Delila und der Raummonteur - Robert A. Heinlein - E-Book

Delila und der Raummonteur E-Book

Robert A. Heinlein

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Beschreibung

Frauenquote

Gloria Brooks McNye ist Kommunikationsingenieurin und heuert als einzige Frau auf einer Raumstation an – sehr zum Missfallen ihres direkten männlichen Vorgesetzten. Dass es jedoch nicht schaden kann, eine Frau mit an Bord zu haben, muss dieser sehr schnell feststellen …

Die Kurzgeschichte „Delila und der Raummonteur“ erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories und Romanen von Robert A. Heinlein auch in dem Sammelband „Die Geschichte der Zukunft“ enthalten. Sie umfasst ca. 19 Buchseiten.

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Seitenzahl: 74

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ROBERT A. HEINLEIN

DELILA UND DER RAUMMONTEUR

KURZGESCHICHTE

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

DAS BUCH

Gloria Brooks McNye ist Kommunikationsingenieurin und heuert als einzige Frau auf einer Raumstation an – sehr zum Missfallen ihres direkten männlichen Vorgesetzten. Dass es jedoch nicht schaden kann, eine Frau mit an Bord zu haben, muss dieser sehr schnell feststellen …

Die Kurzgeschichte »Delila und der Raummonteur« erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories und Romanen von Robert A. Heinlein auch in dem Sammelband »Die Geschichte der Zukunft« enthalten.

DER AUTOR

Robert A. Heinlein wurde 1907 in Missouri geboren. Er studierte Mathematik und Physik und verlegte sich schon bald auf das Schreiben von Science-Fiction-Romanen. Neben Isaac Asimov und Arthur C. Clarke gilt Heinlein als einer der drei Gründerväter des Genres im 20. Jahrhundert. Sein umfangreiches Werk hat sich millionenfach verkauft, und seine Ideen und Figuren haben Eingang in die Weltliteratur gefunden. Die Romane »Fremder in einer fremden Welt« und »Mondspuren« gelten als seine absoluten Meisterwerke. Heinlein starb 1988.

www.diezukunft.de

Diese Erzählung ist dem Band Robert A. Heinlein: »Die Geschichte der Zukunft« entnommen.

Titel der Originalausgabe: Delilah and the Space-Rigger

Aus dem Amerikanischen von Rosemarie Hundertmarck

Copyright © 1949 by McCall Corporation, Inc.

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Covergestaltung: Stardust, München

Satz: Schaber Datentechnik, Wels

ISBN: 978-3-641-16971-8

Sicher, wir hatten Schwierigkeiten beim Bau von Raumstation eins – aber nur solche, die uns die Menschen machten.

Natürlich ist es kein Kinderspiel, eine Station zweiundzwanzigtausenddreihundert Meilen draußen im Raum zu errichten. Die technische Leistung war gewaltiger als beim Bau des Panama-Kanals, der Pyramiden und sogar des Susquehanna-Reaktors. Aber »Tiny« Larsen baute sie – und eine Aufgabe, die Tiny in Angriff nimmt, wird auch erledigt.

Ich lernte Tiny als Abwehrspieler bei einer Halbprofi-Basketballmannschaft kennen, womit er sich das Studium am Oppenheimer-Technikum verdiente. Danach arbeitete er jeden Sommer für mich, bis er sein Examen bestanden hatte. Er blieb im Baugeschäft, und am Ende arbeitete ich für ihn.

Tiny fing mit einem Auftrag erst an, wenn er die Planung bis ins Letzte ausgefeilt hatte. Bei der Station gab es ursprünglich Arbeitsvorgänge, für die man sechsarmige Affen statt erwachsenen Männern in Raumanzügen gebraucht hätte. Tiny fand solche Schlampereien heraus. Nicht eine einzige Tonne Material wurde in den Himmel geschickt, bis er mit den Berechnungen und Zeichnungen zufrieden war.

Kopfschmerzen konnten wir jedoch immer noch der Menschen wegen bekommen. Wir hatten ein paar verheiratete Männer dabei, aber zumeist waren es wilde Burschen, angelockt von der hohen Bezahlung und dem Abenteuer. Einige waren verkrachte Raumfahrer. Einige waren Facharbeiter, zum Beispiel Elektriker oder Mess- und Regeltechniker. Etwa die Hälfte waren Tiefseetaucher und an das Arbeiten in Druckanzügen gewöhnt. Es gab Unterwassertunnelbauer und Monteure und Schweißer und Schiffsschlosser und zwei Zirkusakrobaten.

Vier davon warfen wir wegen Trunkenheit während der Arbeitszeit hinaus. Tiny musste einem den Arm brechen, bevor er draußen blieb. Was uns Sorgen machte, war die Frage: Wo bekamen sie das Zeug her? Dann kamen wir dahinter, dass einer der Schiffsschlosser einen wärmelosen Destillierapparat gebaut hatte, indem er das Vakuum rings um uns benutzte. Er produzierte Wodka aus Kartoffeln, die aus dem Lebensmittellager geklaut waren. Ich entließ ihn zwar ungern, aber er war doch etwas zu schlau.

Da wir die Erde alle vierundzwanzig Stunden einmal umkreisten und alles schwerelos schwebte, sollte man meinen, Würfelspiele seien unmöglich gewesen. Aber ein Funker namens Peters kam auf den Trick, Stahlwürfel und ein magnetisches Brett zu nehmen. Außerdem hatte er das Zufallselement ausgeschaltet, und so feuerten wir ihn.

Wir wollten ihn mit dem nächsten Versorgungsschiff, der R. S. Half Moon, zurückschicken. Ich war gerade in Tinys Büro, als sie die Raketen zündete, um sich unserm Orbit anzupassen. Tiny schwamm ans Bullauge. »Lassen Sie Peters holen, Dad«, sagte er, »und geben Sie ihm den Laufpass! Wer ist sein Ersatzmann?«

»Ein gewisser G. Brooks McNye«, antwortete ich.

Eine Leine schlängelte sich von dem Schiff herüber. Tiny meinte: »Ich glaube nicht, dass die Half Moon ihren Kurs richtig angeglichen hat.« Er erkundigte sich im Funkraum nach der Bewegung des Schiffes relativ zur Station. Die Antwort gefiel ihm nicht, und er gab Befehl, die Half Moon anzurufen.

Tiny wartete, bis der Fernsehschirm den Befehlshabenden des Raketenschiffes zeigte. »Guten Morgen, Captain. Warum haben Sie uns eine Leine angehängt?«

»Für die Fracht natürlich. Schicken Sie Ihre schnellsten Leute herüber. Ich will starten, bevor wir in den Schatten eintreten.« Die Station verbrachte jeden Tag rund ein einviertel Stunden mit der Durchquerung des Erdschattens. Wir arbeiteten in zwei Elf-Stunden-Schichten und machten während der dunklen Periode Pause; so brauchten wir keine Scheinwerfer anzubringen und die Anzüge nicht zu heizen.

Tiny schüttelte den Kopf. »Erst, wenn Sie Kurs und Geschwindigkeit angeglichen haben.«

»Ich habe sie angeglichen!«

»Nicht den Vorschriften entsprechend – nach meinen Instrumenten.«

»Haben Sie ein Herz, Tiny! Ich bin knapp an Manövrier-Treibstoff. Wenn ich dieses ganze Schiff herumschwenke, um eine geringfügige Korrektur an ein paar lausigen Tonnen Fracht vorzunehmen, werde ich auf einem Sekundärfeld, ja, vielleicht sogar mit abgestellten Motoren landen müssen.« Damals hatten alle Schiffe Lande-Tragflächen.

»Hören Sie, Captain«, erklärte Tiny scharf, »der einzige Zweck Ihres Fluges war es, für diese paar lausigen Tonnen die Kreisbahn anzugleichen. Mir ist es gleich, ob Sie in Klein-Amerika auf einem Springstock landen. Die erste Ladung wurde hier mit liebevoller Sorgfalt auf dem richtigen Orbit abgesetzt, und ich werde dafür sorgen, dass es bei jeder weiteren Ladung auch geschieht. Bringen Sie Ihren Planwagen auf die richtige Bahn.«

»Sehr wohl, Herr Bauleiter!«, entgegnete Captain Shields steif.

»Seien Sie nicht böse, Don«, sagte Tiny leise. »Übrigens, haben Sie nicht einen Passagier für mich?«

»O ja, und ob!« Shields’ Gesicht verzog sich zum Grinsen.

»Nun, behalten Sie ihn an Bord, bis wir gelöscht haben. Vielleicht sind wir doch noch schneller als der Schatten.«

»Gut, gut! Warum sollte auch gerade ich Ihre Sorgen vermehren?« Der Skipper schaltete ab und ließ meinen Boss mit verwirrtem Gesicht zurück.

Wir hatten keine Zeit, über die Worte des Skippers nachzudenken. Shields drehte sein Schiff auf den Gyroskopen herum, feuerte eine oder zwei Sekunden lang, hatte sich uns haargenau angepasst – und verbrauchte trotz seines Gejammers nur sehr wenig Treibstoff. Ich schnappte mir jeden Mann, den wir entbehren konnten, und holte die Ladung heraus, bevor wir in den Erdschatten eintraten. Schwerelosigkeit ist ein unglaublicher Vorteil beim Umgang mit Fracht. Wir entluden die Half Moon – und das von Hand! – in vierundfünfzig Minuten.

Die Lieferung bestand aus vollen Sauerstofftanks und Aluminiumspiegeln, um sie abzuschirmen, Außenhaut-Elementen – Aluminium-Sandwichplatten mit Schaumglasfüllung – und Kisten mit Starthilfsraketen, mit denen wir die Wohnquartiere in Rotation versetzen wollten. Sobald alles draußen und an unserer Leine befestigt war, schickte ich die Männer an der gleichen Leine zurück. Ich lasse nämlich keinen Mann ungesichert draußen arbeiten, auch wenn er sich einbildet, der Raum sei sein eigentliches Element. Dann sagte ich Shields, er könne uns den Passagier herüberschicken und ablegen.

Dieser kleine Kerl kam aus der Luftschleuse des Schiffes und hakte sich an der Schiffsleine fest. Er benahm sich ganz, als sei er an den Raum gewöhnt, warf die Füße hoch, stieß sich ab und segelte mit frei laufendem Karabinerhaken an der Leine entlang. Ich beeilte mich mit dem Rückweg und winkte ihm, mir zu folgen. Tiny, der Neue und ich erreichten die Luftschleusen gleichzeitig.

Außer der üblichen Frachtschleuse hatten wir drei Kwikloks. Ein Kwiklok ist eine Eiserne Jungfrau ohne Stacheln, gerade groß genug für einen Mann im Raumanzug und ein paar Liter Spülluft. Sie öffnen sich automatisch in festgesetzten Intervallen. Beim Schichtwechsel sparen sie viel Zeit. Ich nahm die mittelgroße, Tiny natürlich die große. Ohne Zögern zog sich der neue Mann in die kleine.

Wir schwebten in Tinys Büro. Tiny schnallte sich an und schob seinen Helm zurück. »Nun, McNye«, sagte er. »Ich freue mich, Sie bei uns zu haben.«

Der neue Funktechniker öffnete seinen Helm. Eine leise, angenehme Stimme antwortete: »Vielen Dank.«

Ich glotzte und brachte kein Wort heraus. Von meinem Platz aus konnte ich sehen, dass der neue Funktechniker ein Haarband trug.

Ich fürchtete, Tiny werde explodieren. Er brauchte das Haarband gar nicht erst zu sehen. Bei hochgeschobenem Helm war es offensichtlich, dass der neue »Mann« so weiblich war wie die Venus von Milo. Tiny blubberte etwas, dann hatte er sich losgeschnallt und machte einen Satz zum Bullauge hin. »Dad!«, brüllte er. »Rufen Sie den Funkraum! Lassen Sie das Schiff anhalten!«

Aber die Half Moon war bereits eine weit entfernte Feuerkugel. Tiny wirkte benommen. »Dad«, sagte er, »wer weiß sonst noch davon?«

»Niemand, soviel ich weiß.«

Er dachte ein Weilchen nach. »Wir müssen sie außer Sicht halten. Das ist es – wir sperren sie ein, bis das nächste Schiff kommt.« Er sah sie nicht an dabei.

»Über was in aller Welt reden Sie?« McNyes Stimme klang höher und nicht mehr angenehm.

Tiny maß sie mit einem bösen Blick. »Über Sie. Was sind Sie – ein blinder Passagier?«

»Seien Sie nicht albern! Ich bin G. B. McNye, Elektronik-Ingenieur. Haben Sie meine Papiere nicht bekommen?«