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Commander Tarja Da'Han bekommt ihr neues Raumschiff, eine MKO! Die MKO Norway ist, genau wie ihr Schwesterschiff Eines dieser besonderen Raumschiffklasse, ein reines Forschungsraumschiff. Seine Form entspricht nicht dem üblichen Flottenbaumuster, weil es ein Spezialraumschiff ist. Der Befehl der beiden Raumschiffe, die unter dem Kommando von Captain Da'Han stehen, lautet: Erkundung des galaktischen Randes. Aufspüren von Anomalien hat Priorität. Geheimbefehl: Nach der verschollenen China Meres, Agentin des SSD, suchen! Sie ist in dem betreffenden Raumgebiet verloren gegangen, der Frachter, der sie transportierte, wurde von einer feindlichen Spezies zerstört, dessen Besatzung ist ebenfalls verschollen. Tarja Da'Han kennt China Meres noch von ihrem letzten Kommando. Da war die Agentin als Lieutenant an Bord, und wurde kurz darauf in die Autorität geschickt. Tarja Da'Han war gar nicht bekannt, daß die Agentin von dort bereits wieder lebendig zurückgekehrt ist. Die MKO Norway und die Germany führen ihren Befehl aus, um die betreffenden Sektoren zu kartografieren. Dabei stolpern sie nicht nur über diverse Anomalien, sondern auch über eine besonders große! Sie finden einen Sektor, in dem sich eine Dyson-Welt an die nächste reiht. Captain Da'Han entdeckt dabei auch wieder eine Spur zu den Erbauern ihrer geliebten Adhara.
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Seitenzahl: 797
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum neobooks
Buchbeschreibung
Commander Tarja Da'Han bekommt ihr neues Raumschiff, eine MKO! Die MKO Norway ist, genau wie ihr Schwesterschiff Eines dieser besonderen Raumschiffklasse, ein reines Forschungsraumschiff. Seine Form entspricht nicht dem üblichen Flottenbaumuster, weil es ein Spezialraumschiff ist.
Der Befehl der beiden Raumschiffe, die unter dem Kommando von Captain Da'Han stehen, lautet: Erkundung des galaktischen Randes. Aufspüren von Anomalien hat Priorität.
Geheimbefehl: Nach der verschollenen China Meres, Agentin des SSD, suchen! Sie ist in dem betreffenden Raumgebiet verloren gegangen, der Frachter, der sie transportierte, wurde von einer feindlichen Spezies zerstört, dessen Besatzung ist ebenfalls verschollen.
Tarja Da'Han kennt China Meres noch von ihrem letzten Kommando. Da war die Agentin als Lieutenant an Bord, und wurde kurz darauf in die Autorität geschickt. Tarja Da'Han war gar nicht bekannt, daß die Agentin von dort bereits wieder lebendig zurückgekehrt ist.
Die MKO Norway und die Germany führen ihren Befehl aus, um die betreffenden Sektoren zu kartografieren. Dabei stolpern sie nicht nur über diverse Anomalien, sondern auch über eine besonders große! Sie finden einen Sektor, in dem sich eine Dyson-Welt an die nächste reiht. Captain Da'Han entdeckt dabei auch wieder eine Spur zu den Erbauern ihrer geliebten Adhara.
Über den Autor
Andreas Meckel wurde 1968 in Seeheim-Jugenheim geboren, aufgewachsen ist er im Saarland und hat dort seinen größten Teil der Jugend verbracht. Meckel hat einige Jahre in Paraguay gelebt, dort wurde er von Einheimischen in die Scharmanismuslehre aufgenommen.
Angefangen mit seiner Schreiberei hat er mit 16 Jahren. Sein erstes Buch war ein Fantasyroman und trug den Titel Savarenna. Seine Werke sind facettenreich und umfassen meist 400 Seiten.
Der Autor wird nicht ohne Grund als Wanderer zwischen den Genres bezeichnet. Es gelingt ihm mühelos mit seinem eigenen Erzähl- und Schreibstil die Leserschaft zu begeistern. Geschichten wollen erzählt und somit erlebt werden, dies gelingt ihm durch alte Legenden und realen Spielstätten. Zu seinen literarischen Leidenschaften zählen Horror, Fantasy, Mystery Horror und ganz besonders Science Fiction. Das Monster im Schatten und MEGA: Aufbruch zu neuen Ufern sind seine aktuellen Meisterwerke. Inspiration holt er sich bei seinen Reisen, sowie seinen Erfahrungen in über 30 Berufen. Japanische und koreanische Klänge sind für Ihn beim Schreiben wie Medizin.
Er ist Ratgeber für die Entstehung von Charaktere, gibt Tipps in Tutorials und ist Mitglied im Spielekreis Darmstadt. Seine Motivation zu schreiben ist den Kultstatus unter Science-Fiction-Fans zu erlangen.
1. Auflage, veröffentlicht 2025.
© 2025 Andreas Meckel – alle Rechte vorbehalten.
04. Februar 2185
Das Klasse drei-Shuttle flog eine Schleife, bevor es in den Raum über den Raumhafen von Armstrong eindrang. Armstrong, was für ein hehrer Name für den einzigen größeren Raumhafen des Mondes. Armstrong hieß die einzige größere Stadt auf dem Mond.
Es war kein besonderes Anzeichen von, das die Menschheit ausgerechnet an der Stelle eine Stadt auf dem Mond errichtete, an der vor gut zweihundert Jahren der erste Mensch den Erdtrabanten betreten hatte.
Das Shuttle kam direkt von Interplanar XIV. Tarja Da’Han, frisch gebackener Captain eines fabrikneuen Raumschiffes, saß in der Mitte des Shuttles. Dieses Klasse drei-Shuttle war auf Personentransport ausgelegt. Neben der frischgebackenen Captain saß ihr Ehemann, Carter Williams. Der ehemalige Chefingenieur der MSS Lincoln machte einen glücklichen Eindruck. Doch man sah dem älteren Herrn deutlich an, daß er sich Sorgen machte.
„Du willst tatsächlich das Raumschiff übernehmen, welches sie dir anbieten?“, wollte er wissen.
Tarja nickte zustimmend. Sie war immer eine junge, hübsche, Frau. In ihrer neuen Uniform sah sie stattlich aus. Während sie nickte, dachte sie an Captain Hodges zurück, der bei ihrer Verabschiedung geweint hatte. Der alte Haudegen, der sie in ihrer Anfangszeit an Bord bei jeder sich bietenden Gelegenheit getriezt hatte, war über die Jahre hin zu einem Freund geworden. Genauso wie der jetzige Admiral Miles.
„Carter, ein Raumschiff der neuen MKO-Klasse zu fliegen, ist mehr als nur eine einfache Beförderung. Irgendwer in der MEGA scheint der Meinung zu sein, daß ich ein solches Raumschiff kommandieren kann.“
Ihr Ehemann lachte amüsiert auf.
„Tarja, die MEGA gibt nicht einfach ein neues Raumschiff der China-Klasse raus, nur weil sie einen Captain dafür befähigt hält. Hast du dir die technischen Daten durchgelesen?“
Der arhenisch-taurisch-menschliche Mischling nickte abermals.
„Carter, ein solches Raumschiff ist eine ernsthafte Chance auf größeres!“
Jetzt mußte sogar der gestandene Chefingenieur lachen.
„Wenn du das sagst, Schatz! Ich wäre jedenfalls mißtrauisch, welche Mission mit dem Raumschiff zusammenhängt. Nach allem, was ich den technischen Details entnehmen kann, ist die China-Klasse auf Langzeitmission ausgelegt. Also kein einfaches Herumschippern im Allianzraum. Diese mittleren Korvetten sind standardisierte Langstreckenflieger. Bisher hat die MEGA noch keine Langstreckenmissionen durchgeführt, weil es an den passenden Raumschiffen mangelte. Und jetzt bieten sie ausgerechnet dir eines davon an. In einem solchen Fall würde ich mißtrauisch, Liebes.“
Die junge Frau sah ihren Mann überrascht an.
„Und was bringt dich auf diesen Gedanken, Hase?“
Carter Williams lächelte nicht mehr, während das Shuttle durch eine Schleuse hinunter in den eigentlichen Flugsteig gebracht wurde. Nachdenklich blickte er seine so erfolgreiche Ehefrau an, bevor er antwortete.
„Die MEGA spielt nicht. Vor allem nicht mit der Sicherheit der Allianz. Wenn man sich also entschlossen hat, Langstreckenraumschiffe zu bauen, befürchtet man Ärger. Nach der Sache mit der Autorität scheint man wohl endlich aufgewacht zu sein.“
Tarja Da’Han lachte ihrerseits amüsiert auf.
„Und du denkst, man würde mich, einen frischgebackenen Captain, in ein vermutetes Kriegsgebiet schicken?“
Wider erwarten nickte Carter Williams.
„Schatz, genau davon gehe ich aus. Die MEGA war schon immer skrupellos, wenn es darum ging, die Interessen der Menschheit zu verteidigen. Niemand hat etwas von Captain Harris gehört, seitdem er vor dreizehn Jahren sein Versteck verlassen hat. Und seit dreizehn Jahren wartet die Smaragdtafel der Menschheit bei den Vorki-iri darauf, daß sich ein Captain findet, der sie abholt.“
Die junge Frau sah nachdenklich zu ihrem Mann.
„Der Befehl in dem Schreiben war eindeutig. Ich muß mich hier heute melden. Auch wenn es dir vielleicht nicht gefällt, ich nehme das Kommando gerne an. Vor allem, weil wir nicht sofort starten, sondern noch vierzehn Tage für uns haben.“
Der Commander nickte zustimmend.
„Gut, dann fliege ich zu deiner Mutter und schaue nach den Kindern. Denen wird es gar nicht gefallen, daß ihre Mutter schon wieder nicht vorbei kommt!“
Tarja Da’Han lächelte.
„Ich werde nachkommen, und wenn es am letzten Tag sein wird. Du fliegt zur Erde, und ich muß erst einmal bei unserem alten Captain vorstellig werden, der bei dieser Sache der kommandierende Admiral ist. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich auf dieses Wiedersehen freue.“
Carter Williams lächelte sie versöhnt an, dann meinte er: „Ich hoffe mal, das der Befehl nicht wirklich so scheiße sein wird, wie ich vermute. Die MEGA ist selten fair. Und dir ein Expeditionsschiff anzudrehen, muß daran liegen, weil du in den vergangenen Jahren immer wieder um Erlaubnis gefragt hast, die Adhara weiter zu erforschen.“
Die junge Frau nickte.
„Das vermute ich auch. Ich hoffe es sogar.“
Endlich kam die Stewardess des kurzen Fluges von Interplanar XIV zur Mondkolonie an ihrer Sitzreihe an. Die Flugbegleiterin war in dem Alter, in dem Tarja Da’Han in der MEGA-Akademie ihr fliegendes Jahr absolviert hatte. Die deutlich jüngere Frau lächelte, dann sagte sie: „Ich darf sie bitten, aufzustehen und auszusteigen. Sie werden bereits von einem Offizier des Admirals erwartet.“
Carter Williams sah überrascht zu seiner Frau. Dies war eine ungewöhnliche Ehre. Normalerweise wurde man nicht von einer Adjudanz abgeholt.
Die beiden standen auf, holten ihre Flugsäcke aus den Fächern über ihren Sitzen, und gingen dann hinüber zur Luke. Tatsächlich stand dort ein junger Offizier in einer Adjudantenuniform. Carter Williams hatte das letzte Mal eine solche Uniform gesehen, als Admiral Miles offiziell von Bord verabschiedet wurde. Dies war damals auf Interplanar XIV gewesen. Heute diente die alte Weltraumplattform der MEGA nur noch als Umsteigepunkt für die MSS-Flotte, und nicht mehr als Weltraumakademie. Die MEGA-Akademie war auf den Mars umgezogen, um dort auf dem Gelände der dortigen uralten Raumforschungsanlage weiterhin neue Kadetten auszubilden.
Der junge Offizier salutierte höflich, dann sagte er mit weicher Stimme: „Sir, Ma’m, ich soll sie beide ins Büro des Alten schaffen!“
Carter Williams, der selbst im Rang eines Commanders stand, staunte nicht schlecht. Eine solche Ausdrucksweise brachte im Normalfall immer eine Rüge ein.
Tarja Da’Han lächelte über die Anmerkung.
„Legt Admiral Miles immer noch Wert darauf, so genannt zu werden?“, wollte sie wissen.
Der junge Adjudant wurde zuerst bleich, dann lief er rot an. Doch bevor er losstottern und sich wirklich in Schwierigkeiten bringen konnte, meinte die junge Captain lächelnd: „Nur die Ruhe! Der Admiral und ich sind alte Freunde. Bringen sie uns zu seinem Büro, damit wir alle diesen Teil endlich hinter uns haben.“
Keine Stunde später standen Tarja Da’Han und Carter Williams vor der kleinen Büroflucht, die für den auf dem Mond stationierten Admiral der MEGA vorgesehen war. Es war ein einmal ein Dutzend Meter langer, schmuckloser Gang mit unzureichender Beleuchtung, an dem fünf Türen abgingen. Drei rechts, zwei links. Neben jeder Tür hing ein Namensschild. Der Adjudant des Admirals führte sie zum letzten Büro in dem schmalen Gang.
Hinter der schweren Holztür befand sich ein wirklich klein geratener Raum. Der Raum maß vier auf vier Meter und war die üblichen drei Meter hoch. Hinter dem Schreibtisch des Admirals befand sich ein normales Fenster, welches hinaus in die kalte Mondnacht hinausführte.
Der Admiral sah seine ehemaligen Untergebenen an, dann lächelte er, während er beiden nacheinander die Hand reichte. Seine Adjudanz goß inzwischen drei Bechergläser mit einer braunen Flüssigkeit halbvoll. Dann nahm der junge Offizier wieder Haltung an. Direkt neben der schweren Tür, die hinaus in den Gang führte.
Admiral Miles lächelte die beiden alten Freunde erfreut an, dann bemerkte er: „Hat also Captain Hodges endlich ihrer Beförderung zugestimmt, Commander?“
Die junge Frau nickte, und nippte kurz an ihrem Glas. Admiral Miles ließ sich nicht lumpen. Diesen Geschmack kannte sie mehr als gut. Es war ein japanischer Whiskey. Nicht dieses billige Zeug, sondern dieser teure, von dem man heutzutage nur unter der Hand Flaschen bekam.
Dem Admiral fiel ihr Verhalten auf, doch er lächelte weiter.
„Ich gehe einmal davon aus, das Commander Williams schon ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert hat?!“
Commander Da’Han schüttelte den Kopf.
„Sir, mein Gatte merkte nur an, daß es sich bei der China-Klasse um Langstreckenschiffe handelt. Seiner Meinung nach vergibt die MEGA ein Langstreckenschiff nicht an einen frischen Captain. Es sei denn, es gibt einen Umstand, der die Anwesenheit von eben diesem frischen Captain notwendig macht!“, antwortete sie.
Admiral Miles lächelte vielsagend in ihre Richtung.
„Nun, Commander Williams, sie haben mit ihrem Verdacht Recht! Es war nicht meine Wahl, daß ihre Frau auf dieses Raumschiff versetzt wird, doch der Brief ging raus, ohne das ich seinen Inhalt prüfen konnte. Ich war ja eher dafür, daß Commander Da’Han das Kommando über einen schweren Kreuzer erhält. Doch von dieser Raumschiffklasse ist gerade nichts verfügbar.“
Jetzt wurde sogar Carter Williams mißtrauisch. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
„Sir, wenn ich sie unterbrechen darf, wieso ausgerechnet wir beide?“
Tarja nickte zustimmend.
„Es ergibt keinen Sinn, mir ein Langstreckenraumschiff zu geben. Bisher habe ich nur Erfahrung mit Mittelstrecken. Das längste, was wir draußen waren, waren einundzwanzig Monate. Und das war, als wir auf der MSS Lincoln diese neue Antriebsschaltung testen sollten. Wir hatten Triebwerksschaden, und brauchten ewig, das Dilemma zu lösen.“
Admiral Miles nickte.
„Ich kenne den Bericht, Commander Da’Han. Eben dieser Bericht war für mich Grund genug, mich für ihre Beförderung stark zu machen. Doch Hodges wollte sie lieber behalten, weil auch er ein neues Raumschiff bekommt. Die MSS Lincoln wird eingemottet. Sie kommt ins Museum nach Vega. Mich hat die Entscheidung des Oberkommandos ebenfalls überrascht, aber dies war in diesem Zusammenhang nicht die letzte Überraschung.“
Commander Williams wurde wissbegierig.
„Sir, hängt da etwa etwas größeres dran?“
Widerwillig nickte der Admiral.
„Ja, Carter, genau das tut es!“, erwiderte er. „Erinnert ihr euch noch an China Meres? Diese Spezialagentin, die danach für drei Jahre im Gebiet der Autorität unterwegs war?“
Tarja Da’Han nickte.
„Sir, ich erinnere mich nur zu gut daran. Aber uns war nicht bekannt, daß sie von dort wieder zurück ist. In der Besatzung liefen Wetten darüber, ob sie es lebend wieder hinaus schafft.“
Admiral Miles lächelte nachsichtig bei dieser Bemerkung.
„Nun, Agentin Meres kam da lebend raus und hat in der Zwischenzeit für den SSD mehrfach Aufklärung betrieben. Unter Anderem war sie in einem Raumgebiet unterwegs, welches ein wenig weiter weg ist, als nur Antares.“
Commander Williams sah überrascht zu seinem alten Captain.
„Mir ist klar, daß das Allianzgebiet deutlich größer ist, als nur bis zur Grenze bei Antares. Aber alles, was dahinter befindlich ist, gehört entweder den Khanch, oder den Mecha.“
Abermals nickte der Admiral.
„Gut erkannt, Carter!“, war die Erwiderung.
Dann fuhr der Admiral bedacht fort.
„Agentin Meres sollte in dieser Gegend, im sogenannten Niemandsland zwischen Khanch- und Mecha-Raum nach einer neuentdeckten Spezies sehen, die durch Zufall von einem unserer Langstreckenaufklärer entdeckt wurde. Doch irgendwas ist schief gegangen. Sie hätte sich kurz nach Weihnachten zurückmelden sollen, doch es wurde nur eine Notfallboje gefunden. Und dies in einem Raumgebiet, welches aus mehreren Sektoren besteht, die noch nicht einmal die Mecha näher kartografiert haben.“
Commander Da’Han sah ihren alten Captain überrascht an.
„Darf ich davon ausgehen, daß die Suche nach Agentin Meres nicht der offizielle Auftrag sein wird, den wir bewältigen sollen, wenn wir dahin fliegen?“
Admiral Miles nickte zustimmend.
„Ja, dies wird der Geheimauftrag sein. Der offizielle Auftrag ist dafür um so vieles leichter. Man hat vielleicht eine Spur der Adhara-Schöpfer gefunden, doch keiner der Adhara im Allianzraum hat sich bereit erklärt, gegebenenfalls ein Allianzraumschiff in das besagte Raumgebiet zu begleiten.“
Die junge Frau lächelte mit einem Mal wieder.
„Die Adhara getrauen sich nicht dorthin?“
Der Admiral schüttelte den Kopf.
„Nein, alle Adhara, auch den Frischling, den sie vor dreizehn Jahren anschleppten, sind derzeit bei einigen Außenposten damit beschäftigt, unseren Leuten zu zeigen, wie man bestimmte Maschinen in Rekordzeit aufbaut. Die Adhara sehen es als wichtiger an, der Allianz beizubringen, wie ihre Schöpfer bestimmte Maschinen gefertigt haben. Genau deshalb dachte man wohl im MEGA-Hauptquartier, das eine China-Klasse mit dem Problem nicht fertig wird. Deshalb werden zwei dieser Korvetten dorthin geschickt.“
Tarja sah verblüfft ihren Ehemann an, dann den Admiral.
„Sir, ich ...“
Admiral Miles nickte.
„Das Oberkommando war so von ihren letzten Leistungen beeindruckt, daß man sich dort wohl gedacht hat, man belohnt sie nicht nur mit einer wirklich schlichten Mission, sondern gibt ihnen noch ein Begleitschiff mit.“
Carter Williams sah seinen Admiral verblüfft an.
„Einfach so?“, fragte er offen heraus.
Der Admiral nickte zustimmend.
„Einfach so, Carter. Mich hat es genauso überrascht. Die EX 1067 Germany wird sie begleiten. Das ist ein Schwesterschiff. Aktuell steht es im Orbit um die Europa-Basis, und wird dort technisch überholt.“
Tarja Da’Han sah ihren Admiral schlicht und einfachverblüfft an.
„Technisch überholt? Ich dachte, beide Raumschiffe wären fabrikneu!“
Admiral Miles nickte zustimmend.
„Das sind sie auch. Von einem gewissen Standpunkt aus. Die EX 1135 hatte bisher noch keinen Einsatz, weil wir bislang ein kleines Problem mit der Besatzung hatten. Dennoch hat man ihnen freigestellt, sich aus dem Fundus der aktuell freigestellten Offiziere ein eigenes Brückenteam zusammenzusuchen, Commander Da’Han.“
Carter Williams hatte aufgehört zu lächeln.
„Wir werden also unterbemannt starten?“
Der Admiral schüttelte den Kopf.
„Nein, das werdet ihr nicht. Ich habe von der Akademie genug normales Personal angefordert. Sieht man von euren Offizieren ab, wird gut die Hälfte der Besatzung aus Kadetten bestehen.“
Tarja Da’Han schluckte schwer.
Doch sie mußte diese Entscheidung akzeptieren.
„Und die Personalakten liegen in meinem Hotelzimmer bereit?“
Der Admiral nickte abermals.
Carter Williams atmete laut aus. Zumindest dies verlief nach dem üblichen Muster.
„Es gibt da nur einen Haken. Das Hotel, in dem die Personalakten liegen, befindet sich auf dem Mars. Der Direktor will sie sehen, Commander Da’Han. Mit dem nächsten Expressshuttle würden sie es in fünf Stunden auf den Mars schaffen. Es sei denn, sie ziehen einen Raumjäger vor!“
Der Chefingenieur der Ex 1135 Norway sah zu seinem Admiral und schüttelte den Kopf.
„Sir, wir sind gerade erst hier angekommen. Und nun soll Tarja gleich weiterfliegen?“
Der Admiral nickte.
„Befehle des Direktors. Er besteht darauf. In der Zwischenzeit kannst du die Ausstattung und die technische Bestückung der China-Klasse hier vor Ort beaufsichtigen. Oder, wie geplant, einen kurzen Abstecher zur Erde machen! Das ist dir freigestellt, immerhin dauert es noch gut zwölf Tage, bis die Norway startbereit ist. Mindestens.“
Tarja Da’Han mußte nicht lange überlegen.
Es gab einen Grund, weshalb der Direktor sie selbst sehen wollte. Bisher war zuviel in ihrem Leben geschehen, was sich nicht greifbar erklären ließ. Allein der Umstand, daß ausgerechnet jetzt Captain Hodges ihrer Beförderung zugestimmt, machte sie mißtrauisch. An der ganzen Sache war deutlich mehr dran, als man ihr ernstlich sagen wollte. Ebenfalls für dieses Verhalten von seitens der MEGA mußte es einen Grund geben.
„Sir, ich fliege auf den Mars. Weisen sie ihren Adjudanten an, daß er mir ein Shuttle besorgt. Carter, du schaust bei meiner Mutter und den Kindern vorbei. Aber allzu viel Zeit wirst du dir dafür auch nicht lassen können, da du eindeutig hier die Umrüstung im Auge behalten sollst. Dagegen werde ich mich nicht sperren. Doch ich muß auf Nummer sicher gehen, das ich den genauen Grund erfahre, warum ausgerechnet ich für diese Mission ausgewählt worden bin.“
Ihr Ehemann nickte nur zustimmend, atemlos.
Admiral Miles sah die junge Frau fest an.
„Die offizielle Mission lautet, achtzehn Sektoren nach Raumanomalien abzuklopfen. Die Notfallboje von Agentin Meres hat nämlich einige wirklich extreme Werte aufgezeichnet, die sich unsere Wissenschaftler nicht erklären können.“
Tarja Da’Han verstand.
Dennoch hatte sie sich entschieden.
Lächelnd nahm sie von Admiral Miles ihre neueste Urkunde und ihre neuen Rangabzeichen entgegen. Dabei war ihr nicht entgangen, das die Beförderung zum Captain eine dauerhafte war.
Irgendetwas ging in der MEGA vor.
Danach ließ sie sich von der Adjudanz zum Raumhafen zurückführen, um das nächste Expressshuttle zum Mars zu nehmen. Ihren Flugsack hatte sie im Büro des Admirals stehen lassen. Carter Williams ahnte, was dies zu bedeuten hatte. In seiner Frau war wieder einmal der Spürsinn erwacht, der ihr diesen Ruf eingebracht hatte. Dieser kleine Ruf, das sie eine würdige Nachfolgerin von Captain Harris wäre, würde sie erst einmal die offiziellen Abzeichen erhalten.
Im Moment glaubte er inzwischen selbst daran.
06. Februar 2185
Captain Aquilas traute seinen Ohren kaum.
Senator Mascaron wiederholte seine eben getätigte Ansage derzeit einmal: „Captain Aquilas, aufgrund ihrer bisherigen Leistungen haben wir noch einen weiteren Auftrag für sie. Es ist nichts schwieriges, aber leider notwendiges.“
Nach einer kurzen Pause, in der der Senator Luft holte, fuhr er fort.
„Sie werden in ein Raumgebiet geschickt, in dem ein solarer Frachter verloren ging. Augenscheinlich gehen die Menschen davon aus, daß die Besatzung des Frachters tot ist. Doch das interessiert uns nicht. An Bord besagten Frachters befand sich die Spezialagentin China Meres. Sie gilt als verschollen, bis sie uns entweder ihren Leichnam oder ihre Aufzeichnungen bringen.“
Suga Aquilas war ein alter Kriegsheld.
Zwar nicht bei seinem eigenen Volk, aber bei den Menschen. Sein alter Freund Captain John Harris hatte ihn einst in einem Raumkampf besiegt, weil er einfach die Umgebung für sich arbeiten ließ. Aquilas damaliges Raumschiff geriet zwischen die gewaltigen Kräfte zweier massiver Körper und fing sich bei diesem Manöver eine gute Ladung irdischer Raketen ein. Sein Raumschiff ging verloren, genauso wie sein rechter Arm.
Suga Aquilas war nicht nachtragend. Seit schon fast vierzig Jahren trug er eine mechanische Prothese, die ihre Aufgabe erfüllte. Doch in den letzten Jahren hatte er sich einen Ruf als durchsetzungsfreudiger Captain erarbeitet. Eigentlich müßte sein Clan stolz auf ihn sein, obwohl er damals bei der Prüfung der Menschheit versagte. Doch sein Clan kümmerte sich nicht mehr um ihn, seitdem er mithalf, die Adhara in die Allianz zu integrieren. Allein schon der Umstand, daß er ehemaligen Feinden der Tauren dabei half, im Gebiet der Allianz seßhaft zu werden, hatte ihn eine Menge Sympathie gekostet. Und dies nicht nur bei seinem eigenen Clan.
Aktuell befand er sich wieder im Wachdienst an der neutralen Zone zwischen dem Raumgebiet der Autorität und der Allianz. So kam es, daß er im Schnitt alle zwei Wochen irdischer Zeitrechnung an der Raumbasis Antares anhielt, um dort seiner Besatzung wenigstens ein wenig Ruhe zu gönnen.
Das vorher eingelegte Pad wurde vom Computer ausgestoßen. Auf dem Pad befanden sich alle relevanten Daten für seinen neuen Befehl. Zwar nicht viel, aber zumindest die kompletten Informationen, die das irdische Patrouillenraumschiff aus der Notfallboje ausgelesen.
Viel war dies wirklich nicht. Aber es war wohl genug, das sich Senator Mascaron einbildete, ihm wieder einen ganzen Sack von Befehlen vor die Füße speien zu können.
Suga Aquilas gab es nur höchst ungern zu, doch am liebsten wäre er wieder im MEGA-Dienst. Bei der MEGA war er wenigstens wie ein Lebewesen behandelt worden, und nicht wie ein Versager. Doch der taurische Captain war sich darüber sicher, das das eigene Oberkommando es zu verhindern wußte, daß er noch einmal die Seiten wechselte.
Jetzt befehligte er schon seit fast dreißig Jahren die TS Allard. Ein schwerer Kreuzer eines uralten Formats. Zwar war das Raumschiff entsprechend ausgestattet, um auch allein einen Kampf liefern zu können, doch Suga Aquilas hatte in den zehn Jahren, in denen er bei den Menschen in deren Raumflotte diente, lernen dürfen, das es nicht unbedingt darauf ankam, die durchschlagkräftigeren Waffen zu haben. Die Vorki-iri besaßen eine erschreckend effektive Bewaffnung und konnten auch damit umgehen, doch hielten sich die wohl verschlagensten Krieger der Allianz am meisten zurück. Die Vorki-iri wußten ziemlich genau, welchen Schaden auch nur ein einziges ihrer Kriegsschiffe anrichten konnte.
Anders die Menschen.
Sie bastelten immer an ihren Raumschiffen, versuchten sie kampfstärker zu machen, doch meist kam nur solcher unfähiger Kram wie die Bandai-Klasse heraus. Zwar war diese Fregatte von Typ drei nicht eben wehrlos, aber auf die Zustände in der Galaxis betrachtet, waren die irdischen Allianzraumschiffe Immer noch chronisch unterbewaffnet. Meist waren deren Raumschiffe auch zu klein geraten. Nichts, was man wirklich in einer Schlacht gebrauchen konnte.
Dafür hatten die Menschen sehr gute Ideen, wenn es um Taktiken ging.
Menschen als taktische Offiziere waren heiß begehrt in der Allianzflotte. Jedes Kampfschiff mit einem menschlichen Taktikoffizier war einem feindlichen Raumschiff überlegen, da die Menschen in den meisten Fällen verdammt genau wußten, was sie taten.
Die Verluste an Raumschiffen, in deren Besatzungen Menschen integriert waren, lagen deutlich niedriger als bei jenen Raumschiffen, die von Besatzungen nur einer Allianzspezies geflogen wurden.
Suga Aquilas nahm das Pad auf und verließ die Komstation an Bord der taurischen Handelsstation. Nach nicht ganz fünfhundert Schritten befand er sich an Bord seines eigenen Raumschiffes.
Falls man die TS Allard wirklich als sein Raumschiff bezeichnen konnte. Aquilas erinnerte sich noch gut an den anderen schweren Kreuzer, den er kommandierte, bevor ihm Captain Harris dieses Raumschiff regelrecht unter dem Arsch wegschoß. Nur Captain Aquilas und seine Navigatorin überlebten diesen Waffengang. Der Rest seiner damaligen Besatzung war mit dem Raumschiff gestorben. Die TS Allard entsprach nur jenem Raumschifftyp, den er vorher kommandiert.
Doch die Allard hatte ihn in den vergangenen dreizehn Jahren nicht im Stich gelassen. Ein Teil seiner Besatzung hatte abgemustert, doch dafür waren neue Leute gekommen, die ihm genauso gerne dienten, wie es ihre Vorgänger getan. Die TS Allard war als Grenzsicherungsraumschiff eines der Besten in der ganzen Taurischen Flotte. Und nun wurde er abkommandiert, eine verloren gegangene, zudem noch ausgeliehene, Spezialagentin der Taurischen Republik zu suchen.
Dies alles machte nicht wirklich Sinn.
Dies war ein Befehl, wie ihn nur jemand geben konnte, der noch niemals in einem Kampfeinsatz gewesen war. Suga Aquilas grinste mit einem Mal wieder. Vielleicht würde es sich lohnen, den Senator nach Abschluß dieser Mission auf einen Cyberbot-Zweikampf herauszufordern. Nach den Regeln würde der Senator sich nicht davor drücken können. Und wenn Suga ihn besiegte, würde er selbst das Amt des Senators übernehmen.
Das klang vielleicht auf den ersten Blick nicht sonderlich fair, aber die taurische Republik funktionierte nicht unbedingt nach Regeln, die man leicht nachvollziehen konnte.
Viele der alten irdischen Kriegsgefangenen hatten schon deutlich früher wieder nach Hause gehen dürfen. Doch Suga Aquilas hatte die vollen zehn Jahre in Kriegsgefangenschaft hinter sich bringen müssen, bevor es ihm die taurische Flotte wieder gestattete, erneut eines ihrer Raumschiffe zu kommandieren.
Und nun dieser völlig unsinnige Befehl.
Sein Navigator würde sich freuen, wenn er erst einmal die Koordinaten erfuhr, wohin sie fliegen sollten. So wie Suga Aquilas das sah, waren es Koordinaten am Rand der Galaxis. Von Antares aus wäre dies ein Flug von gut acht Stunden – von ihrer jetzigen Position gerechnet. Bei einem mittleren Zeitverlust von sechs Tagen. Grob überschlagen.
Zum Rand der Galaxis flog so gut wie niemand.
Nicht einmal die Mecha unterhielten in dieser Gegend regelmäßige Patrouillen. Wenn man ehrlich war, nannte man diese Gegend sowieso eher Niemandsland. Keinen interessierte es, keiner kümmerte sich darum, und wenn dort mal wieder ein ausgebranntes Raumschiffwrack unbekannter Bauweise gefunden wurde, ignorierte man den Fund simpel.
Niemand kümmerte diese Ecke der Galaxis.
Der gesamte galaktische Rand war eine Zone, die als nicht sonderlich interessant angesehen wurde. Vor allem nicht jenes Gebiet, welches in den Koordinatensätzen näher beschrieben wurde. Eine wirklich verrückte Ecke der Galaxis. Es gab hier mehr gravitonische Anomalien als am Zentrum der Galaxis.
Auf die eine oder andere Weise unlogisch.
Sensorensysteme versagten in diesem Raumgebiet grundsätzlich. Zwar nicht auf Anhieb, aber meist früh genug, daß einem nur noch das Umkehren blieb, falls man nicht vorhatte, mit seinem Raumschiff als eines jener ausgebrannten, unbekannten, Wracks zu enden, die man hier überall fand.
Captain Aquilas bekam mit einem Mal ein eindeutig mulmiges Gefühl.
Vielleicht steckte hinter all dem doch mehr, als das taurische Oberkommando bereit war ihm gegenüber zuzugeben. Ganz so abwegig war dies nicht, immerhin ließ man ihn immer noch seit der Adhara-Geschichte in diesem Gebiet Grenzpatrouillen fliegen, anstatt ihm wichtigere Aufgaben zu geben. Entweder gab es jemanden im Oberkommando der ihn absolut nicht mochte, oder es gab einen definitiven Grund, weshalb man ihn ständig für solche Missionen heranzog.
Es war nicht auszuschließen, daß es hierbei wieder um mehr ging.
Eigentlich sollte die taurische Republik Stolz darauf sein, weil er endlich die Legende um die Adhara aufgeklärt, und die ganze Sache mit zu einem guten Ende gebracht hatte. Doch anstatt ihn endlich mit einem leichteren Kommando zu belohnen, oder einer anstehenden Beförderung, verdonnerte man ihn zu Grenzdienst, oder wie jetzt, zu einer Mission, die auf den ersten Blick nicht einmal Sinn ergab, wenn man danach suchte.
Selbst der beste Außenagent konnte bei einer Mission getötet werden. Auch wenn die Aufnahmen von China Meres eher darauf hindeuteten, daß sie doch irgendwie überlebt. Doch andererseits machte es nicht wirklich Sinn, in dem betreffenden Raumgebiet wirklich auf die Suche nach der Agentin zu gehen.
Die Wahrscheinlichkeit, das die Agentin überlebt, lag unter zwei Prozent. Dennoch ein Raumschiff dorthin zu entsenden, schien eher wie eine unleidliche Strafaufgabe, die niemand hatte machen wollen. Also übergab man die Mission einfach dem größten Taurischen Helden, und hoffte darauf, daß er nicht noch einmal Mist baute.
Captain Aquilas betrat die Brücke seines Raumschiffes, grinste in die Runde, und eröffnete dann: „Leute, das Oberkommando war anständig genug, uns eine neue Mission zu geben. Nur diesmal nicht innerhalb des Taurischen Raumgebietes, sondern am untersten Zipfel des Allianzraumes.“
Sein Navigator sah nervös auf.
„Sir, ist das ernst gemeint, keiner ihrer sonstigen Scherze?“
Der gestandene Captain lächelte immer noch zerknirscht.
„Lieutenant, das Oberkommando scherzt mit uns nicht. Es mag mich nur nicht!“
Der Navigator sah von seinem NavCom auf und sah seinen Captain verblüfft an.
„Diesmal so unverblümt, Sir?“
Suga Aquilas nickte, dann warf er das Pad auf die Konsole.
„Da steht alles drin. Schauen sie es sich genau an. Und merken sie sich die Koordinaten. Am meisten würde ich mich ja darüber freuen, wenn sie so freundlich wären, für die restliche Besatzung einmal im Holo darzustellen, wohin man uns diesmal schickt!“
Der Navigator sah verwundert zu seinem Captain.
„Sir, sie hören sich nicht frustrierter als sonst an. Ist es dermaßen schlimm?“
Suga Aquilas nickte nur.
06. Februar 2185
Der Flug vom Erdmond hinüber zum Nachbarplaneten Mars verlief vollkommen normal. Tarja Da’Han hatte vom Adjudanten des Admirals ein Ticket für den normalen Marszubringer erhalten. Dieser Flug dauerte geschlagene achtzehn Stunden, bot aber den Vorteil, das die frischgebackene Captain unterwegs ein wenig ausruhen konnte.
Tarja Da’Han fühlte sich alles andere als mies, wenn sie daran dachte, das ihr Gatte sich wieder einmal mit ihrer Mutter abmühen mußte. Auch wenn die junge Frau ihrer Mutter schon einiges verziehen hatte, über eines war sie ihr gegenüber niemals hinweg gekommen. An eben jenen Umstand, das sie sich niemals die Mühe gemacht, nach ihrem Vater zu suchen.
Jetzt, wo Tarja selbst Mitglied bei der MEGA war, standen ihr Informationsbeschaffungswege offen, die normale Menschen kaum zur Verfügung hatten. Natürlich hatte sie während ihrer langen Dienstzeit auf der MSS Lincoln mehrmals an das taurische Oberkommando wegen ihres Vaters entsprechende Anträge gestellt. Doch das taurische Oberkommando mauerte genauso, wie es auch die MEGA tat, wenn ihr Nachname bei einem Gespräch fiel.
An für sich war das nicht besonders schlimm, doch die junge Frau hatte in den letzten dreizehn Jahren lernen müssen, das nicht alles so schien, wie es war. Und nicht alles so war, wie es schien. Ein Geheimnis umgab ihre Familie, zumindest ihren Vater, und die gesamte Welt wollte nicht darüber reden.
Normalerweise wäre dies Tarja Da’Han vollkommen egal gewesen, doch der längere Flug hinüber zum Mars riß diese alten Wunden wieder auf. Es ging ihr nicht in den Kopf, weshalb man so ein Geheimnis um den Verbleib ihres Vaters machte. Jetzt, wo sie selbst Captain eines MEGA-Explorers war, dürften sich ihre Kontakte endlich auszahlen. Die Frage war halt nur, wie klug es war, den MEGA-Direktor mit dieser einfachen Anfrage zu belästigen. Nahm man die Leistungen der solaren Geheimdienste zurück, und überließ das Feld der MEGA, stellte sich schon ziemlich schnell heraus, daß es im Solsystem eigentlich nur zwei Parteien gab, die über alles, was in der Galaxis stattfand, wirklich Bescheid wußten.
Das war zum einen der sich im Schatten haltende SSD, der die dumme Angewohnheit hatte, immer dann aufzutauchen, wenn man ihn am allerwenigsten gebrauchen konnte. Tarja Da’Han hatte selbst bereits erfahren, zu was der wohl effektivste Geheimdienst des Solsystems fähig war. Dagegen waren die Aktionen, zu denen die MEGA offiziell berufen schien, richtig harmlos zu sein.
Der Anflug des Personenraumschiffs auf die Hauptstadt des Mars, die direkt am Olympus Mons gegründet und gehalten war, war jedes Mal eine besondere Augenweide. Auf der einen Seite konnte man genau sehen, wie das halbe Dutzend Ozonerien mittlerweile die Marsatmosphäre so verdichtet hatten, das auf dem Mars wieder Verbrennungsmotoren benutzt werden konnten. Am Stadtrand, und an dem zentral gelegenen Stadtpark, sproßen grüne Gräser bis zu einem halben Meter hoch.
Die Ozonerien waren noch vor zwanzig Jahren, als sie gerade aufkamen, gewaltige Maschinen gewesen, die Unmengen von Sauerstoff herstellen konnten. Inzwischen waren die Anlagen kleiner, schlanker, formvollendeter. Eine Ozonerie der neuen Bauweise war dazu in der Lage, innerhalb von nur wenigen Stunden genug Luft und Luftdruck zu erzeugen, das der Boden des Mars allmählich eine Atmosphäre bekam, die auch für Mensch und Tier atembar war.
Der Pilot der Personenfähre flog noch einmal eine Schleife um den zentralen Raumhafen der Hauptstadt, bevor er mit dem eigentlichen Landeanflug begann. Die Fähre sank langsam, und man konnte immer mehr Details der marianischen Hauptstadt erkennen. Im Gegensatz zu irdischen Städten gab es auf dem Mars keine wirkliche Höhenbegrenzung, wenn es um den Bau von Häusern ging. Der Raumhafen lag im Westen der Stadt und war durch den breiten Canali von der eigentlichen Stadt getrennt. Hier gab es für die Passagierfähren von der Erde entsprechende Landeplattformen. Tarjas Blick ging noch einmal auf die Stadt hinunter.
Es mochte so etwas wie ein gemeiner Treppenwitz sein, doch das MEGA-Hauptquartier war deutlich zwei Stockwerke höher als der Regierungspalast im genauen Zentrum der Stadt. Das MEGA-HQ lag gerade einmal zweihundert Meter östlich davon, und war mit seinem vielen verspiegelten Glas das deutlich beeindruckendere Gebäude.
Die Passagierfähre ging noch ein wenig runter, bevor sie ihren Vorwärtstrieb stoppte und dann einfach nur senkrecht nach unten sank. Tarja Da’Han genoß das Gefühl. Auf dem Mars, bei dessen deutlich höheren Gravitation als auf dem Mond, fühlte es sich irgendwie besser an.
Die junge Captain war ohne zusätzliches Gepäck angereist. Ihr Flugsack wartete noch im Büro von Admiral Miles. Sie kannte den alten Jefferson gut genug, um zu wissen, das er ihr Gepäck an Bord der Ex 1135 Norway schaffen lassen würde.
Tarja blickte auf ihren Chronometer, der in ihre Uniform auf Höhe des Handgelenks in ihre Uniform eingearbeitet war. Das Design war vielleicht nicht unbedingt ansprechend, doch es funktionierte. Die junge Frau war nach einem achtzehn-Stunden-Flug auf dem Mars angekommen.
Nicht wirklich eine schlechte Zeit, aber auch nicht unbedingt die Bestzeit, zu der die Passagierfähre fähig wäre. An Bord der Fähre waren nicht viel Passagiere gewesen. Vielleicht ein Dutzend bei einer Transportfähigkeit von vielleicht hundert Stück.
Es dauerte einen Moment, bis sie sich mit ihrem MEGA-Ausweis den Weg freigemacht hatte, und schließlich vor dem Raumhafen stand. Es sah der MEGA nicht ähnlich, extra einbestellten Besuchern eine Limousine zu schicken, damit diese so schnell wie möglich ins Hauptquartier kamen.
Vom Raumhafen aus konnte man sehr gut die beiden höchsten Gebäude von Olympus Mons sehen. Da war einmal das Dach des Regierungspalastes, in dem der Präsident der Marsrepublik residierte. Dieser Posten war, wie auch der des lunaren Präsidenten, ein Amt, welches den Amtsinhaber automatisch zu einem Stellvertreter des irdischen Präsidenten machte. Inzwischen war aus dem Solsystem die solare Union geworden. Ein Zusammenschluß aller unabhängigen Habitate, der Kolonien mit der Erde. So war sichergestellt, das die Menschheit immer noch an einem Strang zog. Über allem stand der Präsident der solaren Union, der zwar nicht absolutistisch herrschen konnte, doch schon gewisse Freiheiten hatte, weswegen er sich keine größeren Gedanken machen mußte. Doch den autonomen Kolonien konnte er nichts befehlen oder vorschreiben. Mars und Luna waren nach wie vor unabhängige Kolonien, genauso wie die vielen Habitate, und winzigen Bergbauoperationen im Asteroidenring oder in den Gürteln der Planeten. Gleichberechtigt mit dem Präsidenten der solaren Union stand das Direktorat der MEGA.
Die MEGA war nicht nur die wichtigste und einflußreichste Weltraumorganisation des Sonnensystems, sondern auch eine gewaltige politische und militärische Macht. Ohne die MEGA flog im Prinzip im Solsystem gar nichts. Noch nicht einmal ein Müllfrachter von der Erde zur Rückseite von Caliope. Die MEGA kontrollierte zwar nicht direkt die Raumfahrt, doch kein Raumschiff im Solsystem konnte fliegen, und vielleicht zu langwierigen Missionen aufbrechen, wenn es nicht vorher von einem Technikerstab der MEGA abgenommen worden war.
Die junge Frau ging hinüber zum Taxistand. Die Taxis hatten zwar alle Verbrennungsmotoren, doch schwebten sie beflissentlich knappe fünfzehn Zentimeter über dem Planetenboden.
Tarja Da’Han schaute zum Seitenfenster eines der gelben Taxis hinein und fragte: „Was kostet die Fahrt hinüber zur MEGA?“
Der Taxifahrer, ein wirklich schwarz geratener Mann, lächelte sie mit strahlend weißen Zähnen an, und entgegnete: „Wenn sie einen MEGA-Ausweis haben, müssen sie hier für nichts bezahlen. MEGA-Mitarbeiter dürfen auf dem Mars so gut wie alles frei benutzen!“
Die junge Frau pfiff anerkennend.
„Gut, dann schaffen sie mich hinüber zur MEGA.“, damit zog sie ihre ID-Karte, die ihr in den letzten dreizehn Jahren so vieles ermöglicht hatte.
Der Taxifahrer lächelte sie immer noch an, während er die Beifahrertür öffnete. Dann grinste er, während er mit einem Knopfdruck den Motor seines Fahrzeuges startete.
Tarja Da’Han setzte sich hin, schnallte sich an, da begann das Taxi sich auch schon zu bewegen. Es stieg immer höher und beschleunigte. Tarja Da’Han besuchte nicht zum ersten Mal den Mars. Doch diesmal war es das erste Mal, daß man sie direkt ins MEGA-Hauptquartier vorgeladen hatte. Falsch hatte sie bisher noch nichts gemacht. Deshalb verstand sie das Treffen mit dem aktuellen MEGA-Direktor nicht.
Das Taxi nahm nun richtig Fahrt auf, behielt aber seine Höhe bei. Der Fahrer lächelte sie wieder gewinnend an.
„Ihr erster Besuch hier?“
Die junge Frau schüttelte den Kopf. Dabei fiel ihr auf, das dieser Afrikaner wohl ein wenig älter war, als er wirkte. „Nein, ich ging hier auf die Akademie, als sie noch hinter dem HQ angesiedelt war.“
Der Mann nickte wieder, dann zog er das Taxi aus seiner luftigen Höhe herunter, und blieb keine vier Meter über der regulären Straße, während er den gewonnenen Schwung dazu benutzte, pfeilschnell um irgendwelche Hausecken zu manövrieren.
„Ich glaube, da folgt uns jemand. Der Fahrer ist gut, aber er ist nicht schnell genug!“, merkte der Fahrer dann an.
Tarja Da’Han mußte sich über solche Kleinigkeiten keine Gedanken machen. „Bringen sie mich einfach nur zur MEGA. Ignorieren sie unseren Verfolger. Wenn sie uns etwas tun wollten, hätten sie längst geschossen!“
Der Afrikaner lächelte sie nun amüsiert an.
„Anscheinend wissen sie es nicht. Sollen sie dieses verdammte Expeditionsschiff auf dem Mond übernehmen?“, fragte er dann offen heraus.
Tarja Da’Han blieb der Mund offen stehen.
Zu ihrer Uniform gehörte eigentlich immer eine Seitenwaffe, doch die normale MEGA-Regel sagte, das man in den zivilisierten Städten die Waffe nicht offen tragen durfte.
Tarja Da’Han nickte.
„Genau dies sollte mein nächster Auftrag sein!“
Der Afrikaner lächelte immer noch, riß das Steuer herum und ließ das Taxi geschickt von der Brücke über den Canali springen. Der Boden der Schlucht lag gut zwei Kilometer unter ihnen, doch den Taxifahrer schien dies nicht sonderlich zu interessieren. Noch während sie wie ein Stein zu fallen schienen, riß er das Steuer herum, bremste ab, und brachte das gelbe Taxi unter einem Felsvorsprung zum stehen.
„Deshalb will der Alte sie also sehen, Captain Da’Han!“, eröffnete er dann.
Die junge Frau verstand nicht wirklich.
„Ich bin Gordon Leibowitz von der inneren Abwehr.“, stellte der Afrikaner sich dann vor. „Die MEGA geht davon aus, das der aktuelle Auftrag der beiden neuen Korvetten von irgendeiner Seite sabotiert werden soll. Man hat die EX 1135 bereits einem anderen Captain angeboten. Doch bevor jener die Mission übernehmen konnte, dies war vor ungefähr drei Wochen, wurde seine Jacht im Erdorbit von einer verirrten Rakete getroffen und fast zerstört.“
Die junge Captain schluckte erschreckt.
Leibowitz sah wieder auf seiner Seite aus dem Fenster. Anscheinend war ihr Verfolger nicht in der Lage, ihnen hierhin zu folgen. Der Mann lächelte sie wieder an.
„Sein Nachfolger, das war letzte Woche, und da war anscheinend die Mitteilung an sie bereits raus, hatte weniger Glück. Bei einem Testflug mit einem neuen Hypersonicjäger verklemmte sich dessen Steuerung und der arme Kerl kollidierte mit einem Asteroiden draussen im Ring.“, erzählte er dann.
„Und deshalb schickt mir der Direktor gleich einen Agenten der inneren Abwehr?“
Der Schwarze schüttelte den Kopf.
„Nein, das tat er nicht. Ich bekam den Befehl von Admiral Miles, der sich schon seit einigen Monaten Gedanken darüber macht, was überhaupt vorgeht. Es steht fest, daß es etwas vorgeht. Dazu sind einige viel zu gute Captains, die diese Mission übernehmen sollten, bereits verunfallt. Die Mission wird seit Silvester geplant und ausgerüstet. Aber es fand sich einfach kein Captain, der lang genug am Leben blieb, oder keinen sonstwie gearteten tödlichen Unfall hatte. Außer jenem Captain, der dieses unwahrscheinliche Glück hatte, die Explosion seiner Jacht zu überleben, sind sie die Einzige, die es bisher bis hierher geschafft hat.“
Tarja Da’Han überlegte einen Moment, dann erwiderte sie: „Schöne Geschichte. Und weshalb sollte mich der Direktor wegen dieser Mission einbestellen, wenn ich doch bereits von Admiral Miles gebrieft wurde?“
Das Lächeln erstarb im Gesicht des Schwarzen mit dem polnischen Nachnamen. Gordon Leibowitz fluchte kurz angebunden. Nicht sehr marisanisch, und noch viel weniger menschlich. Die Menschen hatten sich seit der Vertreibung der Dissidenten das Fluchen weitgehend abgewöhnt.
„Also haben die es irgendwie mitgekriegt, das sie nun dieses Himmelfahrtskommando fliegen sollen.“, meinte der Mann endlich.
„Leibowitz, würden sie mir bitte erklären, was hier wirklich vorgeht? Was ist so wichtig an dieser Mission, das deshalb bereits mehrere Captains sterben mußten?“, fragte sie aufgebracht.
Der Agent der inneren Abwehr lächelte sie wieder schief an.
„Genau das ist das Problem. Wir von der inneren Abwehr haben zuerst nach Gestaltswandlern gesucht, aber keine gefunden. Danach sind wir sämtliche Verbündete durchgegangen, doch auch diese Suche blieb erfolglos.“
Die junge Frau begriff mit einem Mal.
„Ich glaube, sie gehen von der falschen Prämisse aus. Sie sagen, sie gehen davon aus, daß es jemand von außen ist, der unsere Captains umbringt. Schon einmal daran gedacht, daß es auch jemand aus dem Inneren sein kann?“
Leibowitz erbleichte.
„Sie meinen jemand von der MEGA selbst?“
Die junge Captain nickte.
„Alles andere wäre unlogisch. Es muß jemand aus dem inneren Zirkel sein. Ich bin nur ein einfacher Captain, der für diese Mission rekrutiert wurde. Und ich werde diese Mission fliegen!“
Der Schwarze nickte.
„Wir warten hier jetzt noch eine halbe Stunde, dann bringe ich sie wieder nach oben, und zum Hauptquartier. Sie sollten dem Direktor davon erzählen, das sie verfolgt wurden. Vielleicht offenbart er ihnen dann, worum es bei dieser Mission wirklich geht.“
Tarja Da’Han lächelte ihn nun ihrerseits ein wenig schief zurück.
„Laut meines Wissens geht es nur darum, einige gravitonische Anomalien in achtzehn Sektoren zu kontrollieren. Ich habe noch nicht einmal eine genaue Liste der Sektoren gesehen, die ich abfliegen soll. Und selbst wenn ich eine große Korvette zur Verfügung habe, bedeutet dies nicht, daß ich mit meiner Mission wirklich Erfolg habe.“
Leibowitz lächelte zuversichtlich.
„Nur Gravitationsanomalien? Um mehr geht es nicht?“
Die junge Frau nickte wieder.
„Wenn es weitere Missionsparameter gäbe, wären sie mir bereits mitgeteilt worden. Doch Admiral Miles sagte eindeutig, daß es nur um gravitonische Anomalien ginge, die vermessen werden sollten. Und die neuen Korvetten sind nun einmal optimal für eine solche Mission geeignet. Ihre Sensorenphalanxen sind breit genug, um wirklich jede Anomalie knacken zu können. Wenn man weiß, wie man sie konfiguriert!“
Der Schwarze erbleichte wieder.
„Alle ihre Vorgänger hatten Erfahrung darin, die Sensoren entsprechend kalibrieren zu können!, merkte er dann an.
Tarja Da’Han schüttelte lachend den Kopf.
„Dann habe ich Glück und bin nicht weiter in Gefahr. Ich verstehe mich darauf nicht. Mein letztes Kommando war der Posten des XO auf einem Schulungsschiff. Und dort werden solche Praktiken nicht gelehrt.“
Leibowitz schien beruhigt, startete den Motor des Taxis wieder, und beschleunigte erneut. Dann flog er einen wirklich schrägen Bogen, um wieder auf die Oberseite des Canali zu kommen. Es dauerte keine weiteren fünf Minuten, dann konnte die junge Captain vor dem Hauptportal der MEGA aussteigen.
Sie näherte sich bereits dem polarisiertem Glas des automatischen Eingangs, als ihr etwas auffiel. Es war nur eine Kleinigkeit gewesen. Der Agent der inneren Abwehr hatte seinen Namen vollständig genannt. Normalerweise hätte er dies nicht tun dürfen. Die MEGA hatte in dieser Hinsicht gleichfalls ziemlich starre Regeln. Es konnte ja sein, das diesem Agenten ein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen war, doch irgendwie konnte dies die junge Frau nicht glauben.
Tarja Da’Han durchschritt das gläserne Portal und befand sich nun im eigentlichen MEGA-Hauptquartier. Sofort kam eine junge Sekretärin, die vielleicht zehn Jahre jünger als sie selbst war, auf sie zu. Lächelnd und mit offenen Armen.
Die junge Captain lächelte ebenfalls, dann sagte sie: „Der Herr Direktor erwartet mich. Und behalten sie das Taxi vor der Tür im Auge.“
Die junge Frau schüttelte den Kopf.
„Das Taxi flog direkt wieder ab, kaum das es sie abgesetzt hat!“, bemerkte die andere junge Frau dann.
Tarja Da’Han drehte sich um. Das Lächeln in ihrem Gesicht war gestorben. Einen schnellen, kalten, Tod.
„Bringen sie mich zum Direktor, sofort!“, forderte sie.
Und die jüngere Frau gehorchte direkt dem Befehl.
10. Februar 2185
Bevor Carter Williams, seines Zeichens der neue Chefingenieur der EX 1135 Norway, endlich den geplanten Besuch bei seiner Schwiegermutter und den Kindern in Tokio machen konnte, blieb an ihm die erste Schiffsinspektion hängen. Diese Inspektion entsprach den normalen Gepflogenheiten in der MEGA. Chefingenieure wurden grundsätzlich dazu angezhalten, ihre Raumschiffe gut genug zu kennen, das sie ihr technisches Personal entsprechend anleiten konnten.
Der Flug von Interplanar XIV war nicht lang genug gewesen, um sich wirklich ein Bild der Bordtechnik machen zu können. Also blieb Commander Williams keine andere Wahl als selbst in die Werft hinüber zu fahren, um sich die verbauten Maschinen selbst anzuschauen.
In der modernen Raumfahrt oblag nicht nur die Antriebssicherheit dem Chefingenieur eines Raumschiffes, sondern alles, was auch nur im entferntesten mit der an Bord verwandten Technologie zu tun hatte. Dies bedeutete, das die Wartung des Zentralcomputers auch in seinen Aufgabenbereich fiel, die einfache Eelektronik, die dafür sorgte, das der Schiffsaufzug funktionierte, und noch mehr solcher Kleinigkeiten, die sich schließlich ziemlich aufsummierten.
Commander Williams betrat über das Untergrundbahnsystem den Werftbereich des Mond. In diesem Teil von Armstrong war er schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gewesen. In den letzten Jahrzehnten hatte sich dieser Beriech der Mondstadt gewaltig verändert. Nicht nur die Ozonerien hatten das Stadtbild gewandelt, sondern auch die Ausweitung der Werft weit über den alten Landepunkt der ersten menschlichen Landefähre hinaus. Ungefähr hundert Meter über ihm befand sich der Armstrong Park, das eigentliche Zentrum der Mondstadt. Dort wurde die alte Landefähre in einem Gebiet mit künstlichen Vakuum konserviert. Der erste Fußabdruck eines Menschen war dort immer noch im Mondstaub zu sehen. Durch ein besonderes Glas davor geschützt, vom Mondstaub zugeweht zu werden.
C arter Williams konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Dies war nun schon der vierte Tag, an dem er den Werftarbeitern auf die Finger sehen mußte. Der Start war zwar erst für den ersten März geplant, und sie bekamen so eine weitere Woche Zeit, doch an der MKO schien wirklich nichts wirklich richtig zu funktionieren.
Eine MKO war eine mittlere Korvette. Ein wenig größer und schwerfälliger als der einfache Korvettentyp, dafür aber mit einer deutlich hochwertigeren Bewaffnung ausgestattet. Commander Williams fluchte still in sich hinein. Mittlere Korvette!
Er mochte Späße, jedoch nicht auf Kosten einer Besatzung, die zudem noch auf einen Spezialeinsatz entsandt werden sollte. Das, was die MEGA-Regeln als mittlere Korvette verkauften, war ein sowohl stilistisch, als auch technisch gesehen, ein mittlerer Albtraum.
Das Raumschiff entsprach nicht so wirklich den regulären Baumustern. Und das sah in jenen Tagen wie folgt aus. Es gab ein gut sichtbares Heck, in dem sich der Antriebsbereich befand, dem schloß sich ein multifunktionieller Mittelteil an, und dann folgte, je nach Aufarbeitung, entweder ein massives Brückenmodul, oder eine Raumschiffnase, die vor Bewaffnung nur so strotzte.
Die MKO 1135 war nichts von all dem.
Ein Werftmechaniker hatte schon den Spitznamen „Praline“ geprägt. Ganz so falsch war das nicht. Immerhin sah die Schiffsform wirklich so aus, als wäre sie eine gewaltige überzuckerte Praline. Es gab zwar ein Heck, in dem sich ein Triebwerk befand, doch dieser Bereich des Raumschiffes war wirklich abenteuerlich entworfen worden. Egal, wer diesen Entwurf entwickelt hatte, ignorierte einige Grundlagen der modernen Raumfahrt. Jedenfalls machte es direkt diesen Eindruck. Dieses Raumschiff war, grob gesagt, ein technischer Albtraum.
Nichts gegen die Antriebstechnologie, die Verwendung fand. Das modernste, aktuell verfügbare Plasmatriebwerk der Allianz war verbaut worden. Doch nicht nur einmal, sondern ein gutes Dutzend Mal. Nichts war gegen genug Energie einzuwenden, wenn man nicht bei dem eigentlichen Antriebssystem vom chemischen zum elektrostatischen gewechselt hätte. Insgesamt wurde das Raumschiff bei seiner gewaltigen Masse zwar schneller, doch das Steuern würde ein wenig schwieriger werden. Mit einem Standardpiloten kam man da nicht sonderlich weit. Dieses Expeditionsraumschiff würde man wie einen ganzen Container roher Eier beim Start behandeln müssen. Selbst bei vernachlässigbarer, niedriger, Schwerkraft, würde ein Start nicht eben leicht werden. Und dabei war die Zuladung noch nicht wirklich berücksichtigt worden.
Der PLT MK VIII, der Verwendung fand, war zwar ein wirklich gutes Antriebssystem, aber er war nicht auf solche Schiffskörper ausgelegt. In einem normalgebauten Raumschiff würde ein solcher Antriebsblock zu erreichen, um selbst höhere Hyperraumgeschwindigkeiten zu erreichen, aber in der Praline, wie sie Commander Williams inzwischen selbst nannte, war eine solche Maßierung von Energie ein wirkliches Spiel mit dem Feuer, vor allem, wenn man sich einmal ansah, wo die Techniker die wichtigsten Drucktanks untergebracht hatten. Auf einem Drittel des Raumschiffes erwies sich das Turboliftsystem als vollkommen irrelevant, weil die Schäfte zwischen gewaltigen Druckmassentanks entlangliefen. Käme es dort zu einem Störfall, würde man das gesamte Raumschiff verloren geben müssen. Eine Detonation in diesem Schiffsbereich würde definitiv die komplette Vernichtung nach sich ziehen. Die Besatzung besaß so gut wie keine Überlebenschance. Da war es sogar irrelevant, daß sich auf den vorgeschriebenen Mannschaftsdecks noch nicht einmal genug Rettungskapseln befanden.
Commander Williams wollte nicht weiter darüber nachdenken.
Mit festem Schritt betrat er den Werfthangar, in dem gerade die letzten Abschlußarbeiten an dem gewaltigen Raumschiff vorgenommen wurden. Die „Praline“ mit ihren achtundzwanzigtausendfünfhundertfünfzig Bruttoregistertonnen war aktuell wohl eines der gewaltigsten Raumschiffe in der gesamten MEGA-Flotte. Das Raumschiff reichte hundertfünfzig Meter in die Höhe, und maß in seiner Breite zweihundertfünfzig Meter. Die eigentliche Auflagefläche war jedoch nur hundertfünfzig Meter im Durchmesser. Damit ergab sich der lächerliche Umstand, daß das Raumschiff aufgrund seiner Breite, die weitere einhundert Meter ausmachte, nur sehr schlecht auf einem Planeten landen konnte. Das Raumschiff mußte im Hoovermodus gehalten werden, da die implantierten Landefüße eindeutig nicht in der Lage waren, die restliche Masse entsprechend zu tragen.
In den Augen des Chefingenieurs des Raumschiffes war dieser gesamte Explorerentwurf ein Griff ins Klo. Um es einmal höflich auszudrücken. Zwar hatte man darauf geachtet, das der Schwerpunkt dort lag, wo er nach vernunftbegabter Intelligenz auch liegen sollte, doch das gesamte Raumschiff würde im Falle seiner vollständigen Ausstattung definitiv zu schwer geraten, um eine Planetenlandung wirklich gewährleisten zu können. Commander Williams hielt der Konstruktionsabteilung ihre Kreativität nicht vor, aber er bezweifelte, das dieser Raumschifftyp wirklich die Leistung erbringen konnte, die er wirklich erbringen müßte.
Carter Williams schritt an dem Chefingenieur der lunaren Werft vorbei. Sein Blick behielt die instabilen Standfüße des Kolosses im Blick. Endlich schien ihn der Kollege der Werft zu bemerken, denn der Chefingenieur kam direkt an seine Seite gerannt.
Auch dieser MEGA-Mann machte keinen sonderlich glücklichen Eindruck. „Aye, Commander.“, begrüßte ihn der andere.
Carter sah den Mann in seinem weißen Kittel nur verwirrt an.
„Sind sie mit dem Problem, welches ich gestern gefunden habe, weiter gekommen? Oder wollen sie uns wirklich damit starten lassen?“
Der Ingenieur sah ihn ein wenig peinlich berührt an.
„Sir, wir haben uns darum gekümmert. Mein technischer Stab kam auf die Idee, in den wenigen Freiräumen, die wir noch haben, GravGeneratoren unterzubringen. Damit wären sie in der Lage, das Gewicht des Raumschiffes im Falle einer planetaren Landung zumindest teilweise zu reduzieren.“
Williams traute seinen Ohren kaum.
„Mitten in der Antriebssektion? Haben sie noch ihre Sinne beeinander? Das zerreißt mir den kompletten Triebwerksblock. Sie kennen doch die Taurischen Reaktoren. Sie müssen in einem völligen statischen Gleichgewicht gehalten werden. Lassen sie die bereits installierten Generatoren wieder herausreißen, und bringen sie sie am nächsten freien Deck obendrüber wieder an.“
Der Ingenieur lächelte zaghaft.
„Zwischen den Drucktanks für die Reaktoren?“, fragte er nach.
Commander Williams nickte.
„Ja, genau dort. Da sind sie nicht im Weg, da die Drucktanks nur einmal in der Woche gecheckt werden müssen. Bei dieser Kontrolle kann dann auch gleich der GravGen überprüft werden. So vermeide ich irgendwelche Unfälle an Bord. Es sei denn, ich habe einen wirklichen Bruch in einem dieser gewaltigen Tanks.“
Der Ingenieur nickte, drehte sich dann halb um und schrie seinen Helfern ein Haufen Befehle zu. Dann wandte er sich wieder an den Chefingenieur der EX 1135.
„Sir, es gibt da noch etwas!“
Carter Williams sah dem Mann nun fest in die Augen.
„Sie haben noch etwas gefunden, was meinen Unmut steigern könnte?“
Der Weißkittel nickte.
„Ja, wir haben schon begonnen, das bestellte Material einzulagern. Dabei fiel uns auf, das die Laderaumklappen, vor allem der wirklich großen Laderäume, nicht wirklich stabil sind. Wir mußten sie verstärken, was nun Energie vom eigentlichen System abzieht. Die Software haben wir bereits angeglichen, und einigen meiner Ingenieure schwebt bereits die Idee eines Kraftfeldes vor, welches den kompletten Schiffskörper stabilisieren könnte. Doch um das zu installieren bedarf es ihrer Zustimmung als Chefingenieur der Korvette.“
Carter Williams war nun wirklich überrascht.
„Ein strukturverbesserndes Feld?“
Der Ingenieur nickte.
„Ja, einer meiner Untergebenen kam darauf, nachdem er nicht nur sah, wie sich bestimmte Schiffsbereiche beim Beladen verzogen haben. Wir können das System auch noch hinterher installieren, doch wenn wir es jetzt einfügen, wären wir in der Lage, dieses Strukturintegritätsfeld so zu konfigurieren, das zumindest ihre Bedenken, was die Stärke des Antriebs betrifft, ein wenig gemindert würden.“
Commander Williams sah den deutlich jüngeren Mann überrascht an.
„Doktor Jeffries, die Idee ist wirklich gut. Installieren sie das Feld, und berechnen sie, wie viel Energie es von der Insgesamtleistung abnimmt!“
Ingenieur Jeffries lächelte schüchtern, dann entgegnete er: „Die Berechnungen haben wir bereits gemacht. Und dabei haben wir festgestellt, daß die Konstruktionsabteilung bei diesem Korvettentyp es entweder zu gut meinte, oder die Konstruktion ursprünglich für etwas Anderes vorgesehen war.“
Nun wurde der MEGA-Ingenieur hellhörig. Aus den Werften hörte man selten genug Widerworte gegen die Konstruktionsabteilung der MEGA. Nur ganz selten meldeten die Werften einmal an, wenn eine Konstruktion nicht so erfüllt werden konnte, wie sie vorgesehen war. In einem solchen Fall wurde ein Ingenieur aus der Entwicklungsabteilung in die Werft geholt, damit jener erklärte, wie man sich den Aufbau des Schiffskörper dort vorgestellt hatte.
Carter Williams lächelte schief.
„Sie denken, dieser Raumschifftyp hatte vorher eine andere Mission, als uns als Expeditionsraumschif zu dienen?“
Der Ingenieur der Lunawerft nickte wieder.
„Meine Vermutung ist, das man diesen Raumschifftyp eigentlich als Einheiten geplant hatte, um damit andere Welten zu besetzen. Es sind genug freie Sektionen im grundsätzlichen Bauplan vorhanden, das man es mit Waffensystemen zupflastern kann. Überall kann man entsprechende Sektionen einrichten. Dieses Raumschiff diente ursprünglich wohl eher als Besatzungsbastion. Dementsprechend übertrieben ist auch seine Panzerung. Die komplette Außenhülle ist gepanzert. Selbst die Bereiche, die wir normalerweise aus Sicherheitsgründen nicht panzern würden.“, erklärte er.
Commander Williams besah sich aus dieser Entfernung von vielleicht fünfzig Metern noch einmal den Schiffskörper. Der Ingenieur hatte Recht. Die „Praline“ bot sich gerade zu an, als massive landbare Bastion verwandt zu werden. Also alles andere als ein friedfertiger Raumschifftyp.
„Haben sie sonst nich etwas anzumerken? Ich vermute ja schon fast, das sie an dem Entwurf noch mehr auszusetzen haben!“
Der lunare Ingenieur nickte wieder.
„Das Schwesterschiff, beziehungsweise, die anderen Schwesterschiffe, inklusive des Prototypen, wurden in der MEGA-Werft auf dem Mars gebaut. Als wir vor sechs Wochen die Meldung erhielten, das wir die EX 1135 um- und aufrüsten sollten, begriff ich es nicht ganz. Inzwischen habe ich mir ihre eigenen Überarbeitungen der letzten Tage angesehen, und auch meine Leute angehalten, mit guten Ideen rüberzukommen. Hätten wir das Raumschiff entwickelt und gebaut, würde es ein wenig anders aussehen. Jedenfalls wissen sie jetzt, daß sie eine Stellung verdammt lange halten können, Sir.“
Carter Williams lächelte bei diesen Worten nicht zurück.
„Richten sie das strukturintegrierende Feld an Bord ein. Und dann überprüfen sie mir jede Verbindung, ob sie dieser zusätzlichen Belastung standhält. Die zusätzlichen Gravgeneratoren bringen sie bei den Massetanks an. Ich kenne die Werte des PLT Mk VIII. wir werden niemals so viel Reaktionsmasse benötigen, selbst dann nicht, wenn ich alle Triebwerke ein Jahr auf Volllast laufen lasse.“
Der lunare Ingenieur nickte wieder.
„Bei diesem Raumschifftyp hat man auf die Bussard-Kollektoren verzichtet. Wahrscheinlich dachte man deshalb daran, diese gewaltigen Tanks zu verbauen. Anders lassen sich diese groben Fehler in der Konstruktion nicht erklären.“
Commander Williams lachte nun doch wieder.
„Und ihre Berechnungen haben ergeben, das wir die zusätzlichen GravGeneratoren und das Strukturintegrale Feld an Bord locker mitbetreiben können? Ohne auch nur in Schwierigkeiten wegen unseres Energieverbrauchs zu kommen?“
Der Ingenieur nickte wieder.
„Das Antriebssystem ist so gebaut, als wolle man damit einen sehr langen Langstreckenflug hinter sich bringen. Also mindestens ein Flug bis nach Andromeda. Die Hälfte der Antriebssysteme hätten ausgereicht, selbst für einen solchen Flug. Aber man vergißt ein strukturintegrales Kraftfeld, um das Raumschiff verzugsfrei zu halten. Irgendwie paßt das nicht. Hinzu kommt, das ihr Raumschiff so modular aufgebaut und entworfen wurde, das man es mit nur einem oder zwei Versorgungstransporten in eine waffenstarrende Festung umbauen kann. Selbst mit Bordmitteln wäre dies dann ohne weiteres möglich. Was sie da haben ist ein Kriegsschiff, welches sich als Explorer tarnt.“
Commander Williams dachte an den Bericht, den er gezwungen wäre, zu verfassen. Auch wenn die MEGA ihn nur archivierte, und er nicht gelesen würde, war klar, das er solche Äußerungen dort nicht unterbringen konnte. Dieses Raumschiff war von der Prototypflotte freigegeben worden. Entweder wußte man dort, um was es sich handelte, oder die gesamte MEGA wurde hinters Licht geführt.
„Ingenieur Jeffries, wissen sie, wie viele Raumschiffe diesen Typs es bereits gibt?“, wollte er wissen.
Der junge Mondbewohner schluckte, dann überschlug er kurz im Kopf die Zahlen, und entgegnete: „Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es nur fünfunddreißig Raumschiffe diesen Modells. Die restlichen MKO’s, die registriert sind, folgen einem anderen Baumuster. Die sehen wie richtige Raumschiffe aus.“
Commander Williams mußte nicht weiter nachfragen. Wenn die MEGA für einen solchen Raumschifftyp so viel Geld rauswarf, aber die Hälfte der lebenswichtigen Systeme vergaß, gab es einen anderen Grund, weshalb man diese Raumschiffe mit solch massiven Energieversorgungsanlagen ausstattete.
Carter Williams selbst wollte es nicht glauben.
Die Menschheit, die Allianz, bereitete sich auf einen Krieg vor. Doch keinen einfachen, normalen Sternenkrieg, sondern auf eine ziemlich brutale Eroberungsgeschichte. Irgendwer sah in den Reihen der MEGA Gespenster. Und war deshalb so in Panik, das er einen solchen Entwurf einfach durchwunk.
Das machte keinen Sinn.
Die Allianz war so stabil, wie schon seit Jahren nicht mehr. Selbst die Krise mit den Adhara hatte sich am Ende in etwas aufgelöst, was man durchaus als positives Ende ansehen konnte. Gleichzeitig wurde mit dieser Krise aber auch klargestellt, daß man nicht wirklich allein in der Galaxis war.
Chefingenieur Williams mußte nicht weiter darüber nachdenken. Die MEGA bereitete sich auf einen Krieg vor, obwohl es keinerlei Anzeichen für ein solches Debakel gab. Dies war nicht nur unlogisch, sondern auch leichtsinnig, schon jetzt die Flotte dementsprechend aufzurüsten.
Die Galaxis Milchstraße ist eine alte Galaxis, auch wenn die lokale Gruppe insgesamt noch gar nicht so alt ist. Entscheidend ist hierbei jedoch der Umstand, das die großen Galaxien der lokalen Gruppe, von denen es insgesamt drei von siebenundzwanzig Mitgliedern dieser kleinen Galaxienhäufung gibt, eine gänzlich andere Entwicklungsgeschichte durchlaufen, als die kleineren Mitglieder der Gruppe insgesamt.
Die großen Galaxien bringen deutlich mehr Leben hervor, welches sich mehr differenziert, und deshalb auch eine höhere Diversität aufweist. Dies hat zur Folge, das schon in der Frühzeit von Andromeda, Milchstraße und jener dritten, namenlosen Schwester, ziemlich schnell intelligentes Leben entwickelte, ausbreitete, und dann entweder unterging, oder die Heimatgalaxis mit unbekannten Ziel verließ.
In der Milchstraße gibt es Legenden darüber, das es einmal eine Zeit gegeben hatte, in der es weder Speziesverbünde gab, sondern alle existierenden Spezies nur um ihrer Selbst um das Überleben in der Galaxis kämpften. Loyalität, Partnerschaft, gegenseitiges Vertrauen, waren in jenen Zeiten Mangelware. Dies lag aber auch vornehmlich daran, daß die damaligen Lebensformen alle in irgendeiner Form exotisch waren.