Verwildert im Grasland - René Sommer - E-Book

Verwildert im Grasland E-Book

René Sommer

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Beschreibung

Leise Grotesken ohne Finale - das utopische Unterwegssein in René Sommers Poesie erkürt weder Vorausahnendes noch Gewesenes, sinniert sich als ein Gehen, jenseits raumzeitlicher Barrieren, in einer unvermittelten und doch sich narrativ spiegelnden Präsenz. Nuancierte Resonanzen zwischen einer Weite von beseelten Einfällen und einer pittoresken Künstlichkeit implizieren ein leichtfüssiges Verweilen in interessierter Unbefangenheit, deren munter spielerischen Affinitäten letztlich kein inszeniertes Diktum in die Quere zu kommen vermag. Wie Comic oder eine Kunst der diskreten Absurdität kommen die Gedichte dieses Bandes schier und offenkundig daher, disponieren sich über wesenhafte Assoziierungen von Besonderheiten und Eigentümlichkeiten, die an Träume erinnern, welche das Leben in einer einzigen Nacht fühlbar erwischen, uns immer wieder im selben Masse von befremdenden Fimmeln befreien, wie wir zunehmend in Musse und bestenfalls glücklich verwildern - im bunten Wirrwarr wechselnder Sphären, als hätte sie der Wind hergetragen.

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Seitenzahl: 33

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Zuletzt erschienen (edition jeu-littéraire):

Alldadarin. Roman. ISBN: 978-3-7481-5764-9

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Fledermaus im Federhaus. Kurzgeschichten. ISBN: 978-3-7534-5878-6

Inhalt

Der Schlüssel zum Luftschloss

Das mondweiße Muschelhorn

Der Elefant auf der Briefmarke

Wolf und Schaf

Der Farn beim Wasserfall

Der Drache spuckt Feuer

Der regenbogenbunte Frosch

Spaghetti gehen zur Urne

Die Riesenseifenblase

Die Giraffe träumt

Der Wal und die Harfe

Das wolkenweiße Boot

Schritt in die Luft

In wilder Pfefferminze

Vorsicht Baum

Die Fledermaus im Sand

Der Wald und die Wölfe

Farbsprenkel

Schattenwurf

Das versteckte Schaf

Donnervogel und Schlange

Die Möwe im Spiegel

Das Rad aus Pfauenfedern

Der fliegende Teppich

Das Flüstern des Wassers

Der Fühler der Schnecke

Schwarzweiß gefiederte Schwalbe

Das Nilpferd auf der Seerose

Verwildert im Grasland

Wolkenberg

Verzweigtes Wurzelwerk

Pinselstrichskulptur

Der riesenhafte Baum

Blumen aus dem Schatten

Das Krokodil liest Huch

Haus aus Schmetterlingsflügeln

Die Linie im Sand

Echo der Schritte

Lochsteine

Honiggelber Klee

Pappelflaum

Die Frau von einem anderen Stern

Der Löffel singt

Die Grille und die Welle

Vögel um die Badewanne

Der tanzende Elefant

Das Pferd über den Wolken

Schwebende Stühle

Der Frosch und der Eichbaum

Der Song der Fledermaus

Der Schlüssel zum Luftschloss

Unter einer alten Linde sitzt ein Frosch

am Rand des Brunnens, sagt.

- Wenn der Baum blüht, nimmst du

den Duft selbst im Vorbeigehen wahr.

Der Wind spielt mit riesigen Luftballons

vor einer dichten Dornenhecke.

Kaum wahrnehmbar schwanken

die Zweige des Wacholderstrauchs.

Der Reiter mit Riesentrompete

wird zur Fliege an der Wand,

spielt leise sein Solo.

Eine Plastiktüte schwebt in der Luft.

Aus dem Himmel fährt

eine nachtschwarze Kugel herab.

Der Außerirdische steigt aus,

fängt die Tüte ein.

Die Frau mit signalrotem Paillettenhut

übergießt sich mit heller Farbe.

Pinkfarbene Blütenblätter regnen

auf sie nieder.

Ein handtellergroßer Schmetterling

zittert mit den Flügeln.

Huch steckt den Schlüssel

in ein Luftschloss, dreht um,

drückt die Klinke.

Das mondweiße Muschelhorn

Der Flusslauf schlängelt sich

durch Steine, Felsen und Eichengrün.

Intensives Türkis schimmert,

ein Azurton im tiefen Wasser.

Ein Vogel zirpt aus den Blättern.

Schmetterlinge ruhen auf den Blumen.

Die smaragdgrüne Eidechse huscht

eine gleißend helle Steilwand hinauf.

Huch bläst in ein kopfgroßes,

mondweißes Muschelhorn.

Die Zirkusprinzessin auf Spitzenschuhen

neigt den Kopf beim Zuhören, sagt.

- Achte auf Zettel und Schnipsel.

Sammle sie für mich!

Huch beschmiert Buchstaben aus Teig

mit Marmelade, fragt sich.

- Was wäre, wenn ich hören könnte,

was andere Menschen denken.

Die Silben fallen wie schwere,

versteinerte Tropfen.

Er fliegt in einer Seifenblasenwolke

auf eine riesige Melone aus Eis,

bastelt ein Flugzeug aus Balsaholz,

segelt mit der Möwe

durchs leuchtende Blau.

Der Elefant auf der Briefmarke

Über die kreisrunde Sichelbucht

mit feinem Sand weht Glitzerstaub.

Eine Wolke spiegelt sich im See.

Schmetterling und Libelle tanzen

übers Wasser. Der Wind rauscht.

Die Blätter lispeln.

Sonnenstrahlen glitzern.

Ein winziges mohnrotes Sandkorn

schimmert am Fuß.

Huch fragt sich.

- Was hören die Ohren,

wenn es still ist?

Eine Frau zwischen Wäscheleinen

schiebt ihm einen Zettel

mit 3 Vorschlägen zu.

- Lass die Sorgen sein!

Denk positiv! Sei glücklich!

Wie durch Zauberhand bewegt

schweben Tischtuch und Zitrone

zur Post.

Der Elefant setzt sich auf die Briefmarke

und sendet sie hinauf

zu den zerklüfteten Sandsteinfelsen.

Die Tür kommt zu Huch, sagt.

- Bitte klopf an.

Wolf und Schaf

Brombeeren überwuchern eine Insel

voller Bäume.

Türkisfarben sonnt sich der See

unter dem blitzblauen Himmel.

Die Wellen plätschern leise,

schwemmen ein Holzstück an.

Hell und fein ist der Sand

am backpulverweißen Strand.

Huch betrachtet den Moment,