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Die Rückkehr des Daimyo steht bevor. Unsere Helden stehen vor der Frage, welches Hindernis sie zuerst angehen. Den Untergang von Yamagata herauszögern, oder sich der Urgewalt des Daimyo stellen und zu verlieren, noch bevor der eigentliche Endkampf begonnen hat. Unsere Helden stehen vor Entscheidungen, die ihre Zukunft nachhaltig beeinflussen werden.
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Seitenzahl: 581
Wollte man sich an die eiskalten Fakten halten, so würde man zugeben müssen, daß alles vor etwa sechzehnhundert Jahren seinen Anfang genommen hatte. Damals, im frühen Japan der Yamato-Periode, ganz genau in der Ära Kofun, entwickelte ein einfacher Samurai so viel Ehrgeiz, daß er zu einem Problem für eines der bestehenden fünf Königreiche wurde, aus denen damals Japan bestand. Eigentlich wäre dies kein Grund gewesen, entsprechend überzureagieren, doch die damalige Zeit war eine völlig andere, als wir es uns heute vorstellen können.
Die Samurai waren noch nicht jene, nur einem Ehrenkodex unterworfenen, stolzen und loyalen Krieger, die sie erst gute tausend Jahre später werden sollten. In jenen Tagen war ein Samurai ein Krieger, der mit seiner Klinge Gericht sprach.
Manche Samurai erreichten schnell den Rang eines Fürsten, andere blieben einfache Kriegsherren, Dritte eigneten sich Macht an, die ihnen technisch gesehen gar nicht zustand. Und weitere Samurai mutierten zu magiemißbrauchenden Monstern, denen jedes Mittel Recht war, um sich weiterreichende Macht aneignen zu können.
Das genaue Jahr ist nicht bekannt in dem der gefürchtete Samurai Takatsuki Akeno vom einfachen Samurai in den provisorischen Rang eines Daimyo befördert wurde. Doch mit dieser Beförderung, zu der sich sein König gezwungen sah, wurde eine Kettenreaktion ausgelöst, wie sie nur selten stattfand.
Daimyo Takatsuki wurde jenes Gebiet zugesprochen aus dem heute, in der Gegenwart, die Präfektur Osaka besteht, und ihm stand das Recht zu, sich eine eigene Burg zu bauen.
In der Feudalzeit, die leider von diesem Ereignis noch gut etwas über achthundert Jahre entfernt ist, wären solche Berechtigungen für einen Samurai der Himmel auf Erden gewesen. Doch nicht für den Daimyo Takatsuki.
Jener entschied sich gegen den Himmelsthron zu revoltieren und seinen eigenen Thronanspruch den fünf schwachen Königreichen gegenüber anzumelden. Seine Armee war gefürchtet, und nachdem der ferne König des Reiches San erfuhr, welche Greueltaten er beging, während seine Burg errichtet wurde, entschied man sich dort, des Daimyo zu entledigen.
In jener Zeit gab es noch keine Künstler des Mordes, keine Shinobi, keine Ninja. Noch nicht einmal die Geishas waren der Definition nach entstanden. Zwar gab es verschiedene Großmeister, doch jene waren nicht bereit, nicht einmal für einen gütigen König in eine Schlacht zu ziehen, deren Ausgang nicht absolut berechenbar war.
Und da Magie damals ein probates Mittel war, seine eigenen Ansichten durchzusetzen, entschied das ferne Königshaus Jin das man zu Methoden greifen mußte, die vielleicht nicht sonderlich ehrenhaft, in diesem Fall jedoch statthaft waren. Es wurde der neugegründete Orden des Shinto damit beauftragt, sich um das kleine Problem mit den richtigen und angemessenen Mitteln zu kümmern. Dabei sollte man nach Möglichkeit keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nehmen. Denn der Himmelsthron entschied, daß jene vollkommen entbehrlich waren.
Wären die Dämonenjäger gerade im Land gewesen, hätte der Thron sie mit dieser Aufgabe betrauen können. Doch die Dämonenjäger waren gerade dabei eine tückische Seuche in Nordkorea zur Grenze nach China hin einzudämmen. Man hatte schon seit Monaten keinerlei Nachricht mehr von den Ausgesandten vernommen.
Der Orden ging schlau vor.
Zuerst einmal wurde unweit der Burgbaustelle ein kleines Kloster eingerichtet. Es begann mit nur einem einfachen Schlafhaus, schließlich standen vier Tempelgebäude, und ein Brunnen war gleichfalls sehr schnell aufgebaut.
Die Mönche machten sich gleich daran, ihren Auftrag in die Tat umzusetzen.
Es gibt keinerlei Aufzeichnungen darüber, wie der Daimyo von dem magischen Angriff auf sein Leben erfuhr. Fest steht nur, daß er ihn vereitelte und danach mit hundert schwer bewaffneten Kriegern jener Zeit das Kloster überfiel und ausräucherte. Keiner der vierzig dort heimischen Mönche überlebte das Massaker. Fast die Hälfte der Samurai des Daimyo ebenfalls nicht.
In den nachfolgenden Jahren wurde die Burg des Daimyo endlich fertig und bekam den glorreichen Namen: Sitz des Blutkönigs. Um diesen Titel zu unterstreichen wurden die unteren Burgmauern mit dem Blut der toten Mönche dick eingestrichen. Deshalb hielt sich auch jahrelang die Legende, daß der Daimyo in seinem Keller mindestens ein Dutzend der Mönche gefangen hielt.
Doch da es keinerlei Beweise für diese Anschuldigungen gab, unternahm die Krone nichts weiter gegen ihn. Der Mordversuch war gescheitert und der Daimyo rief sich bereits zu einem König aus, der das Reich Jin zu übernehmen trachtete.
König San ließ diese Provokation nicht auf sich sitzen.
Er tat das einzig Wahre, was jeder König in seiner Situation getan hätte.
In der nachfolgenden Schlacht von Takatsuki fiel König San, und sein Thron fiel nicht an den Thronräuber, sondern an seinen jüngeren Bruder. Dieser handelte sofort. Nicht, wie man vielleicht dachte, mit einem weiteren Feldzug, sondern er ließ sich nicht nur die Priester der angestammten Religion an seinen Hof kommen, sondern auch noch die Buddhisten, die aus dem fernen China nach Japan gekommen waren, um dem Reich Yamato den neuen Glauben zu lehren.
Dieser König, der sogar seine eigene, wenn auch kurze, Dynastie begründete, wurde richtig zum Helden, nachdem es ihm gelang, einen magischen Konsens zwischen zwei Glaubensrichtungen zu finden, die einander unverständlich waren. Der damals bereits im Land verbreitete Shintoismus und der Buddhismus gingen eine Zweckgemeinschaft ein, um ihre Magie aneinander zu binden, damit der blut- und machtrünstige Daimyo ein für alle Mal gestoppt werden konnte. Der Zauber war falsch und hinterhältig. Aber er funktionierte. Und er funktionierte so gut, daß er sogar bis in die Gegenwart wirkte. Der Daimyo wurde so hart von dem Fluch getroffen, daß seine körperliche Existenz beinahe sofort zu sterben begann. Noch bevor der besagte Tag wirklich vergangen war, starb der Daimyo. Doch sein eigener Fluch, der noch den König treffen sollte, wirkte sich nicht so aus, wie er es erhofft hatte.
Das gesamte Umland von Takatsuki verwandelte sich in eine lebensgefährliche Todeszone. Mutationen entstanden, wie besonders groß gewachsene Bären, noch gefürchtetere Raubtiere, die in ihrem Aufbau mehr Dämonen als wirklich lebenden Tieren ähnelten.
Es dauerte einige Monate, bis die Priester des Shinto-Ordens und die buddhistischen Mönche das Land von Takatsuki betraten. Sie kämpften sich bis zur Burg durch, und fanden sie vollkommen tot vor. Alles Leben in der Burg war verloschen. In den unterirdischen Gemächern, in den Verliesen, überall wurden Tote gefunden. Die Buddhisten entschlossen sich, die entweihten und entehren getöteten Mönche, die sie in einer Kammer vorfanden, in genau dieser zu vergraben. Dann legten sie auf der Rückseite dieser Kammer eine weitere Holztüre an, die sich nur dann öffnen ließ, wenn der Zauber aktiv wurde, der alles Leben in der Burg vernichtet hatte.
Die restlichen Kadaver wurden in den nahen Teich unweit der Burg geworfen, sofern es sich um Krieger handelte. Die Leichen der Frauen verbrannte man und verstreute ihre Asche. Obwohl die Burg von dem schweren Fluch betroffen war, entschieden sich die Shinto-Priester sie nicht noch einmal neu einzusegnen, sondern ihr nur einen zusätzlichen Zauber zu verpassen, der dafür Sorge trug, daß Niemand, der dort seinen Thron aufschlug, jemals wieder in die Versuchung geriet, nach etwas zu streben, was ihm nicht zustand.[Fußnote 1]
Um jedoch auf Nummer sicher zu gehen, was den Kadaver des Daimyo anging, entschieden sich die angereisten Priester für den Daimyo kein Kofun zu bauen, sondern ein einfaches, schlichtes Erdgrab, welches sie mit zusätzlicher Magie sichern würden, um seine Wiederkehr für alle Zeiten zu verhindern. Sie segneten nicht nur den Boden rund um die Grabstätte besonders aus, sondern auch jeden Zentimeter des Grabes selbst, bevor sie es mit den üblichen Grabbeigaben schmückten, die nun einmal dazu gehörten. Die Kadaver der vier häßlichsten Frauen ließen sie in die Ecken des Grabes packen, damit allein ihr Anblick den toten Gewaltherrscher dazu zwingen würde, auf ewig in seinem kalten Grab zu liegen. Dennoch gestanden sie ihm zu, das er mit allen Ehren begraben wurden, die einem Titelträger, wie er es darstellte, zukam.
Zwar wurde sein Grab kein Kofun, aber von seiner Ausstattung her würde es sich durchaus mit einem solchen vergleichen lassen können. Es war ein aufwendiges Grab. Und es war ein gutes Grab. Man sicherte jeden einzelnen Holzpfosten, den man dafür verarbeitete, mit einem separaten Stabilitätszauber ab, bevor man ihn in die Erde schlug. Jedes Schäufelchen Erde wurde separat geweiht, bevor es seinen genau bestimmten Platz in der Grabstelle fand.
Als das Grab schließlich verschlossen wurde, waren sich die Priester absolut sicher, das perfekte Gefängnis für den Daimyo gebaut zu haben. Auch wenn manche anmerkten, am einfachsten wäre es gewesen, man hätte den Leichnam einfach in eine kalte Steinkiste gepackt, und jene von allen Seiten mit Obsidiangestein vom Berg Fujiyama vermauert. Doch die Priester hielten sich an ihre Doktrin und taten, was unbedingt getan werden mußte.
Das Grab wurde mehrfach gesiegelt während man es verschloß. Die buddhistischen Priester gingen auf Nummer sicher. Die Shintoisten gleichfalls, obwohl beide Zauber verwendeten, die für den modernen Geist kaum noch verständlich waren.
Um jedoch die Mission ihres Königs absolut korrekt abzuschließen, entschlossen sich die Shintoisten in dem kleinen Dorf, welches sie von Edo kommend passiert hatten, einen Schamanen dortzulassen, der die Grabstätte von diesem Tage an bewachen sollte. Dieser Schamane war auch schnell gefunden.
Auf der anderen Seite, jenseits von Takatsuki gab es eine sich gabelnde Straße, an der es zwei weitere Dörfer gab. Die Buddhisten entschlossen sich, entgegen sämtlicher Tradition in dem fernsten Dorf gleichfalls zwei oder drei Mönche zurückzulassen, die diese Seite des Tales schützen sollten. Damit wollten sie sicher stellen, daß niemand mehr in die Versuchung kam, die Grabstätte des Daimyo zu öffnen und ihm somit zu neuem Leben zu verhelfen.
5 Reiwa, Monat 2 Tag 7
26. Juli 2023
Die Katastrophe war gerade erst einige Tage vorbei. Die Zustände stabilisierten sich allmählich wieder. Die Hand und ihre verbliebenen Verbündeten versammelten sich in dem alten Kloster in Saitama und halfen den örtlichen Sicherheitskräften dabei, die Reste der Zombieinvasion wegzuschaffen.
Es war keine gute Arbeit, aber es war wenigstens eine Beschäftigung, bei der man nicht sonderlich weit denken mußte. Für Takomuro Fumiko sowieso genau die richtige Ablenkung, um mit dem fertig zu werden, was sie in den letzten Wochen nur zögerlich zu akzeptieren bereit gewesen war.
Doch nicht nur Maimai kämpfte mit ihrer Trauer, ihrem Frust, und ihrer Wut.
Den anderen Mitgliedern der Hand erging es nicht eben besser.
Allabendlich kehrten sie in das Kloster zurück, um sich den tagsüber erworbenen Dreck wieder vom Körper zu waschen. Nicht nur das Land lag in Trümmern, der Zusammenhalt der Hand tat dies ebenfalls.
Eigentlich hatte Fumiko gedacht, die Situation würde besser, wenn sie erst einmal alle gemeinsam an einem sicheren Ort angekommen waren. Das Kloster war sicher, kein Zombie konnte sich ihm nähern, da die uralte magische Sperre um die Bauten immer noch funktionierte.
Dies war es aber eigentlich nicht, weshalb sich Fumiko hier ein wenig aufgehoben fühlte. Die Nähe von Inari nach so langer Zeit wieder zu fühlen, ließ sie ein wenig aufblühen. Doch nicht sonderlich weit. Sie war wie eine Pflanze, die nach Flüssigkeit strebte, aber irgendwie unfähig war, den Boden ihres Topfes mit ihren Wurzeln zu erreichen.
Die Kitsune hatte sich wieder einmal abgesetzt.
Takomuro konnte es ihr nicht verdenken. An der Stelle der Kitsune würde sie wahrscheinlich genauso handeln. Die Kitsune brauchte Zeit, die neuen Anweisungen Inaris vollständig zu akzeptieren. Anstatt sich um einen Kitsune der gleichen Art zu kümmern sollte sie zukünftig mit einer Handvoll Menschen zusammenarbeiten. Keine leichte Entscheidung, wenn man bedachte, das die Kitsune Ahihara Tomoe durch diese ganze Geschichte mehr verloren hatte als alle anderen.
Als dieser ganze Wahnsinn vor ein paar Jahren begann war Ahihara noch Direktorin des nationalen kulturhistorischen Museums in der Innenstadt von Tokio gewesen. Jetzt war sie nicht mehr als eine Flüchtige, ein Flüchtling, für den es in dieser Welt keinen wirklichen Platz zu geben schien. Die Kitsune hatte fast alles verloren. Ihr Gatte war immer noch in Tokio. Er schien in dem Inari-Schrein gefangen zu sein, um den er versprochen hatte, sich zu kümmern. Dies wäre alles halb so schlimm, wenn Tokio sich nicht immer noch in der Hand des Terrors und des Bösen befinden würde.
Eine Stadt mit ungefähr achtunddreißig Millionen lebenden Bürgern verwandelte sich in einen Terrorschlund, wenn sich diese Stück für Stück in Zombies verwandelten und diejenigen auffraßen, die das nicht taten. Tokio war aktuell nicht eben der sicherste Ort. Einige Fernseh- und Radiosender arbeiteten noch.
Doch nur mit Notbesatzungen, die um jeden einzelnen Tag kämpfen mußten.
Ahihara würde so gerne in Tokio selbst für Ruhe und Ordnung suchen, doch auch, wenn sie nun die kontrollierende Gewalt über die anderen Kitsune war, verhielt sie sich so, als hätte sie mehr als nur ihr Leben verloren.
Takomuro Fumiko konnte dies ohne weiteres nachvollziehen.
Die Freundin brauchte Zeit, um über den schlimmen Verrat hinwegzukommen, der inzwischen offenkundig war.
Die Anführerin der Hand hatte dabei selbst mit Dämonen zu kämpfen, die sie nicht in den Griff bekam. Fumiko hatte inzwischen selbst erkannt, bestimmte Verhaltensweisen waren manchmal nicht wirklich fruchtbar, sondern richteten das Gegenteil an.
Wenn sie nicht immer so darauf beharrt hätte, trotz allem noch die alte Kriegerprinzessin zu sein, hätte sich Kuramochi niemals zurückgesetzt gefühlt und wäre nicht auf eine Expedition gegangen, die sie nicht würde überleben können.
Fumiko machte sich große Vorwürfe deshalb.
Nur weil bei ihr ihre Fähigkeiten von Anfang an besonders gut funktionierten, hieß dies nicht, daß die anderen nicht auch in den gleichen Genuß kommen konnten. Bei der Tochter ihrer vormals besten Freundin, Yamamoto Sayaka, hatte sich herausgestellt, daß sich ihre Fähigkeiten nur geringfügig von denen ihrer Mutter unterschieden. Inari schien beide berührt zu haben.
Yamamoto trainierte täglich damit, immer schwerere Dinge zu heben. Es fing mit einem Kleinwagen an, mittlerweile war sie in der Lage einen großen Bus in der Innenstadt von Saitama anzuheben und zu schleudern. Die Innenstadt war einige Kilometer vom Kloster entfernt. Yamamoto Sayaka war sogar in der Lage auf diese Distanz den Weg zu sehen. Vom Kloster aus hatte sie einen guten Blick über das nahe Land.
Doch der „Brainiac“ der Hand war damals bei der Schlacht nicht dabei gewesen, die die Gruppe so viel gekostet hatte. Fumiko erinnerte sich nur unzureichend an den damaligen Kampf zurück, der gerade einmal etwas mehr als ein Jahr zurücklag. Damals hatte Takomuro zu sehr darauf gesetzt, daß ihr Team mit dem Problem allein fertig werden konnte. Doch sie hatte die Hilfe von Sutan, dem weißen Vampyr, und die von Kitsune benötigt.
Takomuro schämte sich für ihr damaliges Versagen immer noch.
Es wäre so vieles um so vieles besser gelaufen, wenn sie sich, anstatt sich auf ihre Arroganz zu verlassen, ein wenig mehr auf ihre alten Kampfgefährten konzentriert hätte. So vieles, was Japan inzwischen widerfahren war, ging direkt auf ihre Kappe. Dies hatte sie zu verantworten.
Auch wenn Inari sie deshalb nicht zur Rede stellte, wußte sie selbst sehr gut, und sehr genau, wo ihre Schuldigkeit lag. Takomuro Fumiko hatte versagt, weil sie sich es viel zu bequem bei ihrem Kampf mit den Dämonen gemacht. Takomuro Fumiko hatte versagt, weil sie viel zu sehr an sich, an ihre Familie, und an das gute Leben, dachte, anstatt um die Aufgabe, die wirklich vor ihnen lag. Takomuro Fumiko hatte versagt, weil sie einmal zu oft die Anführerin heraushängen ließ, anstatt ihren Job mit der Vehemenz zu machen, mit der er gemacht werden sollte.
Deshalb hatte ihnen Inari vor Jahrhunderten bereits Malik, den alten Vampir, und Kenji Kamakura an die Seite gestellt. Nur Fumiko war zu egozentrisch gewesen, um die Lektion zu lernen, die man ihr dadurch erteilte. Takomuro blieb, wie sie war, und vernachlässigte ihren Job zwar nicht wirklich, nahm ihn aber nie wirklich Ernst genug, um das zu tun, was wirklich notwendig gewesen wäre.
Takomuro Fumiko fühlte sich als Versagerin.
Sie hatte versagt.
Nicht nur, wenn es darum ging, die Gruppe anzuführen, sondern auch darin, der Gruppe der Kopf zu sein, der sie sein sollte. Es ging nicht darum, die Dämonenjagd mit einer Brutalität durchzuführen, das man im Gedächtnis blieb. Es ging vielmehr darum, daß das Team immer genau wußte, wie man welche Gefahr bekämpfte.
Takomuro Fumiko fühlte sich so mißerabel, so schlecht.
Einmal am Tag ging sie am Inari-Schrein vorbei, betete, und hoffte darauf, daß Inari sie für ihr Versagen endlich bestrafen würde. Als Anführerin der Hand hatte sie vollkommen versagt. Ihr waren andere Dinge wichtiger geworden als die Aufgabe, zu der sie ausersehen worden waren.
Inari hatte damals einen Grund gehabt, warum ausgerechnet diese fünf Familien ausgewählt worden waren. Doch Takomuro hatte niemals nach den Details gefragt, sondern es einfach nur als gegeben hingenommen.
So, wie sie vielmals vieles einfach nur so hingenommen hatte, anstatt angemessen darauf zu reagieren. Die Hand war mehrmals provoziert worden, und sie hatte die einzelnen Mitglieder zurückgehalten, um in der Neuzeit ihre Existenz nicht zu gefährden.
Inzwischen wußte sie, daß sie den einzelnen Mitgliedern genug Freiraum lassen mußte, damit sich diese entwickeln konnten. An dieser Stelle kam wieder Yamamoto Sayaka ins Spiel.
Sakuras Tochter hatte ihre Fähigkeiten auf ihrer Odyssee zur Gruppe zurück entwickelt und ausgebaut. Inzwischen war Yamamoto Sayaka wirklich gefährlich, aber sie konnte ihre Gedanken beherrschen. Dies konnte man wohl ihrer Ausbildung im Westen zuschreiben, die ihr vieles gebracht hatte, über das eine Japanerin von Haus aus nicht verfügte.
Takomuro dachte an die Vergangenheit.
Ihr Vater war damals gestorben, weil das Monster im Schatten gelauert, und nur auf den Moment gewartet hatte, an dem es seine Rache vollziehen konnte. Zumindest hatte sie bislang in diesem Glauben gelebt.
Die ersten Tage im Kloster waren für sie schwer gewesen.
Als der Abt sie dann aufforderte, den Ordnungskräften dabei zu helfen, wenigstens wieder in Saitama die Ordnung wieder herzustellen, war es ausgerechnet Maimai, die an jenem ersten Tag nicht mitgehen konnte.
Ihr Schmerz war wieder nach oben gekommen.
Der Verlust von Letter tat sein übriges.
Ohne ihre lebende Bibliothek war die Hand nicht einmal mehr für das Wert, für das sie all die Jahrhunderte eingestanden hatte. Letter war mehr als nur eine gute Freundin, und ein lebendes Gedächtnis, gewesen. Letter, Kuramochi Ayaka, war gleichzeitig auch das Gewissen der Hand gewesen.
Ja, gewesen.
Vor einigen Tagen hatten sie vernommen, was diese dunkle Dämonin hinter ihrem schwarzen Schleier verkündet hatte. Es war im ganzen Land zu hören gewesen, wahrscheinlich sogar in Südkorea auch noch, so laut war es gewesen.
Diese schwarze Dämonin, die den Fluch Himikos in sich trug, versprach, sich an all jenen zu rächen, die es wagen würden, sich ihr in den Weg zu stellen. Es war eine laute, und vor allem grausame Ansprache gewesen. Und diese Dämonin hatte Yamagata zu ihrem eigenen, privaten Königreich erklärt, von dem sie aus zukünftig regieren würde. Jeglicher Widerstand war zerbrochen.
Yamagata war eine der wenigen Städte, die man im Rahmen dieser Katastrophe erst einmal aufgeben mußte. Wieder so eine Sache wegen der sich Takomuro schuldig fühlen konnte.
Auch wenn Fumiko es nicht direkt verbockt hatte, deutete vieles darauf hin, daß diese Dämonin nur der Auftakt dessen war, was noch kommen sollte. Keine sonderlich gute Aussicht, wenn man bedachte, daß es nicht nur Japan so hart traf, sondern auch die restliche Welt.
Das Böse hatte endlich wieder einen Weg in die Welt der Menschen gefunden. Nun konnten sich endlich wieder Dämonen und andere Kreaturen unter den Menschen bewegen und ihnen das wegnehmen, was sie am meisten brauchten.
Ihre Familie.
Ihre Zukünfte.
Ihre Hoffnungen.
Takomuro Fumiko half bei der Säuberung in der Stadt Saitama einfach mit.
nicht, weil es ihr Spaß machte, sondern weil es ihre Aufgabe war. Einen Untoten endgültig zu erlösen hatte wirklich etwas befriedigendes. Doch gleichzeitig wies es auch darauf hin, daß es schlimmere Schicksale als nur den einfachen Tod gab.
Fumiko ging es immer schlechter.
Eines Tages schließlich blieb sie im Kloster zurück, während der Rest wieder aufbrach, um den Ordnungskräften dabei zu helfen, die letzten noch existierenden Zombies einzufangen und zu vernichten.
Fumiko blieb allein im Kloster zurück.
Allein mit knapp sechzig Mönchen, die hier auf Dauer lebten.
Takomuro kniete, wie jeden Morgen, wieder vor dem Inari-Schrein.
Sie hatte gefehlt.
Mehr als das. Sie hatte die ihr gegebene Macht nie wirklich so genutzt, wie sie diese hätte nutzen können. Fumiko hatte sich immer zurückgehalten. Warum wußte sie selbst nicht wirklich. Dafür hatte sie gestattet, das ihre Freundinnen zu wahren Meisterinnen im Schwertkampf wurden. Dies war zwar nicht unbedingt der Weg von Dämonenjägern, aber es war ein probates Mittel, mit jenen fertig zu werden, die einem sonst noch im Weg stehen konnten.
Vor allem in den damaligen Zeiten.
Inari schmunzelte.
Fumiko hob den Kopf, um dem Reisgott direkt in die kalten Augen seiner Steinstatue zu sehen. Die Statue schmunzelte tatsächlich.
„Hast du gedacht, ich hätte mich bei der Auswahl meiner Krieger geirrt? Meinst du, ich habe nicht die wirklich am besten für den Posten der Anführerin geeignete, ausgewählt? Denkst du, wir Götter machten nur Spaß, wenn wir uns zu etwas entscheiden?“
Die Fragen prasselten auf ihren Kopf ein.
„Inari, ich ....“, druckste Takomuro.
Der Reisgott lachte immer noch.
„Ich habe mich nicht geirrt. Ich habe wirklich die fähigste zur Anführerin gemacht. Bis vor kurzem hätte ich es selbst nicht geglaubt. Aber das Haus Takomuro hat gut gehandelt, wenn es auch manchmal nicht so klappte, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte.“
Fumiko senkte traurig den Kopf.
„Herr, ich bin es nicht länger würdig, die Position einzunehmen, die ich einnehme. Ich bin des Geschenkes der Unsterblichkeit nicht würdig, weil ich mehr als einmal gefehlt, und nichts darauf gemacht habe.“
Inari lachte nun laut vernehmlich.
„Du denkst also immer noch, das ein Gott sich irren kann!“
Fumiko nickte automatisch.
Inari lachte noch lauter auf.
Doch keiner der Mönche reagierte.
„Weißt du, Takomuro Fumiko, ich habe dich ausgewählt, weil du in einer Krisensituation die einzige sein kannst, die nicht nur Japan, sondern auch die gesamte Welt vor noch gewaltigerem Schaden bewahren kann. Meine Wahl war nicht kurzsichtig, dies sagten auch die anderen Götter. Ich habe dich ausgewählt, weil es an dir hängen wird, ob die Welt untergeht oder weiter besteht. Und zwar so weiter besteht, daß sie ein wirklich guter Ort für alles menschliche und sonstige Leben ist.“
Die Anführerin der Hand sah wieder hoch zu der Statue des Reisgottes.
„Meine Aufgabe ist also noch nicht erfüllt?“
Der Reisgott nickte.
„Sagen wir einmal so, Takomuro Fumiko, deine wirkliche Aufgabe steht dir noch bevor. Ich kann für nichts garantieren, am wenigsten kann ich garantieren, daß du diese Konfrontation überleben wirst. Wenn du jedoch willst, das die Menschen eine wirkliche Chance erhalten, dann gib jetzt nicht auf, sondern mache weiter.“
Takomuro mußte zu weinen anfangen.
Ihre Tränen flossen ungebremst.
Der Reisgott lächelte nachsichtig.
„Du machst dir Vorwürfe wegen dem, was passiert ist?“
Fumiko nickte unter Tränen.
„Ich hätte es verhindern können, wenn ich mich ein wenig mehr auf das verlassen hätte, was ich am Anfang über diese Fähigkeiten lernte. Ich hätte so vieles besser machen können, stattdessen erlaubte ich Toyama aus Spaß Yakuza zu töten. Ich überließ Ishida die Koordination, obwohl dies eigentlich mein Job gewesen wäre. Und ich nahm Kuramochi nicht Ernst, obwohl sie uns alle immer wieder davor warnte, daß genau so ein Ereignis eintreten könnte, wie das, welches wir gerade mit verdammt viel Glück überlebt haben.“
Der Reisgott nickte verstehend.
„Deshalb fühlst du dich nicht mehr würdig, die Hand als das anzuführen, was sie wirklich ist? Weil du deinen Freunden die Freiheit gabst, die sie gebraucht haben, um zu sich selbst zu finden? Und was ist mit Yamamoto Sakura? Du hast sie verscheucht, weil du nicht akzeptieren konntest, daß sie, wie du, einen Gatten findet, mit dem sie zusammenbleiben möchte?! War dies auch ein Fehler, oder war es eher Schicksal?“
Die junge Frau, die eigentlich gar nicht so jung war, wie sie aussah, blickte verblüfft zu der Statue hoch.
„Du kreidest mir diese Fehlentscheidungen nicht an?“, fragte sie verblüfft.
Der Reisgott lachte sie wieder amüsiert an.
„Welche Fehlentscheidungen? Ihr habt der Yakuza über Jahrhunderte Paroli geboten. Die Hand verbreitet immer noch in diversen Kreisen Angst und Schrecken. Und dies nur, weil du deine Freunde langsam zu dem hast werden lassen, was sie wirklich sind. Du hast nicht versagt, du hast es bislang nur nicht erkannt, wie gut du geführt hast.“
Die Dämonenjägerin schaute verblüfft zu dem Reisgott hoch.
„Und nun? Ich fühle mich dennoch schuldig. Hätte ich rechtzeitig reagiert, und es nicht dritten überlassen, wäre es nicht zu dieser Katastrophe gekommen. Ich habe die aktuelle Situation zu verantworten!“, stellte sie dann fest.
Inari lachte sie laut aus.
„Du hältst dich immer noch für so wichtig? Du hast doch selbst bewiesen, wie gut du deine Leute führen kannst, sonst hätten die Shinobi in Osaka Erfolg gehabt, und die Hand existierte nicht mehr. Wie kannst du da sagen, daß du versagt hast? Eure Schlacht hat Geschichte geschrieben. Ihr habt bewiesen, das ihr nicht nur gut als Team zusammenarbeiten könnt, sondern auch, daß jede bereit ist, ihr Leben in die Hand einer Freundin zu legen. Takomuro Fumiko, du hast mehr als einmal bewiesen, daß du eine gute Anführerin bist. Du hast mehr als einmal bewiesen, daß du eine gute Kriegerin bist. Du hast mehr als einmal bewiesen, daß man sich auf dein Urteil verlassen kann.“
Der Reisgott hielt einen Moment inne, dann sagte er: „Und du hast bewiesen, wie gut du dieses Team führst, wenn es darauf ankommt. Ihr habt nicht versagt, ihr habt nur nicht alle Kleinigkeiten bedacht. Genau aus diesem Grund zog Letter allein los. Weil sie eine Information überprüfen wollte, auf die sie vor einigen Jahrzehnten schon gestoßen war. Doch sie bekam nie heraus, wo sich besagte Familie befand. Erst als Kamashita als Priesterin an einen meiner Schreine versetzt wurde, konnte Letter den Zusammenhang herstellen. Und erneut stellte sie fest, daß der Orden nicht immer das tut, was am besten für ihn wäre.“
Takomuro glaubte ihren Ohren nicht zu trauen.
„Was hat der Shinto-Orden damit zu tun?“
Der Reisgott lächelte nachsichtig.
„Auf den ersten Blick nicht sehr viel! Doch die Ordensführer haben viel zu oft ihre Macht für sich selbst mißbraucht. Während des Krieges, den ihr Menschen den zweiten Weltkrieg nennt, hat der Orden aktiv versucht mit Manipulation des Kaisers die Macht zu erlangen. Aber nicht nur in Japan, sondern auch darüber hinaus. Es gibt heute noch kleine Nester des Shinto in Südkorea oder in Südchina.“
Die Anführerin der Hand erbleichte.
Wenn Inari dies so vorbrachte, hörte sich dies alles andere als positiv an.
„Herr, ihr meint, jemand mißbraucht den Glauben für seine Zwecke?“
Der Reisgott nickte zustimmend.
„Wenn du es so nennen willst, ja. Es ist nicht böse gemeint. Doch jemand hat den Orden vor Jahrhunderten komprimittiert. Ich weiß immer noch nicht genau, wann es gewesen ist. Aber es steht fest, daß der Orden nicht immer das tat, was angemessen gewesen wäre. Aus bestimmten Dingen hätte er sich vollständig heraushalten sollen!“
Takomuro nickte zustimmend.
„Takatsuki!“
Der Reisgott nickte zustimmend.
„Die Buddhisten hatten eine Methode gefunden, wie man einen solch gefährlichen Geist erledigen kann. Doch sie kamen nicht zum Zuge, weil der damalige König des Reiches es ein wenig anders sah. Er wollte einen Frieden zwischen der angestammten Religion und dem sich langsam im Land verbreitenden Buddhismus. Sein Mittelweg bestand darin, beide Religionen eine Symbiose eingehen zu lassen, wobei er dem Orden einige Zugeständnisse machte, weil er dessen Macht dafür brauchte, den Daimyo ein für alle Mal zu erledigen.“
Fumiko erbleichte.
„Es war also Shinto-Magie, die ihn erledigte? Einheimische Magie! Nichts von außerhalb?!“
Inari nickte wieder.
„Ja, es wäre niemals so weit gekommen, wenn der Orden sich rausgehalten hätte. Die buddhistische Magie hätte die Grabstätte versiegelt und selbst, wenn man die Siegel erbrochen hätte, wäre dadurch der Zauber nicht zerstört worden.“
Takomuro wurde mit einem Mal von einem kalten Frösteln erfaßt.
„Das heißt, die Hand kann etwas gegen den Daimyo unternehmen! Wir verfügen über die Magie, die ihn bannte, also werden wir ihn auch vernichten können. Immerhin ist er auf diese Magie angewiesen.“
Der Reisgott lächelte wieder amüsiert.
„Gut erkannt. Aber nicht nur dafür benötige ich euch.
Bevor ihr die Hauptstadt befreien könnt, müßt ihr euch um einige andere Kleinigkeiten kümmern, die anstehen. Dinge, die erledigt werden müssen, bevor ihr das tut, wofür ihr ausersehen worden seid.“
Die Anführerin der Hand sah den Reisgott erwartungsvoll an.
„Ich erwarte eure Befehle, Herr!“
Inari lachte wieder schallend.
„Takomuro Fumiko, du bist nicht meine Dienerin, oder gar meine Sklavin. Als ich dich damals rekrutierte, tat ich es mit einem besonderen Hintergedanken, von dem ich hoffte, das er wohl niemals in Betracht gezogen werden müßte. Inzwischen sehe ich dies ein wenig realistischer. Vor allem, seitdem mich eines meiner eigenen Kinder derart hat verraten können. Ihr müßt euren Weg allein suchen. Kamakura wird euch dabei helfen, solltest du noch einmal den Anschluß verlieren.“
Damit verschwand die Präsenz des Reisgottes.
Takomuro Fumiko stand gerade auf, als sie sah, das ihr Team von der heutigen Säuberung zurückgekommen war. Ihre Knie fühlten sich ein wenig wacklig an, als sie wieder aufstand. Sie mußte Stunden vor dem Schrein gekniet haben.
Die anderen winkten ihr zu, ohne dabei zu sehen, welche Gedanken sie gerade erfüllten. Takomuro war noch nicht geschlagen. Es gab da noch einige offene Rechnungen, die es zu begleichen galt.
5 Reiwa Monat 2 Tag 8
27. Juli 2023
Die Stadt Saitama war auch noch die Heimat von Jemand anderem. Das Haus Ikabara lebte schon seit einigen Jahrhunderten in Saitama. Ungestört hatten sie von hier aus ihren Geschäften nachgehen können.
ja, bis sich eines Tages alles radikal veränderte, und Ikabara Ahiro ein Angebot erhielt, welches er unmöglich ausschlagen konnte. Immerhin war er der einzige, vom Kaiser lizenzierter Sklavenhändler im gesamten Kaiserreich.
Das Angebot war schlicht zu gut, um es ausschlagen zu können. Der Großmeister des shintoistischen Ordens, der schon Sorge dafür getragen hatte, das Haus Ikabara für seine Taten in Itabashi nicht zur Rechenschaft gezogen wurde, hatte eine gewaltige Bestellung getätigt. Haus Ikabara sollte sechshundert hübsche Sklavinnen an den Orden liefern, die jener für eine ganz spezielle Aufgabe benötigte. Worin diese Aufgabe bestand, verriet der Ordensführer jedoch nicht. Nur soviel, das Haus Ikabara für jede Sklavin mehr Geld erhalten würde, als sie in einem Jahr ausgeben konnten.
Ikabara Ahiro stellte sich damals nicht die Frage, woher der Orden all dieses Gold nahm. Hiroshi Ikabara in der Gegenwart gleichfalls nicht. Sein Haus lieferte nun schon seit Jahrhunderten an drei ausgewählte Mitglieder des shintoistischen Ordens Sklavinnen. Es war nicht immer einfach, vor allem, seitdem die Hand dem Handel auf die Spur gekommen war. Haus Ikabara verdiente damit in jedem Jahr immer noch mehr als genug Gold. Nicht einfach Yen, sondern echtes Gold. Gold, welches Haus Ikabara ohne weiteres sehr gut gebrauchen konnte.
Hiroshi war als Yakuza-Anführer eine feste Größe, dennoch war ihm bekannt, das die anderen Yakuza-Häuser etwas gegen seine Art von Geschäften hatten. Die anderen Yakuza-Clans handelten nicht mit dem Klerus, oder gar mit dem Kaiserhaus. Ikabara Hiroshi war dies scheißegal, um es einfach auszudrücken. Ihn interessierte nicht, ob es moralisch verwerflich war. Es war nun einmal seine Arbeit, regelmäßig genug Sklavinnen für die wichtigsten klerikalen Führer des Landes aufzutreiben.
Dies war seine Arbeit, auch wenn sich die Yakuza schon seit Jahrhunderten von der Sklaverei abgewandt hatten. Dafür verkauften manche Clans Drogen, die schnell süchtig machten. Sklaven machten nicht süchtig. Prinzipiell interessierte Ikabara nicht, für welche Arbeiten die von ihm vermittelten Sklaven gebraucht wurden. Dies war nicht seine Sache. Er war nur der Organisator.
Das vergangene Jahr war äußerst anstrengend gewesen.
Mittlerweile hatte er verstanden, weshalb der Kitsune gewollt hatte, daß er sich, als die Katastrophe über das Land hereinbrach, im Ausland befinden sollte. Bis die Schockwelle sein Versteck in Deutschland erreichte, befand er sich längst wieder in dem mehrfach abgesicherten Gutshaus in Saitama.
Der Yakuza war intelligent, deshalb hatte er auch entschieden, daß das kleine Kloster auf dem Berg gegenüber von Saitama von seinen Leuten im Auge behalten wurde. Während der Untoteninvasion hatte er natürlich einiges an Personal verloren, doch seine Mannschaft war ihm gegenüber loyal.
Inzwischen wurde das Kloster wieder von seinen Leuten im Auge behalten.
Fast stündlich rechnete er mit der Meldung, das die Hand wieder ausgerückt war, um ihn nun endgültig zur Strecke zu bringen. Doch die Hand würde eine nicht ganz einfache Überraschung erleben, griff sie ihn tatsächlich an.
Es war auch ziemlich leicht herauszubekommen, daß sich die Mitglieder der Hand gerade geschlossen in dem Kloster befanden. Die Nahrungslieferungen zu dem Kloster hatten in ihrer Menge leicht zugenommen, und waren auch vielfältiger geworden.
Für einen guten Strategen wäre es nun kein Problem, eine Methode auszuarbeiten, wie man sich auf einen Schlag sämtliche Feinde vom Hals schaffen konnte. Doch Ikabara dachte nicht so.
Sein Denken lief komplexer ab.
Ihm ging es nicht darum, die Hand zu vernichten. Dies hätten seine Leute eigentlich in Osaka schaffen müssen, doch ein Großteil seiner Ninjitsu waren bei dem Manöver draufgegangen. Es war ein kleines Wunder, das die Hand den Angriff überstanden hatte. Normalerweise hätten sie diesen Angriff nicht überleben dürfen.
Doch sie hatten.
Nicht, daß es Ikabara Hiroshi sonderlich störte.
Die Hand war nervig, stellte aber kein Problem dar, wenn erst einmal der Daimyo wieder unter den Lebenden weilte. Mit der Macht des Daimyo wäre es ein leichtes, die Hand zu vernichten.
Doch Ikabara hatte noch weiterreichende Pläne.
Jene waren aktuell nicht gefährdet, selbst wenn die Hand ihr Hauptquartier nun in dem Kloster aufgeschlagen hatte. Die Hand war ihm gegenüber machtlos. Haus Ikabara besaß noch eine Geheimwaffe, mit der es die Situation direkt umdrehen konnte. Es gab auch bereits wieder eine kleine Familie von Schattenbiestern. Ikabara hatte mitbekommen, welche Arbeit die Hand damit hatte, die ersten drei zu erledigen. Diesmal war es eine vierköpfige Monsterfamilie.
Haus Ikabara mußte jene nur freisetzen, sie die Stadt verwüsten lassen, und die Hand hätte genug zu tun, um ihrer Probleme Herr zu werden. Es war ziemlich unwahrscheinlich, daß die Hand Menschenleben riskieren würde, nur um seiner habhaft zu werden.
Hiroshi Ikabara befand sich im großen Salon seines Hauses.
In der Ferne konnte er die Lichter des Klosters glitzern sehen.
Es würde so einfach gehen.
Nur die auf dem Gelände gesicherten Monstren freilassen und dann gleichzeitig mit einem seiner Transporter nach Tokio durchbrechen, um dem Daimyo willkommen zu heißen.
Dies wäre so einfach.
Andererseits konnte er dem Daimyo kein verwüstetes Land zu Füßen legen. Dies war nicht statthaft. Der Daimyo würde ihn dafür bestrafen, würde ihn vernichten, weil er ihm ein Japan brachte, welches kaum mehr lebensfähig war.
Dies durfte nach Möglichkeit nicht passieren.
Saitama war mittlerweile weitgehend von Untoten befreit. Selbst mit der Plage an Skeletten war man fertig geworden. Hier ging man teilweise den radikalen Weg und sperrte die wandelnden Skelette einfach ein. Sie einfach zu verbrennen, sah die Regierung nicht mehr als notwendige Maßnahme an, weil von den Skeletten deutlich weniger Gefahr ausging als von den vielen Untoten.
Ikabara Hiroshi begrüßte die Entwicklung.
Die Regierung tat genau das, was er erhofft.
Die Skelette waren nämlich alles andere als ein Zufall. Kein Nebenprodukt eines fehlgeleiteten Zaubers. Die Skelette sollten ihm später dienen. Wenn der Zauber so funktionierte, wie sein Zauberer es ihm versprochen hatte. In einem solchen Fall hätte Ikabara selbst eine nahezu unbezwingbare Armee unter seinem Befehl, die er zu jeder Zeit dorthin entsenden konnte, wo er wollte.
Doch Ikabara war sich darüber im Klaren, daß das Problem mit der Hand gelöst werden mußte. Und zwar, bevor der Daimyo wieder seine volle Kraft erreicht hatte. Er sah sich also in Zugzwang, obwohl er nicht handeln wollte.
Dieser verräterische Kitsune hatte ihm genaue Anweisungen gegeben, wie er diese Hölle als Gewinner überstehen konnte. Und dazu gehörte nun einmal, das er seinen Haß auf Takomuro und ihre Gefolgsleute so lange begrub, bis der Daimyo auf der Bildfläche erschien.
Bis zur Rückkehr seines Herrn war es nicht mehr weit.
An seinem offiziellen Todestag würde der Daimyo wiederkommen, und dann auch gleich seine eigene Armee mitbringen. Eine Armee, der nichts widerstehen konnte, weil es die brutalsten, grausamten und elendsten Kriegsverbrecher aus der japanischen Geschichte waren. Eine Armee von Kriegern, die weder Skrupel, noch Gewissen kannte. Eine Armee, die mit Recht und Gerechtigkeit nicht zu besiegen war.
Ikabara freute sich schon.
Auch wenn er den aktuellen Zustand des Landes mit Besorgnis sah.
Doch dieser Zustand würde sich wieder ändern.
Ihm waren aktuell nicht mehr als vielleicht dreihundert Mann verblieben, die sein Landgut schützten. Hinzu kamen noch das gute Dutzend an magischer Kreaturen, die in ihrer Grube nicht weit von seinem Haus lebten.
Mit diesen Kreaturen hatte er den Schlüssel für das neue Kaiserreich in den Händen. Ein solcher Fehler, wie einst unter König Jin würde sich niemals mehr wiederholen. Dafür würde Haus Ikabara schon sorgen.
5 Reiwa Monat 2 Tag 9
28. Juli 2023
Kamashita Natsumi war nicht untätig geblieben.
Ihren auf Felsen errichteten Thron hatte sie mittlerweile wieder ein wenig abgebaut, dafür begannen die Untoten der Stadt mit dem Wiederaufbau des alten Honmaru-Palastes.
Es war schon ein kleines Wunder, wo die Untoten überall passende Steine fanden, um das ruinierte Fundament des alten Burgpalastes wieder aufzubauen. Das Gebilde schien beinahe stündlich zu wachsen.
Hinter dem Hinmaru-Palast lag, keine zweihundert Meter den Weg weiter abwärts auf dem weitläufigen Gelände, die alte Feste, oder deren Überreste, von Haus Mogami. Auch dort wurde inzwischen fleißig gearbeitet.
Nagajima Mimo gefiel nicht wirklich, was er da sah.
Diese ehemalige Priesterin maßte sich tatsächlich Rang und Titel der Menschen an, die ihr gar nicht zustanden. Jedenfalls machte ihm nicht nur das Verhalten der jungen Frau wirkliches Kopfzerbrechen. Es gab da noch einige andere Dinge, die ihn aktiv störten. Doch im Moment konnte er die ehemalige Priesterin nicht sich selbst überlassen. Dazu war sie emotional zu instabil.
Der Kitsune, der in so vielen Jahrhunderten so viel Macht angesammelt hatte, war ein wenig verärgert darüber, wenn er sah, was diese kleine ehemalige Priesterin in nur wenigen Tagen zustande brachte.
Mittlerweile sah die Ruinenstädte nicht mehr wie eine solche aus, sondern wie eine Baustelle, auf der wirklich schwer geschuftet wurde. Der alte Honmaru-Palast[Fußnote 2] schien beinahe stündlich zu wachsen.
Der Kitsune schlenderte an die Stelle, an der immer noch der steinerne Thron stand. Kamashita schien inmitten eines dunklen Feuers zu stehen. Sie genoß die Energien regelrecht, die sie umflossen.
Der Kitsune sah mißtrauisch zu der ehemaligen Priesterin.
„Dir scheint ja deine Macht gut zu gefallen. Schon einmal daran gedacht, das deine alten Freunde dich verfolgen werden, wenn du diesen Ort hier verlassen solltest? Oder denkst du, deine Macht läßt sich unaufhörlich steigern!“
Kamashita Natsumi lächelte den Kitsune wissend an.
„Fuchs, du solltest mehr auf deine Wortwahl achten!“, verwarnte sie ihn. „Ich habe diese Macht nicht umsonst erhalten. Anscheinend machen selbst Götter Fehler. In deinem Fall hat der Reisgott jedenfalls versagt.“
Nagajima Mimo funkelte die Dämonin wütend an.
„Was weißt du denn schon von mir?“, fauchte er zurück.
Doch die ehemalige Priesterin lachte nur amüsiert auf.
„Ich weiß genug, Fuchs, um zu wissen, daß es mit dir vorbei ist, wenn der Reisgott mit Ahihara Milde gezeigt hat. Mir reicht es zu wissen, daß deine weitere Existenz beendet wird, wenn du dich jetzt nicht schnell lernst unterzuordnen. An meiner Seite wirst du überleben können. Doch wenn du denkst, daß du die Macht des Reisgottes bereits dein Eigen nennst, hast du bereits verloren.“
Nagajima sah nun irritiert zu der ehemaligen Priesterin hinüber.
„Du denkst, ich habe das alles nur angezettelt, weil es mir um die Macht eines Gottes geht?“, gab er verwirrt zurück.
Kamashita Natsumi lächelte ihn zuckersüß an, und nickte.
„Wenn es anders wäre, hättest du nicht so viele Jahre friedlich das Kätzchen einer anderen Kitsune gespielt und ihr aufs Wort gehorcht. Du warst hinter mehr aus, als du letztlich bekommen hast. Wenn es dir nicht gelingt, den Daimyo zu erwecken, verlieren wir alle. Ich gebe es nicht gerne zu, dein Plan hatte durchaus Hand und Fuß, doch du hast ihn nicht weit genug überlegt. Wie gedachtest du, dir mich vom Hals zu schaffen? Wolltest du mich im Schlaf ermorden?“
Nagajima Mimo sah die Dämonin verblüfft an.
„Nicht ich habe über deine Existenz zu bestimmen. Das tut einzig und allein die oberste Göttin. Es ist ihre Entscheidung, ob du das bleibst, was du jetzt bist, oder ob du das Gleiche wirst, wie deine Diener jetzt bereits sind.“
Kamashita Natsumi hielt einen Moment inne.
Dann lachte sie tatsächlich und wandte einen Zauber an, den er bisher noch nie bei einem anderen Wesen als einen Kitsune gesehen hatte. Der blaue Energiewirbel umtoste kurz die Dämonin, dann sah sie aus wie jeder herkömmliche Mensch. Sogar die Wirkung ihrer rechten Hand schien aufgehoben.
Doch der Kitsune kannte solche Zaubertricks.
Geändert hatte sich nicht viel. Nur das Aussehen.
„Wenn ich will, kann ich wie jeder andere lebende Japaner aussehen!“, blaffte die ehemalige Priesterin zurück.
Der Kitsune lächelte schief zurück.
„Ich vermute, diese Fähigkeit wirst du brauchen. Ich bin mir sicher, das deine Freunde von der Hand nicht lange auf sich warten lassen werden. Immerhin war eine von ihnen bereits hier!“
Kamashita sah den Fuchs verächtlich an.
„Ich finde es anständig von dir, daß du sie wenigstens außerhalb des Stadtzentrums getötet hast. Immerhin hältst du immer noch dien Wort so, wie man es von dir gewohnt ist. mir stellt sich die Frage, ob das damals in Saitama mit mir Zufall oder Absicht gewesen ist!“
Der Kitsune sah sie unschuldig an.
„Wenn es Absicht war, dann nicht von mir. Es war schon schwer genug, das Schattenbiester im Zaum zu halten. Ich dachte auch nicht, das Haus Ikabara schon so weit ist.“
Die ehemalige Priesterin sah den Fuchs interessiert an.
„Das heißt, du hattest andere Gründe in Saitama zu erscheinen?“
Widerwillig nickte der Kitsune.
„Eigentlich war es die Idee von Ahihara euch zur Hilfe zu kommen, als wir ahnten, welche Falle Haus Ikabara aufgestellt hatte. Ahihara wollte euch helfen, während für mich in diesem Fall nur die Regel der Kitsune wichtig war!“
Kamashita lächelte bissig zurück.
„Ja, eure goldene Regel der Nichteinmischung in menschliche Angelegenheiten. Dabei mischt ihr Kitsune euch doch beständig ein. Ihr ruiniert Leben, nur um dann an anderer Stelle wieder eine gute Tat zu tun, die euer Vergehen wieder aufwiegt.“
Nagajima lächelte zähnezeigend zurück.
Diese ehemalige Priesterin war wirklich nervig.
Doch wenn er sah, welches Potential sie in so kurzer Zeit aufgebaut hatte, war ihm klar, daß er ihr nicht gefährlich werden konnte. Zumindest nicht allein. Die meisten anderen Kitsune, mit denen er sich verbündet hatte, meldeten sich bereits nicht mehr. Es war also abzusehen, was bereits geschehen war. Vom Aufstand der Kitsune war nicht viel übrig geblieben.
„Ich gebe zu, ich habe mit deinem Schicksal nichts zu tun. Wenn einer dafür die Verantwortung trägt, war es die Hand und ihre Spielverderber. Du solltest dich an diesen gütlich halten.“
Kamashita hörte auf zu lächeln.
In ihren Augen stand der blanke Haß.
„Es waren nicht nur die Mitglieder der Hand, die an der jetzigen Situation die Schuld tragen. Die Hand hat nur versucht das zu verhindern, was ich letztlich doch geschafft habe.“
Der Kitsune nickte.
„So sehe ich das auch, Kamashita. Deshalb solltest du deine Kraft für den Moment sparen, wenn du dir deine ehemaligen Freunde vornimmst. Von der Hand soll kein einziges Mitglied überleben!“
Die ehemalige Priesterin funkelte ihn haßerfüllt an.
„Ganz ehrlich, Fuchs, dich hasse ich mehr als sie. Sie haben nur das getan, was sie schon immer tun. Sie haben versucht etwas Böses aufzuhalten. Diesmal hat es nicht geklappt. Zumindest nicht so richtig, weil du sie ausgetrickst hast. Persönlich trägst du an meinem Schicksal keinerlei Schuld. Das nehme ich dir sogar ab. Doch du hast mit deinen Intrigen dafür gesorgt, daß ich mein Schicksal finde.“
Nagajima sah die Dämonin erschreckt an.
Natürlich kannte er die alte Legende von Himiko mit der dieser verdammte Fluch vor Jahrhunderten seinen Anfang genommen hatte. Die Kitsune hatten sich damals aus diesem Handel herausgehalten. Die meisten zumindest.
Für Nagajima bedeutete diese kleine Episode eine Möglichkeit seinem Schicksal als Kitsune zu entrinnen. Wer hätte gedacht, das ihm der Reisgott mißtraute und ihn an die Seite dieser dummen Ahihara stellte? Niemand, nicht einmal er, war in der Lage gewesen, eine solche verfemte Handlung bei dem Reisgott vorherzusehen. Jedenfalls sicherte dies seine Existenz.
Bis auf weiteres zumindest, bis der Reisgott erkannte, wie er von ihm ausgetrickst worden war. Nach der Tötung von Letter fühlte er sich irgendwie besser. Irgendwie konnte es der Kitsune auch nicht erklären, wieso er sich besser fühlte, nachdem er ein Mitglied der Hand eliminiert hatte.
Doch mit einer Sache hatte die ehemalige Priesterin Recht.
Sie würden bald ihrer Herrin gegenüber stehen.
Zumindest wenn der Rest des Plans ebenfalls so verlief, wie er es bisher tat.
Danach hatte er noch genug Zeit seine alte Freundin und die übriggebliebenen Mitglieder der Hand zu erledigen, bevor sie seine Pläne in irgendeiner Weise gefährden konnten.
Der Kitsune sabberte leicht dabei, wenn er daran dachte, sich die Hand höchstpersönlich vom Hals zu schaffen. Takomuro und ihre Bande halbstarker war kein wirkliches Hindernis. Aber sie konnten wieder einmal höher gelagerte Pläne erfolgreich sabotieren.
So, wie sie es schon immer getan hatten.
5 Reiwa Monat 2 Tag 10
29. Juli 2023
Die Stadt war ein einziges Trümmerfeld.
Einige Stadtteile brannten immer noch.
Als Sutan auf dem Balkon ihrer Wohnung landete, konnte sie noch nicht einmal halbwegs das unter ihr liegende Chaos übersehen. Fest stand, nur ein kleines Wunder schien verhindert zu haben, daß Tokio bei diesem Event final unterging.
Die weltgrößte Stadt hatte wieder einmal eine Katastrophe überstanden. Bevor sie ihre Wohnung betrat, sah sie hinunter auf die Straße. Dort unten schlurften noch Zombies herum. Skelette gab es definitiv keine mehr. Die Polizei hatte wirklich den Zeitrahmen genutzt, in dem die Skelette harmlos geblieben waren, um sie alle Stück für Stück auszulöschen.
Die weiße Vampirin hatte damit kein Problem.
Noch immer betrat sie ihre Wohnung durch die offene Balkontür nicht, sondern schaute weiterhin auf die Stadt hinunter. In der Ferne brannten Gebäude der Universität, die man von dem Hügel, auf dem ihre Wohnung lag, gut sehen konnte. Das eigentliche Stadtzentrum mit dem Kaiserpalast und dem nationalhistorischen Museum konnte man jedoch weniger gut sehen.
Sutan hatte mit Absicht eine Wohnung in diesem Stadtteil gewählt, weil sie hier in ihrem menschlichen Beruf am wenigsten aufgefallen war. Wahrscheinlich hatte ihr alter Chef die Katastrophe nicht überlebt, und war nun entweder ein Zombie, der vernichtet werden mußte, oder aufgefressen.
Die junge Frau faßte automatisch an ihre Seite, wo sich ihre Tasche befand, wenn sie wie ein normaler Mensch gekleidet war. Dabei mußte sie grinsen, als ihr klar wurde, das sie mittlerweile, seitdem die Katastrophe über die Welt hereingebrochen war, unaufhörlich Sutan gewesen war. Nicht ihr Tarncharakter, den sie auch so liebte. Sie würde einige Erklärungen abgeben müssen, wenn Hashigawa Mai wieder auftauchte und normal ihre Arbeit aufnahm.
Doch jetzt war sie wegen etwas Anderem hier.
Wie nicht anders zu erwarten, war die Balkontür weiterhin offen.
Sie orientierte sich kurz, auch wenn sie von den Untoten nicht viel zu befürchten hatte. Ihre Kräfte, die sogar ausreichten, ein Schattenbiest zu vernichten, würden einen Untoten sehr schnell wieder in einen Haufen Staub verwandeln.
Sie betrat ihre kleine Wohnung.
Auf dem Tisch in der Mitte des Wohnzimmers lag ein Stapel Papier.
Doch die Vampirin erkannte sofort, das dies nicht alles war. Ihr Kopf ging automatisch alle Abweichungen durch. Insgesamt fand sie vier kleine Häufchen mit Dokumenten. Ein Großteil belegte minutiös die Verbrechen von Haus Ikabara. Manche dieser Papiere wären sogar noch vor der Staatsanwaltschaft gültig.
„Letter“ hatte also wieder einmal gründlicher gearbeitet als verlangt. Nur drei Blätter beschäftigten sich wirklich mit dem Aufenthaltsort von Susanoo. Doch diese Blätter waren interessant. Es gab eine Querverbindung zu der jungen Priesterin, die ebenfalls ein Teil der Hand geworden war.
Darauf war „Letter“ also gestoßen.
Kuramochi hatte also erkannt, das es alles andere als Zufall gewesen war, weshalb Oshiro die Hilfe des Priesters bekam, um das Tagebuch ihrer Ahne vor dem Zugriff der Hand zu entziehen. Es hatte also einen genau definierten Grund gegeben, warum die Hand damals diese Aufzeichnungen nicht in die Finger bekommen durfte.
Hashigawa Mai lächelte amüsiert.
Irgendwie gefiel ihr die junge Priesterin.
Sie hatte schon bei dem Kampf in Osaka bewiesen, das sie mehr war, als nur eine kleine Priesterin. „Maimai“ hatte sie sofort akzeptiert, auch ohne die Schlacht. Aber Oshiro hatte bereits gelernt, wie verschiedene Dinge funktionierten. Heutzutage benötigte sie keine festgelegten Zaubersprüche mehr, sondern konnte es eigenhändig bewerkstelligen. Dies machte sie in den Augen der meisten Mitglieder der Hand gefährlich.
Sutan lachte erneut amüsiert auf, während sie die gefundenen Papiere alle in einer kleinen Tasche zusammensammelte. Dabei fiel ihr auf, wie „Letter“ die einzelnen Abschnitte in ihrer winzigen Wohnung verteilt hatte. Der Teil der Dokumente, der sich mit dem magischen Viehzeug des Hauses Ikabara befaßte, lag unter ihrem Aquarium. Leider hatten ihre Fische ihre Abwesenheit nicht überlebt.
Der Teil der Dokumente, der sich direkt mit Hiroshi Ikabara beschäftigten, fand sie in ihrem Kleiderschrank. Es war eine fast vollständige Auflistung der Immobilien des Hauses Ikabara in der Hauptstadt. Es war direkt zu erkennen, nach welchen Kriterien diese Gebäude gekauft und umgebaut worden waren. Haus Ikabara hatte alle fünf Gebäude miteinander verbunden, so das in einem nur noch ein Hebel umgelegt werden mußte, und der Daimyo kam aus einem Käfig nicht mehr heraus, der sich dann magisch automatisch um den Platz bildete, der zentral zwischen den Gebäuden gelegen war. Natürlich war davon ausgegangen worden, das der Daimyo sich im nationalhistorischen Museum aufhalten würde.
Kein schlechter Plan.
Doch leider fehlerhaft, denn das Grab des Daimyo hatte die Museumsleitung an die Universität, keine dreihundert Meter entfernt, abtreten müssen. Dort lag nun in einer der tieferen Etagen die Grablege des Daimyo.
Sutan grinste wieder.
Diese Situation zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht.
Anhand dieser Tatsachen würde die Hand belegen können, das das gesamte in der Stadt ausgebrochene Chaos den Handlungen von Haus Ikabara entsprach, weil sie ihren Einfluß im Museumsvorstand geltend gemacht hatten. Man würde sogar so weit gehen können, die Untotenplage direkt auf die Erweckung des Daimyo zurückzuführen.
Damit wären ihre Freunde von der Hand aus der Schußlinie.
Auf einem weiteren Blatt standen dann auch die Namen der Mitglieder des Museumsvorstandes, die direkt von Haus Ikabara bezahlt worden waren. Die Liste umfaßte eine Handvoll Namen. Doch dies würde reichen, jeden Staatsanwalt zu überzeugen, daß man die Vermögenswerte von Haus Ikabara neu bewertete.
So wie Sutan dies sah, würden diese Dokumente ohne weiteres ausreichen, um Haus Ikabara auf alle Zeiten zu zerstören. Da gab es nicht mehr viel Fluchtfläche, auf die sich die Familie zurückziehen konnte.
Im Gegenteil.
Wenn die Hand nun mit ihren Verbündeten den kleinen Angriff in Osaka erwiderte, konnte man vielleicht sogar einfache Polizeikräfte durch diese Beweise dazu bringen, entsprechend bei einer solchen Aktion teilzunehmen. Zwar waren die Beamten nicht gegen die Monster gefeit, doch dafür wäre dann die Hand zuständig, während die Polizei eine offizielle Verhaftung versuchte.
Sutan grinste in sich hinein.
Seit dem Angriff in Osaka fühlte sie eine persönliche Wut auf Haus Ikabara. Vorher war das anders gewesen. Doch „Maimai“ hatte den Großteil ihrer Familie verloren. Nur noch ihre zwölfjährige Enkelin, und der fünfjährige Großneffe, hatten überlebt. Alle anderen waren in dem Blutbad, welches Haus Ikabara inszeniert hatte, draufgegangen. Die Hand traf keine Schuld. Jene kämpfte bis zum Schluß.
Doch wieder waren unschuldige Zivilisten draufgegangen.
Die weiße Vampirin spürte diesen inneren Schmerz ebenfalls, als ob die Kinder von „Maimai“ ihre eigenen wären. Andererseits. „Maimai“ wußte, welchen Status sie hatte, und sie hatte auch genau gewußt, wie gefährlich es war, mit einer Großfamilie in der Öffentlichkeit von Osaka zu stehen. Die Anführerin der Hand war sich des Risikos genau bewußt gewesen. Jetzt konnte sie sich in ihrem Schmerz nicht unbedingt darauf hinausreden, was man ihr angetan hatte.
Immerhin hatte sie so eine Reaktion auf kurz oder lang provoziert.
Sutan verstand dies.
Dann dachte sie daran, was sie denn genau war!
Eine Unsterbliche wie ein normaler Vampir. Doch anstatt sich von Blut zu nähren, konnte sie sogar normalen elektrischen Strom verwerten. Dies war ihr vollständig unbegreiflich. Was für eine Vampir war sie, wenn sie Lebensenergie direkt nutzen konnte, und elektrischer Strom für sie so etwas wie einen Snack darstellte? Was war sie genau? Ein böser Vampir, oder die einzige Hoffnung für eine geschundene Nation?
Nachdem sie alles eingesammelt hatte, fand sie hinter dem Aquarium den kleinen Briefumschlag von „Letter§“, der an sie adressiert war.
Bedächtig riß sie den Umschlag auf.
„Sei gegrüßt, Mai,
ich weiß, wenn du dies liest, bin ich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit tot. Kamayama weiß Bescheid, wohin ich gegangen bin. Und er unterstützt mich dabei. Denn er weiß, das dies die einzige Möglichkeit ist, unsere Feinde einmal näher zu benennen. Wenn du also diesen Briefumschlag findest, dann solltest du dir darüber im Klaren sein, daß ich wahrscheinlich nicht mehr unter den Lebenden weile.
Wenn dem so ist, hat die Hand immer noch dich.
Susanoo zu finden ist wichtig, aber wir brauchen ihn erst, wenn das Problem mit dem Daimyo gelöst ist. Ich habe einiges über seine Herkunft zusammengetragen. Du findest es in dem dritten Stapel, den ich in deinem Schlafzimmer versteckt habe. Dieses Material sollte euch helfen, den Krieg für euch zu entscheiden. Der Daimyo hält sich für unbezwingbar, aber er wurde schon einmal bezwungen.
Und ich wollte dir noch danken, für deine Hilfe für die Hand. Du bist ein ehrliches, anständiges, Wesen. Ich werde gegen deine Vernichtung stimmen, wenn dieser Irrsinn hier erst einmal vorbei ist. Denn wenn ich etwas über „Maimai“ in all den Jahrhunderten gelernt habe, in denen sie uns teilweise übelst belog, dann das sie nur selten Mitleid mit magischen Kreaturen hat, von denen sie befürchtet, sie seien in ihrem Kern doch bösartig.
Deine Kuramochi.“
Sutan faltete den Brief wieder zusammen.
Die weiße Vampirin hatte den Fingerzeig durchaus verstanden.
Doch vor „Maimai“ hatte sie keine Angst mehr. Ihre Fähigkeiten waren so stark entwickelt, das es einen Grund haben mußte, weshalb sie so stark und verzehrend waren. Aber der Brief würde helfen, ihren Status innerhalb der Gruppe ein für alle Mal zu definieren.
Endlich war Sutan fertig.
Die Sonne ging gerade über der verheerten Stadt auf.
In nicht allzu großer Distanz fielen Schüsse.
Die Polizei kämpfte also immer noch um die einzelnen Stadtteile.
Der Kampf war noch nicht verloren.
Doch Sutan hatte eine Mission.
Diese würde sie zuerst erfüllen, bevor sie sich um weitere Dinge kümmerte.
Sie trat wieder auf den Balkon, die Schultertasche leicht auf dem Arm balancierend. Sutan ließ ihren Geist ein wenig ausfächern, bis sie die um sich schießenden Polizisten richtig wahrnahm.
Dann ging es ganz schnell.
Sie sprang von ihrem Balkon, nahm Schwung während ihres Falls auf, riß den Körper herum und landete in der Straße, in der sich die Polizisten gegen gut drei Dutzend Untoter verteidigten.
Sutan lächelte bissig.
Dann konzentrierte sie sich auf die Untoten.
Ein Gedanke weiter lagen diese geschlagen am Boden.
Sie waren einfach umgefallen, nachdem Sutan ein wenig Energie neu verteilt hatte. Diese drei Dutzend ehemaliger Untoter waren wieder lebendig. Die weiße Vampirin konnte es kaum glauben. Sie konnte also auch solche Dinge heilen.
Bevor die Polizisten sie wirklich wahrnahmen, sprang sie einfach in die Luft und verschwand mit angehender Schallgeschwindigkeit. Sogar den Überschallknall ließ sie hinter sich.
Sutan hatte eine Mission.
Irgendwie wurde ihr klar, warum sie geschaffen worden war.
Malik hatte ihr vertraut, obwohl er erst in Saitama von ihrer Existenz erfuhr. Der alte Vampir hatte in ihr etwas gesehen, was sie wohl niemals wirklich gerecht werden konnte. Aber es war etwas, das für sie sprach.
Die weiße Vampirin lächelte wieder, als sie mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit nach Saitama zurückflog. Es würde da noch so einiges zum Klären geben, wenn sie erst einmal die Chance bekam, mit „Maimai“ so zu reden, wie es wohl notwendig und angebracht war.
5 Reiwa Monat 2 Tag 10
29. Juli 2023
Amaterasu sah sich die Verwüstungen in der Hauptstadt interessiert an. Inari begleitete sie in einer Gestalt, die man am Allerwenigsten von ihr erwartet hatte. Die Sonnengöttin trat in der Gestalt einer mittelalten Frau auf, während Inari sich als junger Mann tarnte.
Die Ausstrahlung der beiden Götter reichte aus, die Untoten auf Distanz zu halten. So gerne Amaterasu auch eingegriffen hätte, in diesem Fall unterließ sie jegliche Einmischung.
Einige Straßen weiter beobachteten sie, wie die weiße Vampirin drei Dutzend Untote wieder in lebende Menschen verwandelte und dann mit großer Geschwindigkeit wieder in den Himmel verschwand. Die anwesenden Polizisten würden niemals erfahren, welche Kreatur ihnen da eben das Leben gerettet hatte.
Insgesamt gab es in Tokio nicht mehr so viele Untote.
Die Polizei achtete auch darauf, das sich kein Untoter in einem Keller oder einer Tiefgarage versteckte. Die so erledigten Kadaver warf man dann auf stinkende Feuer in der Stadt und verbrannte sie zu weißer Asche.
Amaterasu sah zu ihrer Schwester und meinte dann: „Und warum hast du mich nun genau hierher geschleppt?“ Der Reisgott lächelte amüsiert bei diesen Worten.
„Die Menschen haben den Daimyo in die Universität gebracht. Mit ein wenig Glück können wir seine Wiederauferstehung ein wenig hinauszögern.“
Amaterasu brachte nur ein verunglücktes Lächeln zustande.
„Die letzte deiner Schnapsideen hat uns schon reichlich Ärger eingebracht. Ich glaube nicht, daß unser Vater sonderlich darüber erfreut ist, wenn wir uns so massiv in die menschlichen Angelegenheiten einmischen!“, warf sie ein.
Inari lächelte wissend.
„Wir haben gegen sein ausdrückliches Verbot die Dämonenjäger wieder ins Leben gerufen, dabei hatte er sie bereits abgeschrieben. Und dies, obwohl er wußte, welche Gefahren der Welt drohen.“
Amaterasu nickte ein wenig gelangweilt.
„Und deshalb schleppst du mich her? Ich habe dieses kleine beschauliche Städtchen einmal geliebt!“
Inari nickte.
„Ja, als Edo noch ein kleines Städtchen war, umgeben von weiteren kleinen Städtchen war dies hier etwas anderes. Nur standen da auch allenthalben Paläste und anderes herum. Das einfache Volk konnte nicht frei leben, weil immer wieder irgendein Spinner mit einem Schwert ihnen nach dem Leben trachtete.“, warf der Reisgott amüsiert ein.
Amaterasu nickte erneut.
„Das waren auch andere Zeiten. Jetzt sind wir in der Moderne, die Menschen haben den Glauben an uns weitgehend verloren. Und trotzdem bildest du dir ein, du könntest so ohne weiteres in ihren Angelegenheiten mitmischen!“
Inari nickte nun seinerseits.
„Die Menschen hatten mehr als eine Warnung. Und Ahihara und Takomuro haben beide versucht die Hebung des Grabes zu verhindern. Doch jemand hat das mutwillig sabotiert. Mich interessiert, wer das war!“
Amaterasu horchte auf, bemerkte gleichzeitig einen Untoten, der bisher still in einer winzigen Gasse gekauert hatte, und reagierte prompt. Ein greller Lichtstrahl traf die untote Kreatur, die daraufhin sofort zu flockiger Asche verbrannte.
Inari lächelte bei dieser Aktion.
„Deine Reflexe sind noch so gut wie vor tausenden von Jahren. Dennoch habe ich den Eindruck, das es dir schwer fiel, diesen armen Kerl zu erlösen.“
Amaterasu Blick wurde giftig.
„Schwester, ich habe immer noch nicht verstanden, welcher Zauber uns denn diese ganze Invasion beschert hat. Du schweigst dich über die Details aus, obwohl ich mir sicher bin, daß du mehr weißt, als du zugibst. Außerdem hast du eine von deinen Kitsune mit einer Kopie deiner Fähigkeiten ausgestattet. Du weißt, das dies unserem Vater nicht gefallen wird!“
Der Reisgott führte seine Schwester zu einem Inari-Schrein, der in einem der nördlicheren Stadtteile der Hauptstadt lag. Hier hatte sich Ahiharas Mann verschanzt. Insgesamt sorgte er dafür, das ein gutes Dutzend Menschen in dem Schrein überlebten. Inari zeigte sich freundlich und materialisierte direkt vor der Türe des einfachen Priestergebäudes einen größeren Container, der mit Nahrung gefüllt war.
Amaterasu bemerkte dies und lächelte dabei.
„Du verweigerst die Antwort auf meine Frage!“
Inari lächelte wieder wissend.
„Wenn du es genau wissen willst, entstanden die Untoten durch die gewirkte Magie unserer Mutter. Izanami hat das fabriziert, weil es ihr gelungen ist, Himiko’s Fluch wieder zu erwecken!“
Amaterasu wurde bleich.
Totenbleich.
„Himikos Fluch? Das ist ein Blutfluch, so einer kann noch nicht einmal auf einen direkten Blutsverwandten übertragen werden. Nur auf Jemanden, der der gleichen Blutlinie angehört. Und Himiko hatte keine Kinder.“
Inari nickte erneut.