. short stories. ISBN: 978-3-7583-7486-9
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Tropfenklang aufs Tamburin. short stories. ISBN: 978-3-7583-0268-8
Das Wettschwimmen
Der richtige Name
Tanz der Farben
Das Bild mit dem Elefanten
Der Wildblumenstrauß
Das Haus am Ufer
Der Geschichtenatlas
Das Küken aus dem Zylinder
Das Tagpfauenauge
Lochsteine
Die Wölfe
Der Kräutertrank
Die Kartoffel
Der Staubsauger
Nah und fern
Eine Feder im Wind
Im Auge des Rehs
Die Liste
Die lange Wanderung
Der Flügelschlag des Schmetterlings
Auf dem See
Farbenfroh
Das winzige Fenster
Tanz der Wörter
Das große Erkunden
Golo spaziert durch den Wald. Er findet eine Gitarre, stimmt sie und erfindet einen Song. In dem Song kommen 4 Freunde vor, die durch dick und dünn zusammenhalten. Er spielt diesen Song. Ein Mann hört ihn, fragt, ob er ihn begleiten darf. Er hat eine Bassgitarre. Sie gehen zu seinem Haus mit einem Proberaum im Anbau, üben den Song. Es kommen 2 weitere Musiker dazu. Sie bilden ein Gitarrenquartett. Der Song kommt immer deutlicher heraus. Sie gehen in die Stadt, spielen ihn auf der Straße. Die Menschen bleiben stehen, klatschen, wollen den Song immer wieder hören. Doch die Band spielt ihn nur einmal. Dann zieht sie weiter, tritt in einer anderen Straße auf. Als sie die Straßen und Plätze bespielt haben, kehren sie in den Proberaum zurück. Jedes Bandmitglied steuert neue Songs bei. Es kommt ein Programm zustande. Sie gehen auf eine Bühne, tragen die Songs dem Publikum vor. Die Menschen sind begeistert. Die Musik kommt an. Golo und seine Freunde gehen auf Tournee, machen die Menschen in verschiedenen Städten glücklich. Sie entwickeln eine tiefe Freundschaft, verstehen sich auf Anhieb gut. Sie sind nicht nur in den Songs, sondern auch im Leben Freunde. Wenn sie nicht üben oder auftreten, besprechen sie ihre Freundschaft. Was verbindet uns? Warum geht es so gut zusammen? Dabei fallen ihnen immer neue Ideen zu Songs ein, in denen sie die Freundschaft besingen. Golo und seine Freunde entwickeln einen eigenen Stil, der die Musik und das Texten ganz neu aufleben lässt. Sie reisen in der Welt herum, um ihre Musik zu den Menschen zu bringen. Ihre Freundschaft wird enger. Sie sind ein unzertrennliches Kleeblatt geworden. In einer Stadt sagt eine ortskundige Frau: „In dieser Straße ist ein Musiker geboren worden.“ Sie nehmen die Anregung auf, tragen sie in einen neuen Song. Plötzlich fragt einer: „Habe nicht ich die Idee zu diesem Song gehabt?“ Die anderen Bandmitglieder warnen vor Fragen dieser Art. Schon längst ist ihre Zusammenarbeit so sehr verdichtet, dass sie sich nicht mehr auseinanderhalten lässt. Der Musiker beharrt darauf. Sie kommen ins Reden und Diskutieren. Sie gehen auseinander. Jeder erfindet den Song über das Geburtshaus auf seine Weise und macht den Auftritt allein. Golo trägt die Gitarre in den Wald zurück, spielt nochmals den Song von den 4 Freunden. Dann geht er weiter, begegnet einem Mann. Er zeigt ihm einen kleinen Pfeil. „Wenn ich ihn hinters Ohr stecke, gelten die Einkaufstage als eröffnet.“ Mit diesen Worten schiebt er den Pfeil hinter das Ohr. Die Menschen sehen es und rennen in die Warenhäuser, die nun 3 Tage lang ununterbrochen offen sind. Um die Menschen bei der Stange zu halten, sind die Preise herabgesetzt. „Nie kommen wir so günstig zu einem Teppich wie heute“, sagt die Frau und eilt mit ihrem Mann in ein Teppichgeschäft, wo Ausverkaufsstimmung herrscht. „Es macht Spaß, heute einzukaufen“, sagt eine junge Frau, und stürzt sich auf die ausgelegten Fußmatten.
Bei einer Straße gibt es eine Absperrung. Die vielen Menschen, die sich andrängen, schieben die Gitter beiseite und drücken sich durch. Es geschieht jedoch nichts weiter. Niemand hat ein Interesse, die Menschen aufzuhalten. Großer Andrang herrscht beim Geschäft, das Sonnenschirme in der Auslage hat. Hier greifen die Menschen fröhlich zu und tragen ihren Schirm nach Hause.
Ein kleiner Weg führt Golo aus der Stadt. In der Nähe schreitet eine Gruppe Flüchtlinge über die Grenze. Ein junger Mann hält die Kinder bei Laune. Er muntert sie auf, imitiert Tiere, bringt sie zum Lachen. Die Menschen sind froh, dass er sich um die Kinder kümmert. Ein Mann fragt Golo, wo es Hilfe gibt. Er weist aufs Rathaus in der Stadt. „Dort findet ihr Unterstützung.“
Der Mann dankt, und die Gruppe hält auf die Stadt zu.
Golo kommt am Haus einer Frau vorbei. Sie sitzt im Garten und streicht auf ihrem Block Notizen durch. „Das habe ich alles erledigt.“
- „Kannst du die Notizen später nicht wieder verwenden?“ erkundigt sich Golo.
„Das wäre schon möglich“, sagt sie, „aber es macht Spaß, das Erledigte durchzustreichen und Raum für Neues zu schaffen.“
Golo findet einen Weg, der durch eine Blumenwiese zu einem alten Haus führt. Eine Frau tritt zu ihm heraus ins Freie. „Ich studiere die Geschichte meines Hauses ganz genau und bereite einen Vortrag vor. Die Geschichte führt weit zurück. Das Haus hat viel erlebt. Das versuche ich dann möglichst anschaulich zu schildern.“
Golo wünscht ihr gutes Gelingen.
Er trifft auf seinem weiteren Weg einen Gitarristen. „Willst du mein Freund werden?“
Golo sagt: „Ja“, ohne zu überlegen. Sie gehen ein wenig nebeneinander. Der Gitarrist erzählt: „Für mich ist das Spiel auf der Gitarre alles.“ Bei einer Abzweigung wählt der Gitarrist das Sträßchen, das zur Stadt hinunterführt, während Golo weiter bergwärts geht.
Ein Mann kommt ihm entgegen. „Ich wohne in einem sehr alten Haus.“
Golo erzählt ihm von der Frau. „Sie sammelt alle Geschichten um ihr Haus, wird einen Vortrag halten. Du könntest auch versuchen, ob du fündig wirst. Sicher kannst du über die früheren Besitzer Erkundigungen einziehen.“ - „Das will ich gerne tun“, verspricht der Mann. Er zeigt Golo den Hausschlüssel, den er an einem Halsband trägt. „Er ist wertvoll, aus reinem Gold.“ Der Mann ist stolz auf den Schlüssel. „Wer hat schon einen Hausschlüssel aus Gold?“
Golo gibt ihm recht. „Was hat dich bewogen, einen goldenen Schlüssel zu nehmen?“
- „Das war der vorige Besitzer. Er hat den Schlüssel anfertigen lassen. Dann warf er ihn über die Schulter und sagte: Wer ihn auffängt, bekommt das Haus“, erzählt der Mann, „es waren viele Bewerber. Ich stand günstig, konnte den Schlüssel gleich fangen und erhielt das Haus zu einem günstigen Preis.“ Der Mann führt Golo zum alten Haus. „Was es sehenswert macht, sind die umlaufenden Galerien innen und außen.“
Er schließt mit dem goldenen Schlüssel die Tür auf, führt Golo über die Galerien. „Ich zeige sie dir gern.“ Von der äußeren Galerie hat man einen Ausblick auf den etwas verwilderten Garten. Dann begleitet der Mann Golo zum Weg. „Ich hoffe, der kleine Rundgang hat dir gefallen“, sagt der Mann.
Golo sagt: „So eine Galerie sieht man nicht alle Tage. Die Holzwände und die Balken sind so gut wie neu.“
- „Ich weiß eben, was ich an meinem Haus habe. Pflege ist alles. Da scheue ich keine Mühe“, verkündet er voller Stolz. Er wirft den goldenen Schlüssel in die Luft und stürzt sich darauf. „Ich bin immer noch gut im Fangen.“
Golo geht weiter bergan, kommt zu einem kleinen Haus. Dort wohnt eine Frau. Sie schaut aus dem Fenster, grüßt Golo und kommt zu ihm. „Ich suche eine große Küche. Ich habe vor, aus allen Beeren meines Gartens Konfitüre zu machen. Hilfst du mir suchen?“
Sie gehen stadteinwärts, treffen einen Mann. Die Frau fragt ihn: „Hast du eine zweite Küche?“
Er lächelt. „Ich habe 3 Küchen. Und sie sind alle sehr groß. Benützen kann ich nur eine.“
Die Frau erkundigt sich. „Würdest du mir eine zur Verfügung stellen?“
- „Das ist doch selbstverständlich“, erwidert er, „ich zeige sie dir gerne.“ Er führt sie zu seinem großen Haus mit 2 Flügeln. In jedem Flügel befindet sich eine Küche. Die Frau betrachtet den Kochherd und die Ablageflächen. „Diese Küche ist ideal für mein Projekt.“
Der Mann reicht ihr einen Schlüssel. „Dann wünsche ich dir gutes Gelingen.“ Die Frau geht nach Hause, lädt die Körbe voll Beeren auf einen Handwagen, schiebt ihn zur Küche im Hausflügel. Golo verabschiedet sich. „Ich bin froh, dass es mit der Küche geklappt hat.“
Die Frau dankt ihm für die Hilfe beim Suchen, beginnt mit Kochen. Golo findet einen Weg, der ins Herz der Stadt führt. Er begegnet einem Mann, der ihn freundlich grüßt. „Ich suche meine Freundin, kann sie am Handy nicht erreichen.“
- „Wo wohnt sie?“ fragt Golo.
Der Mann tritt von einem Bein aufs andere. „Ganz am anderen Ende der Stadt.“
- „Da gehen wir hin“, schlägt Golo vor, „und schauen bei ihr rein. Vielleicht hat sie viel zu tun und kann den Anruf nicht annehmen.“
Sie gehen durch die Stadt. Der Mann sagt: „Sie hat immer furchtbar viel zu tun.“
An der Straße mit einer langen Häuserreihe liegt ihr Haus. Der Mann geht an die Klingel, drückt einen Knopf. Ein Fenster fliegt auf. Eine Frau beugt sich vor. „Ich habe deinen Anruf gesehen und komme zu dir hinunter. Es dauert nur eine Sekunde.“
Der Mann dreht sich nach Golo um. „Dein Tipp war hilfreich.“
Golo zieht sich schnell zurück. „Nun wünsche ich dir viel Glück.“ Golo verlässt die Stadt und findet einen Weg, der durch eine Blumenwiese führt. Bienen summen, fliegen zu den Blüten. Er kommt zu einem Baumgarten, wo ein Bienenkasten steht. Ein Imker sagt: „Ich würde am liebsten mehr Kästen haben, aber ich weiß nicht, wer mir mehr anbietet.“
Golo erwidert: „Ich könnte mich ja mal umsehen und umhören. Vielleicht gibt es Imker, die gern einen Kasten loswerden möchten.“
Er folgt dem Weg weiter, sieht eine Frau, die den Schlitz eines Bienenkastens schließt. „Ich möchte den Kasten verschenken. Viele Jahre habe ich mich mit den Bienen beschäftigt. Jetzt würde ich gern damit aufhören.“
Golo weiß Rat: „Wir können deinen Kasten einem Mann bringen, der mehr Kästen wünscht. Er lebt ganz in der Nähe.“
Die Frau holt einen Handwagen, lädt den Kasten auf. Golo führt sie zum Mann, der ihn hocherfreut ablädt und in seinem Baumgarten aufstellt. „Nun sieht es mit den Bienen schon etwas ansehnlicher aus. Gern hätte ich noch mehr.“
- „Vielleicht hast du Glück, und es gibt noch mehr Leute, die ihren Kasten abgeben möchten“, nimmt Golo an.
Er macht sich wieder auf den Weg, schlägt bei einer Verzweigung den Bergpfad ein, der ihn zu einem Blumengarten führt, wo ein Mann beim Bienenkasten steht. Er ist daran, den Schlitz zu schließen. „Wenn ich nur wüsste, wer einen Bienenkasten brauchen kann“, bemerkt er zu Golo, „ich würde ihn weitergeben.“
Golo vermittelt ihm den Mann im Baumgarten: „Er sucht mehr Kästen. Wir könnten ihn dorthin führen.“
Das lässt sich der Mann nicht zweimal sagen. Er holt den Leiterwagen aus dem Schopf, lädt den Kasten auf und geht mit Golo zum Baumgarten.
Der Imker ist hocherfreut. „Ich wusste gar nicht, dass in der Umgebung Kästen feil sind.“ Er stellt den dritten Kasten auf. Während er sich mit dem Mann unterhält, schlägt Golo einen Wanderweg ein, gelangt zum Seeufer. Er legt seine Kleider auf einen sonnenwarmen Felsen und schwimmt hinaus. Übereinander staffeln sich kleine Wellenberge und Wellentäler. Golo betrachtet die wechselnden Blautöne. Er lässt sich treiben, schwimmt zum Ufer, legt sich zum Trocknen an die Sonne. Dann zieht er die Kleider an.
Ein Mann kommt herbei. „Willst du mit mir um die Wette schwimmen?“
Golo entgegnet: „Ich habe keine Badesachen dabei.“
- „Dafür habe ich 2 Badehosen. Du kannst eine von mir nehmen.“
Er legt ihm eine rote und eine blaue vor. Golo entscheidet sich für die blaue.
„Das Rennen geht bis zur kleinen Insel“, stellt sich der Mann vor.
Sie laufen in den See hinaus. Crawlend durchpflügt der Mann das Wasser. Golo schwimmt in großen Zügen. Der Mann langt vor ihm bei der Insel an. „Ich habe gewonnen!“ Golo gratuliert ihm. „Du warst schnell.“
Golo möchte auf einen Berg steigen. Eine Frau sagt: „Der Weg ist weit. Da brauchst du eine gute Ausrüstung.“
Er macht sich auf den Weg. Nach vielen Kehren erreicht er die oberste Weide. Der Hirt sagt: „Von hier nimmst du am besten den Weg durch den Wald.“
Golo steigt unter dem Kronendach der Bäume hinauf, erreicht den Felsen auf dem Gipfel des Bergs. Er genießt die wunderbare Rundsicht auf die Waldberge ringsum, die sich Reihe an Reihe gestaffelt, erheben. Zum Horizont hin verblauen sie. Dann macht er sich wieder an den Abstieg, kommt an einer Quelle vorbei, trinkt Wasser. Er spürt, wie es ihn verändert. Sogleich fühlt er sich lebendig. Es erfrischt ihn. Mit munterem Schritt kehrt er zum Südhang zurück, trifft eine Frau und einen Jungen. Das Kind will den Berg zeichnen. „Wie soll ich die fernen Bäume zeichnen? Einfach nur den Wald als Umriss oder die Bäume einzeln?“ - „Lass dich einfach vom Auge leiten. Der Wald birgt verschiedene Grüntöne und eine eigene Schrift, die sich durch die Bäume zieht. Male diese Schrift, die dein Auge erkennt“, rät Golo.
Das Kind lacht: „Ich sehe zwar keine Buchstaben. Aber Linien hat es schon. Die zeichne ich mit eigenen Farben.“ Ein Mann findet sich ein, guckt ihm über die Schulter. „So möchte ich auch den Berg malen.“
Er wendet sich an Golo. „Mein Haus ist eingerüstet. Es wartet nur darauf, dass ich die Fassade bemale. Willst du es sehen?“
Golo schaut sich um. „Wo steht dein Haus?“
Der Mann zeigt es ihm. „Es ist unten im Südhang.“
Ein schmaler Pfad windet sich durch die Wiese, kreuzt das Landsträßchen, kurz bevor ein Weg zum eingerüsteten Haus abzweigt. Unter dem Vordach stehen Farbeimer und Pinsel bereit. Der Mann trägt sie aufs Gerüst, öffnet einen Eimer und beginnt, den Berg großflächig auf die Fassade zu malen. „Der Junge gab mir die entscheidende Anregung.“ Durch geschicktes Mischen zaubert er Grüntöne hervor. Dann wagt er sich an die eigene Schrift, welche die einzelnen Bäume zeichnet und verbindet. Er steigt vom Gerüst, kneift ein Auge zu, betrachtet sein Werk. „Was sagst du dazu?“
Golo tritt einen Schritt zurück. „Du hast den Berg sehr lebendig gemalt. Was hast du nun vor?“
Der Mann malt die Blumenwiese und den Weg, der zum Berg führt, wählt leuchtende Farben. „Wer das Bild betrachtet, soll verlockt werden, hineinzuspazieren.“
Golo stellt sich unter das Gerüst. „Das ist dir tatsächlich gelungen.“ Er hört eine fröhliche Stimme, fährt herum. Ein Fahrer lenkt ein saturngelbes Solarmobil mit einem Tankanhänger, wartet auf dem Landsträßchen. „Ich bringe Wasser zu Häusern ohne Anschluss. Gibt es hier in der Nähe eine Quelle?“
Golo geht zu ihm, beschreibt ihm die Lage der Quelle. Der Fahrer schiebt seine Kappe zurück. „Quellfrisches Wasser aus der Umgebung, da werden sich meine Kunden die Finger lecken.“ Er fährt gleich los. Golo guckt ihm nach, wählt einen neuen Weg. Er führt vom Grasland in die Wildnis. Dickicht, Gestrüpp und hohes Gras wuchern. An ein Durchkommen ist kaum zu denken. Golo duckt sich unter den Sträuchern durch, klettert über eine umgestürzte Eiche. Dornenranken verwehren den nächsten Schritt. „Was mache ich?“ fragt sich Golo, „ich komme kaum voran. Es ist besser umzukehren.“
Am Rand der Wildnis ist ein Fluss ist über die Ufer getreten. Reißende Fluten zerren an den Wurzeln der Bäume. Golo wahrt einen sicheren Abstand. Er sieht ein Mädchen auf einem Felsen im Fluss. Am Ufer sind die Eltern und rufen: „Bleibe auf dem Felsen! Wir holen Hilfe.“
Eine Frau eilt mit einem Seil herbei, schlingt es um den Stamm eines mächtigen Baums. „Was ist passiert?“
Die Mutter erzählt: „Das Kind ist vom Wasser mitgerissen worden. Es trieb zum Felsen, konnte sich hochziehen.
Der Vater fügt bei: „Wir müssen schauen, dass wir bei der Rettung nicht mitgerissen werden.“
Mit dem anderen Ende des Seils geht die Frau auf Golo zu. „Bist du bereit? Ich sichere dich.“
Er bindet das Seil um seine Hüfte. Schritt für Schritt tappt er durch das Hochwasser voran. Das Wasser spritzt hoch auf, drückt und stößt gegen die Hüfte. Er stemmt sich gegen die Strömung, langt beim Felsen an. Das Mädchen will sich auf seine Schultern setzen. Er bückt sich, lässt es aufsitzen, sichert es mit einer Hand. Mit der andern hält er sich am Seil. So wagt er sich in die Strömung, hält dem reißenden Wasser stand. Die Frau zieht am Seil. Sicher erreicht er das Ufer. Die Eltern schließen das Kind in die Arme. Der Vater wendet sich an die Frau und Golo: „Danke, ihr habt es gerettet.“
Golo löst den Knoten. „Wir hatten alle viel Glück.“
Die Frau rollt das Seil auf. „Bei Hochwasser sollte man nie zu nahe ans Wasser gehen.“ Sie begleitet die Familie zum Dorf. Golo folgt ihnen.
Am Dorfrand wird eine Baracke geräumt. Ein Mann fragt:
„Braucht ihr trockene Kleider?“
Die Mutter sagt: „Wir sind gleich zu Hause.“
Der Mann blickt Golo an. „Wir haben hier eine Kiste mit jeder Menge Kleidern.“ Er schleppt sie vor einen Tisch, legt die Kleider aus. „Vielleicht findest du etwas Passendes.“ Golo stellt sich eine Anlege zusammen, zieht sich um. „Schuhe und Socken brauche ich keine. Meine Sandalen sind schon bald trocken.“ Dagegen nimmt er gerne eine Wäscheleine und Klammern an, geht zum Waldrand, spannt die Leine aus und hängt die nassen Kleider auf. Eine Frau schaut ihm zu, fragt: „Wie siehst du das? Wenn ich ein Buch gelesen und darin eine Tendenz zur unfreien Gesellschaft gefunden habe, muss ich dann einen Artikel schreiben, um die Menschen zu warnen?“
Golo lässt sich das Buch und die Stellen, die sie angestrichen hat, zeigen. „Das würde ich an deiner Stelle tun.“ Er legt sich auf einen sonnenwarmen Felsen, um die Haare zu trocknen.
Eine Frau und ein Mann finden Golo am Waldrand. Sie sagt: „Möchtest du in unserem Verlag ein Buch veröffentlichen?“
Der Mann ergänzt: „Es könnte ein Buch über Kinderträume sein.“
Golo richtet sich auf. „Wie stellt ihr es euch vor?“
- „Du lässt dir von den Kindern Träume erzählen, schreibst sie auf“, erklärt die Frau.
Der Mann fährt fort: „Dann könntest du auf einfache Weise erläutern, wie sich die Träume verstehen lassen, welche Bedeutung sie haben, damit die Eltern sich das Wissen aneignen können, die Träume ihrer Kinder zu deuten.“
- „Das lasse ich mir durch den Kopf gehen“, verspricht Golo, „und wenn mir viele Kinder ihren Traum erzählt haben, und ich einen Weg zum Verständnis finde, schreibe ich das Buch.“
Die Frau und der Mann verabschieden sich. Golo geht in den neuen Kleidern weiter, kommt zu einem Haus, das etwas abgelegen unter Bäumen steht. Eine Frau steht unter der Tür. „Unsere Tochter träumt viel“, sagt sie zu Golo, „sie erzählt uns viele Träume.“
Die Tochter kommt aus dem Haus, huscht an der Mutter vorbei. „Und heute Nacht hatte ich einen ganz besonderen Traum“, berichtet sie, „ich sah einen Jungen mit hellblondem Haar. Es glänzte so hell, dass man gerade ein wenig geblendet war. Der Junge spazierte auf und ab, begegnete einem Fotografen. Der fragte ihn, ob er ihn für die Zeitung fotografieren dürfe. Der Junge sagte: Ist gut.“ Golo sagt: „Das ist wirklich ein besonderer Traum. Den werde ich aufschreiben.“ Das Mädchen freut sich. „Wenn du wieder vorbeischaust, werde ich dir erneut einen Traum erzählen.“ Golo wendet sich zum Gehen. „Das freut mich.“ Er schlägt den Weg ein, der den Waldrand säumt. Ein Junge kommt ihm entgegen. Sein hellblondes Haar glänzt in der Sonne. Golo reibt sich die Augen. „Ist es die Möglichkeit?“
Der Junge bleibt stehen: „Ist etwas?“
Golo grüßt ihn freundlich. „Mich hat nur für einen Moment lang die Sonne geblendet.“
Der Junge tänzelt von einem Bein aufs andere. „Das kommt vor.“
Ein Mann gesellt sich dazu. Er hat eine Kamera umgehängt. „Darf ich ein Bild von dir machen?“
Der Junge lacht. „Wozu?“
Der Mann antwortet: „Für die Zeitung. Es geht um einen Artikel. Er hat den Titel: Menschen unterwegs. Da finde ich ein Bild von dir sehr passend.“
- „Menschen unterwegs?“ staunt der Junge, „aber ich bin doch gar nicht groß unterwegs.“
Der Mann meint: „Für mich schon. Du bist auf den Beinen am Waldrand. Das ist ein gutes Unterwegssein.“ Er späht auf den Bildschirm seiner Kamera. „Geh ruhig ein paar Schritte, dann kann ich dich am besten aufnehmen.“ Der Junge rennt los, der Mann hinterher. Golo schaut den beiden verwundert nach. Dann geht er ruhig weiter, folgt dem Weg am Waldrand. Schmetterlinge flattern zu den Blumen auf der Wiese. Auf einer Witwenblume sieht er einen Schwalbenschwanz. Eine Frau holt Golo ein, sagt: „Möchtest du dich kostümieren?“
Sie geht mit ihm zu einem Schaustellerwagen, öffnet die Tür und zeigt ihm alle Kostüme, die an einer langen Garderobenstange hängen. Golo geht die Reihe durch, entscheidet sich für ein blaues Harlekinkostüm. Er kleidet sich um, spaziert als Harlekin durch den Wald. Die Frau filmt ihn. Die Kamera hat ein spezielles Filter. Es entsteht ein Zeichentrickfilm, den sie ihm hernach auf dem Monitor zeigt. Golo betrachtet sich. Die Blau- und Grüntöne gefallen ihm. Er zieht das Kostüm wieder ab, hängt es an die Garderobe. Die Frau fragt: „Gefällt dir der Film?“
Golo erwidert: „Er ist auf seine Art sehr speziell.“
Er wandert in die Stadt hinunter. Eine Frau sagt: „Ich werde immer noch mit dem Mädchennamen in der Verkleinerungsform angesprochen.“
Golo rät ihr, den Rücken gerade zu halten. „Von jetzt an gehst du immer in dieser Haltung und bestehst darauf, mit dem richtigen Namen angesprochen zu werden.“
Die Frau nimmt sich vor: „Das probiere ich aus.“
Sie treffen auf der Straße einen Mann, der die Frau mit dem Mädchennamen in der Verkleinerungsform anspricht. Sie reagiert sofort: „Grüße mich mit meinem richtigen Namen.“
Der Mann horcht auf. Sofort spricht er sie mit dem richtigen Namen an. „Es war eine Gewohnheit. Entschuldige, von jetzt an achte ich darauf.“
Er entfernt sich schnell.
Eine Bekannte begegnet ihnen, wählt bei der Begrüßung auch den Vornamen in der Verkleinerungsform. Die Frau macht sie darauf aufmerksam: „Ich lege Wert darauf, dass du meinen Namen ohne Verkleinerungsform brauchst.“
Die Bekannte entschuldigt sich. „Das kann ich natürlich ändern.“ Sie braucht nun den richtigen Namen. „Er klingt auch schöner“, findet sie, bevor sie weitergeht. Die Frau dankt Golo: „Dein Tipp hat mir sehr geholfen. Es macht mir Freude, wenn der richtige Name verwendet wird.“
Golo sitzt vorne im Saal. Am Mikrofon spricht der Moderator. Er ruft Golo auf die Bühne. „Du verdienst eine Auszeichnung.“ Golo nimmt sie entgegen. Es sind Blumen und ein Brief. „Geehrt wirst du für dein gesamtes Werk. Es verdient diese Auszeichnung.“ Golo sagt danke. Nach ihm kommt eine Frau auf die Bühne. Sie erklärt insbesondere Golos Werk. „Es zeugt von Menschlichkeit. Du lässt alle zu Wort kommen, hast ein offenes Ohr für ihre Anliegen und Geschichten.“
Glücklich tritt er auf die Straße. Eine Frau fragt: „Woher hast du diese Blumen?“
- „Ich habe sie soeben bei einer Veranstaltung bekommen.“
„Wo willst du sie einstellen?“
Golo antwortet: „Mach einen Vorschlag.“
Sie schlägt vor: „Besuchen wir meine Freundin.“
Ruhig gehen sie die Straße hinunter, bis sie vor ein lindengrün gestrichenes Haus kommen. Die Freundin guckt zum Fenster hinaus. „Ich freue mich auf den Besuch.“ Sie öffnet die Tür. „Nehmt doch am Gartentisch Platz! Ich bringe gleich etwas zu trinken.“
Die Frau und Golo setzen sich neben hohen Sonnenblumen und Rosensträuchern. Die Freundin bringt einen Krug und Gläser. „Was fängt ihr mit dem schönen Wetter an?“
Die Frau sagt: „Wir besuchen dich. In deinem Garten hält man sich gerne auf.“
- „Das stimmt“, pflichtet ihr die Freundin bei, „allen gefällt es in meinem Garten. Sie sehen sich die Blumen und die Umgebung an. Es gibt den Blick bis zu den Waldbergen.“
- „Hast du eine Vase für die Blumen?“ fragt die Frau. Golo zeigt ihr den Strauß. „Dann könnten wir sie einstellen.“
Die Freundin eilt zurück ins Haus, kehrt mit einer Vase wieder. „Von der Größe her könnte sie passen.“
Er bedankt sich, büschelt den Strauß und stellt ihn ein.
„Du warst so schnell, als wärst du geflogen.“
Da fällt der Frau ein Erlebnis ein: „Ich gehe wie immer einkaufen, entdecke jedoch etwas Seltsames: Es gibt Flugtaschen. Ich muss nur die Füße hineinstellen und schon kann ich fliegen. Das macht Spaß. Ich bin sehr weit geflogen, kam dann wieder zurück.“
Aufmerksam hört die Freundin zu. „Gehen wir doch zu diesen Taschen! Ich würde auch gerne fliegen.“
Sie brechen auf. Beim Supermarkt angekommen, nimmt die Frau 2 Taschen vom Gestell, stellt die Füße hinein, fliegt über die Freundin und Golo hinweg. Die Freundin schnappt sich auch 2 Taschen, steigt mit den Füßen hinein, fliegt hinterher. Zögernd bedient sich Golo. Er setzt langsam einen Fuß in die erste Tasche, dann den andern in die zweite. Sofort wird er emporgetragen, fliegt übers Dach des Supermarkts hinweg. Die Frauen sind schon hoch über ihm und rufen: „Lass den Taschen einfach ihren Lauf.“ Golo versucht, mit einem Schwung aus den Knien zu steuern. Er fliegt bis zu den Frauen hinauf. Die Stadt liegt klein unter ihnen. Auf Höhe der Waldberge kehren sie um, landen im Garten vor dem lindengrünen Haus. Golo trinkt den Tee aus, verabschiedet sich. Er wandert durchs Grasland, begegnet einem Mann. „Ich sammle Volksmusik, wo und wie ich nur kann, habe eine riesige Sammlung. Willst du auch etwas beisteuern?“
Golo bedauert: „Ich mache im Moment keine Volksmusik.“ Der Mann sagt: „Das ist nicht weiter schlimm. Lass dir durch den Kopf gehen, welche Instrumente du spielst. Dann übst du ein Stück und spielst es für meine Sammlung.“ Golo geht weiter durchs Grasland, trifft eine Frau mit hüftlangem Haar. „Weißt du, wie wir die Menschen erheitern könnten?“
Er sagt: „Vielleicht hast du eine Idee.“
Sie klaubt eine Mundorgel aus der Tasche. „Du spielst die Mundorgel, und ich mache dazu komische Tanzbewegungen.“
Zurück zur Stadt führt ein kleiner Weg durchs Grasland. Die Frau und Golo stellen sich auf dem Platz vor dem Rathaus auf. Er beginnt, Mundorgel zu spielen. Die Frau tanzt dazu, verrenkt aber auffällig und mit übertriebenen Gebärden die Glieder. Sofort finden sich Schaulustige ein, staunen zuerst. Dann bringt sie der lustige Tanz zum Lachen. Je grotesker die Bewegungen ausfallen, umso größer ist die Erheiterung. Immer mehr Menschen strömen aus den Gassen hinzu und freuen sich über das Schauspiel, das ihnen die Frau und Golo bieten. Er spielt einfache Volksliedmelodien, lässt sich aber durch ihren Tanz zu einer immer neuen und überraschenden Spielweise hinreißen, die große Heiterkeit auslöst.
Der Volksmusiksammler mischt sich unter das Publikum, zeichnet die Musik mit dem iPhone auf. Als Golo die Mundorgel absetzt und kurz durchatmet, fragt er: „Ist es dir recht, wenn ich deine Musik in die Sammlung aufnehme?“ Golo ist verwundert. „Aber ich habe nur zum Spaß gespielt.“
- „Worum geht es?“ erkundigt sich die Frau.
Der Sammler erklärt: „Ich würde seine Musik gern in meiner Sammlung haben.“