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"Seid fair!" "Seid fair beim Fußballspiel", ruft der Vater seinem Sohn nach. Das Wort 'fair' stammt aus der englischen Sprache. Es bedeutet ein anständiges Verhalten anderen gegenüber. Menschen klagen immer wieder über Ausgrenzung, Benachteiligung, ungerechte Behandlung, Verletzung der Gerechtigkeit und vieles mehr. Sie fühlen sich weder anständig noch fair behandelt. Die meisten Menschen wünschen und erwarten einen fairen Umgang miteinander. Statt egoistischer Respektlosigkeit und dem Gefühl der 'Verrohung der Sitten' bei steigender Tendenz dieser negativen Beobachtung, wünschen sie sich einen wertschätzenden, respektvollen Umgang mit offener, transparenter Kommunikation. Weshalb kommt es immer wieder vor, dass einige Personen versuchen, andere absichtlich 'übers Ohr zu hauen'? Ist Fairness out? Treten zwei Personen miteinander in Kontakt, tauschen sich aus und verhandeln miteinander. Das 'Tauschen' beschreibt bereits, dass jeder dem anderen etwas gibt. Das 'etwas' muss gleichwertig sein, um von Fairness zu sprechen. Das, was einer gibt, ist gleich viel wert wie das, was er erhält. Beide Beteiligten müssen das Gefühl haben, fair behandelt worden zu sein. Fühlt sich einer der beiden übervorteilt, verlief der Tausch nicht fair. Es wird von einem fairen Preis gesprochen, wenn dieser passend oder angemessen zum Angebotenen erscheint. Das Angebot ist fair, wenn es anständig ist. Es liegt eine faire Entscheidung vor, sobald sie von allen Beteiligten als gerecht betrachtet wird. Im fair ausgeübten Sport wird ebenso mit Anstand mit dem sportlichen Gegner oder Wettbewerber umgegangen. Wird der gegnerische Spieler als wertvoller Partner im Spiel angesehen - und so mit ihm umgegangen - dann kann von einem Fairplay und von Gerechtigkeit gesprochen werden. Im vorliegenden Ratgeber soll gezeigt werden, in wie vielen Situationen ein unfaires Verhalten auftritt. Die Rhetorik - die Kunst des Redens - verschleiert manchmal dieses fragliche Vorgehen. Weiter wird dargestellt, wie im beruflichen Leben und im gesellschaftlichen Miteinander Fairness untereinander vermittelt, ausgebaut und praktiziert werden kann. Kindness, Transparenz und Wertschätzung zählen dazu. Erkennen Sie offenes und verstecktes unfaires Verhalten und erfahren Sie, wie ein fairer Umgang möglich ist.
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Seitenzahl: 83
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HINLEITUNG ZUM RATGEBER
„E
RZÄHL MIR KEINE
M
ÄRCHEN
!“
Das Gute besiegt das Böse
PROLOG
O
FFENE UND EHRLICHE
K
OMMUNIKATION
Gut zuhören – ohne sofort zu kritisieren
SZENARIO – ES WAR EINMAL …
AUS DEM TÄGLICHEN LEBEN
E
S WAR EINMAL
Vorschläge sind erwünscht – oder doch nicht?
REALITÄT – LEERE PHRASEN
KREATIVE IDEEN ZERSTÖREN
B
EWÄHRTES GEWÄHRT
S
ICHERHEIT
Nichtssagende und kontraproduktive Aussagen
I
GNORIEREN
– Ü
BERHÖREN
Das Märchen des vermeintlichen Nicht-Wahrgenommenen
V
ERALBERN
– B
EWUSST MISSVERSTEHEN
– S
ICH LUSTIG MACHEN
Das Märchen des vermeintlichen Spaßes
F
LOSKELN VERWENDEN
Das Märchen der vermeintlichen Höflichkeit
I
CH
L
EERE
P
HRASEN BENUTZEN
Das Märchen der vermeintlichen Zustimmung
K
ILLERPHRASEN EINSETZEN
– „D
AS IST NUN MAL SO
“
Das Märchen der vermeintlichen Hilfestellung
P
RIORITÄTEN SETZEN
– A
NDERES IST WICHTIGER
– A
UF SPÄTER VERSCHIEBEN
Das Märchen der vermeintlichen Wichtigkeit
A
BWERTUNGEN
– „S
IE SIND ZU JUNG
“ – „I
ST JA GAR NICHT SO WICHTIG
“
Das Märchen der vermeintlichen Unterstützung
S
TATISTIK BEMÜHEN
– Z
AHLENGLÄUBIGKEIT
– V
ERALLGEMEINERUNGEN
Das Märchen der vermeintlichen Unbestechlichkeit
B
EHAUPTUNGEN AUFSTELLEN
– L
ÜGEN VERBREITEN
Das Märchen der vermeintlichen Wahrheit
B
EWUSST FEHLERHAFT ARGUMENTIEREN
Das Märchen der vermeintlichen Seriosität
F
ORDERUNGEN ABWEISEN
,
DIE NIEMAND GEFORDERT HATTE
Das Märchen der vermeintlichen Gerechtigkeit
V
ERNEBELUNG DER EIGNEN SCHWACHEN
A
RGUMENTE
OPTIMIERUNG – RHETORISCH STARKE ARGUMENTATION
„DIE WAHRHEIT IST IMMER DAS STÄRKSTE ARGUMENT“
N
ICHT JEDER WILL DIE
W
AHRHEIT HÖREN
„Das ist doch kein Argument!“
A
RGUMENTATIONS
-T
YPEN
Der Stärkste gewinnt
Stärkster Argumentations-Typ: Full-Power-Argument
Starker Argumentations-Typ: High-Power-Argument
Schwacher Argumentations-Typ: Low-Power-Argument
Schwächster Argumentations-Typ: No-Power-Argument – Scheinargument
A
UFSTELLUNG VON
A
RGUMENTEN
Das Beste am Ende
EPILOG
…
UND WENN SIE NICHT GESTORBEN SIND
…
… dann leben sie noch heute
K
NIGGE ALS
S
YNONYM UND ALS
N
AMENSGEBER
Umgang mit Menschen
Das Böse lauert im Märchen
Adolph Freiherr Knigge
Listige Realität
STICHWORTVERZEICHNIS
„Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.“
Hans Christian Andersen, dän. Märchendichter
(1805 - 1875)
An Silvester 1910 wurde meine Omi, Frieda Maria, geboren. Ungefähr ab Mitte der sechziger Jahre habe ich Erinnerungen an sie und ihre Werke. Sie malte wunderschöne Gemälde, fertigte unzählige Zeichnungen an und schrieb viele Märchen, die sie auch selbst bebilderte.
Sie brachte die meisten Märchen etwa ab 1930 bis 1947 zu Papier. Meiner Omi gelang es trotz intensiver Bemühungen nicht, einen geeigneten Verlag zur Veröffentlichung ihrer gesammelten Märchen zu überzeugen.
Deshalb wechselte Omi die Strategie. Sie war der Überzeugung, dass ich, ihr Enkel, in späteren Jahren durch die Veröffentlichung dieser Märchen ein gutes Einkommen erzielen könnte.
Nun, davon gehe und ging ich allerdings nicht im mindesten aus.
Im Jahr 2015 veröffentlichte ich im Gedenken an meine Omi das Buch ‚Omi hüpf‘ mal‘, in dem aus ihrem Leben – und von ihren Märchen – berichtet wird.
In den Märchen sind schriftstellerische Höhepunkte kaum zu erwarten. Nach Angaben meiner Omi dienten die Märchen hauptsächlich dazu, ihren beiden eigenen Kindern, Alfred (meinem Vater) und Edith, vorgelesen zu werden. Also: Eine Mutter schrieb für ihre Kinder.
Auf dem Cover des vorliegenden Ratgebers ist ein Ausschnitt aus der Bebilderung des Märchens ‚Die berauschten Gänse‘ zu sehen.
Märchen – eine erfundene Erzählung
Ein Märchen gilt als eine fantasievolle, erfundene Erzählung. Märchen leitet sich von ‚Mär‘ (mittelhochdeutsch ‚maere‘ für ‚Kunde‘, ‚Nachricht‘) ab.
Manche Märchen sollen über 4.000 Jahre alt sein, so wie beispielsweise ‚Rumpelstilzchen‘.
Die meisten Märchen sind monarchisch geprägt und zeichnen sich durch eine Moral aus. Das Gute gewinnt über das Böse. Das Geschilderte ‚geschah‘ irgendwann und irgendwo. Die unschuldige Prinzessin, der forsche Prinz, das Königspaar – fast immer ist jemand aus dem Hochadel eingebunden.
Die unschuldige Prinzessin und der mutige Prinz
Wie prägend der adelige Einfluss in die Sprache genommen hat, zeigt sich in Formulierungen wie: Weinkönigin, Bienenkönigin, Schützenkönig, Lottokönig, Königsdisziplin, Karnevalsprinz – und immerhin – der Traumprinz. Allerdings findet sich der König auch im Wort Ausbrecherkönig.
Der mächtige König und seine schnell handelnde ‚Dame‘ haben in vielen Kartenspielen einen hohen Wert. Sie sind entscheidend beim strategischen Vorgehen einer Schlacht auf dem Schachbrett.
Fällt die Dame, ist das eine Tragödie. Fällt der König, ist er ‚schachmatt‘. Das Wort stammt aus der persischen Sprache ‚schah mat‘ und bedeutet ‚der König (der Schah) ist geschlagen‘.
Das Spiel ist aus. Das Heer hat verloren. Der König hat seine Macht eingebüßt.
Hoffentlich kann sein Sohn, der Prinz, bei nächster Gelegenheit wieder triumphieren.
Die Bezeichnung ‚Prinz‘ lässt sich nachvollziehen aus dem Lateinischen ‚primus‘ für ‚der Erste‘ und ‚princeps‘ für ‚Ranghöchster‘. Er ist in der Hierarchie derjenige, der den König beerben wird.
Viele Mädchen wünschen sich zu Karneval ein Prinzessinnen-Kostüm. Statt Prinzin wird Prinzessin (nach dem Französischen ‚princess‘) verwendet.
In der Vergangenheit galt die französische Sprache als die der gebildeten Schicht.
Prinzessin ist auch der Kosename für die Tochter oder geliebte Ehefrau. Aus dem Prinzesschen allerdings lugt eine verhätschelte junge Frau hervor, die mit ihrem eigenwilligen Kopf ‚ihre Dinge‘ durchsetzen will (was ihr in der Regel auch gelingt).
Keine Märchen auftischen
Im realen Leben geht es um konkrete Situationen im Hier und Jetzt. Nicht zwangsläufig muss das Gute gewinnen, sondern die rhetorisch überzeugende Argumentation oder die in der Gesellschaft verankerten Vorurteile.
Lesern und Leserinnen ist bewusst, dass Märchen genau als solche zu betrachten sind. Sie haben mit der Wahrheit nichts zu tun. Natürlich soll hierbei nicht der Aspekt der Moral unterschätzt werden.
Aus dem Erzählten kann beispielsweise gefolgert werden, dass ‚böses‘ Verhalten nicht zum Erfolg führt. Also soll sich ‚brav‘ und ‚fair‘ verhalten werden.
Ein gewisser Lerneffekt ist beabsichtigt. Aber: Führt das ‚saubere‘ Verhalten zwangsläufig zum Erfolg?
In der Realität dominieren rationale Überlegungen und Vorgehensweisen – und materielles Streben. Wird immer respektvoll, wertschätzend und fair miteinander umgegangen? Werden im gesellschaftlichen und geschäftlichen Umgang nicht auch manchmal ‚Märchen‘ aufgetischt?
Sollen fantasievolle und kreative Geschichten dazu beitragen, das Zusammenleben zu vereinfachen und/oder berufliche Vereinbarungen leichter zu treffen?
Wird jemandem ein Märchen erzählt – manche sagen sogar ‚aufgetischt‘ – darf davon ausgegangen werden, dass das Aufgetischte nicht eins zu eins der Wahrheit entspricht. Es wird geschummelt, getäuscht, ja leider muss gesagt werden, auch gelogen.
Nicht umsonst wehrt ein anderer ab: „Erzähl mir keine Märchen!“
Liebe Leserinnen, liebe Leser, der gut gemeinte Appell an Sie lautet: „Lassen Sie sich keine Märchen aufbinden – und schon gar nicht im Berufsleben!
Entlarven Sie diese und kontern Sie unter Beibehaltung guter Umgangsformen. Kehren Sie zur ‚sauberen‘ Realität zurück.“
Der Ratgeber soll Ihnen hierzu einige wertvolle Hinweise geben.
Guten Erfolg wünscht Ihnen
Horst Hanisch
„Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen!
Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!“
Friedrich Wilhelm Nietzsche, dt. Philosoph
(1844 - 1900)
Die Unternehmensphilosophie vieler Unternehmen schreibt den sauberen, argumentativen Umgang in der Gesprächsführung vor.
Jeder darf und soll seine Meinung, seine Ideen und seine Vorstellungen äußern dürfen – ohne die Befürchtung kritisiert, ausgelacht oder ins Lächerliche gezogen zu werden.
Soweit die Theorie. Die Praxis zeigt häufig ganz andere Vorgehensweisen.
In Meetings werden die Äußerungen anderer ignoriert oder sofort zur Seite gewischt.
Abwertend geäußerte Meinungen treten auf. Es werden Behauptungen aufgestellt, die nicht belegt werden (können). Killerphrasen werden gezielt eingeworfen, um die Ideen anderer sofort ‚kaputtzumachen‘.
In vielen Betrieben wird destruktiv kommuniziert und mit Scheinargumentationen gearbeitet.
Wertvolle Zeit verstreicht unproduktiv. Das Unternehmen blockiert sich durch die Toleranz solch eines Vorgehens selbst und behindert die zügige Erreichung der gesteckten Ziele.
Haben Sie liebe Leserin, lieber Leser, mit Kollegen und Kolleginnen oder Vorgesetzten zu tun, die in ähnlicher Art vorgehen?
Lassen Sie sich nichts vormachen! Befreien Sie sich von dieser Art der unprofessionell geführten Kommunikation.
Sitzen Sie nicht dem märchenhaft klingenden Geschwafel anderer auf.
Entlarven Sie leere Phrasen und manipulierende Behauptungen. Sorgen Sie für rhetorisch wertvollen Austausch von aussagekräftigen Argumentationen.
Verschieben Sie Märchen auf den ‚Erzähle-ein-Märchen-Tag‘, der alljährlich am 26. Februar begangen wird. In den USA ist dieser Tag sogar ein Nationalfeiertag mit Namen ‚Tell a Fairy Tale Day‘.
Helfen Sie mit, Zeit in Meetings sinnvoll zu nutzen und vereinbarte Projekte voranzutreiben! Gestalten Sie Ihr Arbeitsumfeld rhetorisch professionell und profitieren Sie von einer zielführenden Kommunikation.
„Alle Märchen sind nur Träume von jener heimatlichen Welt,
die überall und nirgends ist.“
Novalis (Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg), dt. Lyriker
(1772 - 1801)
Es war einmal … ein mittelständiges Unternehmen in der dritten Generation. Seit etwa drei Monaten hat Frau Winterscheid die Leitung der Führungskräfte übernommen.
Frau Winterscheid übernimmt die Leitung
In ihrer Antrittsrede betonte Frau Winterscheid die geplante fruchtbare Zusammenarbeit im Team, bei der jede und jeder Beteiligte gleichberechtigt betrachtet und beachtet werden würde.
Die Führungskräfte wurden gebeten, sich aktiv in Planungen einzubringen, zu Verbesserungen beizutragen und am zielorientierten Vorankommen mitzuwirken.
Würde jemand Störungen, Hemmnisse oder Blockaden im Ablauf erkennen, war er eingeladen, die Beobachtungen zeitnah zu schildern.
Optimierungsvorschläge würden offen angehört werden. Jegliche Ideen wären willkommen und würden vom Team konstruktiv besprochen.
Jeder Vorschlag, sei er noch so kreativ oder unkonventionell, würde ohne Kritik angehört. Danach sollten gemeinsam Vor- und Nachteile erarbeitet werden, um anschließend abzustimmen, inwieweit unterbreitete Überlegungen umgesetzt werden könnten.
Soweit die lobenswerte Theorie.
Motivation stellt sich ein
Für die Mitarbeitenden hört sich das alles sehr gut und einladend an. Sie freuen sich auf die so geschilderte weitere Zusammenarbeit, könnten sie doch ihre eigenen Beobachtungen und Erkenntnisse, ihre teilweise langjährigen Erfahrungen einbringen.
Im eigenen Interesse sind sie davon angetan, an der zukünftigen Ausrichtung mitzuwirken.