Imperialistische Logik - Robert A. Heinlein - E-Book

Imperialistische Logik E-Book

Robert A. Heinlein

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Beschreibung

Sklaverei auf der Venus

Humphrey Wingate kann sich kaum an die letzte Nacht erinnern. Er hatte mit seinem Freund Sam Jones ein paar über den Durst getrunken, und als er wieder zu sich kommt, ist er auf einem Schiff zur Venus unterwegs – als Sklave! Wingate versucht alles, um sich zu befreien, und verstrickt sich immer tiefer in ein menschenverachtendes System …

Die Erzählung „Imperialistische Logik“ erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories und Romanen von Robert A. Heinlein auch in dem Sammelband „Die Geschichte der Zukunft“ enthalten. Sie umfasst ca. 64 Buchseiten.

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Seitenzahl: 96

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ROBERT A. HEINLEIN

IMPERIALISTISCHE LOGIK

ERZÄHLUNG

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

DAS BUCH

Humphrey Wingate kann sich kaum an die letzte Nacht erinnern. Er hatte mit seinem Freund Sam Jones ein paar über den Durst getrunken, und als er wieder zu sich kommt, ist er auf einem Schiff zur Venus unterwegs – als Sklave! Wingate versucht alles, um sich zu befreien, und verstrickt sich immer tiefer in ein menschenverachtendes System …

Die Erzählung »Imperialistische Logik« erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories und Romanen von Robert A. Heinlein auch in dem Sammelband »Die Geschichte der Zukunft« enthalten.

DER AUTOR

Robert A. Heinlein wurde 1907 in Missouri geboren. Er studierte Mathematik und Physik und verlegte sich schon bald auf das Schreiben von Science-Fiction-Romanen. Neben Isaac Asimov und Arthur C. Clarke gilt Heinlein als einer der drei Gründerväter des Genres im 20. Jahrhundert. Sein umfangreiches Werk hat sich millionenfach verkauft, und seine Ideen und Figuren haben Eingang in die Weltliteratur gefunden. Die Romane »Fremder in einer fremden Welt« und »Mondspuren« gelten als seine absoluten Meisterwerke. Heinlein starb 1988.

www.diezukunft.de

Diese Erzählung ist dem Band Robert A. Heinlein: »Die Geschichte der Zukunft« entnommen.

Titel der Originalausgabe: Logic of Empire

Aus dem Amerikanischen von Rosemarie Hundertmarck

Copyright © 1941 by Street & Smith Publications, Inc.

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Covergestaltung: Stardust, München

Satz: Schaber Datentechnik, Wels

ISBN: 978-3-641-16982-4

»Sei kein sentimentaler Idiot, Sam!«

»Ob ich nun sentimental bin oder nicht«, entgegnete Jones, »ich erkenne Sklaverei, wenn ich sie sehe. Und ihr habt sie auf der Venus.«

Humphrey Wingate schnaubte. »Das ist einfach lächerlich. Die Arbeitsklienten der Company sind Angestellte mit legalen Verträgen, die sie freiwillig unterschrieben haben.«

Jones hob leicht die Augenbrauen. »So? Was ist denn das für ein Vertrag, nach dem ein Mann ins Gefängnis kommt, wenn er seine Stellung aufgibt?«

»Das ist nicht der Fall. Jeder Klient kann mit der üblichen Frist von zwei Wochen kündigen. Ich muss es schließlich wissen; ich …«

»Ja, ich weiß«, stimmte Jones mit müder Stimme zu. »Du bist Rechtsanwalt. Du weißt alles über Verträge. Aber das Problem mit dir, du Dummkopf, ist, dass du nichts als die juristischen Phrasen verstehst. Freiwillig unterschriebener Vertrag – Blödsinn! Ich rede über Tatsachen; ich reite nicht auf Paragrafen herum. Mir ist es gleichgültig, was in den Verträgen steht. Diese Menschen sind Sklaven!«

Wingate leerte sein Glas und stellte es ab. »Also ich bin ein Dummkopf? Nun will ich dir einmal erzählen, was du bist, Sam Houston Jones. Du bist ein halbgarer Salon-Roter. Du hast noch nie für deinen Lebensunterhalt arbeiten müssen, und du meinst, es sei schrecklich, dass andere Leute dazu gezwungen sind. Nein, warte«, fuhr er fort, als Jones den Mund öffnete, »hör mir zu! Die Klienten der Company sind auf der Venus verdammt viel besser dran als die meisten Angehörigen ihrer Klasse hier auf der Erde. Sie haben einen sicheren Arbeitsplatz, Essen und einen Ort zum Schlafen. Wenn sie krank werden, steht ihnen ärztliche Behandlung zu. Die Schwierigkeit mit Leuten dieser Gesellschaftsschicht ist, dass sie nicht arbeiten wollen …«

»Wer will das schon?«

»Sei nicht albern! Nur die recht strengen Bedingungen des Vertrags verhindern, dass sie in der Minute, wo es ihnen langweilig wird, von einem guten Arbeitsplatz weglaufen und erwarten, dass die Company sie umsonst zur Erde zurückbefördert. Bei deiner feinsinnigen, nächstenliebenden Denkungsart magst du noch nicht auf die Idee gekommen sein, dass die Company Verpflichtungen gegenüber ihren Aktionären hat – dir zum Beispiel! –, und es sich nicht leisten kann, einen interplanetaren Fährdienst zugunsten einer Menschenklasse zu unterhalten, die meint, die Welt sei ihnen den Lebensunterhalt schuldig.«

»Jetzt hast du mich erwischt, mein Freund.« Jones verzog das Gesicht. »Ich bin tatsächlich Aktionär. Ich schäme mich dessen.«

»Warum verkaufst du dann nicht?«

Jones blickte angewidert drein. »Was wäre das für eine Lösung? Glaubst du, ich kann mein Wissen und damit meine Verantwortung abschütteln, indem ich mich von meinen Aktien trenne?«

»Ach, hol’s der Teufel!«, sagte Wingate. »Trink aus!«

»Du hast recht«, stimmte Jones zu. Er hatte eine Übungsfahrt als Reserveoffizier hinter sich, es war sein erster Abend nach der Landung, und er hatte im Trinken etwas nachzuholen. Zu schade, dachte Wingate, dass Jones’ Schiff die Venus berührt hatte …

»Alles aufstehen! Alles aufstehen! Hoch mit euch, ihr Faulenzer! Raus aus den Betten! Raus aus den Betten und rein in die Socken!« Die raue Stimme sägte sich durch Wingates schmerzenden Kopf. Er öffnete die Augen. Grelles weißes Licht blendete ihn, und er schloss sie hastig wieder. Aber die Stimme wollte ihn nicht in Frieden lassen. »Zehn Minuten bis zum Frühstück«, rasselte sie. »Kommt und holt es euch, oder wir werfen es hinaus!«

Von Neuem öffnete er die Augen und zwang sie mit zitternder Willenskraft zur Wahrnehmung. Beine bewegten sich an ihnen vorbei, die meisten mit Jeans bekleidet, doch einige zeigten widerwärtige haarige Nacktheit. Ein Durcheinander von männlichen Stimmen, aus dem er Wörter, aber keine Sätze aufschnappte, wurde von einer Hintergrundmusik aus metallischen Geräuschen – gedämpft, aber durchdringend – begleitet: Schrrg, schrrg, bumm! Schrrg, schrrg, bumm! Das »Bumm«, mit dem sich der Zyklus vollendete, tat seinem Kopf weh, war aber nicht so nervenzerfetzend wie ein anderes Geräusch, ein tonloses, schwirrendes Zischen, das er nicht lokalisieren und dem er nicht entfliehen konnte.

Es roch nach menschlichen Wesen, von denen zu viele in einem zu kleinen Raum sind. Man konnte es mit gutem Gewissen nicht »Gestank« nennen, und die Sauerstoffversorgung war auch nicht unzureichend. Aber die Luft war voll von dem warmen, etwas muffigen Geruch bettwarmer Körper, die nicht schmutzig, aber auch nicht frisch gewaschen waren. Er legte sich aufs Gemüt und nahm einem den Appetit. Bei Wingate in seinem Zustand rief er beinahe Erbrechen hervor.

Allmählich gewann er einige Einsicht in die Natur seiner Umgebung. Er war in irgendeiner Mannschaftsunterkunft. Sie war gedrängt voll mit Männern, die aufstanden, herumschlurften, sich anzogen. Er lag auf der untersten Koje eines vierstöckigen Etagenbettes. Zwischen den Beinen, die um ihn herumwimmelten und an seinem Gesicht vorüberzogen, konnte er an den Wänden und frei im Raum weitere solche Etagenbetten sehen. Sie reichten vom Fußboden bis zur Decke und wurden von Streben gestützt.

Jemand setzte sich auf das Fußende von Wingates Koje und drängte seinen breiten Hintern an Wingates Knöchel, während er sich die Socken überstreifte. Wingate zog seine Füße weg. Der Fremde wandte ihm das Gesicht zu. »Habe ich dich gequetscht, Kumpel? Entschuldige.« Nicht unfreundlich setzte er hinzu: »Mach lieber, dass du hier herauskommst, sonst vergattert dich der Profos dazu, die Kojen hochzuklappen.« Er gähnte gewaltig und wollte aufstehen. Ganz offensichtlich war er mit Wingate und Wingates Angelegenheiten fertig.

»Warte mal!«, bat Wingate hastig.

»Hä?«

»Wo bin ich? Im Gefängnis?«

Der Fremde studierte Wingates blutdurchschossene Augen und das geschwollene, ungewaschene Gesicht mit objektivem Interesse, aber ohne Bosheit. »Junge, Junge, musst du dich beim Vertrinken deines Handgelds drangehalten haben.«

»Handgeld? Zum Teufel, wovon redest du?«

»Sag mal, ganz ehrlich, weißt du nicht, wo du bist?«

»Nein.«

»Nun …« Der andere zögerte. Er schien es für albern zu halten, eine Wahrheit zu verkünden, die offensichtlich war. Doch Wingates Gesichtsausdruck überzeugte ihn, dass dieser es wirklich wissen wollte. »Nun, du bist auf der Evening Star und unterwegs zur Venus.«

Ein paar Minuten später berührte der Fremde Wingates Arm. »Nimm es nicht so tragisch, Kumpel! Es gibt nichts, worüber es sich aufzuregen lohnte.«

Wingate nahm die Hände vom Gesicht und presste sie gegen die Schläfen. »Das ist nicht wirklich.« Er sprach mehr zu sich selbst als zu dem anderen. »Es kann nicht wirklich sein …«

»Hör auf! Komm und hol dir dein Frühstück!«

»Ich könnte nichts essen.«

»Quatsch! Ich weiß, wie dir zumute ist – hab das auch schon mitgemacht. Essen ist das Einzige, was hilft.« Der Profos beendete die Diskussion, indem er zu ihnen trat und Wingate mit seinem Gummiknüppel in die Rippen stieß.

»Glauben Sie, das ist hier das Krankenrevier oder die Erste Klasse? Klappen Sie die Kojen hoch!«

»Langsam, Maat, langsam«, beschwichtigte Wingates neuer Bekannter ihn. »Unser Kollege ist heute Morgen nicht ganz er selbst.« Dabei zog er Wingate mit einer seiner großen Pratzen auf die Füße und schob dann mit der anderen die Etagenbetten hoch und an die Wand. Haken rasteten in ihre Halterungen ein, und der Aufbau blieb flach an der Wand hängen.

»Er wird noch verdammt weit weniger er selbst sein, wenn er mich bei meinen Pflichten behindert«, prophezeite der kleine Funktionär. Aber er ging weiter. Wingate stand wie angewurzelt barfuß auf den Bodenplatten, überwältigt von einem Gefühl hilfloser Unentschlossenheit. Es wurde noch verstärkt von der Tatsache, dass er nichts als seine Unterwäsche trug. Sein Gefährte musterte ihn.

»Du hast dein Kissen vergessen. Hier …« Er fasste zwischen die unterste Koje und die Wand und holte ein flaches, mit transparenter Folie umhülltes Päckchen hervor. Dann brach er das Siegel und schüttelte den Inhalt heraus, einen Overall aus schwerem Jeansstoff. Wingate zog ihn dankbar an. »Nach dem Frühstück kannst du dir ein Paar Latschen geben lassen«, setzte sein Freund hinzu. »Jetzt müssen wir zum Essen.«

Als sie die Durchreiche der Kombüse erreichten, hatte der Letzte der Schlange sie bereits verlassen, und das Fenster war geschlossen. Wingates Gefährte klopfte dagegen. »Macht auf, ihr da drinnen!«

Das Fenster flog auf. »Es gibt keinen Nachschlag«, verkündete ein Gesicht.

Der große Mann hielt die Glasscheibe fest, sodass sie nicht heruntergelassen werden konnte. »Wir wollen keinen Nachschlag – wir haben noch gar nichts gehabt.«

»Warum, zum Teufel, könnt ihr nicht pünktlich kommen?«, nörgelte der Kombüsen-Funktionär. Aber er knallte zwei Rationenkartons auf die breite Abstellfläche der Durchreiche. Der große Mann reichte Wingate eine davon und setzte sich auf die Bodenplatten, den Rücken an das Kombüsenschott gelehnt.

»Wie heißt du, Kumpel?«, fragte er und öffnete die Verpackung seiner Ration. »Ich heiße Hartley – ›Satchel‹ Hartley.«

»Und ich Humphrey Wingate.«

»Okay, Hump. Freue mich, dich kennenzulernen. Und was sollte nun all der Unsinn, den du mir vorgefaselt hast?« Er löffelte sich einen riesigen Happen Rührei in den Mund und saugte Kaffee aus einem Ende seines Trinkkartons.

»Ich nehme an, ich bin schanghait worden.« Wingates Gesicht war zerfurcht vor Sorge. Er versuchte, ebenso wie Hartley zu trinken – und spritzte sich dabei die braune Flüssigkeit ins Gesicht.

»Langsam, so macht man das nicht«, warnte Hartley ihn sofort. »Steck den Nippel in den Mund, und drück nicht stärker, als du saugen kannst. Pass auf, so.« Er zeigte es ihm. »Deine Theorie leuchtet mir nicht sehr ein. Die Company ist nicht auf Menschenraub angewiesen, solange die Leute um die Chance, anheuern zu dürfen, Schlange stehen. Was ist passiert? Kannst du dich nicht erinnern?«

Wingate versuchte es. »Das Letzte, an das ich mich erinnere, ist, dass ich mit dem Piloten eines Hubschrauber-Taxis über seine Gebühr gestritten habe.«

Hartley nickte. »Die versuchen immer zu bescheißen. Glaubst du, er hat dich niedergeschlagen?«

»Nein … eigentlich nicht. Ich scheine ganz in Ordnung zu sein – abgesehen von dem fürchterlichsten Kater, den du dir vorstellen kannst.«

»Dir wird es bald wieder besser gehen. Sei froh, dass die Evening Star künstliche Schwerkraft hat, statt einer ballistischen Bahn zu folgen. Dann wärst du richtig krank, glaub mir.«

»Wie ist das mit der Schwerkraft?«

»Das Schiff beschleunigt oder bremst auf dem ganzen Weg. Das muss es, weil es Kabinen-Passagiere an Bord hat. Hätte man uns mit einem Frachter weggeschickt, wäre das ganz anders. Ein Frachter wird in die richtige Bahn eingeschossen, und dann herrscht für den Rest der Reise Schwerelosigkeit. Mann, was die Neuen da leiden!« Er kicherte.