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Frech, humorvoll und sexy: Der Sammelband »Das kleine Liebeschaos für Glückssucher« von Bestsellerautorin Steffi von Wolff als eBook bei dotbooks. Was ist leichter zu finden: ein Parkplatz in der Innenstadt, der G-Punkt … oder die ganz große Liebe? – Als Lilly dem schönsten Mann der Welt begegnet, ist es sofort um sie geschehen. Dieser Körper! Diese Kraft! Diese wilde Energie! Da gibt es nur ein Problem: Das Objekt ihrer Begierde ist Gemüsehändler – und mehr an Zucchini und Karotten interessiert als an einem Flirt mit seiner Kundin. Also muss Lilly kreativ werden … Ganz andere Herausforderungen warten auf Sylvie und Alexander, die schon lange ein Paar sind. Zu lange vielleicht? Möglicherweise wird es Zeit, sich zu trennen. Aber dann taucht plötzlich ein Elefant auf – und so taumeln die beiden ebenso ins Chaos wie Nora, die viel zu viel arbeitet, und Sandra, die eigentlich nur einen neuen Mitbewohner sucht … Fünf knackige Comedy-Geschichten über liebeshungrige Frauen und verboten gute Küsse – mit Happyends, die Sie immer wieder überraschen werden! Jetzt als eBook kaufen und genießen: der Sammelband »Das kleine Liebeschaos für Glückssucher« von Steffi von Wolff sorgt mit humorvollen Kurzgeschichten für gute Laune und lautes Lachen. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 214
Über dieses Buch:
Was ist leichter zu finden: ein Parkplatz in der Innenstadt, der G-Punkt … oder die ganz große Liebe? – Als Lilly dem schönsten Mann der Welt begegnet, ist es sofort um sie geschehen. Dieser Körper! Diese Kraft! Diese wilde Energie! Da gibt es nur ein Problem: Das Objekt ihrer Begierde ist Gemüsehändler – und mehr an Zucchini und Karotten interessiert als an einem Flirt mit seiner Kundin. Also muss Lilly kreativ werden … Ganz andere Herausforderungen warten auf Sylvie und Alexander, die schon lange ein Paar sind. Zu lange vielleicht? Möglicherweise wird es Zeit, sich zu trennen. Aber dann taucht plötzlich ein Elefant auf – und so taumeln die beiden ebenso ins Chaos wie Nora, die viel zu viel arbeitet, und Sandra, die eigentlich nur einen neuen Mitbewohner sucht …
Fünf knackige Comedy-Geschichten über liebeshungrige Frauen und verboten gute Küsse – mit Happyends, die Sie immer wieder überraschen werden!
Über die Autorin:
Steffi von Wolff, geboren 1966 in Hessen, war Reporterin, Redakteurin und Moderatorin bei verschiedenen Radiosendern. Heute arbeitet sie freiberuflich für Zeitungen und Magazine wie »Bild am Sonntag« und »Brigitte«, ist als Roman- und Sachbuch-Autorin erfolgreich und wird von vielen Fans als »Comedyqueen« gefeiert. Steffi von Wolff lebt mit ihrem Mann in Hamburg.
Die Autorin im Internet: www.steffivonwolff.de und www.facebook.com/steffivonwolff.autorin
Steffi von Wolff veröffentlichte bei dotbooks bereits ihre Bestseller »Glitzerbarbie«, »Gruppen-Ex«, »Reeperwahn« und »Rostfrei«, »Fräulein Cosima erlebt ein Wunder«, »Das kleine Segelboot des Glücks«, »Der kleine Buchclub der Träume«, »Das kleine Hotel an der Nordsee«, »Das kleine Haus am Ende der Welt« und »Das kleine Appartement des Glücks« sowie den Kurzgeschichten-Sammelband »Das kleine Glück im Weihnachtstrubel«. Eine andere Seite ihres Könnens zeigt Steffi von Wolff unter ihrem Pseudonym Rebecca Stephan im ebenso einfühlsamen wie bewegenden Roman »Zwei halbe Leben«.
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Sammelband-Originalausgabe September 2015, August 2021
Dieser Sammelband erschien erstmals 2015 bei dotbooks unter dem Titel »Angemacht«.
Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2015, 2021 dotbooks GmbH, München
Copyright © der Geschichte »Angemacht« 2015 dotbooks GmbH, München; Verwendung der weiteren Texte mit freundlicher Genehmigung der Autorin: Einen Rechtenachweis finden Sie am Ende dieses eBooks.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, Memmingen, unter Verwendung verschiedener Bildmotive von shutterstock/gostua, Kiev.Viktor, aimful
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)
ISBN 978-3-96655-876-1
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Steffi von Wolff
Das kleine Liebeschaos für Glückssucher
Herzgeschichten
dotbooks.
Ein Samstag im Februar 2015, 22.30 Uhr, Hamburg, Reeperbahn
»Hallo, Lolli.« Ich grinse den Türsteher des Klostergartens durch das kleine Türfenster an. Er grinst zurück, öffnet und lässt mich rein.
»Na, wo kommst du denn her? Oder willste ab heut hier arbeiten?«
Die Frage ist berechtigt, wie ich finde, denn ich habe mich aufgebrezelt, als müsste ich heute Abend unbedingt noch was verdienen, und das unter oralem und anderem Einsatz.
»Ich war in der Oper«, erkläre ich Lolli mein Outfit und drehe mich einmal um mich selbst.
»Seit wann trägt man denn in der Oper Lack?«, fragt er. »Dann kannste ja hier echt als Domina anfangen. Die Herta freut sich. Die hat’s eh wieder im Rücken. Schon der dritte Hexenschuss in dem Monat.«
»Das tut mir leid«, sage ich aufrichtig. Herta ist die Puffmutter und sucht händeringend eine neue Mitarbeiterin, die den Kunden den Hintern versohlt oder sie ans Andreaskreuz bindet und dann mit Nippelklemmen traktiert. Und, so sagt sie immer: »Eine gute Domina ist wie ein gut gelagerter Wein: Sie wird von Jahr zu Jahr besser.« Sie ist sehr wählerisch, und das hat sich in Hamburg herumgesprochen. Der Klostergarten ist kein Geheimtipp – er ist die Topadresse für den etwas ausgefalleneren Geschmack.
»Sieht aber echt super aus«, lobt Lolli.
Um ehrlich zu sein, hatte ich nur dieses halbwegs operntaugliche Outfit. Ich war mal auf einer Motto-Geburtstagsparty eingeladen. Das Motto war Lack & Leder, und dann sind Elfchen und ich in die Boutique Bizarre auf den Kiez gegangen, um uns entsprechend einzukleiden. Bei Peek & Cloppenburg gab’s nur stinknormale Lederhosen und -jacken, das war nix. In der Boutique Bizarre kriegt man alles für den Lack-und-Leder-Bereich, überhaupt für Fetischisten (sogar Gasmasken und Strampelanzüge für Erwachsene), aber auch wirklich coole Sachen für abends. Ich nahm einen langen, engen Rock und eine dazugehörige Corsage in schwarzem Lack. Dass es quietschte und knautschte, und das nicht leise, habe ich erst in der Oper so richtig gemerkt. Bei der Feier in einer Kneipe auf der Reeperbahn natürlich nicht, da hörte man gar nichts außer Hans Albers und Gegröle.
Es war vorhin in der Oper ein bisschen peinlich, weil die Leute sich dauernd umgedreht und »Pssst« gemacht haben, und letztendlich habe ich kaum noch geatmet, weil ich stocksteif dasaß und versuchte, mich nicht zu bewegen. Ich war mit zwei Kolleginnen dort, die eher, um es galant auszudrücken … na ja, nicht spießig, aber doch sehr bürgerlich sind. Unter normalen Umständen hätten wir keinen gemeinsamen Abend verbracht, aber Oberstudienrätin Helga Stulpe feierte in der Oper ihren Geburtstag nach, und ich sprang für eine erkrankte Kollegin ein, damit die Karte nicht verfiel. Genau genommen war ich also nur zweite Wahl. Und so hörte ich mir mit Helga und Sybille Regner, die auch eine Langweilerin vor dem Herrn ist, mit Atemnot irgendwas von Verdi an und war froh, als der Spuk vorbei war. Natürlich mussten beide nach der Oper sofort nach Hause. Es war ja schon nach 22 Uhr, und das an einem Samstag. Ich glaube auch, sie wollten einfach nicht mit mir gesehen werden. Das sagten sie natürlich nicht. Sie behaupteten stattdessen, die Katzen nicht so lange alleine lassen zu können. Es gibt ja diese Frauen, die keinen Mann haben, aber Katzen, damit sie nicht so alleine sind und immer einen Grund haben, daheim zu sein, weil irgendein Felltier sonst Depressionen bekommt.
Jedenfalls sahen sie mich noch mal etwas abfällig von oben bis unten an, als sei ich eine Nutte. Dabei sehe ich wirklich gut aus heute Abend. Ich habe nämlich auch noch hohe schwarze Stiefel an und meinen Lieblings-Lippenstift aufgelegt: Rouge Noir von Chanel. Er kostet über dreißig Euro, aber das ist mir in dem Fall egal. Und zu meinem Lack-Outfit passt dieser Lippenstift wie eine Nutte zum Freier.
So. Das dazu.
»Du, Nora, is aber gut, dass du da bist, ich brauch mal deine Hilfe«, sagt Lolli. »Beziehungsweise Max.«
Max ist Lollis 15-jähriger Sohn und hasst wie viele junge Menschen in seinem Alter Mathe und Physik. Da das die beiden Fächer sind, die ich am Gymnasium unterrichte, bringt Lolli manchmal, wenn ich Elfchen im Klostergarten besuche, Max’ Übungsblätter mit, die ich korrigiere beziehungsweise Lolli erläutere, damit er es wiederum Max erklären kann. Ich war auch schon bei Lolli zu Hause und habe Max Nachhilfe gegeben; wegen mir steht er jetzt in beiden Fächern gerade mal so, aber immerhin auf Drei und Vier. Lolli sagt immer, ich hätte für ewig und drei Tage was gut bei ihm. Wenn ich zum Beispiel mal jemanden erstochen habe und Hilfe brauche, will Lolli mit seinen Kumpels sofort da sein: »Wir hau’n dich raus aus der Sache.« Ich sage dann immer, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich jemanden ersteche und der dann in die Elbe geworfen werden muss, und das so, dass es keiner mitkriegt, äußerst gering ist, aber Lollis Standardsatz ist: »Es kann immer was sein.«
Jetzt drückt er mir das von mir erstellte und von Max ausgefüllte Übungsblatt in die Hand. Ich gehe es rasch durch und nicke. »Er hat’s kapiert«, sage ich, und Lolli freut sich.
»Ist viel los oben?«, frage ich dann, und er nickt. »Wie fast immer am Samstag.«
»Dann helf ich Elfchen mal ein bisschen.«
»Ist gut«, sagt Lolli und geht schon wieder zur Tür, es hat geklingelt.
Der Klostergarten ist nicht irgendein Puff, sondern ein sehr edler. Er kostet Eintritt und hat gepfefferte Preise. Eine Flasche Sekt liegt im zweistelligen Bereich, Champagner im dreistelligen. Bier so dazwischen. Wein ist noch mal teurer. Ganz genau weiß ich das nicht, denn als Elfchens Freundin habe ich die Getränke frei, auch weil ich ihr in Stoßzeiten (haha!) helfe.
Das Vögeln und alles, was dazugehört, muss man hier ebenfalls teuer bezahlen, dafür hat man aber wirklich »was Gutes, was Reelles«, wie derweil in den Buddenbrooks der Lotsenkommandant Schwarzkopf aus Travemünde zu Bendix Grünlich sagte, dem Verlobten von Tony. Man ist, wenn man Sonderwünsche hat, gern mal so um die 600 Euro los. Allein das Blasen kostet, glaub ich, 100 Euro. Am günstigsten ist Handentspannung. Was für ein dämliches Wort.
Ich erklimme die Treppe in den ersten Stock. Es ist in der Tat was los. Das Schlimme für mich – für viele das Tolle – ist, dass man hier rauchen darf. Sofort fangen meine Augen an zu brennen. Himmel, die Kontaktlinsen. Dem Elfchen macht das nix aus, die raucht seit Jahren selbst wie ein Schlot und ist froh, dass sie hier eine Arbeitsstelle hat, an der es erlaubt ist. Wann findet man das denn heutzutage schon? Über Lungenkrebs möchte sie nicht sprechen. Was erstaunlich ist für eine Frau, die sonst nun wirklich jedes Thema in den Mund nimmt.
Eine Gruppe Männer um die fünfzig grölt lautstark herum, einer ordert neuen Champagner, und drei Frauen haben sich zu ihnen gesellt. Es ist psychologisch sehr interessant: Immer will einer der Held sein und sich nicht lumpen lassen, und meistens in dem Moment, wenn die Damen sich dazusetzen. Die meisten Männer, die hier sind, wollen sich halt wie Helden fühlen und machen den großen Larry. Elfchen sagt immer: »Hier holen sie sich das, was sie zu Hause nicht kriegen, der Sex ist oft gar nicht am wichtigsten, sondern die Tatsache, dass sie hier bewundert und nicht angemeckert werden. Die Frauen daheim sind ganz schön bescheuert: Jeder Mann will gesagt bekommen, dass er ein geiler Kerl ist, aber bei vielen ist es nach ein paar Jahren so, dass er nur noch gesagt bekommt, dass er die Schuhe ausziehen und samstags in den Getränkemarkt fahren soll. Ich sag dir mal was«, doziert das Elfchen dann immer: »Programmiere deinem Mann Formel Eins oder ein wichtiges Fußballspiel, lade seine Kumpels ein, bring ihnen Bratwurst und Bier und später, wenn die Freunde gegangen sind, blas ihm in Strapsen einen – die wenigsten würden noch in den Puff gehen, um sich zu profilieren.«
Zugegeben, das wäre nun nicht meine Vorstellung von einem amüsanten Abend. Aber irgendwie denke ich, Elfchen hat recht. Vielleicht ganz gut, dass daheim kein Mann auf mich wartet.
Ich schau mir stattdessen gerne die Männer an, die hier sind, überlege, in welcher Formation sie sich befinden, und meistens liege ich richtig. Wenn Messe ist, sind es oft Männer, die sich nicht so gut kennen. Dann will jeder den großen Max machen, und sie versuchen sich gegenseitig mit blöden Sprüchen zu übertrumpfen. Oder einer lädt Kunden ein, und die denken dann, sie können den armsaufen. Bei einer Weihnachtsfeier wiederum macht der Chef den King. Die Angestellten lachen erst mal höflich und devot und wissen auch manchmal nicht, ob sie es wagen können, bei den Damen Extras zu verlangen, aber irgendwann brüllt der besoffene Chef sowieso, dass er sich nicht lumpen lässt, benimmt sich wie die Sau, schreit »ficken, ficken!«, und dann ist alles egal, was von den Damen wohlwollend zur Kenntnis genommen wird. Von den Mitarbeitern des Chefs natürlich auch. Es ist witzig zu sehen, wie sich dann plötzlich ein Buchhalter ganz toll fühlt und wenigstens an diesem Abend zur Hochform aufläuft, ohne daran zu denken, wie er das alles verbuchen kann. Zu später Stunde sind alle mit dem Chef befreundet, man duzt sich, ganz klar. Und am nächsten Arbeitstag ist die Situation zwar ein bisschen peinlich, aber man ist wieder beim sicheren »Sie« angekommen. Manchmal gibt es unsensible Mitarbeiter, die die Gunst der Stunde nutzen wollen und hoffen, sie könnten den Chef weiterduzen. Der reagiert dann unwirsch. Nach ein paar Monaten ist das alles zum Glück vergessen. Und spätestens auf der nächsten Weihnachtsfeier geht das Spiel von vorne los. So denke ich mir das zumindest.
Ich komme aber natürlich nicht wegen der anderen Gäste hierher, sondern um mit Elfchen zu quatschen; unter der Woche ist oft nicht so viel los, heute schon.
Herta ist auch da. Sie hält sich meistens im Hintergrund und sitzt in ihrem Büro hinter dem Spiegel des Barbereichs. Das ist ein sogenannter Einwegspiegel, durch den kann Herta von ihrem Büro aus hindurchsehen und hat so die Männer an der Bar im Blick. Und wenn ein Besoffener oder sonst jemand zudringlich wird, drückt Herta auf einen Knopf, und Lolli oder sein Kollege Umberto, ein ehemaliger Boxer, kommt rein und sorgt ziemlich schnell für Ordnung, was möglicherweise an ihrem Gewicht und der Körpergröße liegt. Sehr wahrscheinlich sogar. Der fast zwei Meter große Umberto hat sich mir mal in einer weinseligen Stunde anvertraut, dass er eigentlich ein Weichei ist. Filme wie Findet Nemo oder Jenseits von Afrika bringen ihn emotional an den Abgrund. »Wie kann man so was machen?«, regte er sich auf. »Einen kleinen behinderten Clownfisch den Gefahren des Pazifiks aussetzen. Die eine Flosse ist doch missgebildet! Also wirklich.« Und bei Jenseits von Afrika: »Das Gedicht zum Schluss an Dennis’ Grab … und wie Karen dann später sieht, dass die Löwen es als eine Art Plattform benutzen … und …« Er erzählte quasi den ganzen Film vom Ende zum Anfang und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Aber ansonsten reicht ein Blick aus luftiger Höhe auf das gereizte Fußvolk, um dieses zum Kleinbeigeben zu bewegen.
Das Elfchen habe ich vor zwei Jahren in der Notaufnahme kennengelernt. Sie saß auf einem dieser furchtbaren Plastikstühle und hatte Angst, gleich an einer Fischgräte zu ersticken, und ich hatte abends noch Arbeiten korrigiert und saß dabei auf einem dieser großen Bälle, die dafür sorgen, dass man immer in Bewegung bleibt, was auch gut für den Rücken ist. Und irgendwann kippte ich zu weit nach hinten und knallte mit dem Kopf gegen ein Regalbrett, und das Blut schoss wie eine Fontäne aus der Wunde. Es hörte nicht auf, und so raste ich schließlich ins Krankenhaus. Die Wunde musste mit vier Stichen genäht werden. Gott sei Dank ist keine Narbe geblieben. Und bei Elfchen stellte sich heraus, dass sie nur dachte, sie hätte eine Gräte verschluckt, wobei ihr irgendwann auffiel, dass sie gar keinen Fisch gegessen hatte. Kurzum: Eigentlich hatte sie nur Halsschmerzen, die schlimmer geworden waren. Manchmal ist Elfchen etwas verstrahlt.
Wir verließen gemeinsam das Krankenhaus und gingen ein Bier trinken. Seitdem sind wir gut befreundet. Elfchen ist eine bodenständige Frau und ein Goldstück. Sie hat mal bei einem Anwalt gearbeitet, aber das war ihr zu öde. Als Herta, die bei ihr im Haus wohnt, jemanden für die Bar im Klostergarten suchte, hat Elfchen zugegriffen. Und ich komme hin und wieder hierher. Seitdem ich mich von Erik getrennt habe, sogar öfter. Mein Ex hat es vorgezogen, mir nichts davon zu sagen, dass er sich beim Sex mit einer Zufallsbekanntschaft Chlamydien eingefangen hatte. Erfahren habe ich das allerdings nicht von ihm, sondern von seiner Kollegin, mit der er auch im Bett war und die ihm eine SMS geschrieben und sich über die Ansteckung beschwert hatte. (Ja, ich habe geschnüffelt.) Ich habe Erik dann gefragt, und er hat alles zugegeben. Weil er meinte, dass ich sein Vertrauen missbraucht hätte, ist er dann ausgezogen. So kann’s gehen. Glücklicherweise hatte er mich nicht angesteckt, zu dem Zeitpunkt waren wir schon Ewigkeiten nicht mehr im Bett gewesen. So betrachtet, nicht das Schlechteste.
Alleine ist es ja eigentlich ganz nett. Elfchen hat auch keinen Mann, nur hin und wieder einen One-Night-Stand. Ihr genügt das, sie ist zweimal geschieden. Und mit ihrer herben, manchmal sehr herben Art eckt sie oft an. Wobei das Elfchen (eigentlich heißt sie Elfriede wie ihre Oma, aber das ist eine Zumutung) gar nicht herb aussieht: Sie ist klein und blond und zierlich und hat große blaue Augen. Man denkt, das Elfchen ist ein Engel, aber das ist sie nicht. Ihre Direktheit vergrault schon mal einen Mann, denn das Elfchen hat schon so Sachen wie »Sorry, dein Schwanz ist mir echt zu klein, ich will schon was spüren« zu einem Mann gesagt, der daraufhin schockiert das Weite suchte.
»Nächstes Jahr werden wir vierzig«, sagt das Elfchen immer. »Da braucht man keine Männer mehr.« Ich finde, pauschal kann man das so nicht sagen, aber ich halte mich bedeckt.
»Gibt’s schon was Neues aus der Schule?«, will sie nun wissen.
»Ich habe am Montag ein Gespräch mit dem Schulleiter und hoffe, dann wird einiges klarer. Diese Warterei nervt.«
Es geht um die in drei Monaten neu zu besetzende Stelle der Schulleitung. Ich hatte mich schon vor Ewigkeiten beworben, aber der jetzige Leiter sagt immer nur »mal schau’n« und will »gucken, was man da machen kann«. Weil: »Das entscheide ich ja nicht allein.«
»Aha«, sagt das Elfchen. »Also ich wüsste nicht, wer außer dir für diese Stelle geeignet wäre.«
»Du kennst die anderen Kollegen doch gar nicht.«
»Trotzdem«, sagt das Elfchen. »Du bist eine gute Lehrerin, keine Frage, ich war ja schon bei Schulfesten und hab dich mit deinen Schülern gesehen. Und was die Kollegen über dich sagen, hab ich auch gehört. Aber du bist jetzt nicht so eine, die mit ihnen im Wald auf Bäume klettert. Dazu bist du zu … zu sachlich. Du vermittelst das Wissen, klar, und das tust du gut. Aber das können andere auch. Aber so ein Schulleiterposten ist noch mal was ganz anderes. Und das passt zu dir. Du bist kreativ und, das kommt noch dazu, du bist gerade.« Elfchen mixt routiniert einen Gin Tonic und versorgt damit einen Mann am Tresen, während sie weiterredet. »Ich weiß, dass das vielleicht in einer Führungsposition manchmal nicht von Vorteil ist, aber ich denke, mit Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit und ohne Intriganz und Gemeinheiten kommt man besser durchs Leben – und letztendlich zahlt es sich auch aus.«
So ist das Elfchen. Klar und deutlich und ohne Klimbim. Dafür mag ich sie. Und sie hat wirklich recht: Ich bin sehr, sehr gern Lehrerin, aber mir reicht das nicht. Ich will mehr, ich will was bewegen, ich habe viele Ideen für unsere Schule und ich glaube, ich könnte was bewirken. Das soll jetzt nicht arrogant klingen. Aber ich bin davon einfach überzeugt und habe wahnsinnige Lust darauf!
Natürlich bin ich auch hin- und hergerissen, was das Thema betrifft. Ich verstehe mich sehr gut mit den meisten Kollegen, aber was ist, wenn das mit der Stelle wirklich klappt und ich dann ihre Vorgesetzte bin? Ich habe zwar niemandem offiziell von meiner Bewerbung erzählt, aber weil Hansis grenzdebile Sekretärin Frau Marder immer alles offen herumliegen lässt, weiß es natürlich jeder.
Elfchen öffnet eine Flasche Champagner und stellt vier Gläser dazu. »Fürs Séparée«, sagt sie. »Da sitzen wieder nette Herren, die nicht erkannt werden wollen. Wahrscheinlich weil ihre Frauen sie sonst zu Hause rausschmeißen.« Sie grinst und tänzelt von dannen.
Es gibt hier zwei Séparées, die auch gerne mal von Promis genutzt werden. Oder eben von Männern, die unter gar keinen Umständen gesehen werden wollen, auch wenn das eigentlich niemand will, der in einen Puff geht. Und da gibt es einige – auch welche, von denen man es NIE denken würde … Aber das ist alles gar kein Problem, denn der Klostergarten lebt unter anderem von seiner Diskretion.
Ich verstehe das ganze Brimbamborium nicht so richtig, denn Elfchen und auch einige Damen haben mir unabhängig voneinander erzählt, dass die meisten Frauen gar nicht wissen wollen, ob ihre Männer sie betrügen. Die sind froh, dass sie versorgt sind. Was sie allerdings nicht davon abhält, wie schon erwähnt, trotzdem ausdauernd zu meckern. Aber vor den anderen Dingen verschließen sie die Augen. Mal angenommen, sie würden ihrem Mann eine Szene machen, so nach dem Motto Ich weiß, was du tust, ich lasse mich scheiden – wenn der Mann dann sagt: Bitte sehr, würden viele dank dem neuen Ehegatten-Unterhaltsgesetz dumm dastehen. Das ist nämlich nicht mehr so, dass die Frauen sich entspannt zurücklehnen können, nee, die müssen arbeiten gehen. Und das finde ich persönlich auch sehr richtig.
Elfchen kommt zurück und klettert auf den Hocker hinter der Bar, um sich von diesem anstrengenden Gang – die Séparées sind etwas weiter entfernt und eine kleine Treppe hoch – zu erholen. Aber da geht die Tür auf, und ein Schwung männlicher Gäste kommt hereingetorkelt.
»Himmel«, stöhnt Elfchen. »Schon wieder ein Junggesellenabschied. Wie ich das hasse.«
Da kann ich ihr nur recht geben. Der schon hickenhackenvolle Bräutigam sieht immer aus wie ein Schwachkopf, weil er ein Hasenkostüm oder einen Stringtanga tragen muss, und die anderen sind schon besoffen. Die heutige Gruppe, so erfahren wir nach einigen Sekunden, kommt ursprünglich aus dem schwäbischen Reutlingen (»Mir san aus Reidlenga«), aber alle wohnen jetzt überall verstreut. Den Dialekt beherrschen sie trotzdem noch aus dem Effeff, und einer sagt: »Heit lasset mir amol richtik die Kuh fliega. I kennt nagla bis morga friah. Und zwar graad älle älle Nudde hendrenand. Abr jetzat gibt’s erschtmal en Dinkelacker fir älle.«
Das Elfchen verdreht die Augen.
»Was ist denn Dinkelacker?«, frage ich in die Runde.
»Bier! Bier!«, wird gebrüllt und gejohlt.
»Wenigstens lassen sie anständig Geld hier«, sagt das Elfchen leise. »Aber jetzt müssen wir uns den ganzen Abend diesen Dialekt anhören, grauenhaft. Dieses Geschwäbel ist für mich noch schlimmer als Sächsisch.«
Der Hoppelhase hoppelt derweil mit seinem Gefolge herum, und einige von ihnen tragen so komische Hasenmasken, die dauernd verrutschen, was zur Folge hat, dass sie nichts mehr sehen und stolpern. Einer von ihnen winkt mir ausgelassen zu, als wären wir alte Bekannte. Na also wirklich. Ich bedenke ihn mit einem flüchtigen Lächeln. Er winkt noch mal und macht mit den Schultern so eine zuckende Bewegung, als wolle er sagen: Was machen wir beiden eigentlich hier? Komischer Kauz. Oder Hase.
Der Nüchternste der Truppe, der offensichtlich schlau genug war, erst gar keine Maske anzulegen, kommt an den Tresen und lächelt uns nacheinander an. »Guten Abend«, sagt er auf Hochdeutsch, und wir erschrecken fast. »Eine Runde Bier bitte. Also sieben. Wir feiern einen Junggesellenabschied.«
»Tatsächlich?«, fragt das Elfchen.
Der Mann versteht den Sarkasmus nicht. »Ja. Ein alter Sandkastenfreund heiratet. Die Truppe kommt aus Reutlingen. Ich auch, das ist aber lange her, ich wohne seit einiger Zeit hier in Hamburg.« Er sieht mich an. »Dinkelacker ist übrigens eine Brauerei. Ich …«
»Sieben Bier?« Elfchen hat keine Lust auf Diskussionen und ist auch an Lebensgeschichten nicht interessiert.
Er schaut mich immer noch an. »Guten Abend.«
Ich nicke ihm zu. »Hallo.«
Er fragt: »Sind Sie allein hier?«, überlegt kurz und sagt dann: »Entschuldigen Sie, was für eine blöde Frage. Ich muss mich entschuldigen, ich bin nicht so oft in … in …«
»Im Puff«, hilft das Elfchen, und er nickt.
Elfchen sagt: »Das ist unsere Lavinia. Sie bläst wie der Teufel.«
»Ach.« Dem Mann scheint das unangenehm zu sein, was ich irgendwie süß finde. Er wird rot. »Ich … also ich …«
»Da können Sie nichts falsch machen«, sagt das Elfchen ernst.
So was macht sie gern, wenn sie gut drauf ist. Und ich mache meistens mit: Wir tun so, als würde ich im Klostergarten arbeiten. Das kann manchmal sehr witzig sein. Und ganz ehrlich: Hin und wieder sind ganz attraktive Männer dabei, da hätte ich in der Tat schon mal ja sagen können … Aber ich tue das nicht. Es ist schon verrucht genug, dass ich hier bin. Einmal kam sogar ein Kollege durch die Tür, einer von der Sorte, bei der man es am besten bei einem kurzen Kopfnicken im Lehrerzimmer belässt, und ich bin zu Herta ins Büro geflüchtet. Natürlich habe ich nichts zu ihm gesagt. Der zur Spießigkeit neigende Religion- und Ethiklehrer, der bei Notenkonferenzen gerne Vorträge über die moralische Verlotterung einzelner Schüler hielt, hatte sich an dem Abend eine Blonde mit gemachten Hupen ausgesucht. Er arbeitet zum Glück nicht mehr bei uns, früher oder später hätte ich bestimmt mal eine Anmerkung gemacht, nur um sein belämmertes Gesicht zu sehen. Und so was sollte man als angehende Schulleiterin tunlichst vermeiden.
Aber zurück zu dem peinlich berührten, mir sympathischen Mann. Dieser stottert gerade los: »Ich … nein, ich bin nur hier, weil die anderen …« Er nimmt das Tablett mit den Gläsern. Er ist zwar groß und dunkelhaarig und sieht sehr gut aus, wie ein Mann eben, aber er macht Bewegungen wie ein pubertierender Sechzehnjähriger, der nicht weiß, wohin mit seinen Gliedmaßen.
»Prost«, sage ich freundlich. »Ich glaube, Sie müssen zurück. Ihre Freunde sitzen ja schon auf dem Trockenen.«
»Das stimmt. Also einen schönen Abend noch und … äh … gute Umsätze, das sagt man wohl so.«
»Man sagt manchmal besser gar nichts.« Das Elfchen verdreht die Augen.